Bewusstsein im Buddhismus

  • Hallo zusammen,


    ich habe mich gefragt, wie der Buddhismus im Allgemeinen zum Bewusstsein steht. - Ich habe auch schon ein paar Texte zu dem Thema gelesen, jedoch scheint das Thema häufig sehr oberflächlich bzw. schwammig in verschiedenen Kontexten behandelt zu werden. Z.B. folgende Punkte sind mir noch ziemlich unklar (also immer aus Sicht des Buddhismus):


    * Was ist Bewusstsein?
    * Gibt es viele Bewusstseine (quasi jeder hat eins) oder gibt es nur ein quasi universelles Bewusstsein ?
    * Woher kommt das Bewusstsein? - Ist dies ursprünglich in der "materiellen Welt" verankert oder hat es quasi eine "eigene Dimension"?
    * Ist ein künstliches Bewusstsein (sollte es z.B. im nächsten Jahrhundert geschaffen werden) ein "Problem" für die Lehre des Buddhismus oder wie kann dies im Einklang mit dem Buddh. stehen?
    * Wie sind Bewusstsein und Gehirn miteinander verknüpft?
    * Ist mit Bewusstsein dasselbe gemeint wie die "Fähigkeit, eine Welt erscheinen zu lassen, Phänomene wahrnehmen zu können"?
    * Gibt es mehrere Bewusstseinszustände/-formen, oder quasi nur "gefilterte Warhnehmungen" ein und desselben Bewusstseins?
    * In welcher Art und Weise geht ein Bewusstsein während der Reinkarnation auf ein neues Individuum über und wie konnte dies ein lebender Mensch überhaupt jemals herausfinden? (Die Erinnerungen scheinen ja an "Materie", also das Gehirn und nicht an das "Bewusstsein" geknüpft zu sein. Also scheint es mir auch nicht möglich, falls Reinkarnation möglich wäre, dass jemand sich z.B. an frühere Leben/Ereignisse erinnern könnte.)


    Meine Liste wäre mit Sicherheit noch wesentlich länger, jedoch würde ich es erst einmal hierbei belassen und würde mich sehr über die ein oder andere Einschätzung freuen. Vielen Dank für Eure Mühe!


    Viele Grüße
    buddhinator

  • Hiho, buddhinator, spontan fallen mir zu Deiner Frage folgende Worte des Buddha ein:


    " Bewusstsein ist bedingt durch Bild und Begriff, Bild und Begriff sind bedingt durch Bewusstsein. Soweit reicht der Kreis der Verständigung."

    " Die Vertreter der Substanz sind wie Kühe, die Vertreter der Leere noch schlimmer."


    - Saraha
    -
    " Beides vergaß ich, das Ich und das Nicht-Ich."


    - Huang-po

  • Hallo buddhinator,


    ich glaube du verdinglichst das Bewusstsein. Wenn ich für die "Funktion" des Autos das Verb "fahren" nehme und sage, dass das Auto universell fährt, dann klingt das iwie seltsam.


    Reinkarnation und Wiedergeburt sind nicht das gleiche. Was wiedererscheint ist Dukkha, keine Person. So versteh ich das zumindest.


    Zur Definition, was Bewusstsein in der bud. Lehre ist:
    http://www.palikanon.com/wtb/vinnana.html


    Grüße

  • Das Bewusstsein ist ein viel diskutierter Begriff denn es heißt immer wieder wie wichtig es für den Menschen ist aber keiner hat es jemals gesehen. Wenn man die Formulierung, das Bewusstsein ist eine Nussschale auf dem Ozean des Unbewussten, nimmt, dann bekommt man ein Gefühl wie wenig Einfluss das Bewusstsein auf das menschliche Leben hat im Vergleich zum Unbewussten. Ich würde sagen es gibt kein buddhistisches, christliches oder atheistisches Bewusstsein, es gibt nur ein menschliches Bewusstsein, ein kollektives Bewusstsein und darin hat jeder sein individuelles Bewusstsein als unabhängiges und eigenständiges System. Dennoch gibt es Kulturen die verschiedene Formen und Schichten des Bewusstseins unterschieden und sehr genau differenzieren. Trotzdem werden die größten Bereiche des Lebens vom Unbewussten beeinflusst und bewusst ist nur ein kleiner Teil. Man kann jedoch durch Meditation und andere Übungen das Bewusstsein erweitern, sich vieles aus dem Unbewussten bewusst machen und so der Erleuchtung näher kommen. Das Bewusstsein ist eine Ebene im menschlichen Gehirn mit dem es möglich ist komplexe Zusammenhänge zu erkennen, auch dann wenn nur abstrakte Informationen vorliegen und es wird so möglich etwas Gesamtes zu Planen was über den gegenwärtigen Moment hinaus geht. Leider zeigt sich immer wieder, dass Trotz bestem Bewusstsein diese Planung immer wieder schief läuft denn es spielen Einflüsse eine Rolle die weit über das Bewusstsein gehen. Spirituelle Menschen und dazu gehören Buddhisten haben die Möglichkeit auf diese Art das Bewusstsein zu erweitern und diese Kraft des Geistes im Dasein einzubeziehen. So gibt es weitere Möglichkeiten sich von den vielen Geheimnissen des Lebens im Universum etwas bewusst zu machen um es so in die Gestaltung mit einzubeziehen. Erst bewusst Gemachtes sind Ressourcen die sich durch Denken, Empfinden und Tun einsetzen lassen, Unbewusstes sind eher Rohstoffe die erst erschlossen werden bis sie Verwendung finden, deshalb ist der kleine Teil Bewusstsein für das menschliche Dasein, für den Buddhisten mit Selbstvertrauen so wichtig.


    Das ist der Unterschied zwischen Zitieren und selber Formulieren, zum Thema Bewusstsein gibt es endlose Texte aber mir hat das Schreiben nicht nur Spaß gemacht, die Frage ist bedient, sondern meine synaptischen Verbindungen haben beim Formulieren zugenommen, somit ist das Bewusstsein erweitert und das führt zum Ausschütten von bestimmten Botenstoffen als Belohnung. Zitieren ist ein technischer Vorgang innerhalb der Software und gänzlich ohne Geist möglich.

  • Freeman reloaded


    "Bewusstsein ist bedingt durch Bild und Begriff, Bild und Begriff sind bedingt durch Bewusstsein. Soweit reicht der Kreis der Verständigung."


    :) Sagt dieses Zitat irgendetwas sinnvolles aus? (Die Frage ist wirklich ernstgemeint)


    Spock
    "Wenn ich für die "Funktion" des Autos das Verb "fahren" nehme und sage, dass das Auto universell fährt, dann klingt das iwie seltsam."


    Ja, das klingt seltsam. Aber was willst du mir damit sagen?


    "Reinkarnation und Wiedergeburt sind nicht das gleiche. Was wiedererscheint ist Dukkha, keine Person. So versteh ich das zumindest."


    Genau, also, ich hab es auch genau so verstanden, dass der Buddhismus eigentlich nicht glaubt, dass eine bestimmte Person, Seele o.ä. "wiedergeboren" wird. Trotzdem lese ich auf sämtlichen buddhistischen Informationsseiten ( es gibt auch einige Reportagen mit richtigen buddhistischen Mönchen, u.ä.), dass "Erinnerungen an frühere Leben" diese Idee der "Reinkarnation" bestätigen würden.
    Glauben Buddhisten dann nicht doch, dass man Erinnerungen (also Inhalte von neuronalen Schaltkreisen im Gehirn) mit ins nächste Leben nehmen kann? - Oder glauben unterschiedliche Strömungen des Buddhismus ganz unterschiedliche Dinge?


    Ich habe mir die "Definition" unter dem Link http://www.palikanon.com/wtb/vinnana.html mal angesehen.
    Übersetzt ins Deutsche steht dort doch nur, dass man die verschiedenen Sinneseindrücke bewusst wahrnehmen kann. Also,
    ich kann bewusst hören, sehen, riechen, schmecken, tasten, denken usw. . Aber das ist doch klar. Die Frage ist doch, was Bewusstsein "an sich" ist?


    @mkha
    Danke für den Beitrag von Prof. Brodbeck


    Ich habe mir die Sache mal kurz durchgelesen und muss ehrlich gesagt sagen, dass mir selbst dieser Text nicht wirklich weiterhilft. Der Professor scheint viele unterschiedliche Themen auf engstem Raum durcheinanderzuwerfen, ohne die Dinge wirklich näher zu erklären. Und er stellt viele Behauptungen indirekt als sozusagen "bewiesen" dar, die es einfach nicht sind.
    Z.B. Nahtoderfahrungen. Klar gibt es Belege und natürlich weiß heute jeder, dass es diese Nahtoderfahrungen gibt. Aber was diese zu bedeuten haben, ist eine ganz andere Frage. - Das Gehirn schafft es, die ganze Welt um uns herum so zu modellieren, dass wir ein "für uns brauchbares Abbild dieser Welt" wahrnehmen können. Wieso sollte es dann nicht auch "außergewöhnlichere Erlebnisse" "simulieren" oder "produzieren" können? Diese "einfachere Erklärung" durch eine viel kompliziertere Erklärung zu ersetzen, spiegelt für mich nur die Überzeugungen des Autors wieder, entbehrt aber jeder sinnvollen Argumentation.
    Auch viele andere Ausssagen, wie z.B. "Die Sprache können Hirnforscher auch nicht aus neurologischen Korrelaten ableiten, weil der Bezug auf ein Einzelgehirn gerade nicht intersubjektive Beziehungen erklärt." ist für mich auch eher fragwürdig. Natürlich entsteht Sprache erst durch Interaktion, aber trotzdem ist Sprache natürlich in gewisser Weise, nachdem ich sie erlernt habe, in meinem Gehirn verankert.
    Insgesamt habe ich den Eindruck, dass der Autor Angst davor hat, dass man Dinge auch pragmatisch und physikalisch erklären kann, da er die Wissenschaft, also hier die Gehirnforschung indirekt von vornherein unbegründet als inkompetent und nicht zielführend darstellt.



    sati-zen
    Vielen Dank für deine eigene Darstellung der Dinge! :)
    Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist Bewusstsein im buddhistischen Sinne eigentlich genau das gleiche wie Bewusstsein im "allgemeinen Sinne"? Also, einem Menschen mit gesundem Menschenverstand scheint es ja auch sinnvoll, bewusster zu sein, so dass man Dinge besser, differenzierter und reflektierter wahrnehmen kann. Aber wo ist dann der Unterschied im Buddhismus. Ich dachte immer Bewusstsein ist so ein "großes Ding" für den Buddhisten? So richtig ist mir die Bedeutung des Bewusstseins speziell im Buddhismus noch nicht ganz klar geworden. :)

  • buddhinator


    " Bewusstsein ist bedingt durch Bild und Begriff, Bild und Begriff sind bedingt durch Bewusstsein. Soweit reicht der Kreis der Verständigung."


    :) Sagt dieses Zitat irgendetwas sinnvolles aus? (Die Frage ist wirklich ernstgemeint)"


    Grins- wenn dieses Zitat nichts Sinnvolles aussagen würde, dann hätte ich es nicht zitiert :) Dieses Zitat sagt aus, dass Bild und Begriff (nāmarūpa) durch Bewusstsein ( viññā) bedingt ist und Bewusstsein ist durch Bild und Begriff bedingt. Also ohne viññā kein nāmarūpa und ohne nāmarūpa kein viññā. Und "Soweit reicht der Kreis der Verständigung" besagt, dass es darüber hinaus keine weitere sinnvolle Verständigung über diese Sache gibt.


    " Die Frage ist doch, was Bewusstsein "an sich" ist?"


    Tja, die moderne Wissenschaft muss da bis heute passen (sonst würdest Du diese Frage wohl nicht mehr stellen müssen^^), man sucht immer noch. Ebenso, wie die moderne Wissenschaft immer noch versucht herauszufinden, was Materie "an sich" ist. Die Wissenschaft braucht halt was zu tun :) Ich persönlich würde Deine Frage damit beantworten, dass Bewusstsein eine subjektive, in- dividuelle Erfahrung ist und da muss die Wissenschaft nunmal passen, denn sie kann nur neuronale Epiphänomene bewusster Erfahrungen einzelner Individuen im Labor untersuchen, aber eben nicht die bewusste, subjektive Erfahrung "an sich". Ich denke, Buddha würde auf die Frage, was denn Bewusstsein "an sich" sei, gewohnt trocken antworten:


    " Diese Frage führt nicht zum Aufhören des Leidens..." :)


    Kannst Du mir sagen, was zB ein Gehirn oder eine Wolke oder Materie oder eine Tasse Tee "an sich" ist?


    " Genau, also, ich hab es auch genau so verstanden, dass der Buddhismus eigentlich nicht glaubt, dass eine bestimmte Person, Seele o.ä. "wiedergeboren" wird. Trotzdem lese ich auf sämtlichen buddhistischen Informationsseiten ( es gibt auch einige Reportagen mit richtigen buddhistischen Mönchen, u.ä.), dass "Erinnerungen an frühere Leben" diese Idee der "Reinkarnation" bestätigen würden.
    Glauben Buddhisten dann nicht doch, dass man Erinnerungen (also Inhalte von neuronalen Schaltkreisen im Gehirn) mit ins nächste Leben nehmen kann?"


    Ganz so einfach ist das mit den Er- innerungen nicht, man kann Er- innerungen neurologisch nicht auf "Inhalte neuronaler Schaltkreise" reduzieren. Dieses mechanistische Modell des Gehirns ist längst überholt. Er- innerungen sind keine festgelegten Inhalte in irgendwelchen Schubladen des Gehirns, sondern sie ändern ihre Gestalt, ihre Form, ihre Erscheinung, sie sind in hohem Masse aktive, kreative Leistungen des menschlichen Individuums.


    " Glauben Buddhisten dann nicht doch, dass man Erinnerungen (also Inhalte von neuronalen Schaltkreisen im Gehirn) mit ins nächste Leben nehmen kann?"


    Wie um Himmelswillen soll das gehen? Dann müsste man ja jene neuronalen Schaltkreise (also materielle Teile des Gehirns) in eine neue Existenz hinüberretten können :)


    Viele Leute (erstaunlicherweise auch etliche westliche Buddhisten) glauben nicht an eine Weiterexistenz nach dem Verfall des Körpers, weil sie sich selbst nicht an eine Existenz, die ihrer jetzigen Existenz vorausging, er- innern können. Da möchte ich doch anmerken, dass man zumindest versuchen sollte, sich daran zu er- innern, wie das eigene Bewusstsein beschaffen war, als man als Embryo, Säugling, Kleinkind in die jetzige, aktuelle Existenz einging. Diese Phase der Existenz ist geprägt durch ein Bewusstsein, das weit, sehr weit vom rationalen, dinghaften Bewusstsein eines Erwachsenen entfernt ist. Da gab es noch keinen rationalen Gedanken an Zeit und Raum, an einen Personalausweis usw, sondern das Bewusstsein war im Wesentlichen sehr vage, äusserst nebulös, traumartig gewissermassen- und wer kann sich auch nur daran er- innern, was er in der Nacht zum 1. Januar 2002 geträumt hat?


    ... irgendjemand sagte übrigens mal "Der Buddha stirbt siebenmal in der Sekunde"...

    " Die Vertreter der Substanz sind wie Kühe, die Vertreter der Leere noch schlimmer."


    - Saraha
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    - Huang-po

  • Hallo,


    soweit ich das nach der Lehre verstehe ist Bewusstsein, eines der fünf Daseinsfaktoren, dasjenige das aufnimmt. Es erscheinen darin die Objekte der fünf Sinne sowie die geistigen Vorgänge wie Denken, Fühlen und Wollen. Über diese Erscheinungen bewusst sein, ist eben das Bewusstsein. Hätte es keine Erscheinungen als Inhalt, gäbe es auch kein Bewusstsein, es hängt also von den Objekten ab.
    In der Eigenschaft des Aufnehmens bleibt es immer gleich, während sich die Art des Bewusstseins je nach seinem Inhalt, den aufgenommenen Objekten, ständig ändert. Daher wird es prinzipiell eingeteilt in Seh-, Hör-, Riech-, Geschmacks- Tast- und Geistbewusssein.

  • Qmukti


    Also ohne Objekt kein Bewusstsein. Gibt es eig Objekte ohne namarupa? Und gibt es eig irgendwo im Univrsum einen Ort ohne Objekte? Und ist Beusstsein überall da, wo auch Objekte sind oder nur bei bestimmen Objekten?

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  • ... sorry, meine Tastatur verschluckt manchmal Buchstaben, ich sollte besser achtgeben :)

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  • Freeman reloaded:

    Qmukti


    Also ohne Objekt kein Bewusstsein. Gibt es eig Objekte ohne namarupa? Und gibt es eig irgendwo im Univrsum einen Ort ohne Objekte? Und ist Beusstsein überall da, wo auch Objekte sind oder nur bei bestimmen Objekten?


    Über den gesamten Umfang der Bedeutung von Namarupa weiß ich nicht viel, aber wenn Nama als Geistiges und Rupa als Körperliches gilt, lässt sich ohne diese wohl kaum ein Objekt ausmachen.


    Das gesamte Universum habe ich noch nicht bereist, aber käme man an einen Ort ohne Objekte, könnte man ihn nicht wahrnehmen. Woher soll man also wissen ob es sowas gibt?


    Und wie soll man wissen ob es Objekte gibt ohne dass dort auch Bewusstsein ist?

  • mukti


    Was namarupa betrifft, könnten wir uns da evt statt auf "Geist und Körper" auf "Name und Form" einigen?


    https://en.m.wikipedia.org/wiki/Namarupa


    Diese Übersetzung vermeidet evt die typisch westliche Trennung von Körper und Geist (ich tue mich schwer mit dem westlichen "Substanz bzw Materie"- Begriff (weiter oben hatte ich namarupa mit "Bild und Begriff" übersetzt, aber "Name und Form" erscheint mir noch treffender) . Oder wie wär's mit: Namarupa = "Geistkörper" oder "Körpergeist"? :)


    ".... wenn Nama als Geistiges und Rupa als Körperliches gilt, lässt sich ohne diese wohl kaum ein Objekt ausmachen."


    Also gibt es überall da, wo es namarupa gibt, auch Objekte. Und überall da, wo Objekte sind, da ist namarupa.


    " Das gesamte Universum habe ich noch nicht bereist, aber käme man an einen Ort ohne Objekte, könnte man ihn nicht wahrnehmen. Woher soll man also wissen ob es sowas gibt?"


    Zunächstmal ist ja jeder Ort auch in Objekt, bzw ist aus vielen Objekten zusammengesetzt, alles ist aus Objekten zusammengesetzt, daher kann es keinen Ort ohne Objekt geben. Überall da, wo Objekte sind, da ist namarupa und überall da, wo namarupa ist, da sind auch Objekte nicht weit :)


    " Und wie soll man wissen ob es Objekte gibt ohne dass dort auch Bewusstsein ist?"


    Überall da, wo Riech-, Schmeck, Tast-, Hör-, oder Denk- Objekte sind, da gibt es auch Bewusstsein und überall da, wo es Bewusstsein gibt, da gibt es eben auch mindestens eins jener Objekte. "Objekt", das ist ein Name, ein Bild, ein Begriff der Wahrnehmung, ein Denk-Begriff, "Materie", das ist ein Denk- Objekt, es gibt kein "Objekt an sich irgendwo da draussen". Es gibt keinen "Ort" ohne "Objekte", es gibt keine "Objekte" ohne "Bewusstsein", nichts ohne "namarupa", alles zusamengesetzte Objekte.


    Spock


    Ha, heilige Coincidencia!, bevor ich meinen Kommentar abschicke, sehe ich doch glatt, dass Du dieselbe Übersetzung von "namarupa", wie ich vorschlägst :)

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    - Huang-po

  • mukti


    Übrigens, ich will damit nicht etwa sagen, dass zB ein Tischbein (als Objekt) Bewusstsein "hat" (Objekte "haben" kein Bewusstsein), aber da, wo ein Tischbein ist, da ist mit Sicherheit auch Bewusstsein (:

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  • Namarupa...


    " Ob auch die Stunden uns wieder entfernen ...
    wir sind immer zusammen im Traum,
    wie unter einem aufblühendem Baum.
    Wir werden die Worte, die laut sind, verlernen
    und von uns reden wie Sterne von Sternen.
    Alle lauten Worte verlernen,
    wie unter einem aufblühenden Baum."


    R. M. Rilke


    " Mag auch die Spiegelung im Teich
    oft uns verschwimmen:
    Wisse das Bild.
    Erst in dem Doppelbereich
    werden die Stimmen
    ewig und mild."


    R. M. Rilke

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    - Huang-po

  • Freeman reloaded:

    mukti


    Übrigens, ich will damit nicht etwa sagen, dass zB ein Tischbein (als Objekt) Bewusstsein "hat" (Objekte "haben" kein Bewusstsein), aber da, wo ein Tischbein ist, da ist mit Sicherheit auch Bewusstsein (:


    Und wenn gerade niemand da ist der das Tischbein wahrnimmt, welches Bewusstsein wäre das dann, etwa so ein kosmisches Allgegenwärtiges?

  • mukti


    mukti:
    Freeman reloaded:

    mukti


    Übrigens, ich will damit nicht etwa sagen, dass zB ein Tischbein (als Objekt) Bewusstsein "hat" (Objekte "haben" kein Bewusstsein), aber da, wo ein Tischbein ist, da ist mit Sicherheit auch Bewusstsein (:


    Und wenn gerade niemand da ist der das Tischbein wahrnimmt, welches Bewusstsein wäre das dann, etwa so ein kosmisches Allgegenwärtiges?


    Ein Tischbein ist ein Tast-, Riech-, Schmeck-, Hör- oder Denk- Objekt, nicht wahr? Und überall da, wo eines dieser Objekte ist, da ist eben auch Bewusstsein. Wo niemand ist, der eines jener Objekte wahrnimmt, da ist keines jener genannten Objekte und somit auch kein Tischbein (:

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    - Saraha
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    - Huang-po

  • mukti


    Übrigens, Du fragtest nach einem allgegenwärtigen, kosmischen Bewusstsein:


    Hatte nicht Buddha sowas in der Art verwirklicht? Er war in seiner Bewusstheit all- gegenwärtig, also überall da, wo er sich gerade aufhielt, war er voll bewusst gewärtig und kosmisch war er in seiner Bewusstheit ja auch irgendwie, weit und tief, unauslotbar wie der Urozean, sagt man. Das klingt schon nach einer Art kosmischen Bewusstseins... ähnlich, wie es accinca über die Allwissenheit sagt:


    " Was nun die sog. "Allwissenheit" anbelangt, kommt es sehr
    darauf an was genau man damit denn meint. Wenn man darunter
    versteht, das einer zu einem jeden Zeitpunk und gleichzeitig
    alles was in der Welt gewußt werden könnte auch wissen müßte,
    dann hat der Buddha erklärt, das sowas nicht seine Absicht oder
    Möglichkeit oder Ziel seines Interesses sei. Warum sollte
    man auch den ganzen endlosen Blödsinn der Welt wissen wollen?
    Wenn man aber z.B. unter "Allwissenheit" ein Bewußtsein
    versteht das jede kleinste auftretende Willenstätigkeit
    bewußt mit Weisheit wahrnimmt, weil der Geist nicht in der
    Welt zerstreut ist, dann könnte man schon von "Allwissenheit" reden."

    " Die Vertreter der Substanz sind wie Kühe, die Vertreter der Leere noch schlimmer."


    - Saraha
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    - Huang-po

  • Freeman reloaded:

    mukti
    Ein Tischbein ist ein Tast-, Riech-, Schmeck-, Hör- oder Denk- Objekt, nicht wahr? Und überall da, wo eines dieser Objekte ist, da ist eben auch Bewusstsein. Wo niemand ist, der eines jener Objekte wahrnimmt, da ist keines jener genannten Objekte und somit auch kein Tischbein (:


    Das ist eine mögliche Schlussfolgerung, aber ich sehe keine Möglichkeit herauszufinden ob es Objekte gibt wenn sie nicht wahrgenommen werden.


  • Abgesehen davon gibt es auch die Ansicht dass ein allgegenwärtiges universelles Bewusstsein existiert, etwa von einem Gott der zu jeder Zeit alles sieht. Im Buddhismus (Palikanon) ist das angeblich eine Eigenschaft von Brahma. Aber ob es das gibt oder nicht ist für die Befreiung von dukkha ja nicht relevant.

  • Solange man sich auf seinen Körper als formhafte Erscheinung in Zeit und Raum beschränkt, sich mit diesem identifiziert, sich mit dem Personalausweis identifiziert, solange denkt man "hier bin ich und da ist der Kosmos" oder man denkt sich "ich bin ein Teil des Kosmos". Aber wenn diese Beschränkung auf den Körper, auf den Personalausweis aufgegeben wird, dann wird man Eins mit dem Kosmos. Das nenne ich allgegenwärtiges, kosmisches Bewusstsein. Dieses allgegenwärtige, kosmische Bewusstsein leuchtet auf in tiefem Samadhi, wenn Nibanna verwirklicht ist. Dieses allgegenwärtige, kosmische Bewusstsein ist nicht zusammengesetzt, weil es da keine Subjekt-Objekt-Spaltung im eigentlichen Sinne mehr gibt (kosmisches Eins-Sein). Wenn man daher sagt, "das allgegenwärtige, kosmische Bewusstsein nimmt Objekte wahr", so trifft es nicht. Wenn man sagt, "das allgegenwärtige, kosmische Bewusstsein nimmt keine Objekte" wahr, so trifft es wieder nicht usw. Im allgegenwärtigen, kosmischen Bewusstsein sind alle Worte, alle Benennungen, namarupa, mit Stumpf und Stiel ausgelöscht, ein Abgrund, der kosmische Abgrund. Un-bennenbare, unauslotbare Tiefe und Weite, Tiefschlaf (Tod), Traum und Wachsein umfassend, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfassend, die Ewigkeit umfassend:


    Shunyata. Leere ist Form und Form ist Leere.


    In diesem klaftergrossen Körpergeist (namarupa) sind Entstehung und Vernichtung des Kosmos beschlossen.


    Eins-Sein ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite der Medaille ist Dualität, Subjekt-Objekt-Spaltung. Diversität. Eins-Sein und Dualität/Diversität bedingen sich gegenseitig, wie die zwei Seiten einer Medaille, so, wie Nibbana und Samsara sich gegenseitig bedingen.


    In der folgenden, kürzeren Lehrrede über Leerheit ist das, was ich hier meine, beschrieben:


    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m121z.html


    Man könnte das, was ich als "kosmisches Bewusstsein" bezeichne, auch als "kosmische Bewusstsein jenseits aller Unterscheidungen" bezeichnen, in der verlinkten Lehrrede als "Singularität" bezeichnet (siehe auch Anmerkung 2 unten im Text: " An anderer Stelle wird ekattā mit "Einheit" übersetzt. Der hier gewählte Begriff "Singularität" soll die Bedeutung "Unteilbarkeit" (nicht "Einigkeit, Harmonie") verdeutlichen.")


    Edit: Ich denke übrigens, dass das alles sehr wohl mit der Überwindung von Dukkha zu tun hat^^

    " Die Vertreter der Substanz sind wie Kühe, die Vertreter der Leere noch schlimmer."


    - Saraha
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    " Beides vergaß ich, das Ich und das Nicht-Ich."


    - Huang-po

  • Als Theravada Buddhist möchte ich eine Antwort erstellen. Das Bewusstsein wird durch geistige Fertigkeiten bedingt „Saṅkhāra“. Das Bewusstsein und der Geist-Körper „nāmārūpa“ sind voneinander abhängig. Das Bewusstsein wirkt als Lebenskraft, durch die es eine Kontinuität über Wiedergeburten gibt.

    „Das Denken schweift gern ab, man hält es schwer zurück;
    Es zähmen, das ist gut; gezähmt bringt Denken Glück.“
    ( Dhammapada 35 Citta – Denken )

  • Das ist gut, Mohan, aber es ist halt auch nur ein Forum. Als solches unterliegt es subtilen verzerrenden Bedingungen und Wahrnehmungen. Was du schreibst und wie was ankommt, ist kein eins zu eins, sondern eine durch Gier, Hass und Verblendung mehr oder weniger verstrickte Aufnahme.

  • Morpho:

    Das ist gut, Mohan, aber es ist halt auch nur ein Forum. Als solches unterliegt es subtilen verzerrenden Bedingungen und Wahrnehmungen. Was du schreibst und wie was ankommt, ist kein eins zu eins, sondern eine durch Gier, Hass und Verblendung mehr oder weniger verstrickte Aufnahme.


    Liebes Mitglied,


    im Forum schreibe ich nur meine Meinungen. Ich schreibe darüber,was ich gelernt oder gelesen habe. Ich schreibe nicht über meine Gefühle und Stimmungen.


    Was sagst du zu meinen oben erwähnten Zeilen?


    Beste Grüße an dich aus Sri Lanka!


    Mohan

    „Das Denken schweift gern ab, man hält es schwer zurück;
    Es zähmen, das ist gut; gezähmt bringt Denken Glück.“
    ( Dhammapada 35 Citta – Denken )