Mantrarezitation vs Atembeobachtung

  • Kann man die Arten der Meditation wechseln, oder sollte man sich auf eine Form- Art festlegen..?
    Ich habe bisher immer die Mantrarezitation bevorzugt, heute aber meinen Atem beobachtet. Das kam mir viel efektiver vor, als ob mich ein Mantra nur abgelenkt hat- woran liegt das..?
    Den Atem zu beobachten, kam mir viel stärker, energetischer vor.

  • Zitat

    Ich habe bisher immer die Mantrarezitation bevorzugt, heute aber meinen Atem beobachtet. Das kam mir viel efektiver vor, als ob mich ein Mantra nur abgelenkt hat- woran liegt das..?


    Hi Rasmuss


    Das liegt daran, dass Mantrameditation die verbalen Gestaltungen vor Ablenkung bewahrt. Wohingegen Atemachtsamkeit vor allem auch die körperlichen (und später geistigen) Gestaltungen effektiv vor Ablenkung bewahrt.


    Einige haben aber zu Anfang Probleme mit Atemachtsamkeit, weil die groben Hindernisse noch zu stark sind. Daher fangen einige mit Mantrameditation an.


    Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • nibbuti:


    Einige haben aber zu Anfang Probleme mit Atemachtsamkeit, weil die groben Hindernisse noch zu stark sind. Daher fangen einige mit Mantrameditation an.


    Also sind Mantras eher für den Anfang geeignet, und die Atembeobachtung eher für Fortgeschrittene..?

  • Rasmuss:

    Also sind Mantras eher für den Anfang geeignet, und die Atembeobachtung eher für Fortgeschrittene..?


    Ich würde eher sagen, je nach Charakter & Stärke der geistigen Blockaden.


    Atemachtsamkeit ist nicht nur stumpfe Beobachtung des Atems, sondern auch Beobachtung von aufsteigenden Dingen im Körper & Geist (einschließlich Worten), in Einklang mit dem natürlichen Atem.


    Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Meiner Meinung ist das vorwiegend abhängig von der Tradition der du folgst. Im Theravada ist sicher eher das Schwergewicht auf Atembeobachtung, im Vajrayana eher auf Mantra, im Amida- und Shinbuddhismus auf Namensrezitation (Aber sie würden das nicht unbedingt als Meditation bezeichnen), im Zen auf dem Sitzen und Körperhaltung, im Grundismus auf Sitzen und Nichts tun.


    Ich denk, die Ziele sind auch andere: Atembeobachtung arbeitet stärker über Achtsamkeit, Mantra über die Einswerdung mit den verschiedenen Buddhaformen. Und ich glaube auch, sie arbeiten mit anderen Zonen im Gehirn.
    Aber beides sind Techniken, die den Geist beschäftigt halten, letztlich sind sie manipulative Techniken.

  • Jinen:

    Aber beides sind Techniken, die den Geist beschäftigt halten, letztlich sind sie manipulative Techniken.


    Tatsächlich soll es ja solche geben, die das einfache beobachten des Atmens
    schon als "manipulative Technik". zu bezeichnen pflegen.
    Und wenn das schon so ist, dann möchte ich noch einen Schritt weiter
    gehen und verraten das nicht die Beobachtung des Atmens manipulativ ist,
    sondern, das ganz normale Leben, die Arbeit, wie die Freizeit alles manipulativ,
    und gegen die Beobachtung des Atems nicht gezählt werden kann. Man könnte
    sogar soweit gehen und sagen die einfache Beobachtung des Atems ist die einzige
    manipulations freie Zeit.
    Noch besser als nur die Beobachtung des Atems ist die Beobachtung die sich
    des ganzen Körpers und den damit verbundenen Erscheinungen widmet. Die
    Art der Meditation nennt der Buddha kāyagatāsati. Diese Meditation, des mit
    Abstand Beobachtens (kāyagatāsati), ist für die völlige Erlöschung des Leidens
    unerläßlich wie der Buddha lehrte. Sie konfrontiert auch den Geist mit den
    Dingen, so wie sie sind, ohne sie durch die Brille des manipulierten Geistes zu sehen.
    Somit führt sie zum aufdecken jeglicher Manipulation und Illusion bzw. Verblendung.

  • Jinen:


    Aber beides sind Techniken, die den Geist beschäftigt halten, letztlich sind sie manipulative Techniken.


    Warum ist die reine Atem-Beobachtung "manipulativ"?


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Rasmuss:

    Kann man die Arten der Meditation wechseln, oder sollte man sich auf eine Form- Art festlegen..?Ich habe bisher immer die Mantrarezitation bevorzugt, heute aber meinen Atem beobachtet. Das kam mir viel efektiver vor, als ob mich ein Mantra nur abgelenkt hat- woran liegt das..?Den Atem zu beobachten, kam mir viel stärker, energetischer vor.


    Hallo Rasmuss, bei der Mantrarezitation ist es wichtig die Bedeutung des Wortes "Mantra" zu verstehen.
    Lt. Wikipedia: "Das Sanskritwort mantram vereint die beiden Wortwurzeln manas (Geist) und tram (Schutz, schützen bzw. Instrument), so dass die wörtliche Bedeutung Geistesschutz bzw. Schutz des Geistes, aber auch Instrument des Geistes/Denken sein kann. Mantras als Mittel der Meditation, wie zum Beispiel im Vajrayana Buddhismus (Stichwort Mantrayana), dienen der Wortbedeutung nach folglich dazu, den Geist respektive das Denken zu schützen - und zwar vor schädlichen Vorstellungen und Konzepten. Die Idealvorstellung ist also, dass während das Mantra rezitiert wird, sich der Geist an die positiven Inhalte der Worte des Mantras bindet und somit nicht mit anderen, d. h. negativen Gedanken beschäftigen kann."


    Wenn Du merkst, dass bei der Atembetrachtung Gedanken aufkommen, die Dich vom Meditationsobjekt Atem ablenken, kann es durchaus sinnvoll sein, Mantren zu rezitieren. Wenn Du eine gewisse Zeit das Mantra rezitierst hast, kannst Du wieder zum Atem zurückkehren u.s.w.

  • Matthias65:

    Wenn Du merkst, dass bei der Atembetrachtung Gedanken aufkommen, die Dich vom Meditationsobjekt Atem ablenken, kann es durchaus sinnvoll sein, Mantren zu rezitieren. Wenn Du eine gewisse Zeit das Mantra rezitierst hast, kannst Du wieder zum Atem zurückkehren u.s.w.


    Der Buddha hat das allerdings nicht gelehrt und das sicher mit Grund. Solche "Mantras"
    gibt es in der Lehre des Buddha nicht. Trotzdem kann man Gedanken zum Schutz (wenn
    man denn keinen anderen Ausweg sieht) benutzen. Aber es sind dann alles sinnvolle
    und heilsame Gedanken oder kurze Zusammenfassungen positiver Lehrinhalte die
    man sich gemerkt hat. Infrage kommt jegliche heilsame Vorstellung die der Geist
    früher schon einmal hatte und sich dabei beruhigt hat. Ungeeignet sind das Murmeln
    sinnloser Silben oder unverständliches Gemurmel. Das bietet keinen wirklichen Schutz
    und erinnert eher daran den Bock zum Gärtner gemacht zu haben. Man kann dem Geist
    nichts gutes tun indem man ihn sinnloses Zeug denken läßt. Auch wenn man sich das einbilden sollte.

  • accinca:

    Man kann dem Geistnichts gutes tun indem man ihn sinnloses Zeug denken läßt. Auch wenn man sich das einbilden sollte.


    Siehe hier:


    Matthias65:

    Die Idealvorstellung ist also, dass während das Mantra rezitiert wird, sich der Geist an die positiven Inhalte der Worte des Mantras bindet und somit nicht mit anderen, d. h. negativen Gedanken beschäftigen kann

  • Matthias65:

    Die Idealvorstellung ist also, dass während das Mantra rezitiert wird, sich der Geist an die positiven Inhalte der Worte des Mantras bindet und somit nicht mit anderen, d. h. negativen Gedanken beschäftigen kann

    [/quote]
    Das (re-)zitieren aus dem Dhamma ist immer gut - hatte ich in anderer Formulierung ja gesagt.
    Sind ja auch keine sinnlosen Sprüche.


  • Ich perönlich benutze auch keine Mantras. Und der Buddha hat nicht das Wort Mantra benutzt.
    Aber Matthias beschreibung ist sicherlich eine Art und eise das folgende umzusetzen.


    Zitat

    6. Sammappadhāna Sutta


    (6) Die 4 rechten Kämpfe. Da weckt, Ihr Mönche, ein Mönch den Willen, unaufgestiegene böse unheilsame Dinge nicht aufsteigen zu lassen, aufgestiegene böse unheilsame Dinge zu überwinden, nicht aufgestiegene heilsame Dinge aufsteigen zu lassen, aufgestiegene heilsame Dinge zu festigen, nicht zu lockern, sie weiterentwickeln, erschließen, entfalten, erfüllen zu lassen: er müht sich darum, mutig bestrebt, rüstet das Herz, macht es kampfbereit.
    http://www.palikanon.com/samyutta/sam43.html

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Onda:
    Jinen:


    Aber beides sind Techniken, die den Geist beschäftigt halten, letztlich sind sie manipulative Techniken.


    Warum ist die reine Atem-Beobachtung "manipulativ"?


    Onda


    Es ist eine künstliche Technik. Es ist der Versuch, den Geist am Atem anzubinden. Sitze einmal einfach nur so und tue nichts und du wirst den Unterschied sehn und spüren.


    _()_

  • Jinen:


    Es [die Atembeobachtung] ist eine künstliche Technik. Es ist der Versuch, den Geist am Atem anzubinden. Sitze einmal einfach nur so und tue nichts und du wirst den Unterschied sehn und spüren.


    Mir leuchtet nicht auf Anhieb ein, weshalb das einfache (und vorsätzliche) Nichtstun weniger künstlich sein sein soll als die Atembeobachtung. Die Ausrichtung des Geistes auf ein Objekt ist ein natürlicher Vorgang im menschlichen Geist. Der Atem ist ein in vielerlei Hinsicht dankbares in in vielen Schulen geschätztes Meditationsobjekt. Fokusierung ist nicht "künstlich".


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Jinen:
    Zitat

    Warum ist die reine Atem-Beobachtung "manipulativ"?


    Es ist eine künstliche Technik. Es ist der Versuch, den Geist am Atem anzubinden. Sitze einmal einfach nur so und tue nichts und du wirst den Unterschied sehn und spüren._()_


    Es ist sicher viel manipulativer zu behaupten reine Atembeobachtung sei manipulativ.
    Eher ist Kaffee trinken und Klavierspielen manipulativ als Atembeobachtung.

  • Rasmuss:

    Kann man die Arten der Meditation wechseln, oder sollte man sich auf eine Form- Art festlegen..?


    Man legt sich auf die Meditation fest, welche einem am besten liegt. Dazu muss man natürlich herumprobieren.
    Wenn man dann seine Vorliebe gefunden hat, hört man mit dem Herumprobieren auf - aber nur um eine Tiefe in dieser Meditationsart zu erzielen.
    Weiterhin sollte es niemals verboten sein, über den Tellerrand zu schauen. Wer davon abrät, hat sich in meinen Augen schon disqualifiziert.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:
    Rasmuss:

    Kann man die Arten der Meditation wechseln, oder sollte man sich auf eine Form- Art festlegen..?


    Man legt sich auf die Meditation fest, welche einem am besten liegt. Dazu muss man natürlich herumprobieren.
    Wenn man dann seine Vorliebe gefunden hat, hört man mit dem Herumprobieren auf - aber nur um eine Tiefe in dieser Meditationsart zu erzielen.
    Weiterhin sollte es niemals verboten sein, über den Tellerrand zu schauen. Wer davon abrät, hat sich in meinen Augen schon disqualifiziert.



    Hallo LL, wenn ich Rasmuss richtig verstanden habe ging es ihm darum zu hinterfragen ob man während der Meditation wechseln kann zwischen Mantren und Atembetrachtung (daher auch die Überschrift des Threads), nicht darum ob man während einer Meditation die Art der Meditation komplett ändert.
    Sie hierzu auch meine Antwort.

  • Aha?
    Während der Meditation zu wechseln halte ich für recht absurd, es sei denn man macht die "Ich lass den Geist machen und greife nicht ein"-Meditation. Die gibt es auch.
    Aus der Überschrift und dem Eingangsposting lese ich "Atem- gegen (vs= versus) Mantrameditation", also = "Was ist besser?"
    Das war nicht gemeint?

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Wobei – glaube ich – der Begriff "vs" = "versus" auch im Sinne eines rein auflistenden, also nicht zwingend gegeneinander bewertenden "im Vergleich zu" gebraucht werden kann.


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Mir ging es um die Frage, ob man Mantrarezitation und Atembeobachtung im Wechsel praktizieren kann. Natürlich nicht Wechsel während einer Session.. :D
    Besser oder schlechter ist sicher keines von beidem- so wie ich das hier, aus den Posts auch entnehmen kann. Bei mir habe ich so das Gefühl, dass ich bei der AB gelandet bin..

  • Beim Lodjong wird Atembeobachtung ( Shine ) und gleich im Anschluss Chenresig ( mit Mantra-Rezitation ) in derselben Sitzung praktiziert.


    Du kannst also wechseln wann immer dir danach ist.

  • Syia:

    Beim Lodjong wird Atembeobachtung ( Shine ) und gleich im Anschluss Chenresig ( mit Mantra-Rezitation ) in derselben Sitzung praktiziert.


    Du kannst also wechseln wann immer dir danach ist.


    Auch das wird mal probiert..! 8)