Verfügbar: Einige Zitate aus: Maha Ghosananda : Step by Step - Wenn der Buddha lächelt


  • Auszüge aus dem Buch (english):


    Die deutsche Übersetzung des Buches heißt: "Maha Ghosananda - Wenn der Buddha lächelt"



    Da das Buch wenn nur mehr gebraucht zu bekommen ist, erlaube ich mich einige Zitate Maha Ghosanandas daraus hier zu posten


    Step by Step - deutsch
    (Bitte verantwortungsbewusst damit umgehen)

  • Das Universum beherrschen



    Zu Beginn hielten die Götter und Göttinnen eine Wahl ab, um festzulegen, wer am besten dazu geeignet war, das Universum zu regieren. Der erste Kandidat war Agnidevaputra, der Gott des Feuers. “Ich bin der stärkste”, sagte er, “also sollte ich regieren: Sehet meine Macht.” Und als er mit lauter Stimme zu singen begann, erhob sich aus der Mitte des Universums ein riesiges Feuer und begann überall zu brennen. Die übrigen Götter und Göttinnen zitterten vor Angst, und alle hoben ihre Hände, um für Agnidevaputra zu stimmen.
    Alle außer Valahakedeputra, dem Gott des Wassers.
    Valahakedeputra sagte: “Ich kann das Feuer beherrschen.” Und er erzeugte sofort eine gewaltige Überschwemmung, um das Feuer zu löschen. Als die Wasserfluten höher und höher stiegen, hoben alle Gottheiten ihre Hände, um für ihn zu stimmen, außer Saradadevi, der Göttin der Kunst und der Weisheit.
    Saradadevi sagte: “Liebe Freunde, Feuer und Wasser können die Menschen erschrecken und töten, ich aber erzeuge die Schönheit. Wenn ich zu tanzen beginne, werdet ihr euch entspannen und Feuer und Wasser vollständig vergessen.”
    Dann sang und tanzte Saradadevi, und alle Götter und Göttinnen waren hingerissen. Anstatt mit ihrem Mund Wasser zu trinken, begannen sie Wein in ihre Ohren, Augen und Nasen zu gießen. Von Saradadevis Macht beeindruckt, hoben alle Gottheiten ihre Hände, außer Ghandarva, dem Gott der Himmelsmusik.
    Ghandarva sagte: “Die Frau kann den Mann überwinden, aber der Mann kann auch die Frau überwinden.” Darauf begann er auf seiner Himmelsgitarre zu spielen und zu singen, und alle Gottheiten fielen fast in Ohnmacht, als die Musik in der Halle erklang. Wie betäubt hoben sie alle ihre Hände, außer Santidevaputra, dem Gott des Friedens, der Achtsamkeit und des klaren Verständnisses.
    Santidevaputra sagte: “Ich bin der Gott des Friedens. Ich übe stets Achtsamkeit und klares Verständnis. Ob ihr nun für mich stimmt oder nicht, ich regiere mich selbst. Um das Universum zu regieren, müsst ihr zuerst euren Geist beherrschen, müsst euch in Achtsamkeit und klarem Verständnis üben.”
    Alle Götter und Göttinnen erkannten Santidevaputras Stärke, und sie wählten ihn einstimmig. Sie verstanden, dass der Frieden die stärkste Macht der Welt ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Eine Lehre



    Es war einmal ein junger Mönch, der jeden Tag fleißig studierte. Er konnte jedoch nicht alle Schriften und Regeln lernen. Er konnte nicht mehr essen oder schlafen und wurde immer schwächer und dünner.
    Schließlich trat er vor den Buddha: „Herr, bitte nimm mein Gewand zurück. Es gibt so viele Lehren, und ich kann sie nicht alle beherrschen. Ich eigne mich nicht zum Mönch.“
    Der Buddha antwortete: „Sorge dich nicht. Um frei zu sein, musst du nur eines beherrschen.“
    „Bitte lehre es mich“, bat der Mönch. „Wenn du mir nur eine einzige Lehre aufgibst, will ich sie mit ganzem Herzen erfüllen, und ich bin sicher, daß ich denn Erfolg haben werde.“
    Also sagte ihm der Buddha: „Beherrsche deinen Geist. Wenn du den Geist beherrscht, wirst du alles wissen.“
    Wenn wir den Geist beherrschen, sind wir frei von allem Leid.
    Eine andere Lehre braucht es nicht.

  • Gefühl



    Wer ist Buddha? Der Buddha ist der einzige, der Gefühle kennt – angenehme, unangenehme und neutrale. Angenehme Gefühle erzeugen Begierde und Wollust. Unangenehme Gefühle erzeugen Zorn. Neutrale Gefühle erzeugen Unwissenheit. Wenn der Buddha ein angenehmes Gefühl empfindet, verspürt er tiefes Mitgefühl für alle Lebewesen, die zu wollüstigen Gedanken neigen. Er selbst gibt die Neigung zur Wollust auf durch Achtsamkeit und klares Verständnis für das Entstehen und Vergehen angenehmer Gefühle von Augenblick zu Augenblick, in Augen, Ohren, Nase, Zunge, Körper und Geist. In unangenehmen Gefühlen gibt er die Neigung zum Ärger auf und in neutralen Gefühlen die Neigung zur Verwirrung. Das ist der Buddha, der eine, der die Gefühle kennt.
    Gefühle kontrollieren das Universum. Wenn wir unsere Gefühle beobachten und kontrollieren können, können wir das Universum beherrschen.

  • Die Gegenwart ist die Mutter der Zukunft



    Wir mögen vielleicht bemerken, daß die Vase mit Blumen auf dem Tisch sehr schön ist, aber die Blumen sprechen niemals von ihrer Schönheit. Wir hören sie niemals ihren süßen Duft rühmen.
    Wenn ein Mensch das nirvana verwirklicht hat, ist es dasselbe. Er oder sie braucht dann nichts mehr zu sagen. Wir anderen erspüren die Schönheit dieses Menschen, seine Süße, einfach indem wir in seiner Nähe sind.
    Es gibt keinen Grund, sich um die Vergangenheit oder die Zukunft zu sorgen. Das Geheimnis des Glücks liegt darin, ganz da zu sein in dem, was um dich ist, ganz im gegenwärtigen Augenblick zu leben. Du kannst nicht zurückgehen und die Vergangenheit umformen. Sie ist vorbei! Du kannst der Zukunft nicht vorschreiben, wie sie zu sein hat. Es gibt also keinen Grund, sich zu sorgen!
    Wer weiß, was passieren wird, wenn ich das nächste Mal mit einem Flugzeug fliege? Vielleicht werde ich sicher ankommen, vielleicht auch nicht. Wenn wir Pläne machen, können wir sie nur im gegenwärtigen Augenblick machen. Er ist der einzige Augenblick, den wir beherrschen können. Wir können diesen Augenblick lieben und ihn sinnvoll nutzen. Vergangenes Leiden kann uns niemals schaden, wenn wir uns wahrhaft um die Gegenwart sorgen.
    Sorge dich um die Gegenwart, und die Zukunft wird gut sein. Das Dharma ist immer in der Gegenwart, und die Gegenwart ist die Mutter der Zukunft. Sorge dich um die Mutter, und die Mutter wird für ihr Kind sorgen.

