Unzusammenhängende Fragen von einem Unwissenden

  • Hallo zusammen.


    Ich habe mich ein wenig im Forum umgesehen, aber nicht so wirklich das gefunden, was ich wissen möchte. Falls es doch irgendwo steht, hab ich nicht gut genug geschaut. Da bin ich auch für einen Link dankbar.


    Ich will vielleicht kurz erklären, was mich umtreibt. Ich denke, es geht mir im Wesentlichen um einen Leitfaden, den ein jeder Mensch in seinem Leben braucht. Ich habe mich schon öfter mit verschiedenen Religionen beschäftigt, aber auch mit dem Atheismus beispielsweise. Immer wieder lande ich bei meinen Überlegungen jedoch beim Buddhismus und habe einige Fragen, die denen mir der ein oder andere vielleicht weiterhelfen kann. Ich habe auch schon ein paar buddhistische Bücher gelesen, aber ich will mal anfangen, auch wenns am Anfang vielleicht etwas allgemein wird.


    Ich denke, man kann die Gründe, warum der Mensch eine Religion braucht, auf einige wenige Grundgedanken reduzieren. Zum einen braucht der Mensch Halt im Leben, wenn es nicht ganz so läuft, wie man es gern hätte. Die meisten Menschen scheinen dann zur Religion zu finden, wenn ihnen Schlimmes widerfährt. Ausserdem ist die Religion für die meisten Menschen der einzige Weg, ein glückliches Leben zu führen. Ich denke, im Grunde haben alle Religionen das gleiche Potential, einen Menschen glücklich zu machen, es muss nur jeder sehen, dass er für sich das Richtige findet. Ich glaube, das ist für mich der Buddhismus, aber diesbezüglich habe ich einige Fragen an euch und somit komme ich wohl endlich zum Punkt:
    Ich habe nun schon die ein oder andere Lektüre verschlungen, die einen buddhistischen Weg beschreibt und ich habe versucht, diese Ansichten und auch Verhaltensweisen in mein Leben zu integrieren. Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass der Prozess viele viele Jahre dauert und auch viel Geduld erfordert, trotzdem habe ich nicht den Eindruck, dass - vielleicht erst mal nur minimal - etwas geändert hat. Ausserdem macht es mir den Eindruck, dass der buddhistische Weg in unsere westlichen Welt nur schwer zu gehen ist. Ich meine damit beispielsweise, dass es täglich sehr viel Zeit beansprucht, buddhistischen Praktiken nachzugehen, was für einen Familienvater mit Arbeit und drei Kindern im Haus nur sehr schwer zu bewerkstelligen ist. Wie ist das bei euch? Wieviel Zeit widmet ihr dem Buddhismus in eurem Alltag? Ist diese Zeit dahingehend ausreichend, dass ihr sagen könnt, der buddhistische Weg ist eine Bereicherung für euer Leben? Wahrscheinlich wird der ein oder andere antworten, dass man seine Ansichten und Verhaltensweisen in jeder noch so kleinen Situation im Leben unter Beweis stellen kann. Ich meine jedoch Dinge wie mehrere Meditationen täglich, Besuche in Zentren u.ä.. Ich denke, es benötigt viel Zeit täglich, wenn man tatsächlich Fortschritte erzielen will. Mitunter fällt es mir ziemlich schwer, buddhistische Gedankengänge zu entwickeln. Ich meine, es kommt beispielsweise zu einer Diskussion, man wird vielleicht etwas ärgerlich. Sofort sollten einem Gedanken kommen wie: Warum werde ich ärgerlich? Was ist der wahre Grund? Ist das wirklich nötig? Was ist die wahre Motivation dahinter? Ärger hat keinen Wert. Zu jeder Situation, der man täglich begegnet, könnte man sich lange lange Zeit Gedanken machen und die Dinge analysieren. Das scheint mir nicht wirklich praktikabel und durchführbar. Wie sind da eure Erfahrungen?
    Ausserdem bin ich zu der Ansicht gekommen, dass es wohl wenig Sinn macht, den buddhistischen Lehren allein aus Lektüren zu folgen. Vielleicht liege ich da auch falsch. Seid ihr der Ansicht, dass man regelmässig ein Zentrum besuchen sollte oder kann man durchaus Fortschritte machen, wenn man mehr oder weniger "auf sich allein gestellt" ist? Vielleicht gibt es ein Buch o.ä. aus dem man viel ziehen und lernen kann.
    Ausserdem würde ich gerne wissen - vielleicht von einem erfahrenen Mitglied - wie das ist, wenn einem etwas Schlimmeres im Leben (z.B. Krankheit, Tod) widerfährt. Gibt einem der Buddhismus Halt? Vielleicht ist das eine dumme Frage. Ich denke, dem Christen hilft es, wenn er sich dann an Gott wenden kann. Hilft dem Buddhisten die Meditation?


    Noch zwei Fragen zum Schluss: Welche Vorgehensweise würdet ihr einem Neuling empfehlen, um in buddhistische Praktiken einzusteigen? Könnt ihr Kernaussagen des Buddhismus benennen, auf die er sich (sehr grob) reduzieren lässt (und die man sich im Alltag immer wieder vor Augen führen kann, ich tu mich da ein bisschen schwer, da das Feld so unheimlich weit ist)


    Danke fürs Lesen von diesem langen Text und danke für die Antworten. Sorry für die seltsamen Fragen.

  • Hallo Loken,


    Zitat

    Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass der Prozess viele viele Jahre dauert und auch viel Geduld erfordert, trotzdem habe ich nicht den Eindruck, dass - vielleicht erst mal nur minimal - etwas geändert hat.


    dann scheint es du bist doch ein wenig ungeduldig. ;)
    Wie lange praktizierst du denn schon?
    Seit wann setzt du all das in deinem Alltag um?


    Zitat

    Ich meine damit beispielsweise, dass es täglich sehr viel Zeit beansprucht, buddhistischen Praktiken nachzugehen, was für einen Familienvater mit Arbeit und drei Kindern im Haus nur sehr schwer zu bewerkstelligen ist. Wie ist das bei euch? Wieviel Zeit widmet ihr dem Buddhismus in eurem Alltag?


    als Vater von drei Kindern bleibt für eine intensive "formale" Praxis nicht viel Zeit, das kann ich mir gut vorstellen.
    Früh am Morgen oder abends eine Meditation dürfte aber doch drin sein?
    Ich sitze morgens früh etwa 30 Minuten bis 1 Stunde.
    Und der Rest des Tages ist angefüllt von der Praxis im Alltag. Die Sila einhalten so gut es geht, auf den anderen achten, niemanden verletzen, sich einfühlen in die Situation des Gegenübers usw.


    Zitat

    Wahrscheinlich wird der ein oder andere antworten, dass man seine Ansichten und Verhaltensweisen in jeder noch so kleinen Situation im Leben unter Beweis stellen kann.


    Ich denke nicht dass es darum geht etwas unter Beweis zu stellen. Das was man theoretisch mit dem Verstand kapiert hat, sei es bei Belehrungen oder durch lesen der Lehrreden, das versucht man zu behalten und im Leben anzuwenden. So prüft man auch gleich ob es sich tatsächlich im "Feldversuch" so verhält wie man es gelesen oder gehört hat.


    Zitat

    Mitunter fällt es mir ziemlich schwer, buddhistische Gedankengänge zu entwickeln. Ich meine, es kommt beispielsweise zu einer Diskussion, man wird vielleicht etwas ärgerlich. Sofort sollten einem Gedanken kommen wie: Warum werde ich ärgerlich? Was ist der wahre Grund? Ist das wirklich nötig? Was ist die wahre Motivation dahinter? Ärger hat keinen Wert. Zu jeder Situation, der man täglich begegnet, könnte man sich lange lange Zeit Gedanken machen und die Dinge analysieren. Das scheint mir nicht wirklich praktikabel und durchführbar.


    Es fällt solange schwer solange man noch nicht viel Übung damit hat. Mit der Zeit/den Jahren wird es selbstverständlicher, fast schon automatisch.
    Es ist durchaus praktikabel, zuerst in nur manchen Situationen in denen man die Zeit hat und sich auch dran erinnert. Das ist zu Beginn eher selten und mit Anstregung verbunden wird aber mit der Zeit immer selbstverständlicher und normaler, durch die vielen Wiederholungen. Es ist wie mit allem was man üben muss: zuerst ist es holprig und mühsam und mit der Zeit geht es fast von alleine.


