Entwicklung des Mitgefühls

  • Hallo ihr Lieben,


    ich hätte da mal ne Frage an euch. Ich meditiere seit September letzten Jahres (mal mehr, mal minder regelmäßig) und habe auch schon das ein oder andere Buch über den Buddhismus gelesen. In einem dieser Bücher standen die Acht Verse der Geistesschulung welche ich rezitiere um mein Mitgefühl zu "entwickeln" (hab grad keine Ahnung wie ichs nennen soll). Doch manchmal, wenn ich tief in mich reinfühle, fühle ich den Egoismus in mir wenn es darum geht Anderen zu helfen. Das ist sicherlich normal und nicht schlecht, jedoch siegt mein Egoismus und stolz auch manchmal und ich lasse es ganz sein, weil ich zum Beispiel denke das die betreffende Person mir nichts zurückgeben kann - mir fehlt dann einfach ein altruistisches Gefühl. Ich WEIß zwar logisch das es richtig zu helfen, doch es wiederstrebt mir dann einfach gefühlsmäßig...
    Meine Frage ist nun ob und welche Mehtoden es gibt ein altruistisches Gefühl "zu erzeugen" oder andersherum wie man seinen Egoismus besiegen kann. Ich denke da vielleicht an Meditationsarten oder noch andere Texte zum rezitieren. Ich kenne leider nur eine Meditationsart mit der ich immer meditiere. Da zähle ich beim ausatmen immer ein höher - insgesamt bis zehn und fange wieder von neuen an. Vielleicht gibt es ja noch andere Arten der Meditaion mit der man sein Mitgefühl "kultivieren" und seinen Eogismus besiegen kann.


    Liebe Grüße Maik

  • Egoismus ist normal. Der weltliche Weg beruht auf dem Ausleben des Egoismus. Man stellt seine Wünsche in den Mittelpunkt des Lebens. Man wächst dadurch in seiner Ich-Zentrierung. Der Weg der Erleuchtung ist es sein Ego zu überwinden. Das kann auf verschiedene Weise geschehen. Das Ego verschwindet durch den Weg der Ruhe. Wenn unser Geist zur Ruhe kommt, gibt es irgendwann einen Umschwung und wir sind in der Einheit. Wir erfahren Ruhe, Frieden und Wohlgefühl. Wir sind einfach nur. Wir wollen nichts mehr. Wir sind aus uns selbst heraus glücklich. Und das genügt. Wir genießen das Leben einfach durch das entspannte Sein.


    Damit dieser Umschwung auf dem Weg der Ruhe geschieht, ist es notwendig im Schwerpunkt in der Ruhe und aus der Ruhe heraus zu leben. Das ist nur wenigen Menschen in der heutigen stressreichen Zeit möglich. Aber wir können regelmäßig meditieren. Das bringt uns etwas zur Ruhe und zum inneren Frieden.


    Um ins innere Glück zu kommen, brauchen wir noch einen zweiten Weg. Wir müssen regelmäßig unsere Gedanken beobachten. Wir müssen erkennen, wo wir anhaften. Wir sollten alle Anhaftungen systematisch immer wieder loslassen. Wir sollten uns auf unser spirituelles Ziel konzentrieren. Wir sollten uns darauf orientieren, ein Buddha der Ruhe und des inneren Glücks zu werden. Hilfreich ist ein Mantra wie: "Ich lasse meine falschen Wünsche los. Ich nehme die Dinge so an wie sie sind. Ich bin ein Buddha der Ruhe und lebe in der Ruhe und aus der Ruhe heraus."


    Der dritte Weg das Ego zu überwinden und ins Licht zu kommen, ist der Weg der umfassenden Liebe. Wir sollten jeden Tag einem Wesen etwas Gutes tun. Wir sollten jeden Tag allen Wesen Licht senden. Dabei können wir denken: "Ich sende Licht zu allen Wesen. Mögen alle Wesen glücklich sein. Möge es eine glückliche Welt geben." Wir sollten als Helfer aller Wesen (Bodhisattva, Karma-Yogi) leben. So gelangen wir immer mehr in die Dimension der Liebe. Unser Ego wir von alleine immer kleiner werden. Plötzlich leben wir in der Liebe und sind die Liebe.


    Wir sollten uns jeden Tag durch ein kleines Ritual auf unseren spirituellen Weg besinnen. Wir können morgens ein Mantra, einen positiven Satz oder ein Gebet sprechen. Wir können unser spirituelles Vorbild um Führung und Hilfe für den Tag bitten. Wir können uns vor einer Buddhastatue oder einem Bild unseres spirituellen Vorbildes verneigen. Wir können einige Sätze in einem Buch unseres Vorbildes lesen oder ein Video von ihm anschauen. Vor dem Einschlafen sollten wir noch einmal über den Tag nachdenken und überlegen was gut und was schlecht gelaufen ist. Und was wir am nächsten Tag besser machen können. Wenn wir so leben, leben wir als spirituelle Sieger. Wir werden eines Tages unser spirituelles Ziel erreichen. Wir werden im inneren Frieden, in der inneren Harmonie und im Glück leben.

  • OT


    Hab mal ne Frage:
    Worin besteht der Unterschied zwischen "Mitgefühl erzeugen" und "Mitgefühl entwickeln"?


    _()_

    Es muss so sein, doch es kann so sein wie es will.

    Nichts muss auf irgendeine bestimmte Weise sein, doch es muss in der höchsten und

    besten Weise so sein, wie es ist.


    Kôdô Sawaki Rôshi

  • Sunu:

    Hi Maik,


    hast du dich schonmal gefragt, warum
    Du dein " Mitgefühl" entwickeln willst? Was ist überhaupt deine Motivation dabei?


    Liebe Grüße zurück



    Wir hatten dazu gestern Lehre. Dort wurde gesagt, dass das Mitgefühl wie ein Muskel ist, der sehr verkümmert sein kann. Wie ein Muskel lässt sich das Mitgefühl aber trainieren. Es gibt keinen Weisen, der nicht voller Liebe und voller Mitgefühl wäre. Also scheint es für mich schon sinnvoll zu sein, wenn ich mein Mitgefühl trainiere und damit auch mir selber verinnerliche, dass wir alle miteinander verbunden sind. Kannst Du damit was anfangen, Sunu?

  • Zoriţa Câmpeanu:

    OT


    Hab mal ne Frage:
    Worin besteht der Unterschied zwischen "Mitgefühl erzeugen" und "Mitgefühl entwickeln"?


    _()_


    Nein, das sind nur sprachliche Feinheiten. Inhaltlich ist da kein Unterschied :)


  • Hi Engelbert Danke,


    Ich dachte, die Frage " Warum Mitgefühl" sollte/darf sich auch jeder selber stellen. Das war die Idee hinter meiner Frage. Was steht dahinter? egoistische Ziele? Ein bestimmter Zweck? Welcher genau? Oder beruht das Interesse Mitgefühl zu entwickeln auf einer Einsicht.... Wenn ja, welche? Was auch immer man fragen will bzw. wohin einen auch immer diese Fragen führen....
    Ich glaube diese Art Fragen, können einen weiterbringen, was die praktische Anwendung von Mitgefühl betrifft, gerade im Bezug auf die buddhistische Lehre....


    Liebe Grüße

  • Vielleicht ist es auch ganz natürlich in uns angelegt. Ich habe soeben einen Film gesehen "wie Tiere fühlen". Die getesteten Tiere zeigten mehr oder weniger Mitgefühl. Ob sie das trainieren, weiß ich nicht. Aber das unterscheidet uns vielleicht von den Tieren, dass wir hier durchaus eine Wahl haben, ob wir das, was wir fühlen, auch leben oder lieber nicht wahrnehmen wollen, absterben lassen - vielleicht in früher Kindheit, Jugend, weil wir keine positiven Vor-Bilder haben. Dann müssen wir natürlich, wenn wir denn darin einen Sinn sehen, das Mit-Gefühl auch wieder trainieren. Wie Engelbert schreibt: wie einen Muskel.
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)


  • Ich finde, da ist schon ein Unterschied. Trainieren bedeutet, da ist eine Anlage zu vorhanden, die vielleicht verkümmert ist. Entwickeln bedeutet, die Anlage überhaupt erst zum Leben erwecken. So wie ein Samenkorn.
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Monikadie4.:

