Steve Hagen: "Why the World Doesn't Seem to Make Sense"

  • Wer einmal eine Kaffeetasse durch die Augen des Philosophen Nagarjuna betrachten und dabei den Querverbindungen zwischen Buddhismus und Quantenphysik nachgehen möchte, dem kann ich Steve Hagens Buch "Why the World Doesn't Seem to Make Sense - An Inquiry into Science, Philosophy and Perception" ans Herz legen. Der amerikanische Zen-Lehrer und frühere Wissenschaftler zeigt darin zahlreiche Parallelen zwischen dem Weltbild der modernen Physik und dem des Buddhismus auf. Das ambitionierte Buch (erschienen 2012) ist die stark überarbeitete Version von Hagens Publikation "How the world can be the way it is" aus dem Jahr 1995.


    Hagen wagt sich an schwierige Fragen heran: "Wie funktioniert Wahrnehmung?" - "Was ist Bewusstsein?" - "Warum paart sich der Glaube immer mit dem Zweifel?" - "Wie verhalten sich Materie und Bewusstsein zueinander" - "Wo ist die Grenze zwischen Beobachter und Objekt?".


    Eine von Hagens Hauptthesen: Sobald wir die Welt in die Kategorien der Vernunft ("common sense") packen, landen wir bei gründlicher Betrachtung früher oder später zwangsläufig bei unauflösbaren Widersprüchen. Die Welt der Vernunft ist auf dem Fundament der Paradoxie errichtet. "Die Hauptabsicht dieses Buches ist es dabei zu helfen, die Welt direkt zu betrachten, d.h. so wie sie ist und nicht so wie wir sie uns denken." Hagen kann hier im Englischen die Begriffe "perceive" (wahrnehmen) und "conceive" (sich ausdenken, sich vorstellen) einander gegenüberstellen.


    Obwohl das Buch sich durch einfache Sprache und klar strukturierte Gedankengänge auszeichnet, ist die Lektüre für den naturwissenschaftlich wenig vorgebildeten Leser nicht immer eine leichte Kost, da Hagen tief in die Welt der modernen Physik und des mathematischen Denkens einsteigt. Aber immer wieder gelingt es ihm, den Bogen zu seinen Grundthema "Wahrnehmung und Konzept" zu schlagen. Eine von Anfang bis Ende hochspannende Lektüre. Es ist ein Genuß, Hagen auf seinen Gedankenreisen in die Welt von Quantenphysik, Philosophie und Buddhismus zu begleiten.


    LG
    Onda


    P.S.: Das Buch ist derzeit nur im amerikanischen Original erhältlich.

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

    2 Mal editiert, zuletzt von Onda ()

  • Leseprobe:


    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Maybe Buddha:

    Hast du die Leseprobe selbst übersetzt, oder gibt es jetzt doch schon eine deutsche Version?


    EIne deutsche Version gibt es leider noch nicht, die Übersetzung ist von mir.
    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Onda:
    Maybe Buddha:

    Hast du die Leseprobe selbst übersetzt, oder gibt es jetzt doch schon eine deutsche Version?


    EIne deutsche Version gibt es leider noch nicht, die Übersetzung ist von mir.
    Onda


    Alles klar, vielen Dank.
    Weißt du wann eine deutsche Übersetzung auf den Markt kommt/kommen soll (wenn überhaupt geplant....)?

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Von Hagen sind bislang folgende Titel auf deutsch erschienen: "Buddhismus kurz und bündig", "Meditation beginnt jetzt genau hier", "Buddhismus im Alltag". Während sich der erste Titel sicherlich am besten verkauft hat, wird der letzte schon nicht mehr aufgelegt (schade!). Ich kann mir momentan nicht vorstellen, dass ein deutscher Verlag an dem hier besprochenen Titel wg. seiner doch sehr speziellen Thematik Interesse hat. Auch schade!


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
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  • Hi Onda,
    da steht auch was im Pali-Kanon, Dighanikayo. Erst vor ein paar Tagen habe ich darüber gelesen.
    Da geht es im wesentlichen um Bewußtsein und Wahrnehmung. Das geht am Ende so aus, dass ohne Wahnehmung kein Bewußtsein entstehen könnte und ohne Bewußtsein keine Wahrnehmung. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.
    An einer anderen Stelle wird angeführt, dass das menschliche Gehirn schon vorstrukturiert auf die Erde kommt, um mit den Sinnen eine innere und äußere Realität zu erschaffen, dazu noch das Lustprinzip.


    anando

  • Das erinnert mich an ein Buch, das ich vor einem Jahr gelesen habe:


    Matthieu Ricard u. Trinh Xuan Thuan:
    Quantum und Lotus
    Vom Urknall zur Erleuchtung


    Der eine französischer Mikrobiologe der zum buddhistischen Mönch wurde (vmtl. hier bekannt),
    der andere Vietnamese, als Buddhist aufgewachsen und bedeutender Astrophysiker.


    Da gehts teilw. auch ganz schön tief in die Physik, da fliegen einem die Quarks schon um die Ohren, aber man verstehts. Ein bißchen Elementarteilchen und Quantenphysik muß man schon mitmachen, jedenfalls hat das nicht mehr viel mit meiner "Schulphysik", gut Heisenberg hat man mal gehört, zu tun. Letztlich hab ich viel erfahren und manches im Buddhismus anders begriffen. Ein gutes Buch!


    Sarvamitra

    "Warum muß eine Sache oder ein Gedanke, um richtig zu sein, unbedingt sein?"
    Mircea Eliade

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