Richard David Precht: Die Kunst, kein Egoist zu sein

  • Eigentlich möchte ich meine Bewunderung für Richard David Precht mitteilen.


    Sicher ist Precht kein religiöser Ethiker und er wird sich auch nicht dafür interessieren, Buddhist zu sein. Aber darauf kommt es nicht an.
    Und sicher ist es nicht jedermanns Sache, ein 480 Seiten Ethikbuch wie Die Kunst, kein Egoist zu sein zu lesen. Doch kann man sich den feschen Mann auch viel einfacher zu Gemüt führen, nämlich in Form eines der unzähligen Videos auf YouTube.


    Ob er jetzt wirklich so fesch ist, darüber kann man vermutlich streiten. Leider sieht er ja ein bisschen aus wie unser Karl Heinz Grasser. Was aber eindeutig kenntlich wird: der Mann ist blitzgescheit.


    (Ich mit meinem knapp 100 Punkte IQ tröste mich damit, auch gescheite Gedanken zu haben, bloß brauche ich halt fünfmal länger dafür :) )

  • die Wahl der Kleidung besorgt seine Frau, sagt er :)


    Ethik war ziemlich lang eine verstaubte Angelegenheit, wo seit der Aufklärung über das moralische Urteil gestritten wurde. Die analytische Philosophie hat ihr dann endgültig den Garaus bereitet, da dort nicht mal klar ist, wovon überhaupt gesprochen wird. Man möge über die Kunst von Rembrandt sprechen, doch mit der Auflage, man dürfe sie nicht bewerten. Was dabei rauskommt, ist vermutlich genau die gleiche Frage, die sich analytische Ethiker seit über 30 Jahren stellen: Worüber reden wir überhaupt? Kann man sich eigentlich ein Thema vorstellen, das noch sinnloser wäre? Das nennt sich übrigens Metaethik.


    Leute wie Precht führen die Ethik endlich auf den Boden der Tatsachen zurück: unsere instinktive Veranlagung zum Mitgefühl und das Gefühl für Unfairness, die Ausreden und Schlichen, die wir uns einfallen lassen usw. Daher kann diese Ethik erklären, wie wir moralisch funktionieren und auch endlich wieder das tun, wofür sie mit Aristoteles von Anfang an gedacht war, nämlich Anregungen geben, wie man sein Leben und das Leben der Gemeinschaft verbessern kann, zwar nicht als billiger Ratgeber, sondern im Dialog mit den Wissenschaften.


    Allerdings sucht Precht nicht den Dialog mit den Religionen. Er ist ein säkularer Ethiker. Wenn unser Hirn moralisches Verhalten belohnt, dann ist das eben evolutionär so entstanden. Nach meiner Ansicht ist hier ebenso eine andere Position vertretbar, ohne jedoch irgendwas zu verleugnen. Hirnvorgänge sind schließlich nicht gleichbedeutend mit dem, was wir denken, fühlen und wahrnehmen, sondern bilden nur eine Grundlage. Hier gilt das geflügelte Wort von der reduktionistischen Sicht der Naturwissenschaften. Dass Mitgefühl evolutionär entstanden ist, bedeutet daher nicht zwangsläufig, dass es keine tiefere Bedeutungsebene enthielte.

  • Wenn aber ein Blinder den andern leitet, so fallen sie beide in die Grube.


    Jesus

  • Der erste Blinde ist der Precht, und der zweite bin ich? Na Danke für den Beitrag.


    Wie dem auch sei, das „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ vom Jesus geht über den elementaren Sinn für Unfairness (was du nicht willst, dass man dir tu…) hinaus und führt zu dessen Quelle, dem Mitgefühl, das nach Precht eine instinktive Basis hat. Dazu gibt es Erkenntnisse zum Sozialleben von Primaten und ebenso zur frühkindlichen Entwicklung.


    Mein zweiter Lieblingsspruch: „aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund“

  • Grashuepfer

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