Ratschlag/Hilfe erbeten - Probleme bei Meditation

  • Guten Tag liebe Forengemeinde,


    Aus Gründen der besseren Selbstwahrnehmung und zur Steigerung der Eigenliebe und des Selbstwertgefühls habe ich vor kurzem damit angefangen, mich im meditieren zu üben (Achtsamkeitsmeditation).
    Erste Einblicke in das Thema gab mir neben diversen Internetartikeln das Buch "Gesund durch Meditation" von Jon Kabat-Zinn.
    Während meiner Erfahrung mit der Mediation bin ich allerdings auf 2 Probleme gestoßen :


    Während ich meditiere kommt es aber zwischendrin oder auch schon direkt zu Beginn immer wieder dazu, dass
    1.) sich der Zwang in mir breit macht, meinen Atem krampfhaft kontrollieren zu müssen und
    2.) es mir oft sehr schwerfällt alle Erwartungen fallen zu lassen und einfach im Moment zu sein.
    Mir fällt es dann extrem schwer, den Atem einfach natürlich geschehen zu lassen und/oder meine Erwartungen ziehen zu lassen, was mich dann so frustriert und anspannt, dass mir sogar richtig warm wird und mein Herz schneller und kräftiger schlägt.Vom inneren Frieden und geistiger Entspannung bin ich dann ziemlich weit entfernt.



    Werde ich meiner Gedanken bewusst (was sehr schnell geschieht) und versuche zu akzeptieren, dass mein Verstand gerade die Kontrolle übernommen hat und versuche dann diesen Zwangsgedanken sanfst loszulassen, gelingt das kaum.
    Das Gefühl, was dieser Zwang noch mit sich zieht (Ich weiß nicht genau, wie ich das beschreiben soll) resultiert in dem Gedanken, gerade den Atem kontrolliert zu haben oder
    Erwartungen an mich selbst gehabt zu haben und führt letztendlich wieder dazu, dass ich den Atem nicht nicht kontrollieren kann oder meine Erwartungen an mich wieder präsent sind.


    Will ich einfach nur zu viel auf einmal(Ich bin oft leider nicht der Geduldigste)?Und wenn ja, wie schaffe ich es weniger zu wollen? ;)


    Außerdem habe ich noch eine kleine Frage bezüglich einer Mediationspraxis:
    Wie ich oben schon geschrieben habe, möchte ich mehr Eigenliebe und Selbstwertgefühl erlangen, da die Abwesenheit beider Dinge mir ziemlich zu schaffen macht.
    Wäre die Liebende-Güte-Meditation bzw. Metta Bhavana eine bessere Alternative für mich als die Achtsamkeitsmeditation, in Bezug auf meine geringe Erfahrung mit der Materie?


    Bin für jegliche Tipps und Anregungen dankbar!


    Habt einen schönen Tag


    Julien

  • Ich würde Ausschau halten nach einem guten Lehrer. "Gut" kann man vielleicht nicht auf den ersten Blick sofort erkennen. Daher mit niedrig geschraubten Erwartungen an die Suche gehen. Erstmal gucken und prüfen. Ein guter Lehrer kann Skepsis ertragen - und man erkennt ihn an den "Früchten". D.h. bringt das, was er lehrt, Fortschritte?


    Dieser Maxime entsprechend würde ich schätzen, dass die in dem Buch gelehrte Atemmeditation im Augenblick nicht das Richtige für Dich ist. Es gibt praktisch 1001 Meditationsmethoden für die Vielzahl der unterschiedlichen Übenden. Achtsamkeit auf den Atem ist landläufig für Anfänger empfohlen - aber die Anfänger sind genauso verschieden. So kann es gut sein, dass eine Methode für den einen genial ist während der andere damit auf unnötige Schwierigkeiten stößt.
    Woran es liegt, und was besser wäre, könnte ein guter Lehrer in einem Gespräch schnell klären und dementsprechende Empfehlungen machen.
    Es kann sogar sein, dass dieser Atemkontrollzwang, von dem Du berichtest, einfach nur daher rührt, dass Du keinesfalls einen Fehler machen willst. Es ist also möglich, dass sogar nur ein schlichtes, persönliches "Du machst alles richtig" dieses Phänomen auflösen könnte. Wer weiß. Vom Internet aus ist es nicht zu beurteilen, weil die Ursache nicht in der Methode liegt.


    Ich kenne die Empfehlung, sich als Anfänger in Ruhe mit einer Vielzahl von Methoden vertraut zu machen und erst dann auf eine zu fokussieren, bei der es "Zoom" gemacht hat. Erst dann gibt man das Herumprobieren auf und konzentriert sich auf eins und sonst erstmal nichts.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Noch nicht sehr lange.Es sind eher Wochen als Monate.
    Das Ding ist eben, dass das Meditieren so sehr anstrengend ist und ich immer mit dem gleichen Problem beschäftigt bin, daher die Bitte um Ratschläge.

  • SunWukong:

    Noch nicht sehr lange.Es sind eher Wochen als Monate.
    Das Ding ist eben, dass das Meditieren so sehr anstrengend ist und ich immer mit dem gleichen Problem beschäftigt bin, daher die Bitte um Ratschläge.


    Es gibt auch die Möglichkeit, das als Meditationsobjekt zu wechseln.
    Achte auf die Geräusche und weniger auf den Atem wenn das für Dich zu anstrengend ist.
    Auch hier werden Gedanken dazwischen funken und die Meditation stören.
    Es ist wichtig, diese nicht zu bewerten, sondern das Erscheinen und Vergehen achtsam zu beobachten
    wie Wolken am Horizont.


    Oder den Körper als Meditationsobjekt, die Gedanken wandern von den Füßen bis zum Kopf (Yoga).


    Auch gibt es auf CDs geführte Meditationen, die dem Anfänger als Orientierung helfen können.

  • SunWukong:

    Noch nicht sehr lange.Es sind eher Wochen als Monate.


    Wie lange braucht man, bis man erwachsen ist? Sage mal, so an die zwanzig Jahre. Also weiterüben, nix erwarten...


    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Ich kann nur sagen, dass ich am Anfang meiner Praxis auch dachte, dass sich keine Erfolge einstellen und meine Praxis keinen Sinn macht..
    Es hat Jahre gedauert, bis ich Veränderungen an mir, und an meiner Meditation feststellen konnte.
    Jetzt meditiere ich schon 5 Jahre. Habe die ersten Jahre immer wieder gedacht, ich lass es lieber. Aber über die Zeit hat sich Routine eingespielt.
    Ich merke, wie Meditation mich immer mehr verändert, und vor allem mich reflektiert.


    Schaffe es übern Berg, dann kommt Phase 2..!

  • Zitat

    Wäre die Liebende-Güte-Meditation bzw. Metta Bhavana eine bessere Alternative für mich als die Achtsamkeitsmeditation, in Bezug auf meine geringe Erfahrung mit der Materie?


    Die Metta-Meditation ist eine Form der Ruhemeditation, das heißt, dadurch erreichst du auch einen gewissen Grad an Konzentration. Ich habe eine Weile am Anfang meiner Meditationssitzungen immer einige Minuten Metta geübt, bevor ich dann zur Atembetrachtung übergegangen bin, dadurch kommen die Gedanken schon mal zur Ruhe. Oder übe eine Weile nur Metta . Wenn du es einrichten kannst und wirkliches Interesse hast - ein Retreat ist die beste Möglichkeit, um wirklich intensiv in die Praxis einzusteigen. :D
    Aber auf jeden Fall nicht aufgeben ...


    Viele Grüße
    Sinai

  • SunWukong:


    Mir fällt es dann extrem schwer, den Atem einfach natürlich geschehen zu lassen und/oder meine Erwartungen ziehen zu lassen, was mich dann so frustriert und anspannt,


    Hi & willkommen SunWukong



    was atmet denn, wenn der Körper schläft?




    SunWukong:

    Vom inneren Frieden und geistiger Entspannung bin ich dann ziemlich weit entfernt.


    One-moment meditation: https://www.youtube.com/watch?v=tfetFVePqWo




    SunWukong:

    Außerdem habe ich noch eine kleine Frage bezüglich einer Mediationspraxis:
    Wie ich oben schon geschrieben habe, möchte ich mehr Eigenliebe und Selbstwertgefühl erlangen, da die Abwesenheit beider Dinge mir ziemlich zu schaffen macht.
    Wäre die Liebende-Güte-Meditation bzw. Metta Bhavana eine bessere Alternative für mich als die Achtsamkeitsmeditation, in Bezug auf meine geringe Erfahrung mit der Materie?


    Metta Bhavana ist gut um den Geist zu 'glätten', aber noch keine Alternative für Achtsamkeit oder Ein-&-Ausatemmeditation


    der Buddha nannte die Eselsbrücke:


    1 (Ein-&-Ausatemmeditation) erfüllt 4 (Grundlagen der Achtsamkeit), 4 erfüllt 7 (Erleuchtungsfaktoren), 7 erfüllt 2 (Wissen & Sehen wie die Dinge sind)


    betrachte den Atem wie einen Vogel, der auf einem Ast landet


    Liebe Grüße


    nibbuti

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Jon:

    ...und wenn der Vogel nicht landet ?


    ...dann wird der Vogel müde, sieht die Greifvögel nicht klar & ist zur Notlandung auf der Erde gezwungen, wo ihn der Fuchs frisst.

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Hi Sun Wukong,


    Willkommen.


    Die Achtsamkeit möchte auf dem Atem sanft ruhen.
    Vielleicht fällt es dir leichter die Achtsamkeit am Tandien - bei der Aus,-und Einatmung - ruhen zu lassen, bzw. alle Gefühle,Gedanken und Vorstellungen ins Tandien `fallenzulassen`. Das ist so die koreanische Art.


