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Liebe Leute,
hier geht es zwar um Meditation allgemein, aber ich möchte Euch doch mal die Übersetzung des berühmten 100Silben-Vajrasattva-Mantras vorstellen:
"OM Vajrasattva, des Gelöbnisses Schutzherr!
Vajrasattva, durch deine Unterstützung: standhaft lass mich werden!
Zufrieden lass mich werden (sein),
(nur) geringe Wünsche lass mich haben,
hingebungsvoll lass mich werden,
gewähre mir alles Siddhis (magischen Kräfte),
und in all (meinem) Wirken
mache meinen Geist befähigter, HUM !
HAHA HAHA HO !
(oh) Erhabener aller Tathagata Diamant(natur),
verlass mich nicht,
lass mich diamanten sein,
(oh) großes Gelöbniswesen
AH"
Die meisten Praktizierenden des Vajrayana kennen die Übersetzung gar nicht, oder sie kennen sie, weil sie bei einem Seminar mal eine Kopie davon erhalten haben, beachten sie aber nicht weiter, denn schließlich geht es ihnen ja ums Rezitieren und Zählen der Sanskrit-Version oder der tibetischen Fassung. Sie denken: "Aha, das ist also die Übersetzung - schön..." und legen sie ad acta.
Dieses finde ich sehr schade.
Ein tibetisches Sprichwort lautet:
"Es dürfte wohl etwas schwierig sein, eine Suppe ohne Wasser zu kochen", und damit ist gemeint, dass man etwas wohl kaum zustande bringt, wenn man nicht das passende Material dazu hat.
Hier in der Sparte "Meditaton" haben wir Besucher und Beteiligte aller buddhistischen Richtungen, nicht nur Vajrayana-Anhänger.
Das macht aber nichts.
Denn ich sprach gerade vom "passenden Material", tja, und das ist das Leben selbst!
Jeder, der sich auf irgendeine Art auf einem spirituellen Pfad befindet, möchte sein Leben klären und heiligen.
So, dass schließlich jede Handlung, jede Wahrnehmung zu einem reinen, also unbefleckten Ausdruck des So-Seins wird.
Das wird angestrebt, das ist der Idealzustand.
Und das wird in diesem Mantra durch seine Inhalte wunderbar ausgedrückt.
Schon im Theravada kennt man die Übung der Brahma-Viharas, im Tibetischen Buddhismus das Tonglen. Auch hier arbeitet man mit Inhalten, also zum Beispiel mit dem Wasser, aus dem man die Suppe kochen will.
Außerdem erleben wir jeden Tag wieder anders und wir erleben eine Menge Material, das wir für unsere Praxis einsetzen können. Wir können uns in die Erlebnisse des Tagesgeschehens vertiefen und sie spiritualisieren, indem wir sie mit den Inhalten des Vajrasattva-Mantras verknüpfen. Vielleicht haben schon viele von Euch diese Inhalte angewendet, ohne das Vajrasattva-Mantra zu kennen. Dazu muss man kein tantrischer Yogi sein.
Nun würde ich mich sehr freuen zu hören, wie Ihr das Alltagsgeschehen, während Ihr die Vollkommenheiten anstrebt, mit Eurer Praxis verknüpft. Vielleicht können wir uns austauschen.
Liebe Grüße von Amdap