MN72 An Vacchagotta über das Feuer - Aggivacchagotta Sutta

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    1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sāvatthī im Jeta Hain, dem Park des Anāthapiṇḍika auf.


    2. Da ging der Wanderasket Vacchagotta zum Erhabenen und tauschte Grußformeln mit ihm aus. Nach diesen höflichen und freundlichen Worten setzte er sich seitlich nieder und fragte den Erhabenen:


    3. "Wie ist es, Meister Gotama, ist Meister Gotama der Ansicht: 'Die Welt ist ewig: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch [1]'?"


    "Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: 'Die Welt ist ewig: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.'"


    4. "Ist dann Meister Gotama der Ansicht: 'Die Welt ist nicht ewig: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch'?"


    "Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: 'Die Welt ist nicht ewig: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.'"


    5. "Wie ist es, Meister Gotama, ist Meister Gotama der Ansicht: 'Die Welt ist endlich: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch'?"


    "Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: 'Die Welt ist endlich: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.'"


    6. "Ist dann Meister Gotama der Ansicht: 'Die Welt ist unendlich: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch'?"


    "Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: 'Die Welt ist unendlich: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.'"


    7. "Wie ist es, Meister Gotama, ist Meister Gotama der Ansicht: 'Die Seele und der Körper sind das gleiche: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch'?"


    "Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: 'Die Seele und der Körper sind das gleiche: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.'"


    8. "Ist dann Meister Gotama der Ansicht: 'Die Seele ist eine Sache und der Körper eine andere: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch'?"


    "Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: 'Die Seele ist eine Sache und der Körper eine andere: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.'"


    9. "Wie ist es, Meister Gotama, ist Meister Gotama der Ansicht: 'Ein Tathāgata existiert nach dem Tode: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch'?"


    "Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: 'Ein Tathāgata existiert nach dem Tode: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.'"


    10. "Ist dann Meister Gotama der Ansicht: 'Ein Tathāgata existiert nach dem Tode nicht: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch'?"


    "Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: 'Ein Tathāgata existiert nach dem Tode nicht: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.'"


    11. "Wie ist es, Meister Gotama, ist Meister Gotama der Ansicht: 'Sowohl existiert ein Tathāgata nach dem Tode, als auch existiert er nicht: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch'?"


    "Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: 'Sowohl existiert ein Tathāgata nach dem Tode, als auch existiert er nicht: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.'"


    12. "Ist dann Meister Gotama der Ansicht: 'Weder existiert ein Tathāgata nach dem Tode, noch existiert er nicht: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch'?"


    "Vaccha, ich bin nicht der Ansicht: 'Weder existiert ein Tathāgata nach dem Tode, noch existiert er nicht: nur dies ist wahr, alles andere ist falsch.'"


    13. "Wie ist es dann, Meister Gotama? Wenn Meister Gotama eine dieser zehn Fragen gestellt wird, erwidert er jedesmal: 'Ich bin nicht jener Ansicht.' Welche Gefahr sieht Meister Gotama, daß er keine dieser spekulativen Ansichten annimmt?"


    14. "Vaccha, die spekulative Ansicht, daß die Welt ewig sei, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbāna."


    "Die spekulative Ansicht, daß die Welt nicht ewig sei, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbāna."


    "Die spekulative Ansicht, daß die Welt endlich sei, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Lossagung, zum Verschwinden, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbāna."


    "Die spekulative Ansicht, daß die Welt unendlich sei, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbāna."


    "Die spekulative Ansicht, daß die Seele und der Körper das gleiche seien, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbāna."


    "Die spekulative Ansicht, daß die Seele eine Sache und der Körper eine andere sei, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbāna."


    "Die spekulative Ansicht, daß ein Tathāgata nach dem Tode existiere, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbāna."


    "Die spekulative Ansicht, daß ein Tathāgata nach dem Tode nicht existiere, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbāna."


    "Die spekulative Ansicht, daß ein Tathāgata nach dem Tode sowohl existiere, als auch nicht existiere, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Lossagung, zum Verschwinden, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbāna."


    "Die spekulative Ansicht, daß ein Tathāgata nach dem Tode weder existiere, noch nicht existiere, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Ernüchterung, zur Lossagung, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbāna. Weil ich diese Gefahr sehe, nehme ich keine dieser Arten von Ansichten an."


    15. "Hat dann Meister Gotama überhaupt irgendeine spekulative Ansicht?"


