Warum gerade das "Nembutsu"?

  • Guten Abend!


    Ist das Nembutsu "lediglich" eine willkürliche Wortwahl zur spirituellen Praxis, also könnte man auch andere Worte benutzen um shin-buddhistisch zu "praktizieren"?


    Oder steckt in diesen Worten eine esoterisch anmutende Kraft, die den Buddha Amida anzusprechen vermag?


    LG

  • Jan:

    Guten Abend!
    Ist das Nembutsu "lediglich" eine willkürliche Wortwahl zur spirituellen Praxis, also könnte man auch andere Worte benutzen um shin-buddhistisch zu "praktizieren"?
    Oder steckt in diesen Worten eine esoterisch anmutende Kraft, die den Buddha Amida anzusprechen vermag?


    Na wenn Du "shin-buddhistisch praktizieren" möchtest, warum solltest Du dann was anderes nehmen?
    Im koreanischen Zen werden auch noch andere Boddha/Bodhisattva-Namen rezitiert (Shakyamuni, Avalokiteshvara). Und es hat da keinerlei unterschiedliche Bedeutung, es sei denn, Du legst sie da selber rein


    _()_

  • Namaste!


    Zur "esoterischen Kraft", welche hinter den Silben A-MI-TA (oder auch A-MI-DA - ist nur ne Sache der Aussprache) stecken soll, findest Du hier was.


    Das ist nun allerdings das Traktat eines Shingon-Meisters, genauer gesagt des Begründers der Shingi-Shingon Shû (Neue Shingon Schule). Es hat also nix mit Shin-Buddhismus (im Sinne von "Buddhismus der Jôdo Shinshû) zu tun!


    Ich denke mit dem Umstand, dass hinter den Silben "mystische Kräfte" stecken sollen/können, haben Shin-Buddhisten eher weniger am Hut.



    Ansonsten muss ich bel beipflichten:
    Eine Shin-Buddhistische Praxis beinhaltet das Nembutsu bezogen auf Amida-Buddha.


    Wenn Du da einen anderen Buddha/Bodhisattva oder sonstwas anrufen willst, dann ist das kein Shin-Buddhismus.
    Und wenn Du erhoffst, durch das originäre Nembutsu sonstwas zu erreichen - dann ist das auch kein Shin-Buddhismus ;)
    Dann bist Du allenfalls beim Jôdo-Buddhismus - ohne "Shin" :grinsen:


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Ja, soweit ist es klar, dass das Nembutsu shinbuddhistisch-typisch ist :roll:


    Aber wird beispielsweise in einem Sutra gesagt, dass das Nembutsu eine "magische" Formel ist? Sind es die Worte, die die Wirkung haben, oder die Herzenshaltung des Sprechenden?


    Ich komm von dem esoterischen Eindruck, dass das Nembutsu quasi wie der Koran unumstößlich ist. Also eine fundamentalistische Nembutsu-Dogmatik :D


    Um es mal überspitzt zu fragen, kann man das "Nembutsu" auch auf deutsch sagen und mit der richtigen Herzenhaltung gleiche Resultate erzielen?


    Warum geht es immer um dieses "Nembutsu"?


    LG

  • Namaste!


    Da ist dann die Frage, was Du willst?


    Als Shin-Buddhist im engeren Sinne, also Anhänger der Jôdo Shinshû (besteht aus zwei Hauptströmungen und mehreren kleineren Unterströmungen, deren Unterschiede aber gering sind) wirst Du wohl das Nenbutsu in den dort gängigen Formen "Namu-Amida-Bu(tsu)" oder "Namandabu" nutzen müssen; zumindest während der Andachten.


    Als unabhängiger Shin-Buddhist [sich auf Shinran Shonin beziehend] oder einfach als Amida-Buddhist steht es Dir natürlich frei, zu machen was Du willst. Für Shinran Shonin war sowieso das Vertrauen und die innere Haltung wichtiger wie häufiges oder andauerndes rezitierens des Nembutsu.


    Zur mystischen Bedeutung aus Sicht der Shingi Shingon Shû hatte ich ja schon den LInk gepostet. Ob ich Kakuban nun als Amida-Buddhisten bezeichnen würde? Ja und Nein. Für ihn bestand nicht wirklich ein Unterschied zwischen den Buddhas.


    Ich würde auch bedenken, dass das Nembutsu immer auch eine Wandlung erfuhr [vgl. hier].
    Ob man jetzt deshalb gleich beim "Zufluchnahme zu Amitabha Buddha oder
    beim Lobpreis Amitabha Buddha landet? Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.


    Die Frage ist, wie gesagt, was Du willst.


    Die Sutren des Reinen Landes wurden in Sanskrit verfasst. Was spricht dagegen, auch die Anrufung einfach mit zu übersetzen? Was spricht dafür die Anrufung in Sanskrit zu lassen, sie dann aber nachher landestypisch zu lesen?
    Keine Ahnung!


    Der Koran in meinem Schrank ist übrigens in deutsch ;)


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Da können wir ja vom Koran ausgehen. ;)
    Im Islam sagt man, daß der Koran nur die arabische Ausgabe ist, alles andere sind Interpretationen.


    Ähnlich sehe ich das auch beim Nembutsu. Jede Übersetzung wäre eine Interpretation, die auch nur einen Teil des Sinns erfasst.
    Und das müsste man auch alle anderen Wörter übersetzen, Amida (also Amitayus und Amitabha) und Buddha.
    Und gerade Namu ist in der bedeutung sehr vielfältig. Gerade im Shin wird oft darauf hingewiesen, daß es für mich als fallendes und verfallenes Wesen steht.
    In der Übersetzung eines Zen (Seon)-Text wird es mit Einswerden: Buddha der unendlichen Zeit, des unendlichen Raumes übersetzt. Aber auch da bleibt Buddha noch unübersetzt.
    Ich glaube, es geht bei Übersetzungen des nembutsu mehr verloren, als was man gewinnt. Aber sie sind gut, das man sich Teilaspekte bewusst macht.


    Ich finde auch den Schritt von einem Polybuddhismus zu einem Monobuddhismus, also weg von vielen Buddhas, hin zu Buddha als Prinzip, nicht als Wesen. Das ist ja, was Shinran immer wieder betonte, das Amida kein Wesen ist.
    Darauf, das es im Shin nichts zu erreichen gibt, hat ja Benkei schon hingewiesen. Du praktizierst ja eben nicht, und erreichst dadurch was. Du erkennst, das du durch Eigenbemühen nichts erreichst, und gibst dich der anderen Kraft hin (was auch kein hingeben durch dich ist, eher ein geschehen). Also eher ein Sein als ein Tun. Daher werden auch gerade eher passive Ansätze (Hören, natürliches, spontanes Handeln) im Shin hochgeschätzt. Sie spielen eine viel größere Rolle als eine Ethik, die aus Normen besteht. Hier ist sie vielleicht an manchen Stellen den ursprünglichen Daoismus näher als manchem Buddhismus (Wo übrigens ja auch das Wort Buddha nicht übersetzt wird).


    Ansonsten muss man bei Amida immer sagen, auf welche Schule man sich bezieht. Im Shingon und Vajrayana ist Amida und seine Äquivalente sicher eine esoterisch anmutende Kraft, wie es auch andere gibt. Die Sichtweise des zen ist sicher noch einmal anders (Siehe http://homepage.univie.ac.at/k…Meister%20Chung%20Hwa.pdf z.B.). Im vor-Shinran-Amida-Buddhismus ist Amida noch eine Person und sein reines Land ein Ort. Bei Shinran dann nicht mehr. Da lohnt es sich zu unterscheiden. Da ist die Shin-Sicht zum Teil eben anders als die der anderen Schulen.

  • Jinen:

    Da können wir ja vom Koran ausgehen. ;)
    Im Islam sagt man, daß der Koran nur die arabische Ausgabe ist, alles andere sind Interpretationen.


    Ähnlich sehe ich das auch beim Nembutsu. Jede Übersetzung wäre eine Interpretation, die auch nur einen Teil des Sinns erfasst.


    Der Koran wurde (nach den Muslimen) von einem Götterboten gebracht und gilt als fundamental wahrhaftig und unumstößlich. Das Nembutsu ist aber doch eher eine von Menschen gemachte Formulierung zur Ausdruckshilfe des Vertrauens und der Hingabe zu Amida? Und sofern diese Herzensangelegenheit vollkommen zum Ausdruck kommt, könnte man doch auch "Kloschüssel" sagen. Sind doch alles nur Worte. Worte befreien einen nicht. Innere Prozesse schon.


    Liege ich falsch?

  • Jan:

    Und sofern diese Herzensangelegenheit vollkommen zum Ausdruck kommt, könnte man doch auch "Kloschüssel" sagen. Sind doch alles nur Worte. Worte befreien einen nicht. Innere Prozesse schon.


    Liege ich falsch?


    Nein. Wenn ich sage "Kloschüssel" dann wirkt das nicht befreiend wenn da keine ist wenn ich eine brauche. Warum? Weils nur ein Wort ist. 8)
    Ja. Denn wenn da eine ist dann ist noch nicht der innere Befreiungsprozess damit automatisch angestoßen, wenn nicht der Wille da ist, sich draufzusetzen und loszulegen 8)

  • Jan:

    Das Nembutsu ist aber doch eher eine von Menschen gemachte Formulierung zur Ausdruckshilfe des Vertrauens und der Hingabe zu Amida? Und sofern diese Herzensangelegenheit vollkommen zum Ausdruck kommt, könnte man doch auch "Kloschüssel" sagen. Sind doch alles nur Worte. Worte befreien einen nicht.


    Ich maße mir nicht an, für Jinen oder andere Anhänger dieser Tradition zu sprechen, aber es macht irgendwie schon einen Unterschied (auch für die inneren Prozesse), ob ich sage 'Ich liebe dich' oder 'Hey, geil, Alte!'...

  • Namaste!

    Jan:
    Jinen:

    Im Islam sagt man, daß der Koran nur die arabische Ausgabe ist, alles andere sind Interpretationen.
    Ähnlich sehe ich das auch beim Nembutsu. Jede Übersetzung wäre eine Interpretation, die auch nur einen Teil des Sinns erfasst.


    Der Koran wurde (nach den Muslimen) von einem Götterboten gebracht und gilt als fundamental wahrhaftig und unumstößlich. Das Nembutsu ist aber doch eher eine von Menschen gemachte Formulierung zur Ausdruckshilfe des Vertrauens und der Hingabe zu Amida? Und sofern diese Herzensangelegenheit vollkommen zum Ausdruck kommt, könnte man doch auch "Kloschüssel" sagen. Sind doch alles nur Worte. Worte befreien einen nicht. Innere Prozesse schon.


    Liege ich falsch?


    Ich würde schon sagen, dass Du falsch liegst.


    Dein Beitrag impliziert, dass Du den Glauben der Muslime, der Koran sei "von einem Götterboten gebracht" und fundamental wahrhaftig und unumstößlich, akzeptierst.
    Wenn man nun diese muslimische Sichtweise akzeptiert, dann muss man für den direkten Vergleich auch akzeptieren, dass nach Jôdo-buddhistischer Anschauung das Nenbutsu von Shakyamuni Buddha und seinen Nachfolgern als heilsbringende Anrufungsform Amitabhas offenbart wurde. Shakyamuni Buddha's Aussage sollte man für diesem Vergleich wohl ebensoviel Wahrhaftigkeit und Unumstößlichkeit zugestehen, wie der Offenbarung des Erzengels Gabriels.


    Damit würde ich dann zu dem Schluß kommen, dass der in arabisch übermittelte Koran durchaus vergleichbar ist mit dem Nenbutsu.
    Das "ursprüngliche" Nenbutsu wahr wohl "namo amitābhāya" aus dem Sanskrit. Dieses wurde in China, Korea, Japan und Vietnam übernommen, allerdings hat sich die Aussprache aufgrund der verschiedenen vorherrschenden Schriften und der damit einhergehenden notwendigen Transskription den jeweiligen Gegebenheiten dieser Länder angepasst.


