Die Eiterbeule und Sieben segensreiche Vorstellungen

  • A.IX.15 Die Eiterbeule


    Nehmt an, ihr Mönche, es ist da eine viele Jahre alte Eiterbeule, die neun von selbst entstandene Wundöffnungen hat. Was da nun hervorquillt und heraussickert, das alles ist unrein, übelriechend und ekelerregend.


    Als eine Eiterbeule aber, ihr Mönche, bezeichnet man diesen aus den vier Grundstoffen bestehenden, von Vater und Mutter gezeugten Körper, der mit Reis und Grütze großgezogen wird, der Vergänglichkeit unterworfen ist, gesalbt und massiert werden muß und der Auflösung und Zersetzung anheimfällt.


    Dieser Körper hat neun natürliche Öffnungen. Und was da hervorquillt und heraussickert, das alles ist unrein, übelriechend und ekelerregend. Darum, ihr Mönche, wendet euch ab von diesem Körper!


    Neun Vorstellungen, ihr Mönche, entfaltet und häufig geübt, bringen hohen Lohn und Segen; sie münden im Todlosen, enden im Todlosen. Welche neun?


    Die Vorstellung der Unreinheit, des Todes, des Ekelhaften bei der Nahrung, der Reizlosigkeit des ganzen Daseins, der Vergänglichkeit, des Leidhaften in der Vergänglichkeit, der Ichlosigkeit im Leidhaften, des Aufgebens und der Entsüchtung.


    Siehe auch A.VII.45-46 Sieben segensreiche Vorstellungen

  • Wikipedia:

    Misanthropie charakterisiert eine Geisteshaltung, keine Handlungsweise. Ein Misanthrop muss weder gewalttätig, aggressiv noch arrogant sein, altruistisches Handeln ist bei ihm nicht ausgeschlossen. Die Misanthropie steht, trotz des etymologischen Anscheins, begrifflich nicht im Gegensatz zum verwandten Begriff der Philanthropie, mit dem im Allgemeinen eher die Handlungsweise als die Einstellung eines Menschen bezeichnet wird. Bei extremen Fällen von Abscheu dem Menschen gegenüber sondert sich der Misanthrop ab und führt ein Einsiedlerdasein. Diese selbst gewählte Isolation ist von pathologischer Menschenscheu zu unterscheiden, bei der trotz des Wunsches danach keine Nähe zur umgebenden menschlichen Gemeinschaft erreicht werden kann.

  • Axel Benz:
    Wikipedia:

    Misanthropie charakterisiert eine Geisteshaltung, keine Handlungsweise. Ein Misanthrop muss weder gewalttätig, aggressiv noch arrogant sein, altruistisches Handeln ist bei ihm nicht ausgeschlossen. Die Misanthropie steht, trotz des etymologischen Anscheins, begrifflich nicht im Gegensatz zum verwandten Begriff der Philanthropie, mit dem im Allgemeinen eher die Handlungsweise als die Einstellung eines Menschen bezeichnet wird. Bei extremen Fällen von Abscheu dem Menschen gegenüber sondert sich der Misanthrop ab und führt ein Einsiedlerdasein. Diese selbst gewählte Isolation ist von pathologischer Menschenscheu zu unterscheiden, bei der trotz des Wunsches danach keine Nähe zur umgebenden menschlichen Gemeinschaft erreicht werden kann.


    Die obige Lehrrede ist an Mönche gerichtet, Haushälter Axel Rasevic-Benz , und deren eigener Wunsch ist zunächst Entsüchtung (wie aus der Lehrrede direkt hervorgeht), und nicht menschliche Nähe um jeden Preis. Besser nicht so viel projizieren.


    Wikipedia:

    ... charakterisiert eine Geisteshaltung ...


    Wikipedianism (englisch)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • nibbuti:

    Die obige Lehrrede ist an Mönche gerichtet... und deren eigener Wunsch ist zunächst Entsüchtung (wie aus der Lehrrede direkt hervorgeht), und nicht menschliche Nähe um jeden Preis.


    Genau, für Mönche oder solche die
    sich geistig entsprechend üben wollen ist
    "menschliche Nähe" eine Gefahr und eine Fessel.


    "Daß da, ihr Mönche, ein Mönch, der an Geselligkeit Freude und Gefallen hat, sich der Freude an Geselligkeit hingibt. An Gefolgschaft Freude und Gefallen hat, sich der Freude an Gefolgschaft hingibt -
    daß ein solcher sich an einsamer Abgeschiedenheit erfreuen wird, das ist nicht möglich.


    Und ohne an einsamer Abgeschiedenheit Freude zu haben, ist es nicht möglich, daß er das geistige Objekt [der Meditation] festhalten kann.


    Und ohne das geistige Objekt festhalten zu können, daß er die rechte Erkenntnis zur Vollendung bringen wird, auch das ist nicht möglich.


    Und ohne die rechte Erkenntnis zur Vollendung gebracht zu haben, daß er die rechte Sammlung zur Vollendung bringen wird, das ist nicht möglich.


    Und ohne die rechte Sammlung zur Vollendung gebracht zu haben, daß er die Fesseln überwinden wird, das ist nicht möglich.


    Und ohne die Fesseln überwunden zu haben, daß er da das Nibbāna verwirklichen wird, das ist nicht möglich. " A. 6. 68


    Aber es gibt natürlich noch mehr ähnliche Fesseln und
    Gefahren bzw. schädlich Nachteile wie z.B.:


    Gefallen an körperlicher Beschäftigung,
    Gefallen am Plaudern,
    Gefallen am Schlafen,
    Gefallen an Geselligkeit,
    unbewachte Sinnentore und
    Unmäßigkeit beim Mahle.

  • Ich widerspreche euch doch überhaupt nicht - ihr habt in allem recht. Die Frage ist doch bloß, ob hier nicht die Therapie schlimmer ist, als die Krankheit. Irgendwie muss ich an Wolf Biermann denken:


    'Es war einmal ein Mann
    der trat mit seinem Fuß
    mit seinem nackten Fuß
    in einen Scheißhaufen.


    Er ekelte sich sehr
    vor seinem einen Fuß
    er wollt mit diesem Fuß
    kein Stück mehr weitergehn.


    Und Wasser war nicht da
    zu waschen seinen Fuß
    für seinen einen Fuß
    war auch kein Wasser da.


    Da nahm der Mann sein Beil
    und hackte ab den Fuß
    den Fuß hackte er ab
    in Eil mit seinem Beil.'

  • Zitat

    Dieser Körper hat neun natürliche Öffnungen. Und was da hervorquillt und heraussickert, das alles ist unrein, übelriechend und ekelerregend.


    Augen, Nasenlöcher, Ohren, Mund, Anus und Genital sind wohl die neun Öffnungen.


    Augenbutter oder Augenschleim, Ohrenschmalz, Speichel, Kot und Urin quillt da hervor und sickert heraus.

  • Axel Benz:

    Die Frage ist doch bloß, ob hier nicht die Therapie schlimmer ist, als die Krankheit.


    Manche Medizin ist bitter oder Therapie unbequem, Herr Benz, aber sie wird vom Arzt oder von einem erwachsenen Menschen nicht nur am Geschmack oder Äußerlichkeiten, sondern zuerst anhand ihrer Wirkung beurteilt.


    Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Axel Benz:

    Ich widerspreche euch doch überhaupt nicht - ihr habt in allem recht.
    Die Frage ist doch bloß, ob hier nicht die Therapie schlimmer ist, als die Krankheit.


    Und ich kann mir gut vorstellen das es Menschen gibt
    die in der Tat so denken wie du hier. Ich finde deine
    Frage sogar ganz natürlich. Die könnte fast von mir sein.
    Ich hatte sie nur immer anderes formuliert.


    Kommt aber fast auf das gleiche raus wenn ich sage:
    "aber wer will schon Nibbana?"
    Die Wahrheit ist, so gut wie niemand will Nibbana.


    Was der Mensch will ist: in Sicherheit seine Wunsche befriedigen.
    Das ist die natürlichste Sache der Welt. Unbestritten. Und dazu
    braucht man eigentlich auch keinen Buddha.


    Buddha und seine Lehre braucht eigentlich nur der, der in diesem Leben
    ein Problem sieht. Alle anderen können und werden weiter träumen bzw. leben.
    Und selbst die, welche darin ein Problem sehen, werden es nicht leicht
    haben dem zu entkommen. So mächtig sind ja die Wünsche. Sie sind
    der Motor des Lebens. Und sie suggerieren dem Geist:


    "Komm, kümmere dich um mich.
    Komm, befriedige mich. Und sie drohen mit Leiden mit
    Unzufriedenheit und Schmerzen mit Mangel, sogar
    mit Angst und Verzweiflung versuchen sie es, wie auch
    mit falscher Logik und Überredungskünsten den Geist zu
    beherrschen. Ihn glauben zu lassen was sie wollen. Jedes
    Mittel ist ihnen da recht.

  • Ekel entsteht in der Vorstellung.
    Mich ekelt furchtbar vor Tomatensuppe. Deshalb esse ich sie nicht. Komm ich dann auch ins Nibbanna? :grinsen:
    Was soll der Altenpfleger mit dem Ekel vor Ausscheidungen? Was soll die Fliege mit Ekel vor Kacka?
    Ich glaube, es waren die Mönche, die solche Vorstellungen gepflegt haben, die den kranken Mönche mit der Ruhr in seinen Ausscheidungen haben liegen lassen.
    Da hat der Buddha wohl was nicht so optimal rüberbringen können. Oder es war ein Jaina, der den Text hineingeschmuggelt hat.


