Wie Gedanken unsere Persönlichkeit form(t)en

  • Als ich gestern meditierte, hatte ich ein Erlebnis, dass mir so noch nie widerfahren ist.
    Ich praktizire jetzt seit 2 Jahren, und bin in letzter Zeit nicht ganz mit dem Ergebnis zufrieden.
    Gestern ist mir aber das erste Mal bewusst geworden, wie ein Gedanke mir beim Praktizieren- oder auch beim ganz alltäglichen, in den Sinn kommt.
    Wie er dann verwertet und angenommen, bearbeitet und durch die Bewertung und Beschäftigung mit ihm, letztlich mein Denken wird. Wie er mein Handen, meine Persönlichkeit, mein Schicksal wird.
    Das ist mir gestern das erste Mal wirklich bewusst geworden.
    Aber es macht mich auch nachdenklich, wie sehr so vermeindlich wirkungslose Gedanken die Persönlichkeit formen können- vor allem zum Schlechten..
    Ich habe gestern aber nicht nur das entdeckt, sondern dass ich viele Gedanken ohne Distanz an mich heranlasse, und so durch negative, hasserfüllte Bewertungen zu meiner Persönlichkeit werden lasse- ließ.
    So entsteht ja der Eindruck einer Persönlichkeit, die es gar nicht gibt- die aber immer von Beschäftigung, mit denselben negativen Gedanken bestätigt wird.


    Macht ihr beim Meditieren ähnliche Erfahrungen..?


    Vor allem, ist es ein gutes Erlebnis für mich, da ich in letzter Zeit unzufrieden mit meiner Meditation bin.
    Es gelingt mir nicht, den Gedankenfluss vollständig zum Schweigen zu bringen.
    Sicher wird es besser, immer besser mit der Zeit, habe aber das Gefühl "stecken geblieben" zu sein.


    Kennt ihr das, oder so ähnlich auch..?

  • Herzsutra:

    Macht ihr beim Meditieren ähnliche Erfahrungen..?


    Ja.


    Zitat

    Kennt ihr das, oder so ähnlich auch..?


    Ja. Die Unzufriedenheit ist auch nur ein Gedanke.

  • Hallo,


    dein kritischer Zugang gefällt mir. Hier ein kleiner Diskussionsbeitrag.


    Technisch gesehen ist der Begriff, den ich deiner Darstellung zufügen möchte, jener der Stimmung oder des kognitiv-emotionalen Zustandes. Interpretiere ich beispielsweise im Beruf eine Situation gedanklich als bedrohlich, dann kommt es etwa beim Kontakt mit einem als bedrohlich empfundenen Vorgesetzten reflexartig zu destruktiven Gedanken aufgrund meiner entsprechenden Stimmung. Dies nur als Beispiel, das den Zusammenhang von geistiger Stimmung und kurzen Affekten und Gedanken zeigt. In der anderen zeitlichen Richtung liegt der Zusammenhang mit der eigenen langfristigen charakterlichen Disposition.


    Hilfreich ist der Gedanke vom geistigen Zustand aus meiner Sicht aber nur dann, wenn ein Wissen über die Quelle geistigen Wohlbefindens besteht. Diese gibt der Dalai Lama als das Mitgefühl und Abstehen von der Egozentrik an. Ich nehme aber an, das ist eine andere Meditationsform, als du sie praktizierst. Jedenfalls wollte ich auf die Stimmung aufmerksam machen, die es zu beachten gilt bei der Frage: wie Gedanken unsere Persönlichkeit formen.

  • Karnataka:

    Hilfreich ist der Gedanke vom geistigen Zustand aus meiner Sicht aber nur dann, wenn ein Wissen über die Quelle geistigen Wohlbefindens besteht.


    Was meinst du mit Wohlbefinden..?

    Zitat

    Diese gibt der Dalai Lama als das Mitgefühl und Abstehen von der Egozentrik an. Ich nehme aber an, das ist eine andere Meditationsform, als du sie praktizierst.


    Ich praktiziere Vipassana und Atembeobachtung. Welche Meditationsform ist die vom Dalai Lama..?

    Zitat

    Jedenfalls wollte ich auf die Stimmung aufmerksam machen, die es zu beachten gilt bei der Frage: wie Gedanken unsere Persönlichkeit formen.


    :?:

  • Herzsutra:

    Kennt ihr das, oder so ähnlich auch..?


    Bitte entschuldige, wenn mein Post angekommen ist wie "Halt die Fresse und sitz weiter".
    War so nicht gemeint.


    Zweifel und Unzufriedenheit können sehr fruchtbar sein.
    Ob du aber deine Medi verändern musst, oder einfach weiter machen musst (beides kann sein), können wir dir per Ferndiagnose ja nicht sagen.


    Hast du einen Lehrer, dem du vertraust, oder kannst du zu einem Retreat fahren?
    Kannst Du Englisch? Dann kann ich die Forest Sangha Publications empfehlen. Bei den Audios sind ein paar Vorträge zum Thema Atembeobachtung.


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    Edit: Und das mit den Gedanken finde ich auch faszinierend. Ich erlebe die Verbindung von Gedanken und Körper vor allem anders herum, also von der Körperwahrnehmung ausgehend.



  • Der Dalai Lama hat zwei große Themen. Das eine ist das Nicht-ich. Davon verstehe ich nichts. Das andere Thema ist das Mitgefühl. Über dieses Thema denke ich schon sehr lange nach und ich kenne beinahe alles, was der DL dazu geschrieben hat.


    Eine Grundannahme, die sich für die Mitgefühlsmeditation beispielsweise als praktikabel erweist, ist: Die eigene Glückseligkeit liegt nicht bei einem selbst, sondern im Glück der anderen. So würde ich das ausdrücken. Eine erfolgreiche Meditation bestätigt diese Grundannahme aus meiner Sicht. Das meine ich mit geistigem Wohlbefinden.


    Der Begriff der Stimmung erhält durch diese Erfahrung eine etwas neue Bedeutung, da es nun eine Möglichkeit gibt, den geistigen Zustand gezielt zu beeinflussen.

  • Karnataka:

    Der Begriff der Stimmung erhält durch diese Erfahrung eine etwas neue Bedeutung, da es nun eine Möglichkeit gibt, den geistigen Zustand gezielt zu beeinflussen.


    darum geht es .
    den geistigen zustand zu ändern hin zum heilsameren . zum frohsinn, zum gleichmut, zur mitfreude und gelassenheit .
    zum wohle deiner selbst und dann auch zum wohle aller anderen wesen .
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    mettabhavana
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