Namaste!
Schade dass hier seit einigen Monaten kaum noch was los ist, aber vielleicht kann der Ein- oder Andere doch noch etwas zum Verständnis beisteuern?!
Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, jeden Sonntagmorgen ein Kapitel aus einem Buch zu lesen, wobei mich das Gelesene dann quasi als Inspiration durch die Woche begleiten soll. Meister Dogens "Shobogenzo" liegt nun schon ein paar Jährchen zurück, obwohl ich immer noch regelmäßig dazu greife um über gewisse Dinge nachzulesen.
Mittlerweile lese ich "Die Gosho Nichiren Daishonins", eine Sammlung von Lehrschriften und Briefen Nichirens, herausgegeben vom Nichiren Shoshu International Center. Der Inhalt der Gosho wird von der Nichiren Shoshu und auch von der SGI als authentisch angesehen und auch die anderen Nichiren-Schulen bestätigen die Authentizität der meisten darin enthaltenen Schriften. In "Die Gosho Nichiren Daishonins" wird jedes Kapitel (jeweils eine Lehrschrift oder ein Brief) zusätzlich kommentiert und der Hintergrund zur Verfassung der Gosho geliefert.
Am vergangenen Sonntag bin ich dann im Band 2 zum Kapitel "Irdische Begierden sind Erleuchtung" gelangt.
Während es beim Lesen für mich so schien, als ob Nichiren einerseits die Maka Shikan: Endon Sho von Meister T'ien-t'ai erläutert und bestätigt, und andererseits zu verdeutlichen versucht, dass er der "Ausübende des Lotos-Sutra" ist, also ein Bote des Bodhisattva Jôgyô (bzw. dieser Bodhisattva selbst), so führt der Kommentar aus:
"In einem Absatz heißt es: >>Was das Verständnis des Lotos-Sutras betrifft, so habe ich nur einen winzigen Bruchteil der großen Fähigkeiten, die T'ien-t'ai und Dengyô besaßen. Aber mit meiner Fähigkeit, Verfolgungen zu ertragen und wegen meines umfassenden Mitgefühls für andere glaube ich, dass ich sie beschämen würde.<< Ein anderer Absatz lautet: >>Ich, Nichiren, bin Herrscher, Lehrer, Vater und Mutter für alle Menschen Japans.<< Der Daishonin definiert hier das Wahre Objekt der Verehrung in bezug auf die Person, d. h. in bezug auf den Buddha, der
ewig alle Menschen in ihrem Bemühen um die Buddhaschaft leitet, beschützt und nährt. [...] "
Soweit so gut. Später folgt dann allerdings:
"Nach Tatsunokuchi [Bezug auf die nichtvollstreckte Hinrichtung] enthüllte er seine wahre Identität als der Buddha seit der Zeit ohne Anfang, der eins ist mit dem höchsten Gesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo."
Sowohl in Band 1 der Gosho als auch jetzt in Band 2 (von vieren die in Deutsch erhältlich sind) habe ich noch in keiner Lehrrede und keinem Brief eine Aussage Nichirens gelesen, die eine solche Interpretation - also dass Nichiren selbst der "Ewig-seiende Buddha" ist- stützen würde.
Dies ist wohl einer der großen Differenzpunkte zwischen den verschiedenen Nichiren Shû-Untergruppen einerseits, und der Nichiren Shoshû bzw. der SGI andererseits.
Vielleicht gibt es ja jemanden, der mitliest und hierzu etwas sagen kann, oder gar einen SGI-Anhänger, der mir die o. a. Lesart verdeutlichen kann oder Passagen der Gosho anführen kann, in denen sich Nichiren selbst direkt „outet“?
< gasshô >
Benkei