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Alaya oder grundlegende Gutheit

  • Maha
  • 14. Dezember 2022 um 17:49
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    • 14. Dezember 2022 um 17:49
    • #1

    In dem Buch "Erziehung des Herzens" von Chögyam Trungpa bin ich auf den Begriff Alaya gestoßen. Im fünften Slogan der Lojong-Praxis heißt es "Ruhe in der Natur des Alaya, der Essenz". Trungpa beschreibt das Ruhen in Alaya in einer für mich rätselhaften Weise: "[...] aber sie könnten mit diesem Vergewissern über sich selbst hinauswachsen und feststellen, dass die Zielflugrakete bereits unterwegs ist. Es geht also darum, im grundlegenden Alaya zu ruhen, die Cruise-Missile fliegen zu lassen und dort zu ruhen, wo die Befehle und die Informationen herkommen." (S.54) Hier verstehe ich erstmal nur Bahnhof. Wofür steht die Cruise-Missile? Und was hat es mit der Selbstvergewisserung auf sich?

    Er sagt, dass Alaya hinter den sechs Ebenen des Sinnenbewusstseins und hinter der siebten Ebene des diskursiven Bewusstseins zu finden sei und spricht von einem grundlegenden Alaya-Prinzip. Aufbauend auf diesem grundlegenden Prinzip entwickele sich das Alaya-Bewusstsein (alana-vijnana). Während das grundlegende Alaya-Prinzip keine Unterscheidungen treffe, tut das Alaya-Bewusstsein das sehr wohl. Doch damit nicht genug. Trungpa führt jetzt als dritten Begriff noch das grundlegende Wachsein (sugatagarbha) ein, das jenseits von Alaya sei, doch Alaya auch umfasse. Hier bin ich dann glaube ich ausgestiegen.

    Trungpa nutzt als Analogie zur Erklärung das Bild eines Filmprojektors. Auf die Leinwand als der Welt der Erscheinungen werden die bewegende Objekte projiziert. Alaya entspricht der Glühbirne hinter dem Film.

    Tsoknyi Rinpoche spricht in einem Vortrag über seine handshake practice (befriending our beautiful monsters) von einem basic wellbeing, das wir in unserem Körper (physischen, emotionalem oder subtilem Körper) wahrnehmen können. Alternativ nutzt er den Begriff einer Okayness, die wir von Geburt an besitzen und für die es keinen Grund gibt. Meint er damit dasselbe wie Trungpa mit der grundlegenden Gutheit? Und wo kommt dieses Konzept genau her? Wie kann man in der Praxis Zugang dazu finden?

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

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    • 14. Dezember 2022 um 20:37
    • #2
    Mabli:

    "Ruhe in der Natur des Alaya, der Essenz". Trungpa beschreibt das Ruhen in Alaya in einer für mich rätselhaften Weise: "[...] aber sie könnten mit diesem Vergewissern über sich selbst hinauswachsen und feststellen, dass die Zielflugrakete bereits unterwegs ist. Es geht also darum, im grundlegenden Alaya zu ruhen, die Cruise-Missile fliegen zu lassen und dort zu ruhen, wo die Befehle und die Informationen herkommen."

    "Ruhen in der Natur des Alaya, der Essenz des Alaya/Speicherbewusstsein, aber mit diesem Vergewissern

    und Ruhen können sie über sich selbst hinauswachsen und feststellen, dass die Zielrakete, die Gedanke-Handlung, bereits unterwegs ist.

    Es geht also darum, im grundlegenden Alaya/Speicherbewusstsein zu ruhen, die Cruise-Missile/Zielflugrakete/Gedanken-Handlung fliegen zu lassen und dort zu ruhen, wo die Befehle und die Informationen für die Absicht der Handlung herkommen."

    und wohin die Befehle und Informationen vom Zielpunkt der Rakete zurückgeschickt werden, ins Alaya.

  • Maha
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    • 14. Dezember 2022 um 20:43
    • #3

    Noreply

    Das klingt ja sehr ähnlich. Ist das Zitat auch von Trungpa? Interessant auch, dass Alaya mit Speicherbewusstsein gleichgesetzt wird. Was genau die Zielrakete jetzt darstellt wird mir durch die Bezeichnung Gedanke-Handlung allerdings auch nicht unbedingt klarer.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

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    Zen
    • 14. Dezember 2022 um 20:51
    • #4

    Alex Berzin betont, dass die Lojong Lehre eine äußerst fortgeschrittene Lehre ist. Gerade weil es da Probleme und Missverständnisse gibt, wurden sie ja lange Zeit nur im engen Kreis gelehrt.

    Alex Berzin:

    Wir sollten uns für dieses Thema interessieren, damit wir genügend lernen und meditieren, bis wir ein korrektes Verständnis davon haben.

    Ich sage all diese Dinge, weil die Lojong-Lehren äußerst fortgeschritten sind. Es handelt sich überhaupt nicht um Anfängerlehren! Es gibt beispielsweise eine Belehrung, die uns rät, zur Zeit des Todes zu beten, in einer der Höllen wiedergeboren zu werden. Sich so etwas zu eigen zu machen ist ziemlich schwierig, nicht wahr? Bei jeder Zugangsweise zu den Dharmalehren ist es wichtig, sehr ehrlich in Bezug auf unseren gegenwärtigen Entwicklungsstand zu sein und eine klare Vorstellung davon zu haben, was der tatsächliche Pfad ist und nicht so zu tun, als ob wir fortgeschrittener wären, als wir sind

    Dieser Text ist ein Teil in dem sich Berzin mit den vorbereitenden Übungen beschäftigt:

    Alex Berzin:

    Verneigung vor dem großen Mitgefühl. Übe dich zuerst in den vorbereitenden Übungen.

    Der erste der sieben Punkte besteht in den Lehren zu den vorbereitenden Übungen. Es handelt sich um die allgemeinen vorbereitenden Übungen, die die Grundlage aller Mahayana-Lehren sind: das kostbare menschliche Leben, die Vergänglichkeit und der Tod, und dann, was normalerweise als „Zuflucht“ bezeichnet wird, was ich jedoch „sichere Ausrichtung“ nenne. Es ist nicht so, dass wir einfach zu Buddha, Dharma und Sangha aufschauen und sagen: „Oh, rettet mich!“ Vielmehr bewegen wir unser Leben in eine sichere und positive Richtung – in eine Richtung, die uns Buddha, Dharma und Sangha weisen. Als weitere vorbereitende Übung gibt es die Lehren zum Karma, den Ursachen und Wirkungen des Verhaltens. Schließlich geht es um die Nachteile von Samsara, was sich auf die Lebenssituationen bezieht, die sich unkontrollierbar wiederholen, speziell in Bezug auf die Wiedergeburt. Da wir unter dem Einfluss störender Emotionen und Geisteshaltungen stehen, die zu impulsivem Verhalten, bzw. zu Karma, führen, schaffen wir uns in diesem und in zukünftigen Leben immer und immer wieder Probleme.

    Das wichtige an den vorbereitenden Übungen ist, dass sie eine besondere Geisteshaltung dem Leben gegenüber fördern, die als Fundament für alle darauffolgenden Lehren dient. Wir entwickeln eine Wertschätzung der verschiedenen Möglichkeiten, die uns dieses Leben bietet und verstehen, dass diese uns nicht ewig zur Verfügung stehen werden. Deshalb müssen wir die günstigen Gelegenheiten, die uns jetzt gegeben sind, ausnutzen, indem wir uns von all unseren Problemen und ihren Ursachen befreien, und von der Verwirrung und dem Leiden, die diese verursachen. Statt bloß zu beten, dass wir irgendein Ziel erreichen, ohne irgendetwas dafür zu tun, müssen wir mit den Ursachen und Wirkungen des Verhaltens arbeiten. Wir sollten nicht bloß versuchen, Samsara etwas besser für uns zu gestalten – denn wenn wir ehrlich sind, läuft es für die meisten von uns gerade darauf hinaus. Tatsächlich haben wir ein viel höheres Ziel: wir wollen unsere zukünftigen Leben verbessern, um sie nutzen zu können, als Stufen auf dem Weg zur vollständigen Befreiung von all unseren Fehlern, Schwierigkeiten und Verwirrung – egal, wie viele Leben wir dazu brauchen werden.

    Für die meisten von uns ist dies wirklich recht schwierig. Normalerweise machen wir uns keine Gedanken über zukünftige Leben, ganz zu schweigen von der Befreiung aus dem Zyklus der Wiedergeburten. Wie können wir uns die Befreiung von der Wiedergeburt zum Ziel nehmen, wenn wir nicht an die Existenz der Wiedergeburt glauben? Und wie können wir uns dann wünschen, Erleuchtung zu erlangen, um allen dabei zu helfen, sich aus dem unkontrollierbaren Wiedergeburtenzyklus zu befreien? Wenn wir nicht aus vollem Herzen von der Existenz der Wiedergeburt überzeugt sind, ist es schwierig.

    Wenn wir uns fragen, was wir als Westler diesbezüglich tun können, würde ich sagen, dass wir als erstes versuchen sollten zu verstehen, was es mit der buddhistischen Erklärung der Wiedergeburt auf sich hat. Auch wenn unsere Motivation tatsächlich eher darauf abzielt, unser jetziges Leben zu verbessern, können wir zumindest offen für die Vorstellung einer Wiedergeburt sein. Wir können erwägen, uns von ihr zu befreien und anderen dabei zu helfen, sie zu überwinden. Die Erklärungen im Buddhismus zur Wiedergeburt sind sehr anspruchsvoll und nicht einfach zu verstehen. Wir sollten uns für dieses Thema interessieren, damit wir genügend lernen und meditieren, bis wir ein korrektes Verständnis davon haben.

    Ich sage all diese Dinge, weil die Lojong-Lehren äußerst fortgeschritten sind. Es handelt sich überhaupt nicht um Anfängerlehren! Es gibt beispielsweise eine Belehrung, die uns rät, zur Zeit des Todes zu beten, in einer der Höllen wiedergeboren zu werden. Sich so etwas zu eigen zu machen ist ziemlich schwierig, nicht wahr? Bei jeder Zugangsweise zu den Dharmalehren ist es wichtig, sehr ehrlich in Bezug auf unseren gegenwärtigen Entwicklungsstand zu sein und eine klare Vorstellung davon zu haben, was der tatsächliche Pfad ist und nicht so zu tun, als ob wir fortgeschrittener wären, als wir sind. Dieser Text lehrt die Geisteshaltung, mit der man sich aufrichtig wünscht, auch jede einzelne Kakerlake zur Erleuchtung zu führen. Wie viele von uns befinden sich auf dieser Ebene?! Wir sollten versuchen zu verstehen, dass die Praxis des Lojongs sehr tief und sehr weit geht. Es handelt sich um eine sehr langfristige Praxis. Wir können jetzt damit anfangen und ein gewissen Grad an Nutzen daraus ziehen. Da es sich jedoch um eine stufenweise Praxis handelt, sollten wir im Blick behalten, auf einige Punkte immer wieder zurückzukehren, um tiefer in sie einzudringen.

    Im Kontext dieses Textes gehen wir nicht bloß einmal durch die grundlegenden vorbereitenden Übungen. Es geht nicht darum sie einmal zu tun und sie dann hinter sich zu lassen, um sich dann interessanteren Dingen zu widmen. Dieser Text wurde aus der Perspektive von Menschen geschrieben, die wirklich Bodhichitta verinnerlicht haben. Bodhichitta bezeichnet ein Herz, dass sich die eigene, noch nicht erreichte, individuelle Erleuchtung zum Ziel nimmt, für deren Erreichen man aber die notwendigen Qualitäten der Buddha-Natur in sich trägt. Bodhichitta verfolgt zwei Absichten: erstens Erleuchtung zu erlangen und zweitens dadurch allen Wesen zu nützen. Obwohl die beiden Absichten in den Texten der mündlichen Überlieferung in dieser Reihenfolge dargestellt werden, ist es in der Praxis genau umgekehrt. Zuerst besteht unser wichtigstes Ziel darin, anderen zu helfen, da wir so sehr von Mitgefühl und Sorge um sie durchdrungen sind, dass wir ihnen einfach helfen müssen, ihr Leid zu überwinden. Obwohl wir möglicherweise versuchen, ihnen jetzt sosehr wir können zu helfen, müssen wir, um ihnen wirklich zu helfen, all unsere Fehler überwinden und all unsere Potentiale verwirklichen. Wir müssen Buddhas werden, um dazu in der Lage zu sein, so vollkommen wie möglich zu helfen. Dieser Wunsch Buddhaschaft zu erlangen kommt also erst als zweites – er entsteht aus dem ersten Wunsch, allen Wesen zu helfen.

    Es ist wunderbar, ein kostbares menschliches Leben zu haben, und damit die Gelegenheit, anderen zu helfen. Doch dieses Leben ist vergänglich! Wir werden zweifellos sterben und wir wissen nicht wann. Das ist eine furchtbare Vorstellung! Aber das motiviert uns zu versuchen, jetzt so vielen Menschen wie möglich zu helfen, bevor wir Alzheimer bekommen und noch nicht einmal mehr unseren Geist gebrauchen können und dann sterben. Um den anderen zu helfen müssen wir also in einer aufrichtigen Weise die sichere Richtung einschlagen bzw. zu Buddha, Dharma und Sangha Zuflucht nehmen und destruktives Verhalten vermeiden. Und aufgrund ihrer Nachteile ist es auch notwendig zu vermeiden, uns von der samsarischen Wiedergeburt im Allgemeinen ködern zu lassen. Das heißt, dass wir ihren vergänglichen Freuden gegenüber keine Anhaftung entwickeln und uns ebenso wenig von Schwierigkeiten aus der Fassung bringen lassen. Es ist eigentlich sehr einfach: wir versuchen den Leuten zu helfen und uns nicht in unseren störenden Emotionen zu verfangen. Die vorbereitenden Übungen müssen hier also im Kontext des Bodhichittas verstanden werden.

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    Von daher wäre es doch wichtig, da wie Berzin es vorschlägt , sich mit den Grundlagen - den vorbereitenden Übungen zu beschäftigen.

    Ālaya bezieht sich, soweit ich weiß auf

    ālayavijñāna - die fundamentalst Ebene des Bewußtseins. ( Sudhana hat dazu etwas in einem anderen Thread geschrieben ) :

    Wikipedia:
    Speicherbewusstsein (Sanskrit आलयविज्ञान, ālayavijñāna; chinesisch 阿賴耶識, Pinyin ālàiyé shì, W.-G. a-lai-yeh shih; hgl. 아뢰야식, aroeya sik; jap. 阿頼耶識, araya-shiki oder honshiki; viet. a lại da thức; tib. kun gzhi rnam shes) ist das achte und fundamentalste Bewusstsein (Vijnana) innerhalb der Vijñānavāda (Bewusstseinslehre). Dabei heißt das Sanskritsubstantiv ālaya auf deutsch „Seele“ und ist verwandt mit dem Adjektiv alaya, das „nichtzugrundegehend“ heißt. Vijñāna bedeutet „Bewusstsein“.
  • Noreply
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    • 14. Dezember 2022 um 20:56
    • #5
    Mabli:

    Noreply

    Das klingt ja sehr ähnlich. Ist das Zitat auch von Trungpa? Interessant auch, dass Alaya mit Speicherbewusstsein gleichgesetzt wird. Was genau die Zielrakete jetzt darstellt wird mir durch die Bezeichnung Gedanke-Handlung allerdings auch nicht unbedingt klarer.

    Ich hab keine Ahnung von Trungpa. Nur das genommen, dass du geliefert hast.

    Wenn man in die Ruhe im Alaya geht, stellt man fest, dass die Absicht zur Handlung schon los ist, man kann nichts mehr tun, der Pfeil ist unterwegs.

    Wenn man in der Ruhe bleibt und wartet, bis die Informationen zurückkommen, die der Pfeil bei seiner Ankunft absendet, kann man viel ruhiger den nächsten Pfeil abschießen. Man stellt fest, dass man nicht nur schon fliegenden Pfeilen hinterher sieht, sondern das man aus der Ruhe tun kann, was zu tun ist.

  • Maha
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    • 14. Dezember 2022 um 21:14
    • #6

    void

    Danke dir für die Erläuterungen dazu. Ich hatte ja in meinem ersten Thema hier im Forum (abgespaltene / verleugnete / verdrängte Gefühle) schon mal das Thema Lojong-Praxis angeschnitten. Das war mir nicht bewusst, dass das eine fortgeschrittene Praxis ist. Mir geht es ja tatsächlich auch eher um eine Art vorbereitender Praxis, nämlich wie man mit sich selbst erstmal ins Reine kommt, um dann eine Kultivierung von authentischer und aufrichtiger Herzlichkeit/Mitgefühl anzustreben. Tsoknyi Rinpoche beschreibt das in dem oben verlinkten Video so schön als eine Versöhnung des intellektuellen/kognitiven Geistes mit den unterdrückten schwierigen Gefühlen, die er beautiful monster nennt. Bei mir ist der Intellekt dem Gefühl oft schon meilenweit voraus glaube ich. Das ist so der Punkt, wo ich gerade stehe.

    Ich habe überlegt, ob mir die Tonglen Praxis auch dabei helfen kann mit mir und mit anderen ins Reine zu kommen. Die ist ja tatsächlich wohl ein zentraler Teil der Lojong-Praxis. Um Tonglen zu praktizieren muss man aber wahrscheinlich auch nicht alle Losungen verstehen.

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  • Maha
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    • 16. Dezember 2022 um 12:16
    • #7
    void:

    Ālaya bezieht sich, soweit ich weiß auf

    ālayavijñāna - die fundamentalst Ebene des Bewußtseins. ( Sudhana hat dazu etwas in einem anderen Thread geschrieben ) :

    Trungpa unterscheidet ja das grundlegende Alaya-Prinzip und das davon abgeleitete Alaya-Bewusstsein. Das Alaya-Bewusstsein entspricht dann wohl dem Speicherbewusstsein wie du scheibst. Das Alaya-Prinzip ist anscheinend etwas noch grundlegenderes.

    Tsoknyi Rinpoche beschreibt das basic wellbeing als Gefühl im subtilen Körper. Soweit ich das verstanden habe bezieht sich subtiler Körper auf Energieflüsse im Körper wie Chi, Prana oder Lung entlang bestimmter Energiebahnen und durch Knotenpunkte.

    Er sagt, dass es keine Garantie gibt, dass man sich mit diesem basic wellbeing verbinden kann und benutzt dafür ein Bild. Wenn man die den König sehen möchte, muss man an einer langen Reihe von Wächtern vorbei. Der beste Weg zum König ist es jedem Wächter einzeln die Hand zu reichen, selbst wenn es Monate dauern sollte bei einem einzigen Wächter.

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    Was ich mich frage, ob dieses basic wellbeing dem Alaya entspricht. Ich vermute stark, dass dies so ist.

    Ein ganz anderer Zugang zu grundlegender Gutheit, mit dem ich mich beschäftige, kommt aus der Reich'schen Körperpsychotherapie. Vielleicht ist das eine Kontrastfolie zu der Vorstellung von basic wellbeing, vielleicht gibt es aber auch wesentliche Überschneidungen. Reich geht davon aus, dass wir eine vegetative Lebensenergie in uns haben, wobei er dies als eine biologische fundierte Energie versteht. Wenn der Ausdruck dieser Lebensenergie durch die Umwelt wiederholt frustriert wird, schlägt sich dies in einer charakterlichen Panzerung nieder, die sich auch in muskulären Spannungen bemerkbar macht. (Das ist jetzt sehr vereinfacht in meinen eigenen Worten ausgedrückt)

    Der Inhalt kann nicht angezeigt werden, da du keine Berechtigung hast, diesen Inhalt zu sehen.

    Charakteranalytische Vegetotherapie (Reichsche Körpertherapie):

    Die Abtragung der charakterlichen Panzerung erfolgt nach der Schichtung der neurotischen Mechanismen — am oberflächlichsten liegt das in der Kindheit am spätesten Verdrängte.

    Schematisch vereinfacht ist die Persönlichkeit in drei ,,Schichten” darstellbar:

    - Äußere Schicht: Oberfläche, Fassade der sozial erwünschten Seiten. Sie präsentiert sich oftmals in übermäßiger Höflichkeit.

    - Mittlere Schicht: sozial unerwünschte, reaktive Haltungen, sogenannte negative Emotionen. Reich zufolge sind sie jedoch kein Hinweis auf die biologische Verankerung der Destruktivität, sondern Ausdruck der ,,Wut über die Versagung im Leben und den Mangel an sexueller Befriedigung”; sie stehen somit im Dienste des Lebenstriebes.

    - Der Kern: Die primären Bedürfnisse. ,,In der Tiefe des neurotischen Mechanismus, hinter all den gefährlichen, grotesken, vernunftlosen

    Phantasien und Impulsen fand ich ein Stück einfacher, selbstverständlicher, anständiger Natur” (Reich 1977, 133).

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    Ich finde das sehr spannend inwieweit es hier Überschneidungen gibt. Natürlich ist Reichs Ansatz materialistisch-dialektisch und psychoanalytisch geprägt und die Vorstellung von Alaya eben doch eher idealistisch und buddhistisch. Aber gerade in der Vorstellung vom subtilen Körper gibt es hier meiner Meinung nach auch viele Überschneidungen.

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  • Igor07
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    • 16. Dezember 2022 um 23:08
    • #8
    Mabli:

    In dem Buch "Erziehung des Herzens" von Chögyam Trungpa bin ich auf den Begriff Alaya gestoßen. Im fünften Slogan der Lojong-Praxis heißt es "Ruhe in der Natur des Alaya, der Essenz". Trungpa beschreibt das Ruhen in Alaya in einer für mich rätselhaften Weise: "[...] aber sie könnten mit diesem Vergewissern über sich selbst hinauswachsen und feststellen, dass die Zielflugrakete bereits unterwegs ist. Es geht also darum, im grundlegenden Alaya zu ruhen, die Cruise-Missile fliegen zu lassen und dort zu ruhen, wo die Befehle und die Informationen herkommen." (S.54) Hier verstehe ich erstmal nur Bahnhof. Wofür steht die Cruise-Missile? Und was hat es mit der Selbstvergewisserung auf sich?


    Er sagt, dass Alaya hinter den sechs Ebenen des Sinnenbewusstseins und hinter der siebten Ebene des diskursiven Bewusstseins zu finden sei und spricht von einem grundlegenden Alaya-Prinzip. Aufbauend auf diesem grundlegenden Prinzip entwickele sich das Alaya-Bewusstsein (alana-vijnana). Während das grundlegende Alaya-Prinzip keine Unterscheidungen treffe, tut das Alaya-Bewusstsein das sehr wohl. Doch damit nicht genug. Trungpa führt jetzt als dritten Begriff noch das grundlegende Wachsein (sugatagarbha) ein, das jenseits von Alaya sei, doch Alaya auch umfasse. Hier bin ich dann glaube ich ausgestiegen.


    Trungpa nutzt als Analogie zur Erklärung das Bild eines Filmprojektors. Auf die Leinwand als der Welt der Erscheinungen werden die bewegende Objekte projiziert. Alaya entspricht der Glühbirne hinter dem Film.


    Tsoknyi Rinpoche spricht in einem Vortrag über seine handshake practice (befriending our beautiful monsters) von einem basic wellbeing, das wir in unserem Körper (physischen, emotionalem oder subtilem Körper) wahrnehmen können. Alternativ nutzt er den Begriff einer Okayness, die wir von Geburt an besitzen und für die es keinen Grund gibt. Meint er damit dasselbe wie Trungpa mit der grundlegenden Gutheit? Und wo kommt dieses Konzept genau her? Wie kann man in der Praxis Zugang dazu finden?

    Das ist nichts korrekt. Dieses "Alaya", oder das "Speicher -Bewusstsein gehört der Nur-Geist-Schule von TB. Vereinfacht ausgedrückt, bevor wir alle die Blume, oder den Tisch ...usw... als das konkrete Ding so wie an-erkennen oder identifizieren, wir nehmen in den ersten Augenblick wahr nur die bunte Fleccken, Farben, die Bewegung-s-Muster, usw.... Diese "Patterns" , die sind so wie ursprünglich angelegt im unseren Bewusstsein. Die ähnliche Ideen man findet schon in Abhidharma. ( CH. Trungpa, "Wie unserer Geist funktioniert".) Also Alaya triftt keine Unterscheidungen, das ist so wie das Geist-Kontinuum, wo diese Bausteine der Welt schon wie anwesend sind, uns zwar im unseren Geist. Wenn man manchmal versucht es so in der therapeutischen Sinne deuten, wie die Körper-Therapie nach W. Reich, das es absolut zwei verschiedene Dinge.
    Man kann über das alles sehr ausführlich hier nachlesen:


    Anne MacDonald: Die Sicht der Leerheit (PDF) Oliver Petersen: Über die Leerheit der Person meditieren (PDF) S.H. der Dalai Lama: Das Ich – eine bloße Benennung (PDF)https://www.tibet.de/zentrum/zeitsc…der-leerheitIch denke nichts, dass es um die "Grundlegende Gutheit" hier geht. Das wäre schon wie alles drin. Im Keim, also als der Potenztial. Nichts verwechseln mit dem "Klarem Licht" , so wie schon im Tantra-Bewusstsein. Ich rate dir, Maha , oder DL zu lesen, und es gibt das kleine Büchlein " Der Tibetische Buddhismus" ( Diederichs Gelbe Reihe ) "... ( J.Hopkins).LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Maha
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    • 17. Dezember 2022 um 10:59
    • #9

    Igor07

    Danke dir für die Links und Lesetipps!

    Ich wollte auch nicht damit sagen, dass der tibetische Buddhismus und die Reich'sche Körperpsychotherapie das Gleiche sagen oder das Gleiche sind. Es war vielmehr als ein weit hergeholter Vergleich gedacht - vergleichbar der Frage was eine Prostituierte und ein Priester für Gemeinsamkeiten haben und welche Erkenntnisse man aus diesem Vergleich ziehen kann.

    Reich war als marxistischer Arzt und Therapeut darauf ausgerichtet individuelles und gesellschaftlich bedingtes Leiden aufzulösen oder zumindest zu lindern. Der tibetische Buddhismus als Religion ist darauf ausgerichtet das Leiden aller Wesen zu beenden. In der Diagnose, woher das Leiden kommt und welche Mittel und Wege hilfreich sind es zu beenden unterscheiden sich beide auf den ersten Blick maßgeblich. Reich sieht als Ursache von einem bestimmten Leiden - dem Neurotizismus - der Menschen die Hemmung und Blockade einer grundlegenden vegetativen Energie, die er in einer Weiterentwicklung von Freuds Libidotheorie als Orgon bezeichnet. Als Ziel sieht er die (Wieder-)herstellung einer orgastischen Potenz durch Abbau des Charakterpanzers, der die Energieflüsse auch auf körperlicher Ebene durch Kontraktion hemmt. Orgastische Potenz bezieht sich jedoch nicht bloß auf den rein körperlichen sexuellen Akt, sondern auch auf die psychischen Voraussetzungen und die Erlebnisqualität.

    Zopf: Wilhelm Reichs Sexualtheorie:

    Die seelische Gesundheit hängt von der orgastischen Potenz ab, das heißt vom Ausmaß der Hingabe- und Erlebnisfähigkeit am
    Höhepunkt der sexuellen Erregung im natürlichen Geschlechtsakt. Ihre Grundlage bildet die unneurotische charakterliche Haltung der Liebesfähigkeit. Die seelischen Erkrankungen sind Folge der Störung der natürlichen Liebesfähigkeit. Bei orgastischer Impotenz, unter der die überwiegende Mehrzahl der Menschen leidet, entstehen Stauungen biologischer Energie, die zu Quellen irrationaler Handlungen werden. Die Heilung der seelischen Störungen fordert in erster Linie die Herstellung der natürlichen Liebesfähigkeit. Sie ist von sozialen Bedingungen ebenso abhängig wie von psychischen.

    Der Zielzustand ist ein möglichst freier Fluss der pulsierenden Energie. (beobachtbar z.B. an der Atemwelle und der einheitlichen, lustvollen Wellenbewegung des gesamten Organismus; psychische Aspekte: zärtliche Gefühle, Liebesgefühle und Dankbarkeit gegenüber dem Partner) Der Weg dahin besteht in einer Abschichtung der Panzerung.

    Das ist eine Gemeinsamkeit, die mir aufgefallen ist. Auch Tsoknyi Rinpoche beschreibt den Weg zu der inneren Okayness - er nennt es an anderer Stelle auch Essence Love - als eine Abschichtung: Jedem einzelnen Wächter die Hand reichen egal wie lange es dauert. Diese Okayness sieht er als Geburtsrecht. Und auch in der Meditation spielt das Loslassen, sich dem freien Fluss des Atems hingeben eine große Rolle. Nun mag diese Lehre von Tsoknyi Rinpoche nicht originär buddhistisch sein, sondern gerade für Menschen entwickelt worden sein, die in hochentwickelten Industrienationen leben.

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  • Maha
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    • 17. Dezember 2022 um 23:11
    • #10

    Beide Ansätze gehen davon aus, dass der Mensch in seinem Inneren eine grundlegend gute "Natur" findet, die er nicht aktiv ergreifen kann, sondern durch ein Loslassen erst erfahren und entfalten kann. Diese "Natur" kann auch so verschüttet sein, dass sie erst freigelegt werden muss indem Blockaden schichtweise abgetragen werden. Der eine Ansatz zielt auf eine lustvolle Lebendigkeit in der Welt, der andere auf eine spirituelle Entwicklung ins Überweltliche.

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  • Igor07
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    • 20. Dezember 2022 um 18:31
    • #11
    Mabli:

    Beide Ansätze gehen davon aus, dass der Mensch in seinem Inneren eine grundlegend gute "Natur" findet, die er nicht aktiv ergreifen kann, sondern durch ein Loslassen erst erfahren und entfalten kann. Diese "Natur" kann auch so verschüttet sein, dass sie erst freigelegt werden muss indem Blockaden schichtweise abgetragen werden. Der eine Ansatz zielt auf eine lustvolle Lebendigkeit in der Welt, der andere auf eine spirituelle Entwicklung ins Überweltliche.

    Also , kurz und wirklich prägnant, nimm es nichts persönlich, bitte, Maha .

    Das sind zwar absolut andere verschiedene Ansätze. Der Buddhismus redet über das "Versiegen der Triebe". Tantra redet über ihr Transzendieren. ( darüber hinaus zu gehen, oder nur als das Mittel zu benuzten, um die "Leerheit" besser zu erlangen, so die freie Interpretation... Nichts buchstäblich..)..

    Aber ich hatte genug W. Reich und über seinen Zugang gelesen. Der ist diametral entgegengesetzt. Er beabsichtigt das Ausleben der "Trieben", dann der normale "Neurotische Mensch" wäre imstande besser in der Gesellschaft zu funktionieren. Und dazu er hatte diesen Kasten wie die "Orgon-Akkumulatoren " erfunden.

    Das passt nichts zusammen. Die "Lustvolle Lebendigkeit" und das "Versiegen".

    Mehr nichts, LG.

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  • Maha
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    Buddh. Richtung
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    • 20. Dezember 2022 um 19:28
    • #12
    Igor07:

    Aber ich hatte genug W. Reich und über seinen Zugang gelesen. Der ist diametral entgegengesetzt.

    Ja, das ging mir beim darüber Schreiben dann auch auf. Wobei ich doch meine, dass die Gesundheit im Sinne von Reich - er spricht dann in seiner psychoanalytischen Terminologie von der Genitalität oder dem genitalen Charakter - keine schlechte Voraussetzung für einen buddhistischen Weg wäre. Unterdrückte oder gehemmte innere Lebendigkeit kann einen natürlich auch dazu bringen sich von einem mit Sinnenfreuden gefüllten Leben abzuwenden und geistige Freuden in einer spirituellen Entwicklung zu suchen. Aber wäre es nicht besser man lernt das Leben mit den Sinnenfreuden kennen bevor man sich von ihm abwendet. Ich habe auch gelesen, dass viele der ersten Jünger von Buddha vor ihrer Wanderzeit ein Leben in Ausschweifungen führten. Sie wussten also aus eigener Erfahrung wovon sie sich loslösten.

    Igor07:

    Er beabsichtigt das Ausleben der "Trieben", dann der normale "Neurotische Mensch" wäre imstande besser in der Gesellschaft zu funktionieren.

    Der Witz bei Reich ist ja, dass er gerade nicht wie Freud und die klassische Psychoanalyse eine Unereinbarkeit von Trieben und Gesellschaft annimmt. Er sieht die Triebe wesentlich positiver als Lebendigkeit und sozialen Zusammenhalt stiftend.

    Igor07:

    Und dazu er hatte diesen Kasten wie die "Orgon-Akkumulatoren " erfunden.

    Ja, er hat sich dann mit seinen kosmologischen und physikalischen Theorien ganz schön verrannt. Das tut seiner Bedeutung als Körperpsychotherapeut und Sozialpsychologe jedoch keinen Abbruch.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Igor07
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    • 21. Dezember 2022 um 16:51
    • #13

    Gut, für dich , Maha und für die alle , die für den "Speicher-Bewusstsein" interessieren , und zwar auf sehr höhem so wie wissenshaftlichem Level, dann es gibt sehr schönes Buch, also der letze Artikel in der ganzen Sammlung. Hatte das ganze von kurzem rein zufällig entdeckt. Und war echt fasziniert.

    Man geht zuerst hier:


    Anatta – Wikipedia


    dann weiter:


    Literatur

    • Donald Sewell Lopez Jr.: Buddhism in Practice, Princeton Readings in Religions. Princeton University Press (1995). ISBN 0-691-04441-4
    • Theodor Scheel, Das Nichtselbst. Beyerlein & Steinschulte (2004). ISBN 3-931095-46-0.
    • Dhamma-Dana-Projekt der BGM, "Die Nicht-Selbst Strategie. Texte zu Anatta". Buddhistische Gesellschaft München (2008)

    Und das ist das Buch:


    Buddhistische Gesellschaft München
    Die Nicht-Selbst Strategie – Texte zu Anatta
    Kategorie(n): Nicht-Ich veröffentlicht Februar 2008

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    Viel Spass !

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    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

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    • 21. Dezember 2022 um 17:10
    • #14
    Mabli:

    Ich habe auch gelesen, dass viele der ersten Jünger von Buddha vor ihrer Wanderzeit ein Leben in Ausschweifungen führten. Sie wussten also aus eigener Erfahrung wovon sie sich loslösten.

    Hm, aber der Buddha , als er der Prinz noch war, hatte es doch alles. Die echte existenzielle Leere hinter der Oberfläche des so wie des "normales" , gewöhnliches Da-Sein-S zu sehen, das kann nichts jeder ersehen.

    Es gibt dazu sehr wunderschönes Essay von Thanissaro Bhikkhu ( wenn ich es richtig erinnere), genau über das. Aber ich kann den ganzen Artikel im Moment nichts finden.

    Wer weiss, mein Anliegen wäre, bitte, zu posten, das lohnt sich .

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

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    • 5. Januar 2023 um 22:19
    • #15
    Zitat

    Ālaya bezieht sich, soweit ich weiß auf

    ālayavijñāna - die fundamentalst Ebene des Bewußtseins. ( Sudhana hat dazu etwas in einem anderen Thread geschrieben ) :

    Zitat
    Wikipedia: Speicherbewusstsein (Sanskrit आलयविज्ञान, ālayavijñāna; chinesisch 阿賴耶識, Pinyin ālàiyé shì, W.-G. a-lai-yeh shih; hgl. 아뢰야식, aroeya sik; jap. 阿頼耶識, araya-shiki oder honshiki; viet. a lại da thức; tib. kun gzhi rnam shes) ist das achte und fundamentalste Bewusstsein (Vijnana) innerhalb der Vijñānavāda (Bewusstseinslehre). Dabei heißt das Sanskritsubstantiv ālaya auf deutsch „Seele“ und ist verwandt mit dem Adjektiv alaya, das „nichtzugrundegehend“ heißt. Vijñāna bedeutet „Bewusstsein“.

    Ist dies nicht eine Reinform von atta Lehre?

  • Sudhana
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    • 6. Januar 2023 um 19:08
    • #16
    Ratio:

    Ist dies nicht eine Reinform von atta Lehre?

    Nein, ist es nicht. Bei solchen Schlüssen würde ich micht nicht auf Wikipedia verlassen. Für das Substantiv ālaya geben der Monier-Williams und Macdonnell gleichermaßen:

    आलय ālaya

    आलय â-laya m. (n.) dwelling, house; seat.

    und für das Adjektiv ebenfalls:

    अलय alaya

    अलय a-laya a. restless.

    Der Capeller gibt:

    ālaya m. (n.) dwelling, house.

    und der 'alte' deutsche Capeller (von 1887):

    ālaya [Printed book page 045-1]

    ālaya m. (n.) Wohnung, Haus, Sitz.

    (das Adjektiv hat er nicht).

    Da hat schlicht einer bullshit verzapft und keiner hat's gemerkt. Kommt gerade bei buddhistischen Themen öfter vor; das wäre ein Kampf gegen Windmühlenflügel.

    OM MONEY PAYME HUNG

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    • 6. Januar 2023 um 19:13
    • #17

    Danke, aber wie soll ich das dann verstehen? Als "Haus" oder "Raum" wo etwas statt findet? Ist Bewusstsein nicht sowieso als Raum im allgemeinen Verständnis deklariert? ("Der Bewusstseinsraum in dem Wahrnehmung stattfindet")

  • Sudhana
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    • 6. Januar 2023 um 21:26
    • #18

    Der Begriff ālaya ist im Sinne eines Speicherhauses zu verstehen. Entsprechend wurde er auch ins Chinesische mit dem Begriff 藏 zang übertragen - was den Charme hat, dass 藏 sowohl als 'Speicher' wie als 'Gespeichertes' gelesen werden kann. Was auf seine Funktion verweist - die eines 'Zwischenspeichers' oder 'Resonanzbodens' karmischer Impulse (bija, 'Samen'), bis sie sich bei entsprechenden Ursachen/Bedingungen (hetupratyāya) manifestieren. 'Speicher' und 'Gespeichertes' sind lediglich zwei Aspekte des ālaya. Der Speicher ist definiert durch das Gespeicherte und umgekehrt das Gespeicherte durch den Speicher. Was heisst, dass der Speicher nitya ist - permanentem Wandel unterworfen (und von daher natürlich auch kein ātman sein kann). Dieser Speicher steht in beständigem Austausch mit manas, das in etwa Kants 'synthetischer Einheit der Apperzeption' entspricht. In diesem manas werden die sechs sensorisch/begrifflichen Bewusstseine in einer Identität - der Illusion eines erlebenden 'Ichs' - zusammengefasst. Diese Verbindung des transpersonalen 'Speichers' mit personalen Bewusstseinen hat zu seiner Bezeichnung ālaya-vijñāna geführt (oder auch mūla-vijñāna, Basis- oder Wurzelbewusstsein), obwohl es keinerlei aktive (insbesondere keine kognitive) Funktion hat - es ist nicht mehr als die momentane Summe seiner 'Samen'.

    Da es sich um eine buddhistische Philosophie handelt, ist ihre Intention natürlich keine theoretische, sondern praktische: das 'Leeren' des Speichers durch 'Umwenden der Basis' (āśrayaparāvṛtti). Das ist nun wieder ein Thema für sich ...

    OM MONEY PAYME HUNG

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    • 6. Januar 2023 um 21:40
    • #19

    Das ist eine sehr gute Erklärung, auch wenn ich zugeben muss, das ich mir das nicht vorstellen kann, aber das ist mein Problem. Zur Klärung wäre dann nur noch:

    Sudhana:

    Diese Verbindung des transpersonalen 'Speichers' mit personalen Bewusstseinen hat zu seiner Bezeichnung ālaya-vijñāna geführt

    Also gibt es dann diesen Hauptspeicher aus dem jedes einzelne Bewusstsein was "rauszieht", wie die Matrix etwa, oder hat jeder seinen persönlichen Speicher?

  • Sudhana
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    • 7. Januar 2023 um 16:14
    • #20
    Ratio:

    Also gibt es dann diesen Hauptspeicher aus dem jedes einzelne Bewusstsein was "rauszieht", wie die Matrix etwa, oder hat jeder seinen persönlichen Speicher?

    Ja und nein ;) - grundsätzlich ist die Frage, ob der ālaya personal oder universal ist, ein Kategorienfehler (dazu später). Aber ich muss sagen, dass auch mich diese Frage eine Weile umgetrieben hat, weil Vasubandhu selbst das nicht explizit beantwortet (zumindest kenne ich keine entsprechende Quelle). Es gibt allerdings interpretative Traditionen, die entweder in die eine oder andere Richtung tendieren; nach meinem Eindruck ist die 'personale' eher eine tibetische Angelegenheit, während die ostasiatische (mit Xuanzangs Cheng Weishi Lun einsetzende) Rezeption des Yogācāra deutlich in eine monistische Richtung geht. Darüber hinaus gab es eine Verschmelzung mit den Tathāgatagarbha-Ideen des Ratnagotravibhāga; in Tibet möglicherweise auch (der im Eingangsposting von Chögyam Trungpa angesprochene "sugātagarbha" ist gleichbedeutend mit tathāgatagarbha). Jedenfalls sind solch unterschiedliche Interpretationsansätze und sich möglicherweise daraus ergebende Streitigkeiten der Grund, warum ich mich in der Regel aus dem tibetischen und dem Theravada-Forum heraushalte.

    Philologische Zwischenbemerkung: 'garbha' bedeutet sowohl 'Embryo' wie auch 'Uterus' des tathāgata. Es ist also eine Metapher, die das Hervorbringen und das Hervorgebrachte in eins setzt. Ins Chinesische lässt sich diese Doppeldeutigkeit nicht direkt übertragen, aber man nahm zur Übersetzung von 'garbha' denselben Begriff wie für den ālaya: 藏 zang, Speicher/Gespeichertes - also für tathāgatagarbha 如來藏 rulai zang / nyorai zō - also Speicher/Gespeichertes des So-Gekommenen. Wobei in tathāgata eine weitere Doppelbedeutung steckt, die das Chinesische nicht wiedergeben konnte. Das tathāgata ist ein Kompositum entweder von tathā und gata oder aber von tathā und agata, wäre also als 'So-Gekommen/Gegangen' zu lesen - oder, etwas poetischer, als 'in Soheit wandelnd' (die Definition von Soheit, tathātā, nach Triṃśikā 21 - 25 hatten wir ja im anderen Thread).

    Doch zurück zur Frage. Wenn wir Wahrnehmung untersuchen, lässt sich zwischen Wahrnehmendem (ālambana) und Wahrgenommenem (ālambaka) unterscheiden. Im Gaṇḍavyūha Sūtra heisst es:[lz]

    Der Geist fühlender Wesen hat zwei Naturen:

    eine innere und eine äußere; alle Teile

    ergriffen und ergreifend verstrickt;

    sehend den Überfluss der Unterscheidungen.[/lz]

    Die Quelle des ālambaka ist der ālaya, ālambana sind die sieben personalen Bewusstseine, insbesondere das sechste, das begrifflich / diskursive manovijñāna und das siebte - kliṣṭamanovijñāna oder einfach manas. Das manovijñāna ist nach außen gerichtet, "ergriffen und ergreifend verstrickt; sehend den Überfluss der Unterscheidungen". Das kliṣṭamanovijñāna ist nach innen gerichtet (was der Grund der Differenzierung des beides umfassenden manoviññāna des Abhidhamma ist) und hier hat die Ich-Illusion ihren Sitz; deswegen das Präfix 'kliṣṭa'. Ich persönlich übersetze das bevorzugt mit 'gestörtes diskursives Objektbewusstsein' - also kleśa (eigt. 'Schmerz, Bedrängnis') mit 'Störung'. Meist liest man 'Trübung' oder 'Befleckung'.[lz]

    Wegen der Anhaftung an einem eigenen Geist (svacittabhiniveśa)

    erscheint (nirbhāsa) der Geist als Wirkung äußerer Dinge (bāhyabhāva).

    Das, was gesehen wird (dṛśyā) existiert nicht.

    Daher sagen wir, es sei nur Geist (cittamātra).

    (Laṅkāvatārasūtra)[/lz]

    Es handelt sich, wie gesagt, um eine Illusion - und wenn das personale des Bewusstseins eine Illusion ist, dann würde dasselbe natürlich auch für einen personalen ālaya gelten. Das durch die personale Illusion gestörte Bewusstsein ist Bedingung dafür, dass bestimmte bija in diesem Bewusstsein 'reifen', ālambaka werden - andere hingegen nicht. Insofern könnte man von einem "Hauptspeicher aus dem jedes einzelne Bewusstsein was 'rauszieht'" sprechen - aber das ist nur ein Teilaspekt.

    Was geschieht nun, wenn die 'Störung' (Trübung, Befleckung, Verzerrung) des kliṣṭamanovijñāna aufgehoben ist, durch das 'Umwenden der Basis' āśrayaparāvṛtti (wobei sich 'Basis' auf den ālaya bezieht)? Die dualistische Kognition (ālambaka / ālambana) der vijñānas ist damit aufgehoben; entsprechend spricht man dann im Yogācāra nicht mehr von Kognition durch Bewusstsein, vijñāna, sondern von jñāna, Wissen, das wiederum vierfach ist. Die fünf sensuellen vijñānas werden zum unmittelbaren, intuitiven Wissen, welches Handeln erforderlich ist und welches nicht (kṛtyānuṣṭhāna-jñāna); das manovijñāna wird zum unmittelbaren nicht-begrifflichen (nirvikalpa) Wissen der Charakteristika der Erscheinungen und entsprechender, nicht-begrifflicher (weiser) Unterscheidung (pratyavekṣaṇa-jñāna). Das von der Ich-Illusion befreite kliṣṭamanovijñāna wird zum unmittelbaren Wissen um die Identität von Selbst und Anderem (samatā-jñāna) - d.h. das illusionäre Personale ist aufgehoben; damit auch die Bedingung für das 'Reifen' von bija, Samen - wodurch sich wiederum die Funktion des ālaya grundlegend ändert. Dieses ālayavijñāna wird zum mahādarśa-jñāna, dem 'großen Spiegel-Wissen', das alles Erscheinende so, wie es ist, 'widerspiegelt' - ohne es durch saṃskāra zu einer personalen Kognition zu modifizieren.

    OM MONEY PAYME HUNG

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    • 8. Januar 2023 um 13:01
    • #21

    Was ich dazu lernte:

    -die Diskussion über Alaya entstand vor allem, weil es 2 Hauptpositionen gab:

    a) universale Vergänglichkeit (alles ist Leerheit, nirgendwo ist inhärente Existenz zu finden, auch nicht im Subjekt)

    b) Da es Karma gibt, muss es irgendwo gespeichert werden (Speicherbewusstsein)

    -Tsong kha pa hat festgestellt in seiner Schrift "Notes on the eight difficult Points", dass die Kagyu-Prasangika Ansicht Alaya ablehne, aufgrund ihres eigenen Systems (welches für Hauptposition a steht und Yogacara steht für Hauptposition b)

    -Alaya ist keine Erfindung von Yogacarins, sondern liegt schon im Pali Kanon und in den Mahayana und Tantra Schriften vor

    -Der Denke Go-rams-pa meinte allerding, dass auch die Kagyu Prasangika und Madhyamaka Vertreter Alaya akzeptieren müssten, da Nagarjuna in seinem Werk "Bodhicitta-vivarana" explizit sagt, dass alayavijnana existiert (im Prasangika System)

    -Diese Ansicht wurde von Tsong kha pa allerdings abgelehnt und danach gab es Streitereien über dieses Thema. Nachfolgende Studenten haben vor allem Candrakirti und gewisse Tantras herangezogen, um die Tsong kha pa Ansicht zu untermauern


    Alle Informationen stammen vom : Journal of the international association of buddhist studies vol. 10, nr.1 von 1987

  • Noreply
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    • 8. Januar 2023 um 13:36
    • #22

    Ganz rational gesehen ist das Speicherbewusstsein biologisch nur der Speicher aller Erfahrungen, Erinnerungen, Sinnesempfindungen. Da ist nichts Geistiges drüber. Jedes fühlende Wesen muss das haben. Das ist das auch das Material, das in der DNA übermittelt wird und durch das eigenen Leben aufgearbeitet weiter gegeben wird.

    Was Gelehrte aus dem Bewusstsein der Allgemeinheit machen, ist schon lange irrelevant bei mir. Jedes erdachte, geglaubte Bewusstsein ist nicht mein, nicht mein Ich, nicht mein Selbst.

  • Online
    Helmut
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    • 8. Januar 2023 um 14:06
    • #23
    Ratio:

    Was ich dazu lernte:

    -die Diskussion über Alaya entstand vor allem, weil es 2 Hauptpositionen gab:

    a) universale Vergänglichkeit (alles ist Leerheit, nirgendwo ist inhärente Existenz zu finden, auch nicht im Subjekt)

    b) Da es Karma gibt, muss es irgendwo gespeichert werden (Speicherbewusstsein)

    -Tsong kha pa hat festgestellt in seiner Schrift "Notes on the eight difficult Points", dass die Kagyu-Prasangika Ansicht Alaya ablehne, aufgrund ihres eigenen Systems (welches für Hauptposition a steht und Yogacara steht für Hauptposition b)

    [...]

    -Diese Ansicht wurde von Tsong kha pa allerdings abgelehnt und danach gab es Streitereien über dieses Thema. Nachfolgende Studenten haben vor allem Candrakirti und gewisse Tantras herangezogen, um die Tsong kha pa Ansicht zu untermauern

    Alles anzeigen

    In vielen Suttas und Sutras findet man, dass Buddha Sakyamuni etwas allem-zugrunde-Liegendes gelehrt hat. Die Cittamatrin und die Madhyamikas interpretieren diese Aussagen allerdings unterschiedlich.

    Dass die karmischen Prägungen, die Resultat unserer Handlungen sind, gespeichert werden, wird ja von allen Traditionen vertreten. Die Cittamatrin interpretieren das allem-zugrunde-Liegende als ein stabiles Bewusstsein in dem die karmischen Prägungen gespeichert werden. Die Prasangika-Madhyamikas interpretieren dieses allem-zugrunde-Liegende anders. Sie sagen, dass für die Speicherung der karmischen Prägungen kein allem-zugrunde-liegendes Bewusstsein notwendig ist und vom Buddha auch in den Prajnaparamita-Sutras nicht gelehrt wurde.

    Auch die Leerheit wird von allen Mahayanaschulen vertreten, aber sie wird unterschiedlich interpretiert. Punkt a) ist schon die Lehrmeinung der Prasangika-Madhyamikas. Die Cittamatrin definieren Leerheit anders, weil sie an der Auffassung von inhärenter Existenz festhalten wie auch die Svatrantika-Madhyamikas.

    Diese unterschiedlichen Interpretationen als Streiterei abzutun ist nicht angemessen und wird der Bedeutung der verschiedenen Interpretationen nicht gereicht, weil die verschiedenen Interpretationen ihre Berechtigung haben. Dass es diese unterschiedlichen Interpretationen gibt, hängt ja auch damit zusammen, dass Buddha Sakyamuni immer in Abhängigkeit vom Verständnisvermögen seiner Zuhörer gelehrt hat.

    Gruß Helmut

    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Noreply
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    • 8. Januar 2023 um 14:22
    • #24

    Die karmische Prägung wird in der DNA gespeichert und die wird wiedergeboren. Eine Ziege, die durch eine bestimmte Zeugung (Zucht) geboren wird, hat die Merkmale der Eltern. Wie auch die Kinder der Menschen die Prägungen der Eltern oder gar der Großeltern haben.

    Eine grundlegende Gutheit gibt es nicht vom Speicherbewusstsein aus, Gut und Schlecht erkennt jeder Beobachter anders.

  • Sudhana
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    • 8. Januar 2023 um 14:50
    • #25

    Werter Helmut ,

    möglicherweise haben wir uns missverstanden. Als Praktizierender in einer ostasiatischen Tradition der Überlieferung und Übertragung des Dharma ist auch meine persönliche Rezeption insbesondere von Madhyamaka und Yogācācara durch diese Tradition geprägt. Das heisst, hinsichtlich des Madyhamaka das Sanlun (das unmittelbar auf Nagārjuna und Kānadeva / Āryadeva aufsetzt) und das daran anschließende Tiantai. Nagārjuna und Kānadeva werden nicht zufällig in der traditionellen Genealogie der Zen-Patriarchen genannt. Bei Yogācācara entspricht dem das Weishi (auch Faxiang genannt), das auf Xuanzangs Übersetzungen und Kommentierungen Vasubandhus (der ebenfalls als Zen-Patriarch gezählt wird) aufsetzt. Wobei in dieser Tradition Vasubandhu auch als Autor des (von Paramārtha übersetzten) Ratnagotravibhāga und des (ihm mit Sicherheit fälschlich zugeschriebenen) *Buddha-dhātu-śāstra (Fo Xing Lun) gilt.

    Diese Rangtong / Shentong - Geschichte ('extrinsische und intrinsische Leere') als völlig außerhalb meiner Tradition liegend interessiert mich nur sekundär und ich habe mich daher nur kursorisch damit befasst. Ansonsten habe ich mir mal interessahalber Garfields Übersetzung und Kommentierung der tibetischen Version der Mūlamadhyamakakārikā (erklärtermaßen in Prāsaṅgika - Tradition) angeschaut und fand das konsistent mit dem Verständnis des Sanlun.

    Es ging mir nicht darum, den innertibetischen Diskurs zu kritisieren und auch nicht darum, eine (oder die) tibetische hermeneutischen Tradition aus Perspektive der ostasiatischen zu kritisieren. Wie schon geschrieben, ist das der Grund, warum ich mich hier weitestgehend heraushalte. Es ging mir darum, eine Frage sachgerecht zu beantworten bzw. ein Missverständnis aufzuklären. Die Berufung auf Vasubandhu ist in einem tibetischen Forum sicher auch für 'Außenseiter' nicht offtopic.

    OM MONEY PAYME HUNG

Ausgabe №. 134: „Keine Angst vor der Angst"

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