Analytische Meditation

  • Hallo in die Runde,


    ein Neuer hier :)
    Ich beschäftige mich schon seit langem immer mal wieder mit Meditation und genereller Achtsamkeit, mal mehr, mal weniger.
    Seit kurzer Zeit allerdings recht intensiv und mit sehr guten Erfahrungen bisher.
    Als Buddhist mag ich mich nicht bezeichnen, wobei ich allerdings der buddhistischen Lebens/Meditationspraxis in weiten Teilen schon sehr zugetan bin.


    Nun zu meiner Frage, immer wieder mal stolpere ich über den Begriff der "Analytischen" Meditation.
    Worum es sich da genau handelt konnte ich allerdings nicht wirklich herausfinden.
    Häufig wird von zwei grundsätzlichen Meditationsarten gesprochen, der Konzentrativen und der Analytischen.
    In so gut wie allen Büchern und Praxisanleitungen geht es scheinbar immer um die Konzentrative, das heißt beobachten, Achtsam im Moment sein, nicht urteilen/wollen/erwarten, egal ob objektbezogen oder nicht.


    Bei der analytischen hingegen, reichen die Erklärungen, die ich gelesen habe von "richtig tief über eine Sache nachdenken" (also eigentlich schlichtes rationales analysieren, ohne Meditation), zu Texten die mir, da sehr traditionell buddhistisch einfach nicht viel sagen, bis hin zu gehaltlosem Esoterik-Blahblah ;)
    In dem Buch "Buddha und die Wissenschaft vom Glück" (Mingyur Rinponche), welches ich gerade lese und mir recht gut gefällt, wird leider nur geschrieben:

    "Die analytischen Methoden beinhalten, dass man sich den Geist inmitten einer Erfahrung direkt ansieht. Sie werden gewöhnlich gelehrt, nachdem man sich schon einige Übung darin erworben hat, den Geist einfach so ruhen zu lassen, wie er ist. Und da die Erfahrung einer direkten Einsicht in den Geist eine Menge Fragen aufwerfen kann, übt man sich in diesen analytischen Praxismethoden am besten unter der Leitung von Lehrern oder Lehrerinnen, die über genügend Einsicht und Erfahrung verfügen, um die Fragen verstehen und Antworten geben zu können, die dem spezifischen Wesen eines Schülers gerecht werden. Aus diesem Grund möchte ich mich hier vorrangig mit den Meditationspraktiken befassen, die auf das Befrieden und Beruhigen des Geistes ausgerichtet sind."


    Da ich weder einen Lehrer/in habe, noch momentan daran etwas ändern möchte ist das natürlich etwas unbefriedigend ;)
    In manchen Büchern/Seiten wird so etwas geschrieben wie: Meditieren sie über diesen Gedanken/Erfahrung/Emotion.
    Wäre damit analytische Meditation gemeint? Und wie kann man sich so etwas, am besten mit praktischem Beispiel, vorstellen?


    Eine Versuch über eine persönliche Angst oder einen speziellen Gedankengang zu meditieren gelingt mir nicht (höchstens darüber normal nachzudenken).
    Falls also jemand hier etwas mehr Licht in die Sache bringen könnte, sei es durch Erklärung oder einen guten Link (die ersten Google Treffer brachten mir leider nicht viel) wäre ich sehr dankbar :)

  • Hallo,


    ich würde da unterscheiden, zwischen Kontemplation und Meditation.


    Kontemplation bedeutet, über Sachverhalte nachzudenken, sie versuchen zu verstehen. Meditation ist aber das Gegenteil, dort soll ja gerade nicht gedacht werden. Das geht natürlich nicht ganz (am Anfang). Aber es gibt da wirklich sehr viele Techniken, die alle Unterschiedlich sind, mit Vor und Nachteilen. Probiere einfach aus was dir liegt. Ich halte es da einfach mit der Meditation: Einfach sitzen.


    Das ist schon die ganze "Technik". Oder einfach gehen, einfach essen.

  • Hallo Cellardoor
    Der Link von Jiùn Ken ist ja schon mal recht gut.


    S.H beschreibt das in „Yoga des Geistes“ in etwa so:
    2 Tätigkeiten des Geistes müssen angewandt werden (zur Geistesschulung):
    1. Das Durchdenken und Untersuchen eines Sachverhaltes in der analysierenden, untersuchenden Meditation; …bei dieser Meditation muß
    der zu untersuchende Sachverhalt mit korrekten, schlüssigen Argumenten durchdacht werden.
    2. Die Sammlung des Geistes in der festigenden Meditation bei der man sich punktförmig auf das erarbeitete Ergebnis konzentriert
    wenn die Untersuchung ihr Ziel erreicht hat.


    Ein Beispiel wäre, die analytische Meditation über die Leerheit des Selbst (es gibt viele andere) :


    1. Du machst dir bewusst, wie dir die Phänomene (in diesem Beispiel das „Ich“) erscheinen
    Nämlich solide, fest, unabhängig, aus sich selbst heraus existierend
    2. Du überlegst, was denn die Inhärenz eigentlich ist, die du projizierst und widerlegen willst
    Sie existieren konventionell, aber nach logischer Analyse nicht inhärent
    3. Du legst mit Hilfe angemessener (logischer) Begründungen dar, warum die Phänomene auf diese
    Art und Weise nicht existieren können.
    Hier gibt es mehrere klassische Begründungen, zB. die 7-fache Analyse etc.
    4. Du erkennst, das die inhärente Bestehensweise nicht existiert sondern die Dinge leer von
    inhärenter Eigenexistenz sind.
    Die Bestehensweise beruht auf Abhängigem Entstehen, auf Beziehung und Benennung, aber
    nicht inhärent.

    Am Ende dieser Analyse läßt du deinen Geist auf der Erkenntnis im letzten Satz ruhen um sie zu verinnerlichen.



    Eine analytische Meditation ist also ein „den Geist mit einer Erkenntnis vertraut machen und diese vertiefen und verinnerlichen“ ( mit meinen Worten.. ;) )


    LG Rolf

  • Cellardoor:

    In manchen Büchern/Seiten wird so etwas geschrieben wie: Meditieren sie über diesen Gedanken/Erfahrung/Emotion.
    Wäre damit analytische Meditation gemeint? Und wie kann man sich so etwas, am besten mit praktischem Beispiel, vorstellen?


    Hi & willkommen Cellardoor


    die Mutter aller analytischen Meditationen ist das Satipatthana Sutta hier


    Grüße


    nibbuti

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.