DIE ZEN-LEHRE des chinesischen Meisters Huang-Po

  • http://www.scribd.com/doc/34453823/Gebser-Jean-Die-Zen-Lehre


    DIE ZEN-LEHRE des chinesischen Meisters Huang-Po


    Der vorliegende Band ist die vollständige Übersetzung eines chinesisch- buddhistischen Textes aus dem neunten Jahrhundert, dem Huang Po Ch'uan Hsin Fa Yao. Er enthält einen zusammengefassten Bericht über die erhabenen Lehren eines großen Meisters der Dhyana Sekte, die ich nach der geläufigen westlichen Art mit ihrem japanischen Namen Zen nennen werde.


    Häufig wird Zen als eine fernöstliche Entwicklung des Buddhismus betrachtet. Die Schüler des Zen erheben aber den Anspruch, daß ihre Lehre unmittelbar von Gautama Buddha selbst stammt. Der vorliegende Text, der zu den wesentlichsten Zen-Werken gehört, hält sich eng an die Lehren des „Diamant Sutra" oder „Kleinod Übersinnlicher Weisheit". Er steht auch in enger gei- stiger Beziehung zu dem „Sutra des Wei Lang" (Hui Neng). Tief aber ergriff mich seine erstaunliche Ähnlichkeit — sowohl dem Geist wie den Ausdrücken nach — mit dem „Tibetischen Buch der großen Befreiung", herausgegeben von Evans Wentz, das im achten Jahrhundert entstand und nicht aus dem fernen Osten kommt.


    Diese vier Bücher gehören meiner Meinung nach zu den glänzendsten bisher in europäischer Sprache erschienenen Darlegungen der höchsten Weisheit. Das vorliegende aber enthält zusammen mit dem „Tibetischen Buch der großen Befreiung" diese Lehre in einer dem Verständnis des Westens am besten angepaßten Weise. ....................................

  • Namaste!


    Den Text (wahrscheinlich etwas gekürzt, aber ansonsten wortwörtlich wie im Link) gibt es auch als Hörbuch:
    Zen - Auf dem Weg zu sich selbst.


    Einziges Manko ist beim Hörbuch wohl, dass man bei Dialogen manchmal nicht auf Anhieb weiß, ob nun der Meister (Huang-po) oder ein Schüler spricht.


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Zitate :
    "Alle Buddhas und lebenden Wesen sind nicht anders als der Eine Geist" (28)
    "Den Geist für begriffliches Denken zu benutzen, bedeutet die Substanz lassen und sich an Formen binden" (29)
    "Die Erscheinungen von Licht und Dunkel wechseln ab, die Natur der Leere bleibt unverändert". (29)
    "Die Form ist aber in Wirklichkeit eins mit der wahren Natur". (30)
    "Dieser reine Geist, die Quelle von allem..." (33)


    Form ist Leere.
    Leere ist Form.
    Monismus?
    Wieviel Advaita-Vedanta steckt hier drin?


    LG
    Lena

  • Lena:

    Wieviel Advaita-Vedanta steckt hier drin?


    In Worte kann man nur das reinprojizieren, was man sich selbst vorstellt. In Worten steckt also nix drin. Die Frage ist doch: Was ist im Geist derer, die die Worte rezitieren? Da man das nicht sehen kann, ist es müßige Spekulation. Wenn sie jedoch einem buddhistischen Lehrer folgen, ist die Möglichkeit, dass sich das Falsche in den Geist einschleicht relativ ausgeschlossen. :)


    LG

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
    "Es gibt nichts 'Absolutes' im Buddhismus. Wenn es etwas 'Absolutes' geben würde, dann wäre es 'Mitgefühl'." (HHDL)
    oṃ vajrapāṇi hūṃ phaṭ

  • Namaste!


    Huang-po ist, wie auch der Sechste Patriarch Hui-neng, ein typischer Vertreter der "Nur-Geist-Schule", auch Cittamatra oder Yogacara genannt (vgl. Wiki).


    Ähnlichkeiten/Schnittmengen zur Advaita Vedanta-Philosophie gibt es wohl.


    Man sollte allerdings nicht vergessen, dass dies jeweils nur Erklärungsmodelle sind, um das zu beschreiben, was Hui-neng, Huang-po oder auch Shankara "erfahren" haben.


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Benkei:

    Namaste!


    Huang-po ist, wie auch der Sechste Patriarch Hui-neng, ein typischer Vertreter der "Nur-Geist-Schule", auch Cittamatra oder Yogacara genannt (vgl. Wiki).


    Ähnlichkeiten/Schnittmengen zur Advaita Vedanta-Philosophie gibt es wohl.


    Dem würde ich nicht zustimmen. Denn mit "der eine Geist" ist nicht etwa eine universelle alles umfassende außer-individuelle Entität namens "Geist" gemeint, sondern das gedanklich abstrahierte Phänomen "Geist" eines jeden Individuums. Es gibt derer also zahllose. Nur sprachlich bietet sich der Singular an, weil der Plural "Alles sind die Geister" irgendwie nicht "schick" formuliert klingt. Die Formulierung "Alles ist (der eine) Geist" bezieht sich also auf die Perspektive des einzelnen Subjektes, vom einzelnen Subjekt aus gesehen betrachtet, welches ja nur einen Geist hat.


    LG

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
    "Es gibt nichts 'Absolutes' im Buddhismus. Wenn es etwas 'Absolutes' geben würde, dann wäre es 'Mitgefühl'." (HHDL)
    oṃ vajrapāṇi hūṃ phaṭ

  • Der "eine Geist" - Huang Po beschränkt sich nicht nur auf die Verwendung dieses Begriffes. Im Wissen, dass Begriffe eigentlich nie zielführend sind, verwendet er eine Reihe von Synonymen für den "einen Geist":
    - Buddha
    - Leere
    - Substanz
    - Buddha-Quelle
    - Buddha-Natur
    - die Quelle von allem
    - Quellsubstanz
    - Schoß des Tathagatas
    Beschreibung des "einen Geistes": ohne Anfang, ungeboren, unzerstörbar, hat keine Form.
    Das ist ein sehr komplexer Begriff...
    (Sicherlich müsste man einen genaueren Blick auf die Übersetzung werfen, aber ich bin des Chinesischen nicht mächtig).
    LG
    Lena

  • Aus Sicht von Madhyamaka hat die "Nur Geist" Lehre einen entscheidenden Makel: Sie betont so sehr ein Aggregat ("Geist" = "Bewußtsein") und führt alles auf dieses zurück, dass diesem bei den so Belehrten sehr leicht eine "besondere Form von Existenz" zugeschrieben wird. Befreiung aber kann nicht erreicht werden, wenn nicht die Leerheit (d.h. das abhängige Entstehen) aller Phänomene, unbelebter als auch belebter, erkannt wird. Denn so wie kein einziges konventionell "externes" Phänomene analytisch gefunden werden kann, so kann auch "der Geist" (oder das "Bewußtsein") analytisch nicht gefunden werden. Tatsächlich entsteht "Geist" ("Bewußtsein") nach der Lehre des Buddha als drittes Glied (des 12-gliedrigen abhängigen Entstehens) abhängig aus Unwissenheit und Sankhara, "Geist" ist also Samsara ebenso wie "Körper", "Gefühl" etc.



    http://palikanon.com/samyutta/sam22_120.html#s22_95


    LG

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
    "Es gibt nichts 'Absolutes' im Buddhismus. Wenn es etwas 'Absolutes' geben würde, dann wäre es 'Mitgefühl'." (HHDL)
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  • Dudjom:

    Denn so wie kein einziges konventionell "externes" Phänomene analytisch gefunden werden kann, so kann auch "der Geist" (oder das "Bewußtsein") analytisch nicht gefunden werden.


    ...darauf weist Huang Po ohne Unterlass hin: "analytisch" (also mit Hilfe begrifflichen Denkens) kann der "Eine Geist" (Buddha, Substanz, Quelle) sowieso nie gefunden werden.
    Er kann aber gefunden werden.
    Er ist als unbenennbare Leere/Nicht-Form/Unmanifestes nicht identisch mit dem Skandha "Bewusstsein".
    LG
    Lena


  • <<<<Denn so wie kein einziges konventionell "externes" Phänomene analytisch gefunden werden kann, so kann auch "der Geist" (oder das "Bewußtsein") analytisch nicht gefunden werden. <<<<<
    Da ist was eigen-artiges. Buddha beweist das es nur mit genauer Analyse geht, die alle Konventionen über Bord wirft. Es geht nur vom Subjekt aus das zum Objekt wird. Was/Wer betrachtet dieses erkannte Objekt? Immer noch ein scheinbares Subjekt, ein Rest von dem vormals ganzen Subjekt. Dieser Rest hat alle Mittel des vormaligen Subjektes doch fast ohne Anhaftungen, ohne Ergreifen. Dieses "fast" ist ohne jedes "Ich, Mein, Selbst"gedanken.
    Was ich als sehr schwer bemerkte ist das hinnehmen des "Ich,Mein, Selbst"gedanken freies Handeln. Die Frage(damit fing es an): Was wünscht Du dir zum Geburstag? wurde mit einem klaren "Nichts!" beantwortet. Das war für mich nichts Besonderes doch diesmal kam der Gedanke hinterher: "Das ist wahr!" Ich wünschte mir wirklich nichts und das war so erschütternd das ich lange darüber nachdenken musste warum das so war. Ich habe ganz neu gelernt Wünsche zu äußern schon allein darum anderen die Möglichkeit zu geben mir zu danken. Ich nehme die Geschenke an, auch freue ich mich, doch sie wurden ab da nie mehr "Mein".
    Der letzte Ausdruck war:" Alles was ich besitze passt in einen Sarg!" Letzter Stand: Da Ich dieser Körper bin besitze ich ihn nicht.
    liebe Grüsse
    von Helmut

  • Namaste!

    Dudjom:
    Benkei:

    Huang-po ist, wie auch der Sechste Patriarch Hui-neng, ein typischer Vertreter der "Nur-Geist-Schule", auch Cittamatra oder Yogacara genannt (vgl. Wiki).


    Ähnlichkeiten/Schnittmengen zur Advaita Vedanta-Philosophie gibt es wohl.


    Dem würde ich nicht zustimmen. Denn mit "der eine Geist" ist nicht etwa eine universelle alles umfassende außer-individuelle Entität namens "Geist" gemeint, sondern das gedanklich abstrahierte Phänomen "Geist" eines jeden Individuums. Es gibt derer also zahllose. Nur sprachlich bietet sich der Singular an, weil der Plural "Alles sind die Geister" irgendwie nicht "schick" formuliert klingt.
    Die Formulierung "Alles ist (der eine) Geist" bezieht sich also auf die Perspektive des einzelnen Subjektes, vom einzelnen Subjekt aus gesehen betrachtet, welches ja nur einen Geist hat.


    Vielleicht ist die Unterscheidung zwischen "universelle alles umfassende außer-individuelle Entität" und "individuelle Entität" gerade jene Unterscheidung, die es zu überwinden gilt.
    Huang-po unterscheidet diesbezüglich, soweit ich mich jetzt gerade an den Text erinnere, nämlich kaum.
    Sonst würde er beispielsweise auch nicht sagen: "denn dieser Geist ist Buddha, und Buddha ist alle Lebewesen.", sondern "Der Geist ist Buddha, und Buddhanatur wohnt allen Lebewesen inne".


    Ich lese gerade einen Text des japanischen Meisters Dogyo Daishi Kakuban, in welchem ebenfalls alle Phänomene/Wesen auf den einen Buddha (bei ihm Mahavairocana) zurückgeführt werden.
    Es handelt sich folglich wahrscheinlich nicht um eine Einzelsichtweise.


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin


  • Ach ... na, wenn du ihn finden kannst und zudem "nicht identisch mit Bewußtsein", dann zeig ihn mir bei Gelegenheit :lol:
    Nach dir "gibt es" also die Skandhas und den Geist zusätzlich :grinsen: Die Christen nennen das "Seele" :badgrin:


    LG

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
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  • Es geht hier nicht um meine Auffassung. Ich versuche lediglich, den Text zu verstehen. Und wenn man seiner Logik folgt, dann ist der "Eine Geist" die Grundlage, die Quelle alles Manifesten, mithin auch des Skandhas "Bewusstsein". Da das Unmanifeste (Der eine Geist) und das Manifeste grundsätzlich identisch sind, ist natürlich auch das Skandha Bewusstsein Teil des "EInen Geistes", aber trotzdem sind "Der eine Geist" und das individuelle Bewusstsein nicht das gleiche.


    Hast Du den Text von Huang Po eigentlich gelesen, Dudjom?
    LG
    Lena

  • Lena:

    Es geht hier nicht um meine Auffassung. Ich versuche lediglich, den Text zu verstehen.


    Und dabei geht es eben um deine Auffassung.


    Lena:


    Hast Du den Text von Huang Po eigentlich gelesen, Dudjom?


    Ja, "The Zen Teaching of Huang Po on the Transmission of Mind" übersetzt von John Blofeld.


    LG

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
    "Es gibt nichts 'Absolutes' im Buddhismus. Wenn es etwas 'Absolutes' geben würde, dann wäre es 'Mitgefühl'." (HHDL)
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  • Benkei:


    Vielleicht ist die Unterscheidung zwischen "universelle alles umfassende außer-individuelle Entität" und "individuelle Entität" gerade jene Unterscheidung, die es zu überwinden gilt.


    Hi Benkei, Sehe ich auch so. Huang Po zieht da keine Trennlinie. Da alles dem "Einen Geist" entspringt umfasst er auch das individuelle Bewusstsein.


    Zitat

    Huang-po unterscheidet diesbezüglich, soweit ich mich jetzt gerade an den Text erinnere, nämlich kaum.
    Sonst würde er beispielsweise auch nicht sagen: "denn dieser Geist ist Buddha, und Buddha ist alle Lebewesen.", sondern "Der Geist ist Buddha, und Buddhanatur wohnt allen Lebewesen inne".


    Ja das hat einen gewissen "monistischen Geschmack"...


    Zitat

    Ich lese gerade einen Text des japanischen Meisters Dogyo Daishi Kakuban, in welchem ebenfalls alle Phänomene/Wesen auf den einen Buddha (bei ihm Mahavairocana) zurückgeführt werden.
    Es handelt sich folglich wahrscheinlich nicht um eine Einzelsichtweise.


    Meinst Du mit Einzelsichtweise die Sichtweise von Huang Po oder die Fixierung auf das individuelle Bewusstsein? (individuelle Entität).


    LG
    Lena


    Benkei[/quote]

  • Hallo Benkei


    Benkei:

    Namaste!

    Dudjom:


    Dem würde ich nicht zustimmen. Denn mit "der eine Geist" ist nicht etwa eine universelle alles umfassende außer-individuelle Entität namens "Geist" gemeint, sondern das gedanklich abstrahierte Phänomen "Geist" eines jeden Individuums. Es gibt derer also zahllose. Nur sprachlich bietet sich der Singular an, weil der Plural "Alles sind die Geister" irgendwie nicht "schick" formuliert klingt.
    Die Formulierung "Alles ist (der eine) Geist" bezieht sich also auf die Perspektive des einzelnen Subjektes, vom einzelnen Subjekt aus gesehen betrachtet, welches ja nur einen Geist hat.


    Vielleicht ist die Unterscheidung zwischen "universelle alles umfassende außer-individuelle Entität" und "individuelle Entität" gerade jene Unterscheidung, die es zu überwinden gilt.


    Das würde ich nicht so sehen, weil im tibetischen Buddhismus die Weisheit der Unterscheidung geübt wird auf dass sie praktiziert werden kann ohne der Täuschung zu unterliegen. Dies ist für Zenpraktizierende (oder "verwandte") nicht nachvollziehbar und daran scheitert idR auch immer die Kommunikation.



    Benkei:


    Huang-po unterscheidet diesbezüglich, soweit ich mich jetzt gerade an den Text erinnere, nämlich kaum.


    Dies mag der Grund dafür sein, dass seine Worte so kräftig missverstanden werden können.


    Benkei:


    Sonst würde er beispielsweise auch nicht sagen: "denn dieser Geist ist Buddha, und Buddha ist alle Lebewesen.", sondern "Der Geist ist Buddha, und Buddhanatur wohnt allen Lebewesen inne".


    Ich kann deine Schlussfogerung nicht nachvollziehen. Nimm eine mehr subjektivierende denn objektivierende Perspektive ein und da ist kein Problem mit "denn dieser Geist ist Buddha, und Buddha ist alle Lebewesen." UND dem Umstand, dass "dieser Geist" "Buddha ist" und dennoch "dieser Geist" der Geist des Einzelnen ist. Auch Shakyamuni lehrte vornehmlich aus der subjektivierenden Perspektive. Das ist nur für gewohnheitsmäßig objektivierende Europäer eine gewisse Umstellung.


    Benkei:


    Ich lese gerade einen Text des japanischen Meisters Dogyo Daishi Kakuban, in welchem ebenfalls alle Phänomene/Wesen auf den einen Buddha (bei ihm Mahavairocana) zurückgeführt werden.
    Es handelt sich folglich wahrscheinlich nicht um eine Einzelsichtweise.


    Nicht um eine Einzelsichtweise, aber beim "Geist" handelt es sich um den Geist des Einzelnen, der sich natürlich als Abstraktum nicht vom Geist anderer Individuen unterscheidet, so wie "deine" Leerheit sich nicht von "meiner" unterscheidet als Abstraktum und die eine (abstrakte) Leerheit uns beide "durchdringt" ... metaphorisch gesprochen.


    LG

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
    "Es gibt nichts 'Absolutes' im Buddhismus. Wenn es etwas 'Absolutes' geben würde, dann wäre es 'Mitgefühl'." (HHDL)
    oṃ vajrapāṇi hūṃ phaṭ

  • Namaste!


    Hallo Lena, hallo Dudjom,


    ich würde es einfach mal so formulieren:
    Vom subjektiven Standpunkt aus ist mein Geist Buddha und Buddhanatur ist allen Wesen inhärent.
    Vom objektiven Standpunkt aus ist Buddha alle Lebewesen.
    Letztlich ist die Trennung ich und andere bzw. mein Geist und die Geister anderer ("Geister" klingt blöd, sorry ;) ), nur eine "verblendete" Sichtweise - ungleich der "Letztlichen Wahrheit" (TM).
    [Das ist nur meine konzeptuelle Sicht der Dinge - rein philosophisch gesprochen; ich würde mir nicht anmasen zu behaupten, derartiges bereits erfahren zu haben. Nennt es meinetwegen "meine Spekulation". Aber wir philosophieren ja auch nur :lol: ]


    Bei Dogyo Daishi Kakuban heißt es dazu:
    "Da der Eine Geist identisch mit allen Dharmas ist, sind der Bereich der Buddhas und der Bereich der fühlenden Wesen gleichzeitig nicht-verschieden und doch verschieden voneinander. Da alle Dharmas identisch sind mit dem Einen Geist, sind Buddha-Bereich und der Bereich der fühlenden Wesen gleichzeitig verschieden und doch nicht verschieden voneinander. Seit dem anfänglichen Ursprung sind folglich der eigene Geist und der Buddha eins. Versuche nicht, diesen Geist dazu zu bringen, ein Buddha zu werden. Wenn die Verblendung verschwindet, erscheint die Weisheit und dann wirst du ein Buddha in diesem gegenwärtigen Leben."
    (aus: "Amida Hishaku")


    Ich muss zugeben, mir liegt nur die englische Übersetzung vor, welche ich momentan selbst ins Deutsche übertrage. Bei Übersetzungen ist es wohl immer so, dass auch eigene Vorstellungen und Interpretationen Eingang finden - aber das kann man nie ausschließen. Dafür sind wir nunmal, zumindest bezogen auf die relative Wahrheit, durch Raum und Zeit von Buddha getrennt.


    Kakuban war übrigens kein Zennie, sondern Praktizierender der Shingon-Shû (japanischem Mantrayana).


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Namaste!

    Ji'un Ken:

    Tief aber ergriff mich seine erstaunliche Ähnlichkeit — sowohl dem Geist wie den Ausdrücken nach — mit dem „Tibetischen Buch der großen Befreiung", herausgegeben von Evans Wentz, das im achten Jahrhundert entstand und nicht aus dem fernen Osten kommt.


    Hallo Ji'un Ken,


    was ist der Inhalt dieses Buches?


    Enthält es neben der Lebensgeschichte Padmasambhava's und seinen Spirituellen Testamenten noch andere Texte?


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin


  • Moin Benkei,
    ich kenne das Buch nicht. Der Text, den ich reinkopiert habe, stammt aus der Einleitung.
    Das habe ich gefunden:

    Zitat

    Aus dem Inhalt: Erstes Buch - Auszug aus Leben und Lehren von Tibets großem Guru Padma-Sambhava -- Zweites Buch - Der Yoga der Erkenntnis des Geistes, das Erschauen der Wirklichkeit, Selbstbefreiung genannt -- Drittes Buch - Die letzten testamentarischen Lehren des Guru Phadampa Sangay. - Dieses Buch ist das dritte und wie Evans-Wentz selbst sagt, das hervorragendste aus der "BardoThödol" - Reihe der Yoga-Abhandlungen, die ein sehr großes Interesse in der abendländischen Welt hervorriefen. Wunder orientalischer Mythen, übernatürliche Heldentaten und die geheimen Lehren des Mahayana-Buddhismus umgeben die Gestalt Padma Sambhavas, des erleuchteten Meisters, dessen Größe die des Buddha Gautama noch überragt haben soll. Seine Meditationen und Erkenntnisse über die Welt der irdischen Erscheinungen, über das Leben jenseits aller Spannungen, Kämpfe und Leiden und über das wahre unvergängliche Selbst im Menschen werden in diesem Werk erstmalig wiedergegeben. Wie sehr die Probleme, die er behandelt und die Antworten, die er zu geben vermag, auch den westlichen Leser ansprechen, beweist der einführende Kommentar, in dem C. G. Jung einen sehr wesentlichen Beitrag sowohl zur östlichen wie westlichen Psychologie gibt. (Klappentext).


    Alles Liebe,
    Ji'un Ken

  • Hallo Benkei


    Benkei:


    ich würde es einfach mal so formulieren:
    Vom subjektiven Standpunkt aus ist mein Geist Buddha und Buddhanatur ist allen Wesen inhärent.


    Nein. Da kommen wir nicht zusammen. Als Madhyamaka bin ich auch überhaupt kein "Fan" von "Buddhanatur".


    Benkei:


    Vom objektiven Standpunkt aus ist Buddha alle Lebewesen.


    Meiner Meinung nach gings um die Erfahrung/Wahrnehmung. Er denkt doch auch "Alles ist (nur) Geist". Wenn "Geist" "Buddha" ist, dann ist alles Wahrgenommene halt auch "Buddha", so eben auch "alle Lebewesen". Dass dies von ihm sehr "laienhaft" - und deswegen im Grunde "falsch" - formuliert ist, liegt einfach an Huang po, dem die "geistige Schärfe" des Manjushri fehlt. Er kennt sich mit den 4 Extremen, welche Nagarjuna als nicht nachweisbar gelehrt hat, nicht aus.


    Ähnlich der von dir zitierte Dogyo Daishi Kakuban:
    "Da der Eine Geist identisch mit allen Dharmas ist, sind der Bereich der Buddhas und der Bereich der fühlenden Wesen gleichzeitig nicht-verschieden und doch verschieden voneinander."
    In dem "gleichzeitig nicht-verschieden und doch verschieden voneinander" findet sich die gleiche "Ungeschicktheit". Ein "Rumkasperln" um die konventionelle Sprache ist vollkommen überflüssig für den, der die Weisheit der Unterscheidung nicht aus dem "Verbund mit den anderen vier Weisheiten" konzeptuell heraustrennt und dann "Widersprüchen" ausweichen will, die nur das Produkt seiner Vorstellung sind.


    Benkei:


    Letztlich ist die Trennung ich und andere bzw. mein Geist und die Geister anderer ("Geister" klingt blöd, sorry ;) ), nur eine "verblendete" Sichtweise - ungleich der "Letztlichen Wahrheit" (TM).


    Nein, die Leerheit als abhängiges Entstehen, wie von Nagarjuna gelehrt, hebt eben die konventionelle Wahrheit nicht auf, sondern "untermauert" sie mit abhängigem Entstehen.


    Benkei:


    Kakuban war übrigens kein Zennie, sondern Praktizierender der Shingon-Shû (japanischem Mantrayana).


    Die "Trennung der Welten" ist zwischen "indo-tibetisch" und "fernöstlich".


    LG

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
    "Es gibt nichts 'Absolutes' im Buddhismus. Wenn es etwas 'Absolutes' geben würde, dann wäre es 'Mitgefühl'." (HHDL)
    oṃ vajrapāṇi hūṃ phaṭ

  • Namaste!


    Hallo Dudjom,

    Dudjom:

    Nein. Da kommen wir nicht zusammen. Als Madhyamaka bin ich auch überhaupt kein "Fan" von "Buddhanatur".


    Nein, ich denke auch nicht ;)
    Ich habe mich bisher davor gestreubt, Nagarjunas Werke zu lesen und auch Aryadeva's "Catuhshataka" steht noch ungelesen in meinem Bücherschrank. Beide werden zwar als Patriarchen des Zen verehrt, allerdings geht es im Zen in Bezug auf diese beiden weniger um deren Philosophien.


    Ich denke beim Zen-Weg ist es so, dass die Philosophie nur Beiwerk, bzw. Erklärungsmodell ist. Das, was ist, verwirklicht sich dann irgendwann; einige meinen, während oder durch die Zazen-Praxis, einige meinen stufenweise (vgl. "Zehn Ochsenbilder") und andere sind der Ansicht, dass es ganz spontan kommt.


    Dazu gibt es einen kurzen Ausspruch, von wem weiß ich momentan nicht, er lautet in etwa:
    "Bevor ich mit der Praxis anfing, waren Berge Berge, Flüsse waren Flüsse und Täler waren Täler.
    Als ich die Praxis aufnahm, waren Berge plötzlich nicht mehr Berge, Flüsse nicht mehr Flüsse und Täler nicht mehr Täler.
    Nach dem Erwachen sind jetzt Berge wieder Berge, Flüsse wieder Flüsse und Täler sind wieder Täler.
    "


    Dudjom:

    Aus Sicht von Madhyamaka hat die "Nur Geist" Lehre einen entscheidenden Makel: Sie betont so sehr ein Aggregat ("Geist" = "Bewußtsein") und führt alles auf dieses zurück, dass diesem bei den so Belehrten sehr leicht eine "besondere Form von Existenz" zugeschrieben wird. Befreiung aber kann nicht erreicht werden, wenn nicht die Leerheit (d.h. das abhängige Entstehen) aller Phänomene, unbelebter als auch belebter, erkannt wird. Denn so wie kein einziges konventionell "externes" Phänomene analytisch gefunden werden kann, so kann auch "der Geist" (oder das "Bewußtsein") analytisch nicht gefunden werden. Tatsächlich entsteht "Geist" ("Bewußtsein") nach der Lehre des Buddha als drittes Glied (des 12-gliedrigen abhängigen Entstehens) abhängig aus Unwissenheit und Sankhara, "Geist" ist also Samsara ebenso wie "Körper", "Gefühl" etc.


    Das kann ich gedanklich nachvollziehen.
    Bei meiner Praxis allerdings bringt mir das gegenwärtig nichts.


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Hallo Benkei


    Benkei:

    Namaste!


    Hallo Dudjom,

    Dudjom:

    Nein. Da kommen wir nicht zusammen. Als Madhyamaka bin ich auch überhaupt kein "Fan" von "Buddhanatur".


    Nein, ich denke auch nicht ;)
    Ich habe mich bisher davor gestreubt, Nagarjunas Werke zu lesen und auch Aryadeva's "Catuhshataka" steht noch ungelesen in meinem Bücherschrank. Beide werden zwar als Patriarchen des Zen verehrt, allerdings geht es im Zen in Bezug auf diese beiden weniger um deren Philosophien.


    Das ist ein großes Missverständis, das mit den "Philosophien". Tatsächlich geht es um "Vipassana". Dialektisch mag es für andere als Philosophie gelehrt werden, aber für einen selbst und seine eigene Praxis kann es das nicht sein bzw wenn es das anfänglich ist, dann sollte es so nicht bleiben.


    Benkei:


    Dazu gibt es einen kurzen Ausspruch, von wem weiß ich momentan nicht, er lautet in etwa:
    "Bevor ich mit der Praxis anfing, waren Berge Berge, Flüsse waren Flüsse und Täler waren Täler.
    Als ich die Praxis aufnahm, waren Berge plötzlich nicht mehr Berge, Flüsse nicht mehr Flüsse und Täler nicht mehr Täler.
    Nach dem Erwachen sind jetzt Berge wieder Berge, Flüsse wieder Flüsse und Täler sind wieder Täler.
    "


    Naiver Realismus. Dualistischer Nihilismus. Abhängiges Entstehen.
    Ich weiß, das hört sich nun wieder nach "Philosophie" an, aber diese Begriffe eignen sich halt so gut zur Kategorisierung, ganz pragmatisch.


    LG

    Alle fühlenden Wesen wollen Glück und kein Leid.
    "Es gibt nichts 'Absolutes' im Buddhismus. Wenn es etwas 'Absolutes' geben würde, dann wäre es 'Mitgefühl'." (HHDL)
    oṃ vajrapāṇi hūṃ phaṭ

  • Ein paar Zitate:


    1) Huang Po wird nicht müde, die Begrenztheit des begrifflichen Denkens aufzuzeigen. Um zum "Einen Geist" zu erwachen, führt nur ein Weg: die Überwindung des begrifflichen Denkens:
    "Könntet Ihr euch nur freimachen von begrifflichem Denken, dann hättet ihr alles erreicht."


    2) Und wer die Beschränktheit des rein Verstandesmäßigen erkannt hat, der muss natürlich die Schriftgelehrtheit aufs Korn nehmen:


    "In unseren Tagen suchen die Menschen nur, wie sie sich vollstopfen können mit Wissen und Schlußfolgerungen und verlangen überall nach Buchwissen. Dies nennen sie 'Dharma-Übung'. Sie wissen nicht, daß so viel Wissen und Schlussfolgerungen genau den entgegengesetzten Erfolg haben und Hindernisse aufrichten. Wenn du nur Wissensmengen anhäuftst, gleichst du einem Kind, das durch zuviel Essen von Süßigkeiten Verdauungsstörungen bekommt." (46)


    "Tatsächlich ist der Weg nichts, das gelernt werden kann. Lernen führt zum Festhalten von Begriffen, und dies ist ein völliges Mißverständnis des Weges". (45)


    3) Im Zentrum des Werkes steht das nicht-duale Konzept des "Einen Geistes"
    (Synonyme: Substanz, Geistsubstanz, die Quelle von allem, Buddha, Dharmakaya, Nirvana, Nirvana-Natur, der Schatz unserer eigenen wirklichen Natur).
    Obwohl der "Eine Geist" sich sprachlichem (und gedanklichem) Zugriff gänzlich entzieht, wird er bei Huang Po wie folgt beschrieben:


    "Alle Buddhas und alle lebenden Wesen sind nichts anderes als der Eine Geist" (28)


    "Er ist herrlich und fleckenlos wie die Leere und hat überhaupt keine Form noch Erscheinung" (29).


    "Es existiert nur der Eine Geist und kein Teilchen von irgend etwas anderem an das man sich klammern könnte." (29)


    "Alle sich bewegenden Wesen, die vom Leben durchpulst sind, alle Buddhas und Bodhisattvas bestehen aus dieser einen Substanz und unterscheiden sich nicht voneinander." (32)


    "Er ist reiner Geist, die Quelle von allem. Mag er als ein Lebewesen oder als Buddha, unter der Gestalt von Flüssen und Bergen, in der Welt oder ohne Form, erscheinen, mag er das ganze Weltall durchdringen - er ist vollkommen unterschiedslos. Denn es gibt kein Selbst und kein Anderes." (33)


    "Nur indem du verhinderst, dass begriffliches Denken entsteht, wirst du Bodhi erfahren. Dann wirst du auch Budda erfahren, der immer in deinem Geist existierte." (34)


    "Diese geistig erleuchtende Natur ist anfangslos und so zeitlos wie die Leere, weder Geburt noch Zerstörung unterworfen, nicht existierend aber ebensowenig nicht-existent, nicht unrein noch rein, nicht geschwätzig noch schweigend, welder alt noch jung. Sie nimmt keinen Raum ein und hat weder Innen noch Außen, weder Gestalt noch Erscheinung, weder Farbe noch Ton. (...) Alle Buddhas und Bodhisattvas, gemeinsam mit allen sich bewegenden, vom Leben durchpulsten Dingen, haben Anteil an dieser großen Nirvana-Natur, die Geist ist." (36)


    4) Aus der Lehre des "Einen Geistes" folgt die Identität von Samsara und Nirvana:
    "Die Form ist aber in Wirklichkeit eins mit der wahren Natur" (30)
    "... auch gibt es keinen Unterschied zwischen Lebewesen und Buddhas, zwischen Samsara und Nirvana, oder zwischen Täuschung und Bodhi" (36).

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