Fragen zum Buddhismus

  • Hallo liebe Forumgemeinde,


    ich bin seit mehr als einem Jahr dabei mich mit dem Buddhismus anzufreunden und die Lehre Buddhas zu verstehen und anzuwenden. Doch hat es erst seit einigen Wochen angefangen, dass ich mich wirklich tagtäglich damit beschäftige, früher eher phasenweise und auch nicht ganz richtig.


    Je mehr ich mich bezüglich des Buddhismus informiere, umso mehr Fragen kommen auf. Welche Richtung ist die richtige? Gibt es sowas wie das Richtige? Ist das Ziel und die Methoden nicht der Weg und die Durchführung, die wir gehen müssen um Erleuchtung zu erlangen?


    All dies und viel mehr lässt mich mit noch mehr Fragen alleine, je weiter ich mich damit beschäftige. Deshalb hoffe ich hier nicht die Lösung, sondern Meinungen zu diesem Thema zu bekommen, welche mir helfen könnten (sofern es nicht zu viel verlangt ist).


    Bezüglich der verschiedenen Richtungen (Theravada, Mahayana, Vajrayana etc.) bin ich am meisten beschäftigt. Wie diese entstanden sind, welche Intention dahinter steckt und ob die Lehre Buddhas auch alleine "gemeistert" werden kann.
    Ich habe heute beispielsweise die Diskussion über die Karma Kagyü Linie von Lama Ole Nydahl mitbekommen und das hat mich bereits abgeschreckt bezüglich dem Beitritt einer Sangha im Diamantweg, da dies wohl eine der Zentren in Hamburg ist.


    Danach habe ich mich hier im Forum etwas umgeschaut und bin auf den Pali-Kanon gestoßen, wovon ich mitbekommen habe, dieser sei etwas anspruchsvoller. Aber wäre das nicht gerade eine Hilfe auf all meine Fragen?


    Was mich auch interessiert hat, als ich mich mehr mit dem Vajrayana beschäftigt habe, sind die verschiedenen Meditationtechniken, mit denen ich noch zugegebenermaßen "kämpfe".
    Es gibt ja anscheinend sowas wie die Chakra-Meditation. Kann man diese Art der Meditation zu den der klassischen Meditationen (kann man das so nennen?) dazuzählen, wie z.B. die Meditation mit der man seinen Atem trainiert oder mit der man in seine Umgebung verharrt und diese beobachtet (korrigiert mich, wenn was falsch ist :grinsen: ).


    Das ist nun der Stand der Dinge, ich hoffe ich schütte Euch damit nicht zu.


    Liebe Grüße,


    Albert

  • Album:

    ...Je mehr ich mich bezüglich des Buddhismus informiere, umso mehr Fragen kommen auf. Welche Richtung ist die richtige? Gibt es sowas wie das Richtige? Ist das Ziel und die Methoden nicht der Weg und die Durchführung, die wir gehen müssen um Erleuchtung zu erlangen?...


    Je mehr Rezepte ich für Apfelkuchen gelesen habe desto mehr frage ich mich, ob Apfelkuchen wirklich schmeckt, ob es nichts besseres gibt, ob man ihn wirklich gegessen haben muss...


    Tja, Fragen über Fragen.


    Zitat

    ...Bezüglich der verschiedenen Richtungen (Theravada, Mahayana, Vajrayana etc.) bin ich am meisten beschäftigt....


    Das ist schön. Dann bist du ja beschäftigt und kommst nicht auf dumme Gedanken.
    Und das beste ist; so lange du dich so beschäftigst, brauchst du nichts zu tun. Du kannst alles beim alten lassen und dir deine Zweifel schön reden. Schließlich tust du ja was. Du beschäftigst dich. :)


    Na, kommst du von selbst drauf, was es noch an Möglichkeiten gibt? :clown:

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • albsum:


    Je mehr ich mich bezüglich des Buddhismus informiere, umso mehr Fragen kommen auf. Welche Richtung ist die richtige? Gibt es sowas wie das Richtige? Ist das Ziel und die Methoden nicht der Weg und die Durchführung, die wir gehen müssen um Erleuchtung zu erlangen?


    Hallo und herzlich Willkommen Albert,
    ja, es gibt einen Weg. Das ist der achtfache Pfad.