    Zitat

    Ausserdem bin ich zu der Ansicht gekommen, dass es wohl wenig Sinn macht, den buddhistischen Lehren allein aus Lektüren zu folgen. Vielleicht liege ich da auch falsch. Seid ihr der Ansicht, dass man regelmässig ein Zentrum besuchen sollte oder kann man durchaus Fortschritte machen, wenn man mehr oder weniger "auf sich allein gestellt" ist?


    Beides ist möglich. Wie es für dich richtig ist hast du dir doch schon in dem ersten Satz selber beantwortet. :D


    Zitat

    Könnt ihr Kernaussagen des Buddhismus benennen, auf die er sich (sehr grob) reduzieren lässt (und die man sich im Alltag immer wieder vor Augen führen kann, ich tu mich da ein bisschen schwer, da das Feld so unheimlich weit ist)


    Für den Anfang und als gesunde Basis für das weitere Verständnis ist das Einüben der 5 Sila im Alltag sehr empfehlenswert. Und durchaus auch genug um uns lange beschäftigt zu halten.
    Dazu parallell würde ich dir empfehlen die Reden des Buddha zu lesen. Den Link dazu hat dir Karuna geschrieben.
    Und dann noch ein Zentrum besuchen und mal schauen.


    Gruß

    Wir sind Leben das leben will inmitten von Leben das leben will.

  • Hallo Loken,
    Interesse am Buddhismus hatte ich schon länger, ich habe viel vom Dalai Lama gelesen, das tat gut, aber mehr war es nicht. Dann war Karriere wichtiger, dann kam der gesundheitliche Zusammenbruch und dann der Dharma. Ich finde es nicht ungewöhnlich, durch eine Krise den Buddhistischen Weg eingeschlagen zu haben. Ich meditiere täglich, gehe in ein Zentrum, bereite mich auf meine eigene Praxis vor, lese Buddhas Lehren. Was nun Krankheit und Tod angeht, so hat mir der Buddhismus geholfen, an der Ich Illusion und der Dualität zu arbeiten. Ich bin nicht der Körper, ich habe diesen Körper. Ich könnte dir noch vieles schreiben.Du fragst, ob es wichtig ist, in ein Zentrum zu gehen. Das musst du selbst entscheiden, aber bedenke, dass wir auch Zuflucht zur Sangha nehmen, den Freunden auf dem Weg. Wo immer du diese Freunde findest: sie werden die auf dem Weg helfen. Auch die Frage, welcher der Traditionen du folgen sollst, wird sich klären. Also: begib dich auf die Suche, aber bleibe locker!
    Liebe Grüsse,
    WitjaKarmaDorje

  • Hallo nochmal.


    Danke erst mal für eure Antworten. Da fällt mir aber natürlich gleich wieder mehr zu ein:

    Karuna:


    Ich halte es für eine meiner glücklichsten Lebensumstände, daß ich Zen entdeckt habe, für mich.
    Beweisen muß ich aber nichts - ich sehe mich aber immer in der Situation, daß ich mich selbst erkennen kann. Z.B. Ärger - warum bin ich wütend, warum suche ich Anerkennung?
    Man macht sich nur Gedanken üner Situationen, in denen man nicht weiterkommt und das ist dann sehr wichtig, heraus zu finden, was das genau ist.


    Ich habe für mich gemerkt, dass mir Texte, die ich gelesen habe, durch den Kopf gehen und ich mir überlege, was gerade falsch läuft. Das finde ich sehr verwirrend und manchmal ist es der jeweiligen Situation vielleicht sogar eher ab- als zuträglich. Aber das mag besser werden, wenn es oft geübt wird.


    Zitat


    Buddhismus ist Praxis und die Lehre dient nur diesem Zweck, in die Praxis zu weisen.


    Läuft man nicht Gefahr, sich in die falsche Richtung zu entwickeln, wenn man kein "Feedback" kriegt? Wie weiss ich, dass die Gedankengänge, die ich entwickele, richtig sind? Wie weiss ich, dass ich richtig meditiere? Braucht man hier nicht Rücksprache mit einem erfahrenen Praktizierenden?


