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Ventil für Wut und Frust

  • rosewreaths
  • 27. März 2014 um 21:14
  • Zum letzten Beitrag
  • rosewreaths
    Themenautor
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    27. März 2014
    • 27. März 2014 um 21:14
    • #1

    Hallo!
    Ich praktiziere nun schon seit einigen Wochen den Buddhismus. Ich meditiere jeden Tag. Ich bemühe mich, niemanden zu verurteilen, über niemanden schlecht zu denken. Aber in mir baut sich so eine Wut auf. Ein Schwall von Frust. Manchmal könnte ich wirklich einfach losheulen. Ich streube mich dagegen, aber ich kann nunmal nichts machen. Sind Buddhisten niemals wütend? Was ist mit den Mönchen? Sind sie niemals frustriert? Was ist das Ventil für ihren Frust und ihre Wut? Mir wurde meines ja genommen. Ich erlaube mir nicht mehr, mich aufzuregen und schlecht über andere Leute zu denken. Ich verstehe den Sinn davon natürlich. Ich verdiene Frieden. Deswegen verurteile ich niemanden oder rege mich nicht auf. Aber wo hin mit all der Wut? Was soll ich tun?

    ॐ Om

  • Ji'un Ken
    Gast
    • 27. März 2014 um 21:39
    • #2

    Manchmal bin ich wütend und manchmal bin ich frustriert. Ich brauche dafür kein Ventil. Wenn ich es bin, bin ich es.
    Ich erlaube mir nicht wütend zu sein und ich verbiete es mir nicht.

    rosewreaths:

    ... Aber wo hin mit all der Wut? Was soll ich tun?


    Im Laufe deines Lebens wirst du es heraus finden.
    Es gibt keine allgemeingültigen Rezepte. Manchen hilft die Auseinandersetzung mit dem Buddhismus, manchen eine Therapie und manchen irgend etwas anderes.

  • fotost
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    • 27. März 2014 um 22:38
    • #3

    https://www.youtube.com/watch?v=suHF4gIxaeM#t=1m04s

    Bitte nicht nachmachen :lol:

    Ernsthafter - Ich vermute, jeder, der noch nicht erleuchtet ist wird mal wütend. Ist einfach so.
    Wut als Teil von uns zu verleugnen kann krank machen.

    Gefühle wie Wut können auch ein Anlass sein um unsere Trigger kennenzulernen. Warum bin ich jetzt wütend? Erlaube ich jemandem anderen, mich zu kontrollieren indem er mich wütend machen darf? Gibt es Situationen, denen ich besser aus dem Weg gehen sollte?

    Ein Grund, weshalb Mönche so relaxt wirken ist bestimmt auch, daß sie relativ beschützt leben und sich selten konfliktträchtigen Situationen aussetzen.

    Einmal editiert, zuletzt von fotost (27. März 2014 um 23:12)

  • Mirco
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    • 27. März 2014 um 22:41
    • #4
    rosewreaths:

    Hallo! Ich praktiziere nun schon seit einigen Wochen den Buddhismus. Ich meditiere jeden Tag. Ich bemühe mich, niemanden zu verurteilen, über niemanden schlecht zu denken. Aber in mir baut sich so eine Wut auf. Ein Schwall von Frust. Manchmal könnte ich wirklich einfach losheulen. Ich streube mich dagegen, aber ich kann nunmal nichts machen. Sind Buddhisten niemals wütend? Was ist mit den Mönchen? Sind sie niemals frustriert? Was ist das Ventil für ihren Frust und ihre Wut? Mir wurde meines ja genommen. Ich erlaube mir nicht mehr, mich aufzuregen und schlecht über andere Leute zu denken. Ich verstehe den Sinn davon natürlich. Ich verdiene Frieden. Deswegen verurteile ich niemanden oder rege mich nicht auf. Aber wo hin mit all der Wut? Was soll ich tun?


