Die Mediation "publik" geschehen lassen

  • Seit einiger Zeit meditiere ich nicht mehr - wie früher - täglich, zu bestimmten Zeiten, nach festem Ritual an festgelegten Orten über eine festgelegte Dauer. Ich meditiere, wenn sich die Meditation "von selbst" ankündigt; ich einen Zustand erlange, an dem ich andocken und in die Versenkung gleiten kann. Das ist also zu etwas sehr Natürlichem geworden.


    Manchmal befinde ich mich in Situationen - in Gesprächen beispielsweise - und gelange in tiefe Kontemplation, dadurch jedoch in meiner Umgebung befindliche Menschen irritierend, da ich "bewegungslos" (meint: tiefe Ruhe erlange) werde. Mir fällt dann mitunter auf, dass mein Umfeld körperliche Unruhe entwickelt, ganz als wolle es meine Ruhe kompensieren. Ich schaffe es dann aber auch, Aktionen meditativ auszuführen und zu zeigen, dass ich nicht apathisch, bzw. teilnahmslos bin. Trotzdem sind die ein oder anderen - wie ich auch in Kommentaren erfuhr - verwirrt.


    Ich habe vor Jahren einen Mönchen in einem Terravada-Kloster sagen gehört, man solle nicht "mitten in der Gesellschaft" sichtbar meditieren, weil das den Anstrich haben würde, man wolle spirituell oder sonstwas wirken. Ich bin noch dabei herauszufinden, ob da nicht irgendwas in mir nach solch einem "Anstrich" strebt und frage nun in die Runde, was ihr von solch einer "öffentlichen" Meditation haltet?

  • Ein paar Gedanken von mir dazu:

    melv0:

    Seit einiger Zeit meditiere ich nicht mehr - wie früher - täglich, zu bestimmten Zeiten, nach festem Ritual an festgelegten Orten über eine festgelegte Dauer. Ich meditiere, wenn sich die Meditation "von selbst" ankündigt; ich einen Zustand erlange, an dem ich andocken und in die Versenkung gleiten kann. Das ist also zu etwas sehr Natürlichem geworden.


    Ich stelle mir die Frage (und vielleicht solltest du sie dir auch stellen), ob die Tatsache, dass du ausschließlich dann meditierst, wenn du den passenden Zustand dafür hast, nicht doch "nur" ein Hingeben dem "Fluss der Neigung" ist, was es ja gilt zu "überwinden" (heißt, unabhängig von der Neigung zu handeln).


    melv0:

    Manchmal befinde ich mich in Situationen - in Gesprächen beispielsweise - und gelange in tiefe Kontemplation, dadurch jedoch in meiner Umgebung befindliche Menschen irritierend, da ich "bewegungslos" (meint: tiefe Ruhe erlange) werde.


    Ich glaube irritierend ist die Veränderung deines Verhaltens. Ziel ist es ja (soweit ich es verstanden habe) einen Zustand permanenter Meditation zu erreichen. Vielleicht wären die Leute weniger irritiert, wenn sie dich nicht anders als in dieser Phase tiefer Achtsamkeit kennen würden.
    Ich denke aber auch, dass man es lernen kann zu meditieren ohne, dass man dabei "ganz anders" in seinem Verhalten (als das Umfeld) wird. Liebe Grüße

    Fuß spürt Fuß, wenn er Boden spürt.

  • sehr interessantes Thema!
    ich wäre einfach froh, wenn es " gesellschaftsfähig" werden würde, irgendwo zu meditieren. Ich denke, die Zeiten ändern sich. Wenn man Kinder hat und arbeitet, kann man froh sein, wenn man meditieren kann. Da kann man sich echt keine Gedanken machen, was der, der neben einem in der Bahn sitzt, jetzt grade über einen denkt. Ich saß mit Tochter beim Kieferorthopäden im Wartezimmer. Eine Mit- mutter mediterte,deren Kind schon im Behandlungsraum war. Ich war einfach nur froh, dass es scheinbar normaler wird.
    Außerdem ist es ja auch " gesellschaftsfähig", mit einem total unruhigen Geist andere Leute zuzutexten. Kann nicht sein, dass ein ruhiger Geist andere so furchtbar belästigt.

  • Ich habe eine neue Arbeit und bin wiedermal in viel Arbeit verstrickt.
    Ich bin Koch und stehe, weil es für den Boss üblich zu sein scheint das der die Speisen am Herd zubereitet, manchmal ganz schön im Stress.
    Doch dann, nach einem Lauf von etwa 50 Essen ist mir aufgefallen das ich voll da war doch eigentlich nicht da war.
    Ich habe dann meinem Kollegen gesagt das er wenn er diesen "Zustand" bemerkt, das ich alles mitbekomme aber nur sehr wenig reagieren,menschlich, interagieren kann.
    Ich kann endlich "meditieren" während ich voll arbeite.
    Wichtig ist das ich erkenne was da mit mir geschieht, wenn es mir auffällt kann ich aber auch sofort abschneiden, in den Zustand zurück fallen und das ich das im Nachhinein als "mein Stil" erklären kann.
    Vollbewusst da zu sein ist schon was interessantes. Was fehlt? Jedes Nach--denken! Kein Witz, kein Anmachen, kein Stress, kein Widerstand, die Welt ist nicht nur da ich bin die Welt.
    Das bedingte Entstehen Sein.
    Es wird einfach das Geschehen geschehend gemacht das geschehen WILL.
    Als mir das das erste Mal bewusst wurde habe ich die Angst in den Augen gesehen und konnte sie mit einigen Witzen zu erliegen bringen.
    Jetzt weiss ich wenn mein Kollege sagt: " Helmut, alles gut." wird es Zeit mal wieder Kontakt mit der "Wirklichkeit" aufzunehmen. Emotional.
    Meditation, jederzeit, einleiten können ist ein Schutz vor Stress und Überlastung.
    Bewusst weg sein UND voll Da sein erschreckt nur anfangs die Anwesenden, doch ein "Wundersamer" Täter bleibt hängen.

  • Danke für die Antworten. Ich habe diese mediativen Zustände regelmäßig und genieße sie. Sie kommen mir mitunter wie eine "sanfte Landung" in die Realität vor. Wenn ich beispielsweise unangenehme Alltagssituationen erlebe, auf irgendetwas lange warten muss und dergleichen, falle ich in diesen Zustand, der sich wie eine Versenkung anfühlt, wahrscheinlich auch eine ist und meditiere.


    Mein Objekt der Konzentration ist der Atem, der mir an den Nüstern und der Oberlippe kitzelt. Manchmal auch Schmerzen oder ähnlich grobe Empfindungen. Sie sind dann einfach da und ich beobachte sie.