    Nein, ehrlich. Mich in Vorstellungen zu üben tu ich, seit ich denken kann. Ich habe die Schnauze voll von Vorstellungen.
    Ich muss und werde keine weiter hinzufügen. Schon gar nicht eine, die so eklig ist.



    Zitat

    Buddha und seine Lehre braucht eigentlich nur der, der in diesem Leben ein Problem sieht.


    Ein Problem ist auch so eine Vorstellung. Keine Vorstellung – keine Probleme.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Buddha und seine Lehre braucht eigentlich nur der, der in diesem Leben ein Problem sieht.


    Ekel entsteht in der Vorstellung...
    Nein, ehrlich. Mich in Vorstellungen zu üben tu ich, seit ich denken kann. Ich habe die Schnauze voll von Vorstellungen. Ich muss und werde keine weiter hinzufügen. Schon gar nicht eine, die so eklig ist.Ein Problem ist auch so eine Vorstellung. Keine Vorstellung – keine Probleme.

    Schön wär's ja.


    Wer zu diesen segensreichen Vorstellungen keinen Zugang findet, hat zur Lehre des Buddha keinen wirklichen Zugang.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Mich ekelt furchtbar vor Tomatensuppe. Deshalb esse ich sie nicht. Komm ich dann auch ins Nibbanna? :grinsen:


    Bist Du doch schon: Frei von den Folgen des Tomatensuppe-Essens durch Nicht-Essen von Tomatensuppe. ;)


    Wäre alles Tomatensuppe, gäbe es nichts mehr zu tun. Aber leider, leider ...


    Grüße


  • Ein wichtiger Text. Der rechte Zugang muss erlernt werden. Wer bei dem Text hängenbleibt, wird zu einer negativen, pessimistischen Auffassung von der Lehre gelangen. Ich vermute, Textstellen wie diese waren die Grundlage, weshalb früher Buddhismus manchmal als Religion des Leidens verstanden wurde.



    Dhammapada Magga 277-279 http://www.palikanon.com/khuddaka/dhp/dhp4.htm#Magga


    Die drei Merkmale gelten für alles, auch den Körper. Zu Lebzeiten Buddhas, mit einer niedrigen Lebenserwartung, Seuchen, harter körperlicher Arbeit waren die Betrachtungen über die Eiterbeule sicher viel einfacher zugänglich.


    Wir leben heute eher in einer absurd ins Gegenteil verkehrten Welt. Werbung, Printmedien und TV pusten uns jeden Tag tausende Mal ein Bild vom Menschen um die Augen und Ohren, das völlig unrealistisch ist. Jugendlichkeitswahn, scheinbar ewige Schönheit und Gesundheit, Sterben wird in Hinterzimmer von Krankenhäuser oder Hospize abgedrängt oder findet zur Erheiterung in Krimis statt, wo wir wissen, das die Toten hinterher mit einer guten Gage in der Tasche wieder aufstehen. Krank oder schwach sein ist nicht erlaubt, Fitnessstudios und Wellnesscenter an jeder Straßenecke.


    Dieses Anhaften, dieser Durst ist zu überwinden.



    Samyutta Nikaya 56.11. Vom Vollendeten Gesprochenes - Dhammacakkappavattana Sutta http://www.palikanon.com/samyutta/sam56.html#s56_11


    Wer der Eiterbeulen Sutta nichts als Selbstqual abgewinnen kann, sollte sie meiden. Wer solche Gedanken als Balance, als Gegengewicht zu einer Übersteigerung des Körperlichkeitswahns sehen kann hat eine Chance auf eine angemessene (mittlere) Sicht.


    Vielleicht sollte man auch sehen, daß Texte wie dieser an Mönche gerichtet sind. Und denen meinte Buddha wohl etwas mehr zumuten zu können als Laien. Es wäre interessant, einen vergleichbaren Text auf Laien zugeschnitten zu sehen.

  • fotost:

    Vielleicht sollte man auch sehen, daß Texte wie dieser an Mönche gerichtet sind. Und denen meinte Buddha wohl etwas mehr zumuten zu können als Laien.
    .............
    Wer der Eiterbeulen Sutta nichts als Selbstqual abgewinnen kann, sollte sie meiden.


    Ja, die Lehrrede ist an Mönche gerichtet, man kann sie nicht mit den Anforderungen vergleichen, die an Laien gestellt sind. Ein Laie kann sich darin üben, wenn er den Sinn versteht, nicht wenn er es als Selbstfolter auffasst. Die ist vom Buddha eindeutig verworfen worden.


    Gruß,
    mukti