Ich habe vor kurzem den Film "Lion" im Kino gesehen. Ein kleiner Junge findet durch ein Versehen nicht mehr nach Hause zurück. Als Erwachsener findet er auf Google Earth sein Heimatdorf wieder und reist dorthin, um seine Mutter und seinen Bruder wiederzusehen. Er hat nie die Hoffnung aufgegeben sie wieder zu finden. Die Mutter hat nie die Hoffnung aufgegeben ihr Kind wiederzufinden. Dies scheint mir ein Fall von "positiver Anhaftung" zu sein. Die Beziehung zwischen Mutter und Kind ist für kleine Kinder lebenswichtig. Die Anhaftung zwischen Mutter und Kind würde ich als "natürliche Anhaftung" bezeichnen.
Dann sah ich mal einen Tierfilm mit einer Elefantenherde, die während einer großen Dürre umherzog auf der Suche nach Nahrung. Ein Elefanten-Junge konnte irgendwann nicht mehr weiter. Die Herde zog aber weiter, denn sie wissen nicht, wann sie Nahrung finden werden, und haben deswegen keine Wahl. Die Elenfanten-Mutter blieb bei ihrem Junge bis es starb. Erst dann zog sie weiter. Alleine ohne Herde, die schon weitergezogen ist, sind ihre Chancen schlechter. Aber sie blieb damals trotzdem bei ihrem Jungen und zog erst weiter nachdem es gestorben war. Das ist für mich auch ein Beispiel von "positiver Anhaftung".
Aber es scheint irgendwann einen Punkt zu geben, wann diese Anhaftung vom positive ins negative kippt. Ich sage jetzt mal halb scherzhaft/ironisch halb ernst gemeint, dass dies typischerweise bei der Partnersuche einsetzen kann. Bei der Mutterliebe ist keine Gier im Spiel. Hier kann es noch nicht kippen. Aber bei der Partnersuche wird es dann erstmals sehr schwierig natürliche Anhaftung von Gier unterscheiden zu können bzw. "falscher Anhaftung". Gerade in unserer Konsumgesellschaft als auch in der früheren bürgerlichen Gesellschaft früherer Jahrhunderte wird einem immer das Bild vorgesetzt, dass man hier erfolgreich sein muss um von der Gesellschaft als wertvoll akzeptiert zu werden.
Jetzt ist meine Frage, ob ich hier was falsch sehe. Habe ich was falsch verstanden und Anhaftung ist einfach immer unheilsam? Oder gibt es schon sowas wie natürliche Anhaftung, die bis zu einem bestimmten Grad heilsam ist, aber dann kippen kann, wenn man nicht den Unterschied kennt oder durch fehlende Achtsamkeit nicht darauf stößt?
Grüße, Anandasa