    Was da ist, ist da. Bemühen, es nicht zuzulassen hilft bei mir auch nicht. Im gegenteil. Dann kommt es später nur um so stärker zuück. Wenn ich das, was da ist aber loslasse und nicht weiter mit Aufmerksamkeit füttere, sondern mich entspanne und beobachte, was da so innerlich abgeht, ohne mit ein zu steigen, geht's mir gleich viel besser. Das ist aber auch nicht von heute auf morgen passiert, das ich so auf die inneren Vorgänge antworten kann, auch nicht in ein paar Wochen...

  • Mirco
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    • 27. März 2014 um 22:43
    • #5
    Ji'un Ken:

    Es gibt keine allgemeingültigen Rezepte. Manchen hilft die Auseinandersetzung mit dem Buddhismus, manchen eine Therapie und manchen irgend etwas anderes.


    Du hast anscheinend nicht viel Vertrauen in die von Dir praktizierte Methode. Wie wäre es mit 'ner Therapie, um Vertrauen zu gewinnen?

  • accinca
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    • 28. März 2014 um 02:10
    • #6
    Ji'un Ken:

    Manchmal bin ich wütend und manchmal bin ich frustriert. Ich brauche dafür kein Ventil. Wenn ich es bin, bin ich es. Ich erlaube mir nicht wütend zu sein und ich verbiete es mir nicht.


    Kann ja jeder machen wie er lustig ist.
    Eine besondere Empfehlung des Buddha war es aber wohl weniger.
    Aber der hatte sicher auch keine Angst davor krank zu werden
    wenn er nicht mal wütend wird. Eher wohl im Gegenteil.
    Kann bestimmt krank werden wer häufig wütend wird.

  • Milou
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    • 28. März 2014 um 07:34
    • #7

    Liebe rosewreaths,

    ich schließe mich fotost an. Es nützt nichts, Wut und Frust zu unterdrücken, dass kann einen nur krank machen. Wenn Du eine permanentes Frustgefühl in Dir trägst, dann braucht es eine Weile und viel Übung, die Einstellung zur Welt und zum Leben zu ändern. Wenn Du wegen etwas einen Wutausbruch bekommst, dann versuche bewusst zu erkennen, warum Du wütend bist und wie/ob Dir die Wut hilft, die Situation besser zu verarbeiten und Dich hinterher besser zu fühlen oder ob Dich die Wut nur in einen Strudel aus Frust und weiterer Wut treibt.

    Mit der Zeit wirst Du die Zusammenhänge erkennen und immer weniger frustriert oder wütend sein. Das geht aber sicher nicht von heute auf morgen. Also: Geduld und Übung! Und jeden Wutausbruch oder Frustsituation als Übungsgegenstand verwenden.

    Lg

    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • Aiko
    Gast
    • 28. März 2014 um 07:52
    • #8
    rosewreaths:

    Hallo!
    Ich praktiziere nun schon seit einigen Wochen den Buddhismus. Ich meditiere jeden Tag. Ich bemühe mich, niemanden zu verurteilen, über niemanden schlecht zu denken. Aber in mir baut sich so eine Wut auf. Ein Schwall von Frust. Manchmal könnte ich wirklich einfach losheulen. Ich streube mich dagegen, aber ich kann nunmal nichts machen. Sind Buddhisten niemals wütend? Was ist mit den Mönchen? Sind sie niemals frustriert? Was ist das Ventil für ihren Frust und ihre Wut? Mir wurde meines ja genommen. Ich erlaube mir nicht mehr, mich aufzuregen und schlecht über andere Leute zu denken. Ich verstehe den Sinn davon natürlich. Ich verdiene Frieden. Deswegen verurteile ich niemanden oder rege mich nicht auf. Aber wo hin mit all der Wut? Was soll ich tun?