    Amsel:

    Hallo Loken,


    dann scheint es du bist doch ein wenig ungeduldig. ;)
    Wie lange praktizierst du denn schon?
    Seit wann setzt du all das in deinem Alltag um?


    Ich bin noch nicht lange praktizierend, etwas länger als ein Jahr. D.h. dass ich seit diesem Zeitraum regelmässig meditiere (etwa 15-20 Minuten täglich, das ist vielleicht zu kurz) und auch versuche, Entsprechendes in meinem Alltag umzusetzen. Vielleicht sollte man etwas mehr Zeit in diese Entwicklung stecken (längere Zeit meditieren) und wohl auch etwas geduldiger sein. Trotzdem fällt mir die Umsetzung im Alltag wirklich extrem schwer, dann scheint mir der buddhistische Weg oft zu theoretischer Natur zu sein.


    Zitat

    Es fällt solange schwer solange man noch nicht viel Übung damit hat. Mit der Zeit/den Jahren wird es selbstverständlicher, fast schon automatisch.
    Es ist durchaus praktikabel, zuerst in nur manchen Situationen in denen man die Zeit hat und sich auch dran erinnert. Das ist zu Beginn eher selten und mit Anstregung verbunden wird aber mit der Zeit immer selbstverständlicher und normaler, durch die vielen Wiederholungen. Es ist wie mit allem was man üben muss: zuerst ist es holprig und mühsam und mit der Zeit geht es fast von alleine.


    Wieviel Zeit hat es bei dir gebraucht, um die Übungen effektiv in deinem Alltag umzusetzen?


    witjaKarmaDorje:


    Interesse am Buddhismus hatte ich schon länger, ich habe viel vom Dalai Lama gelesen, das tat gut, aber mehr war es nicht. Dann war Karriere wichtiger, dann kam der gesundheitliche Zusammenbruch und dann der Dharma. Ich finde es nicht ungewöhnlich, durch eine Krise den Buddhistischen Weg eingeschlagen zu haben. Ich meditiere täglich, gehe in ein Zentrum, bereite mich auf meine eigene Praxis vor, lese Buddhas Lehren. Was nun Krankheit und Tod angeht, so hat mir der Buddhismus geholfen, an der Ich Illusion und der Dualität zu arbeiten. Ich bin nicht der Körper, ich habe diesen Körper. Ich könnte dir noch vieles schreiben.Du fragst, ob es wichtig ist, in ein Zentrum zu gehen. Das musst du selbst entscheiden, aber bedenke, dass wir auch Zuflucht zur Sangha nehmen, den Freunden auf dem Weg. Wo immer du diese Freunde findest: sie werden die auf dem Weg helfen. Auch die Frage, welcher der Traditionen du folgen sollst, wird sich klären. Also: begib dich auf die Suche, aber bleibe locker!
    Liebe Grüsse,
    WitjaKarmaDorje


    Ich danke dir dafür. Ich denke wirklich, dass ich wohl in erster Linie etwas geduldiger werden muss. Ist es nicht so, dass das Meditieren gerade in Krisenzeiten besonders schwer fällt? Ich könnte mir vorstellen, dass die Meditation gerade was Tod angeht nicht ganz so hilfreich ist. Ist es dann nicht so, dass man trauert und nicht wirklich in der Lage ist, seinen Geist von Gedanken zu reinigen? Und wenn die Meditation abgeschlossen ist gibt der Buddhismus (abgesehen von einem Übergang in ein nächstes Leben) nicht wirklich Halt, oder? Hilft es dem Trauernden, wenn er weiss, dass die betreffende Person in ein nächstes (besseres/schlechteres) Leben voranschreitet?


    Ihr scheint alle viel Zeit in eure buddhistische Praxis zu stecken. Das muss wohl so sein, denn ohne Mühe geht es nicht. Ich merke bei mir, dass ich mich für einige Zeit gedanklich mit der Praxis beschäftige, wenn ich gerade ein Buch gelesen habe, das sich mit dem Thema beschäftigt. Liegt das Lesen ein paar Wochen zurück, lassen die Anstrenungen wieder nach. Dann setze ich mich wieder hin und überlege, ob der buddhistische Weg der richtige für mich ist. Vielleicht nehme ich dann ein Buch zur Hand und das Ganze wiederholt sich. Wirkliche Fortschritte lassen sich auf diese Weise aber nicht erzielen.


    Manchmal denke ich, dass mein größtes Problem meine Unentschlossenheit ist. Wenn ich sehe, dass sich die Fortschritte eher in Grenzen halten, dann denke ich darüber nach, ob es Sinn macht, diesem Weg zu folgen (da kommen wir wieder zur Ungeduld :roll: ). Dann denke ich, wie ich schon geschrieben habe, auch über atheistische/humanistische und christliche Wege nach. Letzten Endes lande ich aber wieder beim Buddhismus und versuche mich weiter. Das ist dann aber eine sehr rationale Entscheidung und vielleicht sind rationale Entscheidungen nicht die besten wenn es um diese Dinge geht. Bei solchen Grundsatzfragen hat sich wohl jeder seine eigenen Gedanken zu machen und Entscheidungen für sich zu treffen, aber ich danke euch für eure Ansichten. Es hilft, wenn man hört, wie andere darüber denken. Ich hoffe, dass mir das ein oder andere Angesprochene dabei helfen kann, eine Entscheidung zu treffen. Manchmal denke ich, dass der buddhistische Weg zu zeitaufwendig für mich ist, als dass ich ihn sinnvoll gehen kann. Das mag ein blöder Gedanke sein, aber das sind Dinge, die mir durch den Kopf gehen.


    Noch eine Sache zum Schluss, weil ich gerade ein bißchen über die Silas geschmökert habe, die erwähnt wurden: <neuling> Ihr trinkt keinen Alkohol, nicht mal ein Schluck Sekt an Silvester, oder? </neuling>


  • Hi Loken,
    Ich trinke Sekt, Bier , Wein, aber nicht durch einander:-))) Ich habe Sex, aber monogam. Du siehst 2 Dinge: 1) mein weg zur Erleuchtung ist noch weit, 2) ich bin kein Mönch und habe auch keine Gelübde abgelegt. Natürlich sind das Dinge, die sich sicher mit voranschreitender Praxis verändern werden. Danach sollte man auch streben. Gerade in Krisenzeiten ist für mich persönlich das Meditieren unverzichtbar. Den Gedankenstrom zu stoppen, Gedanken "zu erlösen", sich auf verschiedenes zu konzentrieren, z.B liebevolles Mitgefühl, oder eine Medizinbuddha Meditation durchzuführen sind für mich große Hilfen. Freu dich doch über die kleinen schritte, wenn es dir gelungen ist, etwas zu lesen, oder wenn du es geschafft hast, 20 minuten zu meditieren, das wäre doch was. achja: zeit habe ich gar keine, denn ich arbeite an 2 Universitäten in 2 Ländern. aber wenn ich meditieren möchte, dann ist das keine frage von zeit mehr, sondern von Prioritäten und von Dankbarkeit.Sei gut zu Dir selbst und fürchte nicht den Alltag, sondern mache ihn zu Deiner Praxis. achja: ist alles so leicht gesagt.
    witjakarmadorje

  • Ich schreibe nur aus meiner Erfahrung. Es ist sicher am Anfang nicht nützlich und später auch nicht.


    Loken:


    Wie ist das bei euch? Wieviel Zeit widmet ihr dem Buddhismus in eurem Alltag?


    Ich denk, man kann da nicht trennen zwischen Buddhismus und Alltag. Formelle Meditationspraxis mach ich recht viel, weil ich recht viel Zeit hab. Aber das ist nicht wirklich wichtig. Mach so viel, wie dir möglich ist.


    Zitat


    Ist diese Zeit dahingehend ausreichend, dass ihr sagen könnt, der buddhistische Weg ist eine Bereicherung für euer Leben?


    Ja. Nein. Eigentlich ist ja sein Job, die Bereicherung wegzunehmen. Es macht Sachen einfacher. Es macht Zeit langsamer.


    Zitat

    Ich denke, es benötigt viel Zeit täglich, wenn man tatsächlich Fortschritte erzielen will.


    Ich will keinen Fortschritt erzielen. Fortschritt ist kontraproduktiv. Das ist gut, was gut für nichts ist. (bel:War das von Kodo Sawaki?)