  • Weisheit und Mitgefühl im Gleichgewicht halten



    Weisheit muß immer durch Mitgefühl ausgeglichen werden und Mitgefühl durch Weisheit. Ohne dieses Gleichgewicht können wir keinen Frieden finden. Ich würde gern drei Geschichten erzählen, um dies zu verdeutlichen.
    Eines Tages traf ein gewaltiger Drachenkönig einen Bodhisattva. Der Bodhisattva sagte: „Mein Sohn, töte nicht. Wenn du dies beachtest und dich um alles Leben sorgst, wirst du glücklich sein.“ Nachdem er diese wenigen Worte gehört hatte, legte der Drache all seine Gewalttätigkeit vollständig ab.
    Die Kinder, die am Fuße des Himalaya das Vieh hüteten, hatten sich sehr vor dem Drachen gefürchtet. Aber als der Drache freundlich wurde, verloren sie ihre Furcht und sprangen ihm alsbald auf den Rücken, zogen ihn am Schwanz und stopften Steine und Schmutz in sein Maul. Nach einer Weile konnte der Drache nichts mehr essen und wurde sehr krank.
    Als der Drachenkönig, den Bodhisattva das nächste Mal traf, rief er: Du hast mir gesagt, wenn ich die Regeln einhalten würde und mitfühlend wäre, würde ich glücklich sein. Aber jetzt leide ich, und ich bin keineswegs glücklich.“
    Der Bodhisattva antwortete: „Mein Sohn, wenn du Mitgefühl, Moralität und Tugend besitzt, dann mußt du auch Weisheit und Klugheit besitzen. Wenn die Kinder dich das nächste Mal quälen, dann zeige ihnen dein Feuer. Danach werden sie dich in Ruhe lassen.“
    Wer litt Schaden, als es dem Drachen an Weisheit fehlte? Sowohl der Drache als auch die Kinder. Beide litten.
    Das Gleichgewicht von Weisheit und Mitgefühl wird der mittlere Weg genannt. Hier ist noch eine Geschichte: Eines Tages fand ein alter Bauer in seinem Reisfeld eine sterbende Kobra. Als es das Leid der Kobra sah, wurde der Bauer von Mitgefühl erfüllt. Er hob die Schlange auf und nahm sie mit nach hause. Dort gab er ihr warme Milch, wickelte sie in ein weiches Tuch und legte sie liebevoll neben sein Bett, als er schlafen ging. Am nächsten Morgen war der Bauer tot.
    Warum wurde er getötet? Weil er nur Mitgefühl und keine Weisheit geübt hatte. Wenn du eine Kobra aufhebst, wird sie dich beißen. Wenn du einen Weg findest, die sterbende Kobra zu retten, ohne sie aufzuheben, dann hast du ein Gleichgewicht von Weisheit und Mitgefühl hergestellt. Dann bist du glücklich und die Kobra ist es auch.
    Hier ist die dritte Geschichte: Ein Bauer ging mit seinem Freund in den Wald, um Holz zu machen. Als der Bauer mit der Axt einen Baum fällte, störte er einen Bienenschwarm, und die wütenden Bienen flogen auf und stachen ihn.
    Der Freund des Bauer war erfüllt von Mitgefühl. Er nahm seine Axt und tötete die Bienen mit schnellen, kraftvollen Hieben. Leider tötete er dabei auch den Bauern.
    Mitgefühl ohne Weisheit kann großes Leid verursachen. Man könnte sogar sagen: „Es ist besser, einen weisen Feind zu haben als einen törichten Freund.“
    Weisheit und Mitgefühl sollten Hand in Hand gehen. Das eine ohne das andere zu haben is wie mit einem Bein zu laufen. Du hüpfst vielleicht ein paarmal, aber wahrscheinlich wirst du bald hinfallen. Wenn du Weisheit und Mitgefühl ins Gleichgewicht bringst, dann wirst du sehr gut gehen können – langsam und elegant, Schritt für Schritt.

  • Die vier unermeßlichen Willen



    Die großen Wesen erhalten ihr Gleichgewicht, indem sie die vier unermeßlichen Willen praktizieren: 1. Liebevolle Güte: das Wohlergehen anderer vor das eigene Wohlergehen stellen, 2. Mitgefühl: anderen dabei helfen, das Leiden zu überwinden, 3. Mitfühlende Freude; sich an den Erfolgen anderer freuen und 4. Gleichmut: unparteiisch allen Wesen gegenüber sein. Dies sind die Gaben, die die großen Wesen allen Lebewesen zukommen lassen. Sie vermeiden es, anderen Schaden zuzufügen, indem sie die Beachtung der fünf Regeln üben: nicht zu töten, nicht zu stehlen, keine sexuellen Fehlritte zu begehen, nicht zu lügen und keine Rauschmittel zu sich zu nehmen. Sie üben Enthaltsamkeit, um ihre Tugend zu vervollkommnen. Sie reinigen ihr Verständnis, um nicht länger verwirrt darüber zu sein, was gut und was schlecht ist. Sie bringen unaufhörlich ihre heilsamste Energie auf, denn das Wohlergehen anderer liegt ihnen am Herzen.
    Wenn sie durch diese Energie heroisch Stärke und Mut gewinnen, haben sie Geduld mit den Unzulänglichkeiten anderer. Sie betrügen nicht, Sie sind unerschütterlich entschlossen, für das Wohlergehen und das Glück der anderen zu arbeiten. In ihrem Gleichmut erwarten sie keine Belohnung. Durch Erfüllung der zehn Perfektionen, im Verweilen in den vier unermesslichen Willen vervollkommnen sie die zehn Kräfte, die vier Arten der Furchtlosigkeit, die sechs Arten des Wissens und die achtzehn Zustände des Buddha. So bringen die großen Wesen alle guten Zustände zu ihrer Vollkommenheit, indem sie mit Freigibigkeit beginnen.