    Zitat

    Bezüglich der verschiedenen Richtungen (Theravada, Mahayana, Vajrayana etc.) bin ich am meisten beschäftigt. Wie diese entstanden sind, welche Intention dahinter steckt und ob die Lehre Buddhas auch alleine "gemeistert" werden kann.
    Ich habe heute beispielsweise die Diskussion über die Karma Kagyü Linie von Lama Ole Nydahl mitbekommen und das hat mich bereits abgeschreckt bezüglich dem Beitritt einer Sangha im Diamantweg, da dies wohl eine der Zentren in Hamburg ist.


    Ich habe viele Wege ausprobiert und mir meine eigene Meinung gebildet. Der Diamantweg hat mich letztendlich auch abgeschreckt, aber geschadet hat er mir nicht. Das sind alles Erfahrungen. Aber sie sind auch nicht notwendig.


    Zitat

    Danach habe ich mich hier im Forum etwas umgeschaut und bin auf den Pali-Kanon gestoßen, wovon ich mitbekommen habe, dieser sei etwas anspruchsvoller. Aber wäre das nicht gerade eine Hilfe auf all meine Fragen?


    Der Palikanon ist so etwas ähnliches wie die Bibel. Es sind die zunächst auswendig weitergegebenen und später aufgeschriebenen Lehrreden des Buddha und entsprechende Fragen seiner Zuhörer. Er ist insofern anspruchsvoll, weil er nicht leicht zu lesen ist. Ich habe mich so nach und nach eingelesen. Angefangen habe ich mit Zitaten, die u.a. hier im BL eingestellt wurden und deren Quelle ich dann gesucht habe, wie z. B. obiges Zitat.


    Dazu ist es natürlich erstmal wichtig, die einzelnen Zuordnungen zu verstehen, z.B. MN = Majjhima Nikāya
    Vielleicht findest Du auch etwas im Theravadaforum/Unterforum: http://www.buddhaland.de/viewforum.php?f=53


    Oft habe ich mir Zitate, die hier im Forum eingestellt wurde, heruntergeladen und ausgedruckt. So bin ich nach und nach mit dem Palikanon vertraut geworden.


    Zitat

    Was mich auch interessiert hat, als ich mich mehr mit dem Vajrayana beschäftigt habe, sind die verschiedenen Meditationtechniken, mit denen ich noch zugegebenermaßen "kämpfe".
    Es gibt ja anscheinend sowas wie die Chakra-Meditation. Kann man diese Art der Meditation zu den der klassischen Meditationen (kann man das so nennen?) dazuzählen, wie z.B. die Meditation mit der man seinen Atem trainiert oder mit der man in seine Umgebung verharrt und diese beobachtet (korrigiert mich, wenn was falsch ist :grinsen: ).


    Chakra-Meditationen kommen aus dem esoterischen Bereich. "Kämpfen" solltest Du überhaupt nicht, sondern so meditieren, wie es Dir im Moment am angenehmsten ist. Auch wird nicht meditiert, um den Atem zu "trainieren". Der Atem wird beobachtet, um sich zu konzentrieren und nicht abzuschweifen. Er wird nicht kontrolliert. Die Umgebung beobachten, das kenne ich nicht.


    Empfehlen würde ich: 10-15 Minuten morgens und abends auf einem Meditationskissen oder festen Stuhl, dabei das Ausatmen und Einatmen beobachten bzw. bis 10 zu zählen und wieder rückwärts. Später kannst Du das dann ausdehnen.
    Aber hierzu gibt es viele Empfehlungen, die sich auch mit zunehmendem Fortschritt erweitern. Sicher wirst Du hier noch etliche Tipps erhalten.


    Ich wünsche dir alles Gute.
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Servus Albert,
    auf Deine ganzen Fragen hin kann ich nur eins sagen - Buddhismus kann ein langer Weg sein oder
    man läßt einfach seine Vorstellungen und Meinungen los - dann biste näher am Buddhismus als man denkt.
    Der Anfängergeist hat was - davon können Altgediente ein Lied singen.
    Für mich war das Lesen des Palikanons Voraussetzung zum erst einmal verstehen - irgendwann kommt dann die Praxis dazu mit der Meditation - und die Praxis ist das für mich entscheidende geworden.
    In der Meditation nichts erreichen wollen - einfach nur sitzen - mehr ist nicht.

  • Unter dem Begriff "Chakra-Meditation" kenne ich auch keine Praxis und so klingt das in der Tat "esoterisch". Aber im Tantra (~Vajrayana) gibt es schon Visualisierungen die sich auf die verschiedenen Zentren oder "Tore" des Körpers beziehen. Um Deine Schwierigkeiten zu verstehen, müsste man wissen, was genau Du da versuchst.


    Die Begriffe "Kampf" und "Kontrolle" - wie andere schon erwähnt haben - sind ein Zeichen dafür, dass es gut für Dich wäre erstmal ein paar grundlegenden Erklärungen zur buddhistischen Meditation aus erster Hand zu bekommen, die dann Anwendung finden, egal welche Richtung Du dann praktizierst.


    Die richtige Grundhaltung ist sogar wichtiger als die gesamte Meditationspraxis an sich. Wenn Du die hinbekommst, konstant, auch im Alltag, bist Du schon in der "Nicht-Meditation" (ein Ausdruck aus dem buddh. Tantra)


    Wenn Du sagst Hamburg, da gibt es ja sicherlich aus jeder Richtung etwas. Tibetischer Buddhismus, wenn Du keinen "Diamantweg" willst, findest Du nach der Gelug Tradition z.B. im Tibetischen Zentrum Hamburg. https://www.tibet.de/home/


    Ansonsten schau Dir doch auch mal Zen und Theravada an, mach Meditationen mit, und dann bekommst Du ein Gefühl dafür, was für Dich passen könnte und eben auch ein paar Grundlagen für die richtige geistige Haltung für die Meditation.


    kilaya

  • Hallo albsum,


    in Hamburg bietet sich vielleicht auch ein Besuch bei der Buddhistische Gesellschaft Hamburg e.V. an.


    Die sind ziemlich richtungsneutral, bzw. bieten unter einem Dach Informationen zu verschiedenen Richtungen an.
    Sich als relativer Neueinsteiger erst mal einen Überblick zu verschaffen halte ich für eine gute Idee.


    Irgendwie wählst Du am Ende eine Richtung so aus, wie die Richtung Dich auswählt 8)



    Zum Thema Palikanon würde ich sagen, irgendwann kommst Du nicht drum herum. Für den Anfang sind gute Einführungen viel geeigneter.

  • Ich habe mir Eure Tipps für den Einstieg verinnerlicht und bedanke mich herzlich für all die Posts. Dass es auch für viele Richtungen Zentren in Hamburg gibt, wusste ich nicht. Da habe ich mich wohl nicht genug umgeschaut.


    Monikadie4.:


    Empfehlen würde ich: 10-15 Minuten morgens und abends auf einem Meditationskissen oder festen Stuhl, dabei das Ausatmen und Einatmen beobachten bzw. bis 10 zu zählen und wieder rückwärts. Später kannst Du das dann ausdehnen.
    Aber hierzu gibt es viele Empfehlungen, die sich auch mit zunehmendem Fortschritt erweitern. Sicher wirst Du hier noch etliche Tipps erhalten.


    Ich werde dann erstmal damit anfangen. :)


    kilaya:

    Unter dem Begriff "Chakra-Meditation" kenne ich auch keine Praxis und so klingt das in der Tat "esoterisch". Aber im Tantra (~Vajrayana) gibt es schon Visualisierungen die sich auf die verschiedenen Zentren oder "Tore" des Körpers beziehen. Um Deine Schwierigkeiten zu verstehen, müsste man wissen, was genau Du da versuchst.


    Ich wusste nicht inwieweit dies mit dem Vajrayana verbunden ist und wie genau ich diese Art der Meditation durchführe. Und ob diese auch geeignet ist.


    fotost:

    Zum Thema Palikanon würde ich sagen, irgendwann kommst Du nicht drum herum. Für den Anfang sind gute Einführungen viel geeigneter.


    Ich habe in den letzten zwei Tagen angefangen im Palikanon zu lesen. Bin auch damit einverstanden, dass die Texte mehrmals gelesen werden müssten, um den Inhalt zu verstehen. Eine Einführung ist damit sicherlich eine gute Idee.

  • albsum:
    kilaya:

    Unter dem Begriff "Chakra-Meditation" kenne ich auch keine Praxis und so klingt das in der Tat "esoterisch". Aber im Tantra (~Vajrayana) gibt es schon Visualisierungen die sich auf die verschiedenen Zentren oder "Tore" des Körpers beziehen. Um Deine Schwierigkeiten zu verstehen, müsste man wissen, was genau Du da versuchst.


    Ich wusste nicht inwieweit dies mit dem Vajrayana verbunden ist und wie genau ich diese Art der Meditation durchführe. Und ob diese auch geeignet ist.


    Du kannst gerne ein bischen mehr dazu schreiben; dann können wir es sicher einordnen... :)


    kilaya

  • kilaya:
    albsum:

    Ich wusste nicht inwieweit dies mit dem Vajrayana verbunden ist und wie genau ich diese Art der Meditation durchführe. Und ob diese auch geeignet ist.


    Du kannst gerne ein bischen mehr dazu schreiben; dann können wir es sicher einordnen... :)


    kilaya


    Ich habe diese Meditationsart im Internet entdeckt, da ich durch diverse gesundheitliche Anliegen meditative Übungen vom Arzt bekommen habe. Dem folgend habe ich, wie du auch meintest, gelesen, dass diese Meditation gewisse Zentren/Tore des Körpers öffnen und somit das geistliche Gleichgewicht hergestellt wird.


    So habe ich mich weiter informiert und habe die Verbindung zu hinduistischen Heilungsverfahren entdeckt, in der man bestimmte Handpositionen benutzt, um bestimmte Punkte des Körpers anzusprechen. Klang in erster Linie nach einer Anwendung in Yoga-Meditationen.


    Dann aber, als ich mich, wie am Anfang des Threads erläutert, über den Vajrayana schlau gemacht habe, gab es diese Anwendung der Meditation auch dort, soweit ich es richtig verstanden habe.



    Und hier ist die Frage, ob diese Methode auch dort angewendet wird oder nicht. :?

  • Grundsätzlich hat das tibetische Tantra viel aus dem hinduistischen Yoga integriert. Es wurde dabei aber viel an die buddhistischen Bedürfnisse angepasst. Ein Reinform wird es wohl sehr selten sein, dass etwas übernommen wurde. Wenn Du wirklich alles aus einem Kontext haben willst, wäre es gut Dir von einem tibetischen Vajrayana-Lehrer eine Übung geben zu lassen, die in der Wirkung dem gleich kommt. Oder die Übung ist so verschieden, dass Du sie komplett getrennt machen kannst. Dann ist es aber auch wichtig, das klar auseinander zu halten.


    kilaya

  • Hallo Albert,


    ich finde deine Fragen sehr gut und nur wer fragt und forscht kommt weiter.
    Die gleichen Probleme mit den verschiedenn buddh. Richtungen habe ich auch.
    Mein buddh. Status ist, ich gehöre keiner buddh. Vereinigung an.
    Durch den Pali-Kanon, in der Übersetzung von K.E. Neumann, habe ich so weit
    gebracht, wo es nicht mehr weitergeht.
    Neumann, Karl-Eugen: Die Reden Gotemo Buddhos, 3 Bände. Wien-Zürich, 1957,
    Sie sind noch im Antiquariat erhältlich. Es gibt auch neuere Ausgaben davon,
    denen meines Erachtens, der "Geist" fehlt. Dies wäre eine Anschaffung fürs
    Leben und allein durch das Lesen, hebt man schon leicht aub.


    sakko

  • Hallo


    der Diamantwegbuddhismus ist ein Laienbuddhismus.
    Das heißt er ist für Menschen die keine Mönche sind oder werden wollen oder können.
    Daher ist die Herangehensweise auch eine andere.
    Er fordert für das Verständnis entweder viel Eigenarbeit oder gar keine, je nachdem ob der Haushälter zufrieden oder unzufrieden ist. Findet er dort keine Antworten, geht er weiter, Richtung Mönchsbuddhismus.
    Jeder wie er es braucht. Kritiken dienen nicht der eigenen Erfahrung, sondern sagen etwas über jene aus, die sie aussprechen. Das sie damit nichts anfangen können. Jene Menschen wissen dann aber nicht, ob es dir zusagt.
    Der Diamantwegbuddhismus kann sehr Anspruchsvoll sein, wenn man dafür geeignet ist.
    Mit den Lehrern Gampopa und dem 9. Karmapa haben wir einen ernst zu nehmenden Buddhismus, für den sich niemand schämen muss.


    Gute Wünsche,
    Karma Pema