    Zitat

    Seid ihr der Ansicht, dass man regelmässig ein Zentrum besuchen sollte oder kann man durchaus Fortschritte machen, wenn man mehr oder weniger "auf sich allein gestellt" ist?


    Beides ist möglich. Beides kann eine Hilfe und beides kann schädlich sein.


    Zitat

    Ausserdem würde ich gerne wissen - vielleicht von einem erfahrenen Mitglied - wie das ist, wenn einem etwas Schlimmeres im Leben (z.B. Krankheit, Tod) widerfährt.


    Wenn man krank ist, fühlt man sich schlecht. Wenn jemand stirbt, ist man todtraurig.


    Zitat

    Gibt einem der Buddhismus Halt?


    Ja. Nein. Letztlich nimmt er einen jeglichen Halt.


    Zitat

    Vielleicht ist das eine dumme Frage. Ich denke, dem Christen hilft es, wenn er sich dann an Gott wenden kann. Hilft dem Buddhisten die Meditation?


    Nein. Es ist keine Dumme Frage. Eigentlich hilft Meditation nicht. Das tolle an ihr ist, sie ist für nichts gut. Wie alle wesentlichen Sachen.


    Zitat

    Noch zwei Fragen zum Schluss: Welche Vorgehensweise würdet ihr einem Neuling empfehlen, um in buddhistische Praktiken einzusteigen?


    Les ein wenig in den Schriften des Buddha. Nimm dir ein wenig Zeit für Meditation. Handle einfach. Versuch wenig zu schädigen. Misstrau allem, dass irgendetwas verspricht.


    Zitat


    Könnt ihr Kernaussagen des Buddhismus benennen, auf die er sich (sehr grob) reduzieren lässt (und die man sich im Alltag immer wieder vor Augen führen kann, ich tu mich da ein bisschen schwer, da das Feld so unheimlich weit ist)


    Siehe http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=22&t=709


    Zitat

    Sorry für die seltsamen Fragen.


    Sorry für die unbefriedigenden Antworten.


    A.

  • Zitat

    loken hat geschrieben:
    Ich bin noch nicht lange praktizierend, etwas länger als ein Jahr. D.h. dass ich seit diesem Zeitraum regelmässig meditiere (etwa 15-20 Minuten täglich, das ist vielleicht zu kurz) und auch versuche, Entsprechendes in meinem Alltag umzusetzen. Vielleicht sollte man etwas mehr Zeit in diese Entwicklung stecken (längere Zeit meditieren) und wohl auch etwas geduldiger sein.


    15-20 Minuten täglich trotz und mit Familie und Arbeit finde ich prima. Ich denke dass eine gewisse Regelmäßigkeit wichtig ist.
    An der eigenen Geduld zu arbeiten ist ganz wichtig um sich nicht zu überfordern und dann oft die Freude am Weg zu verlieren. Denn dann lässt man oft ganz das Praktizieren weil man enttäuscht ist.
    Nichts zu erwarten wäre das beste, ist aber nicht leicht umzusetzen.
    Ich weiss nicht ob es für dich hilfreicher wäre mehr Zeit zum meditieren zu haben oder ob es besser wäre im Alltag achtsamer zu sein.
    Bei mir muss sich das die Waage halten. Meditiert man und macht danach nur in alter, gewohnter Weise weiter wird sich nicht allzuviel ändern.
    Ohne Meditation verheddert man sich leicht im täglichen Trott und verliert den Überblick und die Ruhe.
    Beides ist notwendig und mit der Zeit merkt man wo gerade ein Defizit herrscht.


    Zitat

    loken hat geschrieben:
    Trotzdem fällt mir die Umsetzung im Alltag wirklich extrem schwer, dann scheint mir der buddhistische Weg oft zu theoretischer Natur zu sein.


    da gilt das was ich im letzten Post schon schrieb: das ist Übungssache. Und auch Einsicht. Je mehr ich über die Lehre und über den Weg weiss desto klarer sehe ich wie mein Handeln aussehen sollte. Je mehr ich danach handle desto weniger fremd und theoretisch erscheint es mir. Aus Theorie wird nur dann Praxis wenn wir es nicht bei theoretischen Überlegungen belassen sondern uns in der Praxis üben.


    Zitat

    Wieviel Zeit hat es bei dir gebraucht, um die Übungen effektiv in deinem Alltag umzusetzen?


    Falls meine Antwort an dich so geklungen hat als hätte ich dies schon alles umgesetzt dann muss ich das hier schnell korrigieren. :roll:
    Ich werde mein Leben lang üben und es werden mir wohl mein Leben lang dabei Schwierigkeiten entstehen die es zu überwinden gilt.
    Das Üben selber fällt mir aber zunehmend leichter und bringt auch meist mehr Freude als Anstrengung. Und das ist eine gewaltige Hilfe.


    Zitat

    Ihr scheint alle viel Zeit in eure buddhistische Praxis zu stecken. Das muss wohl so sein, denn ohne Mühe geht es nicht. Ich merke bei mir, dass ich mich für einige Zeit gedanklich mit der Praxis beschäftige, wenn ich gerade ein Buch gelesen habe, das sich mit dem Thema beschäftigt. Liegt das Lesen ein paar Wochen zurück, lassen die Anstrenungen wieder nach. Dann setze ich mich wieder hin und überlege, ob der buddhistische Weg der richtige für mich ist. Vielleicht nehme ich dann ein Buch zur Hand und das Ganze wiederholt sich. Wirkliche Fortschritte lassen sich auf diese Weise aber nicht erzielen.


    doch, auch so kommt es zu Fortschritten. Den meisten Menschen gelingt es nicht von Anfang an ganz "straight" zu praktizieren, ohne Durchhänger, Zweifel oder Pausen.
    Auch meine Praxis eiert. Früher extrem, heute ein wenig gleichmäßiger. Wir sind keine Maschinen und haben gute und schlechtere Zeiten, mal viel Energie mal wenig, mal Euphorie und Freude und dann eher Traurigkeit und Lustlosigkeit oder Antriebslosigkeit.
    Auch das kann man üben, diese Zeiten zu akzeptieren und nur soweit zu gehen wie es möglich ist ohne zu überfordern.
    In schlechten Zeiten genügt es dann vielleicht schon zu versuchen nicht ganz so ärgerlich zu werden oder liebende Güte für sich zu entwickeln.
    Das findet man raus mit der Zeit, weil man sich immer besser kennenlernt und so geschickter wird beim Üben.


    Zitat

    loken hat geschrieben:
    Noch eine Sache zum Schluss, weil ich gerade ein bißchen über die Silas geschmökert habe, die erwähnt wurden: <neuling> Ihr trinkt keinen Alkohol, nicht mal ein Schluck Sekt an Silvester, oder? </neuling>


    ich trinke gar nichts, aber das soll nicht dein Maßstab sein. :grinsen:
    Schmökere weiter über die Sila, mach dir Gedanken darüber und verbinde sie mit deinem Leben. Ich finde das eine hervorragende Praxis, die gepaart mit Geduld und Metta das heilsamste ist was ich bisher in meinem Leben kennengelernt habe.


    Gruß

    Wir sind Leben das leben will inmitten von Leben das leben will.

  • Ich danke euch für die Antworten. Ich werde noch ein bißchen im Forum schmökern und bestimmt hin und wieder mal einen Kommentar dazu abgeben und auch meine Unwissenheit zur Schau stellen. Ich hab noch viele Fragen, aber ich will erst mal schauen, ob ich dazu schon was finden kann, bevor ich Fragen stelle, die schon beantwortet wurden. Ich hoffe, palikanon.com ist bald wieder erreichbar, dann schau ich mich dort um. Wenn ichs richtig verstanden habe, wird dort auf ein Großteil der relevanten Fragen eingegangen.

  • Hi, Loken,


    meine Vor-Poster haben Dir alle einen guten und richtigen Rat gegeben; mein Senf dazu:


    " Habe keine Zeit ": gibt es nicht; Du läßt Dir nur von anderen unwichtigen Dingen die Zeit stehlen; 20 Minuten täglich kann man abzwacken. :P
    Setze Dich auf`s Kissen und übe täglich- Beschreibungen gibt es überall im Internet, siehe Soto-Zen. Rinzai-Zen erfordert m.E. einen Meister.
    Dann schaue mal in einem Jahr, wie das sich anfühlt...
    Lieber Gruß, crazy dragon

    Tag für Tag ein guter Tag