    Im Buddhismus ist Wut eine der fünf Hindernisse. Ich denke, wenn man sich beginnt zu beschränken und auf seine ausufernden Triebe zu achten, taucht Wut und Frust als Gegenreaktion auf.
    Wenn du Englisch kannst, findest du hier Übungen zu den fünf Hindernissen.
    http://www.insightmeditationcenter.org/books-articles…ances-handouts/

    Im Pali-Kanon findet sich hier eine schöne Erklärung
    http://www.palikanon.de/angutt/a05_181-200.html#a_v193

  • accinca
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    • 28. März 2014 um 08:19
    • #9
    Milou:

    Liebe rosewreaths,
    ich schließe mich fotost an. Es nützt nichts, Wut und Frust zu unterdrücken, dass kann einen nur krank machen. Milou


    Das sei dir unbenommen, hat der Buddha aber nicht gelehrt.
    Krank, kann Wut und Frust machen, ob du sie unterdrückst
    oder nicht.
    Sie sind die Krankheit! Körperliche Auswirkungen sind
    dabei völlig unerheblich. Wer aber von Wut und Frust beherrscht
    wird (was ja nur durch Begehren bedingt besteht) der wird von
    einer schweren Krankheit beherrscht und sollte dringend metta
    üben und Gedanken der Harmonie und Güte entwickeln.
    Mit Wut und Frust schädigt man nur sich selber und andere.

  • Jikjisa
    Gast
    • 28. März 2014 um 08:52
    • #10
    rosewreaths:

    Hallo!
    Ich praktiziere nun schon seit einigen Wochen den Buddhismus. Ich meditiere jeden Tag. Ich bemühe mich, niemanden zu verurteilen, über niemanden schlecht zu denken. Aber in mir baut sich so eine Wut auf. Ein Schwall von Frust. Manchmal könnte ich wirklich einfach losheulen. Ich streube mich dagegen, aber ich kann nunmal nichts machen. Sind Buddhisten niemals wütend? Was ist mit den Mönchen? Sind sie niemals frustriert? Was ist das Ventil für ihren Frust und ihre Wut? Mir wurde meines ja genommen. Ich erlaube mir nicht mehr, mich aufzuregen und schlecht über andere Leute zu denken. Ich verstehe den Sinn davon natürlich. Ich verdiene Frieden. Deswegen verurteile ich niemanden oder rege mich nicht auf. Aber wo hin mit all der Wut? Was soll ich tun?

    Hallo

    Deine Herangehensweise an "negative" Gefühle und Gedanken ist nicht richtig. Die Meditation sollte man so führen, daß gar nichts unterdrückt, geleugnet, negiert wird, sondern "nur" achtsam wahrgenommen und fallengelassen. Die Übung besteht darin den unheilsamen Impulsen nicht freien Lauf zu lassen, nicht sie zu negieren oder sie zu unterdrücken. Diese Fähigkeit stellt sich erst nach und nach ein und durch Unachtsamkeit bricht sie auch ab. Es ist eine stete Übung immer achtsamer und wachsamer zu werden, bzw. sich darin zu be-lassen . Der Einstieg besteht in der werturteilsfreien Annahme. Annahme heißt zu sehen was IST - ohne Urteil. Du verurteilst das Urteil. Und negierst das Negative. Da schließt sich ein Aversionskreislauf, der sich aufstaut. Meditation wirkt wie ein Mikroskop. Meist kommen zuerst alte und neue Schmerzen, Kränkungen, Enttäuschungen und Ängste hoch. Viele Menschen weinen, wenn sie zum erstenmal diese Dinge urteilsfrei wahrnehmen und annehmen "dürfen", dadurch stellt sich auch ein natürliches Mitgefühl ein, mit unserer Ohnmacht - und ein erlösendes Empfinden. Ich empfehle dir ein gutes Meditationsbuch. So richtig langjährig eingeübte Praktizierende brauchen kein Ventil. Sie lösen Unheilsames noch bevor es sich als Gedanke und Gefühl manifestieren kann, "einfach" durch stete Gegenwärtigkeit und Wachsamkeit - und Güte ( Metta/Bodhichitta ).

