Unterschiede der Richtungen für Anfänger erkennbar?

  • Hallo!


    Bin nicht nur hier neu, sondern auch neu im großen Themenfeld Buddhismus. Wobei ich mich selber noch nicht als Buddhist, sondern einfach als jemand bezeichnen würde, der mit Hilfe von Meditation und Achtsamkeit den Lebewesen meiner Umgebung so wenig Leid wie möglich zufügen möchte. Nun klappt es leider gerade mit der Meditation nicht so perfekt. So 10 bis 15 Minuten gehen, danach kommen ständig irgendwelche Gedanken. Bei diesem Stadium stecke ich nun schon eine gewisse Zeit fest, deshalb die Überlegung, zu einem Lehrer zu gehen.
    Nun zum „Problem“. Ich bin zum Buddhismus und den Methoden – wie wahrscheinlich viele Westler – über die Bücher des Dalai Lama gekommen. Diese Ansichten und Empfehlungen habe ich verstanden, sie stimmten mit meinen Erfahrungen überein und ich konnte nicht nur zustimmen, sondern bin auch (wie ich finde) ordentlich weitergekommen. Viel ruhiger, gelassener, freundlicher. Also auf dem richtigen Weg. Dementsprechend würde ich eigentlich den tibetischen Buddhismus bevorzugen, ohne allerdings religiös besonders weit eingetaucht zu sein in die Feinheiten der Unterschiede der verschiedenen Richtungen.
    Hier in direkter Umgebung gibt es nun allerdings einen Theravada-Mönch, der Meditationsabende anbietet. Dieser war mir auf Anhieb sympathisch und schien mir auch sehr kompetent (ich habe ihn bei einem Begegnungsabend kennengelernt, allerdings noch nie seine Meditationen besucht). Also eigentlich würde ich am liebsten durch ihn meine Meditationsprobleme bereinigt haben, andererseits heißt es doch, dass gerade der Theravada- und der tibetische Buddhismus vollkommen unterschiedlich sind, wegen kleinem und großem Fahrzeug.


    Ich stecke wie gesagt nicht tief genug in der Materie, um dies überhaupt beurteilen zu können. Deshalb hier die Frage, sind die Unterschiede so groß? Und sollte jemand, der eher zum tibetischen Buddhismus neigt, deshalb nicht zu Theravada-Meditationen gehen? Oder ist es bei meinem „Wissensstand“ eh wurscht, weil ich die Unterschiede gar nicht mitbekommen würde?


    Liebe Grüße und danke fürs Lesen!
    Doro

  • doro22:

    Also eigentlich würde ich am liebsten durch ihn meine Meditationsprobleme bereinigt haben, andererseits heißt es doch, dass gerade der Theravada- und der tibetische Buddhismus vollkommen unterschiedlich sind, wegen kleinem und großem Fahrzeug.


    Und wenn jetzt jemand kommen würde und sagt, das darfst du nicht, dann machst du es nicht?
    Ich kann natürlich nur von meinen Erfahrungen sprechen, aber danach ist eine kleines oder
    ein Großes Fahrzeug nur beim selbsternannten "großen Fahrzeug" ein Thema. In der Lehre
    des Buddha ist es keines denn da gab es diese Unterscheidung gar nicht. Am besten du fragst
    einfach diesen Mönch deine Frage. Mal sehen was er sagt.

  • Hallo Doro,


    geh' ruhig zu diesem Mönch, wenn Du Dich menschlich von ihm angesprochen fühlst. Du kannst da nichts 'Falsches' lernen... :)


    Im Theravada werden in aller Regel Achtsamkeitsmeditation (am Anfang meistens Achtsamkeit auf den Atem) und Metta ('Liebende Güte')-Meditation gelehrt. Das sind Meditationsformen, die der historische Buddha wohl auch gelehrt hat.


    Im tibetischen Buddhismus ist die Palette etwas 'reichhaltiger': Es gibt auch Visualisierungen und der Körper wird miteinbezogen durch Niederwerfungen - allerdings wird auch dort in der Regel mit Achtsamkeitsmeditation angefangen.


    Wenn man nicht den Fehler macht, sich aus jeder Tradition nur das herauszupicken, was einem gefällt, kann es bestimmt kein Fehler sein, auch eine andere Tradition zu erkunden. Viele bekannte westliche Lehrer haben bei Lehrern unterschiedlicher Schulen gelernt, auch wenn sie sich einer bestimmten Schule hauptsächlich zugehörig fühlen. Es beugt einer leider manchmal vorhandenen Sektiererei vor.

  • Hallo Doro,


    ich kann das Buch "Buddhismus für Dummies" von Jonathan Landaw empfehlen. Dort werden die wichtigsten buddhistischen Richtungen relativ ausführlich und v.a. neutral erklärt. Wenn es jemanden in deiner Nähe gibt, der kompetent Meditation unterrichten kann, würde ich das einfach nutzen. Sowas ist selten zu finden und du bist dadurch nicht festgelegt. Hat man im Salsa den Grundschritt gelernt, ist man dadurch auch nicht auf kubanische Salsa oder Salsa aus Puerto Rico oder Kolumbien festgelegt. Früher habe ich mal ohne richtig intensiv Salsa getanzt. Nach etwa einem Jahr fandt ich heraus, dass es nicht einfach die Salsa gibt. Was ich gelernt hatte war die Salsa aus Cuba. Ich erfuhr es gibt noch eine aus Puerto Rico. Da war die schöne Welt dahin, in der es einfach die schöne eine Salsa gab. Diese Unterscheidungen bringen nur Verdruss. Das hat schon Buddha gesagt ;-). Wenn du mit Theravada beginnst und später Interesse am tibetischen Buddhismus findest, gibt es keinen Grund nicht in diese Richtung weiter zu graben.


    Grüße, Anandasa

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • doro22:

    ... Nun klappt es leider gerade mit der Meditation nicht so perfekt. So 10 bis 15 Minuten gehen, danach kommen ständig irgendwelche Gedanken. Bei diesem Stadium stecke ich nun schon eine gewisse Zeit fest, deshalb die Überlegung, zu einem Lehrer zu gehen.


    Hallo Doro und herzlich Willkkommen,
    Gedanken kommen immer. Es gilt nicht, sie zu unterdrücken, sondern sie ziehen zu lassen. Sie kommen, Du siehst sie, Du lässt sie ziehen. Zu einem Lehrer zu gehen, finde ich gut. :D


    Zitat

    Dementsprechend würde ich eigentlich den tibetischen Buddhismus bevorzugen, ohne allerdings religiös besonders weit eingetaucht zu sein in die Feinheiten der Unterschiede der verschiedenen Richtungen.


    Zitat

    Hier in direkter Umgebung gibt es nun allerdings einen Theravada-Mönch, der Meditationsabende anbietet. Dieser war mir auf Anhieb sympathisch und schien mir auch sehr kompetent (ich habe ihn bei einem Begegnungsabend kennengelernt, allerdings noch nie seine Meditationen besucht). Also eigentlich würde ich am liebsten durch ihn meine Meditationsprobleme bereinigt haben, ...


    Probieren geht über Studieren. Ich wünschte auch, ich hätte einen Theravada-Mönch in direkter Umgebung, der mir auch noch sympathisch ist. Was willst Du mehr?


    Zitat

    ... andererseits heißt es doch, dass gerade der Theravada- und der tibetische Buddhismus vollkommen unterschiedlich sind, wegen kleinem und großem Fahrzeug.


    Nicht nur wegen der Unterscheidung klein und groß, sondern auch aus kultureller Sicht. Jede Richtung ist kulturell geprägt, auch Zen-Buddhismus. Ich habe deswegen überall mal reingeschnuppert und mich dann entschieden.


    Zitat

    Ich stecke wie gesagt nicht tief genug in der Materie, um dies überhaupt beurteilen zu können. Deshalb hier die Frage, sind die Unterschiede so groß? Und sollte jemand, der eher zum tibetischen Buddhismus neigt, deshalb nicht zu Theravada-Meditationen gehen? Oder ist es bei meinem „Wissensstand“ eh wurscht, weil ich die Unterschiede gar nicht mitbekommen würde?


    Doch, die Unterschiede sind unübersehbar. Da musst Du schau'n, was Dir liegt. Letztlich - so jedenfalls meine Erfahrung - sind alle "Werkzeuge" und somit hilfreich, wenn Du nicht blind glaubst. Der Buddha hat zum Untersuchen der Lehre aufgefordert, nicht zum blinden Glauben.
    Viel Freude beim "Erforschen" :D
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • doro22:


    Ich stecke wie gesagt nicht tief genug in der Materie, um dies überhaupt beurteilen zu können.


    Folge deinem Herzen.

    Zitat


    Deshalb hier die Frage, sind die Unterschiede so groß? Und sollte jemand, der eher zum tibetischen Buddhismus neigt, deshalb nicht zu Theravada-Meditationen gehen? Oder ist es bei meinem „Wissensstand“ eh wurscht, weil ich die Unterschiede gar nicht mitbekommen würde?


    Auch die Unterschiede innerhalb einer Tradition sind sehr, sehr groß. Deshalb darfst du nicht den Verstand ausschalten, wenn dir jemand sympatisch ist. Auch Vertrauen muss begründet sein und wenn man seinem Herzen vertraut, dann muss das auch begründet sein.

  • Ich bin überhaupt nicht für die Spaltung der Traditionen aber ich habe mir hier im Westen die unterschiedlichen Gruppen angeschaut und sie erlebt und bin so beim Zen Buddhismus gelandet.
    Wäre es nicht kurios wenn sich die buddhistischen Traditionen in Deutschland gegeneinander stellen würden wo es doch allen gemeinsam darum geht Buddhas Lehre zu verbreiten?
    Ich habe Freunde in jeder Tradition aber auch Freunde im Business, in der Kirche oder der Medizin. Es geht um den Menschen und weniger um die deutlich gemachte Zugehörigkeit.
    Das ist vielleicht beim Fußball so, da bekämpfen sich die Fans unterschiedlicher Farben voller Gewalt bis aufs Blut, das ist gesellschaftlich so gewollt.
    Im Buddhismus geht es um das friedliche Lösen von Konflikten und Krisen durch alle Traditionen hindurch, gut die Tibeter habe ich als besonders lebhaft und bunt erlebt, die Anhänger von
    Theravada sind sehr besonnen sowie intelligent und die Zen Buddhisten sind vor allem durch die Leerheit und die Verbindung aller Dinge zu befriedigen.

  • Mein Vorschlag wäre, daß Du dich erst einmal auf die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Richtungen stürzt ;)


    Sicher gibt es Unterschiede, äußerlich wahrscheinlich auffälliger als in anderen Religionen oder Philosophien, nur hat es zwischen unterschiedlichen buddhistischen Richtungen nie Kriege über die Auslegung der Lehre gegeben und die unterschiedlichen Gemeinschaften verweigern Angehöriger anderer Gruppen nicht die Gemeinsamkeit, nicht das Miteinander.


    Die Unterschiede würde ich nicht als Trennendes verstehen sondern eher als die Chance einer Bereicherung.
    Wenn ich guter Laune bin kann ich es so sehen :lol::lol:


  • Hallo Doro :)


    Was die Meditationspraxis und Methoden betrifft spielt es keine große Rolle, ob du in ein Theravada oder Mahayana-Zentrum gehts. Die Basis ist im Prinzip immer gleich. Wenn dir auch der Lehrer zusagt ist das ein guter Anfangspunkt. Unterschiede gibt es mehr in den jeweiligen Schwerpunkten der Dharmalehre. Also die Texte und Themen die studiert werden, ihre Interpretation und Philosophie. Stichwörter sind hier zum Beispiel Bodhisattva/Bodhicitta, Mahamudra, Tantra usw. Auch Rituale oder Visualisationen sind teilweise verschieden.

  • Liebe Doro,


    dieses Problem der verschiedenen Wege haben eigentlich nur wir modernen Menschen. Es ist ein wahrer Luxus, oder? :D


    Es ist ein Problem, das früher wohl nur die höchsten Gelehrten erkannten, denn nur diese waren überhaupt gewahr, dass es unterschiedliche Wege gab. Die gläubigen Tibeter einer bestimmten Region hatten eine bestimmte Schule, die vom Kloster vor Ort gelehrt wurde, die Japaner hatten ihre Schule, die dort von einem Kloster bewahrt wurde, die Thailänder die Ihrige. Nur wir haben jetzt alle Wege vor uns im Internet und sind arg verwirrt.


