Buddhismus im realen Leben

  • Hallo,


    ich möchte nur kurz meine persönlichen Erfahrungen schildern. Ich bemühe mich verstärkt im Alltag einige buddhistische Grundsätze auch zu tun.


    Meine Erfahrung damit ist, dass die Menschen sich zurückziehen, vor allem, wenn man nicht urteilt, wertet, über andere oder anderes spricht oder mit anderen Worten Tratsch ist ein großes Thema.


    Eine sachliche und objektive Haltung egal zu welchem Thema ist nicht sehr populär scheinbar, es wird teilweise einem sogar als unfreundlich ausgelegt, wenn man beim Gesellschafsspiel sich negativ über andere Menschen und Wesen zu äußern nicht mitmacht.


    Im beruflichen Alltag sich davon abzugrenzen ist eine der größten Herausforderungen, aber auch im Privatleben, es scheint keine andere Themen zu geben als sich über andere herzuziehen und wenn es nicht unmittelbare Menschen sind, die man kennt, dann wird eben global über Politik bzw. andere Zustände geklagt.


    Ich habe das auch bewusst beobachtet bei anderen - ich habe selten ein Gespräch gehört, wo es um ein sachliches Thema ging.


    Was ich damit sagen will ist, dass weise Menschen und Menschen, die tief im Buddhismus verwurzelt sind denke ich im realen Leben so ihre Probleme haben könnten. Kann mir schwer vorstellen, dass das nur für mich schwer ist.


    Und ich weiß, dass das Thema schon besprochen wurde, wie oft weiß ich nicht. In den eigenen vier Wänden und wenn man alleine ist, ist der Buddhismus deutlich einfacher zu leben als wenn man "gezwungen" ist in die Öffentlichkeit zu gehen. Menschen, die in Klöstern leben haben es da glaub ich leichter, wobei auch eine klösterliche Gemeinschaft vermutlich seine Herausforderungen bietet, aber ich weiß nicht, in wie weit sich große spirituelle Meister wie z.B. Thich Nhat Hanh, denn ich sehr schätze und mag in einer Art realen Welt bewegt. Er schreibt tolle Bücher, tolle Vorträge und hat ja auch Fragestunden, wo man schon das Gefühl hat, dass er versucht bzw. auch Ahnung hat vom realen Leben da draußen, wo immer er auch diese Erfahrung gesammelt hat, man hat nicht das Gefühl, dass er keine Ahnung hätte.


    LG und schönes WE Son

  • Hallo Son,


    ich vermute, was Du geschrieben hast, gilt ähnlich auch für andere Veränderungen, die weg sind von Mainstream Trends.


    * Wenn Du zum konsequenten Vegetarier wirst und Dich im Zusammenhang damit mehr um gesundheitliche Aspekte von Ernährung insgesamt kümmerst, siehst Du um Dich herum nur noch Menschen, die sich vergiften.
    * Wenn Du komplett Alkohol (auch den gesellschaftlich gut integrierten Teil) aufgibst merkst Du plötzlich deutlich wie viel und wie oft getrunken wird.
    Etc..

  • Hallo,

    Son:

    In den eigenen vier Wänden und wenn man alleine ist, ist der Buddhismus deutlich einfacher zu leben als wenn man "gezwungen" ist in die Öffentlichkeit zu gehen. Menschen, die in Klöstern leben haben es da glaub ich leichter, wobei auch eine klösterliche Gemeinschaft vermutlich seine Herausforderungen bietet, aber ich weiß nicht, in wie weit sich große spirituelle Meister wie z.B. Thich Nhat Hanh, denn ich sehr schätze und mag in einer Art realen Welt bewegt.


    Das ist wohl individuell verschieden, ich kenne Leute die es keine 2 Stunden alleine aushalten, andere wieder sind weniger gesellige Naturen. Aber diese "reale Welt", das ist eine Realität welche die Menschen machen, und zur Normalität erheben. Allerdings besteht sie aus vielen Illusionen, die man durch buddhistische Praxis ja aufzulösen bemüht ist. Dazu ist gleichgesinnte Gemeinschaft hilfreich, jedenfalls die Bemühung zur Loslösung von dieser vergänglichen und stets sich verändernden "Realität" der Anhaftungen würde ich meinen.

  • Son:

    Im beruflichen Alltag sich davon abzugrenzen ist eine der größten Herausforderungen, aber auch im Privatleben, es scheint keine andere Themen zu geben als sich über andere herzuziehen

    Ja, diese Erfahrung habe ich auch sehr oft gemacht.
    Ich 'deute' dieses Verhalten immer als ein "Mangelgefühl". Es ist der Mangel des nicht richtig Angenommenseins - der 'Schrei nach Liebe'.
    Dann kann ich dem "Lästermaul" mit Mitgefühl und Wertschätzung begegnen. Je höher das "Lästerlevel", desto mehr Mitgefühl und Wertschätzung wird mir abverlangt.
    Von einer Win-win-Situation würde ich dennoch nicht sprechen :grinsen:

  • "Eine kurze Geschichte der Menschheit." da ist genau das beschrieben. Wie wichtig das heimliche Reden und der Tratsch ist bei der Ausbildung von Kultur. Tratsch ist für mich sehr wichtig. Ich Tratsch gern, doch nie etwas das ich nicht 100% selber erfahren habe, also keine Erfindungen. Das heißt nicht das ich gegen die Vorstellungen von anderen etwas unternehme das geschieht nur wenn es zu offenen Konflikten kommt. Tratsch ist nützlich für das Gemeinschaftsgefühl unabdingbar bei der Gruppenbildung. Tratsch erweitert das Erkennbare von Personen und Persönlichkeiten. Wenn ich merke das ich in eine Situation gerate in der über mich getratscht wird versuche ich alles um unbemerkt zu bleiben oder gehe schnell weg. Nicht aus Angst sondern weil ich nicht stören will. Nur in offenen Lügen gehe ich dagegen vor erfahre ich dadurch meine Fehler beseitige ich sie.


    "Der Horcher an der Wand hört seine eigene Schand."


    Welch ein Glück wenn jemand mit seiner eigenen Schande umgehen kann und dies zu seinem davon befreien verwenden kann.

  • Hallo,


    ihr habt interessante verschiedene Aspekte eingebracht, vielen Dank dafür. Vielleicht ist es so, dass man anders fühlt, wenn man sich verändert. Früher ist mir das tatsächlich weniger aufgefallen, wobei ich dabei bleibe, die Gesellschaft hat sich nicht zum Guten verändert, sehr allgemein, aber dazu stehe ich, eben meine persönliche Erfahrung.


    Wenn man sich ein Auto kauft ein anderes als man hatte fallen einem auch Menschen auf, die ebenso das selbe Auto haben. Gleiches natürlich bei besseren Beispielen wie Ernährung oder Gesundheit.


    Manchmal vermisse ich schon ein wenig den Realitätsbezug von sehr spirituellen Menschen, weil die Spiritualität im Alltag zu üben das ist wahre Kunst. Wir sind ja leider nur ein Leben, haben würden wir eines in der Welt, wie sie ist.


    Wie jemand geschrieben hat, wir haben uns eine Realität geschaffen, diese Realität hat aber mit der Welt, wie sie ist relativ wenig zu tun. Es ist eine künstliche Realität.


    Ich stehe "normal" im Leben, heißt ich laufe im Hamsterrad der Masse mit, ich muss funktionieren, wenn nicht werde ich ausgetauscht, funktionieren nicht gesund sein ist die Devise. Warum müssen wir eigentlich so in dem Hamsterrad laufen, genau, weil wir in unserer künstlichen Realität uns Werte einbilden, die wir brauchen, was aber eine Illusion ist, weil wir sie nicht brauchen.


    Da man uns aber erfolgreich einredet durch Werbung, Medien etc. dass wir sie brauchen müssen wir auch im Hamsterrad laufen um das alles zu bezahlen. Heißt weniger Besitz, keine Schulden, würde auch heißen, ich muss weniger arbeiten, aber da "wir" alles haben wollen, vieles eben was wir gar nicht brauchen müssen wir so viel arbeiten und unser Leben vergeht wie im Flug, 3 Jahre Kindertagesstätte, dann 12 Jahre Schule, 45 Jahre Arbeit und wenn man das alles überlebt warten auf den Tod.


    Gut, ich bin etwas vom Thema abgekommen. Kann Tratsch wirklich sinnvoll sein? Im 8fachen Pfad ist er ausgeschlossen. Ich kenne auch wenig Menschen, die sinnhaften Tratsch veranstalten, ich kenne vorwiegend Menschen, die sich über andere in negativster Art äußern, ob man diejenigen kennt oder nicht ist zweitrangig, Hauptsache negativ. Das ist meine Realität.


    Ich bewege mich kaum in spirituellen Gruppen, da es so etwas in dem kleinen Ort wo ich lebe nicht gibt.


    Mir ist schon klar dass in einer Sangha andere Themen diskutiert werden oder auch geschwiegen. Die Kommunikation heute ist ja auch so, dass viele Menschen denken zu allem eine Meinung haben zu müssen, ich habe mir mittlerweile angewöhnt mehr zu schweigen und verwende auch oft das Wort "ich weiß es nicht" bevor ich irgendeinen Blödsinn rede.


    Nochmal die Frage an diejenigen, die in der Arbeitswelt unterwegs sind, die raus müssen in die Realität, wie geht es euch mit dem Umsetzen eures Glaubens, wenn Kollegen auf euch zukommen und über andere herziehen oder was auch immer. Wie grenzt ihr euch ab? Könnt ihr euch abgrenzen? Wenn Euer Chef zu euch kommt und euch einen Befehl gibt für einen anderen Mitarbeiter etwas zu tun was ihm schadet? Verweigert ihr diesen Befehl? Was meine ich damit, ich kann meine Arbeit so oder so machen, im Sinne eines Mitarbeiters oder ich kann ihm schaden, ich entscheide mich für meine Art, wobei das nicht immer möglich ist, aber wenn ich den Entscheidungsspielraum habe, versuche ich andere Lösungen zu finden.


    Lügen wurde auch angesprochen, ich meine wie oft lügen wir statistisch gesehen pro Tag? Oft oder, auch ohne Statistik vermutlich, wenn ich die Wahrheit sage, das wäre nicht gewünscht, die Wahrheit will in meiner Welt keiner hören. Na ja, die Menschen ändern sich auch ungern, nur wenn sie müssen oder?


    Vielleicht geht es euch ja ganz anders, aber das was ich als "gut" werten würde oder wenigstens als überwiegend gut sehe ich im realen Leben wenig bis gar nicht. Es ist sogar schwer nicht Teil dieses Systems zu werden.


    Gut, einige werden verstehen was ich meine, einige vermutlich nicht, aber egal, ich stelle ja nur meine subjektiven Wahrnehmungen in den Raum, es ist keine objektive Wahrheit, LG Son

  • Son:

    ...
    Manchmal vermisse ich schon ein wenig den Realitätsbezug von sehr spirituellen Menschen, weil die Spiritualität im Alltag zu üben das ist wahre Kunst. Wir sind ja leider nur ein Leben, haben würden wir eines in der Welt, wie sie ist.


    Wie jemand geschrieben hat, wir haben uns eine Realität geschaffen, diese Realität hat aber mit der Welt, wie sie ist relativ wenig zu tun. Es ist eine künstliche Realität.


    Kannst Du hier bitte eine möglichst genaue Definition davon geben, was Spiritualität bedeutet?
    Was ein 'sehr spiritueller Mensch' bedeutet?


    LOL.. Son, ich sehe Deine Probleme. Nein, es gibt keine objektive Wahrheit. Da alle Objekte leer sind und frei von Bedeutung gibt es keine absolute Wahrheit. Ich überlasse dieses Thema gern den Religiösen :grinsen:


    Das heißt nicht, daß es keine Wahrheiten geben würde. Es gibt persönlich erfahrbare Wahrheiten


    Zitat

    Die vier edlen Wahrheiten sind:


    Wahrheit vom Leiden: Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll. Dies ist zu durchschauen. (Dukkha Sacca)
    Wahrheit von der Ursache des Leidens: Die Ursachen des Leidens sind Gier, Haß und Verblendung. Sie sind zu überwinden. (Samudaya Sacca)
    Wahrheit von der Aufhebung des Leidens: Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden. Dies ist zu verwirklichen. (Nirodha Sacca)
    Wahrheit von dem Weg zur Aufhebung des Leidens: Zum Erlöschen des Leidens führt ein Weg, der Edle Achtfache Pfad. Er ist zu gehen. (Magga Sacca)


    DBU - 4 edle Wahrheiten

  • Buddhismus leben tu ich nicht ich halte mich an die Lehre Buddha. Jemanden Schaden weil das einer von mir verlangt kann im Extremfall die Aufgabe des Ortes sein an dem die Anweisung erteilt wurde. Ansonsten kommt ein klares Nein, egal mit welchen Folgen. Hab ich aus dem Soldatengesetz.


    Eines bekamen Zuträger oft von mir zu hören: Lügen geb ich nicht weiter.
    Weil Du sagst das ich das nicht weiter erzählen soll setzt Du voraus das ich deine Vorstellungen verbreiten werde. Du hast kein Vertrauen.
    Oder das soll bewirken das ich es weiter erzähle.
    Der Achtfache sagt das ich nicht schlecht über andere reden soll. Das tu ich nicht. Soll ich der Hüter über das Einhalten des Weges anderer sein?

  • fotost:


    LOL.. Son, ich sehe Deine Probleme. Nein, es gibt keine objektive Wahrheit. Da alle Objekte leer sind und frei von Bedeutung gibt es keine absolute Wahrheit. Ich überlasse dieses Thema gern den Religiösen :grinsen:

    es gibt objektive Wahrheit. Da ist Das, hier ist Rose. :rose:

  • Son, ich habe die gleiche Erfahrung jedem Tag und das erschöpft mich unglaublich. Manchmal fühle ich mich sogar verfolgt, weil manche Menschen einfach nicht akzeptieren, dass ich mich nicht einmischen will.


    Ich habe keine ideale Lösung gefunden, aber ich verwende ein paar Tricks. Ich versuche immer etwas positiv über den Mensch zu sagen. Oder einfach neutral bleiben: "Ich weiß nicht...", "ich kenne ihn nicht gut...", usw. Sonst einsam bleiben.


    Aber ich glaube, dass in diesem Fall in Klöstern nicht viel besser sein muss. Der Mensch ist immer der Mensch und braucht immer dieses Gerede. Schlimm ist, wenn man wehtun will.


    Grüße.

  • Hallo voxk,


    Danke für deinen Beitrag, du hast so geschrieben, dass auch ein Mensch wie ich es versteht und nicht nur das, du hast auch Lösungen aufgezeigt, wie du damit umgehst, die sind allemal auch für mich im Alltag hilfreich, vielen Dank dafür und schön, dass es auch andere gibt, die ähnliche Schwierigkeiten im Alltag haben, ich meine nicht schön sondern dass ich nicht der Einzige bin, schön ist es natürlich nicht, LG und Danke für deine Ratschläge, finde ich gut, wie du das gelöst hast bzw. versuchst, Son

  • Ich habe sehr viel mit Menschen zu tun, am Anfang viel es mir auch sehr schwer den richtigen Weg zu finden. Heute zeige ich ganz offen mein Mitgefühl für den Menschen über den gerade geredet wird: Wer von uns weiß schon was dieser Mensch alles durchgemacht hat. Oder : Er trägt vielleicht sehr viel Leid mit sich herum. Oder : Oh je, da möchte ich nichts zu sagen....habe genug vor meiner Tür zu kehren....Oder : Ich lenke einfach auf ein anderes Thema um....
    Beim Wetter ist es auch sehr interessant: Wir wissen schon seit Jahrhunderten das wir nichts daran ändern können und heute ist wieder so ein Tag.( Die meisten lachen dann und sagen stimmt!)
    Für den " Lästerer habe ich volles Mitgefühl, denn er trägt wahrscheinlich noch mehr Dukkha in sich als ich. Und wenn alles nicht mehr funktioniert, habe ich den Satz von Aaya Khema im Ohr : Du bist genauso wenig erleuchtet wie ich....:-)

  • Son,


    das Thema beschäftigt Dich sehr. Ich schlage daher vor, dass wir uns auf mögliche Lösungsansätze für Deine konkreten Situationen einlassen.
    Da Du ein sehr aufmerksamer Mensch bist, würde ich Dir raten, dass Du Dir -in einem ersten Schritt- typische Gesprächsverläufe bewusst machst.
    In einem zweiten Schritt solltest Du Dir bewusst formulierte Reaktionen/Antworten verinnerlichen.


    Ich möchte Beispiele bringen, um Dir vielleicht hilfreiche Denkanstöße zu bieten. Ich muss nicht erwähnen, dass es DIE passende Generalantwort für alle denkbaren Situationen leider nicht gibt.


    1. Offen Deine buddhistische Überzeugung nach außen kommunizieren: Ich bin Buddhist und versuche mich an bestimmte ethische Verhaltensregeln zu halten, was u.a. bedeutet, über keinen Mitmenschen schlecht zu reden. Daran anschließend würde ich einen konkreten positiven Ich-Bezug formulieren, wie: Man wird täglich mit so vielen negativen Nachrichten konfrontiert, seien es die Konflikte in der Welt oder eben die Verfehlungen der Mitmenschen. Das alles lasse ich nun nicht mehr so oft und ungefiltert an mich heran…und was soll ich sagen? Ich fühle mich dadurch besser, habe bessere Laune und komme leichter durch den Tag.
    In dieser Art, würde ich aus der Ich-Perspektive schreiben… so wie, wenn Du sagen würdest, wegen meinem Reizdarm, habe ich empfohlen bekommen Flohsamen zu essen….und es wirkt.


    Ich denke, dass das ein lohnenswerter Kommunikationsansatz sein könnte, da Du bei Dir bleibst und von Deinen gemachten Erfahrungen berichtest.


    Für andere Lästermäuler kann wiederum eine buddhistische Redewendung das richtige „Mittel“ sein. Beispiel: Andere Menschen sind nicht ich.
    Gemeint ist damit, ich kann mir kein Urteil erlauben, weil ich nicht der Körper/Geist des Anderen bin.


    2. Offene W-Fragen: Wie meinst Du das? Wie kommst Du darauf? Du zwingst dadurch das Lästermaul zu weiteren Erklärungen…was dann allzuoft in Erklärungsnöte mündet. Gerade wenn es um Gerüchte geht… Vermeide auf jeden Fall die Frage „Bist Du Dir sicher?“, denn Du wirst dann immer ein „Ja“ entgegnet bekommen und dann erwartet das Lästermaul Dein Urteil dazu.


    3. Beschäftige Dich direkt mit dem Motiv, weshalb das Lästermaul lästert. Gar nicht auf das Gerücht/Geläster eingehen. Sprich das Lästermaul direkt, aber mitfühlend an: Dich scheint das ganz arg zu belasten… Du bist ganz schön wütend auf… dann wieder den Ich-Bezug. Ich hatte in meiner Kindheit auch ganz große Wut/Ärger auf/mit meinem älteren Bruder…das hat mich ganz schön belastet…ich hatte auch lange niemanden, um darüber zu reden… Irgendwann habe ich mir ein Herz gefasst und ein direktes Gespräch gesucht…und ich bin ganz positiv überrascht worden….


    Diese 3 Kommunikationswege sollen eine Anregung sein. Vielleicht steuert noch jemand weitere bei…


    Klingt das für Dich machbar oder welche Widerstände tauchen bei Dir spontan auf?

  • Hallo Ulli,


    es ist schön, wenn du Mitgefühl empfinden kannst für dich als "Geschädigte" und dem der dir schadet.


    Ich gebe ehrlich zu, das fällt mir in meiner Welt schwer, vor allem in meiner Arbeitswelt, ich arbeite 20 Jahre in einer Firma mit über 1.500 Mitarbeitern, ich kenne jede Abteilung aufgrund meines Tätigkeitsfeldes und ich kann dir sagen, dass ca. 80% der Mitarbeiter aus welchen Gründen auch immer bewusst teils, teils vielleicht weil sie es nicht anders kennen, ein Verhalten an den Tag legen welches für mich inakzeptabel ist.


    Heißt es wird bewusst anderen geschadet. So weit reicht meine Spiritualität oder wie immer man es nennen mag leider nicht, dass ich darüber hinweg sehen kann, wenn bewusst anderen geschadet wird. Weil die Mitarbeiter werden aufgrund dieser Dauerbelastung sowohl körperlich wie seelisch teilweise auch schwer krank, da fällt es mir wirklich schwer Mitgefühl zu haben.


    Ich könnte es, aber es wäre geheuchelt, ich war selbst Opfer von gezieltem Mobbing, was ich auch beweisen konnte, aber es hat mir nichts gebracht, weil es keine Strafe in der Realität gibt, ich musste gehen wo anders hin und bin auch krank geworden. So ergeht es vielen anderen auch, ich sehe das tagtäglich und nein, dafür habe ich kein Verständnis, nicht bei dieser Masse - ich kann durchaus verzeihen und Mitgefühl zeigen, wenn Menschen Fehler machen, die nicht beabsichtigt sind, aber bewusstes Schaden anderer Menschen grenzt für mich an Körperverletzung.


    In manchen Ländern ist das sogar strafbar mittlerweile in meinem Land leider nicht.


    Andere Bereiche des Buddhismus bzw. des 8fachen Pfads fallen mir deutlich leichter aber der Umgang mit Mitgefühl ist schwer, wobei die Alternative ist Ärger und schadet wiederum mir, auch nicht gut zugegeben, aber ich bin noch nicht so weit dabei zu zusehen, wie man anderen schadet, ohne nicht versuchen einzugreifen, wobei das meist keine Wirkung hat oder mir schadet.


    Im Privatleben sieht das nicht viel besser aus, Menschen wo ich dachte ich kenne sie, weil eben Jahrzehnte befreundet oder Familie haben ein ganz anderes Gesicht gezeigt, als es darum ging etwas zu erben, da wurde gelogen, gestohlen, betrogen, also mein Bild dieser Gesellschaft ist vernichtend und ich werde sehr viel üben müssen um damit besser zu recht zu kommen und ich gebe auch zu aus mir spricht durchaus auch eine Form von tiefer Enttäuschung, LG Son

  • Für mich gibt es "nur" zwei Wege.
    Entweder zwinge ich den Lästerer dazu, sich offen nochmals dem gegenüber zu äussern, über den er lästert. Die "Ergebnisse" sind meist sehr interessant.


    Und meine Umgebung weis mittlerweile, das ich auf sowas nicht "einsteige". Ich kann bei reiner Lästerlust sehr deutlich werden, bis hin zu >"Rede darüber mit Deiner Tasse", aufstehen und gehen<.
    Ich sehe es nicht als richtig an, solche Menschen therapieren zu wollen.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Hallo Baika,


    unsere Beiträge haben sich überschnitten, daher antworte ich getrennt.
    Ja, das Thema beschäftigt mich sehr, da hast du recht, ich kann nicht glauben, wie bösartig manche Menschen sind und nein ich zähle mich nicht dazu.


    Danke, dass du versuchst lösungsorientiert zu antworten, ich werde darüber nicht nur nachdenken sondern es auch tun, was mir als Möglich erscheint bzw. Machbar in meinem Alltag.


    Klar, gibt es keine Generalantworten und man kann sich ja nicht auf alle Situationen vorbereiten, aber gewisse Situationen wiederholen sich. Ich bin ja manchmal traurig, dass ich nicht sehr schlagfertig bin, weil ich werde verletzt und kann mich nicht wehren und ärger mich danach oft sehr lange, später zu reagieren ist dann zu spät, weil die Situation ist vorbei.
    Am meisten ärgert mich, dass ich vom Ärger nicht runterkomme, bzw. dass mich auch sehr banale Dinge im Alltag ärgern wie beim Autofahren, da denke ich mir oft selbst, das kann ja nicht sein, dass ich mich darüber aufrege, außerdem mache ich auch Fehler.


    Gewisse Antworten habe ich mir schon angewöhnt, nämlich wenn mich jemand fragt wie es mir geht, dann kommt eine Nichtssagende Antwort, wie normal, es ist okay oder es ist wie es ist. Weil Punkt 1 interessiert es niemand, reine Floskel, zweitens hat eh niemand Zeit und Laune zu erfahren, wie es einem wirklich geht und drittens wichtigster Punkt will ich gar nicht drüber reden, weil es wirklich so ist, wie es ist, mir kann keiner helfen, also was soll ich da erzählen. Die einzige Person, die mir helfen kann bin ich, im Normalfall, an so einem Platz wie hier, wo besondere Menschen sind gibt es auch Hilfe von außen, was aber im Alltag so gut wie nicht vorkommt.


    Du hast recht, ich werde deutlich offener kommunizieren, dass ich nicht nur Buddhist bin am Papier sondern es auch leben möchte bzw. lebe und das ist vielleicht eine Art von Abgrenzung, kann auch sein, dass es mir schadet, aber egal, ich stehe zu meinem Glauben. Außerdem ist es ein sehr friedlicher und hilfreicher Glaube für alle Menschen.


    Dass du über Reiz Darm sprichst finde ich kurios, weil ich habe leider wirklich einen seit Kindesbeinen an, was das bedeutet, können sich die vorstellen, die auch einen haben, schränkt ziemlich ein im täglichen sozialen Leben, aber kann auch sein, dass ich selbst darüber geschrieben habe, ist ja nicht mein erster Beitrag hier.


    Deine Kommunikationsansätze sind hilfreich, vielen Dank.


    Du hast schon recht, ich kann mir kein Urteil über andere bilden, weil ich nicht sie bin, aber ich sehe was sie für Schaden anrichten nicht nur bei mir sondern anderen. Wenn Menschen andere über Jahre bewusst schaden und die dann daran sterben finde ich das nicht mehr lustig und ja so was ist durchaus möglich, nicht mal übertrieben.
    Meine jetzige Strategie in der Kommunikation ist das ich so gut es geht ausweiche, das Thema wechsle und wenn über andere gesprochen wird, dann sage ich ja alle Menschen sind verschieden und gehe weiter.


    „Befehle“ anderen zu schaden verweigere ich bzw. halte sie so, dass kein Schaden passiert, heißt ich versuche den Befehl abzufangen, in dem ich mit dem Mitarbeiter eine Lösung suche, wenn es ein Problem gibt. Wobei das nicht immer gelingt, weil viele Dinge ja auch an mir vorbei gehen und ich habe mich auch oft eingesetzt und es hat nichts gebracht, weil vorgefasste Meinungen da waren.


    Ich sag dir was das meiste Motiv ist von Lästermäulern in meiner Firma, Langeweile, sie sind nicht ausgelastet, daher haben sie Zeit, die Mitarbeiter, die fleißig sind bzw. ihre Leistung bringen haben keine Zeit für Tratsch.


    Du hast mir ein Beispiel mit deinem älteren Bruder gebracht, ein gutes Beispiel. Mein Verhältnis ist ähnlich, Gespräche haben leider keine Wirkung gezeigt, schon gar keine Positive, weil er so von sich überzeugt ist, dass er auf den kleinen Bruder nicht hören will, aber egal.


    Anderes Beispiel – ein Mitarbeiter in meinem Bereich grüßt mich seit 5-6 Jahren nicht mehr, was ich ziemlich kindisch und blöd finde, ich habe das Gespräch gesucht, es ist nur mehr eskaliert. Ich trage keine Schuld daran, dass die Situation so ist, das haben mir auch andere bestätigt. Auch 4 verschiedene Vorgesetzte haben es danach nicht geschafft, das Thema dahin gehend zu lösen, dass man mich grüßt, man muss mich ja nicht lieben, aber grüßen gehört zu den Grundformen der Höflichkeit und vor allem wenn man zusammenarbeiten muss ist das schon blöd.


    Ich sage dir auch warum 4 Vorgesetzte das nicht geschafft haben, weil ihnen der Mut fehlte dem „kleinen“ Mitarbeiter zu sagen, sie müssen Hrn. Son ja nicht lieben, aber können sie wenigstens eben die Grundform der Höflichkeit bitte dienstlich einhalten. Nein, hat keiner geschafft und nochmals ich habe es persönlich vorher versucht. Problem bleibt erhalten.
    Einiges was du geschrieben hast klingt für mich sehr wohl machbar, ich habe nur geschrieben, wo ich Probleme sehe, bei dir und bei meiner Antwort auf Ullis Beitrag, LG und Danke Son

  • Danke jianwang,


    auch dein praktischer Ansatz ist sehr hilfreich und in gewisser Weise auch mutig. Eine sehr gute Strategie, wie ich finde und ich habe auch einen Kollegen, der das in sehr ähnlicher Weise seit Jahren praktiziert, er grenzt sich massiv ab und sagt anderen lasst euren Müll draußen...


    Wobei ich bin aufgrund meines Aufgabenbereichs mit sehr vielen verschiedenen Mitarbeitern konfrontiert vorrangig am Telefon sogar, da ist es noch schwerer, aber ich werde versuchen die Gespräche auf ein Minimum zu reduzieren und sie gar nicht erst zum Lästern kommen zu lassen bzw. wie schlecht alles ist rund herum sondern abblocken, das ist zumindest eine Strategie.


    Bedauerlich, dass man sich über so was überhaupt so viele Gedanken machen muss..., LG Sopn

  • Hallo Son,


    ein sehr realistischer Bericht von dir...und du hast vollkommen Recht.


    Menschen leben von aller Art der Negativität, dazu gehört Tratsch und auch offene Aggressionen. Mein Vater ist z.B. "besessen" von Ausländern, es vergeht kein Tag an dem er nicht hetzt. Das ist natürlich belastend, aber ich sehe es als Übung...und das solltest du auch. Wenn man erst mal den Dreh raus hat, dann funktioniert das auch sehr gut, du musst nur die Schranken überwinden. Was meine ich mit Schranken?


    Allgemein sind wir es gewohnt, einen Dialog zu führen, d.h. einer sagt etwas und der andere antwortet, auch wenn er nur "ja" oder "aha" oder "soso" sagt. Solche kleinen Wörter sind aber immer Bestätigungen! Dies bedeutet, auch wenn du dich nicht in das Thema verwickeln lässt, so motivieren diese kleinen Füllwörter den Sprecher zum weiterreden, denn er sieht sie als Bestätigung an.


    So musst du also lernen, und das ist extrem ungewohnt am Anfang, dass du dein Gegenüber sprechen lässt, aber keine Reaktion zeigst. Gar nichts, kein Nicken, kein Füllwort. Das wird dir natürlich auch als Unfreundlichkeit oder ähnliches ausgelegt, ist aber eine gute Methode um den Sprecher nicht noch zu bestärken.


    Eine Regel des Buddha Dhamma ist es, sich von Tratsch und negativem Gespräch fernzuhalten. Die Einhaltung dieser Regel ist für alle gut, für dich und für den anderen...nur allzu oft sieht das der Andere nicht so, wie du ja auch berichtet hast, da die soziale Kommunikation fast in allen Fällen eben auf Tratsch und negativem Gespräch beruht. Die Gründe dafür aufzudröseln wäre mühselig und es gibt bestimmt sehr viele Aspekte. Ich sehe es einfach pragmatisch und denke, dass es einfach an der Gewohnheit liegt. Wer sich geistig nur mit Tratsch (Fernsehen) und Aggressivität (Nachrichten) befasst, der gibt dies natürlich weiter, weil dies seine Einflüsse sind. Positives wirst du in den Nachrichten fast nie hören, und wenn, dann ist es etwas sehr belangloses. Das ist aber die "Nahrung", die der Alltagsmensch zu sich nimmt, dazu noch eine Prise Bild Zeitung, ein paar Promi Magazine, ein wenig Radiohetze und als i-Tüpfelchen noch eine "Talk Runde" wie Maischberger etc. Fertig ist der "Tratsch Rezitierer".


    Diese Muster sind hartnäckig darum habe ich die Erfahrung gemacht, dass es nicht viel bringt, wenn du z.B. deinen Gesprächspartner darauf hinweist oder einfach sagst: "Ok, lass uns über etwas erfreuliches reden!" Das .geht vielleicht 1-2 Minuten gut, aber dann beginnt wieder das alte Muster. Achtsamkeit über die Rede (besonders der eigenen Rede) ist nicht einfach und da der Alltagsmensch einen Bewusstseins und Achtsamkeitslevel von 0 hat, kannst du dir vorstellen, in wie fern ein "Gegensteuern" im Gespräch Sinn macht. Wenn du dagegen schweigst und dich nicht am Tratsch beteiligst, so hast du dich an das Dhamma gehalten und mehr kannst du auch nicht tun.

  • @Son


    Ich grenze mich nicht ab. Wenn jemand kommt "Ich habe ein Problem mit Dem oder Dem, wie ist es bei Dir", dann versuche (ja diesmal dieses Wort :grinsen: ) ich zu helfen, zu vermitteln. Doch Tratsch und böswilligen Gerüchten trete ich "mit dem Schwert in der Hand" entgegen.


    Du regst Dich auf beim Autofahren oder auch, wenn Dich jemand nicht grüsst ... nimm Dich nicht so ernst. Wenn jemand meint, mich ignorieren zu müssen, dann begegne ich ihm mit einem strahlenden Lächeln. Soll er sich doch selbst mit dem beschäftigen, was er für sich sieht.
    Meine Aufgabe ist es nicht, die Welt zu retten oder jeden Menschen zu verbessern. Doch wenn jemand mich fragt, bin ich bereit dazu.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Son:

    ...Nochmal die Frage an diejenigen, die in der Arbeitswelt unterwegs sind, die raus müssen in die Realität, wie geht es euch mit dem Umsetzen eures Glaubens, wenn Kollegen auf euch zukommen und über andere herziehen oder was auch immer. Wie grenzt ihr euch ab? Könnt ihr euch abgrenzen? Wenn Euer Chef zu euch kommt und euch einen Befehl gibt für einen anderen Mitarbeiter etwas zu tun was ihm schadet? Verweigert ihr diesen Befehl? Was meine ich damit, ich kann meine Arbeit so oder so machen, im Sinne eines Mitarbeiters oder ich kann ihm schaden, ich entscheide mich für meine Art, wobei das nicht immer möglich ist, aber wenn ich den Entscheidungsspielraum habe, versuche ich andere Lösungen zu finden...


    Wenn gelästert wird, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder ich will mit lästern oder nicht. Wenn ich nicht will, mache ich es auch nicht. Und ich habe es auch nicht nötig, mein Verhalten mit Buddhist sein oder irgend etwas anderem zu begründen. Ich lästere einfach nicht mit.


    Son:

    Klar, gibt es keine Generalantworten und man kann sich ja nicht auf alle Situationen vorbereiten, aber gewisse Situationen wiederholen sich. Ich bin ja manchmal traurig, dass ich nicht sehr schlagfertig bin, weil ich werde verletzt und kann mich nicht wehren und ärger mich danach oft sehr lange, später zu reagieren ist dann zu spät, weil die Situation ist vorbei.
    Am meisten ärgert mich, dass ich vom Ärger nicht runterkomme, bzw. dass mich auch sehr banale Dinge im Alltag ärgern wie beim Autofahren, da denke ich mir oft selbst, das kann ja nicht sein, dass ich mich darüber aufrege, außerdem mache ich auch Fehler....


    Anderes Beispiel – ein Mitarbeiter in meinem Bereich grüßt mich seit 5-6 Jahren nicht mehr, was ich ziemlich kindisch und blöd finde, ich habe das Gespräch gesucht, es ist nur mehr eskaliert. Ich trage keine Schuld daran, dass die Situation so ist, das haben mir auch andere bestätigt. Auch 4 verschiedene Vorgesetzte haben es danach nicht geschafft, das Thema dahin gehend zu lösen, dass man mich grüßt, man muss mich ja nicht lieben, aber grüßen gehört zu den Grundformen der Höflichkeit und vor allem wenn man zusammenarbeiten muss ist das schon blöd.


    Ich sage dir auch warum 4 Vorgesetzte das nicht geschafft haben, weil ihnen der Mut fehlte dem „kleinen“ Mitarbeiter zu sagen, sie müssen Hrn. Son ja nicht lieben, aber können sie wenigstens eben die Grundform der Höflichkeit bitte dienstlich einhalten. Nein, hat keiner geschafft und nochmals ich habe es persönlich vorher versucht. Problem bleibt erhalten.


    Hast du evtl. mehr Probleme mit dir, als mit deinen Kollegen? :grinsen:
    Wie wichtig ist es dir von deinen Kollegen anerkannt, geliebt oder gewertschätzt zu werden?
    Und wenn es dir wichtig ist, warum kannst du diese bestehenden Defizite nicht selbst ausfüllen?
    Was fehlt dir, das deine Kollegen, stellvertretend für dich, kompensieren sollen?
    Diese Fragen sind mir spontan durch den Kopf geschossen, als ich deine Beiträge gelesen habe.
    Ein Mitarbeiter grüßt dich nicht. Wo ist das Problem? Sei doch froh. Einer weniger, mit dem du dich rumärgern musst.

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Hallo,


    so ist es, Son. Wie gesagt, meine Erfahrungen nähern sich an deines. Ich habe die gleichen Gefühle bei der Arbeit und arbeitet auch in einer Firma mit 1.000 Mitarbeitern. Ich kenne auch viele Abteilungen und muss mit viele Mitarbeitern am Tag reden. Leider bildet sich in jeder Ecke eine Gruppe, die nur Müll auswirft.


    Die Hinweise von Baika sind gut. Ich finde Interessant offen zu sagen, ich bin Buddhist. Ich habe selbst nicht versucht, aber könnte funktionieren. Ich übe auch die W-Fragen.


    Etwas was ich auch mache ist meditieren. Wenn ich nicht gehen kann, höre ich auf zu hören und mache meine Übungen. Ein- Ausatmen. Ich benutze diese Gelegenheit.


    Und ich möchte betonen, dass etwas positives als Antwort sagen, gut funktioniert. Der Prinzip ist einfach. Wenn jemand Dir etwas negatives über eine Person sagt, erwartet normalerweise eine Bestätigung seiner Behauptung. Aber wenn man etwas positives beantwortet, die Unterhaltung wendet sich radikal. Beispiele: "er ist ein guter Vater", "sie lacht immer", "er/sie kann das nicht gut machen, aber er/sie ist geduldig"...


    Es geht mir nicht darum zu lügen. Es ist so einfach etwas negatives sagen sowie etwas positives.


    Grüße.

  • Hallo ikkyu San,


    Danke, dass du/ihr Euch so zahlreich an dem Beitrag beteiligt, weil es sind für mich einige sehr wertvolle Dinge dabei, wo ich mir denke, sie auszuprobieren bzw. in mein Alltagsleben zu integrieren.


    Recht zu haben ist mir nicht wichtig, wenn andere Menschen Dinge gleich sehen bestätigt es mich aber, dass nicht nur ich dieses Gefühl habe.


    Mit Menschen, die von etwas überzeugt sind und derlei kenne ich doch Einige diskutiere ich gar nicht, entweder ich sage nichts oder eben bejahe es, auch wenn es Blödsinn ist, wenn ich es nicht bejahe oder gar nichts sage beginnt eine Diskussion. Dies gilt allerdings nur für nicht wichtige Themen wie für mich Politik oder was auch immer. Es macht ja nur Sinn zu diskutieren, wenn jemand bereit ist von seinem Standpunkt abzurücken, wenn das nicht der Fall ist, wozu?
    In deinem Fall finde ich die Taktik zu schweigen und kein aha oder ja oder was auch immer zu sagen eine gute Strategie, wie du sagst, sie wird nicht beliebt machen, aber das ist ja auch nicht mein Ziel, ich möchte einfach in Ruhe gelassen werden mit negativen Dingen, die irgendjemand behauptet und mich gar nicht betreffen.


    Wie gesagt mit deinem Beitrag fange ich viel an, weil es viele Ideen bzw. Möglichkeiten vorgibt, die mir so nicht so vor Augen waren, es so zu lösen.


    Auch dein zweiter Ansatz den finde ich sehr interessant, nämlich den Grund, warum du glaubst, dass viele Menschen in unserer Gesellschaft heute so sind, der ist wirklich gut für mich nachzuvollziehen und schlüssig, nämlich dass die Menschen das widergeben, was sie aufsaugen und das ist leider viel Mist, durch die zig-TV-Kanäle, die wirklich ein sehr bescheidenes Niveau haben bis auf wenige Ausnahmen, dann die Printmedien und letztendlich auch das Internet usw. – wobei ich verstehe, wenn ich gewisse Privatsender einschalte, warum die Menschen so sind, ich wollte jetzt ein anderes Wort schreiben, habe es mir aber überlegt.


    Weißt du Menschen waren in meiner Jugend schon deutlich anders, das behaupten zwar alle Generationen dass früher alles besser war, aber durch die Nichtdigitalisierung bzw. das nicht vorhandene Angebot an Möglichkeiten in allen Bereichen war es einfach ruhiger und auch die Menschen waren ruhiger.


    Ich lese schon seit Jahren keine Zeitungen mehr, schaue kaum fern, nur Sport und wenig Internet, am Handy gar nichts, nur telefonieren und das selten. Also ich versuche die Dinge so zu nützen, dass sie mir helfen und nicht umgekehrt.


    Aber all das was ich angeprangert habe ist, wie du sagst auch für einen selbst eine große Herausforderung, nämlich achtsam zu sein und nicht selber in solche Muster zu verfallen oder eben Teil davon zu werden in dem man keine Grenzen setzt.


    LG Son


    PS: Ich beantworte jeden Beitrag extra.

  • Hallo Festus,


    Zitat

    „Wenn gelästert wird, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder ich will mit lästern oder nicht. Wenn ich nicht will, mache ich es auch nicht. Und ich habe es auch nicht nötig, mein Verhalten mit Buddhist sein oder irgendetwas anderem zu begründen. Ich lästere einfach nicht mit.“

    Ja, das ist ein Zugang, der halt in der Praxis nicht sehr oft funktioniert, wenn jemand in mein Büro kommt, egal ob ein Mitarbeiter oder ein Vorgesetzter ist es in der Praxis nicht möglich gar nicht Stellung beziehen, ich mein, ich kann schon schweigen, aber dann überprüfen die mich auf Diensttauglichkeit.


    Die Idee mit dem Schweigen ist gut, lässt sich aber nicht in allen Situationen einsetzen, bei unwichtigen Gesprächen ja, bei direkter Konfrontation mit konkreten Problemstellungen nicht.
    Ich arbeite als Kontrollinstrument in meiner Firma, ein sehr dankbarer Job… - es ist also meine Aufgabe Missstände aufzuzeigen bzw. werden sie an mich herangetragen, also Abgrenzung ist hier nicht einfach. Ich kann die Missstände übersehen ist eine Möglichkeit, meist versuche ich sie dahingehend zu lösen, dass ich sie persönlich anspreche, dann passiert das in friedvoller Atmosphäre, wenn Abteilungsleitungen oder Führungskräfte mit konkreten Problemstellungen kommen werde ich schon involviert dahingehend nichts zu sagen nicht möglich.






    Nein, habe ich nicht, oder vielleicht doch, doch das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, meine Probleme sind nicht dienstlicher Natur und das kann ich trennen!


    Mir ist es gar nicht wichtig, was ein Kollege von mir denkt, weil das was er oder sie denkt, bin ich ja nicht, das sind seine oder ihre Gedanken, haben aber mit der Realität meiner Persönlichkeit genau nichts zu tun, weil niemand mich kennt.


    Ich brauche keine Liebe oder Wertschätzung in der Arbeit, aber ich benötige Zusammenarbeit! Eine Zusammenarbeit mit Kollegen, die mit einem nicht sprechen ist in der Praxis ziemlich schwierig, und ja du hast recht mit dem Grüßen damit lebe ich inzwischen, ich grüße trotzdem meist
    Was meinst du mit meinen Defiziten, ich bin dort um meine Arbeit zu erledigen, dafür werde ich bezahlt, ich suche keine Freundschaften, aber wenn ich gewisse für meine Arbeit notwendigen Informationen nicht bekomme, kann ich meine Arbeit nicht machen und dann interessiert es leider niemand, warum ich meine Arbeit nicht erledigen konnte, weil so ist das SYSTEM. LG Son

  • jianwang


    Dein Zugang ist ein Guter. Meine bisherige Herangehensweise war ähnlich, ich versuche das Gespräch inhaltlich auf etwas Positives zu lenken, was die Person betrifft um die es geht oder versuche es zu neutralisieren.


    Tratsch und böswilligen Gerüchten, die bei uns oft mehr als das sind nämlich tatsächlich bösartige Handlungen – da weiche ich derzeit aus, so gut ich kann, zu mir kommt damit selten jemand und im freien Gelände sprich Firmengelände kann ich ausweichen, ich sage ich habe keine Zeit oder muss dringend wohin, auch nicht die Wahrheit, aber eine Strategie bis dato.


    Dass ich mich beim Autofahren aufrege hast du recht ist blöd, wobei nochmals, wenn ich mit Menschen unmittelbar zusammenarbeiten muss und die grüßen mich nicht bzw. reden gar nicht mit mir dann hat das denke ich nichts mit Wichtig zu nehmen zu tun, sondern ich kann wie gesagt meine Arbeit dann nicht machen, keine Information, keine Arbeit und wenn du jetzt sagen würdest, sprich mit deinem Chef, bringt nichts, der macht nichts, der hat selbst Angst bzw. sagt er hat andere Probleme oder keine Zeit, auch gute Taktik.


    Ich kann und will die Welt auch nicht retten, ich möchte nur selbst ein Leben führen, womit „ich“ zufrieden bin.


    LG Son

  • Hallo Voxk,
    ich weiß nicht, aber ich glaube nicht, dass ich in einer isolierten Welt lebe, dass es nur in meiner Firma so ist, ich glaube diejenigen, die auch in Firmen oder größeren Unternehmen arbeiten werden vielleicht ähnliche Erfahrungen machen oder auch nicht, ich will ja nicht ausschließen, dass es sowohl regionale wie auch Unterschiede in der Firmenführung gibt, weil die ist ja doch sehr maßgebend wie ein Betrieb auch agiert – intern wie extern.


    Meditieren ist in der Arbeit für mich nicht möglich, ich brauche da Ruhe, wenn dauernd Angst da ist, dass das Telefon läutet oder wer reinkommt, dann kann ich nicht abschalten. Gehmeditation ist möglich, aber auch nur in der Pause.


    Aber dass ich Buddhist bin, werde ich stärker in den Vordergrund bringen, wenn es denn nötig ist bzw. es erfordert sonst nicht, für was auch? Mein Glaube geht ja niemand was an sonst.
    Deine sonstige Strategie versuche ich wie gesagt auch entweder was Positives zu entgegnen oder nichts zu sagen, LG Son