Buddhismus Aktuell 1/2016: einige weitere Anmerkungen

  • In Fortsetzung der Auseinandersetzung mit Buddhismus aktuell 1/2016 zum Thema Achtsamkeit hier einige weitere Anmerkungen.


    Zitat

    Wozu also Buddhismus? Wenn wir einfach so aufmerksamer werden können, wenn wir durch moderate sportliche Betätigung und vernünftiges Essen unsere Befindlichkeit verbessern können, wenn wir uns selbst mässigen können, wenn wir uns motivieren können, mehr darüber herauszufinden, was uns zu dem macht was wir sind – um in der Folge vielleicht sogar daran zu gehen, das was uns macht, zu ändern –, warum dann nicht das tun, statt zum Buddhisten zu werden?

  • Der Unbuddhist:

    warum dann nicht das tun, statt zum Buddhisten zu werden?

    [/quote]
    Warum nicht gemütlich mit einer Straßenbahn fahren oder Spazieren gehen und im Sommer nach Malle?

  • :lol:


    Das sind berechtigte Fragen.


    Auf der anderen Seite schließt Buddhist werden ja nicht aus gemütlich mit einer Straßenbahn zu fahren oder Spazieren zu gehen und im Sommer nach Malle zu fliegen.


    Wie ja auch die Steigerung der Aufmerksamkeit und Befindlichkeit durch moderate sportliche Betätigung und vernünftiges Essen, die Mässigung und Motivation, mehr darüber herauszufinden, was einen zu dem macht was man ist – um in der Folge vielleicht sogar daran zu gehen, das was einen macht, zu ändern, nicht ausschließt zum Buddhisten zu werden.


    Dabei will ich nun nicht das Buddhist-Werden bewerben. Nur die Sinnhaftigkeit der Frage so wie hier gestellt, erschließt sich mir nicht. Aber vielleicht deshalb, weil ich nicht verstehe, dass mit "Buddhist-Werden" notwendigerweise ein strenges Regime an "du musst"- und "du darfst nicht"-Regeln einhergeht, welches sportliche Betätigung und vernünftiges Essen untersagt und untersagt, irgendwas zu ändern. Aber selbst wenn es so wäre, vom Katholizismus kenne ich Regeln auch und da haben die Regeln auch niemanden gestört. Na vielleicht sind Buddhisten da protestantischer? ;)

  • Was für eine Frage !


    Warum Fc Bayern Fan werden, warum Musik hören, warum Achterbahn fahren, warum X warum Y.


    Muss jeder selber wissen was er mit seinen 90 Jahren Menschsein anfagen will.


    Konkret denke ich Buddhist werden will jemand, der sich davon etwas bestimmtes verspricht, Buddhist bleiben will jemand, der davon in irgendeiner Weise profitiert.


    Man kann 1000 andere Dinge tun, sein oder seinlassen statt Buddhist, die meisten Menschen tun das übrigens auch.


    Man sollte sich über das, was man sein will, glaubt zu sein oder nicht zu sein, nicht zu viel einbilden:
    Buddhist sein, Unbuddhist sein, FC Bayern Fan sein Nicht-FC Bayern Fan sein, Kaninchenzüchter sein oder nicht, ist alles einerlei: Identifikation.

  • Zum Artikel.
    Darin wird folgende Übersetzung des Wortlautes des Befunde einer Metastudie hervorgehoben:

    Zitat

    Wir fanden keine Belege dafür, dass Meditationsprogramme besser als beliebige andere Formen aktiver Behandlung waren (z.B. Medikamente, Sport und andere Verhaltenstherapien).


    Also ich finde, dass es eher für die Meditationsprogramme spricht als gegen sie, wenn sie doch annähernd gleich zu anderen Therapieformen wie z.B. Medikamente, Sport und andere Verhaltenstherapien ("Psychotherapie"?) wirken können (wenn sie dies auch nicht notwendigerweise tun). Und wenn ein Verleger davon spricht, dass es einen "überzeugenden" Nachweis für die Wirksamkeit gäbe, dann ist die Verneinung dieser Bewertung wie im Artikel (Zitat: "Eine Metastudie publiziert im März 2014 kommt zu einem ganz anderen Ergebnis als dem “überzeugend”), nur dann erklärbar, wenn man überzogene Erwartungen hinsichtlich einer besseren Wirksamkeit hegt. Aber was sollte solch überzogenen Erwartungen rechtfertigen?


    Und was einen möglichen autosuggestiven Placebo-Effekt angeht, der ins Spiel gebracht wird. Wie will man denn in einem solchen Anwendungsgebiet Placebo-Effekte ausschließen, nicht nur auf dem Gebiet der Meditationsprogramme, sondern auch auf dem Gebiet der erwähnten anderen Therapieformen "z.B. Medikamente, Sport und andere Verhaltenstherapien"? Bei Vergleichen spielen die Placebo-Effekte doch für alle Therapieformen eine Rolle und ob diese bei Meta-Studien solcher Art statisch abtrennbar sind, das ist doch stark zu bezweifeln. Vor allem aber sind doch die zu therapierenden Symptome in diesen Anwendungsgebieten selbst häufig nicht auf organische, sondern auf psychogen-autosuggestive Ursachen zurückzuführen. Da wäre dann ein Placebo-Effekt die Bekämpfung von Gleichem mit Gleichem.
    Darüberhinaus darf an der strengen Wissenschaftlichkeit des Datenmaterials zu Befindlichkeiten wie Angst, Stress und Depression gezweifelt werden, weil diese doch idR über Patienten-Interviews bzw. Fragebögen erhoben werden und es keine technischen Messintrumente hierfür gibt.

  • Stero:


    finde, dass es eher für die Meditationsprogramme spricht als gegen sie, wenn sie doch annähernd gleich zu anderen Therapieformen wie z.B. Medikamente, Sport und andere Verhaltenstherapien ("Psychotherapie"?) wirken können (wenn sie dies auch nicht notwendigerweise tun).


    Ja, wenn die so gut wirken wie Sport, warum nicht?


    Stero:

    überzogenen Erwartungen...


    Da ist ja der Punkt. Das ganze Heft ist voller überzogener Erwartungen.


    Stero:

    und was einen möglichen autosuggestiven Placebo-Effekt angeht.


    Um den geht es ja gerade. Das ist der Punkt mit der "Intention" den ich anspreche. Deshalb auch der Verweis auf die Geschichte vom Zahn des Buddha.

  • Der Unbuddhist:

    In Fortsetzung der Auseinandersetzung mit Buddhismus aktuell 1/2016 zum Thema Achtsamkeit hier einige weitere Anmerkungen.


    Zitat

    Wozu also Buddhismus? Wenn wir einfach so aufmerksamer werden können, wenn wir durch moderate sportliche Betätigung und vernünftiges Essen unsere Befindlichkeit verbessern können, wenn wir uns selbst mässigen können, wenn wir uns motivieren können, mehr darüber herauszufinden, was uns zu dem macht was wir sind – um in der Folge vielleicht sogar daran zu gehen, das was uns macht, zu ändern –, warum dann nicht das tun, statt zum Buddhisten zu werden?


    Da steckt ja die eigentliche Frage drin: können wir uns selbst verändern, uns zu dem machen was wir sind, oder braucht es dazu einen Referenzpunkt "außerhalb" von uns - also braucht es dazu einen anderen, an dem wir uns messen? Es geht ja nicht um moderate Verbesserungen der Befindlichkeiten, sondern um Leiden - nämlich Krankheit, Alter, Tod - also solche Dinge, die nicht durch uns änderbar sind.

  • Monday:

    Da steckt ja die eigentliche Frage drin: können wir uns selbst verändern, uns zu dem machen was wir sind, oder braucht es dazu einen Referenzpunkt "außerhalb" von uns - also braucht es dazu einen anderen, an dem wir uns messen?