    Ich habe mir gesagt: ich war schon hunderte Male auf dieser Welt ("es gibt kein Lebewesen, das in einem früheren Leben nicht bereits Deine Mutter war") und wenn ich jetzt hier in Berlin beginne, dann ist das eben jetzt Kagyü, glücklicherweise in der Rimé-Tradition. In vielen anderen Leben waren es sicher andere Richtungen. Ich glaube, ich habe sie schon alle mehrfach durch. Ich vertraue darauf, dass auch dieser Weg mich gut voran bringt.


    Das Buddhistische Zentrum in dem ich mich zuhause fühle, lädt unentwegt verdiente Meister aus allen Ländern, Strömungen und Richtungen des Buddhismus ein. Der Gründer unseres Zentrums, Ringu Tulku Rinpoche, ist selber Gelehrter aller vier großen Schulen des tibetischen Buddhismus. So können wir unentwegt die Lehre Buddhas aus verschiedensten Richtungen anschauen.


    Ein Lehrer, Chokyi Nyima Rinpoche, hat einmal gesagt: "Es gibt da eine traditionelle Analogie für buddhistische Belehrungen. Besitzt man einen großen Topf mit Melasse, so schmeckt sie überall gleich süß, unabhängig davon, von welcher Seite aus wir sie kosten". Im selben Interview fuhr er fort: "Aber es gibt einen Meister, den ich persönlich getroffen habe, dies ist Khunu Lama Tenzin Gyaltsen, und niemand wusste, selbst nachdem er gestorben war, welcher Linie er tatsächlich angehörte. Kagyu Lehrer erhielten Kagyu-Belehrungen von ihm und demzufolge dachten sie, es handle sich um einen Kagyu Lehrer; Gelug-Anhänger dachten, er wäre Gelugpa; Sakyas dachten, er wäre ein Sakyapa; und Nyingma’s dachten, er wäre ein Nyingmapa. Auch ich habe persönlich viele Instruktionen von ihm erhalten, aber er äußerte sich dabei nie über seine Präferenz". Das ganze Interview findest Du hier: http://www.buddhistische-sekte…rerische-einstellung.html


    Das fand ich eine coole Aussage.


    Herzliche Grüße,


    Engelbert

  • Mit dem von mir verwendeten "Weg" meinte ich in meiner Antwort natürlich "Richtung". Sehe mir diese Ungenauigkeit bitte nach.


    Herzliche Grüße,


    Engelbert

  • Engelbert:

    dieses Problem der verschiedenen Wege haben eigentlich nur wir modernen Menschen. Es ist ein wahrer Luxus, oder? :D


    Ja, genau wie zur Zeit des Buddha. Da gab es auch ein
    reichhaltiges Angebot und viele verschiedene und Lehren und Ansichten.
    Aber bei den Monotheisten war das wohl ziemlich anders.

  • Zitat

    Ja, genau wie zur Zeit des Buddha. Da gab es auch ein
    reichhaltiges Angebot und viele verschiedene und Lehren und Ansichten.


    Korrigiere mich bitte, aber ist es in Südasien nicht bis heute so, dass viele Menschen ihr Dorf Zeit ihres irdischen Lebens nicht verlassen? Viele Dörfer haben bis heute kein Internet und die Sozialstruktur verbietet es, individuelle Richtungen zu suchen. Man wächst in seine Linie hinein und bleibt dieser verbunden. Das Angebot mag zur Zeit Buddhas reichhaltig gewesen sein. Ich meine, für den einzelnen Menschen war es das nicht.


    Wir hingegen haben nun die Richtungen vor uns liegen und stellen große Gedanken zur Sinnhaftigkeit dieser oder jener Richtung an. Ich würde meinen, dass man sich bereits aus logistischen Gründen der Richtung widmen sollte, die einem räumlich nahe ist. Es wäre doch schade, wenn man einen Sangha mit einer ganz genehmen Richtung findet, der dann aber doch so weit weg ist, dass man ihn zunehmend weniger besucht, weil die Anreise am Abend nach getaner Arbeit so mühsam ist. Je näher, desto praktikabler. Wir sollten auch solche, rein praktische Überlegungen in unsere Entscheidung einfließen lassen.


    Herzliche Grüße,


    Engelbert

  • Engelbert:
    Zitat

    Ja, genau wie zur Zeit des Buddha. Da gab es auch ein
    reichhaltiges Angebot und viele verschiedene und Lehren und Ansichten.


    Korrigiere mich bitte, aber ist es in Südasien nicht bis heute so, dass viele Menschen ihr Dorf Zeit ihres irdischen Lebens nicht verlassen?


    So wie ich informiert bin waren und sind die Leute dort unheimlich gut zu Fuß.
    Aber auch der Buddha und die verschiedensten Pilger waren oft unterwegs.
    Ich kann mich an eine Stelle erinnern an der der Buddha den Mönchen rät
    nicht all zulange an einem Ort zu verweilen wegen der einschleichenden Gewöhnung.
    .

  • Zitat

    So wie ich informiert bin waren und sind die Leute dort unheimlich gut zu Fuß.


    Da bist Du offensichtlich nicht so gut informiert worden, denn die meisten Menschen waren seinerzeit quasi Leibeigene, mindestens aber Untertanen, die sich ohne Erlaubnis nicht frei fortbewegt haben. Wenn Bauer Ram eigenständig sein Land verlassen würde, dann würden Ernte und Steuern ausfallen. Das wurde sicher nicht geduldet.


    Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung war auch nicht frei, sich die Religion auszusuchen, sondern das wurde vom Fürsten bestimmt. Selbst heute gibt es keine große Wanderbewegung, sondern der Großteil der Bevölkerung, die Bauern, bleibt auf ihrer Scholle und ackert und betet das an, was seit langem im Tempel hängt. Zeit für 11000 Mitteilungen im Buddhaland haben sie auch nicht. Das kann ich deshalb ziemlich genau sagen, weil ich mehrere Jahre in Indien auf dem Dorf gewohnt habe.


    Der Überblick über die verschiedenen Schulen und die Lehrtätigkeit beschränkte sich in der Tat - und bis heute - auf die Geistlichkeit. Aber das Volk bleibt davon recht unberührt. Genauso wie bis heute das Analphabetentum weit verbreitet ist, so ist auch das Verständnis der Religion nicht groß entwickelt. Wir idealisieren bzw. interpretieren das manchmal so und meinen, dass in Südasien alle Menschen ein gutes religiöses Verständnis haben. Das ist aber nicht so, weshalb es auch zu vielgestaltigem Mißbrauch der Religion kommt.


    Herzliche Grüße,


    Engelbert

  • Engelbert:

    Wir idealisieren bzw. interpretieren das manchmal so und meinen, dass in Südasien alle Menschen ein gutes religiöses Verständnis haben. Das ist aber nicht so, weshalb es auch zu vielgestaltigem Mißbrauch der Religion kommt.


    Ich sprach ja wie es zur Zeiten des Buddha überliefert ist. Das es heute
    vielfach nicht mehr so ist glaube ich gerne. Trotzdem gibt es nach meinen
    Informationen auf dem Indischen Kontinent die größte Vielfalt an religiösen
    Richtungen auf der ganzen Erde und es gab damals ja auch viele die ohne
    Probleme nachdem sie mit dem Buddha sprachen ihre Richtung geändert haben.
    Einer mußte noch vom Buddha gebeten werden erst die Rinder seiner Herr zurück
    zu bringen bevor er aufgenommen wurde. Ich habe den Eindruck du siehst das zu eng.
    Wir sich hier doch nicht bei den Moslems oder den Christen. Andererseits stimmt es
    natürlich auch, das viele sich nach ihrem jeweiligen Landesherrn ausrichteten.

  • Engelbert:

    Das kann ich deshalb ziemlich genau sagen, weil ich mehrere Jahre in Indien auf dem Dorf gewohnt habe.


    Lieber Engelbert,


    in diesem Zusammenhang würde es mich interessieren welche persönlichen Erfahrungen du in Indien gemacht hast, noch dazu in einem Dorf ! Aber nur, wenn Du möchtest, gerne auch via p.N. :)

  • Zitat

    vielfach nicht mehr so ist glaube ich gerne. Trotzdem gibt es nach meinen
    Informationen auf dem Indischen Kontinent die größte Vielfalt an religiösen
    Richtungen auf der ganzen Erde und es gab damals ja auch viele die ohne
    Probleme nachdem sie mit dem Buddha sprachen ihre Richtung geändert haben.



