Hallo zusammen.
Ich habe mich ein wenig im Forum umgesehen, aber nicht so wirklich das gefunden, was ich wissen möchte. Falls es doch irgendwo steht, hab ich nicht gut genug geschaut. Da bin ich auch für einen Link dankbar.
Ich will vielleicht kurz erklären, was mich umtreibt. Ich denke, es geht mir im Wesentlichen um einen Leitfaden, den ein jeder Mensch in seinem Leben braucht. Ich habe mich schon öfter mit verschiedenen Religionen beschäftigt, aber auch mit dem Atheismus beispielsweise. Immer wieder lande ich bei meinen Überlegungen jedoch beim Buddhismus und habe einige Fragen, die denen mir der ein oder andere vielleicht weiterhelfen kann. Ich habe auch schon ein paar buddhistische Bücher gelesen, aber ich will mal anfangen, auch wenns am Anfang vielleicht etwas allgemein wird.
Ich denke, man kann die Gründe, warum der Mensch eine Religion braucht, auf einige wenige Grundgedanken reduzieren. Zum einen braucht der Mensch Halt im Leben, wenn es nicht ganz so läuft, wie man es gern hätte. Die meisten Menschen scheinen dann zur Religion zu finden, wenn ihnen Schlimmes widerfährt. Ausserdem ist die Religion für die meisten Menschen der einzige Weg, ein glückliches Leben zu führen. Ich denke, im Grunde haben alle Religionen das gleiche Potential, einen Menschen glücklich zu machen, es muss nur jeder sehen, dass er für sich das Richtige findet. Ich glaube, das ist für mich der Buddhismus, aber diesbezüglich habe ich einige Fragen an euch und somit komme ich wohl endlich zum Punkt:
Ich habe nun schon die ein oder andere Lektüre verschlungen, die einen buddhistischen Weg beschreibt und ich habe versucht, diese Ansichten und auch Verhaltensweisen in mein Leben zu integrieren. Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass der Prozess viele viele Jahre dauert und auch viel Geduld erfordert, trotzdem habe ich nicht den Eindruck, dass - vielleicht erst mal nur minimal - etwas geändert hat. Ausserdem macht es mir den Eindruck, dass der buddhistische Weg in unsere westlichen Welt nur schwer zu gehen ist. Ich meine damit beispielsweise, dass es täglich sehr viel Zeit beansprucht, buddhistischen Praktiken nachzugehen, was für einen Familienvater mit Arbeit und drei Kindern im Haus nur sehr schwer zu bewerkstelligen ist. Wie ist das bei euch? Wieviel Zeit widmet ihr dem Buddhismus in eurem Alltag? Ist diese Zeit dahingehend ausreichend, dass ihr sagen könnt, der buddhistische Weg ist eine Bereicherung für euer Leben? Wahrscheinlich wird der ein oder andere antworten, dass man seine Ansichten und Verhaltensweisen in jeder noch so kleinen Situation im Leben unter Beweis stellen kann. Ich meine jedoch Dinge wie mehrere Meditationen täglich, Besuche in Zentren u.ä.. Ich denke, es benötigt viel Zeit täglich, wenn man tatsächlich Fortschritte erzielen will. Mitunter fällt es mir ziemlich schwer, buddhistische Gedankengänge zu entwickeln. Ich meine, es kommt beispielsweise zu einer Diskussion, man wird vielleicht etwas ärgerlich. Sofort sollten einem Gedanken kommen wie: Warum werde ich ärgerlich? Was ist der wahre Grund? Ist das wirklich nötig? Was ist die wahre Motivation dahinter? Ärger hat keinen Wert. Zu jeder Situation, der man täglich begegnet, könnte man sich lange lange Zeit Gedanken machen und die Dinge analysieren. Das scheint mir nicht wirklich praktikabel und durchführbar. Wie sind da eure Erfahrungen?
Ausserdem bin ich zu der Ansicht gekommen, dass es wohl wenig Sinn macht, den buddhistischen Lehren allein aus Lektüren zu folgen. Vielleicht liege ich da auch falsch. Seid ihr der Ansicht, dass man regelmässig ein Zentrum besuchen sollte oder kann man durchaus Fortschritte machen, wenn man mehr oder weniger "auf sich allein gestellt" ist? Vielleicht gibt es ein Buch o.ä. aus dem man viel ziehen und lernen kann.
Ausserdem würde ich gerne wissen - vielleicht von einem erfahrenen Mitglied - wie das ist, wenn einem etwas Schlimmeres im Leben (z.B. Krankheit, Tod) widerfährt. Gibt einem der Buddhismus Halt? Vielleicht ist das eine dumme Frage. Ich denke, dem Christen hilft es, wenn er sich dann an Gott wenden kann. Hilft dem Buddhisten die Meditation?
Noch zwei Fragen zum Schluss: Welche Vorgehensweise würdet ihr einem Neuling empfehlen, um in buddhistische Praktiken einzusteigen? Könnt ihr Kernaussagen des Buddhismus benennen, auf die er sich (sehr grob) reduzieren lässt (und die man sich im Alltag immer wieder vor Augen führen kann, ich tu mich da ein bisschen schwer, da das Feld so unheimlich weit ist)
Danke fürs Lesen von diesem langen Text und danke für die Antworten. Sorry für die seltsamen Fragen.