Gute Alternative zu Je Rinpoche's Lam rim chen mo

  • Die Worte meines vollendeten Lehrers von Patrul Rinpoche, erschienen im Arbor Verlag


    Da mein Kommentar zu Atisha's/Je Rinpoche's Lam rim chen mo nun 110 geöffnet wurde, möchte ich, ganz im Sinne der von mir bevorzugten ausgewogenen Meinungsbildung noch einen kleinen Kontrapunkt zu meiner Lobhudelei in Atisha's/Je Rinpoche's Lam rim chen mo setzen. Übrigens auch ganz im Sinne der tibetischen Rime-Bewegung des 19./20. Jahrhunderts, deren Geist vom derzeitige Dalai Lama immer und immer wieder propagiert wird.


    Zur Zeit bin ich zwar dem Vajrayana Buddhismus besonders verbunden, aber auch darin gibt es ja unterschiedliche Schulen.


    Zu Je Rinpoche's Lam rim chen mo würde ich sagen wollen, dass man das, was er über Meditation und Weisheit (im Sinne des Wissens über die absolute Wahrheit) sagt, auch anders sehen kann. Und in der Tat sehen es ja die anderen Vajrayana-Schulen auch z. T. etwas anders. Und um auf eine der anderen Schulen zu verweisen, wollte ich diesen Lamrim vom großen Patrul Rinpoche hier auch erwähnt wissen.


    Auf den ersten Blick mag es wie ein Widerspruch scheinen "Ein Vertreter der Schule der alten Übersetzungstradition macht sich Kadampa-Gedankengut zu eigen? Wie passt denn dies zusammen?" Es passt, das mag jeder für sich selbst herausfinden.


    Im Vergleich zu Je Rinpoche schreibt Patrul Rinpoche einfacher, richtet sein Wort mehr an das "gewöhnliche Volk", macht keine so rigide Trennung zwischen Sutra und Tantra (denn es wird bereits auf tantrische Aspekte relativ ausführlich eingegangen). Alle wesentlichen Punkte die man bei Je Rinpoche findet, findet man bei Patrul Rinpoche auch (abgesehen vielleicht von der Interpretation zu "Meditation" und absoluter Wahrheit). Daneben liegt dieses Buch nicht in 3 Bänden, sondern in einem Band vor, zudem auf deutsch und man spart also Geld und Sprachmühen ;)


    Je Rinpoche's Werk dagegen ist extrem gut strukturiert, ein Netzwerk von Ursache und Wirkungsbeziehungen. Alles wird sehr gut und konsistent dargestellt. Ein wahres Futter auch (nicht nur!) für den Intellekt. Und genau darin liegt auch die Gefahr. Eben weil es so strukturiert und logisch dargestellt ist, verfällt der samsarische Geist leicht dem Irrtum, die geschilderte relative Wahrheit für absolut zu halten. Der Stil lässt auch erahnen, dass es sich an ein Publikum richtet, welches Buddhismus "studiert" - im wahrsten Sinne des Wortes "studieren". Ich habe mich ja nun auch bereits für "Studium" ausgesprochen, weil ich das als unbedingt erforderlich ansehe. Ich bin jedoch nicht der Meinung, dass Buddhismus in die Nähe einer akademischen Laufbahn gestellt werden sollte. Denn sonst wäre der Shakyamuni als Universitätsgründer in die Geschichte eingegangen.


    Bilde sich jeder sein eigenes Urteil. Denn wie heißt es so schön:
    1. Vertrau der Lehre und nicht dem Lehrer
    2. Vertrau der Bedeutung und nicht den Worten
    3. Vertrau der wahren Bedeutung und nicht der interpretierbaren/vorläufigen Bedeutung
    4. Vertrau der Weisheit und nicht dem gewöhnlichen Bewußtsein