    MFG

  • MonikaMarie1
    Gast
    • 28. März 2014 um 09:16
    • #11

    Oh, liebe Jikjisa,
    das ist ein schöner Beitrag, dem ich nichts mehr hinzufügen kann, außer, dass ich ein ziemlich "zornig angelegter" Mensch bin und zig Jahre gebraucht habe, um an die Wurzel dieser Emotionen zu geraten. Mit viel Achtsamkeit und Wohlwollen sowohl für mich selbst als auch für andere konnte ich sehen "wie die Dinge sind", die Zusammenhänge erkennen und bin heute in der Lage, frust- und wutfrei zu leben.

    "Meine" Wut, so habe ich bei mir festgestellt, liebe rosewreaths, entstand aus Hilfslosigkeit, Naivität, falsch verstandener Freundlichkeit, aus dem Glauben, ich sei doch ein "so guter Mensch" und letztlich Feigheit.

    Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Beobachtung - und unterdrücke nicht Deine Gefühle, sondern analysiere ihre Ursachen. Dass, was Accinca schreibt, ist in erster Linie für diejenigen gedacht, die schon mehr "Herr" ihrer Lage sind und dem letzten Rest möglicherweise einen Tritt versetzen müssen. So jedenfalls empfinde ich das, und so handhabe ich das notfalls.

    _()_ Monika

  • fotost
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    • 28. März 2014 um 09:49
    • #12
    accinca:
    Milou:

    Liebe rosewreaths,
    ich schließe mich fotost an. Es nützt nichts, Wut und Frust zu unterdrücken, dass kann einen nur krank machen. Milou


    Das sei dir unbenommen, hat der Buddha aber nicht gelehrt.
    Krank, kann Wut und Frust machen, ob du sie unterdrückst
    oder nicht.
    Sie sind die Krankheit! Körperliche Auswirkungen sind
    dabei völlig unerheblich. Wer aber von Wut und Frust beherrscht
    wird (was ja nur durch Begehren bedingt besteht) der wird von
    einer schweren Krankheit beherrscht und sollte dringend metta
    üben und Gedanken der Harmonie und Güte entwickeln.
    Mit Wut und Frust schädigt man nur sich selber und andere.

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    Hallo accinca,

    ich vermute ein Verständigungsproblem(chen) :D
    Es geht nicht darum, Wut zu unterdrücken, sondern zu verstehen und zu be/verarbeiten. Wut zu unterdrücken ist falsch, genauso falsch wie Wut ungezügelt auszuleben.

    Schau Dir als Beispiel Thailand an. Den Menschen wird von frühester Kindheit eingeprägt, daß Wut nicht erlaubt ist, daß man Probleme lächelnd zu überspielen hat etc. Letztlich wird Wut als Tatsache verleugnet. Das sieht nach außen harmonisch und nett aus und fasziniert jeden Besucher.
    Auf der anderen Seite staut sich damit unkontrolliert psychische Energie auf, die sich schlagartig entladen kann.
    Hast Du gewusst, daß die Mordrate in Thailand höher ist als in den USA?

  • peema
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    • 28. März 2014 um 11:10
    • #13

    Ich schließe mich Monika an: Jikjisa hat sehr schön beschrieben, wie ich das Thema Wut (und andere negative Emotionen) im Zusammenhang mit der Meditation/dem achtsamen Üben auch sehe (und immer mehr erleben darf). Schwierig wird es bei mir allerdings immer noch besonders in ungeklärten Situationen, aus denen man sich nicht einfach zurückziehen kann und bei denen die Gefahr besteht, dass ein Konflikt von verschiedenen Seiten immer wieder neu "befeuert" wird. Aber zumindest theoretisch weiß ich auch hier, dass nur stetes achtsames Beobachten der dabei entstehenden negativen Emotionen weiterhilft (und damit verbunden die Zurückhaltung beim sofortigen Reagieren)....

