Ins Reine Land wiedergeboren werden

  • Hallo,


    mir ist gerade was aufgefallen: Wie kann man ins Reine Land wiedergeboren werden, wenn es im Buddhismus die Vorstellung einer Seele garnicht gibt ?


    Mit freundlichen Grüßen

  • Herzlichen Glückwunsch!


    Das ist dir ein ganz dicker Fisch ins Netz gegangen. Das ist ja wirklich noch niemanden aufgefallen. Weder in den 1000 - 1500 Jahren Reiner-Land-Lehre, noch hier in diesem Forum.
    Krass!

  • Ach komm! So eine Entdeckung darf doch wohl mal einen Ausruf des Erstaunens wert sein!


    Wie soll es denn da jetzt weitergehen? Willst du das allen Amida-Buddhisten mitteilen? Oder vielleicht besser für dich behalten? Die Folgen dieser Entdeckung sind ja gar nicht abzusehen.

  • Naja auch ohne Seele glauben "Buddhisten" an Wiedergeburt. Und wenn man schon wiedergeboren werden muss, dann halt an einem Ort der ideale Bedinnnungen hat zu erlöschen und das soll wohl das Reine Land sein.

  • "Seele" suggeriert in unserem westlichen Verständnis sowas wie einen "ewigen Kern" der Persönlichkeit. In dem Sinne wird im Buddhismus der Begriff "Seele" abgelehnt, da er der Prämisse des Nicht-Selbst (anatta) widerspricht.


    Aber auch ohne einen solchen Kern existiert auf relativer Ebene ein Zusammenhalt des Selbst, der v.a. auf Gewohnheiten basiert. Diese Gewohnheiten wirken wie ein "Strom von Bewusstsein" der sich fortsetzt, auch wenn er sich von einem materiellen Körper löst.


    Hat man im Leben die Gewohnheit aufgebaut, das Bewusstsein bei Verlust des Körpers mit Amithaba zu verbinden, durch die Praxis des Amithaba-Buddhismus, die Wünsche (und/oder Erfahrung mit der Reines Land Phowa-Praxis) dann soll das diesen "Strom" auch in das Reine Land von Amithaba ziehen oder führen.


    Spätestens mit der Erleuchtung löst sich dann die letzte Illusion eines getrennten "Ich" auf. Man kann also offenbar über die Erkenntnis der Leerheit des Selbst zur Erleuchtung gelangen, oder durch die Erleuchtung zur Erfahrung der Leerheit des Selbst.

  • Cravin:

    Wie kann man ins Reine Land wiedergeboren werden, wenn es im Buddhismus die Vorstellung einer Seele garnicht gibt ?


    Natürlich gibt es eine Seele. Man nennt das im Buddhismus nur anders. Bewusstseinskontinuum.


    Da ich meine früheren Leben kenne, kann ich vielleicht etwas zur Erhellung der Diskussion beitragen. In jedem Leben starb mein Körper. Mein Bewusstsein wanderte weiter zu einem neuen Körper. Dabei war ich jeweils ein neues Ich. In jedem Leben entwickelte ich mehr Weisheit. Bis ich letztlich das Ziel der Erleuchtung begriff.


    Ein Erleuchteter lebt in der Einheit. Er identifiziert sich mit allem und nicht nur mit sich selbst. Gleichzeitig existiert er aber noch als eigenständiges Bewusstsein, das handeln kann. Er kann deshalb auch wiedergeboren werden, wie es bei den tibetischen Meistern (Tulkus) ja üblich ist.


    Ein Erleuchteter kann sein Bewusstsein immer weiter entwickeln. Er kann von Leben zu Leben größere spirituelle Fähigkeiten erlangen und sein Bewusstsein immer weiter verfeinern. Das ist der Weg des Bodhisattvas. Im tibetischen Buddhismus gibt es zehn Bodhisattva-Stufen.


    Man kann sich auf der Erde oder im Jenseits spirituelle weiter entwickeln. Insofern ist es gut, nach dem Tod in Paradies von Amitabha aufzusteigen. Das ist ein Ort großen Glücks und gleichzeitig der spirituellen Entwicklung.


    Wo ist das Ende der Entwicklung? Das vermögen wir nicht wirklich zu begreifen. Das ist letztlich Spekulation. Ein Erleuchteter kann so weit ins Einheitsbewusstsein wachsen, dass er alle Anhaftungen auflöst und seine Handlungsimpulse verliert. Ich habe das einmal in der Meditation erfahren. Ich war einfach nur da in vollständigem Glück und Frieden. Aber es gab mich noch als eigenständiges Bewusstsein, allerdings ohne Ego.


    Ich hätte jetzt ewig in diesem Zustand bleiben können. Das wäre ein ewiges Leben im Parinirwana. Aber ich hatte dann den Impuls wieder auf die Erde zurückzukehren. Als Bodhisattva wünscht man das Glück aller Wesen. Insofern gibt es noch viel zu tun auf der Erde.

  • Cravin:

    Hallo,


    mir ist gerade was aufgefallen: Wie kann man ins Reine Land wiedergeboren werden, wenn es im Buddhismus die Vorstellung einer Seele garnicht gibt ?


    Als ich das erste Mal über Buddha Amitabha las war ich erstaunt über die Parallelen zu Jesus. Beide Richtungen haben ein ähnliches Bild von einem Erlöser, der ihnen beisteht und sich zu sich holt in den Himmel oder ins Reine Land. Das scheint ein menschliches Wunschbild zu sein, so dass es eben konstruiert wird. Im Wikipedia steht, dass Amitabha-Buddhismus auf einfache Leute ausgerichtet gewesen sei, die früher viel arbeiten mussten. Samstags frei haben gab es früher nicht und sonntags frei haben oft auch nicht. Also war keine Zeit da um sich irgendwo die Lehre erklären zu lassen. Man hat halt genommen was da war und was im harten Alltag der Seele gut getan hat.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Nils:

    Natürlich gibt es eine Seele. Man nennt das im Buddhismus nur anders. Bewusstseinskontinuum.


    Im Gegensatz zum christlichen Begriff "Seele" verändert sich das Bewusstseinskontinuum permanent. Man spricht zwar von einem "Kontinuum", dieser Begriff bedeutet aber nicht, dass Bewusstsein inhärent und aus sich selbst heraus existieren würde.

  • Sherab Yönten:

    Im Gegensatz zum christlichen Begriff "Seele" verändert sich das Bewusstseinskontinuum permanent. Man spricht zwar von einem "Kontinuum", dieser Begriff bedeutet aber nicht, dass Bewusstsein inhärent und aus sich selbst heraus existieren würde.


    Das kann man so sehen. Der Buddhismus betont die ständige Veränderung der Seele. Ich sehe das Christentum als einen Weg zur Erleuchtung. Also verändert sich auch dort die Seele. Sie entwickelt sich zur Erleuchtung hin und verändert sich bei der Erleuchtung zum Einheitsbewusstsein (Nicht-Selbst, Anatman). Aus sich selbst heraus existiert die Seele auch im Christentum nicht. Alle Seelen kommen aus Gott (dem Nirvana) und gehen wieder zu Gott. Allerdings ist das Ganze aus meiner Sicht im Christentum nicht so gut durchdacht wie im Buddhismus. Es gibt da vielfältige Vorstellungen von einem dauerhaften Leben als Einzelseele im Paradies (Zeugen Jehovas) bis hin zur Auflösung in Gott (Meister Eckhart, Katholik).

  • Nils:
    Sherab Yönten:

    Im Gegensatz zum christlichen Begriff "Seele" verändert sich das Bewusstseinskontinuum permanent. Man spricht zwar von einem "Kontinuum", dieser Begriff bedeutet aber nicht, dass Bewusstsein inhärent und aus sich selbst heraus existieren würde.


    Das kann man so sehen. Der Buddhismus betont die ständige Veränderung der Seele. Ich sehe das Christentum als einen Weg zur Erleuchtung. Also verändert sich auch dort die Seele. Sie entwickelt sich zur Erleuchtung hin und verändert sich bei der Erleuchtung zum Einheitsbewusstsein (Nicht-Selbst, Anatman). Aus sich selbst heraus existiert die Seele auch im Christentum nicht. Alle Seelen kommen aus Gott (dem Nirvana) und gehen wieder zu Gott. Allerdings ist das Ganze aus meiner Sicht im Christentum nicht so gut durchdacht wie im Buddhismus. Es gibt da vielfältige Vorstellungen von einem dauerhaften Leben als Einzelseele im Paradies (Zeugen Jehovas) bis hin zur Auflösung in Gott (Meister Eckhart, Katholik).


