Hallo Community,
mich beschäftigt seit ein paar Tagen eine gewisse Frage in Bezug zu anderen Menschen und würde gerne mal eure Meinung dazu hören.
Durch die Praktizierung von Achtsamkeit ist mir schon seit längerem klar, dass ein Großteil meiner Handlungen auf egoistischen Zielvorstellungen und Annahmen basiert. Lange Zeit habe ich das irgendwie als völlig normal angesehen und es hat mich auch nicht weiter gestört, doch irgendwie habe ich mittlerweile das Gefühl, dass dieser Weg nicht umbedingt der beste ist.
Gerade auch unter dem Gesichtspunkt, dass eigentlich keinerlei Ziele mehr in meinem Leben existieren, wenn ich damit beginne mich weiter von meinem Ego zu lösen. Alle meine Handlungen waren bisher eigentlich immer Ausdruck meiner eigenen Ziele und Wünsche, aber wenn ich nun Abstand von diesen nehme, weiss ich eigentlich gar nicht mehr, welche Motivation in meinem Leben noch übrig bleiben sollte.
Dabei würde ich noch nicht mal behaupten, dass ich besonders unfair zu anderen Menschen wäre oder sie schlecht behandeln würde. Ich lüge nur selten, bin eigentlich immer freundlich und versuche auch weitgehend niemanden auszunutzen. Nur tue ich das nicht, weil ich eine tiefe Verbundenheit zu ihnen fühle und ihnen wirklich Gutes wünsche, sondern weil ich so erzogen worden bin und ansonsten negative Gefühle ertragen müsste.
Genauer gesagt, habe ich eigentlich eine recht negative Einstellung gegenüber der Menschheit an sich und leider auch häufiger gegenüber meinem durchschnittlichen Nächsten.
Zu erstem reicht es wohl zu sagen, dass ich Menschen im Allgemeinen für triebgesteuerte und primitive Affen halte, die heuchelnd und egoistisch ihr Leben verbringen.
Ich möchte gar nicht die Buddhanatur des Menschen negieren, sondern ich stelle einfach nur fest, dass die meisten Menschen kein wirkliches Interesse an sowas haben. Die Menschheit ist in einem riesigen Kreis des Leides gefangen, bei dem ich nicht glaube, dass es im Kollektiv mit den derzeitigen Mitteln möglich ist, ihn zu verlassen. Von daher habe ich auch gar keine Lust auf soziales Engagement oder ähnliches, einfach weil ich es einfach aus einem gewissen Abstand betrachtet als sinnlos empfinde.
Der zweite Punkt ist schon ein wenig komplexer. Ich würde jetzt nicht behaupten wollen, dass ich mein soziales Umfeld hasse. Es ist einfach nur so, dass ich recht hohe Ansprüche an andere Menschen habe und dann regelmäßig enttäuscht werde. Ich empfinde meine Mitmenschen häufig als unzuverlässig und stark selbstbezogen. Das frustriert mich.
Gerade an der Universität scheint das soziale Umfeld eher lockerer Natur zu sein, sprich die meisten meiner Kontakte sind eher Zweckfreundschaften, oftmals mit der Intention sich gegenseitig etwas im Studium zu helfen oder hin und wieder mal Karten zu spielen.
Mit meiner Familie komme ich gut klar, aber die sind räumlich weit entfernt. Eine Freundin habe ich nicht.
Unter diesen Gesichtspunkten fällt es mir irgendwie schwer eine wirklich positive Einstellung gegenüber anderen Menschen zu entwickeln. Andererseits würde ich gerne weiter Abstand von meiner persönlichen Anhaftung nehmen und mich mehr anderen Menschen zuwenden. Dabei geht es eigentlich gar nicht so sehr um mein Handeln, das würde ich momentan als ethisch vollkommen Ok einstufen, sondern mehr um meine Intentionen im Leben und in zwischenmenschlichen Beziehungen im Allgemeinen.
Ich freue mich über eure Anregungen