125 Vertreter des Buddhismus im Weißen Haus


  • Interessant, was man im Zuge dessen erfährt: Es gibt offenbar mehr Buddhisten (3,5 Mio.) als Muslime in den USA, zwei Drittel davon sehen sich als Demokraten. Die Gäste im weißen Haus machten sich vor allem gegen Rassismus und für das Thema "Klimawandel" stark. Darunter waren etwa Jack Kornfield, Bhikkhu Bodhi und Shinge Sherry Chayat (Dharme-Erbin von Shimano). Begrüßt wurden sie vom Nichiren-Buddhisten Patrick Duffy (!), den viele noch aus der TV-Serie Dallas kennen werden.


    Brad Warner hat sich mit seinem Kommentar dazu nicht allzu viele Freunde gemacht, in dem er einige abenteuerliche Behauptungen über den Schutz, den der Buddhismus durchs Militär genossen habe, aufstellte und den Slogan eines Banners kritisierte, der besagte, U.S.-Militarismus würde Gewalt hervorbringen und keine Sicherheit: https://hardcorezen.info/i-wish-i-could-agree/3553

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    • Offizieller Beitrag

    Ist das vielleicht ein anarchistischer alter Punker-Reflex, der in den braven,friedensbewegten buddhistischen Gästen die selben alten Hippies sieht, die man schon damals durch das Tragen von Militärstiefeln ärgern konnte?


    Erstmal klingt ja das, was Brad Warner sagt, nicht so verkehrt: In Südkorea blieb die alte buddhitische Ordnung bestehen, während sie in Nordkorea wegradiert wurde. Und so was ähnliches gilt auch für Nord- und Südvietnam. Und auch in Tibet klungelte der CIA mit dem Bruder des Dalai Lama gegen die gottlosen Kommunisten. Es gab also Fälle, wo die amerikanischen Militärs für die Budhhisten nützlichen waren.


    Aber auch das imperialistische Japan war ein Förderer des Buddhismus in der besetzten Mandschurei und es kam sogar zu einer regen Zusammenarbeit zwischen tibetisch-mongolischen Lamas und japanischem Buddhisten Japanische Religionspolitik in der Mongolei. Zarte Blüten des interkulturellen Dialogs im Auftrag imperialistische Grossmachtpolitik.


    Wo man sich wirklich fragt, ob das was gut für den Buddhismus ist, unbedingt gut für die Menschen ist.


    Schade, dass Lisa Simpson nicht kommen konnte, weil sie nur eine Comicfigur ist.

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde den von Brad Warner verlinkten Artikel von Stephen Batchelor ( Spaces in the sky ) sehr interessant.


    Angesichts des 11. Septembers zeigt Batchelor hier einen Widerspruch auf. Der Buddhismus stellt ja die schier utopische Forderung auf, angesichts des schlimmsten Leidens eher das Leben aufzugeben als die Kontrolle über den eigenen Geisteszustand. Während politische Erwägungen es als sinnvoll erscheinen lassen, notfalls die Friedfertigkeit aufzugeben und der Gewalt mit Gewalt zu begegnen.


    Jetzt könnte man sagen, dass das einfach verschiedene Ziele sind und es deswegen nachvollziehbar ist, dass das was den einen Zielen genügt aus der andere Perspektive idotisch ist. Dass es ein Triumph sein kann, sich geistig so unter Kontrolle zu haben auf Hass nicht mit Hass zu reagieren. Wo aber genau das miliarärisch gesehen, notwendig und sinnvoll ist, und Menschen das Leben rettet und das andere eine "idealistische Narretei".


    Für mich bedeutet Dukkha nicht zuletzt, dass die Welt eine ziemliche "Bitch" ist. Deswegen gibt es nicht zu lösende, essentielle Widerspüche, denen man sich stellen muss:


    Man kann notfalls sein Leben aufgeben um seine innere Freheit zu rettet. Oder man kann Integrität aufgeben um Leben zu retten. (Egal wo du hingehst da bist du dann.)


    Mir kommt es so vor, als tut sich da für Batchelor kein Abgrund auf, der einen zwingt eine Seite zu wählen. Sondern er sieht da eine Brücke in deren Mitte man die Versöhnung der Widersprüche feiern könnte. Das halbwürdige Halbleben - der säkulare Buddhismus - der militärisch gesicherte Friedensort. ( So wie man ja auch im hiesigen Protestantismus mit Gauck etwas gefunden hat, was irgendwo zwischen Jesus und Bismarck ist.)


    Und mir kommt es so vor, als will ihm Brad Warner auf diese Brücke folgen. Zu dem Ort, wo es einen schönen Kompromiss zwischen dem normalen Lebensgefühl und dem Buddhismus gibt. Und nicht das eine das andere wegäzt.


    Im Bezug auf das Herzsutra denke ich, dass "Form ist Leere. Leere ist Form" etwas anderes bedeutet, als eine Waffenstillstand zwischen der Normalität und dem, was sie in Frage stellt, zu finden.

  • Danke für deine Analyse. Ich sehe das genauso. Aber niemand kann im Ungefähren leben und in einem Zwischenzustand sein. Ganz gleich daher, wie einer entscheidet, man kommt da nicht raus. Und deshalb ist es eben besser für den anderen einzuspringen, als sein Leben retten zu wollen. Du verlierst es sowieso.

  • void:


    So wie man ja auch im hiesigen Protestantismus mit Gauck etwas gefunden hat, was irgendwo zwischen Jesus und Bismarck ist.


    Danke für diese elegante und witzige Formulierung! :D


    Originalton Gauck am 12. Juni 2012, in der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg:


    »Freiheit ist ohne Verantwortung nicht zu haben. Für Sie, liebe Soldatinnen und Soldaten, ist diese Haltung selbstverständlich. Ist sie es auch in unserer Gesellschaft? Freiheit und Wohlergehen sehen viele als Bringschuld von Staat und Demokratie. Manche verwechseln Freiheit mit Gedankenlosigkeit, Gleichgültigkeit und Hedonismus. Andere sind sehr gut darin, ihre Rechte wahrzunehmen oder gegebenenfalls auch vehement einzufordern. Und vergessen dabei allzu gern, daß eine funktionierende Demokratie auch Einsatz erfordert, Aufmerksamkeit, Mut und manchmal auch das Äußerste, was ein Mensch geben kann: das Leben, das eigene Leben.«


    »Daß es wieder deutsche Gefallene gibt, ist für unsere glücksüchtige Gesellschaft schwer zu ertragen


    Dazu Eugen Drewermann, katholischer Theologe, vom Priesteramt suspendiert:


    »Krieg schafft keinen Frieden – so wenig wie ein Sack voller Lügen, selbst wenn der vom Bundespräsidenten geschnürt wird. Wie kann Herr Gauck in der Zeit der asymmetrischen Kriegsführung, in der Zeit der Drohnenangriffe, davon reden, daß wir menschliche Interessen ausgerechnet in Somalia und Afghanistan vertreten? Vom Balkankrieg, der mutwillig vom Zaun gebrochen wurde, ganz zu schweigen. Das alles ist ein Bruch des Völkerrechts!


    Was die Bundeswehr verteidigt, sind nicht die Menschenrechte und ganz bestimmt nicht die Freiheit in der Welt. Die Osterweiterung der NATO bis nach Georgien, Kasachstan, Kirgisien hat einen einzigen Zweck: Die Verteidigung der Interessen des Kapitalismus und die geostrategische Einkreisung von Indien und China. Entscheidend bleibt, daß man von einem Soldaten nicht verlangen kann, daß er mutig stirbt – sterben werden wir alle, ob mit oder ohne Mut. Verlangt wird vom Soldaten vielmehr, daß er tötet! Auf dieses moralische Problem sollte der einstige Pastor auch hinweisen.«


    Und als Ergänzung dazu Jakob Augstein.

    Das Tao ist nicht auf die Vereinigung mit den Menschen bedacht;
    wenn die Menschen auf nichts bedacht sind, vereinigen sie sich mit dem Tao.
    Yuanwu Keqin (1063 - 1135)