    "Vaccha, 'spekulative Ansicht' ist etwas, was vom Tathāgata beseitigt worden ist. Denn der Tathāgata, Vaccha, hat dies gesehen: 'So ist Form, so ihr Ursprung, so ihr Verschwinden; so ist Gefühl, so sein Ursprung, so sein Verschwinden; so ist Wahrnehmung, so ihr Ursprung, so ihr Verschwinden; so sind Gestaltungen, so ihr Ursprung, so ihr Verschwinden; so ist Bewußtsein, so sein Ursprung, so sein Verschwinden.' Daher, sage ich, mit der Vernichtung, dem Lossagen, dem Aufhören, dem Aufgeben und Loslassen aller Vorstellungen, aller Gedankengebäude, allen Ich-Machens, allen Mein-Machens und der zugrundeliegenden Neigung zum Ich-Dünkel, ist der Tathāgata durch Nicht-Anhaftung befreit."


    16. "Wenn der Geist eines Bhikkhu so befreit ist, Meister Gotama, wo erscheint er nach dem Tode wieder?"


    "Der Ausdruck 'wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, Vaccha."


    "Erscheint er dann nicht wieder, Meister Gotama?"


    "Der Ausdruck 'nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, Vaccha [2]."


    "Erscheint er dann sowohl wieder, als er auch nicht wiedererscheint, Meister Gotama?"


    "Der Ausdruck 'sowohl wiedererscheinen, als auch nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, Vaccha."


    "Erscheint er dann weder wieder, noch erscheint er nicht wieder, Meister Gotama?"


    "Der Ausdruck 'weder wiedererscheinen, noch nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, Vaccha."


    17. "Wenn Meister Gotama diese vier Fragen gestellt werden, erwidert er: 'Der Ausdruck >wiedererscheinen< ist nicht zutreffend, Vaccha; der Ausdruck >nicht wiedererscheinen< ist nicht zutreffend, Vaccha; der Ausdruck >sowohl wiedererscheinen, als auch nicht wiedererscheinen< ist nicht zutreffend, Vaccha; der Ausdruck >weder wiedererscheinen, noch nicht wiedererscheinen< ist nicht zutreffend, Vaccha.' Das bestürzt mich, Meister Gotama, das verwirrt mich, und das Ausmaß an Zuversicht, das ich durch frühere Unterhaltungen mit Meister Gotama erlangt habe, ist jetzt verschwunden."


    18. "Berechtigterweise verursacht es Bestürzung in dir, Vaccha, berechtigterweise verursacht es Verwirrung in dir. Denn dieses Dhamma, Vaccha, ist tiefgründig, schwer zu sehen und schwer zu verstehen, friedvoll und erhaben, durch bloßes Nachdenken nicht zu erlangen, von den Weisen selbst zu erfahren. Es ist schwer für dich, es zu verstehen, wenn du eine andere Ansicht hast, eine andere Lehre akzeptierst, eine andere Lehre für richtig hältst, eine andere Übung verfolgst und einem anderem Lehrer folgst. Also werde ich dir Gegenfragen über dieses stellen, Vaccha. Antworte nach Belieben."


    19. "Was meinst du, Vaccha? Angenommen, ein Feuer würde vor dir brennen. Würdest du wissen: 'Dieses Feuer brennt vor mir'?"


    "Das würde ich, Meister Gotama."


    "Wenn dich jemand fragen sollte, Vaccha: 'In Abhängigkeit wovon brennt dieses Feuer, das da vor dir brennt?' - so gefragt, was würdest du antworten?"


    "So gefragt, Meister Gotama, würde ich antworten: 'Dieses Feuer, das da vor mir brennt, brennt in Abhängigkeit von Gras und Zweigen.'"


    "Wenn jenes Feuer vor dir erlöschen sollte, würdest du wissen: 'Dieses Feuer vor mir ist erloschen'?"


    "Wenn jenes Feuer vor mir erlöschen sollte, Meister Gotama, würde ich wissen: 'Dieses Feuer vor mir ist erloschen.'"


    "Wenn dich jemand fragen sollte, Vaccha: 'Als jenes Feuer vor dir erlosch, in welche Richtung ging es da: nach Osten, Westen, Norden oder Süden?' - so gefragt, was würdest du antworten?"


    "Das ist nicht zutreffend, Meister Gotama. Das Feuer brannte in Abhängigkeit von seinem Brennstoff von Gras und Zweigen. Wenn er verbraucht ist, falls es keinen weiteren Brennstoff erhält, wenn es ohne Brennstoff ist, gilt es als erloschen."


    20. "Ebenso, Vaccha, ist jene Form, die jemand, der den Tathāgata beschreibt, zur Beschreibung heranziehen könnte, vom Tathāgata überwunden worden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmenstrunk gleich gemacht, beseitigt, so daß sie künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen ist. Der Tathāgata ist von der Begrifflichkeit der Form befreit [3], Vaccha, er ist tiefgründig, unermeßlich, schwer zu ergründen wie der Ozean. Der Ausdruck 'wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, der Ausdruck 'nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, der Ausdruck 'sowohl wiedererscheinen, als auch nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, der Ausdruck 'weder wiedererscheinen, noch nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend. Jenes Gefühl, das jemand, der den Tathāgata beschreibt, zur Beschreibung heranziehen könnte, ist vom Tathāgata überwunden worden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmenstrunk gleich gemacht, beseitigt, so daß es künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen ist. Der Tathāgata ist von der Begrifflichkeit des Gefühls befreit, Vaccha, er ist tiefgründig, unermeßlich, schwer zu ergründen wie der Ozean. Der Ausdruck 'wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, der Ausdruck 'nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, der Ausdruck 'sowohl wiedererscheinen, als auch nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, der Ausdruck 'weder wiedererscheinen, noch nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend. Jene Wahrnehmung, die jemand, der den Tathāgata beschreibt, zur Beschreibung heranziehen könnte, ist vom Tathāgata überwunden worden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmenstrunk gleich gemacht, beseitigt, so daß sie künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen ist. Der Tathāgata ist von der Begrifflichkeit der Wahrnehmung befreit, Vaccha, er ist tiefgründig, unermeßlich, schwer zu ergründen wie der Ozean. Der Ausdruck 'wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, der Ausdruck 'nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, der Ausdruck 'sowohl wiedererscheinen, als auch nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, der Ausdruck 'weder wiedererscheinen, noch nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend. Jene Gestaltungen, die jemand, der den Tathāgata beschreibt, zur Beschreibung heranziehen könnte, sind vom Tathāgata überwunden worden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmenstrunk gleich gemacht, beseitigt, so daß sie künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen sind. Der Tathāgata ist von der Begrifflichkeit der Gestaltungen befreit, Vaccha, er ist tiefgründig, unermeßlich, schwer zu ergründen wie der Ozean. Der Ausdruck 'wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, der Ausdruck 'nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, der Ausdruck 'sowohl wiedererscheinen, als auch nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, der Ausdruck 'weder wiedererscheinen, noch nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend. Jenes Bewußtsein, das jemand, der den Tathāgata beschreibt, zur Beschreibung heranziehen könnte, ist vom Tathāgata überwunden worden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmenstrunk gleich gemacht, beseitigt, so daß es künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen ist. Der Tathāgata ist von der Begrifflichkeit des Bewußtseins befreit, Vaccha, er ist tiefgründig, unermeßlich, schwer zu ergründen wie der Ozean. Der Ausdruck 'wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, der Ausdruck 'nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, der Ausdruck 'sowohl wiedererscheinen, als auch nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend, der Ausdruck 'weder wiedererscheinen, noch nicht wiedererscheinen' ist nicht zutreffend."


    21. Nach diesen Worten sagte der Wanderasket Vacchagotta zum Erhabenen: 'Meister Gotama, angenommen es gäbe einen großen Sālabaum, nicht weit von einem Dorf oder einer Stadt, und die Vergänglichkeit hätte seine Zweige und sein Laub, seine Rinde und sein Weichholz abgetragen, so daß er später, nachdem er von Zweigen und Laub entblößt, von Rinde und Weichholz entblößt war, rein wurde, ausschließlich aus Kernholz bestand; genauso ist diese Lehrrede von Meister Gotama von Zweigen und Laub entblößt, von Rinde und Weichholz entblößt, und sie ist rein, besteht ausschließlich aus Kernholz."


    22. "Großartig, Meister Gotama! Großartig, Meister Gotama! Das Dhamma ist von Meister Gotama auf vielfältige Weise klar gemacht worden, so als ob er Umgestürztes aufgerichtet, Verborgenes enthüllt, einem Verirrten den Weg gezeigt oder in der Dunkelheit eine Lampe gehalten hätte, damit die Sehenden die Dinge erkennen können. Ich nehme Zuflucht zu Meister Gotama und zum Dhamma und zur Sangha der Bhikkhus. Möge Meister Gotama mich von heute an als Laien-Anhänger, der zu ihm lebenslang Zuflucht genommen hat, annehmen."


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    Anmerkungen:


    [1] Vaccha stellt dem Buddha die berühmte Zehnerreihe von spekulativen Fragen über Standpunkte und Aussagen religiöser Doktrin. Dieses Set von Fragen wurde anscheinend allgemein benutzt, um kurz und bündig eine Standortbestimmung des jeweiligen Gesprächspartners vornehmen zu können. Die Frage nach Identität bzw. Nichtidentität von Seele (jīva) und Körper (sarīra, bedeutet auch "Kadaver") lotet einen materialistischen, bzw. eternalistischen Standpunkt aus. Bei den vier Fragen nach der Existenz / Nichtexistenz usw. des Tathāgata steht "Tathāgata" als Beispiel für den spirituell Vervollkommneten nach der Ansicht der jeweils untersuchten religiösen Doktrin. Die vier Fragen werden alle vom Buddha zurückgewiesen, weil sie auf der falschen Annahme eines Selbst (attā) beruhen, das weiterexistieren, bzw. vernichtet werden kann.


    [2] BB merkt an, MA wisse es besser: Der Ausdruck 'nicht wiedererscheinen' sei eigentlich doch zutreffend, der Buddha wollte nur den Eindruck vermeiden, seine Lehre sei eine Doktrin der Vernichtung. MA verpaßt hier den springenden Punkt, nämlich, daß es bei einem Befreiten keine Grundlage gibt, für die der Ausdruck 'nicht wiedererscheinen' anwendbar ist. In diesem Zusammenhang sei auch die weitverbreitete Ansicht kritisiert, der Buddha habe verschiedene Wahrheiten gelehrt, absolute und relative, oder was auch immer. Der Buddha hat aber immer nur auf eine Weise gelehrt, nämlich "der Wirklichkeit entsprechend".


    [3] Der Tathāgata identifiziert sich nicht mit den fünf Khandhas und kann auch nicht mit ihnen identifiziert werden, er ist "nicht auffindbar".<<
    Quelle

  • [quote='Lauscher']>>
    "Die spekulative Ansicht, daß ein Tathāgata nach dem Tode sowohl existiere, als auch nicht existiere, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Lossagung, zum Verschwinden, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbāna."


    Ob man eine solche Ansicht jetzt glaubt als "spekulativ"
    bezeichnen zu müssen oder nicht, ändert an diesem Umstand nichts.
    Ich denke auch das Wort wurde dazuphantasiert weil es so schön
    spektakulär klingt.

  • accinca:
    Zitat

    "Die spekulative Ansicht, daß ein Tathāgata nach dem Tode sowohl existiere, als auch nicht existiere, ist ein Dickicht von Ansichten, eine Wildnis von Ansichten, eine Verzerrung von Ansichten, ein Wankelmut von Ansichten, eine Fessel von Ansichten. Sie ist von Dukkha umzingelt, von Verdruß, von Verzweiflung und Fieber, und sie führt nicht zur Lossagung, zum Verschwinden, zum Aufhören, zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbāna."


    Ob man eine solche Ansicht jetzt glaubt als "spekulativ"
    bezeichnen zu müssen oder nicht, ändert an diesem Umstand nichts.
    Ich denke auch das Wort wurde dazuphantasiert weil es so schön
    spektakulär klingt.


    Ja. Den Gedanken hatte ich auch.
    Es klingt schön spektakulär.
    Leider bin ich kein Pali-Experte und weiß nicht was im Originaltext genau steht.


    Ob jemand das Originalwort kennt?
    Was steht da eigentlich wirklich?


    _()_

  • spektakulär und spekulativ haben nichts miteinander zu tun und sind auch nicht von Spekulatius abgeleitet.
    spekulativ = rein vermutend, gedacht, nicht praktisch, praxisfern, vorgestellt, ideell, imaginär, lebensfremd, theoretisch.


    LG
    Onda

  • Onda:

    spektakulär und spekulativ haben nichts miteinander zu tun und sind auch nicht von Spekulatius abgeleitet.
    spekulativ = rein vermutend, gedacht, nicht praktisch, praxisfern, vorgestellt, ideell, imaginär, lebensfremd, theoretisch.


    LG
    Onda


    Stimmt :oops:
    Was steht aber im Original?


    _()_


  • Warten wir auf bel oder kusala.
    So etwas Ähnliches wie "spekulativ" wird dort sicherlich stehen. Spekuliert wurde auch schon zu Zeiten Buddhas und zwar heftigst. Buddha, der Pragmatiker, erteilte allem fruchtlosen Spekulieren eine deutliche Absage.
    LG
    Onda


    Ein schönes Sutra, übrigens!

  • Onda:


    Warten wir auf bel oder kusala.
    So etwas Ähnliches wie "spekulativ" wird dort sicherlich stehen. Spekuliert wurde auch schon zu Zeiten Buddhas und zwar heftigst. Buddha, der Pragmatiker, erteilte allem fruchtlosen Spekulieren eine deutliche Absage. Onda


    Von "spekulativ" steht da sicher gar nichts.
    Das ist eine Beschreibung, eine Erklärung. Man
    könnte ebenso das Wort "oberflächlich" einsetzen
    was noch allgemeiner und daher treffender wäre.
    Worum es aber bei diesen Ansichten genauer geht
    ist aber, das solche Ansichten zu festhalten führen.
    Man könnte daher auch mit "zum festhalten führende"
    Ansichten übersetzen.

  • Habs nur kurz überflogen, aber folgende Worte tauchen schon auf


    diṭṭhi-gahana n bildh Dickicht falscher Ansichten
    diṭṭhi-gata n grundlose Ansicht, falsche Meinung
    diṭṭhi-jāla n bildh Netz der Irrlehren
    diṭṭhika Adj (–|~) glaubend (an); die Theorie von ... vertretend
    diṭṭhi-kantāra m bildh Wildnis der Irrlehre
    diṭṭhi-nijjhānakkhanti f Schwelgen in Spekulationen
    diṭṭhi-nissaya m Unterstützung von Spekulationen, Begründung einer Irrlehre
    diṭṭhi-pakkha m Parteinahme für eine Irrlehre
    diṭṭhi-saṃyojana n Fessel der Irrlehre


    ()


  • Wobei man natürlich nicht vergessen sollte das in einem
    Wörterbuch die Bedeutung der Wort nach Zusammenhang fehlt.


    So heißt z.B. nissaya = Grundlage, Stütze, 1. support, 2. protection, 3. that on which anything depends. foundation


    was heißt dann diṭṭhi-nissaya bei dem du von "Spekulation redest?

  • Tja, ich habe nur aus dem Wörterbuch abgeschrieben :)


    Ebenso:


    Zitat

    nissaya m <vgl skr śri> Stütze, Schutz, Hilfe, Buddh Anleitung, Abhängigkeit
    nissaya-kamma n Buddh Beistandsverfahren
    nissayaṃ karoti sich stützen (auf), sich verlassen (auf)
    nissayatā f Erfordernis, Hilfsquelle
    nissayati <vgl skr niśrayati> sich stützen (auf), sich verlassen (auf)


    Ich würde im Zusammenhang dieser Lehrrede nicht unbedingt von "Spekulation" reden. Obwohl es auch nicht falsch ist :?
    Ich lese da eher "Wer so oder so denkt/redet ...unterliegt einer Irrlehre, falscher Ansicht, usw., hat (er) der Buddha so nicht gelehrt usw.


    Der Buddha macht eigentlich eine klare Ansage was Lehrgemäss / Dhamma und was A-Dhamma ist, was er nicht gelehrt hat und welche Folgen dies hat.


    ()

  • Kusala:


    Ich würde im Zusammenhang dieser Lehrrede nicht unbedingt von "Spekulation" reden.
    Obwohl es auch nicht falsch ist :? Ich lese da eher "Wer so oder so denkt/redet ...unterliegt
    einer Irrlehre, falscher Ansicht, usw., hat (er) der Buddha so nicht gelehrt usw.
    Der Buddha macht eigentlich eine klare Ansage was Lehrgemäss / Dhamma und
    was A-Dhamma ist, was er nicht gelehrt hat und welche Folgen dies hat.()


    Ganz genau so sollte man es verstehen.
    Was nun die Übersetzungen anbelangt ist es nicht uninteressant,
    daß dort wo in M 34 bei Zumwinkel steht: Wenn "Gestaltungen des Lebens"
    zu fühlende Dinge wären, dann würde man einen Bhikkhu, der in das
    Erlöschen von Wahrnehmung und Gefühl eintritt, nicht mehr daraus auftauchen sehen."


    Eigentlich steht dort: wenn die "Gestalungen des Lebens" mit Wahrnehmung und
    Gefühl identisch wäre, dann würde beim Aufhören von Wahrnehmung und Gefühl
    eben Wahrnehmung und Gefühl auch nicht wieder aufgenommen werden können.


