15. Mahānidāna Sutta, Abkunft - (Pali) Paṭiccasamuppādo

  • Digha Nikāya - Die Längere Sammlung
    Mahā Vagga - Großes Buch
    Zweiter Teil - Zweite Rede
    15. Mahānidāna Sutta, Abkunft - (Pali)
    Paṭiccasamuppādo


    [95] DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene im Kuru-Lande, bei einer Stadt der Kuruner namens Kammasadammam (wörtliche Übersetzung "Die bunte Kuh").


    Da begab sich denn der ehrwürdige Anando zum Erhabenen hin, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach nun der ehrwürdige Anando zum Erhabenen also:


    „Erstaunlich, o Herr, außerordentlich ist es, o Herr, wie tief doch, o Herr, diese Bedingte Entstehung ist, und wie tief sie hinableuchtet: und gleichwohl scheint es mir, als ob sie ganz und gar offenbar wäre!"


    „Sage das nicht, Anando, sage das nicht, Anando; tief ist freilich, Anando, diese Bedingte Entstehung und leuchtet tief hinab: weil diese Satzung, Anando, nicht verstanden, nicht durchschaut wird, darum kann dieses Geschlecht, als Garn verflochten, als Knäuel vernestelt, Bast und Bindfaden geworden, dem Abwege, der üblen Fährte, dem Verderben, der Wandelwelt nicht entkommen.


    [96] 'Ist Alter und Tod auf gewisse Weise bedingt?', auf diese Frage, Anando, wäre 'Das ist es' zu antworten; 'Wodurch bedingt ist Alter und Tod?', wenn man so fragte, wäre 'Durch Geburt bedingt ist Alter und Tod' zu antworten.


    'Ist Geburt auf gewisse Weise bedingt?', auf diese Frage, Anando, wäre 'Das ist sie' zu antworten; 'Wodurch bedingt ist Geburt?', wenn man so fragte, wäre 'Durch Werden bedingt ist Geburt' zu antworten.


    'Ist Werden auf gewisse Weise bedingt?', auf diese Frage, Anando, wäre 'Das ist es' zu antworten; 'Wodurch bedingt ist Werden?', wenn man so fragte, wäre 'Durch Anhangen bedingt ist Werden' zu antworten.


    'Ist Anhangen auf gewisse Weise bedingt?', auf diese Frage, Anando, wäre 'Das ist es' zu antworten; 'Wodurch bedingt ist Anhangen?', wenn man so fragte, wäre 'Durch Durst bedingt ist Anhangen' zu antworten.


    'Ist Durst auf gewisse Weise bedingt?', auf diese Frage, Anando, wäre 'Das ist er' zu antworten; 'Wodurch bedingt ist Durst?', wenn man so fragte, wäre durch Gefühl bedingt ist Durst' zu antworten.


    'Ist Gefühl auf gewisse Weise bedingt?', auf diese Frage, Anando, wäre 'Das ist es' zu antworten; 'Wodurch bedingt ist Gefühl?', wenn man so fragte, wäre 'Durch Berührung bedingt ist Gefühl' zu antworten.


    'Ist Berührung auf gewisse Weise bedingt?', auf diese Frage, Anando, wäre 'Das ist sie' zu antworten; 'Wodurch bedingt ist Berührung?', wenn man so fragte, wäre 'Durch Geistigkeit und Körperlichkeit bedingt ist Berührung' zu antworten (*1).


    'Ist Geistigkeit und Körperlichkeit auf gewisse Weise bedingt?', auf diese Frage, Anando, wäre 'Das ist es' zu antworten; 'Wodurch bedingt ist Geistigkeit und Körperlichkeit?', wenn man so fragte, wäre 'Durch Bewußtsein bedingt ist Geistigkeit und Körperlichkeit' zu antworten.


    'Ist Bewußtsein auf gewisse Weise bedingt?', auf diese Frage, Anando, wäre 'Das ist es' zu antworten; 'Wodurch bedingt ist Bewußtsein?', wenn man so fragte, wäre 'Durch Geistigkeit und Körperlichkeit bedingt ist Bewußtsein' zu antworten.


    [97] „So ist denn, Anando,


    durch Geistigkeit und Körperlichkeit bedingt Bewußtsein, (nāmarūpa paccayā viññāṇaṃ)
    durch Bewußtsein bedingt Geistigkeit und Körperlichkeit, (viññāṇa paccayā nāmarūpaṃ)
    durch Geistigkeit und Körperlichkeit bedingt Berührung, (nāmarūpa paccayā phasso)
    durch Berührung bedingt Gefühl, (phassa paccayā vedanā)
    durch Gefühl bedingt Durst, (vedanā paccayā taṇhā)
    durch Durst bedingt Anhangen, (taṇhā paccayā upādānaṃ)
    durch Anhangen bedingt Werden, (upādāna paccayā bhavo)
    durch Werden bedingt Geburt, (bhava paccayā jāti)
    durch Geburt bedingt gehn Alter und Tod, (jāti paccayā jarāmaraṇaṃ) Schmerz und Jammer, Leiden, Trübsal, Verzweiflung hervor:


    also kommt dieses gesamten Leidensstückes Entwicklung zustande (*2).


    [98] 'Durch Geburt bedingt ist Alter und Tod', das ist da wohl gesagt worden; das muß nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden werden, wie durch Geburt bedingt Alter und Tod ist. Wenn es nämlich, Anando, keine Geburt gäbe, ganz und gar nicht, nicht irgend irgendwo, bei keinem zu keinem, als wie etwa bei Göttern zur Gottheit, oder bei Engeln zur Engelheit, oder bei Geistern zur Geistheit, oder bei Gespenstern zur Gespenstheit, oder bei Menschen zur Menschheit, oder bei Vierfüßern zur Vierfüßerheit, oder bei Vögeln zur Vogelheit, oder bei Kriechern und Schlangen zur Kriecher und Schlangenheit; wenn es, Anando, bei diesen und diesen Wesen eben dahin keine Geburt gäbe, Geburt also überhaupt nicht wäre: könnte nun wohl bei Auflösung der Geburt Alter und Tod zum Vorschein kommen?


    „Gewiß nicht, o Herr".


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung von Alter und Tod, und zwar Geburt.


    [99] 'Durch Werden bedingt ist Geburt', das ist da wohl gesagt worden; das muß nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden werden, wie durch Werden bedingt Geburt ist. Wenn es nämlich, Anando, kein Werden gäbe, ganz und gar nicht, nicht irgend irgendwo, bei keinem zu keinem, als wie etwa geschlechtliches Werden, oder formhaftes Werden, oder formloses Werden, Werden also überhaupt nicht wäre: könnte nun wohl bei Auflösung des Werdens Geburt zum Vorschein kommen?


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung der Geburt, und zwar Werden.


    [100] „Durch Anhangen bedingt ist Werden', das ist da wohl gesagt worden; das muß nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden werden, wie durch Anhangen bedingt Werden ist. Wenn es nämlich, Anando, kein Anhangen gäbe, ganz und gar nicht, nicht irgend irgendwo, bei keinem zu keinem, als wie etwa Hang zur Lust (kāmupādānaṃ), oder Hang zur Ansicht (diṭṭhupādānaṃ), oder Hang zu Tugendwerk (sīlabbatupādānaṃ) (*3), oder Hang zur Selbstbehauptung (attavādupādānaṃ), Anhangen also überhaupt nicht wäre: könnte nun wohl bei der Auflösung des Anhangens Werden zum Vorschein kommen?"


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung des Werdens, und zwar Anhangen.


    [101] „Durch Durst bedingt ist Anhangen', das ist da wohl gesagt worden; das muß man nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden werden, wie durch Durst bedingt Anhangen ist. Wenn es nämlich, Anando, keinen Durst gäbe, ganz und gar nicht, nicht irgend irgendwo, bei keinem zu keinem, als wie etwa Durst nach Gestalten, Durst nach Tönen, Durst nach Düften, Durst nach Säften, Durst nach Tastungen, Durst nach Gedanken, Durst also überhaupt nicht wäre: könnte nun wohl bei Auflösung des Durstes Anhangen zum Vorschein kommen?"


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung des Anhangens, und zwar Durst.


    [102] „Durch Gefühl bedingt ist Durst', das ist da wohl gesagt worden; das muß nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden werden, wie durch Gefühl bedingt Durst ist. Wenn es nämlich, Anando, kein Gefühl gäbe, ganz und gar nicht, nicht irgend irgendwo, bei keinem zu keinem, als wie etwa durch Sehberührung entstandenes Gefühl, durch Hörberührung entstandenes Gefühl, durch Riechberührung entstandenes Gefühl, durch Schmeckberührung entstandenes Gefühl, durch Tastberührung entstandenes Gefühl, durch Denkberührung entstandenes Gefühl, Gefühl also überhaupt nicht wäre: könnte nun wohl bei Auflösung des Gefühls Durst zum Vorschein kommen?


    „Gewiß, nicht o Herr."


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung des Durstes, und zwar Gefühl.


    [103] „So ist es denn, Anando, derart: aus Gefühl erfolgt Durst, aus Durst erfolgt Ersehnen, aus Ersehnen erfolgt Erlangen, aus Erlangen erfolgt Untersuchung, Untersuchung erfolgt Willensreiz, aus Willensreiz erfolgt Anklammern, aus Anklammern erfolgt Ergreifen, aus Ergreifen erfolgt Eigensucht, aus Eigensucht erfolgt Festhalten, infolge von Festhalten kommt es zu Wüten und Blutvergießen, Krieg und Zwietracht, Zank und Streit, Lug und Trug, gehn mancherlei böse, heillose Dinge hervor.


    [104] 'Infolge von Festhalten kommt es zu Wüten und Blutvergießen, Krieg und Zwietracht, Zank und Streit, Lug und Trug, gehn mancherlei böse Dinge hervor', das ist da wohl gesagt worden; das muß nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden werden, wie es infolge von Festhalten zu Wüten und Blutvergießen kommt, Krieg und Zwietracht, Zank und Streit, Lug und Trug, mancherlei böse, heillose Dinge hervorgehn. Wenn es nämlich, Anando, kein Festhalten gäbe, ganz und gar nicht, nicht irgend irgendwo, bei keinem zu keinem, Festhalten also überhaupt nicht wäre: könnten nun wohl bei Auflösung des Festhaltens Wüten und Blutvergießen, Krieg und Zwietracht, Zank und Streit, Lug und Trug, mancherlei böse, Dinge hervorgehn?


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung, daß Wüten und Blutvergießen, Krieg und Zwietracht, Zank und Streit, Lug und Trug, mancherlei böse, heillose Dinge hervorgehn, und zwar Festhalten.


    [105] 'Aus Eigensucht erfolgt Festhalten', das ist da wohl gesagt worden; das muß nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden werden, wie aus Eigensucht Festhalten erfolgt. Wenn es nämlich, Anando, keine Eigensucht gäbe, ganz und gar nicht, nicht irgend irgendwo, bei keinem zu keinem, Eigensucht also überhaupt nicht wäre: könnte nun wohl bei Auflösung der Eigensucht Festhalten zum Vorschein kommen?


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung des Festhaltens, und zwar Eigensucht.


    [106] 'Aus Ergreifen erfolgt Eigensucht', das ist da wohl gesagt worden; das muß nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden werden, wie aus Ergreifen Eigensucht erfolgt. Wenn es nämlich, Anando, kein Ergreifen gäbe, ganz und gar nicht, nicht irgend irgendwo, bei keinem zu keinem, Ergreifen also überhaupt nicht wäre: könnte nun wohl bei Auflösung des Ergreifens Eigensucht zum Vorschein kommen?"


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung der Eigensucht, und zwar Ergreifen.


    [107] 'Aus Anklammern erfolgt Ergreifen', das ist da wohl gesagt worden; das muß nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden werden, wie aus Anklammern Ergreifen erfolgt. Wenn es nämlich, Anando, kein Anklammern gäbe, ganz und gar nicht, nicht irgend irgendwo, bei keinem zu keinem, Anklammern also überhaupt nicht wäre: könnte nun wohl bei Auflösung des Anklammerns Ergreifen zum Vorschein kommen?


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung des Ergreifens, und zwar Anklammern.


    [108] 'Aus Willensreiz erfolgt Anklammern', das ist da wohl gesagt worden; das muß nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden werden, wie aus Willensreiz Anklammern erfolgt. Wenn es nämlich, Anando, keinen Willensreiz gäbe, ganz und gar nicht, nicht irgend irgendwo, bei keinem zu keinem, Willensreiz also überhaupt nicht wäre: könnte nun wohl bei Auflösung des Willensreizes Anklammern zum Vorschein kommen?"


    „Gewiß, nicht o Herr."


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung des Anklammerns, und zwar Willensreiz.


    [109] 'Aus Untersuchung erfolgt Willensreiz', das ist da wohl gesagt worden; das muß nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden werden, wie aus Untersuchung Willensreiz erfolgt. Wenn es nämlich, Anando, keine Untersuchung gäbe, ganz und gar nicht, nicht irgend irgendwo, bei keinem zu keinem, Untersuchung also überhaupt nicht wäre: könnte nun wohl bei Auflösung der Untersuchung Willensreiz zum Vorschein kommen?


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung des Willensreizes, und zwar Untersuchung.


    [110] 'Aus Erlangen erfolgt Untersuchung', das ist da wohl gesagt worden; das muß nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden werden, wie aus Erlangen Untersuchung erfolgt. Wenn es nämlich, Anando, kein Erlangen gäbe, ganz und gar nicht, nicht irgend irgendwo, bei keinem zu keinem, Erlangen also überhaupt nicht wäre: könnte nun wohl bei Auflösung des Erlangens Untersuchung zum Vorschein kommen?"


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung der Untersuchung, und zwar Erlangen.


    [111] 'Aus Ersehnen erfolgt Erlangen', das ist da wohl gesagt worden; das muß nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden werden, wie aus Ersehnen Erlangen erfolgt. Wenn es nämlich, Anando, kein Ersehnen gäbe, ganz und gar nicht, nicht irgend irgendwo, bei keinem zu keinem, Ersehnen also überhaupt nicht wäre: könnte nun wohl bei Auflösung des Ersehnens Erlangen zum Vorschein kommen?"


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung des Erlangens, und zwar Ersehnen.


    [112] 'Aus Durst erfolgt Ersehnen', das ist da wohl gesagt worden; das muß nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden werden, wie aus Durst Ersehnen erfolgt. Wenn es nämlich, Anando, keinen Durst gäbe, ganz und gar nicht, nicht irgend irgendwo, bei keinem zu keinem, als wie etwa Geschlechtsdurst, Daseinsdurst, Wohlseinsdurst, Durst also überhaupt nicht wäre: könnte nun wohl bei Auflösung des Durstes Ersehnen zum Vorschein kommen?


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung des Ersehnens, und zwar Durst.


    „So gehn denn, Anando, immer zwei Dinge von beiden Seiten im Gefühl in eine einheitliche Verbindung über.


    [113] 'Durch Berührung bedingt ist Gefühl', das ist da wohl gesagt worden; das muß nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden werden, wie durch Berührung bedingt Gefühl ist. Wenn es nämlich, Anando, keine Berührung gäbe, ganz und gar nicht, nicht irgendwo, bei keinem zu keinem, als wie etwa Sehberührung, Hörberührung, Riechberührung, Schmeckberührung, Tastberührung, Denkberührung, Berührung also überhaupt nicht wäre: könnte nun wohl bei Auflösung der Berührung Gefühl zum Vorschein kommen?"


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung des Gefühls, und zwar Berührung.


    [114] 'Durch Geistigkeit und Körperlichkeit bedingt ist Berührung', das ist da wohl gesagt worden; das muß nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden werden, wie durch Geistigkeit und Körperlichkeit bedingt Berührung ist. -


    „Wenn es, Anando, solche Merkmale, solche Abzeichen, solche Kennzeichen, solche Bestimmungen, durch welche ein körperlicher Begriff erkannt wird, überhaupt nicht gäbe: könnte dann wohl an einem körperlichen Bilde namenhafte Berührung stattfinden?"


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Wenn es, Anando, solche Merkmale, solche Abzeichen, solche Kennzeichen, solche Bestimmungen, durch welche ein körperliches Bild erkannt wird, überhaupt nicht gäbe: könnte dann wohl an einem körperlichen Begriffe gegenständige Berührung stattfinden?"


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Wenn es, Anando, solche Merkmale, solche Abzeichen, solche Kennzeichen, solche Bestimmungen, durch welche ein körperlicher Begriff und ein körperliches Bild erkannt wird, überhaupt nicht gäbe: könnte dann wohl namenhafte Berührung oder gegenständige Berührung stattfinden?"


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Wenn es, Anando, solche Merkmale, solche Abzeichen, solche Kennzeichen, solche Bestimmungen, durch welche Geistigkeit und Körperlichkeit erkannt wird, überhaupt nicht gäbe: könnte dann wohl Berührung stattfinden?"


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung der Berührung, und zwar Geistigkeit und Körperlichkeit.


    [115] 'Durch Bewußtsein bedingt ist Geistigkeit und Körperlichkeit', das ist da wohl gesagt worden; das muß nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden, wie durch Bewußtsein bedingt Geistigkeit und Körperlichkeit ist. Wenn sich da etwa, Anando, kein Bewußtsein in den Mutterleib herabsenkte, würde dann wohl Geistigkeit und Körperlichkeit im Mutterleibe gegenständlich werden können?"


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Wenn nun etwa, Anando, Bewußtsein, nachdem es sich in den Mutterleib herabgesenkt hat, wieder zurückträte: würde dann wohl Geistigkeit und Körperlichkeit nach diesseit empfangen sein können?"


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Wenn nun etwa, Anando, Bewußtsein noch am Jungen wieder zerfiele, am Knäblein oder am Mägdelein: würde dann wohl Geistigkeit und Körperlichkeit zu Wachstum, Gedeihen und Entfaltung gelangen können?"


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung von Geistigkeit und Körperlichkeit, und zwar Bewußtsein. -


    [116] 'Durch Geistigkeit und Körperlichkeit bedingt ist Bewußtsein', das ist da wohl gesagt worden; das muß nun, Anando, in folgender Weise auch verstanden werden, wie durch Geistigkeit und Körperlichkeit bedingt Bewußtsein ist. Wenn man nun, Anando, kein Bewußtsein hätte, das an Geistigkeit und Körperlichkeit zuständig ist: würde dann wohl fernerhin Geburt, Alter und Tod, ein Hervorgehn der Leidensentwicklung stattfinden?"


    „Gewiß nicht, o Herr."


    „Darum aber, Anando, ist dies eben der Anlaß, dies die Abkunft, dies die Entwicklung, dies die Bedingung des Bewußtseins, und zwar Geistigkeit und Körperlichkeit.


    „Insofern, Anando, kommt es zu entstehen und vergehen und ersterben, zu schwinden und erscheinen; insofern gibt es eine Bahn der Benennung, insofern eine Bahn der Aussprache, insofern eine Bahn der Verständigung, insofern ein Gebiet der Weisheit; insofern kann der Kreis bestehen, um diese Welt zu erklären, und zwar Geistigkeit und Körperlichkeit mit Bewußtsein, gegenseitig durch Bedingtheit bestanden (*4)
    Quelle