    Wir im Westen mögen uns in den vergangenen 300 Jahren sehr verändert haben. Es ist ein Trugschluß, dies auf das 5000 Jahre alte Indien zu projizieren. Indien ist in Bezug auf seine sozial-kulturellen Verfassung versteinert. Das Leben, so wie es richtig zu führen ist, das ist so in Stein gemeißelt, wie die Tempel von Mahabalipuram. Der Kontinent mag mittlerweile TATA und Reliance haben, Mittal und BharatOil, aber er hat sich nur äußerlich ein wenig bewegt. Nach innen, da wo wir es als Westler nicht wahrnehmen, da ist Indien das, was es immer war. Es ist völlig intakt, deshalb fällt dieser Kolloss von einem Land auch bei aller Armut nicht auseinander. Obwohl die meisten Einwohner keinen persönlichen Grund hätten, das System zu stützen. Ich habe zugeschaut, wie ein Grundbesitzer einen Bauern halb totgeprügelt hat und Frau und Kinder vor der Schilfhütte standen und Rotz und Wasser heulten. Es ging um eine Kleinigkeit. Dieser Mann hatte kein Recht auf Gegenwehr. Deshalb hat er sich verprügeln lassen wie einen Hund und in den Staub geblutet. Das war sehr eindrucksvoll. Solche Szenen sind nicht selten. Die Menschen befinden sich dort heute wie zu Zeiten Buddhas in einem nahezu unveränderten System aus furchtbarer Abhängigkeit.


    Nimm Deinen Pali Kanon und gehe nach Zentralindien. Setze Dich unter einen Baum und Du kannst sehen, was Buddha gesehen hat. Buddha hat nicht zuvorderst fromme Westler gesehen, denen die Verdauung nicht mehr gelingt, weil sie zu viel stopfen. Er hat einen Ausweg gefunden für die Gequälten, die Gepeinigten. Die Generationen sind in Indien wie Weizen über die Erde gekommen, wurden gesät und geerntet. Es hat sich kaum etwas verändert.


    Siddharta Gautama würde sich im heutigen Indien sehr schnell zurechtfinden und seine Religion sofort erneut zu lehren beginnen, denn es wurde nicht verstanden. Das schöne ist, dass die Inder sehr vertrauensvolle Menschen sind. Sie würden ihm sofort kindliches Vertrauen schenken. Und wir würden einen weiteren Thread öffnen.

  • Zitat

    Lieber Engelbert, in diesem Zusammenhang würde es mich interessieren welche persönlichen Erfahrungen du in Indien gemacht hast, noch dazu in einem Dorf ! Aber nur, wenn Du möchtest, gerne auch via p.N. :)


    Das können wir gerne machen. Ich schicke Dir einfach meine Telefonnummer, dann können wir fein reden. HG, Engelbert

  • Engelbert:


    Wir im Westen mögen uns in den vergangenen 300 Jahren sehr verändert haben. Es ist ein Trugschluß, dies auf das 5000 Jahre alte Indien zu projizieren. Indien ist in Bezug auf seine sozial-kulturellen Verfassung versteinert. ... Die Menschen befinden sich dort heute wie zu Zeiten Buddhas in einem nahezu unveränderten System aus furchtbarer Abhängigkeit.


    Sehr gut bemerkt. Dabei leistet sich Indien aber Raumfahrt- und Militärtechnik vom Feinsten, der Staat ist von Korruption zerfressen und kann Leib und Leben von Frauen nicht schützen, und es ist faszinierend privilegierte indische Besitzbürger mit von Nationalstolz geschwellter Brust von der indischen Kulturnation schwadronieren zu hören, die dem Westen weit überlegen sei und schon immer überlegen war. :lol:;)

  • Engelbert:
    Zitat

    vielfach nicht mehr so ist glaube ich gerne. Trotzdem gibt es nach meinen
    Informationen auf dem Indischen Kontinent die größte Vielfalt an religiösen
    Richtungen auf der ganzen Erde und es gab damals ja auch viele die ohne
    Probleme nachdem sie mit dem Buddha sprachen ihre Richtung geändert haben.