    Jetzt gibt es aber eine andere Stelle in der Lehre und zwar in der Längeren Sammlung
    in der berichtet wird, das der Buddha drei Wochen vor seinem Tode den "Dauergedanken"
    aufgegeben habe für "Dauergedanke" genau das gleiche Wort wie in M 43 für "Gestaltungen
    des Lebens" nämlich "āyusaṅkhārā".

  • Das Problem bei den Übersetzungen ist, dass meist kein Arahant übersetzt, sondern dass persönliche Einfärbungen eine Rolle mit spielen.
    Würde man immer wortgetreu das übersetzen, was in den Lehrreden tatsächlich überliefert wurde, wären manche doch auch oftmals sehr geschockt und würden feststellen, dass der Buddha kein Aiyapopaiya gelehrt hat, sondern recht oft Klartext mit seinen Zuhörern geredet hat.
    Das wäre dem Volk heute aber wohl nicht gefällig und so wird halt sanft und gefällig übersetzt, dass es auch gefällt. 8)
    Gerade in der Lehrrede um die es hier geht, macht der Buddha nicht zimperlich eine klare Ansage. Wie übrigens, wie gesagt sehr oft in seinen Reden.


    Übrigens, das Wort "āyu-saṅkhāra" bedeutet Lebensprinzip, Lebenselement


    Du bringst die Beispiele "Gestalungen des Lebens" und "Dauergedanke"
    Also alles gar nicht so einfach. :)


    Dann kommt noch dazu, dass es überlieferte Texte sind in denen sich event. auch schon Fehler eingeschlichen haben. Wir waren ja leider nicht dabei als der Buddha lehrte.


    So bleibt also nur ..... selber prüfen und dann passt es auf einmal. :)


    Liebe Grüße
    Kusala

  • Kusala:


    Übrigens, das Wort "āyu-saṅkhāra" bedeutet Lebensprinzip, Lebenselement
    Du bringst die Beispiele "Gestalungen des Lebens" und "Dauergedanke"
    Also alles gar nicht so einfach. :)


    Ich habe mich hier an die einzelnen Übersetzer
    gehalten damit man weiß von was ich spreche.
    āyu, das Wort das auch in ayuveda vorkommt
    wird ja häufig auch mit Lebensprinzip wiedergegeben.
    aber saṅkhāra kommt ja auch noch dazu, ein Gestalten
    und "Zusammenhalten". saṅkhāra hat ja einige Aspekte.

  • Wenn der Text von:


    spekulative Ansicht,
    Dickicht von Ansichten,
    Wildnis von Ansichten,
    Verzerrung von Ansichten,
    Wankelmut von Ansichten,
    Fessel von Ansichten.


    warnt und sie als von

    Dukkha umzingelt, von
    Verdruß, von
    Verzweiflung und Fieber, beschreibt, sie als
    nicht zur Lossagung,
    nicht zum Verschwinden,
    nicht zum Aufhören,
    nicht zum Frieden,
    nicht zur höheren Geisteskraft,
    nicht zur Erleuchtung,
    nicht zu Nibbāna führend beschreibt,


    dann ist es ziemlich eindeutig, was mit dem Text gemeint ist, auch wenn hier und dort ein Fehler unterlaufen worden ist.


    Prüfe ich in mir, so erkenne ich, dass in dem Moment wo ich eine Meinung loslasse, sie einfach stehen lasse, egal ob ich sie als „wahr“ oder „unwahr“ betrachte, einfach nicht weiter verfolge - Ruhe entsteht, innerer Frieden entsteht, Gleichmut entsteht.


    Mehr muss ich nicht wissen, es fühlt sich stimmig an, es ist der Weg. ;)


    Genau das steht in der Rede an die Kālāmer:

    Zitat

    Wenn ihr aber, Kālāmer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von den Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl', dann, o Kālāmer, möget ihr sie euch zu eigen machen.


    Ziemlich einfach, oder?


    _()_

  • Kusala:


    Dann kommt noch dazu, dass es überlieferte Texte sind in denen sich event. auch schon Fehler eingeschlichen haben. Wir waren ja leider nicht dabei als der Buddha lehrte.



  • Brauchste gar nicht so groß zu schreiben Onda :lol::lol:
    Die Texte sind trotzdem schlüssig, auch wenn da mal ein Wort oder Satz nicht so ganz passend erscheint. :)
    Der rote Pfaden geht im ganzen Palikanon nicht verloren.


    Liebe Grüße
    Kusala