    Ein eindeutiges Nein. Um sich zu dem zu machen was er ist braucht keiner irgendwas.
    Um aber Nachfolger der Lehre des Buddha zu sein bedarf es den Buddha und seiner Lehre.
    Ohne, geht es wirklich nicht.


    Monday:


    Es geht ja nicht um moderate Verbesserungen der Befindlichkeiten, sondern um
    Leiden - nämlich Krankheit, Alter, Tod - also solche Dinge, die nicht durch uns änderbar sind.


    Genau, und das bekommt man durch "moderate Verbesserungen" nicht hin.
    Dabei gibt es natürlich auch Nachfolger des Buddha die in der Tat, mehr oder
    weniger, im Moment nur "moderate Verbesserungen" anstreben obwohl sie
    langfristige noch mehr vor haben. Das mag unterschiedlich sein und dabei
    geht es nicht nur um den "Buddhismus aktuell".

  • Der Unbuddhist:

    Bitte mal den Text anstatt nur den Teaser lesen. Bitte keine Beiträge die sich nicht mit der Thematik im Text befassen. Soviel Achtsamkeit muss sein.


    Tut mir leid wenn dir der Text nicht gefallen hat.

  • Der Unbuddhist:
    Stero:


    finde, dass es eher für die Meditationsprogramme spricht als gegen sie, wenn sie doch annähernd gleich zu anderen Therapieformen wie z.B. Medikamente, Sport und andere Verhaltenstherapien ("Psychotherapie"?) wirken können (wenn sie dies auch nicht notwendigerweise tun).


    Ja, wenn die so gut wirken wie Sport, warum nicht?


    Weder Sport noch Meditationsprogramme wirken bei jedem gleichermaßen. Auch sind die "Geschmäcker" bzw. Neigungen und damit gleichzeitig die Wirksamkeits-Wahrscheinlichkeit unterschiedlich bei unterschiedlichen Individuen.
    Also: Medikamente oder Sport oder andere Verhaltenstherapien oder Meditationsprogramme? Für jedes gilt: Warum nicht?



    Der Unbuddhist:
    Stero:

    und was einen möglichen autosuggestiven Placebo-Effekt angeht.


    Um den geht es ja gerade. Das ist der Punkt mit der "Intention" den ich anspreche. Deshalb auch der Verweis auf die Geschichte vom Zahn des Buddha.


    Na ja. ich sagte ja, dass es den Placebo-Effekt gleichermaßen gibt bei Medikamenten, Sport oder andere Verhaltenstherapien oder Meditationsprogrammen.

  • Zitat

    "Buddhismus aktuell".


    "Ich und Du und mein Dharma" - oder so.


    Aber wie werde ich denn nun Buddhist ? Und wie werde ich Nicht-Buddhist oder Un-Buddhist ? So wie "Anti Christ" ? Voraussetzung ? Eine Bezeichnung kann sich jeder geben oder auch wieder nehmen.

  • Der Unbuddhist:
    Stero:

    überzogenen Erwartungen...


    Da ist ja der Punkt. Das ganze Heft ist voller überzogener Erwartungen.


    Dann ist dein Anliegen also die Hervorhebung überzogener Erwartungen auf Seiten von Buddhisten hinsichtlich Meditationsprogrammen, die doch nur eine unter vielen Therapiemöglichkeiten bei Befindlichkeitsstörungen sind?
    Wenn ja, dann ist das berechtigt. Aber das mit den überzogenen Erwartungen träfe ggf. auch bei vielen Sportlern hinsichtlich sportlicher Betätigung zu.
    Immer das, womit man sich selbst vorrangig beschäftigt, wird leicht als das non-plus-ultra wahrgenommen.

  • Morpho:

    Wie wird man denn so ein Buddhist ?


    Indem man sich vom "TripleGem" "blessen" lässt. 8)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Kannst du vielleicht ein paar Quellen zu den Aussagen in deinem Blog Eintrag angeben - damit ich folge Sätze besser nachvollziehen kann:


    Zitat

    Bis in die 1960er und 70er Jahre hat das was man heute Achtsamkeit nennt im deutschsprachigen Buddhismus keine Rolle gespielt. Der damalige Buddhismus baute wesentlich auf Arbeiten von Pionieren wie Nyanatiloka auf, war stark am so genanten Theravada orientiert und war in seiner Ethik viel eher an einem protestantischen Erbe, verbunden mit einem gewissen Arbeitsethos, orientiert, als an einem romantischen, welches auf Verinnerlichung zielt, bzw. auf eine Ästhetik der Empfindsamkeit. Erst mit dem Auftreten der Tibeter in der Diaspora kommt diese zweite, romantische Spur zum tragen. Erst hier, mit Exponenten wie dem Dalai Lama oder Think Not Hanh, einem weiteren buddhistischen Heimatvertriebenen, kommt die ‘Meditation’ und mit ihr, mit Leuten wie Jon Kabat-Zinn, die Achtsamkeit ganz gross raus.


    Laut Internet ist das Buch 'Das Wort des Buddha' von Nyanatiloka 1904 oder 1906 erschienen. Nach meiner Auffassung geht es gleich in den ersten Seiten dieses Buches sehr wohl um den Blick nach innen - die Achtsamkeit - die Achtsamkeitsmediation (auf den Atem) etc. ich kann nur überhaupt nicht erklären bzw. finde keine Text dazu warum sich diese Achtsamkeit mit dem Blick nach innen erst viel später ab 1970 ausgeprägt haben soll. Nach meinem Wissen ist es doch ein essenzieller Teil wichtiger alter Schriften verschiedener Richtungen - der Blick nach innen und vor allem (das fehlt mir bei deiner Achtsamkeitskritik etwas) dem Blick auf das "hier und jetzt" (ohne herumlungern der Gedanken in der Vergangenheit, noch von der Zukunft träumen).


    Deiner Kritik dass Achtsamkeit(smeditation) nicht wirkt bzw. nicht besser wirkt als... halte ich die folgende Reportage entgegen. Danach wirkt es für mich (grade der Teil mit der Getto Schule) - aber:
    http://www.arte.tv/guide/de/05…evolution-der-selbstlosen


    Ich finde leider nur eine Leseprobe von Buddhismus Aktuell 1/2016 - hast du da vielleicht einen Link? Also ich finde die oben genannte Doku zeigt schön Details zu dem (ich kann leider nur eine Seite davon lesen) Beitrag "Wer ist es, der achtsam ist?" (S.20). Hilft aber natürlich nicht jedem.


    link: Nyanatiloka - Wort des Buddha
    http://www.palikanon.com/buddh…buddhas/00wortbuddhas.htm

  • Losang Lamo:
    Morpho:

    Wie wird man denn so ein Buddhist ?


    Indem man sich vom "TripleGem" "blessen" lässt. 8)



    Ah ! So ?

    Zitat

    Das ist es, was ich Glauben nennne. Diese innere Kraft empfängst du von deiner Religion, dem Buddhismus. Das muss so sein als ob der Buddha in deinem Herzen wohnt und dir täglich einen Besuch abstattet.

    sawaki 8)

  • Der Unbuddhist:

    Bitte mal den Text anstatt nur den Teaser lesen. Bitte keine Beiträge die sich nicht mit der Thematik im Text befassen. Soviel Achtsamkeit muss sein.


    Den Text kenne ich und deine anderen Texte auch. Es ist ja nichts neues, da du deine Befindlichkeiten oder Mißbefindlichkeiten mit deinem Buddhismus versuchst abzuarbeiten. Ich kenne das aus meinem religiösen Kontext. Schreib doch mal ne Kritik in der Buddhismus aktuell. Das hatte dir doch auch Ursula Richard schon mal angeboten.

  • Ja, der Batchelor wird doch jetzt auch voll salonfähig ( Buddhistische Akademie )

  • itssead:

    ... ein paar Quellen...


    Eine Arbeit die speziell die Verwandlungen in Bezug auf "Meditation" aufzeigt, die der deutschsprachige Buddhismus seit Schopenhauer durchgemacht hat, gibt es meines Wissens nicht. Gut zur Geschichte des deutschspr. Bud. aber: Auf den glückseligen Inseln von Volker Zotz.


    itssead:

    Bis in die 1960er und 70er Jahre hat das was man heute Achtsamkeit nennt im deutschsprachigen Buddhismus keine Rolle gespielt.


    Es geht um den Unterschied zwischen dem was man heute Achtsamkeit nennt und dem was in anderen Zeiten mal Achtsamkeit (Satipatthana...) gewesen sein mag. Man geht davon aus, da gäbe es keinen, diese Auffassung ist aber nicht haltbar.


    itssead:

    Laut Internet ist das Buch 'Das Wort des Buddha' von Nyanatiloka 1904 oder 1906 erschienen. Nach meiner Auffassung geht es gleich in den ersten Seiten dieses Buches sehr wohl um den Blick nach innen - die Achtsamkeit - die Achtsamkeitsmediation (auf den Atem) etc.


    Siehe vorherige Antwort.


    itssead:

    ich kann nur überhaupt nicht erklären bzw. finde keine Text dazu warum sich diese Achtsamkeit mit dem Blick nach innen erst viel später ab 1970 ausgeprägt haben soll.


    Es hat sich ab 1970 eine ganz bestimmte Form der Achtsamkeit ausgeprägt.


    itssead:

    Deiner Kritik dass Achtsamkeit(smeditation) nicht wirkt bzw. nicht besser wirkt als...


    Ich sage nicht, dass Achtsamkeit nicht wirkt. Im Gegenteil, an einer Stelle schreibe ich, dass es sehr wohl Wirkungen gibt. Der Punkt ist, man sucht an der falschen Stelle nach der Ursache. In mechanisch angewandten Meditationsübungen. Man kann das in jedem Buddhsimus-Center beobachten. Der zu untersuchende Punkt wäre die "Intention". Daher mein Fazit:


    Zitat

    Dadurch dass Selbsttechniken, die in unserer Kultur entstanden und weit verbreitet sind, als buddhistisch ausgegeben werden, findet eher eine Verschleierung als eine Klärung statt. D.h. diese Form von Buddhismus wirkt einer Aufklärung und (Selbst)Befreiung eher entgegen als sie zu fördern.


    Es gibt all möglichen Psycho-, Mental-, Autosuggestions-, Hypnose-, Trance- und Meditationstechniken die Wirkung zeigen. Das ist ein völlig klarer Fall.


    itssead:

    Ich finde leider nur eine Leseprobe von Buddhismus Aktuell 1/2016 - hast du da vielleicht einen Link?


    Das Heft muss man bestellen. Gibts sonst nicht. Kostet 9,50.

  • Die Frage war offenbar: Wozu Buddhismus, wenn es auch andere Arten der Selbstoptimierung gibt? Oder wozu überhaupt diese Selbstoptimierung, die nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen sogar Stress erzeugt, wenn man sich reinsteigert, also kontraproduktiv ist?


    Was den Buddhismus unterscheidet, sind offensichtlich nicht seine Werte (erst, wenn man ins Detail geht, fängt man sich an zu streiten - Liebe und Gebefreudigkeit, ja, aber geht die Liebe z.B. so weit, dass man kein Fleisch mehr isst usw.).


    Ein paar Unterschiede in der Weltanschauung ergeben sich, wenn man bedingtes Entstehen in den Mittelpunkt seiner Erwägungen stellt, aber mir scheint, dass die meisten Menschen unabhängig vom Buddhismus sehr wohl eine Ahnung davon haben.


    Treibt dich diese Frage um, Unbuddhist? Ich glaube, die Antwort wurde schon gegeben, aber du lehnst diese ab, weil du sie für ein Hirngespinst hältst. Nach meiner Ansicht ist der Buddhismus der Versuch einer höchsten Transzendenz, also eines Überschreitens des begrenzten Menschseins. Wenn man dies nicht für möglich hält, kann man Buddhismus auch leicht gegen andere Dinge austauschen, z.B. in Fragen der Selbstoptimierung, der Moral, des Rituals. Im Falle der Transzendenz ist es womöglich ein gravierender Unterschied, ob der Mystiker mit Gott/Allah eins werden will (kann?) oder, wenn ich es mal so sagen darf, mit niemandem. Nimmt man diese Idee an, würde es vielleicht genügen, dass es dem Mystiker selbst etwas gibt. Es wäre ja legitim, wenn dieser Mystiker sagt: Mir hat es was gebracht! Eine andere Frage wäre, ob es sich dann noch in angenehmer Weise auf seine Umwelt auswirkt.


    Ansonsten nämlich sieht es meines Erachtens so aus, dass Praktizierende von Religionen die Welt nicht besser machen. Neuere Forschung fand auch heraus, dass religiöse Moral dazu dient, strikte Moralvorstellungen vor allem in Bezug auf Sexualität zu verankern ("Theorie der reproduktiven Religiosität", siehe http://www.sueddeutsche.de/kul…ie-1.2877820?reduced=true): "Was die meisten Themen betrifft, die nicht explizit mit Sex, Heirat und Fortpflanzung zu tun haben, scheint der Einfluss der Religion eher gering zu sein". Dazu wurden 300.000 Menschen in 90 Ländern befragt. Verstöße gegen Sozialverhalten und sexuelle Normen wurden von den Religiösen streng getadelt, mit der Ehrlichkeit z.B. nahm man es aber nicht so genau. Fazit war: Es ging nur um Teilsaspekte der Optimierung, nicht um Großzügigkeit und Vertrauen, sondern um die Sicherung von Ehe und Fortpflanzung.


    Deine Frage, Unbuddhist, würde ich so beantworten: Der Buddhismus bringt in moralischer Hinsicht nur etwas, wenn man für eine eher restriktive Ehe- und Forfpflanzungsmoral ist. Auf anderen Gebieten bringt er nichts. Er versagt also im Sinne der Selbstoptimierung weitgehend, das Training der Achtsamkeit funktioniert nicht recht. Eine andere Frage wäre, ob er auf dem Gebiete der Entgrenzung (Transzendenz) der geistigen Erfahrungswelt mehr erreicht. Und ob sich daraus vielleicht sogar ergibt, dass die einseitig-restriktiven Auswirkungen seiner Moral "korrigiert" werden können.

    Einmal editiert, zuletzt von itune ()

    • Offizieller Beitrag
    itune:

    Treibt dich diese Frage um, Unbuddhist? Ich glaube, die Antwort wurde schon gegeben, aber du lehnst diese ab, weil du sie für ein Hirngespinst hältst.


    Der Unbuddhist lehnt nicht so sehr die Tranzendenz um ihrer selbst Willen ab, sondern jeden Diskurs, der sich auf Tranzendenz stützt. Weil Tranzendenz das menschliche Mass übersteigt, kann man sich, wenn man sich vor niemanden verantworten will, auf Transzendenz stützten. Wenn das ,was ich sage nicht einfach eine menschliche Meinung ist, sondern sich darain die tranzendenten Ebene ausdrückt, dann bin ich damit in eine Machtposition gehieft. Die tradtionllerweise missbraucht wird.


    Die grosse Frage ist die, ob man einen Buddhismus formulieren kann, der gegen diese Tranzendenzfalle gewapnet ist?