Bhikkhu Sujato: Die zwei Eilboten. Aussagen des Buddha zur Bedeutung von Geistesruhe und Einsicht

  • In einem anderen Thread sind die Jhana und ihr Verständnis gerade ein Thema. Dazu habe ich soeben einen interessanten Text von Bhikkhu Sujato gelesen, der hier kostenlos im Internet steht und über das Dhamma Dana Projekt auf Spendenbasis auch als Buch anzufordern ist: http://www.dhamma-dana.de/buecher/Die_zwei_Eilboten.pdf


    Hier geht es um Buddhas Aussagen zu Samatha (Geistesruhe) und Vipassana (Einsicht) und Kritik an modernen Interpreten derselben, um Widersprüche im Kanon (die der Autor für sich in der Lage ist aufzulösen), um die stufenweise Erleuchtung und die Jhana. Rechtes Samadhi oder die "Einspitzigkeit des Geistes" entspreche den vier Jhana. Bevor der Geist nicht zu denken aufgehört habe, könne er allerdings gar nicht in die Jhana eintreten und tiefere Einsichten verwirklichen. Die Argumentation wird relativ schlüssig durch Textstellen aus dem Palikanon hergeleitet.


    Meines Erachtens kann man als Zenbuddhist hier gut erkennen, was den Theravada-Weg entscheidend vom Zen-Weg unterscheidet. Abgesehen vom unbeirrbaren Glauben an den Stufenweg (den ja besonders die Tibeter aufgriffen) sind es Stellen wie diese:
    "Mit der Überwindung des körperlichen Wohlgefühles und SCHMERZES und den bereits erloschenen Erfahrungen geistigen Glücksgefühls und Leidens, tritt er in das vierte Jhana ein und verweilt darin ohne Wohlgefühl und Schmerz." Das lässt sich experimentell widerlegen, sobald sich ein Theravadin findet, der von sich behauptet, er sei ins vierte Jhana eingetreten. Aber natürlich steht es auch genau so im Palikanon, der Autor nennt die zahlreichen Stellen. Genau wie die Ansicht, ehtisch korrektes Verhalten führe zu Samadhi.


    Es ist natürlich wichtig zu unterscheiden zwischen dem, was am ehesten als (historisches) Buddha-Wort gelten kann und etwa apokryphen Schriften und Auslegungen wie im Abhidharma. Es ist jedoch recht seltsam zu glauben, dass es späteren Generationen von Buddhisten, Übenden und Interpreten nicht möglich gewesen sein kann, die als ursprünglich angesehene Intention des Shakyamuni Buddha zu destillieren, zu verfeinern, zu schärfen, weiterzuentwickeln. Nach der Unterscheidung sollte m.E. ein konsequenter Weg in die "Evolution" des Buddha-Dharma erfolgen. Dabei muss auch keiner mehr so tun, als folge er dem Palikanon wie ein Theravadin, er sollte aber - wie Bhikkhu Sujato - genau wissen, was er tut.


    Ich habe Achtung vor dieser Arbeit eines Schülers von Ajahn Chah und empfehle sie gerne weiter, doch zugleich überkommt mich ein großes Bedauern und Mitempfinden für dieses Anhaften an völlig unrealistischen Erwartungen.

  • Betreff: Samatha, Vipassana, Jhana


    rosie:

    Meines Erachtens kann man als Zenbuddhist hier gut erkennen, was den Theravada-Weg entscheidend vom Zen-Weg unterscheidet. Abgesehen vom unbeirrbaren Glauben an den Stufenweg (den ja besonders die Tibeter aufgriffen) sind es Stellen wie diese:
    "Mit der Überwindung des körperlichen Wohlgefühles und SCHMERZES und den bereits erloschenen Erfahrungen geistigen Glücksgefühls und Leidens, tritt er in das vierte Jhana ein und verweilt darin ohne Wohlgefühl und Schmerz." Das lässt sich experimentell widerlegen, sobald sich ein Theravadin findet, der von sich behauptet, er sei ins vierte Jhana eingetreten. Aber natürlich steht es auch genau so im Palikanon, der Autor nennt die zahlreichen Stellen.


    Zum Beispiel:


    Zitat

    "... Sollte jemand sagen: 'Das ist das äußerste an Glück und Freude, das Lebewesen erleben', so würde ich ihm das nicht zugestehen. Warum ist das so? Weil es noch eine andere Art von Glück gibt, höher und erhabener als jenes Glück. Und was ist jene andere Art von Glück? Ānanda, da tritt ein Bhikkhu mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer, in die vierte Vertiefung ein, die aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin. Dies ist jene andere Art von Glück, höher und erhabener als das vorhergehende Glück. ..."(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m059z.html)



    rosie:

    Genau wie die Ansicht, ehtisch korrektes Verhalten führe zu Samadhi.


    Ja, vor allem im Zusammenhang mit "Stufenweg":


    Zitat

    "Dies, Brahmane, ist meine Anweisung an jene Bhikkhus, die sich in der höheren Schulung befinden, deren Geist das Ziel noch nicht erreicht hat, die nach der höchsten Sicherheit vor dem Gefesseltsein trachten. Aber diese Dinge tragen sowohl zu einem angenehmen Verweilen hier und jetzt, als auch zu Achtsamkeit und Wissensklarheit bei, bei jenen Bhikkhus, die Arahants sind [2], mit vernichteten Trieben, die das heilige Leben gelebt haben, getan haben, was getan werden mußte, die Bürde abgelegt haben, das wahre Ziel erreicht haben, die Fesseln des Werdens zerstört haben und durch letztendliche Erkenntnis vollständig befreit sind."(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m107z.html)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Okay, sorry, Kusala, kann man auch gern in Zen oder Theravada verschieben (in Letzteres wollte ich mich nicht reindrängen), weil es ja nicht bloß die Inhaltsangabe zum Buch ist.

  • Grashuepfer

    Hat den Titel des Themas von „Samatha, Vipassana, Jhana“ zu „Bhikkhu Sujato: Die zwei Eilboten. Aussagen des Buddha zur Bedeutung von Geistesruhe und Einsicht“ geändert.
  • Grashuepfer

    Hat das Label frei hinzugefügt.
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    Hat das Label Fortgeschrittene hinzugefügt.
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    Hat das Label Theravada hinzugefügt.
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    Hat das Label Ethik hinzugefügt.