    Vielleicht ist es auch ganz natürlich in uns angelegt. Ich habe soeben einen Film gesehen "wie Tiere fühlen". Die getesteten Tiere zeigten mehr oder weniger Mitgefühl. Ob sie das trainieren, weiß ich nicht. Aber das unterscheidet uns vielleicht von den Tieren, dass wir hier durchaus eine Wahl haben, ob wir das, was wir fühlen, auch leben oder lieber nicht wahrnehmen wollen, absterben lassen - vielleicht in früher Kindheit, Jugend, weil wir keine positiven Vor-Bilder haben. Dann müssen wir natürlich, wenn wir denn darin einen Sinn sehen, das Mit-Gefühl auch wieder trainieren. Wie Engelbert schreibt: wie einen Muskel.
    _()_ Monika


    Ich glaube Mitgefühl ist ein natürlicher Bestandteil eines gesunden Menschen. Unter Entwickeln würde ich ein "Ausweiten", "Trainieren" verstehen.
    Wenn wir bei den Tieren sind, dann ist es doch z.B. Innerhalb eines sozialen gefüges so ( z.B. bei einer Gruppe Primaten), dass dort eine Art Mitgefühl untereinander eine Rolle spielt. Außerhalb dieser Gruppe spielt Mitgefühl aber keine Rolle mehr. Trifft z.B. eine Gruppe Primaten auf eine andere der selben Art, finden oft erbarmungslose Kämpfe statt ohne einer Spur von Mitgefühl. Das ist so, weil die Mitglieder der anderen Gruppe quasi nicht als Artgenossen anerkannt werden...Das Mitgefühl umfasst nur die eigene Gruppe....
    D.h. Es kommt drauf an, was als eigene Gruppe akzeptiert wird und wo die Grenzen gesteckt sind....Man kann sagen die Grenzen des " erweiterten Egos", sind auch die Grenzen für das Mitgefühl.... Fällt das begrenzende Ego ganz, ist das Mitgefühl grenzenlos..

  • Monikadie4.:

    Ich finde, da ist schon ein Unterschied.


    Ja. Und ich denke, "erzeugen" kann man Mitgefühl gar nicht. Es ist eine ganz natürliche Empfindung, weil wir von allen anderen fühlenden Wesen nicht wirklich getrennt sind. Deswegen fühlen alle Wesen mit allen Wesen mit. Man muss das Mitgefühl nur freilegen - oder einfach hervortreten lassen. Das eine ist eine Übung des Tuns, das andere eine Übung des Unterlassens. Beide Übungen - die aktive und die passive - sind nicht unmittelbar und speziell auf Mitgefühl gerichtet, sondern auf darauf, was es verdeckt. Beides sind Übungen des Zulassens. Vermeide Böses, tue Gutes, reinige deinen Geist.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Metta-Meditation ist ja der Klassiker.
    Aber: Allein die Idee davon machte mich schon aggressiv.
    Vielleicht bin ich deshalb bei den Zennies gelandet.
    Die haben sowas von mir nicht verlangt.


    Mit der Zeit ist mir aber aufgefallen, dass sich in sehr vergleichbaren Situationen manchmal Mitgefühl einstellt und manchmal nicht.
    Sowas macht mich dann neugierig und wenn ich neugierig bin, fange ich an zu forschen.
    Konkret z.B. wird jetzt meine Mutter alt und ich besuche sie regelmäßig.
    Sie wird tüddelig und jammert gern.
    Nach spätestens drei Stunden ist jede Spur von Mitgefühl in mir aufgebraucht, nach zwei Tagen bin ich in 80% aller Fälle kurz davor, ihren Kopf auf dem Asphalt zu zerschmettern, deshalb fahre ich vorsichtshalber nach anderthalb Tagen immer weg.


    Manchmal perlt das aber komischerweise alles an mir ab.
    Ihre Stimme flattert vorbei wie die klappernde Mühle am rauschenden Bach, ich sage Ja Ja und Nein Nein, die Welt ist in Ordnung, und wir verbringen drei wunderbare Tage.
    Keine Ahnung, warum.


    Ich kann daran nichts ändern, also "Mitgefühl kultivieren, üben, entwickeln, erzeugen" (wie auch immer) klappt bei mir leider nicht, null, niente, nada.
    Aber ich kann so regelmäßig wiederkehrende Gelegenheiten inzwischen ganz gut zum Beobachten nutzen, na jedenfalls dazu, nicht mehr willentlich die Augen zuzumachen. Meine bisherige Erfahrung lässt mich hoffen, dass sich daraus irgendwann irgendwas ergibt.

  • Monikadie4.:

    Ich finde, da ist schon ein Unterschied. Trainieren bedeutet, da ist eine Anlage zu vorhanden, die vielleicht verkümmert ist. Entwickeln bedeutet, die Anlage überhaupt erst zum Leben erwecken. So wie ein Samenkorn.


    Das (Unterschied: Training einerseits und Entwickeln andererseits) wurde aber nicht gefragt, sondern es wurde nach dem Unterschied zwisch "entwickeln" und "erzeugen" gefragt.


    Sudhana:

    Ja. Und ich denke, "erzeugen" kann man Mitgefühl gar nicht.


    Ja, man kann es weder "erzeugen" noch "entwickeln".


    Jojo:

    ch kann daran nichts ändern, also "Mitgefühl kultivieren, üben, entwickeln, erzeugen" (wie auch immer) klappt bei mir leider nicht, null, niente, nada.


    Ich finde Mitgefühl "kultivieren" den passenderen Ausdruck wie "trainieren", "entwickeln" oder "erzeugen".
    Man kultiviert eine bestimmte Geisteshaltung wie man einen Garten "kultiviert" :)

  • Jo-Jo:

    Manchmal perlt das aber komischerweise alles an mir ab.
    Ihre Stimme flattert vorbei wie die klappernde Mühle am rauschenden Bach, ich sage Ja Ja und Nein Nein, die Welt ist in Ordnung, und wir verbringen drei wunderbare Tage.
    Keine Ahnung, warum.


    Wenn Du herausgefunden hast, woran das liegt, könntest Du es mich wissen lassen?


    Es gibt viele solcher Momente, oder? Wenn man Texte liest und das sofort alles klar ist und an anderen Tagen ist das selbe Zeug beinahe unverständlich... Wenn man einmal meditieren kann wie ein Weltmeister und Tags drauf sitzt man wieder da und es stellt sich wirklich nichts ein, außer ein leichter Druck hintenunten. Mal kann ich... Mal kann ich nicht. Mal will ich... Mal will ich nicht... möglicherweise liegt es daran, dass ich die Situation schon von vornherein ziemlich dualistisch "aufbaue", so nach dem Motto es ist erfolgreich, wenn das, das und das dabei rumkommt, und nicht erfolgreich, wenn das und das ausgeblieben ist. Dabei war es vielleicht nur schon ein Erfolg, dass der Asphalt heute mal nicht herhalten musste. :) (ich habe auch so ne Mutter und ich schaffe definitiv noch keine anderthalb Tage, bleibe aber in Übung!).

  • Jojo:


    Konkret z.B. wird jetzt meine Mutter alt und ich besuche sie regelmäßig.
    Sie wird tüddelig und jammert gern.
    Nach spätestens drei Stunden ist jede Spur von Mitgefühl in mir aufgebraucht, nach zwei Tagen bin ich in 80% aller Fälle kurz davor, ihren Kopf auf dem Asphalt zu zerschmettern, deshalb fahre ich vorsichtshalber nach anderthalb Tagen immer weg.


    Ja, da gebührt auch Dir Mit-Gefühl. Ich kann das total nachempfinden, weil es mir mit meiner 94jährigen Schwester so geht. Ich habe mich jetzt aber endgültig dazu entschlossen, ihr Selbst-Mitleid, Gekeife und ihre ständig wechselnden Wünsche und Forderungen als Ausdruck ihrer beginnenden Demenz anzuerkennen und mich nicht mehr in die Falle der Diskussionen locken zu lassen, warum nun heute so und morgen anders. Vorgestern nach einer größeren Aktion meinerseits wurde ich wieder vor den Kopf gestoßen, dass sie das doch so gar nicht gewollt habe usw. usw.
    Solange ich sie immer wieder als gleichwertige Gesprächspartnerin betrachtet habe, wurde auch immer wieder unser lebenslanges Muster auf den Plan gerufen. Da steige ich jetzt aus und bin einfach nur da. Das hört sich unmenschlich an, aber ist absolut notwendig, um nicht permanent ausgebeutet und erpresst zu werden.


    Zitat

    Manchmal perlt das aber komischerweise alles an mir ab.
    Ihre Stimme flattert vorbei wie die klappernde Mühle am rauschenden Bach, ich sage Ja Ja und Nein Nein, die Welt ist in Ordnung, und wir verbringen drei wunderbare Tage.
    Keine Ahnung, warum.


    Ja, das habe ich auch oft so erlebt, bin aber gerade in letzter Zeit wieder "reingefallen".


    Zitat

    Ich kann daran nichts ändern, also "Mitgefühl kultivieren, üben, entwickeln, erzeugen" (wie auch immer) klappt bei mir leider nicht, null, niente, nada.
    Aber ich kann so regelmäßig wiederkehrende Gelegenheiten inzwischen ganz gut zum Beobachten nutzen, na jedenfalls dazu, nicht mehr willentlich die Augen zuzumachen. Meine bisherige Erfahrung lässt mich hoffen, dass sich daraus irgendwann irgendwas ergibt.


    Ja, daraus ergibt sich was. Und es ist meiner Erfahrung nach auch die einzige wirksame Übung.
    Alles Gute für Dich
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo,


    schön, dass es den Beitrag schon gibt sonst hätte ich ihn "machen" müssen.


    Ich habe folgendes "Problem" - ich würde gerne ein paar Menschen in meinem vor allem beruflichen Umfeld gerne Mitgefühl für Dummies beibringen. Das mag lustig klingen, ist aber nicht so einfach, weil die haben dzt. gar kein Mitgefühl mit anderen Menschen und das stört mich doch, kämpfe ich doch für Menschen, denen es nicht gut geht - also für Menschen, die krank sind ob körperlich oder psychisch, aber wenn ich mit meinen Mitarbeitern spreche, die über mir stehen, dann spüre ich dass sie rein gar nichts empfinden, wenn ich erzähle, dass ich diesen oder jenen Menschen getroffen habe oder über ein schweres Schicksal berichte, da kommt nicht mal irgendeine Reaktion und das "ärgert" mich. Ich mein mit der Achtsamkeit ist das leichter, das hab ich geschafft ein kleines Stück verständlich zu machen, aber beim Mitgefühl ist es wahrscheinlich so entweder man hat es oder nicht.


    Generell sehe ich unsere Gesellschaft, abgesehen von solchen Kreisen wie hier ja herzkalt - die leben alle als ob sie ewig und unendlich leben würden und interessieren sich nicht für andere. Bin ich verrückt, dass ich im Ernst denke, Menschen verändern zu können? Vor allem welche, die sagen, ja mit dem Thema Mitgefühl, da hab ich so meine Probleme, weil die sind alle total pragmatisch, ja, wenn jemand krank ist oder gar Todkrank - dann ist das halt Pech, wir müssen alle mal sterben.


    Also wenn ich sehr kranke Menschen treffe bin ich schon betroffen und das ehrlich und möchte auch helfen, wenn es denn gewollt ist und passt.


    Vielleicht kann mir jemand schreiben wie man solchen Menschen beibringt, dass Mitgefühl durchaus was Wichtiges ist, ich möchte betonen, ich frage das nicht umsonst, weil mein Arbeitsbereich einer ist, wo über viele Menschen "entschieden" wird im Sinne von es ist ein Bereich, wo sich die Führungskräfte ihre Meinung bilden und da würde ich mir wirklich wünschen, dass ich das irgendwie schaffe hier mehr Bewusstsein zu schaffen.


    Für mich ist Mitgefühl auch eine Strategie gegen Ärger, dass ich mir halt denke, wenn mir wer was Schlechtes tut schadet er oder sie auch sich selbst - aber ich meine hier das Mitgefühl mit Menschen, die eben krank sind und nein, ich meine nicht, dass jemand mit mir Mitgefühl haben soll oder muss, es geht nicht um mich!


    Vielen Dank falls jemand wirklich auf einfache Weise da ein paar Sätze mir mit auf dem Weg geben kann wie ich das vielleicht doch bei anderen schärfen könnte, nochmal es geht hier um Menschen denen es nicht gut geht, die brauchen das, so sehe ich das, LG und Danke Son

  • Son:

    Ich habe folgendes "Problem" - ich würde gerne ein paar Menschen in meinem vor allem beruflichen Umfeld gerne Mitgefühl für Dummies beibringen.


    Haben sie dich darum gebeten?


    Son:


    Das mag lustig klingen, ist aber nicht so einfach, weil die haben dzt. gar kein Mitgefühl mit anderen Menschen und das stört mich doch, kämpfe ich doch für Menschen, denen es nicht gut geht - also für Menschen, die krank sind ob körperlich oder psychisch, aber wenn ich mit meinen Mitarbeitern spreche, die über mir stehen, dann spüre ich dass sie rein gar nichts empfinden, wenn ich erzähle, dass ich diesen oder jenen Menschen getroffen habe oder über ein schweres Schicksal berichte, da kommt nicht mal irgendeine Reaktion und das "ärgert" mich.


    Überleg mal. Die Menschen, "denen es nicht gut geht", "die krank sind ob körperlich oder psychisch", was ändert sich an deren Situation dadurch, dass du oder andere Mitgefühl haben? Nichts. Warum sollen also Leute Mitgefühl haben, denen du von den Kranken erzählst? Wem nützt das? doch nur dir, weil du dich dran störst, wenn andere kein Mitgefühl haben. Aber denen, "denen es nicht gut geht", "die krank sind ob körperlich oder psychisch" denen bringt das gar nichts. Warum also dieser Hype um Mitgefühl? Was soll das?

  • Weil es Bewertungskriterien sind ob jemand seine Arbeit verliert oder nicht, ich denke doch das ist Grund genug oder? Wenn Menschen ihre Arbeit in einem gewissen Alter verlieren, dann verlieren sie auch mehr als ihre Arbeit, nämlich oft ihre ganze Existenz mit allen drum und dran, also ich denke für das was ich hier "kämpfe" ist durchaus etwas was ich nicht für mich alleine mache und ja, die hätten was vom Mitgefühl, weil dann würden sie vielleicht ihren Job nicht verlieren, aber nicht von meinem Mitgefühl sondern vom Mitgefühl derer die das entscheiden, LG Son

  • Son:

    Weil es Bewertungskriterien sind ob jemand seine Arbeit verliert oder nicht, ich denke doch das ist Grund genug oder?
    Wenn Menschen ihre Arbeit in einem gewissen Alter verlieren, dann verlieren sie auch mehr als ihre Arbeit, nämlich oft ihre ganze Existenz mit allen drum und dran, also ich denke für das was ich hier "kämpfe" ist durchaus etwas was ich nicht für mich alleine mache und ja, die hätten was vom Mitgefühl, weil dann würden sie vielleicht ihren Job nicht verlieren, aber nicht von meinem Mitgefühl sondern vom Mitgefühl derer die das entscheiden, LG Son


    Wenn jemand seine Arbeit verliert, dann aus ökonomischen Gründen oder wegen schwerer Pflichtverletzung. Ökonomische Gründe sind idR so dominant, dass ein Gefühl da nichts ausrichten kann, sondern nur alle Mitarbeiter statt weniger der Mitarbeiter ihren Job kosten würde, und auf eine schwere Pflichtverletzung mit einem "noch mal ein Auge zudrücken" zu reagieren kann unter Umständen auch Dummheit sein.
    Dann sind in diesem Lande die sozialen Sicherungssysteme immer noch so, dass niemand existentiell bedroht ist, wenn er seinen Job verliert und wenn jemand seine Existenz psychologisch von seinem Job abhängig macht, dann ist das doch eher als Dummheit zu bewerten, weil auf diese Art spätestens bei Renteneintritt ein Existenzverlust drohen würde. Hat sich jemand verschuldet und ist zur Begleichung der Schulden von dem Job abhängig, dann gehört das zu den üblichen Risiken beim Schuldenmachen, die zu berücksichtigen und abzuwägen sind, bevor man Schulden macht.


    Unterm Strich bleibt also hinsichtlich "Mitgefühl" lediglich die Frage, was derjenige von Mitgefühl hat, der es kultiviert. Denn den Objekten des Mitgefühls kann mit oder ohne Mitgefühl in einer misslichen Lage geholfen werden und deren Vorteil hängt nicht vom Mitgefühl anderer ab, sondern von Taten zu ihren Gunsten. Der Motivator für Taten zu ihren Gunsten kann vielleicht auch Mitgefühl sein, muss aber nicht. Kurz: Was zählt sind Taten, nicht Gefühle.


    Es sind sogar Situationen denkbar, in denen Mitgefühl eher dazu führt, jemandem nicht behilflich sein zu können, weil es eine Handlungsblockade darstellt, zur Blockade von Aktionen führt, die jemand anderem in einer misslichen Lage Vorteile verschaffen würden.

  • Hallo,


    nun die jetzige Antwort ist doch ein wenig mit mehr Gefühlswärme für mich geschrieben. Ich weiß nicht, wie alt die meisten hier sind, aber in meiner Kindheit und auch bis ich so 30 Jahre alt war, hatten die Menschen mehr Mitgefühl als heute. Durch die Technisierung wie Internet, die Medienaufrüstung, die Mobiltelefone ist das Leben ganz anders geworden und auch die Gesellschaft.


    Das macht doch ein wenig wehmütig, wenn man in einer doch anderen Zeit aufgewachsen ist und nein, das sind keine eingebildeten guten Erinnerungen der alten Zeit, die Menschen hatten mehr Herz und Gefühl für einander und halfen einander auch mehr. Heute laufen wir alle wie in einem Hamsterrad um unseren Zweck zu erfüllen und da ist auch jeder nur mehr eine Nummer für mich, jedenfalls ist so meine Erfahrung, was der Buddhismus lehrt ist wahrer denn je, wir sind sehr entbehrlich alle und das zu spüren ist oft nicht einfach, vor allem wenn es einem nicht gut geht.


    Aber danke für deine und Spacys Antwort, es waren zwei schlüssige Antworten und ich bin zufrieden - vielen Dank, LG Son

  • Hi Son,


    Ich glaube ein Unternehmen kann sehr von einer Kultur des Mitfühlens profitieren. Es gibt durchaus auch größere Unternehmen, die einen gewissen familiären Charakter beibehalten haben und die sich um das Wohl ihrer Mitarbeiter kümmern. http://www.pflichtlektuere.com…arbeitsklima-ist-wichtig/
    Früher war alles besser, kann man so nicht behaupten... Es gibt viele neue Geschäftsmodelle, die das Wohl der Mitarbeiter fördern soll. Man hat begriffen, dass frustrierte Mitarbeiter weniger leisten. http://m.morgenpost.de/berlin-…as-gute-Arbeitsklima.html
    Auch ist es für die Unternehmen nicht mehr so einfach gute Fachkräfte zu bekommen. Der Spruch"Jeder ist entbehrlich", wird zwar immer noch gerne von Unternehmen mit autoritären Führungsstil gestreut, aber das ist nicht (mehr) so. Leider gibt es immer noch genug Arbeitnehmer die sich einfach viel zu billig an solche Unternehmen verkaufen, um dann auch noch gemeinsam mit solchen Firmen durch den antiquitierten Führungsstil vor die Hunde zu gehen.
    Klar, ein Unternehmen guckt immer auf den Profit und Mitgefühl in seiner selbstlosen Form, kann man da wohl wohl eher nicht erwarten.. Überhaupt sollte man Mitgefühl von niemanden erwarten, man kann aber selbst zu seiner Entwicklung beitragen indem man es praktiziert.

  • Sunu:

    Man hat begriffen, dass frustrierte Mitarbeiter weniger leisten.


    Na ja, bei der hohen Anzahl von Menschen, die an Burn Out erkranken, beginnt man vielleicht gerade dies zu realisieren.


    Son:

    Ich habe folgendes "Problem" - ich würde gerne ein paar Menschen in meinem vor allem beruflichen Umfeld gerne Mitgefühl für Dummies beibringen.


    Du kannst Ihnen nichts "beibringen". Du kannst nur versuchen, Ihnen ein Vorbild zu sein. Handle selbst mitfühlend und vielleicht macht es bei anderen *klick* ;)


    Spacy:

    Migefühl ist ein Luxushobby, mit dem man vorsichtig umgehen sollte.


    Ich sehe es eher umgekehrt. Es ist generell eher ein Luxus, auf Mitgefühl verzichten zu wollen ! Nur durch die Power von Mitgefühl können Konflikte und Kriege beendet werden.

  • Wikipedia schreibt dazu:


    Anwendung der Empathie in verschiedenen Lebensbereichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    In der Psychotherapie bedeutet Empathie eine Strategie der Stimmungsübertragung vom Patienten auf den Therapeuten. Dadurch ist es dem Therapeuten möglich, die Emotionen und die Stimmung des Patienten bei sich selbst zu erleben und somit besser zu verstehen. Es ist ein aktiver Prozess des einfühlenden Verstehens. Dieser ist notwendig, weil Patienten belastende Emotionen in der Regel leugnen, ablehnen, bekämpfen oder vermeiden. Der Therapeut muss daher eine korrigierende, akzeptierende und wertschätzende Haltung einnehmen, damit er die belastenden Emotionen besser nachvollziehen und geeignete therapeutische Maßnahmen effektiver einleiten kann.[19]
    Im Management und insbesondere bei der direkten Führung von Mitarbeitern spielen die Motivation, das Engagement und die Leistungsbereitschaft von Mitarbeitern eine zentrale Rolle. Die Motive und Beweggründe der Mitarbeiter, die ihrem Verhalten zugrunde liegen, kann man nicht unmittelbar beobachten; sie lassen sich im Wesentlichen nur durch Empathie erschließen. Außerdem sind viele Motive den Betroffenen gar nicht bewusst und können sich je nach Situation verändern. Grundsätzlich kann man andere Menschen nur dann motivieren (oder Demotivation vermeiden), wenn man sie nicht nur rational, sondern vor allem nachempfindend versteht.[20] Aus diesen Gründen gilt die Empathie als wesentlicher Bestandteil der Führungskompetenz.[21]
    Im Marketing, insbesondere beim persönlichen Verkauf und bei der Vermarktung wissens- und technologieintensiver Produkte und Dienstleistungen, kommt es darauf an, dass die betreffenden Mitarbeiter sich sehr gut in die Gedanken- und Gefühlswelt des Kunden hineinversetzen und das Angebot möglichst passend auf seine – oft unausgesprochenen – Motive und Wünsche ausrichten können. Empathie ist somit eine wesentliche Voraussetzung für die effiziente Gestaltung des Vertriebsprozesses und besonders wichtig bei der Entwicklung der Vertriebskompetenzen.[22]
    Als Beispiel aus der Psychologie sei das Konzept der „Sozialen Intelligenz“, dem Ausgangspunkt der Forschung zum Thema „Emotionale Intelligenz“ von David Wechsler, angeführt, das eine Schlüsselstellung sowohl in dieser Disziplin als auch in der Managementlehre einnimmt und heute unter den Stichwörtern „Selbstregulation“ und „Volition“ weiterentwickelt wurde.[23]


    An Son: Konsequentes Mitgefühl kann Dir selbst in Deiner Situation auch Aufschlüsse über die Motivation Deiner Kollegen geben, deren Verhalten Du beeinflussen willst. Dann hast Du es leichter, mit Deinem Anliegen zu ihnen durchzudringen.

  • Sunu:

    Hi Son,


    Ich glaube ein Unternehmen kann sehr von einer Kultur des Mitfühlens profitieren. Es gibt durchaus auch größere Unternehmen, die einen gewissen familiären Charakter beibehalten haben und die sich um das Wohl ihrer Mitarbeiter kümmern. http://www.pflichtlektuere.com…arbeitsklima-ist-wichtig/
    Früher war alles besser, kann man so nicht behaupten... Es gibt viele neue Geschäftsmodelle, die das Wohl der Mitarbeiter fördern soll. Man hat begriffen, dass frustrierte Mitarbeiter weniger leisten. http://m.morgenpost.de/berlin-…as-gute-Arbeitsklima.html
    Auch ist es für die Unternehmen nicht mehr so einfach gute Fachkräfte zu bekommen. Der Spruch"Jeder ist entbehrlich", wird zwar immer noch gerne von Unternehmen mit autoritären Führungsstil gestreut, aber das ist nicht (mehr) so. Leider gibt es immer noch genug Arbeitnehmer die sich einfach viel zu billig an solche Unternehmen verkaufen, um dann auch noch gemeinsam mit solchen Firmen durch den antiquitierten Führungsstil vor die Hunde zu gehen.
    Klar, ein Unternehmen guckt immer auf den Profit und Mitgefühl in seiner selbstlosen Form, kann man da wohl wohl eher nicht erwarten.. Überhaupt sollte man Mitgefühl von niemanden erwarten, man kann aber selbst zu seiner Entwicklung beitragen indem man es praktiziert.


    Ziemlich naive Weltsicht. Tatsächlich ist es so, dass aus Gründen der Gewinnmaximierung und unter dem zunehmenden Konkurrenzdruck auf den Märkten die Psychologie schon vor vielen Jahren von den Unternehmen entdeckt worden ist, und HR-Manager und Führungspersonal entsprechend trainiert werden, um immer subtiler ein Ziel zu erreichen: die Selbstausbeutung der Mitarbeiter zugunsten des Unternehmens.