  • Vollkommenheit



    Brüder und Schwestern, die Welt ist unser Haus. Alle Flüchtlinge der Welt sind unsere Schwestern und Brüder, unsere Mütter und Väter. Sie zu lieben und zu respektieren, ihnen zu helfen und zu dienen ist unsere Pflicht und unsere Religion. Wir können allen unseren Brüdern und Schwestern erforlgreich helfen und dienen, wenn wir: Paramis üben: Dana Parami, Sila Parami, Nekkhamma Parami, Panna Parami, Viriya Parami, Sacca Parami, Adhitthana Parami, Metta Parami und Upekkha Parami.
    Dana Parami bedeutet, freigiebig und hilfreich zu sein. Sila Parami bedeutet, die fünf Regeln einzuhalten und tugendhaft zu sein. Nekkhamma Parami bedeutet, nicht selbstsüchtig zu sein und sich am eigenen Selbst festzuhalten, sondern selbstlos und selbst-aufopfernd zu sein. Panna Parami bedeutet, weise und stark, erfüllt von Energie und standhaft zu sein. Khanti Parami bedeutet, geduldig zu sein und wie eine Mutter alles mit Nachsicht ertragen zu können. Mütter ertragen alles mit Nachsicht, den Wohlgeruch ebenso wie die Ausscheidungen. Sacca Parami bedeutet, fähig zu sein, alle gegebenen Versprechen einzuhalten. Adhitthana Parami bedeutet, gütig, mitfühlend und freundlich zu sein. Upekkha Parami bedeutet, bescheiden, ruhig, still, unerschüttert und heiter zu sein. Die Paramis bedeuten, vollkommen im Dienen zu sein und zu dienen, um vollkommen zu sein.

  • Das Leiden loslassen



    Der Buddha sagte: „Ich lehre euch nur zwei Dinge – das Leiden und das Ende des Leidens.“
    Was ist die Ursache des Leidens? Leiden erwächst aus dem Festhalten. Wenn der Geist sagt „Ich bin“, dann ist Leiden da. Wenn der Geist sagt „Ich bin nicht“, dann ist auch hier Leiden da. Solange der Geist sich an etwas festhält, leidet er. Wenn der Geist ruhig ist, wird er friedvoll und frei.
    Das Festhalten hat 108 Namen. Man kann es Begierde, Zorn, Neid oder Habsucht nennen. Das Festhalten ist wie eine Schlange, die ihre Haut abwirft. Unter der alten engen Haut kommt immer wieder eine neue zum Vorschein.
    Wie können wir uns vom Leiden befreien? Wir lassen es einfach los. „Unter Schmerzen erhalten wir es aufrecht, glücklich lassen wir es los.“ Das Leiden folgt einem ungezähmten Geist so sicher wie der Karren dem Ochsen. Das Erfülltsein vom Frieden folgt einem Menschen, der seinen Geist beherrscht, so sicher wie sein eigener Schatten.
    Das Festhalten bringt immer Leid mit sich. Das ist ein Naturgesetz wie das Gesetz des Feuers. Es ist gleichgültig, ob du glaubst, daß das Feuer heiß ist. Wenn du es in deiner Hand hältst, wird es dich verbrennen.
    Das Dharma lehrt uns, den Geist zu kennen, zu formen und zu befreien. Wenn der Geist beherrscht wird, wird das Dharma vollständig beherrscht. Was ist der Schlüssel zum Beherrschen des Geistes? Es ist die Aufmerksamkeit.
    Dauert es lange, vom Leiden erlöst zu werden? Nein, Erleuchtung findet immer hier und jetzt statt. Aber dies zu begreifen, kann manches Leben dauern!

  • Das höchste Verhalten



    Ein Mensch – Mann oder Frau -, der sich im Guten geübt hat und den Zustand höchster Ruhe erreichen möchte, sollte aufrichtig, gehorsam, gütig, bescheiden und zufrieden sein. Er sollte wenige Bedürfnisse hegen. Er oder sie sollte die rechte Lebensweise, Beherrschung der Sinne und Besonnenheit üben. Er oder Sie sollte nichts Falsches tun, das der Weise tadeln würde. Ganz gleich ob stark oder Schwach, groß oder klein, sichtbar oder unsichtbar, nah oder fern, geboren oder noch nicht geboren – mögen alle Lebewesen glücklich und sicher sein. Möge ihr Geist gesund sein!
    Niemand sollte einen anderen Menschen betrügen oder verachten, ganz gleich wo. Selbst wenn ein Mensch verärgert oder übelgesinnt ist, sollte er einem anderen keinen Schaden wünschen. Seine Gedanken grenzenloser Liebe sollten die gesamte Welt durchdringen, von oben, von unten und mitten hindurch – ungehemmt, frei von Haß und Feindschaft. Ganz gleich ob er steht, geht sitzt oder sich hinlegt – solange er wach ist, sollte dieser Mensch Achtsamkeit üben. Frei von Irrtümern, tugendhaft und begabt mit Einsicht wird er die sinnlichen Bindungen aufgeben. Solch ein Mensch wird nicht wieder in die Welt des Leidens zurückkehren. Dies ist das höchste Verhalten.

  • Der Mittler Weg



    Der Weg zum Frieden wird der Weg der mittlere Weg genannt. Er liegt jenseits von aller Dualität und allen Gegensätzen. Manchmal wird er Gleichmut genannt. Gleichmut harmonisiert alle Extreme. Gleichmut ist wie die sorgfältig gestimmte Saite eines Instruments, nicht zu straff und nicht zu lose. Sie vibriert perfekt und erzeugt wohlklingende Töne.
    Gleichmut meint die Abwesenheit jedes Kampfes. Einstmals sprang ein großer Elefant in ein Schlammloch, um sich abzukühlen. Natürlich blieb er im Schlamm stecken, und je heftiger er kämpfte, um wider herauszukommen, desto tiefer sank er ein! Zu kämpfen ist nutzlos. Es verschlimmert die Dinge nur. Kämpfe nicht mit dem Leiden. Finde deinen eigenen Weg. Dies wird Zuflucht-Suchen im Dharma genannt. Das Dharma ist der mittlere Weg.
    Bevor der Buddha seine spirituelle Reise antrat, erging er sich in vielen Arten der Sinnenfreude, aber er fand kein bleibendes Glück. Daraufhin fastete er für viele Wochen, bis er blaß und mager wurde, aber er fand darin nur Schmerz. Indem er auf diese Weise übte, lernte der Buddha, daß sowohl der Selbstgenuß als auch die Selbstabtötung Extreme sind, und Extreme können niemals Glück bringen.
    Der Frieden erwächst nur daraus, daß wir aufhören, mit den Gegensätzen zu kämpfen. Der mittlere Weg hat keinen Anfang und kein Ende, also brauchen wir auf ihn nicht weit zu gehen, um Frieden zu finden. Der mittlere Weg führt nicht nur zum Frieden hin, er ist auch der Weg des Friedens. Er ist ein sehr sicherer Weg, der sehr angenehm zu bereisen ist.

