keine empfehlung

  • ich möchte mal dazu aufrufen, nicht so viel zu lesen.


    warum?


    1. lesen wollen ist anhaftung
    2. lesen bekleckert den leser mit phantasien (konzepten) und kann so seine praxis ruinieren


    :D

  • tomate:

    Zitat

    ich möchte mal dazu aufrufen, nicht so viel zu lesen.


    warum?


    1. lesen wollen ist anhaftung
    2. lesen bekleckert den leser mit phantasien (konzepten) und kann so seine praxis ruinieren




    HAh
    ...........


    auch eine Polarisierung.
    Und schon haftest du an einer Vorstellung! :lol:


  • na und. sobald man schreibt oder redet, haftet man an vorstellungen der worte die man verwendet. ich hafte nicht an der vorstellung an keiner vorstellung zu haften. und indem ich dies sage hafte ich schon wieder an dieser vorstellung, nicht an der vorstellung der nicht-anhaftung anzuhaften. und dann an dieser und an dieser und an ... etc usw


    und was lehrt dies nun über die anhaftung des "lesen wollens"?

  • tomate:

    ich möchte mal dazu aufrufen, (...)


    Liebe tomate,


    und ich möchte mal dazu aufrufen, nicht so viel zu möchten :D


    warum?


    1. möchten ist anhaftung
    2. aufrufen wollen ist anhaftung
    3. möchten bekleckert den möchter mit phantasien (konzepten) und kann so seine praxis ruinieren
    4. aufrufen bekleckert den aufgerufenen mit phantasien (konzepten) und kann so dessen praxis ruinieren
    5. zum möchten: http://www.rhetorik.ch/Weichspueler/Weichspueler.html


    Was mich hingegen interessieren würde: Welche persönlichen Erfahrungen hast du mit zu viel Lesen? Mit Anhaften ans Lesen? Damit, dass es deine eigene Praxis gestört hat?


    Nichts für ungut,


    Nikolajew


    _()_


  • da hast du vollkommen echt. mein aufruf war zu kategorisch formuliert. besser wäre:


    ich möchte mal dazu aufrufen, zu erforschen, ob man ggf. nicht zu viel liest


    warum?


    1. lesen wollen könnte ein ausdruck von anhaftung sein. anhaftung an der idee "wissen" zu wollen oder "wahrheit" oder "wissen" in bücher zu finden.
    2. lesen könnte den leser mit phantasien (konzepten) bekleckert und könnte so seine praxis (zumindest zeitweise) ruinieren


    was nun meine geäußerten gedanken und den aufruf per se angeht, so verweise ich auf meine antwort an samsara: worte äußern ist auch schon anhaftung. ;)
    was nun rhetorik angeht, so könnte man natürlich auch sagen, schon die behauptung dass etwas "könnte" ist polarisierung und anhaftung, weil mit dem "könnte", ja das "kann nicht" ausgeschlossen wird :lol:


    deine frage nach dem "anhaften an lesen" habe ich bereits beantwortet.


    deine frage nach dem "zuviel lesen" und dem "stören der praxis" beruht auf meiner erfahrung, die ich, wie ich erfahren habe, mit vielen anderen menschen teile:
    wenn z.b. während der meditation konzepte/gedanken auftauchen, die nichts anderes sind als eine wiederholung von gelesenem, die also nur ein nachplappern des eigenen geistes sind. das ist in meinen augen ein indiz dafür, dass man mal mit dem lesen pausieren sollte.

  • tomate:

    wenn z.b. während der meditation konzepte/gedanken auftauchen, die nichts anderes sind als eine wiederholung von gelesenem, die also nur ein nachplappern des eigenen geistes sind. das ist in meinen augen ein indiz dafür, dass man mal mit dem lesen pausieren sollte.


    Das scheint ein interessanter Unterschied zu sein zwischen deiner Praxis und den Meditationsanweisungen, an die ich mich halte. Dort heißt es z. B.:


    Zitat

    "(...) aber das wichtigste dabei ist, sie (Gedanken während der Meditation) nicht zu bewerten"


    (Jack Kornfield, Meditation für Anfänger, S. 74, Goldmann Arkana 2005)


    oder auch


    Zitat

    "Es ist aber besser, ihn (den Geist) leer zu lassen bzw. einfach alles loszulassen, diese machtvollen Einsichten eingeschlossen. Du hast reichlich Zeit, dich mit ihnen zu beschäftigen wenn du nicht meditierst. Es ist ganz natürlich, dass sie gelegentlich während der Meditation auftauchen, aber anstatt dich darauf zu fixieren, ist es besser, sich daran zu erinnern, dass du hier mit der Absicht zu meditieren sitzt. Du sagst am besten zu dir selbst, dass du dich mit diesen Ideen weiter beschäftigen kannst, wenn die Meditation vorbei ist, aber dass du jetzt in diesem Augenblick mit der Meditation fortfahren willt"


    (Jack Kornfield, Meditation für Anfänger, S. 76, Goldmann Arkana 2005)


    Mein Geist ist geneigt die ganze Zeit während der Meditation vor sich hin zu plappern. Nicht nur Gelesenes wiederzukäuen, sondern zum Beispiel auch sich an Menschen zu erinnern. Aber daraus ziehe ich nicht den Schluß, dass es besser ist (da der Praxis dienlich) zukünftig auf den Kontakt zu Menschen zu verzichten, um das Risiko zu vermeiden mich während der Meditation an sie zuerinnern und dadurch meine Praxis zu ruinieren.


    Metta,


    Nikolajew

  • Nikolajew:

    Das scheint ein interessanter Unterschied zu sein zwischen deiner Praxis und den Meditationsanweisungen, an die ich mich halte. Dort heißt es z. B.:


    Zitat

    "(...) aber das wichtigste dabei ist, sie (Gedanken während der Meditation) nicht zu bewerten"


    (Jack Kornfield, Meditation für Anfänger, S. 74, Goldmann Arkana 2005)


    wenn du einen unterschied suchst und einen finden willst, dann findest du einen. ich sehe keinen widerspruch zwischen diesem kornfield-zitat und meinen äußerungen.


    Nikolajew:
    Zitat

    "Es ist aber besser, ihn (den Geist) leer zu lassen bzw. einfach alles loszulassen, diese machtvollen Einsichten eingeschlossen. ... Es ist ganz natürlich, dass sie gelegentlich während der Meditation auftauchen,


    diese worte könnten auch von mir sein.


    Nikolajew:
    Zitat


    Du hast reichlich Zeit, dich mit ihnen zu beschäftigen wenn du nicht meditierst. ... aber anstatt dich darauf zu fixieren, ist es besser, sich daran zu erinnern, dass du hier mit der Absicht zu meditieren sitzt. Du sagst am besten zu dir selbst, dass du dich mit diesen Ideen weiter beschäftigen kannst, wenn die Meditation vorbei ist, aber dass du jetzt in diesem Augenblick mit der Meditation fortfahren willt"


    diese worte halte ich nicht für hilfreich.


    Nikolajew:


    Mein Geist ist geneigt die ganze Zeit während der Meditation vor sich hin zu plappern. Nicht nur Gelesenes wiederzukäuen, sondern zum Beispiel auch sich an Menschen zu erinnern.


    vielleicht gibt es einen unterschied zwischen unseren vorstellungen von "plappern"? so wie es einen unterschied gibt zwischen "regen" und "regen", wenn der eine meint "regenschauer" und der andere "regengüsse"? oder wie es einen unterschied gibt zwischen "bewölkt" und "bewölkt", wenn im einen fall einzelne wolken am himmel gemeint sind, wo die sonne hin und wieder durchscheint und im anderen falle eine geschlossene wolkendecke, wo kein sonnenstrahl mehr durchkommt?


    da der geist zum plappern neigt, ist es doch hilfreich die sinne nicht allzuviel sinnenreizen auszusetzen, sie nicht mit eindrücken zu bombardieren, nicht wahr? dazu gehören optische eindrücke wie z.b. zuviel fernsehen oder bestimmte sendungen mit schnell ablaufenden bilderfolgen (videos), sehr viel reden (d.h. sinnloses "geratsche") und eben auch zuviel lesen. was zuviel ist, gilt es zu prüfen. da hat wohl jeder eine andere grenze.


    Nikolajew:


    Aber daraus ziehe ich nicht den Schluß, dass es besser ist (da der Praxis dienlich) zukünftig auf den Kontakt zu Menschen zu verzichten, um das Risiko zu vermeiden mich während der Meditation an sie zuerinnern und dadurch meine Praxis zu ruinieren.


    dazu meine ich, dass es ganz sicher richtig ist, den kontakt mit menschen zu meiden, die ungünstige einflüsse auf einen ausüben. auch dies muss jeder prüfen. in meinen augen sind es solche menschen, die die natürliche unruhe des geistes bedeutsam verstärken, was auch immer die ursache dafür sein mag. aber das meint natürlich vor allem den anfänger, da einen "alten hasen" wahrscheinlich nicht viel aus der ruhe bringen wird.

  • tomate:

    da der geist zum plappern neigt, ist es doch hilfreich die sinne nicht allzuviel sinnenreizen auszusetzen, sie nicht mit eindrücken zu bombardieren, nicht wahr? dazu gehören optische eindrücke wie z.b. zuviel fernsehen oder bestimmte sendungen mit schnell ablaufenden bilderfolgen (videos), sehr viel reden (d.h. sinnloses "geratsche") und eben auch zuviel lesen. was zuviel ist, gilt es zu prüfen. da hat wohl jeder eine andere grenze.


    Sofern das Plappern von diesen Reizen ausgelöst wurde geb ich dir vorbehaltlos Recht. Ich geb dir auch Recht, dass maßloses Konsumieren buddhistischer Literatur (oder Forenbeiträge) kontraproduktiv sein kann. Aus dem Grund, den du genannt hast, oder einfach weil man den Geist schneller füttert, als er verdauen kann.


    Womit ich nicht einverstanden bin ist ein Standpunkt der behauptet Lesen (und das damit einhergehende intelektuelle Begreifen) sei per se schädlich weil es den Leser immer und zwangsläufig negativ beeinflußt (mit Phantasien bekleckert).


    Falls mit deinem Aufruf gemeint war: "Seid achtsam nicht dermaßen mit dem Lesen zu übertreiben, dass es sich negativ auf eure Gedanken während der Meditation auswirkt" unterstützte ich den natürlich gern.


    Lieber Gruß,


    Nikolajew

  • Nikolajew:

    Womit ich nicht einverstanden bin ist ein Standpunkt der behauptet Lesen (und das damit einhergehende intelektuelle Begreifen) sei per se schädlich weil es den Leser immer und zwangsläufig negativ beeinflußt (mit Phantasien bekleckert).


    jede aussage, die explizit absolute gültigkeit beansprucht ("immer und zwangsläufig") ist entweder ausdruck selektiver wahrnehmung (d.h. verblendung) oder ein didaktisches mittel. das charakteristische v.a. mit geschriebenen wörtern und dem dadurch induzierten denken ist jedoch, dass beim leser leichter der eindruck entsteht, dass die aussagen absolute behauptungen oder absolute wahrheiten wären.
    dies gesagt, scheue ich mich nicht zu behaupten, dass intellektuelles studium sogar immer und zwangsläufig unverzichtbar ist, wenn man es "auf dem weg" zu "etwas bringen" will. ;)