Martin Baumann, Religionswissenschaftler der Uni Luzern, schreibt über uns Westler:
Zitat"Die hiesigen Konvertiten praktizieren eine Form des Buddhismus, die in Asien überwiegend den Mönchen und Nonnen vorbehalten ist, nämlich eine Elite- und Virtuosenfrömmigkeit. In Asien indessen lesen die einfachen Laien keine buddhistischen Schriften, sondern sie praktizieren Frömmigkeitsformen, die hier im Westen zum Teil kategorisch abgelehnt werden".
Dies geschrieben, stellt sich mir nach vielen Einträgen hier im Forum die Frage nach der Art der Auseinandersetzung mit dem Buddhismus. Und ob wir uns als Konvtiten da nicht doch vielfach überheben, uns auch über die Urheber und geborenen Praktizierenden der Religion vielfach überheben. Hier im Forum (und auch in den Sanghas) wissen ja viele beinahe alles. Kaum eine Frage, die einem nicht binnen Minuten beantwortet werden kann. Instant Orakel.
Im tibetischen Forum gibt gerade jemand z.B. folgendes zur Kenntnis:
ZitatBeim ersten Durchlesen meiner gebundenen Ausgabe von „Grundlagen Tibetischer Mystik“ fielen mir damals haarsträubende Fehler auf, insbesondere betreffs der Kommasetzung. Lama A. Govinda hat einen sehr anspruchsvollen Stil, und wenn da die Satzzeichen an den falschen Stellen sitzen, wird es sehr schwierig zu lesen. Beim zweiten Mal habe ich das Buch nur wegen der Korrektur gelesen, mit dem Bleistift in der Hand, damit ich ab dem dritten Mal das Buch wirklich flüssig lesen konnte, ohne manche unverständlich erscheinende Sätze zwangsläufig drei Mal lesen zu müssen. Da muss wohl kurz vor dem Druck leider ein dilettantischer Korrektor am Werk gewesen sein, oder gar keiner!
Ich glaube, wir verlieren manchmal einfach den Boden unter den geistigen Füßen und glauben, eine Art Abt zu sein, der Tiefe und Wissen eines Textes, seiner Verfasser und gar die geistige Haltung und den Stil eines Lama Govinda zu kennen meint. Schließlich sitzt man am Ende gar selber mit Lesebrille versehen und dem Bleistift in der Hand da, und beginnt fehlerhafte Bücher zu korrigieren. Für mich ein verwirrender Zustand. Das zu lesen macht mich eher traurig. Wäre es nicht besser, ein solch fehlerbehaftetes Buch wegzulegen anstatt es daselbst zu korrigieren, damit man es dann flüssiger lesen kann? Wie problematisch muss es erst sein, ein fehlerbehaftetes Leben zu führen, wo man keinen Bleistift zur Hand nehmen kann?
Würde ich die Art dieser spirituellen Auseinandersetzung, die hier im Forum primär gepflegt wird, auf die Christliche Lehre umrechnen, dann würden wir Texte und Schriften aus den Archiven der Klöster zerren und mit unserem ungeschulten Verstand beginnen, theologische Erkenntnisse erkennen zu wollen, was eigentlich jahrzehntelange Geistessschulung bedarf.
Ich möchte das einfach gerne zur Diskussion stellen. Wer gibt uns die Autorität, all das zu behaupten, was wir hier an geistiger "Kenntnis" verzapfen? Gibt es da auch mal eine Grenze oder verirre ich mich nach Jahren in eine Art Lamawahn?