    Der Koran wird jeweils in Arabisch übermittelt, gelesen und rezitiert. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Türke den arabischen Koran anders liest und betont, wie ein Araber oder vielleicht ein Malaie oder Somali. [Vielleicht habe ich aber auch unrecht, und der Koran gehört auf eine ganz einzigartige Weise gelesen?! Who knows?]


    Vom aufgeklärten Standpunkt aus muss man natürlich sagen, dass weder die Übermittlung durch Gabriel noch die Belehrung Shakyamunis historisch auch nur ansatzweise haltbar sind.


    Für die Hingeburt ist das aber absolut unerheblich :!:


    Wenn ich mich [Achtung!: hier absolut subjektiv und ohne irgendeinen Absolutheitsanspruch!] mit den Schriften, Briefe, Aussprüche, etc. von Hônen Shonin, Shinran Shonin oder Ippen Shonin befasse, dann gelange ich zu der Überzeugung, dass das Nenbutsu bei ihnen "etwas essentielles" bewirkt hat - dass diese Meister das, was im traditionellen Sinne als "die Hingeburt" bezeichnet wird, auch tatsächlich "erlangt" haben. Deshalb macht das Nenbutsu für mich Sinn.


    Ich kenne niemanden bzw. niemandes Schrift, der ähnliches mit "Kloschüssel" bewirkt hat.


    Tibetische Meister benutzen wohl ein Amitabha-Mantra für ihre Phowa-Praxis.
    Im esoterischen japanischen Buddhismus der Shingon Shû und der Tendai Shû gibt es auch verschiedene Amida-Mantras und ggf. damit verbundene Mudras [Gesten]. Das ist aber immer das Bestreben, aus eigener Kraft die Hingeburt zu erlangen, bzw. die "Buddhaschaft in diesem gegenwärtigen Leben zu verwirlichen"; Amida ist hier nur "Werkzeug" oder "Mitwirker".
    Beim Nenbutsu Hônens und seiner Nachfolger wirkt nun aber Amida durch das Nenbutsu.


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Namaste!


    An dieser Stelle dann noch ein Link zu dem You-Tube-Video "Our Saint Hônen;


    Zum einen, weil es als Antwort auf die Ausgangsfrage taugt,


    und zum anderen, weil es sonst erstmal nirgends hinpasst.


    (Leider "nur" auf Englisch).


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Namaste!


    Ich hatte heute ein Buch über die Briefe Rennyos weitergelesen, wo ich seit Wochen jeden Sonntag ein bis drei Briefe lese.
    Das Gelesene möchte ich hier zusammen mit einigen anderen Überlegungen nutzen, um wieder zur Eingangs- bzw. Überschriftsfrage, "Warum gerade das Nembutsu?" zurückzukehren.


    Rennyo Shonin (*25.02.1415 bis +25.03.1499), ein direkter Nachkomme von Shinran Shonin, und der Achte Monshu nach diesem [Erzabt und Oberhaupt der Jôdo Shinshû] erläutert in einem Brief an seine Gemeinde aus dem Jahr 1498:
    Das Wichtigste am Unerschütterlichen Geist unserer Tradition ist es, dass ungeachtet der Schwere unserer eigenen üblen Hindernisse, kein Zweifel, gleich welcher Art daran besteht, das Amida alle fühlenden Wesen retten wird, welche einfach damit aufhören, ihren Neigungen nach anderen allerlei Übungen nachzugehen, und welche stattdessen mit eins-gerichtetem Herzen Zuflucht zu Amida Tathagata nehmen, und sich ihm tief anvertrauen um von ihm gerettet zu werden, für die wichtigste Sache, die Erlangung der Hingeburt. Diejenigen, die uneingeschränkt in dieser Weise verstehen, werden in der Tat im Reinen Land geboren werden, 100 von 100.