    LG peema

    event.png

  • Mirco
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    • 28. März 2014 um 11:19
    • #14
    accinca:

    Wer aber von Wut und Frust beherrscht
    wird (was ja nur durch Begehren bedingt besteht) der wird von
    einer schweren Krankheit beherrscht und sollte dringend metta
    üben und Gedanken der Harmonie und Güte entwickeln.


    Funktioniert es bei Dir?

  • accinca
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    • 28. März 2014 um 11:42
    • #15
    Mirco:
    accinca:

    Wer aber von Wut und Frust beherrscht
    wird (was ja nur durch Begehren bedingt besteht) der wird von
    einer schweren Krankheit beherrscht und sollte dringend metta
    üben und Gedanken der Harmonie und Güte entwickeln.


    Funktioniert es bei Dir?

    Ja, das hat schon funktioniert und tut es auch immer noch.
    (manchmal verdächtige ich mich schon ein zu kurzes Gedächnis
    zu haben, so gut funktioniert das) :)

  • rosewreaths
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    • 28. März 2014 um 14:25
    • #16
    Jikjisa:


    Hallo

    Deine Herangehensweise an "negative" Gefühle und Gedanken ist nicht richtig. Die Meditation sollte man so führen, daß gar nichts unterdrückt, geleugnet, negiert wird, sondern "nur" achtsam wahrgenommen und fallengelassen. Die Übung besteht darin den unheilsamen Impulsen nicht freien Lauf zu lassen, nicht sie zu negieren oder sie zu unterdrücken. Diese Fähigkeit stellt sich erst nach und nach ein und durch Unachtsamkeit bricht sie auch ab. Es ist eine stete Übung immer achtsamer und wachsamer zu werden, bzw. sich darin zu be-lassen . Der Einstieg besteht in der werturteilsfreien Annahme. Annahme heißt zu sehen was IST - ohne Urteil. Du verurteilst das Urteil. Und negierst das Negative. Da schließt sich ein Aversionskreislauf, der sich aufstaut. Meditation wirkt wie ein Mikroskop. Meist kommen zuerst alte und neue Schmerzen, Kränkungen, Enttäuschungen und Ängste hoch. Viele Menschen weinen, wenn sie zum erstenmal diese Dinge urteilsfrei wahrnehmen und annehmen "dürfen", dadurch stellt sich auch ein natürliches Mitgefühl ein, mit unserer Ohnmacht - und ein erlösendes Empfinden. Ich empfehle dir ein gutes Meditationsbuch. So richtig langjährig eingeübte Praktizierende brauchen kein Ventil. Sie lösen Unheilsames noch bevor es sich als Gedanke und Gefühl manifestieren kann, "einfach" durch stete Gegenwärtigkeit und Wachsamkeit - und Güte ( Metta/Bodhichitta ).

    MFG


    Was für eine wundervolle Antwort!
    Auch an alle anderen vielen Dank!

    ॐ Om

  • accinca
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    • 28. März 2014 um 19:17
    • #17
    Jikjisa:

    Die Übung besteht darin den unheilsamen Impulsen nicht freien Lauf zu lassen, nicht sie zu negieren...


    Bis dahin stimmen wir überein.
    Wie man das aber macht dazu lehrte der Buddha 5 Methoden.
    Aufgezählt in M 20

  • Jikjisa
    Gast
    • 28. März 2014 um 22:00
    • #18

    M 20:

    Vorstellungen und Erwägungen.
    Das niederquälen wo du drauf anspielst, ist natürlich etwas für Notsituationen,
    damit aus Vorstellung und Erwägung keine Tat wird.
    So ungefähr: den bring ich um, ich stell mir schon vor wie ich dem an die Gurgel gehe -
    dann allerdings ist ein schnelles niederringen angebracht.
    Ich schätze aber, das versteht sich von selbst, hat jeder schon mal erlebt.

    ansonsten haben wir in der sutta in bezug auf vorstellungen und gedankliche erwägungen
    1) das gegenbild , ein würdiges ( auf das positive, gute besinnen )
    2) das erkennen des unheilsamen - und schwinden lassen ( dieser gedanke verursacht mir leiden )
    3) keine beachtung schenken - ergo fallenlassen ( vorbei ziehen lassen )


    Von Gefühlen niederringen, geschweige quälen ist hier in der gesammten Sutta und auch sonst in der Lehre keine Rede.
    Das hat der Buddha ja in der Askese gemacht und als unheilsam befunden.

    MFG

  • Jikjisa
    Gast
    • 28. März 2014 um 22:25
    • #19
    rosewreaths:


    Was für eine wundervolle Antwort!
    Auch an alle anderen vielen Dank!

    Keine Ursache -ick freu mir. :)

    Zitat

    Alles fängt mit liebevoller Güte für uns selber an, die zu liebevoller Güte für andere wird ( Pema Chödrön )

  • accinca
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    • 29. März 2014 um 00:22
    • #20
    Jikjisa:

    M 20:......
    Von Gefühlen niederringen, geschweige quälen ist hier in der gesammten Sutta und auch sonst in der Lehre keine Rede.
    Das hat der Buddha ja in der Askese gemacht und als unheilsam befunden.


    Ja, das sehen wir unterschiedlich. Was der Buddha als untauglich gelehrt hat war
    nicht die Askese in sich, sondern nur die absichtliche körperliche Schmerzensaskese.
    Der Buddha lehrte das zu differenzieren aber die vier großen Kämpfe bleiben die
    vier großen Kämpfe. Sie bilden immerhin das 6. Glied des Pfades (sammā-vāyāma)
    Der Kampf mit den Triebkräften ist keine Spielerei.
    Ich glaube, das es deswegen heute keine vollkommen Heilige mehr gibt, eben
    weil die Mönche dafür immer noch viel zu lässig leben.)

    Zitat


    Vier Kämpfe gibt es, ihr Mönche. Welche vier?
    Den Kampf zur Vermeidung,
    den Kampf zur Überwindung,
    den Kampf zur Entfaltung,
    den Kampf zur Erhaltung.

    Was aber, ihr Mönche, ist der Kampf zur Vermeidung?

    Erblickt da der Mönch mit dem Auge eine Form, so haftet er weder am Ganzen noch an den Einzelheiten; und weil bei unbewachtem Sehsinn Begehren und Mißstimmung, üble, unheilsame Einflüsse in ihn einströmen möchten, bemüht er sich, dem zu wehren: er bewacht den Sehsinn und zügelt ihn.

    Hört er mit dem Ohr einen Ton, so haftet er weder am Ganzen noch an den Einzelheiten; und weil bei unbewachtem Gehörsinn Begehren und Mißstimmung, üble, unheilsame Einflüsse in ihn einströmen möchten, bemüht er sich, dem zu wehren: er bewacht den Gehörsinn und zügelt ihn.

    Riecht er mit der Nase einen Duft, so haftet er weder am Ganzen noch an den Einzelheiten; und weil bei unbewachtem Riechsinn Begehren und Mißstimmung, üble, unheilsame Einflüsse in ihn einströmen möchten, bemüht er sich, dem zu wehren:
    er bewacht den Riechsinn und zügelt ihn.

    Schmeckt er mit der Zunge einen Saft, so haftet er weder am Ganzen noch an den Einzelheiten; und weil bei unbewachtem Geschmackssinn, Begehren und Mißstimmung, üble, unheilsame Einflüsse in ihn einströmen möchten, bemüht er sich, dem zu wehren: er bewacht den Geschmackssinn und zügelt ihn.

    Fühlt er mit dem Körper etwas Tastbares, so haftet er weder am Ganzen noch an den Einzelheiten; und weil bei unbewachtem Tastsinn Begehren und Mißstimmung, üble, unheilsame Einflüsse in ihn einströmen möchten, bemüht er sich, dem zu wehren:
    er bewacht den Tastsinn und zügelt ihn.

    Ist er sich im Geiste eines Gedankens bewußt, so haftet er weder am Ganzen noch an den Einzelheiten; und weil bei unbewachtem Geistsinn Begehren und Mißstimmung, üble, unheilsame Einflüsse in ihn einströmen möchten, bemüht er sich, dem zu wehren: er bewacht den Geistsinn und zügelt ihn.

    Das, ihr Mönche, nennt man den Kampf zur Vermeidung.

    Was aber ist der Kampf zur Überwindung?
    Da lässt der Mönch einen aufgestiegenen Gedanken der Begierde
    nicht Fuß fassen, überwindet, vertreibt, vernichtet ihn und bringt ihn zum Schwinden.
    Er lässt einen aufgestiegenen Gedanken des Hasses, nicht Fuß fassen, überwindet, vertreibt, vernichtet ihn und bringt ihn zum Schwinden.

    Er lässt einen aufgestiegenen Gedanken der Schädigung nicht Fuß fassen,
    überwindet, vertreibt, vernichtet ihn und bringt ihn zum Schwinden.
    Er lässt aufgestiegene üble, unheilsame Dinge nicht Fuß fassen, überwindet,
    vertreibt, vernichtet sie und bringt sie zum Schwinden.

    Das, ihr Mönche, nennt man den Kampf zur Überwindung.

    Was aber ist der Kampf zur Entfaltung?
    Da entfaltet der Mönch den Erwachensfaktor der Wahrheitsgegenwart,
    der auf Entsagung, Loslösung und Erlöschung
    gerichtet ist und zur Entledigung führt

    enden Achtsamkeit,
    der Wirklichkeitsergründung,
    der Willenskraft,
    der Verzückung,
    der Ruhe,
    der Sammlung und
    des Gleichmuts.
    Das, ihr Mönche, nennt man den Kampf zur Entfaltung.

    Was aber ist der Kampf zur Erhaltung?
    Da hält der Mönch einen sich ihm bietenden günstigen Gegenstand
    der Sammlung im Geiste fest,
    wie die Vorstellung eines Knochengerippes,
    die Vorstellung eines von Würmern zernagten Leichnams,
    die Vorstellung eines blau-verfärbten Leichnams,
    die Vorstellung eines in Fäulnis übergegangenen Leichnams,
    die Vorstellung eines zerstückelten Leichnams,
    die Vorstellung eines aufgedunsenen Leichnams.

    Das, ihr Mönche, nennt man den Kampf zur Erhaltung.

    Diese vier Kämpfe gibt es, ihr Mönche.

    Alles anzeigen
  • Jikjisa
    Gast
    • 29. März 2014 um 00:33
    • #21

    @ acincca:

    Zitat

    Ich glaube, das es deswegen heute keine vollkommen Heilige mehr gibt, eben
    weil die Mönche dafür immer noch viel zu lässig leben.

    Das stimmt, da mangelt es halt an rechter Erkenntnis und Ansicht.
    Aber ich möchte dich doch herzlich bitten den Laien-Anfängerbreich zu berücksichtigen,
    denn die Sutta spricht vom Kampf eines Edlen.
    Bitte.
    Danke.

    MFG

  • Mirco
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    5. September 2011
    • 29. März 2014 um 06:36
    • #22
    accinca:

    Der Kampf mit den Triebkräften ist keine Spielerei. Ich glaube, das es deswegen heute keine vollkommen Heilige mehr gibt, ebenweil die Mönche dafür immer noch viel zu lässig leben.


    Ich glaube aber, der 'Kampf' ist einer, den man sehr gut spielerisch und (evtl. sogar nur) mit Leichtigkeit gewinnen kann.

    Zitat

    Kampf zur Vermeidung
    Bewachen und Zügeln der Sinne

    Kampf zur Überwindung
    unheilsames im Geiste nicht Fuß fassen lassen sondern
    überwinden/vertreiben/vernichten/zum Scheiden bringen

    Kampf zur Entfaltung
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    Wie aber bewacht und zügelt man die Sinne?

  • accinca
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    • 29. März 2014 um 10:23
    • #23
    Mirco:

    Wie aber bewacht und zügelt man die Sinne?


    Die Formulierung finde ich nicht schlecht:

    Hat da der Mönch mit dem Auge eine Form gesehen,
    so greift er nicht nach den Vorstellungen und greift nicht nach
    den Assoziationen da Begierde und Mißmut, böse, unheilsame
    Dinge gar bald den überwältigen, der die Seheigenschaft nicht bewacht,
    befleißigt er sich dieser Bewachung, er hütet die Sehfähigkeit, er wacht
    eifrig über die Sehtätigkeit. Und ebenso mit den anderen Sinnen.
    so zügelt er die Sinne. Er bewacht die Sinnentätigkeit ohne sich mit
    den Sinnendingen zu befassen bleibt die Achtsamkeit bei der Sinnentätigkeit.
    Er sieht nur dann nach den Dingen, wenn und soweit es wirklich
    notwendig ist um das Leben und Üben zu ermöglichen. Im Grunde
    handelt es sich um den ersten größeren Schritt zur Zügelung der Sinne.
    Der Geist wird an die Achtsamkeit auf die Sinnentätigkeit gebunden.

  • Kusala
    Gast
    • 29. März 2014 um 11:27
    • #24
    Mirco:

    Wie aber bewacht und zügelt man die Sinne?

    Mittels Achtsamkeit.
    Keine Reizüberflutung wie z.B. Telefonieren, Radio hören, Autofahren gleichzeitig.
    Wenig Zerstreuung wie Dauerberieselung durch Radio, Fernsehen usw.
    Dinge langsamer machen.

    Um zu erkennen wie das Ganze überhaupt funktioniert,
    wäre Abstinenz über ein paar Wochen von TV, Radio, Bücher lesen, ausgehen, viel quatschen usw.
    und viel Meditation nicht schlecht.
    Nur wenn man weiß worum es geht, kann man auch dementsprechend achtsam sein.

    ()

  • fotost
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    • 29. März 2014 um 12:04
    • #25
    Kusala:
    Mirco:

    Wie aber bewacht und zügelt man die Sinne?

    Mittels Achtsamkeit.
    Keine Reizüberflutung wie z.B. Telefonieren, Radio hören, Autofahren gleichzeitig.
    Wenig Zerstreuung wie Dauerberieselung durch Radio, Fernsehen usw.
    Dinge langsamer machen.

    Um zu erkennen wie das Ganze überhaupt funktioniert, wäre Abstinenz über ein paar Wochen von TV, Radio, Bücher lesen, ausgehen, viel quatschen usw. und viel Meditation nicht schlecht.
    ...

    Telefonieren und Autofahren gleichzeitig ist auch unabhängig von Achtsamkeit eine schlechte Idee und wenigstens für das Handy Telefonieren verboten :D

    Aber ich möchte eigentlich Deine Gedanken unterstützen. Der Fernseher muss nicht dauernd laufen, das Radio muss nicht immer zu allem Geschehen parallel Geräusche produzieren, die meisten Bücher müssen nicht sein, Meditation kann selten schaden etc.

    Das Thema des Threads war 'Ventil für Wut und Frust' - wenn wir nicht wirklich sehen, was wichtig ist können wir umso schneller in Muster von Wut und Frust zurück fallen.

Ausgabe №. 134: „Keine Angst vor der Angst"

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