    Diese Haltung kann man sehr gut pö a pö mit einer einführenden, abschließenden und weiterführenden, im Alltag begleitenden Metta-Kontemplation einnehmen.
    Wir sind Sanftmut, Milde und Güte nicht gewohnt. Sei `großzügig`, denn Geduld und Mitgefühl ist eine heilsame Tugend.


    Ich nehme an, daß Dir der Idealismus ( ein perfektes Bild von einem Zustand ) einen Strich durch die Rechnung macht - und damit Ungeduld und Zwanghaftigkeit.
    Nun, bei diesem Buchtitel ist das nicht verwunderlich. ;)

  • Danke für die zahlreichen Antworten, hat mir ziemlich geholfen.
    Habe gemerkt, dass Affirmationen wie "Ich bin ruhig und entspannt", "ich bin geduldig mit mir selbst" oder "ich bin erwartungslos" mir dabei helfen, die innere Verkrampfung zu lösen.


    Wie ist es, wenn ich zwischendurch immer wieder von der Aufmerksamkeitsmeditation in die Mettameditation "wechsle" und, wenn ich dann ein positives Empfinden habe zurück zur Aufmerksamkeitsmeditation gehe.
    Macht das Sinn?
    Und wie soll ich die Zeitspanne der Meditationssitzungen vergrößern?Was für Steigerungen haltet ihr für angemessen?
    Bin gerade mit 20 Minuten sehr gut dabei.Bei 30 Minuten wird es schon zum Schluss zu gezwungen und ich gehe weniger erfolgreich aus der Meditation heraus.

  • Zitat

    Danke für die zahlreichen Antworten, hat mir ziemlich geholfen.
    Habe gemerkt, dass Affirmationen wie "Ich bin ruhig und entspannt", "ich bin geduldig mit mir selbst" oder "ich bin erwartungslos" mir dabei helfen, die innere Verkrampfung zu lösen.


    Versuch mal das "ich bin...mit mir selbst" rauszunehmen, wenn du magst. Verwende einfache Worte: Güte... Geduld... Ruhig... Spreche sie beim Ausatmen. Lass dabei die Schultern, die Oberschenkel , die Knie sinken, entspanne die Gesichtszüge. Richte dich auf, ganz langsam, Wirbel für Wirbel, sitze nur vorne auf dem Kissen, dem Stuhl, kipp das Becken nach vorn. Lass die Knie auf der Matte ruhen, wenn es geht.


    Zitat

    Wie ist es, wenn ich zwischendurch immer wieder von der Aufmerksamkeitsmeditation in die Mettameditation "wechsle" und, wenn ich dann ein positives Empfinden habe zurück zur Aufmerksamkeitsmeditation gehe.
    Macht das Sinn?


    Warum nicht ? Finde deinen eigenen Weg, entsprechend deiner geistigen und körperlichen Veranlagung. Geh eher intuitiv vor, als nach starren Anweisungen. Leute haben diese geschrieben, mit denen sie die besten Erfahrungen haben.


    Zitat

    Und wie soll ich die Zeitspanne der Meditationssitzungen vergrößern?Was für Steigerungen haltet ihr für angemessen?
    Bin gerade mit 20 Minuten sehr gut dabei.Bei 30 Minuten wird es schon zum Schluss zu gezwungen und ich gehe weniger erfolgreich aus der Meditation heraus.


    Versuch es mit einer Verlängerung im jeweils 5 Minuten, bis zu 40 Minuten, Schritt für Schritt. Geh dann noch 5 Minuten Kinhin, Gehmeditation.
    Wenn du magst.

  • Hi,
    was macht ihr euch denn alle für Probleme. Es ist so einfach sich an den ersten und größten Gure, Gotamo Buddho zu halten und er steht für den Achtfachen Pfad. Schauts euch dochmal an. Mit den 8 Jhanas lassen sich die
    mehr oder weniger erreichten Bewußtseinszustände abmessen.


    sakko

  • Ja, da habe ich durchaus Antworten.
    Die achtsame Ein- und Ausatmung dient im Wesentlichen zu Steigerung der Konzentration und ist der erst Schritt beim Achtfachen Pfad. Sie kann über die ganze zeit der
    Vertiefung bestehen bleiben. Schön für den der das schafft. Kann auch dazwischen bei Einbrüchen in der Konzentration als Hilfe eidngesetzt werden damit die Vertiefung wieder besser geht.
    Es gibt nicht nur diese äußere Achtsamkeit. Diese zweite Achtsamkeit kommt von Innen, bei der Vertiefung in die Pfeiler der Einsicht, zweiter Pfeiler: Gedanken und Gefühle empfinden. Da werden die Gedanken und Gefühle beobachter, wie sie kommen und gehen. Diese Übung wirkt sich auf das Bewußtsein im Alltag aus. Bestimmte werden nicht mehr gedacht oder bestimmte Gedanken erkannt.


    sakko