    https://de.wikipedia.org/wiki/Seele


    Zitat

    Der Buddhismus vertritt die Anatta-Lehre. Anatta, ein Wort der Sprache Pali, bedeutet „Nicht-Atman“, das heißt „Nicht-Selbst“ oder „Nicht-Seele“. Buddhisten bestreiten die Existenz einer Seele oder eines Selbst im Sinne einer den Tod überdauernden einheitlichen und beständigen Realität. Aus buddhistischer Sicht ist das, was den Tod überdauert und den Kreislauf der Wiedergeburt in Gang hält, nichts als ein vergängliches Bündel von mentalen Faktoren, hinter dem kein Personenkern als eigenständige Substanz steckt. Dieser Komplex löst sich früher oder später in seine Bestandteile auf, indem er sich fortlaufend schrittweise umwandelt, wobei Teile ausscheiden und andere hinzukommen. Der metaphysische Begriff ātman (Seele) ist demnach leer, da ihm kein konstanter Inhalt entspricht

  • Sherab Yönten:
    Zitat

    Der Buddhismus vertritt die Anatta-Lehre. Anatta, ein Wort der Sprache Pali, bedeutet „Nicht-Atman“, das heißt „Nicht-Selbst“ oder „Nicht-Seele“. Buddhisten bestreiten die Existenz einer Seele oder eines Selbst im Sinne einer den Tod überdauernden einheitlichen und beständigen Realität. Aus buddhistischer Sicht ist das, was den Tod überdauert und den Kreislauf der Wiedergeburt in Gang hält, nichts als ein vergängliches Bündel von mentalen Faktoren, hinter dem kein Personenkern als eigenständige Substanz steckt. Dieser Komplex löst sich früher oder später in seine Bestandteile auf, indem er sich fortlaufend schrittweise umwandelt, wobei Teile ausscheiden und andere hinzukommen. Der metaphysische Begriff ātman (Seele) ist demnach leer, da ihm kein konstanter Inhalt entspricht


    Ja,ich weiß. Die spinnen, die Buddhisten. Ein Streit um Nichts. Richtig ist, dass die Psyche wandelbar ist. Ein Charakter (Persönlichkeitskern) kann sich ändern. Das wissen auch alle anderen Religionen. Ein Mensch kann sich zur Erleuchtung hin entwickeln und bekommt dadurch eine völlig neue Persönlichkeit.


    Wikipedia: Der Ausdruck Seele hat vielfältige Bedeutungen, je nach den unterschiedlichen mythischen, religiösen, philosophischen oder psychologischen Traditionen und Lehren, in denen er vorkommt. Im heutigen Sprachgebrauch ist oft die Gesamtheit aller Gefühlsregungen und geistigen Vorgänge beim Menschen gemeint. In diesem Sinne ist „Seele“ weitgehend mit dem Begriff Psyche (altgriechisch ψυχή, psychḗ) synonym.


    Falsch ist die Aussage "Dieser Komplex löst sich früher oder später in seine Bestandteile auf." Eine Seele verschwindet nicht so einfach. Eine Seele entwickelt sich immer weiter, bis hin zur Erleuchtung. Von Leben zu Leben gewinnt sie an Weisheit, hauptsächlich durch Leiderfahrungen. Aber auch durch die Erfahrung von Glück, Frieden und Liebe.

  • Nils:

    Eine Seele entwickelt sich immer weiter, bis hin zur Erleuchtung. Von Leben zu Leben gewinnt sie an Weisheit, hauptsächlich durch Leiderfahrungen. Aber auch durch die Erfahrung von Glück, Frieden und Liebe.


    Hoffen wir mal das Beste.
    Entscheidend ist ja nicht nur ob sich der Geist oder Seele sich
    entwickelt, sondern in welcher Richtung. Und diese Richtung fast
    aller Wesen führt auf lange lange Sicht immer Auf und AB, Auf und
    Ab - wie im richtigen Leben eben.

  • Nils:

    Ein Erleuchteter lebt in der Einheit. Er identifiziert sich mit allem und nicht nur mit sich selbst. Gleichzeitig existiert er aber noch als eigenständiges Bewusstsein, das handeln kann. Er kann deshalb auch wiedergeboren werden, wie es bei den tibetischen Meistern (Tulkus) ja üblich ist.


    Ein Erleuchteter kann sein Bewusstsein immer weiter entwickeln. Er kann von Leben zu Leben größere spirituelle Fähigkeiten erlangen und sein Bewusstsein immer weiter verfeinern. Das ist der Weg des Bodhisattvas. Im tibetischen Buddhismus gibt es zehn Bodhisattva-Stufen.


    Ja, so gibt es eben viel verschiedene Vorstellungen
    in der Welt - auch über "Erleuchtete".

  • nyalaana:

    Naja auch ohne Seele glauben "Buddhisten" an Wiedergeburt. Und wenn man schon wiedergeboren werden muss, dann halt an einem Ort der ideale Bedinnnungen hat zu erlöschen und das soll wohl das Reine Land sein.


    Das glauben die vielleicht aber darüber gibt es verschiedene Ansichten.
    Einige halten die Menschenwelt in der der Buddha
    zuletzt lebte für ideal weil hier Wohl und Wehe schnell
    wechseln können und daher die Aufmerksamkeit höher entwickelt sei.
    Bei den "Reinhausigen" hingegen soll es zwar bequem sein,
    aber wegen des äußerst geringen Leidensdrucks auch sehr lange dauern
    die völlige Befreiung zu erreichen. Die haben es nicht eilig.


    Diese beiden sollen allerdings nicht die einzigen Möglichkeiten sein
    gute Fortschritte zu machen.
    Nicht umsonst nannte sich der Buddha auch:
    "Meister für Götter und Menschen".
    Jeder dieser höheren Daseinsbereiche dieser sog. Götter entspricht
    dabei der unterschiedlichen Entwicklung der jeweiligen geistigen Verfassung.
    Er hatte also Nachfolger bei verschiedenen Götter die bei ihm Zuflucht
    fanden, wie auch bei Menschen gehabt. So jedenfalls nach seinen Lehrreden.
    -

  • Cravin:

    Wie kann man ins Reine Land wiedergeboren werden, wenn es im Buddhismus die Vorstellung einer Seele garnicht gibt ?


    Und wie
    konntest du im Unreinen Land
    geboren werden wenn es
    im Buddhismus die Vorstellung einer Seele
    gar nicht gibt besser: Wenn es die Seele nicht gibt
    Das was jetzt hier ist wird
    auch dann dort sein im
    Reinen Land
    Das was jetzt hier nicht ist wird
    auch dann dort nicht sein im
    Reinen Land


    Kongjiazhong

  • Cravin:

    Hallo,


    mir ist gerade was aufgefallen: Wie kann man ins Reine Land wiedergeboren werden, wenn es im Buddhismus die Vorstellung einer Seele garnicht gibt ?


    Mit freundlichen Grüßen


    Hmmmmhhh


    liebe Grüße Cravin,


    warum willst Du wieder geboren werden? Ins reine Land, ins Rheinland oder wohin auch immer?


    Solltest Du hier nicht eher Nicht-wieder-geboren-werden suchen?

  • Außerdem stimmt es ja nicht,das es im Buddhismus
    die Vorstellung einer Seele garnicht gibt. Der Buddha
    lehrte nur, das es keine ewig gleich bleibende Seele
    bzw. Selbst gibt. Das bedeutet also nicht, das es kein
    als "Selbst", oder wie auch immer, bezeichneten Dinge gibt
    welche immer wieder zu Geburt führen solange ihre Wurzeln
    nicht völlig aufgehoben sind.

    Zitat

    "Die Vernichtung lehrt der Herr Gotama."


    – "Allerdings, Brahmane, könnte man mich in einer Hinsicht mit Recht als einen Lehrer der Vernichtung bezeichnen; denn ich lehre die Vernichtung von Gier, Hass und Verblendung, lehre die Vernichtung der mannigfachen üblen, unheilsamen Dinge. In dieser Hinsicht könnte man freilich mit Recht sagen: 'Die Vernichtung lehrt der Asket Gotama'; doch nicht wie du es meinst."

    8. 1. 2. 1. Verañja suttaṃ