    Und Shinran zitierte in gleicher Weise bereits vorher in seinem Kyôgyôshinshô hierzu Meister Shan-tao, welchen auch Hônen Shonin als höchste Authorität in Bezug auf die Amitabha-Verehrung ansah:
    Von Menschen die fortgesetzt, Äußerung auf Äußerung, Amida’s Namens wiederholen bis ans Ende ihres Lebens, werden 10 von 10 [hin-]geboren; wenn es 100 sind, dann werden 100 [hin-]geboren. Dies begründet sich darauf, dass es keine hinderlichen Bedingungen [für die Hingeburt] gibt. Es kommt daher, dass sie den Rechten Geist realisiert haben; sie sind in Übereinstimmung mit des Buddha’s Hauptgelübde; weil sie nicht von den Lehren [der Drei Sutren des Reinen Landes] abweichen; weil sie den Worten des Buddhas [in diesen Sutren] folgen.


    [von mir übersetzt aus „Rennyo – The second Founder of Shin Buddhism“ von Minor L. Rogers und Ann T. Rogers, Brief IV-12; Klammerzusätze von mir zum besseren Verständnis]


    Bereits seit den Tagen Hônen Shonins besteht in der Jôdo Shinshû, der Jôdo Shû, und der Ji Shû (also jener drei größten japanisch-buddhistischen Schulen welche sich auf die Verehrung Amitabhas spezialisiert haben) die Auslegung von Shan-taos Worten, dass aufgrund des Hauptgelübdes (des 18. von Amitabhas 48 Gelübden) jene die Hingeburt erlangen, die vertrauensvoll zu Amitabhas rettender Kraft Zuflucht nehmen und seinen Namen anrufen. So erklärt Hônen beispielsweise in seinem „Ein-Seiten-Dokument“ [Ichimaikishômon]:
    Wer im Reinen Land wiedergeboren werden will, spreche einfach „Namu Amida Butsu“ und glaube ohne jeden Zweifel an diese Wiedergeburt. Weiter ist nichts erforderlich.



    Auch in China griffen große buddhistische Meister später Shan-taos Erkenntnisse auf, so etwa der Zen-Meister Yongming (*904 bis +975), der eine Kombination aus Zen und Nenbutsu aus den folgenden Gründen empfahl:
    "Mit Zen aber ohne dem Weg des Reinen Landes, werden neun von zehn Menschen auf Abwegen geraten. Wenn der Tod plötzlich kommt, müssen sie ihm augenblicklich folgen.
    Mit dem Weg des Reinen Landes aber ohne Zen, werden zehntausend von zehntausend die Hingeburt [ins Reine Land] erlangen. Wenn jemand [dann, im Reinen Land] Amida von Angesicht zu Angesicht schauen kann, warum sollte er sich darum Sorgen machen nicht die Erleuchtung zu erlangen?
    Mit beidem, Zen und dem Weg des Reinen Landes, ist es wie mit einem Tiger dem Hörner gewachsen sind. Man wird ein Lehrer der Menschen in diesem Leben sein, und ein buddhistischer Patriarch im nächsten.
    "

    Später in der Ming-Ära war diese Auffassung bereits fester Bestandteil des chinesischen Buddhismus. So empfahl der Zen-Meister Han-shan Te-ching (*1546 bis +1623) mit Bezugnahme auf die Rezitation von Buddha Amitabhas Namen [Nenbutsu]:
    Obwohl es zahllose Kôans gibt, kannst du schon allein durch das Wato „Wer rezitiert den Namen Buddhas?“ ganz einfach Kraft inmitten irritierender Situationen gewinnen.


    Eine Generation später brachte der Zen-Meister Yin-Yüan Lung Ch’i (*1592 bis +1673, jap. Ingen Ryûki) diese Lehren nach Japan, wo sie nicht nur in der Ôbaku Shû fortgeführt wurden, sondern auch andere buddhistische Schulen bis in die heutige Zeit inspirierten.


    Innerhalb des chinesischen Buddhismus gehören diese Lehren bis heute zum Kernbereich; eine Trennung zwischen Chan [Zen] und Nienfô [Nenbutsu] ist dort kaum ein Thema.


    Aber obwohl es so verhält, zweifelte wohl keiner der vorgenannten Lehrer daran, dass man allein durch die vertrauensvolle Hinwendung zu Amitabhas rettender Kraft und die Anrufung seines Namens die Hingeburt ins Reine Land verwirklicht.



    Soweit meine Antwort auf die Eingangsfrage unter Berücksichtigung der Ausführungen der Alten Meister.


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin