Der nächste Schwung Anfängerfragen

  • Hallöchen,


    nach schwierigen Situationen privat wie im Beruf habe ich vor kurzem nach laaaaanger Pause wieder begonnen zu meditieren, diesmal "ernsthaft" :shock::lol: Ich nehme mir dafür, wenn der Nachwuchs endlich schläft, eine Stunde Zeit für Atem-Beobachtungs-Mediation, und damit meine ich, dass ich dasitze und mich frage, wann der Timer endlich klingelt :D
    Aber im ernst, es treten schon ein paar Fragen auf.


    1. Mit der Zeit beruhigt sich der Atem ja, d.h. ich atme ein, ich atme aus, dann ist oft eine längere Pause. Gerade in diesen Pausen treten besonders gern Bilder und Gedanken auf. Ich helfe mir, beim Atem zu bleiben, indem ich beim Einatmen "ein" und beim Ausatmen "aus" denke. Aber was in der Pause? Ich könnte da natürlich "Pause" denken, aber dann geht diese kurze Stille natürlich ganz verloren. Anders gesagt: Wie kann man sich sonst zurückführen, wenn der Atem gerade ruht?


    2. Wenn ich meditiere und mal nicht bewusst denke, sind da immer noch offenbar unbewusste Gedanken. ZB meditiere ich und vor mir steht ein Kasten. Meistens denke ich, "ah ein Kasten" oder "oh der ist weiß". Manchmal denke ich das nicht - aber weiß immer noch, DASS da ein KASTEN ist. Da ich diese "Wissensgedanken" aber nicht feststellen kann, kann ich sie auch nicht loslassen.


    3. Pünktlich nach 45 Minuten beginnt die Nase zu kitzeln oder der Mund zu jucken. Keine Ahnung, welche Uhr mein Gesicht verwendet. Wie dem auch sei, ich "praktiziere" bzw. orientiere mich an Vipassana-Weisheitsmedidation, sofern ich das richtig verstanden habe ;) Sinn wäre also, nicht Konzentration zu üben, sondern offene Achtsamkeit. Oder so. Ist aber auch wurscht, in jedem Fall ist das Kitzeln so stark und unangenehm, dass die restliche Medidation eine Qual wird, zumindest zeitweise. Wird natürlich mal schwächer oder ist kurz weg, kommt aber wieder. Wie kann ich das loslassen? Mein Verstand weiß ja, dass diese Unannehmlichkeit vergänglich ist, aber das nutzt mir vor Ort wenig :D immerhin bin ich da ganz im Jetzt, nur halt nicht sonderlich entspannt :D


    4. Ich habe gelesen, mal soll die auftretenden Gedanken loslassen und dann den Geist entspannen und dann zum Atmen zurückkehren. Was ist mit Geist entspannen gemeint?


    und 5. Gedanken loslassen ist eine Sache, aber wie kann ich Emotionen loslassen? ZB ich meditiere, ich habe dabei Angst zu überhören, dass der Kleine aufwacht und schreit - das ist dann sehr präsent und ich weiß nicht recht, wie ich dieses "hinhorchen, ob aus dem Kinderzimmer ein Geräusch kommt" loslassen kann. Anders gesagt: Ich kann mich auf den Atem konzentrieren, aber dennoch ist dieses Horchen immer noch präsent. Bei genaurer Betrachtung dürfte 5. recht eng mit 2. Hand in Hand gehen :D


    Liebe Grüße und Dank an jeden, der mir da ein bisschen weiterhelfen kann ;)

  • Folgend Meinungen habe ich:


    ad 1. Ich find Denken wichtig, sehr wichtig sogar. Aber nur wenn es den Zweck erfüllt ein Problem zu lösen oder zu neuem hilfreichem Wissen zu führen. Deswegen würde ich mir das Denken da, wo es nur Geplapper ist, so weit wie möglich abgewöhnen und beim Atmen ist es mMn nur Geplapper, da reicht doch das Beobachten. Bekommt man das mit dem Beobachten hin ohne das begleitende Geplapper wie "ich atme ein" oder so ähnlich, dann sind die Pausen auch kein Problem mehr.


    ad 2. das ist mMn die Folge davon, dass du dir das innere kommentieren ankultiviert hast (siehe Pkt 1). Da wirds dann wohl auch nicht helfen, wenn du den Schrank nicht mehr siehst, weil dir immer was anderes einfällt.


    ad 3. keine Ahnung


    ad 4. Ja, das Entspannen ist genau das, was es ermöglicht das innere Kommentieren abzustellen. Aber das ist natürlich schwer, wennn du vielleicht mit einem Ohr immer hörst, ob der Nachwuchs vielleicht wieder wach geworden ist. ;)
    Normalerweise sollte sich das mit der Atemmeditation ergeben.


    ad 5.du erkennst genau was Sache ist. Anstatt woanders zu sitzen und angespannt zu lauschen ob er sich rührt, meditier doch gleich bei ihm im Zimmer, warum nicht auf seinen Atem? Dann weißt du wenigstens, dass dir nichts entgehen kann, du nichts überhörst, und das trägt vielleicht zur Entspannung bei und es klappt was.

  • Zitat

    1. Mit der Zeit beruhigt sich der Atem ja, d.h. ich atme ein, ich atme aus, dann ist oft eine längere Pause.


    Ich habe nicht so eine Atempause, auf jeden Fall keine längere. Ich mache mir über den Atem keine Gedanken und lasse ihn einfach laufen wie sonst.

    Zitat

    3. Pünktlich nach 45 Minuten beginnt die Nase zu kitzeln oder der Mund zu jucken.


    Sowas habe ich auch. Allerdings kribbelt es dann um die Backenknochen herum. Es kommt sicher daher, dass ich tagsüber manchmal angespannt bin. Die Entspannung beim Meditieren führt dann dazu, dass sich die angespannten Muskeln regenerieren und dabei kribbeln (so ähnlich wie eingeschlafene Beine). Wenn die Anspannungen so lange dauern, dass ein normaler Rhythmus zwischen Anspannung und Entspannung aus dem Lot ist, kommt es dazu. Das Kribbeln bedeutet zunächst nur, dass die Entspannung beim Meditieren funktioniert. Je länger es dauert bis sich das Kribbeln einstellt, desto länger brauchten die Muskeln bis die Regenerierung anfing und desto stärker verspannt waren sie. Wenn es dir um den Mund herum kribbelt, kannst du ja mal beobachten, ob du manchmal die Lippen zusammenpresst oder ähnliches.

    Zitat

    5. Gedanken loslassen ist eine Sache, aber wie kann ich Emotionen loslassen? ZB ich meditiere, ich habe dabei Angst zu überhören, dass der Kleine aufwacht und schreit - das ist dann sehr präsent und ich weiß nicht recht, wie ich dieses "hinhorchen, ob aus dem Kinderzimmer ein Geräusch kommt" loslassen kann.


    Ich habe das auch manchmal, dass mir beim Meditieren etwas wichtiges einfällt, das ich nicht vergessen darf. Manchmal lege ich einen Block und Stift neben mir. Dann bin ich erstmal beruhigt. Langfristig muss das Ziel aber sein seinen Geist besser zu beherrschen (inklusive Vergesslichkeit). Das Schreien eines Kindes kann man nach Meiner Meinung eigentlich gar nicht überhören. Man ist ja beim Meditieren nicht in Trance oder sowas. Das könnte einfach nur Ängste sein, die tatsächlich unbegründet sind. Mal "ausprobieren" und dann wird sich wohl rausstellen, dass die Ängste unbegründet waren und das Thema ist erledigt.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Da wär doch interessant, was "der Buddha" Müttern mit Kleinkindern hinsichtlich Meditation empfiehlt, oder? ;)