Rezitation?

  • Moin moin,


    ich beschäftige mich eigentlich schon lange mit dem Buddhismus, was sich aber bisher eher auf das lesen beschränkt hat. Am meisten Beschäftigt mich - was auch sonst - die Frage nach der richtigen Schule.


    Da ich für mich selbst esoterische und tantrische Bezüge nicht für so passend halte, habe ich den Vajrayana für mich bereits ausgeschlossen und konzentriere mich ziemlich auf den Theravada und den Zen. Ich war nun das erste mal bei einer Zen-Sitzung einer örtlichen Sangha und habe dort mitgemacht. Zazen, Kinhin, Sarei und Rezitation.


    Deshalb und weil ich das Forums ein bisschen durchstöbert habe, kamen mir einige Fragen:


    Zen wird immer als sehr puristisch bezeichnet, warum werden dann dort so viele Sitten und zeremonielle Dinge abgehalten wie Rezitation und das Verbeugen?


    Warum gibt es so eine Kluft zwischen Theravadins und Mahayana Anhängern? Gibt es etwas im Mahayana, was den Lehren des Pali Kanons widerspricht? Ich habe bei den Rezitationen viel von Lerheit gehört und gelesen. Das kommt doch alles dem PK ziemlich nahe / widerspricht ihm auch nicht.


    Warum wird der Pali-Kanon im Zen nicht gelesen?


    Wenn im Mahayana nichts Grundverschiedenes zum PK gelehrt wird, warum ist dann die Frage so wichtig, ob die Sutren tatsächlich von Shakyamuni stammen oder nicht?

  • Weil wir Menschen sind und damit fehlbar ...

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Warum ist die Banane krumm?


    Mumpen:

    Zen wird immer als sehr puristisch bezeichnet, warum werden dann dort so viele Sitten und zeremonielle Dinge abgehalten wie Rezitation und das Verbeugen?


    Die einen so, die anderen so. Wenn dir diese Gemeinschaft nicht zusagt, bleib einfach weg.


    Gibt es dort einen Lehrer oder Mitglieder die schon lange dabei sind? Wenn ja, hast du sie schon mal gefragt?


    Mumpen:

    Warum gibt es so eine Kluft zwischen Theravadins und Mahayana Anhängern?


    Gibt es die?


    Mumpen:

    Warum wird der Pali-Kanon im Zen nicht gelesen?


    Warum sollte er dort gelesen werden?


    Mumpen:

    Wenn im Mahayana nichts Grundverschiedenes zum PK gelehrt wird, warum ist dann die Frage so wichtig, ob die Sutren tatsächlich von Shakyamuni stammen oder nicht?


    Ist sie so wichtig?

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

    • Offizieller Beitrag

    Der Buddhismus hat jetzt eine 2500 jährige Geschichte hinter sich und da ist es nicht verwunderlich, wenn sich das in verschiedenen Ländern unterschiedlich entwickelt hat.


    Zen ist vergleichsweise puristisch aber eben nur vergleichsweise.

  • Mumpen:

    Warum gibt es so eine Kluft zwischen Theravadins und Mahayana Anhängern?


    Es gibt weder DIE Theravadins noch DIE Mahayana Anhänger.


    Vor kurzem habe ich gerade von einer sogenannten "Kluft" zum Thema Wiedergeburt gehört:


    In einigen Theravada Quellen geht man wohl davon aus, dass eine Wiedergeburt sich unmittelbar nach dem Tod manifestiert. So etwas wie einen "Bardo Zustand" (Zustand zwischen Tod und nächster Wiedergeburt) gibt es nicht.


    In vielen Vajrayana Lehren geht man dagegen davon aus, dass der subtile Geist nach dem Tod 48 Tage lang in einem Bardo Zustand befindet bevor es zur nächsten Wiedergeburt kommt.


    Ist das eine "Kluft"? Für mich nicht. Wer sich wissenschaftlich mit den verschiedenen Traditionen auseinander setzen mag: Nun gut. Für die eigene Praxis spielt es (für mich) keine Rolle ob es diesen Bardo Zustand gibt oder nicht.


    Es kommt für mich darauf an, in diesem Leben die kostbare menschliche Existenz zu nutzen und mit der "rechten" Motivation (im tibetischen Buddhismus ist das Bodhicita) heilsame Kraft und Weisheit anzusammeln. Dafür stellt der Buddhismus "unendlich" viele Mittel zur Verfügung. Wer sich für welchen Weg entscheidet ist letztlich eine ganz persönliche Angelegenheit!

  • Danke! Das hat echt schon ne ganze Ecke weitergeholfen. Mit der Kluft meine ich eigentlich viel von dem auf das ich hier im Forum gestoßen bin. Die Kontroversen scheinen manchmal, gerade zwischen Theravada und Mahayana etwas ruppig. :D

  • Zitat


    Zen wird immer als sehr puristisch bezeichnet, warum werden dann dort so viele Sitten und zeremonielle Dinge abgehalten wie Rezitation und das Verbeugen?


    Es geht m.E. bei diesen Dingen eher um die Geisteshaltung, als um die eigentlichen Riten etc. Alles ist Übung (der Achtsamkeit). Egal ob Rezitationen, Samu oder eine Tasse Tee. Es geht darum, sich bei diesen Dingen - mit einem frischen Geist - bewusst, achtsam zu sein.

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Liebe Grüße Mumpen,


    ich habe in Deinem Vorstellungstext gelesen (herzlich willkommen erst mal :grinsen: ), daß Du am Rand schon 10 Jahre ein gewisses Grundinteresse hast. Jetzt suchst Du 'die richtige Schule'.


    Sorry, gibt es nicht ;) Wahrscheinlich gibt es die für Dich in einem bestimmten Lebensabschnitt richtige Schule; bei einigen kann dieser Abschnitt auch den Rest des Lebens bedeuten.


    Ich (Deine Großvätergeneration) würde jedem immer wieder vorschlagen, egal auf welcher Stufe, egal in welcher Tradition, sich regelmäßig auf die Gemeinsamkeiten, auf die Grundlagen zu konzentrieren. Das gibt Sicherheit und ist der beste Einstieg zur Vertiefung.

  • Mumpen:

    Danke! Das hat echt schon ne ganze Ecke weitergeholfen. Mit der Kluft meine ich eigentlich viel von dem auf das ich hier im Forum gestoßen bin. Die Kontroversen scheinen manchmal, gerade zwischen Theravada und Mahayana etwas ruppig. :D



    Die "ruppigen Kontroversen zwischen Theravada und Mahayana Anhängern hier im Forum ist eher ein Zeichen dafür, dass bei aller Ruppigkeit die rechte Rede zu kurz kommt. Für die Anwendung der Rechten Rede ist das Forum also, trotz oder gerade wegen dieser Kontroversen, ein optimales Übungsfeld!