Pali-Kanon: Zumwinkel oder Neumann?

  • Zitat


    bel:
    http://www.palikanon.com
    Ich empfehle Dir, nicht die neue Zumwinkelsche Übersetzung zu nehmen, sondern das was dort im Archiv z.B. von Karl Eugen Neumann steht. Der Grund ist ganz einfach: Die Sprachform von vor 100 Jahren "reibt" ganz schön, und hindert Dich daran, zu glauben, Du würdest sofort verstehen. Von den Übersetzungsfehlern her nimmt sich das eh nix.

  • Zumwinkel im Vorwort seiner Übersetzung:


    Der englische Bhikkhu Ñānamoli hinterließ bei seinem Tod das fragmentarische Manuskript einer neuen englischen Fassung der "Middle Length Discourses", die vom amerikanischen Mönchsgelehrten Bhikkhu Bodhi ergänzt und überarbeitet wurde. Dieses Werk gilt als eine der besten Übertragungen aus dem Pālikanon in eine westliche Sprache. Es diente als Ausgangsmaterial für das vorliegende Buch.


    Es wurde versucht, die Problematik der "Übersetzung über zwei Ecken" zu entschärfen, indem die Pāli Originalversion (romanisierte Fassung der "Sri Lanka Buddha Jayanti Tripitaka Series" und Fassung der Pali Text Society) vergleichend hinzugezogen wurde. Die Pālikenntnisse des Übersetzers sind einer ausschließlichen Übersetzung aus dem Pāli nicht gewachsen, aber sie sind ausreichend, um größtmögliche Gewißheit und Übersetzungssicherheit, zumindest in Hinsicht auf technische Ausdrücke des Buddhadhamma zu finden. In einer Reihe von Fällen sind gewisse Unterschiede zwischen der Übertragung ins Englische und der Übertragung ins Deutsche festzustellen.

  • Zu dem Thema fällt mir ein,


    mein Lehrer sagte mal, das die englische Übersetzung von Ehrwürdigen Bodhi/Nanamoli
    an der sich der Ehrwürdige Mettiko (Zumwinkel) ja zunächst ordentlich orientiert hat,
    derzeit die genaueste ist. Er ist seit mehr als dreissig Jahren Theravada-Mönch und
    macht diese Aussage, da er den Anweisungen aus der Mittleren Sammlung gefolgt ist und
    die dort beschriebenen Ereignisse aus eigener Erfahrung bestätigen kann.


    Nichtsdestotrotz birgt auch diese Übertragung einige dicke Verständnisabweichungen,
    z.B. für ekagatta. Die sind aber so weit verbreitet, das es sich derzeit nirgends anders findet.
    Wie gesagt, es scheint die bisher naheste Übertragung zu sein.




    Alles Gute :)

  • Aus meiner Erfahrung sollte man sich immer dessen annehmen und versuchen zu verstehen, was einem nicht zusagt und nicht gefällt. Zu was man dann tendiert wenn man dann irgendwann etwas rechte Ansicht erlangt hat, ist sicher Neigungsbedingt, aber man wird auch dann kein Problem mehr mit der einen oder anderen Übersetzung haben.


    Gut sind immer Texte, die Wörter benützen, die man für gewöhnlich und im Alltag nicht nützt, da man sie nicht (glaubend zu wissen was gemeint ist) einfach überliest und auch über jedes Wort und deren beabsichtigte Bedeutung reflektiert. *schmunzel*


    Zumwinkel finde ich als Einsieg und zum angewöhnen sicher dienlich und die Wörter ecken auch nicht an wenn man sie nicht so wirklich versteht. Wenn man dann etwas gefallen am Kanon gefunden hat, ist es sicher Ratsam zu wechsel. Schwere Wörter jagen die Gewohnheiten immer weiter bis man sich um das Thema annimmt. *schmunzel*

  • Ich habe zwar nicht den Vergleich, da ich nur die eine Version von K.E. Neumann lese.
    Ich kann aber nur zustimmen, das es oft Worte dort gibt, die unserer Zeit anders benutzt werden, wodurch ich oft dazu angeregt werde die wirkliche Bedeutung der Worte zu hinterfragen, was mich zu einem neuen Verständnis führt und auch jedesmal ein "AHA"-Erlebnis mit sich bringt das wir Worte oft benutzen ohne uns ihrer wirklichen Bedeutung bewusst zu sein....

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • "Obwohl Neumann das Verdienst gebührt, als erster sehr umfangreiche Teile des Palikanons ins Deutsche übersetzt und dadurch eine breite Wirkung auf die sich formierende buddhistische Bewegung im deutschsprachigen Raum genommen zu haben, ist seine Übersetzung aufgrund mangelnder Präzision im Detail heute philologisch umstritten."


    http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Eugen_Neumann

  • Man muß bei all dem wieder einmal bedenken, was manche Wesen so alles für andere leisten, die dann auf dem Sofa sitzen und das Geschenk auch noch kritisieren. *schmunzel* Unzählige runden hätte man noch gedreht.


    Da fällt mir ein hilfreiches Sprichwort (mantra - zum Nichtanhaften für den Alltag eines Bodhisattva) ein: "Wenn sie es wüßten, würden sie es nicht tun."


    Das beste ist sicher wenn man Pali selber lernt und die Schuhe anderer selbst anprobiert. *schmunzel* So kann auch Demut irgendwann entstehen. Wenn ich so nachdenke, war ich über die meisten deutschen Übersetzungen auch anfangs geschockt, aber das lag wohl an meinem Bild.

  • Noch so ein Sesselfurzer:


    Volker Zotz: Auf den glückseligen Inseln. Buddhismus in der deutschen Kultur. Theseus, Berlin 2000. ISBN 3-89620-151-4. (enthält eine übersichtliche Biografie Neumanns und eine ausführliche und wissenschaftlich fundierte Kritik seiner Übersetzungen)


    LG
    Onda

  • Maybe Buddha:

    Heisst das denn das es bei KEN fehlerin der "Sinn" übertragung gibt?


    Ich schau mal, was Zotz schreibt.
    KEN verwendet für buddhistische Fachtermini (für die sich mittlerweile feste Begriffe eingebürgert haben) mitunter ein sehr eigenwilliges Vokabular und das auch nicht konsistent.
    Bsp: Achtsamkeit (sati) - KEN: Einsichte, Vernunft


    Siehe auch:
    http://www.palikanon.de/ken_error.html

  • Onda:


    KEN verwendet für buddhistische Fachtermini (für die sich mittlerweile feste Begriffe eingebürgert haben)
    mitunter ein sehr eigenwilliges Vokabular und das auch nicht konsistent.
    Bsp: Achtsamkeit (sati) - KEN: Einsicht, Vernunft
    Siehe auch: http://www.palikanon.com/ken_error.html


    Hallo Onda,


    Vielleicht haben sich inzwischen einige "feste Begriffe" eingebürgert,
    aber mann kann nicht von einer Dhamma-Hochsprache sprechen,
    wo alle Begriffe eindeutig geklärt sind.


    Gerade im englischen beobachte ich immer wieder, das erneut
    verschiedene Begriffe verwendet werden. Das hängt nämlich ganz
    erheblich mit der Einsicht des Übersetzenden zu tun.


    Bei meinen eigenen "Nachforschungen" habe ich zudem festgestellt,
    das sogar sehr "eingebürgerte" Begriffe lange nicht recht Übersetzt sind,
    wie zum Beispiel samadhi. Oder sati, welche eben auch Achtsamkeit
    nicht trifft.


    Danke aber, das wir das haben, was bisher vorhanden ist.



    Alles Gute :)

  • Gerade die Verwendung von nicht üblichen Worten, lässt einen nachdenken. *schmunzel* Manche Übersetzungen im englischen sind da zum Beispiel noch genialer und lassen fast kein einziges Wort unausgetauscht.

  • "Der Übersetzer [KEN] verstand sich in erster Linie nicht als Forscher, der mit objektiven Mitteln den Inhalt indischer Texte ergründet. Er war der Interpret eines westlichen Buddhismus, den er auf Grundlage Schopenhauers, Meister Eckharts und Wagners verstand. Sein Übersetzen war zugleich Kommentieren in diesem Sinn." 101


    "Ein weiteres Charakteristikum Neumannscher Kunstsprache sind gestelzt anmutende "Wortbildungen", die oft nicht zum besseren Verständnis beitragen. (...) Zahlreiche weitere Begriffswiedergaben verzerren die ursprünglichen Textaussage, wenn Neumann etwa den wichtigen Begriff "cetana" , der das absichtsvolle im Unterschied zum unbewussten Wollen bezeichnet, mit "Denken" übersetzt.
    Neumanns deutsche Wortwahl ist weniger auf philologische Irrtümer zurückzuführen, als auf die Überzeugung, Gedanken Schopenhauers im Text zu finden." 99


    Volker Zotz: Auf den glückseligen Inseln. Buddhismus in der deutschen Kultur. Theseus 2000.

  • Onda:

    "Der Übersetzer [Ken] verstand sich ... Ein weiteres Charakteristikum Neumannscher Kunstsprache...
    Neumanns deutsche Wortwahl ist weniger auf philologische Irrtümer zurückzuführen...


    Hallo Onda, Hanzze,


    KEN hat großartiges geleistet, keine Frage. Aber doch gehörte er wohl nicht zu Kreis der die Meditation übenden, geschweige denn der Anagamis oder Arahats, ebensowenig wie Herr Zotz. (?) Von daher kann es garnicht alles recht Übersetzt oder Urteile über die Übersetzung richtig sein.


    Beim Ehrwürdige Bodhi sollen die Stellen, wo es um Meditation geht, also, die direkten Übungsanweisungen, auch nicht immer ganz richtig sein. Alles andere schon.



    Alles Gute :)

  • Wir schweifen ab. Es geht hier um KEN und seine Übersetzungen und nicht darum, wieviel Zeit V. Zotz auf dem Kissen verbringt (was er vermutlich grundsätzlich tun wird, was mich aber an dieser Stelle nicht interessiert).


    LG
    Onda

  • Grashuepfer

    Hat das Label Primärliteratur hinzugefügt.
  • Grashuepfer

    Hat das Label Theravada hinzugefügt.
  • Grashuepfer

    Hat den Titel des Themas von „Zumwinkel oder KEN?“ zu „Pali-Kanon: Zumwinkel oder Neumann?“ geändert.