  • Glück und Pech



    Die Gegensätze sind endlos. Gut und schlecht, Tag und Nacht, richtig und falsch, mein und dein, loben und tadeln- alles dies sind Gegensätze, und alle sind endlos.
    Gegensätze produzieren sich wechselseitig. Der Tag wird zur Nacht, der Tod wird zur Wiedergeburt. Das Ei wird zur Henne, und die Henne legt das EI. In genau dieser Weise bilden Glück und Unglück einen Kreislauf ohne Ende.
    Einem Bauern lief eines Tages seine Stute weg. Als sie verschwand, sagten die Leute im Dorf: “So ein Pech!” Aber als die Stute am nächsten Tag wiederkam und hinter ihr her ein prächtiger Hengst, sagten die Leute im Dorf: “Was für ein Glück!” Gestern haben sie noch gedacht “So ein Pech”, heute denken sie “Was für ein Glück.” Gestern haben sie von einem Verlust gesprochen, heute sprechen sie von einem Gewinn. Was stimmt nun? Gewinn und Verlust sind Gegensätze.
    Als der Sohn des Bauern auf dem prächtigen Hengst ritt, fiel er hinunter und brach sich das Bein. Da sagten alle Leute: “So ein Pech!” Es gab Krieg, und alle kräftigen Männer wurden eingezogen. Viele von ihnen kämpften und starben auf dem Schlachtfeld. Weil der Sohn des Bauern sich das Bein gebrochen hatte, konnte er nicht in den Krieg ziehen. War das ein Verlust oder ein Gewinn? Ein Glück oder ein Unglück? Wer weiß es?

  • Wir müssen die Zeit essen



    Was ist das Leben? Zu leben bedeutet, mit allen Sinnen zu essen und zu trinken. Und das Leben bewahrt uns davor, gegessen zu werden. Was ist es, das uns aufißt? Die zeit! Was ist die Zeit? Die Zeit ist das In-der-Vergangenheit- oder In-der-Zukunft-leben, bei dem man seine Gefühle immer von neuem nährt. Es gibt nur ganz wenige Menschen auf der Welt, die von sich sagen können, daß sie auch nur eine einzige Minute geistig gesund waren. Die meisten von uns leiden daran, daß sie sich an angenehme, unangenehme und neutrale Gefühle klammern, oder sie leiden an Hunger und Durst. Die meisten Menschen müssen in jeder Sekunde etwas durch ihre Augen, ihre Ohren, ihre Nase, ihre Zunge, ihre Haut und ihre Nerven in sich aufnehmen. Wir essen vierundzwanzig Stunden an Tag, ohne jemals eine Pause zu machen! Wir sehnen uns nach Nahrung für den Körper, für unsere Gefühle, für unser willendliches Handeln und für unsere Wiedergeburt. Wir sind, was wir essen. Wir sind die Welt, und wir essen die Welt auf.
    Der Buddha weinte, als er diesen Endlosen Kreislauf des Leidens sah: Die Fliege frißt die Blume, der Frosch frißt die Fliege, die Schlange frißt den Frosch, der Vogel frißt die Schlange, der Tiger frißt den Vogel, der Jäger tötet den Tiger, dessen Körper aufschwillt, Fliegen kommen und fressen den Kadaver des Tigers, sie legen Eier in den Kadaver, aus denen noch mehr Fliegen werden, die dann die Blumen fressen und wiederum von Fröschen gefressen werden...
    Und so sagte der Buddha: „Ich lehre nur zwei Dinge – das Leiden und das Ende des Leidens.“ Leiden, essen und empfinden sind haargenau das gleiche.
    Die Empfindungen verzehren alles andere. Sie haben sechs Mäuler – die Augen, die Ohren, die Nase, die Zunge, den Körper und den Geist. Das erste Maul, die Augen, ißt Form. Das zweite Maul ißt Klänge. Das dritte ißt Gerüche. Das vierte Maul ißt Geschmäcker. Das fünfte Maul ißt körperlichen Kontakt. Und das letzte Maul ißt Ideen. Das heißt empfinden.
    Die Zeit selbst ißt auch. In der traditionellen kambodschanischen Geschichte gibt es oft einen Riesen, der viele Münder hat und alles aufißt. Dieser Riese ist die Zeit. Wenn du die Zeit ißt, erlangst du das Nirvana. Du kannst die Zeit essen, indem du im Augenblick lebst. Wenn du einfach nur in diesem Augenblick lebst, kann die Zeit dich nicht essen. Alles gehorcht dem Gesetz vom Grund. Es gibt dich gar nicht, nur Gründe und Bedingungen. Darum kannst du gar nicht hören oder sehen. Hören findet dann statt, wenn der Klang und das Ohr zusammenkommen. Treffen sich die Form und das Auge, dann findet Sehen statt.
    Wenn das Auge, die Form und das Bewußtsein sich treffen, dann findet Augenkontakt statt. Augenkontakt bedingt Gefühle. Gefühle bedingen das Denken, und das Denken ist das Ich, das Mein, das Mich – das schmerzhafte Mißverständnis, daß ich sehe, höre, rieche, schmecke, berühre und denke.
    Das Empfinden benutzt die Augen, um Form zu essen. Ist eine Form schön, so geht ein angenehmes Gefühl ins Auge ein. Eine Form die nicht schön ist, bringt ein unangenehmes Gefühl mit sich. Wenn wir nicht auf eine Form achten, ist unser Gefühl neutral. Mit dem Ohr ist es dasselbe: Ein süßer Klang bringt angenehme Gefühle mit sich, ein rauher Klang unangenehme Gefühle, Nichtbeachtung bringt neutrale Gefühle mit sich.
    Wieder magst du vielleicht denken: „Ich sehe, ich höre, ich fühle.“ Aber es bist nicht du, es ist nur der Kontakt, das Zusammentreffen von Auge, Form und Augen-Bewußtsein. Es ist nur das Dharma.
    Einmal fragte ein Mann den Buddha: „Wer fühlt?“ Der Buddha antwortete: „Das ist keine wirkliche Frage.“ Niemand fühlt. Das Gefühl fühlt. Es gibt kein Ich, kein Mein und kein Mich. Es gibt nur das Dharma.
    Alle Arten von Gefühlen bedeuten Leiden, erfüllt mit Vergänglichkeit, erfüllt mit „Ich bin“. Wenn wir die Natur der Empfindungen durchdringen können, gelangen wir zum reinen Glück des Nirvana.
    Gefühle und Empfindungen bedingen unser Leiden, denn wir nehmen nicht war, daß sie nicht dauerhaft sind. Der Buddha fragte: „Wie kann ein Gefühl dauerhaft sein, wenn es doch auf den Körper beruht, der nicht dauerhaft ist?“ Wenn wir unsere Gefühle nicht beherrschen, werden wir von ihnen beherrscht. Wenn wir nur im Augenblick leben, können wir die Dinge einfach so sehen, wie sie sind. Indem wir dies tun, können wir allem Wünschen ein Ende machen, unsere Bedingungen lösen und den Frieden wirklich werden lassen.
    Damit wir die angenehmen, unangenehmen und neutralen Gefühle verstehen können, müssen wir die vier Grundlagen der Achtsamkeit praktizieren. Achtsamkeit kann angenehme, unangenehme und neutrale Gefühle zu Weisheit verwandeln.
    Die Welt wird vom Geist geschaffen. Wenn wir die Gefühle beherrschen können, können wir die Welt regieren.
    In der Meditation entspannen wir unseren Körper, aber wir sitzen dabei gerade aufgerichtet und halten die meisten Gedanken an, indem wir unserem Atem folgen oder uns auf ein anderes Objekt konzentrieren. So hören wir damit auf, von unseren Gefühlen umhergetrieben zu werden. Das Denken erzeugt Gefühle, und Gefühle erzeugen das Denken. Frei vom Festhalten an Gedanken und Gefühlen zu sein ist Nirvana – die höchste, oberste Form von Glück.
    Ohne Leiden zu leben heißt immer, im Augenblick zu leben. Die höchste Form von Glück ist hier und jetzt. Solange wir uns an ihr festklammern, gibt es überhaupt keine Zeit. Brüder und Schwestern, bitte eßt die Zeit!

  • Der Bodhi-Baum



    Der Bodhi-Baum ist der Baum des Lebens. Als der Buddha viele Wochen lang in stiller Kontemplation unter dem Bodhi-Baum saß, gelangte er zur Erkenntnis. Einen Bodhi-Baum kann man überall finden, in Kambodscha, in Indien, ja sogar im eigenen Garten.
    Der Bodhi-Baum wird „der große Baum des Lebens“ genannt, denn alles, was zu einem dauerhaften Frieden vonnöten ist, kann in seinen Wurzeln, seinem Stamm, seinen Zweigen und seinen Früchten gefunden werden. Der Bodhi-Baum ist ein schönes Symbol für den Buddhismus.
    Wir können zuerst die Wurzeln des Bodhi-Baumes erforschen, die als die Wurzeln allen Handelns gelten. Diese Wurzeln sind bekömmlich, und so ist es nur natürlich, daß aus ihnen süße Früchte erwachsen – Freigiebigkeit, Weisheit und liebevolle Güte. Die anderen Bäume sind unbekömmlich und erbringen naturgemäß bittere Früchte: Begierde, Haß und Wahn.
    Die Wurzeln des Bodhi-Baumes reichen bis in dem Stamm hinein, in dem fünf Aggregate vereinigen: Form, Gefühl, Wahrnehmung, geistige Formung und Bewußtsein. Dies sind die Bestandteile aller physischen und geistigen Phänomene, die grundlegenden Elemente aller Erfahrungen, die wir machen. Die fünf Aggregate sind alle Sklaven des Gefühls. Sie sind wie Köche, die dem Gefühl zubereiten, was es dann durch das Auge, das Ohr, die Nase, die Zunge, den Körper und den Geist ißt. Wir können über die fünf Aggregate meditieren und sie so zu Objekten unserer Achtsamkeit machen. Achtsam zu leben heißt zu leben, ohne sich an einem dieser Bestandteile festzuhalten.
    Der Stamm des Bodhi-Baumes teilt sich in zwölf Äste. Sie bilden die Glieder der großen Kette der wechselseitig voneinander abhängenden Veranlassung von allem. Der Buddha erkannte, daß diese Kette der Grund für den schmerzvollen Kreislauf unseres Lebens und Sterbens ist. Die Äste des Bodhi-Baumes lehren uns, daß alles im Leben aus Ursachen und Belehrungen entsteht. Unwissenheit bedingt willentliches Handeln, das das Bewußtsein bedingt. Dieses wiederum bedingt Geist und Körper, die die Sechs Tore der Sinne bedingen: Augen, Ohren, Nase, Zunge, Körper und Geist. Diese bedingen die Verbindung zwischen einem Sinnestor und einem Sinnesobjekt, und dies bedingt die Gefühle. Alle Gefühle, seien sie angenehm, unangenehm oder neutral, bedeuten Leiden, denn Gefühle sind nicht dauerhaft. Wenn wir nicht achtsam sind, führen unsere Gefühle zu Sehnsucht oder Abneigung, was wiederum ein Festhalten bewirkt. Dieses wiederum bedingt die karmische Gestaltung des Werdens, das die Wiedergeburt bedingt, und diese den gesamten Kreislauf von Geburt und Tod von neuem.
    Der Bodhi-Baum lehrt uns, wie wir diese endlose Kette des Leidens durchbrachen können. Das Geheimnis ist die Achtsamkeit. Wenn wir die Achtsamkeit dazu benutzen, unsere Gefühle zu beobachten und zu beherrschen, dann kann es nicht zu einem Festhalten kommen. Wenn es nicht zu einem Festhalten kommt, kann es nicht zum Leiden kommen. Es ist wirklich sehr einfach. Wir können Achtsamkeit Schritt für Schritt erlernen, durch unser gesamtes Leben hindurch.

  • Achtsamkeit des Körpers



    Wenn du gehst, dann gehe einfach, Schritt für Schritt. Wenn du atmest, atme tief. Mach keine lauten Geräusche mit deinem Mund. Wenn du sprichst, sprich langsam und deutlich. So praktizieren wir die vier Grundlagen der Achtsamkeit – Achtsamkeit des Körpers, der Gefühle, des Geistes und der Gedanken. Wir müssen jeden Moment aufmerksam sein und besonders den Körper beobachten. Wenn wir unseren Körper beherrschen, dann können wir auch unseren Geist beherrschen. Sie gehören zusammen.

  • Nirvana



    Einmal fragte mich ein weiser unitarischer Geistlicher: "Wo ist das Nirvana? Können die Menschen es auch heute noch erreichen?" Ich antwortete ihm: "Das Nirvana ist hier und jetzt."
    Das Nirvana ist überall. Es existiert nicht nur an einem bestimmten Ort. Es ist im Geist. Es kann nur im gegenwärtigen Augenblick gefunden werden.
    Nirvana bedeutet die Abwesenheit des Leidens. Es ist völlig frei von irgendeiner Vorstellung, irgendeinem Begriff. Nichts kann das Nirvana umgreifen. Es liegt jenseits von Ursache und Wirkung. Nirvana ist das höchste Glück. Es ist absoluter Frieden. Der Frieden in der Welt hängt von bestimmten Bedingungen ab, der Frieden des Nirvana jedoch ist unveränderlich.
    Nirvana bedeutet die Abwesenheit des Karma, der Früchte unseres Handelns. Das Karma kann uns durch viele Leben hindurch folgen. Wenn wir sterben, wird das Karma zu einer Flamme, die von einer Kerze auf eine andere überspringt. Im Zustand des Nirvana gibt es kein Festhalten, keine Erwartung und kein Wünschen. Jeder Augenblick ist ganz neu, frisch und unschuldig. Alles Karma ist ausgelöscht, genauso wie wir den Inhalt eines Tonbandes löschen können.
    Das Leiden weist uns den Weg zum Nirvana. Wenn wir Leiden wirklich verstehen, werden wir frei.

  • Absoluter Frieden



    Nirvana, das "Verwehen allen Verlangens", um selige Allwissenheit zu erlangen, besitzt verschiedene Ebenen. Es ist ein zu tiefst erfüllter Bewußtseinszustand. Es liegt jenseits aller Formen und Konzepte, aller Bilder, allen Fühlens und Empfindungen. Es beinhaltet eine Dimension der Absolutheit und ein ethisches Verständnis.
    Nirvana bedeutet absoluter Frieden. Es ist reines Glück. Der Frieden des Nirvana, seine Segnung und die Seligkeit seines Bewußtseins sind grenzenlos. Nirvana ist nicht der gewöhnliche Frieden, den wir in unserem alltäglichen Leben erfahren. Es ist vollkommen unbegrenzt und vollkommen gegenwärtig.
    Nirvana ist die eine wahrhaftige Gesundheit, in der man die Wirklichkeit sieht wie sie ist, ohne Zeit, Raum und ohne Werden. Man hat das vollständige Bild.
    Nirvana heißt frei von Leidenschaft zu sein, frei von egoistischen Trieben. Im Nirvana überschreitet man das Bedürfnis, etwas oder jemand sein zu müssen, man ist jenseits des Getriebenseins von Wünschen, die uns fesseln, versklaven und uns im Samsara gefangenhalten, dem Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt. Diese spezielle Bedeutung des Nirvana deutet einen Weg aus allen Problemen des Lebens an - dem Leiden, der Frücht oder dukkha - im Hinausschreiten über die Bedürfnisse, Leidenschaften oder den egoistischen Impuls, ein abgegrenztes "Selbst" sein zu müssen.
    Auf der psychologischen Ebene bedeutet Nirvana das Ende jeglicher Besitzansprüche, wie sie sich in Äußerungen wie "Das gehört mir; das bin ich; ich bin dies oder jenes" ausdrücken. Aus psychologischer Sicht bedeutet Nirvana das Absterben der Individualität, nicht jedoch des Bewußtseins.
    In seiner ethischen Bedeutung schließlich, seinem moralischen Gehalt, bezieht Nirvana sich auf die innere Verwandlung, die stattfindet, wenn jemand frei von allem Wünschen ist. Es ist die Auslöschung der quälenden, negativen Gefühle des Zornes, des Hasses, der Gewalt, der Begierde und des Wahns. Nirvana ist die letztendliche Bestimmung der Menschheit für jeden von uns, der Zustand eines transzendenten Bewußtseins, an dem alle teilhaben, des absoluten Daseins unendlicher Seligkeit des sunyata oder der Gleichzeitigkeit von Leere und Fülle. Nirvana ist in buddhistischen Traditionen das Ziel und unsere ursprüngliche Natur. Nur wenn wir das Bewußtsein des Nirvana wahrhaft erreicht haben, können wir Mitgefühl allen Lebewesen gegenüber erlernen und praktizieren.

  • Kranker Körper gesunder Geist



    Es liegt in der Natur des menschlichen Körpers, alt und hinfällig zu werden. Aber selbst wenn der Körper immer schwächer wird oder von einem Widersacher verletzt wird, kann der Geist klar bleiben. Selbst mitten im Schmerz kann der Geist von Frieden erfüllt sein.
    Der Körper ist ein Beförderungsmittel wie ein Auto, ein Flugzeug oder ein Fahrrad. Wir benutzen den Körper, aber wir müssen ihm nicht unbedingt gestatten, uns zu benutzen. Wenn wir unseren Geist beherrschen können, kann dieser selbst dann noch frei und klar bleiben, wenn wir mit körperlichem Leiden konfrontiert sind.
    Der Buddha hat gesagt: „Gebt auf eure Gesundheit acht. Sie ist die Grundlage allen Fortkommens.“ Wenn wir Kambodschaner körperliche Schmerzen empfinden, sagen wir gerne: „Der Körper mag vielleicht krank sein, aber dem Geist geht es sehr gut!“

  • Dharmayana



    Das Dharma ist gut am Beginn, gut in der Mitte und gut am Ende. Das Gute im Beginn ist das gute der moralischen Regeln: nicht töten, nicht stehlen, keinen Ehebruch zu begehen, nicht zu lügen und keine Rauschmittel zu sich zu nehmen. Das Gute in der Mitte ist die Konzentration. Das Gute am Ende sind Weisheit und Nirvana.
    Das Dharma ist hier und jetzt sichtbar. Es ist immer gegenwärtig, allgegenwärtig. Das Dharma ist zeitlos. Es bietet sofort Ergebnisse.
    Der Buddhismus kennt drei yanas oder Beförderungsmittel, und keines von ihnen steht höher oder wiegt mehr als das andere. Alle drei befördern dasselbe Dharma. Aber es gibt ein viertes Beförderungsmittel, das noch vollständiger ist. Ich nenne es Dharmayana, das Universum selbst, und es umgreift jeden Weg, der zum Frieden und zu liebevoller Güte führt. Wegen seiner Vollständigkeit kann das Dharmayana niemals sektiererisch wirken. Es kann uns niemals von unseren Brüdern und Schwestern trennen,
    Komm und probier es für dich selber aus. Das Dharmayana wird dich hier und jetzt ins Nirvana befördern. Es ist für jeden zu verstehen und zu begreifen, Schritt für Schritt, Augenblick für Augenblick. Dharmayana ist die Art von Buddhismus, die ich liebe.

  • Achtsamkeit und klares Verständnis



    Achtsamkeit schützt uns. Wenn der Geist ruhig und klar wird, kann er nicht länger von Unkenntnis oder Sehnsüchten getrieben werden. Die Achtsamkeit ist es, die den Triumpfwagen des Dharma antreibt.
    Das „Einsammeln“ ist charakteristisch für die Achtsamkeit. Wir sammeln alles ein, was wir beobachten. Das „Ausscheiden“ ist charakteristisch für klares Verständnis. Wir geben alles außer dem klar umrissenen Objekt unserer Konzentration auf. Die Achtsamkeit sammelt die Hindernisse für den Geist ein, und das klare Verständnis scheidet dann die Hindernisse aus.
    Achtsamkeit und klares Verständnis bilden das Herz der buddhistischen Meditation. Der Frieden wird verwirklicht, wenn wir in jedem unserer Schritte achtsam sind. Durch Achtsamkeit können wir uns selbst schützen und darüber hinaus die ganze Welt.
    Der Buddha bot seine letzten Worte zu unserem Schutz an: „Seid achtsam“, sagte er seinen Schülern, in genau der selben Weise, in der wir oft diejenigen, die wir lieben, bitten, „auf sich aufzupassen.“

  • Frieden machen



    Nicht-Handeln ist die Quelle allen Handelns. Ohne Frieden in unserem Geist zu haben, können wir nur wenig für den Frieden in der Welt tun. Und darum fangen wir mit der Stille an, wenn wir Frieden machen wollen: mit Meditation und Gebet.
    Frieden zu machen erfordert Mitgefühl. Es erfordert, daß man zuhören kann. Um zuzuhören, müssen wir uns selbst aufgeben, sogar unsere eigenen Worte. Wir hören so lange zu, bis wir unsere friedliche innere Natur hören können. Indem wir lernen, auf uns selbst zu hören, lernen wir auch auf andere zu hören, und neue Ideen wachsen. Da sind Offenheit und Harmonie. Indem wir dahin gelangen, einander zu vertrauen, entdecken wir neue Möglichkeiten, um Konflikte zu lösen. Wenn wir gut hinhören, werden wir den Frieden wachsen hören.
    Frieden zu machen erfordert Achtsamkeit. Es gibt keinen Frieden, wo Eifersucht, Selbstgerechtigkeit oder sinnlose Kritik walten. Wir müssen entscheiden, daß es wichtiger ist, Frieden zu schließen als Krieg zu führen.
    Frieden zu machen erfordert Selbstlosigkeit. Frieden ist dort, wo die Selbstlosigkeit Wurzeln schlägt. Um Frieden zu machen, ist das Vermögen, mit anderen zusammenzuarbeiten und gemeinsam etwas zu bewirken, von essentieller Bedeutung. Solange wir uns für die einzigen halten, die wissen, was zu tun ist, können wir nur wenig für den Frieden tun. Ein wahrhafter Friedensstifter wird nur den Frieden anstreben, nicht aber Ruhm, Pracht oder auch nur Ehre. Nach Ruhm, Pracht oder Ehre zu streben, wird unseren Bemühungen nur schaden.
    Frieden zu machen erfordert Weisheit. Der Weg zum Frieden wird bewußt gewählt. Er ist nicht eine ziellose Wanderung, sondern eine Reise, die in kleinen Schritten vollzogen wird.
    Frieden zu machen ist der mittlere Weg des Gleichmutes, der Nicht-Zweiheit und des Nicht-Verhaftet-Seins. Frieden zu machen bedeutet das vollkommene Gleichgewicht von Weisheit und Mitgefühl und die perfekte Entsprechnung von humanitären Bedürfnissen und politischer Realität. Es bedeutet, Mitgefühl zu haben, ohne Zugeständnisse zu machen und Frieden zu schließen, ohne beschwichtigend zu sein.
    Liebevolle Güte ist der einzige Weg zum Frieden.

  • Denke nach, bevor du sprichst



    Der Gedanke manifestiert sich im Wort.
    Das Wort manifestiert sich in der Tat.
    Die Tat entwickelt sich zur Gewohnheit.
    Die Gewohnheit verhärtet sich zum Charakter.
    Der Charakter gebiert das Schicksal.
    Darum achte sorgfältig auf deine Gedanken
    und laß sie aus Liebe entstehen,
    aus der Achtung aller Lebewesen.

  • Großes Mitgefühl



    Wenn ich gut zu jemandem bin, dann wird er oder sie die Güte erlernen und daraufhin auch gut zu anderen sein. Wenn ich nicht gut zu jemandem bin, dann wird er oder sie Hass und Ärger in sich nähren und dies auch an andere weitergeben. Wenn die Welt nicht gut ist, dann muss ich meine Bemühungen verstärken, selbst gut zu sein.
    Sich um andere zu kümmern ist dasselbe wie sich um sich selbst zu kümmern. Wenn ich andere respektiere und ihnen diene, diene ich allen Buddhas überall auf der Welt. Dies wird großes Mitgefühl genannt. Mitgefühl ist ein glücklicher Zustand des Geistes.
    Wenn wir uns selbst durch Achtsamkeit schützen, dann schützen wir auch andere. Wenn wir andere Lebewesen durch mitfühlendes Handeln schützen, schützen wir auch uns selbst.

  • Liebevolle Güte kennt keine Grenzen



    Es gibt nichts Wunderbareres als den Frieden. Wenn wir eine stabile Körperhaltung einnehmen und unseren Geist beruhigen, können wir den Frieden in uns selbst verwirklichen. Dann können wir liebevolle Güte ausstrahlen und an die Menschen weitergeben, die um uns sind – an unsere Familie, unsere Gemeinschaft, unsere Nation und an die gesamte Welt.
    Wir können uns beim Meditieren z.B. immer wieder sagen: „Möge ich glücklich sein. Möge ich friedvoll sein. Möge ich frei von Ärger sein. Möge ich frei vom Leiden sein.“
    Warum ist es notwendig, dass wir zuerst uns selbst lieben? Weil der Frieden beim Individuum beginnt. Nur indem wir zunächst uns selbst lieben, können wir unsere Liebe auf andere ausdehnen. Die Nächstenliebe beginnt zu Hause. Indem wir uns selbst beschützen, beschützen wir die ganze Welt. Wenn wir sagen, „Möge ich glücklich sein“, dann sprechen wir für jeden Menschen. Die ganze Welt ist eins. Das Leben ist eins. Wir besitzen alle dieselbe Buddha-Natur.
    Liebevolle Güte ist eine sehr machtvolle Energie. Sie strahlt unterschiedslos auf alle Lebewesen aus. Sie geht über auf die Menschen, die wir lieben, auf diejenigen, die uns gleichgültig sind und auf unsere Feinde. Liebevolle Güte kennt keine Grenzen. Das Dharma ist auf liebevolle Güte gegründet. Der Buddha blickte voller Mitgefühl auf die gesamte Welt. Und so wird unser Gebet um persönliches Glück ganz natürlich zu einem Gebet für alle Menschen: „Möge die gesamte Welt glücklich und frei vom Leiden sein.“
    Die buddhistischen Schriften beschreiben den Nutzen der Meditation für liebevolle Güte. In ihnen steht, dass diejenigen, die liebevolle Güte praktizieren, gut schlafen. Sie haben keine schlechten Träume. Sie wachen glücklich auf. Sie können ihren Geist schnell auf eine Sache konzentrieren. Ihr Geist ist klar und ruhig. Sie kennen keine Nervosität. Kein Feuer, kein Gift und keine Waffe kann ihnen Schaden zufügen. Sie können alle Probleme der Welt lösen. Sie werden von allen fühlenden Wesen geliebt. Ihre Gesichtszüge werden klar. Sie werden das Nirvana erlangen. Insgesamt sind es 52 Vorzüge, die sich von der Meditation für liebevolle Güte herleiten.
    Wenn wir alle Lebewesen lieben, erlangen wir den Segen der Furchtlosigkeit. Unsere Sprechweise und alle unsere körperlichen und geistigen Handlungen werden klar, und wir werden frei.
    Das größte Glück liegt im Leben ohne Egoismus. Es ist eine der Früchte liebevoller Güte. Eine andere Frucht ist die Zufriedenheit mit dem Leben, wie es ist. Das Leben erscheint oft als eine Last, aber wenn wir zu kämpfen aufhören, wird es leichter. Augenblick für Augenblick, Schritt für Schritt können wir das Leben als etwas Leichtes und Angenehmes erfahren. Es gibt keinen Grund zur Eile!
    Wenn wir liebevolle Güte praktizieren, sind wir wie ein Fisch im klaren Wasser: Die Lasten der Welt können uns niemals überschwemmen. Wir treiben den Strom der Zeit hinunter, leicht, von Augenblick zu Augenblick. In unseren Augen, Ohren, unserer Nase, Zunge und in unserem Körper und Geist herrscht vollkommener Frieden, denn wir beherrschen all unsere Sinne. Wir besitzen ein klares Verständnis über den Zweck des Lebens und darüber, wie man glücklich leben kann. Wir haben auch ein klares Verständnis darüber, was das Objekt unserer Konzentration ist und was Ich, Mein und Mich sind. Der Buddha hat gesagt: „Es gibt kein Ich, Mein oder Mich“, und das wird deutlich, wenn wir liebevolle Güte in die Praxis umsetzen.
    Typischerweise sind wir in egoistischer Weise um unsere Familie besorgt, um unser Geld, unseren Namen und unseren Ruhm, ebenso um das Dharma. Wenn wir jedoch liebevolle Güte praktizieren, werden wir freigiebig. Wir geben Nahrung, Geld, Schutz und das Dharma freizügig an alle anderen Menschen weiter.
    Liebevolle Güte bedeutet auch Freundlichkeit. Mit Hilfe liebevoller Güte wird alle Feindschaft verwandelt. Unsere Feinde werden uns nicht länger hassen, vielleicht werden sie uns sogar unsere liebevolle Güte zurückgeben als Freunde.
    Ja, meine Freunde, das ist liebevolle Güte.

  • Ärger



    Wenn der Ärger uns beherrscht, schaden wir uns und den Menschen um uns herum. Ärger verbrennt den Geist und den Körper. Unser Gesicht rötet sich, unser Herz wird geschwächt, und unsere Hände zittern.
    Unsere erste Pflicht ist es, uns zu beschützen, also sagen wir: „Möge ich frei davon sein, mir selbst zu schaden, möge ich frei von Ärger sein.“ Wenn wir den Ärger genauer untersuchen, bemerken wir, daß er keine eigentliche Substanz besitzt. Er ist immer durch etwas anderes bedingt. Es gibt kein „Ich“, das sich ärgern kann. Es gibt nur das Dharma.
    Wenn wir uns ärgern, verzerrt sich unser Gesicht. Ärger ist wie Feuer, und er verbrennt Hunderte von Zellen in unserem Gehirn und in unserem Blut.
    Wenn wir liebevolle Güte in uns tragen, beginnt unser Gesicht zu leuchten. Es strahlt etwas aus, es ist schön. Liebevolle Güte ist wie Wasser. Wenn wir kochendes Wasser eine weile stehenlassen, wird es ganz von allein wieder kühl. Manchmal mögen wir kochen vor Ärger, aber wir können uns voller Gnade wieder abkühlen, indem wir an die liebevolle Güte denken, das Gegenteil des Ärgers. Das Wesen des Wassers ist es zu reinigen. Wenn wir uns ärgern, wird unser Geist beschmutzt. Durch das Wasser der liebevollen Güte können wir unseren Geist reinigen. Liebevolle Güte fließt wie das Wasser überallhin.
    „Bodhi“ bedeutet aufzuwachen, die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Wenn wir uns über unseren Ärger klarwerden, verliert er all seine Macht. Dann kann aus dem Ärger das Gegenteil erwachsen – Mitgefühl, das mitfühlende Herz Buddha.