Warum ist das Ego eine Illusion?

  • Ich beschäftige mich erst seit einigen Monaten mit dem Buddhismus und wollte hier meine Gedanken dazu als Frage stellen und freue mich auch über Kritik und Anregungen.
    Ich bin ein spiritueller Mensch und für mich ist das Ego eine Illusion, weil ich glaube, dass die gesamte belebte Materie von einem Geist erfüllt ist. Ohne diesen Geist wäre sie unbelebt. Ich denke auch, dass nach dem Tod dieser Teil in uns wieder zurück geht zu diesem Ganzen, um danach vielleicht wieder etwas zu beleben. Nachdem ich glaube, dass jeder Mensch in seinem Kern versucht glücklich zu sein und das was uns unterscheidet nur unser Erlebtes ist, glaube ich auch nicht, dass es gute oder böse Menschen gibt. Wenn ein Mensch sich mir gegenüber grantig verhält, ist das einfach sein ungeschickter Versuch glücklich zu sein und er tut es nicht, weil er böse ist. Nachdem ich davon ausgehe, dass diese Welt ein Wille zum Glück ist, denke ich, das ist der ureigene Kern dieses Geistes, der uns alle erfüllt und deshalb sollten wir versuchen allen Menschen dabei zu helfen glücklich zu sein, da sie ja genauso Teil dieses Geistes sind, wie wir selbst und wir somit uns selbst gutes tun. Ich glaube auch nicht, das Materie Geist erzeugt, sage ich offen.
    Das sind einfach mal meine Gedanken dazu. Bitte freundlich sein ... ^^

  • Kurz gesagt weil die Dinge, die man in irgendwas hineinprojiziert, in diesen Dingen gar nicht vorhanden sind. Sie sind nur vom eigenen Geist konstruiert worden aus Gier, Anhaftung und Unwissenheit: etwas darstellen wollen, gleichwertig zu anderen sein wollen, von anderen als wertvoll angesehen werden woll, Gefühl erzeugen wollen, dass man es schön hat, Gefühl haben wollen, dass etwas läuft und eine Unmenge weiterer Müll in dieser Richtung, der nur den Geist belastet und die Klarheit des Geistes eintrübt...


    Hier ist noch ein gutes Youtube-Video dazu: https://www.youtube.com/watch?v=piI0ySVSCGA. Dieses Video betrachtet die Sache aus einem etwas anderem Winkel: Wenn man seine Gedanken (beim Meditieren) beobachtet, sieht man, dass man über seine Gedanken keine Kontrolle hat. Man kann sie bestenfalls vorbeiziehen lassen statt an ihnen festzuhalten. Mehr Kontrolle als das hat man aber nicht. Deswegen ist die Idee eines großen überstrahlenden Egos eine Illusion, also eine Täuschung.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Irmin82:

    Ich beschäftige mich erst seit einigen Monaten mit dem Buddhismus und wollte hier meine Gedanken dazu als Frage stellen und freue mich auch über Kritik und Anregungen.


    Und die Frage ist - warum ist das Ego eine Illusion?

    Zitat


    Ich bin ein spiritueller Mensch und für mich ist das Ego eine Illusion, weil ich glaube, dass die gesamte belebte Materie von einem Geist erfüllt ist. Ohne diesen Geist wäre sie unbelebt. Ich denke auch, dass nach dem Tod dieser Teil in uns wieder zurück geht zu diesem Ganzen, um danach vielleicht wieder etwas zu beleben. Nachdem ich glaube, dass jeder Mensch in seinem Kern versucht glücklich zu sein und das was uns unterscheidet nur unser Erlebtes ist, glaube ich auch nicht, dass es gute oder böse Menschen gibt. Wenn ein Mensch sich mir gegenüber grantig verhält, ist das einfach sein ungeschickter Versuch glücklich zu sein und er tut es nicht, weil er böse ist. Nachdem ich davon ausgehe, dass diese Welt ein Wille zum Glück ist, denke ich, das ist der ureigene Kern dieses Geistes, der uns alle erfüllt und deshalb sollten wir versuchen allen Menschen dabei zu helfen glücklich zu sein, da sie ja genauso Teil dieses Geistes sind, wie wir selbst und wir somit uns selbst gutes tun. Ich glaube auch nicht, das Materie Geist erzeugt, sage ich offen.
    Das sind einfach mal meine Gedanken dazu. Bitte freundlich sein ... ^^


    Und das ist die Antwort - du beantwortest deine Frage ja selbst und dazu noch sehr überzeugend. Gratulation.

  • Das die Dinge von sich aus leer sind und ein Tisch von sich aus kein Tisch ist, ist klar. Oder eine Situation von sich aus keinen Wert hat. Für mich ist sicher die Verbundenheit und Teil eines Ganzen mit allem sein am wichtigsten, wenn ich davon ausgehe, dass das Ego eine Illusion ist. Das erlaubt einem dann ja auch echtes Mitgefühl sonst bleibt ja ein Anhaften an einem Ich übrig.
    Das Video kann ich mir auf meinem Handy leider nicht anschauen. Aber wenn man keine Kontrolle über seine Gedanken hat und sie höchstens vorbeiziehen lassen kann und dabei beobachten, woher kommen sie dann? Ich frag auch gleich, ob man im Buddhismus von einem freien Willen ausgeht.

  • Anandasa:

    Kurz gesagt weil die Dinge, die man in irgendwas hineinprojiziert, in diesen Dingen gar nicht vorhanden sind. Sie sind nur vom eigenen Geist konstruiert worden aus Gier, Anhaftung und Unwissenheit: etwas darstellen wollen, gleichwertig zu anderen sein wollen, von anderen als wertvoll angesehen werden woll, Gefühl erzeugen wollen, dass man es schön hat, Gefühl haben wollen, dass etwas läuft und eine Unmenge weiterer Müll in dieser Richtung, der nur den Geist belastet und die Klarheit des Geistes eintrübt...


    Das Unbewusste ist immer aktiv. Gier ist besitzen wollen, Anhaftung ist kontrollieren wollen zum Beispiel die Gedanken, ja und Hass ist beherrschen wollen. Im Zen Buddhismus wird unsere Körperwirklichkeit als im Endefekt ohne Rang und Namen erkannt, während unsere Buddhanatur das in dieser Körperwirklichkeit lebendige ist.
    Unwissenheit ist mE das sich stets schuldig fühlen, ja, obwohl man nur glücklich sein möchte und viele Dinge einem die Sicht verstellen, das sind dann die Geistestrübungen bis hin zur Verblendung.
    Etwas darstellen wollen wird im Zen-Buddhismus am Koan Mu dem Atem erkannt (Einatmen = Mächtig sein wollen; Ausatmen = Keine Angst haben wollen.). Dazwischen geht es auf und ab äußerlich vom Bettler zum Herrscher und vom Herrscher wieder zum Bettler.
    Das mit dem schön haben wollen sehe ich auch so, dass das ein Hinderniss sein kann, weil es Verlangen darstellt.
    Sich nach Buddha, Jesus, Sokrates oder Krishna oder schönen Gärten auszurichten ist bereits Verlagen in etwas zu etwas werden zu wollen. Dann will man ihnen folgen und will dies oder jenes tun (das ist Kampf). Wie einen Beutel mit Gold erringen wollen auf einem Kletterstamm. Man ist aber im losgelassen haben und vertrauen für andere und sich selbst (die Welt dreht sich für alle auch ohne sich und in Achtsamkeit ist man besonders handlungsfähig) im Augenblick schon was man nur sein kann!
    Zur auch schon erwähnten Klarheit des Geistes zu der ich ja die Geistestrübungen als Gegenstück gezählt habe, auch das ist auch mE so.


    Danke Anandasa, dass ich Dich zitieren durfte. :)

  • Stero, ja. Aber ein freundlicher Ton, ermöglicht ja überhaupt erst ein vernünftiges Gespräch, außerdem ist es auch für die anderen Menschen gut, wenn sie freundlich sind und nicht nur für mich.

  • Irmin82:

    Für mich ist sicher die Verbundenheit und Teil eines Ganzen mit allem sein am wichtigsten, wenn ich davon ausgehe, dass das Ego eine Illusion ist. Das erlaubt einem dann ja auch echtes Mitgefühl sonst bleibt ja ein Anhaften an einem Ich übrig.


    Hallo Irmin82,
    ja, das sehe ich auch so. Allerdings gibt es schon einen Unterschied zwischen "ich" und "Ego". Ich verleugne mein Selbst nicht und sehe auch mich und nicht nur meinen Nächsten im Satz "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." (auch wenn das jetzt nicht Buddhistisch ist). Selbstverleugnung macht krank. Jedoch die Überhöhung des Selbst, die Ansprüche und Verblendungen des Ego als Illusion zu erkennen ist wohl das worauf es ankommt. :)(::rose:

    Im erwachten Herzen leuchtet jede Farbe. (Jack Kornfield)

  • Carneol:
    Irmin82:

    Für mich ist sicher die Verbundenheit und Teil eines Ganzen mit allem sein am wichtigsten, wenn ich davon ausgehe, dass das Ego eine Illusion ist. Das erlaubt einem dann ja auch echtes Mitgefühl sonst bleibt ja ein Anhaften an einem Ich übrig.


    Hallo Irmin82,
    ja, das sehe ich auch so. Allerdings gibt es schon einen Unterschied zwischen "ich" und "Ego". Ich verleugne mein Selbst nicht und sehe auch mich und nicht nur meinen Nächsten im Satz "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." (auch wenn das jetzt nicht Buddhistisch ist). Selbstverleugnung macht krank. Jedoch die Überhöhung des Selbst, die Ansprüche und Verblendungen des Ego als Illusion zu erkennen ist wohl das worauf es ankommt. :)(::rose:


    Buddha ist da wirklich konsequent, wenn auch nur eine winzige Möglichkeit erdacht wird das sowas wie Ich, Ego, Selbst auch nur einen Hauch von Dauer hat bin ich auf den Weg des Leidens.


    Wo steht das? Im Palikanon.

  • gbg:

    Das mit dem schön haben wollen sehe ich auch so, dass das ein Hinderniss sein kann, weil es Verlangen darstellt.
    Sich nach Buddha, Jesus, Sokrates oder Krishna oder schönen Gärten auszurichten ist bereits Verlagen in etwas zu etwas werden zu wollen. Dann will man ihnen folgen und will dies oder jenes tun (das ist Kampf). Wie einen Beutel mit Gold erringen wollen auf einem Kletterstamm. Man ist aber im losgelassen haben und vertrauen für andere und sich selbst (die Welt dreht sich für alle auch ohne sich und in Achtsamkeit ist man besonders handlungsfähig) im Augenblick schon was man nur sein kann!


    Hallo gbg,
    so wie ich es sehe, darf man gerne Wünsche haben. Nur wenn man daran kleben bleibt, während sich die Wünsche nicht realisieren lassen, verursacht das Leid. Oder in der Verblendung, immer mehr haben zu wollen und in dem "Mehr" sein Glück zu erwarten. Das richtige Maß ist dann nicht Askese sondern Genügsamkeit. "Die Welt dreht sich für alle auch ohne sich." - da wären aber Einige sehr traurig. Gerade in der erlebten Verbundenheit kann man schon erkennen welchen Wert das eigene Sein auch für andere hat. :om::rainbow:

    Im erwachten Herzen leuchtet jede Farbe. (Jack Kornfield)

  • Ellviral:


    Buddha ist da wirklich konsequent, wenn auch nur eine winzige Möglichkeit erdacht wird das sowas wie Ich, Ego, Selbst auch nur einen Hauch von Dauer hat bin ich auf den Weg des Leidens.


    Hallo Ellviral,
    kommt es darauf an, nicht zu denken was möglich sein könnte? Mit unserem Denken erschaffen wir unsere (jeder seine) Welt. Wenn ich der Möglichkeit einer Dauer eine denkbare Wahrscheinlichkeit zubillige, bin ich doch noch nicht auf dem falschen Weg - erst wenn ich die gegenteiligen Möglichkeiten ausblende, gering schätze, negiere oder leugne und somit falsche Erwartungen hege (Ego: "ich will und es muss so sein") - dann bin ich mit Sicherheit auf dem Weg des Leidens. :?:dao:

    Im erwachten Herzen leuchtet jede Farbe. (Jack Kornfield)

  • Carneol:
    Ellviral:


    Buddha ist da wirklich konsequent, wenn auch nur eine winzige Möglichkeit erdacht wird das sowas wie Ich, Ego, Selbst auch nur einen Hauch von Dauer hat bin ich auf den Weg des Leidens.


    Hallo Ellviral,
    kommt es darauf an, nicht zu denken was möglich sein könnte? Mit unserem Denken erschaffen wir unsere (jeder seine) Welt. Wenn ich der Möglichkeit einer Dauer eine denkbare Wahrscheinlichkeit zubillige, bin ich doch noch nicht auf dem falschen Weg - erst wenn ich die gegenteiligen Möglichkeiten ausblende, gering schätze, negiere oder leugne und somit falsche Erwartungen hege (Ego: "ich will und es muss so sein") - dann bin ich mit Sicherheit auf dem Weg des Leidens. :?:dao:

    So ist es. Das ist tun ohne (Wollendes) zu tun. Wu Wei Wu. Der Weg zu handeln ohne Macher aber mit Tuenden. Das tun was jetzt zu tun ist ohne (Ich,Ego) Ausreden oder Umwege.
    liebe Grüße
    Helmut

  • Lieber Irmin82


    Einer sagt, dass man über seine Gedanken keine Kontrolle hätte und fordert auf, sie vorbeiziehen zu lassen, denn ein bisschen Kontrolle hätte man ja doch. Ein anderer regt sich über solcherlei Inkonsistenzen auf, weil sie nicht zu seiner Rationalität passen. Wenn dir am Glauben was liegt, glaub an irgendetwas. Wenn du nach einer Erklärung verlangst, nimm irgendeine. Ein hilfreicher Gedanke kann der folgende sein: Wenn es möglich ist, seine Gedanken als stiller Beobachter vorbeiziehen zu lassen, was haben sie dann mit dir zutun?! Daher: Du bist immer derselbe.


    Und zu deiner ursprünglichen Frage. Lass dir nicht erzählen, das Ego sei eine Illusion, denn es wäre nicht wirklich. Wer sagt das etwa? Ist er denn wirklich? Was liegt daran, ein Konzept durch ein anderes zu ersetzen? Woran glaubst du wieder dabei? Etwas als Illusion bezeichnen, heißt, von etwas anderem überzeugt sein: von all den Gründen, die dich zu der Aussage verleitet haben. Doch worauf stützt du deine Gründe?? Solange du denkst 'so muss es sein', hast du nur manches nicht in Frage gestellt. Daher: Lass das Ego Ego sein, lass die Illusion Illusion sein. Denn: Du bist immer derselbe.

  • DeepSea:

    Lieber Irmin82


    Einer sagt, dass man über seine Gedanken keine Kontrolle hätte und fordert auf, sie vorbeiziehen zu lassen, denn ein bisschen Kontrolle hätte man ja doch. Ein anderer regt sich über solcherlei Inkonsistenzen auf, weil sie nicht zu seiner Rationalität passen. Wenn dir am Glauben was liegt, glaub an irgendetwas. Wenn du nach einer Erklärung verlangst, nimm irgendeine. Ein hilfreicher Gedanke kann der folgende sein: Wenn es möglich ist, seine Gedanken als stiller Beobachter vorbeiziehen zu lassen, was haben sie dann mit dir zutun?! Daher: Du bist immer derselbe.


    Und zu deiner ursprünglichen Frage. Lass dir nicht erzählen, das Ego sei eine Illusion, denn es wäre nicht wirklich. Wer sagt das etwa? Ist er denn wirklich? Was liegt daran, ein Konzept durch ein anderes zu ersetzen? Woran glaubst du wieder dabei? Etwas als Illusion bezeichnen, heißt, von etwas anderem überzeugt sein: von all den Gründen, die dich zu der Aussage verleitet haben. Doch worauf stützt du deine Gründe?? Solange du denkst 'so muss es sein', hast du nur manches nicht in Frage gestellt. Daher: Lass das Ego Ego sein, lass die Illusion Illusion sein. Denn: Du bist immer derselbe.

    Zusammenfassend kann ich sagen: Es ist meistens ein Ich das, ich darf nur nicht glauben das es das Ich aus der Vergangenheit ist.

  • Irmin82:

    Ich beschäftige mich erst seit einigen Monaten mit dem Buddhismus und wollte hier meine Gedanken dazu als Frage stellen und freue mich auch über Kritik und Anregungen.


    Das ist ein sehr interessantes Thema zur Beschäftigung! Willkommen hier im Forum.


    Irmin82:


    Ich bin ein spiritueller Mensch und für mich ist das Ego eine Illusion, weil ich glaube, dass die gesamte belebte Materie von einem Geist erfüllt ist. Ohne diesen Geist wäre sie unbelebt. Ich denke auch, dass nach dem Tod dieser Teil in uns wieder zurück geht zu diesem Ganzen, um danach vielleicht wieder etwas zu beleben.


    Ich bin auch spirituell veranlagt und halte das Ego für eine Illusion. Aber was das genau bedeutet, ist manchmal kompliziert zu erklären. Das was du schreibst, dass Materie von einem Geist erfüllt ist, ist nämlich genau das, was ich z.B. mit Ego meine. Im Buddhismus sind Geist und Körper eins und nicht getrennt, deswegen kann das eine nicht von dem anderen erfüllt sein. Es kann nicht das eine sterben und das andere weiterleben und irgendwohin zurückkehren. Das Gefühl von Trennung, oder Ego, wird im Buddhismus als Illusion erklärt. S.h. auch meine Signatur. Ich persönlich finde das ebenso.


    So wie du das schreibst, ist grundsätzlich nicht falsch! Es ist eine schöne Metapher für die Realität. Aber im Buddhismus geht es um Realität wie sie wirklich ist und, wenn ich das mal so sagen darf, man ist dabei ziemlich penibel.


    Irmin82:


    Nachdem ich glaube, dass jeder Mensch in seinem Kern versucht glücklich zu sein und das was uns unterscheidet nur unser Erlebtes ist, glaube ich auch nicht, dass es gute oder böse Menschen gibt. Wenn ein Mensch sich mir gegenüber grantig verhält, ist das einfach sein ungeschickter Versuch glücklich zu sein und er tut es nicht, weil er böse ist.


    Hier kann ich nicht mit einem Zitat aufwarten, aber persönlich finde ich das auch so! Es gibt keine bösen Menschen, alle Menschen wollen gutes, nur nicht alle haben den klaren Blick dafür, was wirklich für sie und andere gut oder schlecht ist.


    Irmin82:


    Nachdem ich davon ausgehe, dass diese Welt ein Wille zum Glück ist, denke ich, das ist der ureigene Kern dieses Geistes, der uns alle erfüllt und deshalb sollten wir versuchen allen Menschen dabei zu helfen glücklich zu sein, da sie ja genauso Teil dieses Geistes sind, wie wir selbst und wir somit uns selbst gutes tun. Ich glaube auch nicht, das Materie Geist erzeugt, sage ich offen.
    Das sind einfach mal meine Gedanken dazu. Bitte freundlich sein ... ^^


    Wenn man die buddhistische Sichtweise der Dinge als Maßstab nimmt, erzeugt weder Materie den Geist, noch der Geist die Materie, vielmehr sind Materie und Geist einfach zwei unterschiedliche Begriffe für ein und dasselbe Leben, das nie still steht und konstant im Fluss ist. Materie und Geist sind nur zwei unterschiedliche Sichtweisen auf ein und dasselbe Leben. Und ja, wir sind natürlich alle miteinander verbunden, körperlich wie geistig betrachtet.

    Wir haben in unserem Körper einen Geist, der die Dinge als gut oder schlecht unterscheidet. Obgleich unser Körper stirbt, lebt der Geist weiter.


    Das ist ganz sicher nicht das Buddha-Dharma. - Dogen Zenji

  • Ein Danke an alle für ihre Antworten. @ Zenman und was ist dann der Unterschied zwischen belebter und unbelebter Materie? Einem Stein und einem Hund?

  • Zenman:


    Wenn man die buddhistische Sichtweise der Dinge als Maßstab nimmt, erzeugt weder Materie den Geist, noch der Geist die Materie, vielmehr sind Materie und Geist einfach zwei unterschiedliche Begriffe für ein und dasselbe Leben, das nie still steht und konstant im Fluss ist.


    Aber dann sollte auch gesagt werden können, dass Leben und Geist einfach zwei unterschiedliche Begriffe für ein und dieselbe Materie sind, die nie still steht und konstant im Fluss ist.


    Zenman:


    Materie und Geist sind nur zwei unterschiedliche Sichtweisen auf ein und dasselbe Leben.


    Leben und Geist sind nur zwei unterschiedliche Sichtweisen auf ein und dieselbe Materie.

  • Irmin82:

    Ein Danke an alle für ihre Antworten. @ Zenman und was ist dann der Unterschied zwischen belebter und unbelebter Materie? Einem Stein und einem Hund?


    zwischen Materie und Materie ist kein Unterschied. Wenn sogar zwischen Geist und Materie kein Unterschied besteht, welcher soll dann zwischen Materie und Materie bestehen?


    Der Hund atmet, frisst, bellt, etc. Der Stein macht das alles nicht. Trotzdem bestehen sie aus derselben Materie.


    Belebt und unbelebt sind doch nur Ansichten. In bestimmten Kulturen hält man auch Steine für belebt. In meinem alten Schulbuch für Biologie stand, dass Pflanzen Lebewesen sind, obwohl mir das immer seltsam vorkam, denn sie haben ja kein zentrales Nervensystem (Gehirn). Dennoch reagieren Pflanzen auf ihre Umgebung, werden geboren, essen, wachsen und sterben.


    Wenn du Lebewesen oder sogenannte unbelebte Materie unter einem Elektronenmikroskop vergleichst, sehen die Atome alle gleich aus. Die Periodentabelle der Elemente ist ja hinreichend bekannt und alles besteht daraus, sogenannte Lebewesen und sogenannte nicht-Lebewesen. Welche Elemente sollen nun lebendig sein und welche nicht? Natürlich kann man an einen unsichtbaren Geist glauben, der die Lebewesen beseelt und sie lebendig macht, aber in Gegenständen ohne Leben nicht vorhanden ist. Der Buddha-Dharma ist das allerdings nicht, sollte man halt nur nicht verwechseln.

    Wir haben in unserem Körper einen Geist, der die Dinge als gut oder schlecht unterscheidet. Obgleich unser Körper stirbt, lebt der Geist weiter.


    Das ist ganz sicher nicht das Buddha-Dharma. - Dogen Zenji

  • Stero:

    [
    Aber dann sollte auch gesagt werden können, dass Leben und Geist einfach zwei unterschiedliche Begriffe für ein und dieselbe Materie sind, die nie still steht und konstant im Fluss ist.


    Ja, sicher. Habe ich vergessen das zu schreiben?


    P.S.: ach ne, ich meine Materie und Geist sind zwei Sichtweisen. Mit "Leben" versuche ich doch beides zu einem gemeinsamen Nenner zu bringen...

    Wir haben in unserem Körper einen Geist, der die Dinge als gut oder schlecht unterscheidet. Obgleich unser Körper stirbt, lebt der Geist weiter.


    Das ist ganz sicher nicht das Buddha-Dharma. - Dogen Zenji

  • Zenman:
    Stero:

    [
    Aber dann sollte auch gesagt werden können, dass Leben und Geist einfach zwei unterschiedliche Begriffe für ein und dieselbe Materie sind, die nie still steht und konstant im Fluss ist.


    Ja, sicher. Habe ich vergessen das zu schreiben?


    Du hat's nicht geschrieben, ob vergessen, weiß ich nicht. Aber es besteht ein Unterschied zwischen explizit und implizit. Das Explizite wird idR zur Kenntnis genommen, das Implizite oft nicht.


    Zenman:


    P.S.: ach ne, ich meine Materie und Geist sind zwei Sichtweisen. Mit "Leben" versuche ich doch beides zu einem gemeinsamen Nenner zu bringen...


    Ja, das ist unlogisch. Wer hat je Leben außerhalb von Materie gesehen? Leben ist nur bekannt als belebte Materie.

  • Das Materie Materie ist, hab ich mir auch schon gedacht, da eben unter einem Mikroskop der menschliche Körper genauso aus Atomen besteht, wie der Stein.
    Dennoch besteht ja ein Unterschied zwischen einem lebenden und einem toten Menschen, nicht?

  • Irmin82:

    Das Materie Materie ist, hab ich mir auch schon gedacht, da eben unter einem Mikroskop der menschliche Körper genauso aus Atomen besteht, wie der Stein.
    Dennoch besteht ja ein Unterschied zwischen einem lebenden und einem toten Menschen, nicht?


    Ein lebender Mensch hat zum Beispiel noch eine Psyche. Im Zen-Buddhismus wird das Koan-Mu über das Atmen gelöst. Einatmen kann bei einer instabilen Psyche bedeuten sich mächtig aufplustern, ausatmen ängstlich winseln. So sieht man, dass das Atmen mit der Psyche zusammenhängt. Wenn der Atem geht geht wohl auch die Psyche.
    Die Psyche wird im Zen als die Buddhanatur bezeichnet. In den Religionen spricht man nicht von Psyche, sondern von Seele.

  • Hier sagt jeder etwas anderes ... :( Und ein Vajrayana-Buddhist beantwortet die Frage wohl wieder ganz anders als ein Zen-Buddhist.

  • Irmin82:

    Das die Dinge von sich aus leer sind und ein Tisch von sich aus kein Tisch ist, ist klar.


    Ja, das könnte man denken. Wenn man seine Gedanken ständig nach Gier und Anhaftung untersucht, merkt man wie perfide sich Projektionen einschleichen. Dann ist nicht mal ein Tisch mehr ein Tisch. Ich habe einen Kollegen, der in die Hedgefonds-Abteilung einer Bank gewechselt ist. Als ich ihn mal besucht habe, musste er natürlich erwähnen, dass der Wohnzimmertisch jetzt mal halt so eben €10.000.- gekostet hat. Er war früher nicht so. Ganz schnell ist ein Tisch nicht einfach nur ein Tisch. Das Denken, das man selbst ja zu den Guten gehört und das schleichende Gift kriecht ein ohne dass es bemerkt wird. Das Schlimme ist, dass man die Summe kleiner Projektionen nicht leichter erkennt, weil in Summe größer und damit angeblich leichter erkennbar. Als Gegenmittel hilft nur liebende Güte. Das ist jedenfalls meine Beobachtung.


    Irmin82:

    Aber wenn man keine Kontrolle über seine Gedanken hat und sie höchstens vorbeiziehen lassen kann und dabei beobachten, woher kommen sie dann?


    Ich habe da so eine Hypothese, dass das Gehirn der Spezie Mensch und anderer Spezien so funktioniert, dass es ständig unter Strom ist. Wenn ein Computer was rechnen soll, wird auch nicht Strom zugeschaltet. Der Computer läuft ständig. Ist nichts zu rechnen schiebt er eben Leerzyklen. Das ist bei den von der Natur geschaffenen Gehirnen nicht so. Sie laufen ständig (also keine Leerzyklen). Wer soll sie denn anschmeißen, wenn sie was tun müssen? Wenn in der Savanna in Afrika sich ein paar Grashalme im hohen Gras bewegen und alle anderen nicht, kann man nicht davon abhängig sein, das einem jemand mal einen Tipp gibt. Dann muss sofort der Gedanke kommen, dass da was faul sein muss und dass man sofort losrennen muss was das Zeug hält. Grashalme wackeln bedeutet Gefahr muss schon früher in Gedanken durchgedacht worden sein sonst kommt die Reaktion oft zu spät. Hat man mal echte Gefahr erlebt und wirkliche Angst bekommen, fängt man an mögliche Gefahrensituationen durchzudenken. Hat man seinen Geist nicht unter Kontrolle, fangen die Gedanken an überzuschäumen und dann ist das Leiden da.


    Irmin82:

    Ich frag auch gleich, ob man im Buddhismus von einem freien Willen ausgeht.


    Das ist eine gute Frage. Ich habe in meiner Antwort den Ball absichtlich flach gehalten und nur von Projektionen geredet, die es gilt zu erkennen und abzustellen um einen klaren Geist zu gewinnen. Es gibt kein konkretes Selbst [1], aber eine individuelle Existenz [2]. Diese individuelle Existenz hat es selbst in der Hand, was es aus seiner Startposition in seinem Leben macht. Willenlos ist man nicht und das Karma, das man erzeugt, hängt nur von einem Selbst ab. Mancher hat eine schlechte Kindheit wegen liebloser Eltern und wird später zu einem liebevollen Elternteil. Bei einer anderen Person mag es ungekehrt herauskommen. Nach Buddhas Lehre ist hier jeder ganz allein für sich verantwortlich was wird. Es gibt kein Schicksal, nichts ist von Gott gewollt, sondern Folge des eigenen Karmas.


    [1] "Buddhismus für Dummies", Landaw & Bodian, p.249
    [2] "Mit jedem Atemzug", Rosenberg, Seite müsste ich raussuchen

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn