Meditation und Wein

  • Hallo Zusammen


    Ich bin neu hier und es freut mich das es so ein Forum wie dieses gibt. :)
    In der Praxis meditiere ich schon seit einem halben Jahr fast täglich 30 min. Hauptsächlich Vipassana und Liebende Güte. Ab und zu trinke ich auch gerne mal ein Glas Rotwein. Deshalb meine Frage: Ist es Kontraproduktiv wenn man ab und zu, ich sag mal jeden dritten Abend höchstens 1-2 Gläser Rotwein trinkt für die Weiterentwicklung in der Meditation oder macht das nichts? Nihmt mich mal wunder und freue mich auf euere Antworten, auch wenn die Frage ein bisschen speziell ist :)


    mfg
    Scara

  • Sobald du nicht besoffen meditierst ist eigentlich alles in Ordnung. Allgemein denke ich, das Alkohol sich kontraproduktiv auswirkt auf die Achtsamkeit, man will eher einen "wachen" oder "pointierten" Geist haben als einen zerstreuten und klebenden. Ich kann aus Erfahrung sagen, wenn ich einen "Kater" habe von der letzten Nacht und die Überbleibsel noch wirken, die Meditation deutlich flacher oder abgestumpfter ist im Sinne von Tag Träumereien beim sitzen bis körperlichen Signalen wie schneller Herzschlag, Unruhe, Durst, Hunger usw. Die andere Sache wäre halt ob du was auf die Silla keinen Alkohol überhaupt zu trinken gibst oder eben nicht.

  • Ich würde nicht auf eine Entwicklung hoffen und über den Wein würd ich mir keine Gedanken machen. Ich trinke zwar nichts mehr weil berauschende Substanzen den, Geist verwirren können ind ungesund sind, aber so lange Du Dich nicht betrinkst ist doch kein Problem..

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • scarfoni:

    Hallo Zusammen


    Ich bin neu hier und es freut mich das es so ein Forum wie dieses gibt. :)
    In der Praxis meditiere ich schon seit einem halben Jahr fast täglich 30 min. Hauptsächlich Vipassana und Liebende Güte. Ab und zu trinke ich auch gerne mal ein Glas Rotwein.


    Sry musste so lachen. Lese grade etwas über Vipassana. Bei Visspana geht es darum: Einsichtsmeditation (Vipassanā) zielt darauf ab, die Realität so zu sehen, wie sie wirklich ist.
    Seite 10 pdf von http://www.vipassanadhura.com/PDF/germanjustsee.pdf (alles auf deutsch geschrieben)


    Irgendwo steht auch, dass es eine punktgenaue Konzentration erfordert, aber keine tiefe wie in diesen Jhanas. Vielleicht bei diesen Jhanas sinnvoll? ;)


    Gutes Gelingen scarfoni.

  • Was mir noch als Idee gerade eingefallen ist, du könntest auch die negativen Symptome von Alkohol bzw vom Alkoholkater auch gut als Meditationsobjekte nutzen, da die Symptome ja sehr "laut" sind und somit leichter zur Konzentration geeignet und zur Einsicht verhelfen, ich meine das aber ernst! :lol:

  • scarfoni:

    Deshalb meine Frage: Ist es Kontraproduktiv wenn man ab und zu, ich sag mal jeden dritten Abend höchstens 1-2 Gläser Rotwein trinkt für die Weiterentwicklung in der Meditation oder macht das nichts?


    Eindeutig ja. Natürlich ist es kontraproduktiv und das weißt du auch
    wenn du dich daraufhin beobachtest. Das war auch schon zur Zeit des
    Buddha bekannt, weswegen es in der Lehre sogar einen Verstoß darstellt.
    Vom medizinisch/biologischen Standpunkt gesehen ist es ein Zell und
    Nervengift.

  • scarfoni: Ich bin mir sicher, dass du es herausfinden wirst. :grinsen:

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Klar ist das kontraproduktiv, so wie bei allen berauschenden Substanzen, weswegen der Buddha von diesen auch abgeraten hat und das zurecht. Aber das wolltest du jetzt nicht hören, oder?

  • Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich seit meiner Meditationspraxis kontinuierlich weniger Alkohol vertragen und irgendwann auch gar keine Lust mehr danach verspürt habe. Denke bei längerer und intensiver Praxis passiert das von ganz allein, schließlich sollte ja auch der Verzicht auf Alkohol kein Verbot sein sondern etwas, dass man aus Überzeugung für sich selbst möchte.

  • Ich nehme an, das es auch auf die Art ankommt, wie man die Lehre sieht und lebt.


    Natürlich würde ich nie vor/nach shikantaza Alkohol trinken.
    Aber ich finde immer noch, das zu bestimmten Gerichten nur ein Glas Wein passt und kein Wasser.
    Wieso sollte ich mir diesen Genuss selbst verleiden?


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • ist wohl ne Auslegungssache, ich meide Alkohol zwar auch, bin dennoch eher toleranter was solches betrifft, als die hier vertretenden Fundamentalisten

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  • jianwang:

    Wieso sollte ich mir diesen Genuss selbst verleiden?


    Vielleicht weil der Buddha gelehrt hat, Sinnesfreuden gibt es nur verbunden mit Leid. Und das will doch keiner.

  • *lacht*
    Ich treibe es auf die Spitze:
    Du isst nur, um Dich zu erhalten und dann nur Dinge, die Du weder magst noch schmecken? Um "Sinnesfreuden" zu vermeiden?


    Das Leid des Anhaftens.
    "Ich will das Gute immer haben"
    "Ich will das Schlechte nie haben"


    Diese Einstellungen erzeugen dukkha.


    Doch ein gutes Essen ... oder mem guten Wein dazu ... oder einen guten Tee... oder eine geliebte Frau ... herrje

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Ja, lache du nur über den Buddha und seinen dharma. Muss ja keiner seinen Weg gehen.

  • ich kann pamokkhas Auffassung auch nicht ganz nachvollziehen. Budha hat nicht die Askese gelehrt sondern den mittleren Weg und dazu gehlrt mMn auch schöne Sachen zu geniessen, bewusst

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • kal:

    Budha hat nicht die Askese gelehrt sondern den mittleren Weg und dazu gehlrt mMn auch schöne Sachen zu geniessen, bewusst


    Wo hat er das denn gelehrt, dass es zum mittleren Weg gehört schöne Sachen bewusst zu genießen?

  • Das fehlende Nachvollziehen ist verständlich. Hat man Buddhas Lehrreden nicht gelesen, stolpert man halt im Nebel herum, was der Buddha gelebt und gelehrt hat und was nicht.

  • kal:

    Budha hat nicht die Askese gelehrt sondern den mittleren Weg und dazu gehlrt mMn auch schöne Sachen zu geniessen, bewusst


    So ist der "mittlere Weg" allerdings nicht zu verstehen.
    Jeder der auf ein weltliches, auf Vergnügen und Genuß ausgerichtetes
    unkeusches Leben verzichtet hat ist ein Asket. Der Buddha war ein Asket.

  • pamokkha:

    Das fehlende Nachvollziehen ist verständlich. Hat man Buddhas Lehrreden nicht gelesen, stolpert man halt im Nebel herum, was der Buddha gelebt und gelehrt hat und was nicht.


    In der Tat.

  • Ein Beispiel aus D.22:


    Zitat

    Was nun, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Entstehung des Leidens?


    Es ist dies jenes Wiederdasein erzeugende, bald hier, bald dort sich ergötzende Begehren, nämlich das sinnliche Begehren, das Daseins-Begehren und das Nichtseins-Begehren.


    Wo aber entsteht dieses Begehren, wo faßt es Wurzel? Bei den lieblichen und angenehmen Dingen in der Welt, da entsteht dieses Begehren, da faßt es Wurzel. Auge, Ohr, Nase, Zunge, Körper, Geist; Formen, Töne, Düfte, Säfte, Körpereindrücke und Geistobjekte sind etwas Liebliches und Angenehmes. Bewußtsein, Bewußtseinseindruck, aus dem Bewußtseinseindruck entstandenes Gefühl, Wahrnehmung, Wille, Begehren, Gedankenfassen und Überlegen, die durch Formen, Töne, Düfte, Säfte, Körpereindrücke und Geistobjekte bedingt sind, alle diese sind etwas Liebliches und Angenehmes. Da entsteht dieses Begehren, da faßt es Wurzel.

  • mukti:
    kal:

    Budha hat nicht die Askese gelehrt sondern den mittleren Weg und dazu gehlrt mMn auch schöne Sachen zu geniessen, bewusst


    Wo hat er das denn gelehrt, dass es zum mittleren Weg gehört schöne Sachen bewusst zu genießen?


    Hier gibt es wohl unterschiedliche Auffassungen in den jeweiligen Schulen:
    Solange man nicht übertreibt mit dem Genuss von schönen Dingen, gibt es im Mahayana jedenfalls kein striktes Verbot (jedenfalls nicht für Laien!) schöne Dinge zu genießen. Bei den Mönchen ist das anders (sagt man nicht auch, dass der Theravada Weg eher ein Weg für Mönche ist?). Hier gelten auch im Mahayana spezielle Regeln für Mönche (Verzicht auf Theater Besuche, Musik u.s.w.). Da im Mahayana aber davon ausgegangen wird, dass sowohl Laien als auch Mönche Erleuchtung erlangen können, ist der eingeschränkte Genuss von schönen Dingen kein Hindernis für einen Laien. Das Problem ist eher die Anhaftung: Auch der Laie sollte nicht anhaften an den Genuss von schönen Dingen. Wer daran anhaftet, der kultiviert das Geistesgift Gier ("schöne Dinge haben wollen"). Der bewusste Genuss von schönen Dingen ohne an sie anzuhaften ist die hohe Kunst der Laienpraktizierenden im Mahayana (P.S. wenn man jedoch von vornherein in der Lage ist, auf diese schönen Dinge zu verzichten, der hat allerdings den Vorteil, dass man auch nicht die Nicht Anhaftung üben muss. Allerdings muss man sich da wirklich ernsthaft reflektieren: Bin ich wirklich in der Lage auf das Gläschen Wein zu verzichten oder läuft mir innerlich das Wasser im Munde zusammen wenn ich darauf krampfhaft verzichte, während andere den Wein u.s.w. genießen....Letzteres ist für den Geist auch nicht wirklich ein völliger Verzicht).

  • Gautama hat jahrelang "brahmanische" Askese ausprobiert und Abstand genommen. Er lehre den mittleren Weg.

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht


  • natürlich tendiert man eher Schönes zu begehren als Unangenehmes. Und die Wurzel ist das Begehren (Wollen, Anhaftung)
    Dennoch muss ich nicht an leckerem Essen anhaften sondern kann es geniessen und bin nicht traurig, wenn es aufgegessen ist..


    Edit: Ich will mich nicht darüber unterhalten wer Recht und Unrecht hat. Ihr Fundamentalisten habt Eure Meinung dazu, ich meine. Werdet glücklich damit ()

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Sherab Yönten:

    Da im Mahayana aber davon ausgegangen wird, dass sowohl Laien als auch Mönche Erleuchtung erlangen können, ist der eingeschränkte Genuss von schönen Dingen kein Hindernis für einen Laien. Das Problem ist eher die Anhaftung: Auch der Laie sollte nicht anhaften an den Genuss von schönen Dingen.


    Wenn er nicht anhaftet, dann kann er ja gleich darauf verzichten. Warum will er denn Wein genießen, wenn er nicht dran anhaftet, das macht für mich keinen Sinn.

  • mukti:
    Sherab Yönten:

    Da im Mahayana aber davon ausgegangen wird, dass sowohl Laien als auch Mönche Erleuchtung erlangen können, ist der eingeschränkte Genuss von schönen Dingen kein Hindernis für einen Laien. Das Problem ist eher die Anhaftung: Auch der Laie sollte nicht anhaften an den Genuss von schönen Dingen.


    Wenn er nicht anhaftet, dann kann er ja gleich darauf verzichten. Warum will er denn Wein genießen, wenn er nicht dran anhaftet, das macht für mich keinen Sinn.


    Für Dich ist Genuss identisch mit Anhaftung?