    Wir im Westen mögen uns in den vergangenen 300 Jahren sehr verändert haben.


    Das hat damit aber nicht viel zu tun, selbst wenn es der Fall ist.

  • Zitat

    Sehr gut bemerkt. Dabei leistet sich Indien aber Raumfahrt- und Militärtechnik vom Feinsten, der Staat ist von Korruption zerfressen und kann Leib und Leben von Frauen nicht schützen, und es ist faszinierend privilegierte indische Besitzbürger mit von Nationalstolz geschwellter Brust von der indischen Kulturnation schwadronieren zu hören, die dem Westen weit überlegen sei und schon immer überlegen war.


    Bewertest Du?


    Ist es nicht so, dass nicht die Korruption oder das Verhalten den Frauen gegenüber, Glück oder Unglück schafft, sondern die Haltung der jeweiligen Person zu ihren Erfahrungen? Es wirklich erstaunlich, aber gerade weil viele Inder trotz der harschen Umgebung ein kindliches Vertrauen in ihre Religion haben, und ihnen nicht viel gegeben und das wenige oft gleich wieder genommen wird, sind sie innerlich ziemlich glücklich, weil sie weniger anhaften als wir an unsere Materie, die wir uns kofferaumweise beschaffen und ins Haus holen.

  • Engelbert:
    Zitat

    Sehr gut bemerkt. Dabei leistet sich Indien aber Raumfahrt- und Militärtechnik vom Feinsten, der Staat ist von Korruption zerfressen und kann Leib und Leben von Frauen nicht schützen, und es ist faszinierend privilegierte indische Besitzbürger mit von Nationalstolz geschwellter Brust von der indischen Kulturnation schwadronieren zu hören, die dem Westen weit überlegen sei und schon immer überlegen war.


    Bewertest Du?


    Klar.


    Engelbert:


    Ist es nicht so, dass nicht die Korruption oder das Verhalten den Frauen gegenüber, Glück oder Unglück schafft, sondern die Haltung der jeweiligen Person zu ihren Erfahrungen? Es wirklich erstaunlich, aber gerade weil viele Inder trotz der harschen Umgebung ein kindliches Vertrauen in ihre Religion haben, und ihnen nicht viel gegeben und das wenige oft gleich wieder genommen wird, sind sie innerlich ziemlich glücklich, weil sie weniger anhaften als wir an unsere Materie, die wir uns kofferaumweise beschaffen und ins Haus holen.


    Klar, die Millionen Inder, die obdachlos auf den Straßen der Städte dahinvegetieren, wirken alle sehr zufrieden :lol:
    Ich bin froh, dass in unserem Kulturkreis nicht dein Denken dominant war, denn sonst würden sich die Zustände bei uns nicht von denen in Indien unterscheiden.


    Aber dank European enlightenment können die Leute heutezutage auch hierzulande priorisieren zwischen buddhist enlightenment und European enlightenment. Das ist doch eine Freiheitsgewinn, der der European enlightenment zu verdanken ist und dies bei weitgehender sozialer Absicherung, Gesundheitssystem und Rechtsstaatlichkeit ... das ist doch was, oder? ;)

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  • Zitat

    Klar, die Millionen Inder, die obdachlos auf den Straßen der Städte dahinvegetieren, wirken alle sehr zufrieden :lol:


    Das ist gut, dass auch du das so siehst. Es gibt verschiedene wissenschaftliche Studien, die ebenfalls zu diesem Ergebnis kommen. Das Phänomen ist auch auf den Bildern im zerstören Berlin zu sehen - bis auf die Knochen abgemagerte, deutsche Kinder, die ausgelassen und voller Freude und Glück in der Spree baden. Es scheint also nicht auf den Kulturkreis beschränkt.

  • Engelbert:
    Zitat

    Klar, die Millionen Inder, die obdachlos auf den Straßen der Städte dahinvegetieren, wirken alle sehr zufrieden :lol:


    Das ist gut, dass auch du das so siehst. Es gibt verschiedene wissenschaftliche Studien, die ebenfalls zu diesem Ergebnis kommen.


    :lol: