Den Kopf frei kriegen

  • Hallo,


    ich bin durch diese bekannte Geschichte http://www.stephanschwarz.eu/wenn-ich-sitze-dann-sitze-ich/ auf den Buddhismus aufmerksam geworden, denn ich möchte lernen mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, da ich fast immer mit den Gedanken in der Zukunft bin und mich somit nicht auf meine derzeitigen Tätigkeiten konzentrieren kann.


    Welche Literatur oder auch Webseiten könnt ihr mir zu diesem Thema des Buddhismus empfehlen?

  • Pascal:

    Hallo,


    ich bin durch diese bekannte Geschichte http://www.stephanschwarz.eu/wenn-ich-sitze-dann-sitze-ich/ auf den Buddhismus aufmerksam geworden, denn ich möchte lernen mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, da ich fast immer mit den Gedanken in der Zukunft bin und mich somit nicht auf meine derzeitigen Tätigkeiten konzentrieren kann.
    Welche Literatur oder auch Webseiten könnt ihr mir zu diesem Thema des Buddhismus empfehlen?


    Ich würde dir http://www.palikanon.de/ empfehlen. Aber ehrlich
    gesagt, wenn du erreichen willst bei der Sache die du jetzt machst zu bleiben,
    dich darauf zu konzentrieren und dich nicht mehr von anderen Gedanken
    ablenken zu lassen, dann wird dir nichts anders übrig bleiben als dich darin
    zu üben. Z.B. in den du deinen Körper jetzt beobachtest wie er ein und aus
    beatmet wird, beim Gehen wie er da geht, beim stehen wie er da steht usw. usw.

  • Hallo und herzlich Willkommen Pascal,
    der Palikanon, den accinca empfiehlt, kann ich als Einsteigerliteratur nicht empfehlen. Aber letztendlich ist es - auch aus meiner Sicht - die Lehre des Buddhas.


    Ich empfehle "Der Buddha auf dem Bücherschrank", und außerdem kannst Du ja mal hier im Unterforum stöbern.


    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=3&t=6421


    Ansonsten kann ich empfehlen, die Achtsamkeit auch im Alltag so zu üben, dass Du Dir jeden Moment gegenwärtig bist. Vor allem beim Warten - z.B. Arzt u.ä. - ist es hilfreich, sich zu zentrieren. Das macht das Warten zu einer großen Entspannung, wenn's klappt.
    Alles Gute für Dich
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo.es liegt in der Natur der Gedanken in die Vergangenheit und Zukunft zu schweifen, sich "auf das Hier und Jetzt" zu konzentrieren, bedeutet, sie kommen und gehen zu lassen; man kommt mit weit weniger Gedanken in Bezug auf das "Organisatorische" aus, als man für gewöhnlich annimmt. Nicht ganz buddhistisch, eher daoistisch, aber empfehlenswert: Wu Wei Wu von Theo Fischer, bzw. "als Prinzip" - schlicht und pragmatisch. Ansonsten einfach mal mit Sitzen anfangen, Achtsamkeit , Zazen, bloße "Vergegenwärtigung" der Gedanken ohne Eingreifen, Folgen und Zurückweisen, "Pause einlegen".

  • Hallo Pascal,


    das Abschweifen der Gedanken (ob in die Zukunft, die Vergangenheit oder zu sonstwas) ist ja nicht nur ein Thema des Buddhismus. Wenn es Dir 'nur' (dieses 'nur' ist nicht abwertend gemeint, das kann eine große und wichtige Aufgabe sein) darum geht, wäre eine Auseinandersetzung mit dem Buddhismus mit Kanonen auf Spatzen zu schießen - wenn Du Halsweh hast, beginnst Du auch kein Medizinstudium.


    Meditation (oder allgemein Achtsamkeitsschulung) ist im Buddhismus ein Mittel zum Zweck, und dieser Zweck ist nicht, ablenkende Gedanken zu beseitigen. Ablenkende Gedanken zu beseitigen ist selbst bloß wieder ein Mittel zum Zweck.


    Geht es Dir um Konzentration und das Abschweifen der Gedanken in Tagträume von was auch immer (also z.B. der Zukunft), würde ich Dir empfehlen:


    1. 'Im Alltag Ruhe finden' von Jon Kabat-Zinn
    2. 'Ruhe da oben!' von Andreas Knuf
    3. 'Das achtsame Gehirn' von Daniel Siegel oder
    4. 'Achtsamkeit für Dummies' von Shamash Alidina


    Die Autoren der genannten Bücher sind alle irgendwie 'buddhistisch beeinflusst', ohne das allerdings zu vertiefen oder ein Bekenntnis zum Buddhismus vorauszusetzen. Die Auswahl ist subjektiv, es gibt bestimmt noch mehr.

  • Pascal:

    ich möchte lernen mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, da ich fast immer mit den Gedanken in der Zukunft bin und mich somit nicht auf meine derzeitigen Tätigkeiten konzentrieren kann.


    Welche Literatur oder auch Webseiten könnt ihr mir zu diesem Thema des Buddhismus empfehlen?


    Hallo Pascal,


    meine Empfehlung an dieser Stelle ist Literatur oder Vorträge vom Bhante Vimalaramsi. Er legt viel wert auf einen freundlichen Alltag klar und wach im Hier und Jetzt. http://library.dhammasukha.org/german.html


    Gruß

  • Hallo Pascal,


    ich habe ein ähnliches Problem wie du mit einer manchmal ausufernden Gedankenwelt und bin auch so wie du auf Buddhismus und Meditation gekommen. Wenn du immerzu Gedanken in die Zukunft hast und keine an die Vergangenheit ist es schon einmal "halb so schlimm" :-).


    Aus meiner Erfahrung ist für das beruhigen einer wildgelaufenen Gedankenwelt die konzentrative Meditation hilfreich, d.h. üben den Gedanken nicht nachzuhängen und sie ziehen zu lassen. Ich glaube aber nicht, dass man nur durch Meditation allein das Problem behben kann. Für mich habe ich z.B. entdeckt, dass es wichtig ist die Dinge anzunehmen wie sie passiert sind und wie sie kommen können. Ich arbeite daran nicht bestimmt Dinge zu wollen. Ich versuche die Dinge zu nehmen wie sie sind. Manche Dinge kann man selbst gestalten und die Zukunft damit zum Teil beeinflussen, aber den nicht beeinflussbaren Teil muss man üben anzunehmen. Sonst kommen die Gedanken durch das Meditieren nur zeitweise zum Ruhen und fangen bald wieder an.


    Es wäre noch eine Idee darüber nachzudenken warum du mit deinen Gedanken so oft in der Zukunft bist. Gibt es z.B. etwas was dir Angst macht? Wie gesagt sehe ich hier nur den Weg, dass man übt die Dinge anzunehmen wie sie sind und anzunehmen wie sie kommen werden. Es gibt diesen Spruch vom Dalai Lama: "Nichts ist entspannender, als das anzunehmen, was kommt.". Dies sagt er nicht so, weil das seine persönliche Ansicht ist, sondern weil das Annehmen von Dingen die geschehen sind und geschehen werden ein wichtiges Konzept im Buddhismus ist um den Geist zu beruhigen und klar werden zu lassen.


    Ich habe einmal diesen Ausspruch gelesen (*), der von Buddha sein soll:


    Liebe in der Vergangenheit - Nur eine Erinnerung
    Liebe in der Zukunft - Nur eine Phantasie
    Wahre Liebe lebt im Hier und Jetzt


    In diesem Youtube-Video (**) wird gesagt, dass Erwachen bedeutet alle Täuschungen zu erkennen. Eine Täuschung ist etwas, was man sich zunächst nicht bewusst ist. Eine Phantasie ist aber viel schlimmer: sie wird von einem selbst erzeugt. Das ist mir mal selbst klar geworden und hat mich dann selbst erschrocken, weil ich feststellte, dass ich sehr viel phantasiere oder träume. Sich diesen Gedanken bewusst werden, sie beobachten. Dann werden sie einem klar und man kann sie entschärfen indem man sie ablegt.


    Gutes Gelingen beim Üben :)
    Grüße, Anandasa


    * http://www.scrapbook.com/quotes/doc/5339.html
    ** https://www.youtube.com/watch?v=ocLex0mQBVY

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Hallo Pascal,


    einfacher und schneller, als viele Seiten zu wälzen, wäre es natürlich, es zu tun.


    1 bemerken, dass die Aufmerksamkeit abgewandert ist
    2 die Ablenkung loslassen durch keine weitere Beachtung schenken (mitten im Gedanken aufhören)
    3 entspannen (denn Denken erzeugt immer Spannung in Körper und Geist)
    4 sich ein kleines Lächeln schenken
    5 Mit diesem Lächeln entspannt in die Gegenwart zu dem zurückkehren, was man getan hat
    6 Wiederholen.



    Irgendwann fliesst es dann nur noch, jede Ablenkung wird immer früher bemerkt, losgelassen und entspannt und es gibt nur noch Hier und Jetzt.


    Gruß

  • Pascal:

    Hallo,


    ich bin durch diese bekannte Geschichte http://www.stephanschwarz.eu/wenn-ich-sitze-dann-sitze-ich/ auf den Buddhismus aufmerksam geworden, denn ich möchte lernen mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, da ich fast immer mit den Gedanken in der Zukunft bin und mich somit nicht auf meine derzeitigen Tätigkeiten konzentrieren kann.


    Welche Literatur oder auch Webseiten könnt ihr mir zu diesem Thema des Buddhismus empfehlen?

    Ich empfehle Dir meine Erfahrung zu tun. Das Vergangene ist nicht mehr und auch durch noch so viel Nachdenken oder handeln nicht zu ändern.
    Das Zukünftige ist noch nicht und es ist mir nicht möglich dieses genau zu bestimmen. Ich kann nur Tendenzen erkennen aber nie die Zukunft wie sie sein wird, Denn die Zukunft ist noch nicht.
    Das hier und jetzt kann ich überhaupt nicht verlassen denn es ist mein einzig möglicher Aufenthaltsort. Ich erkenne das Hier und jetzt nicht wenn ich entweder oder sowohl als auch im Vergangenen und oder Zukünftigen hänge. Planen ist nicht schlecht aber festlegen was genau zu geschehen hat macht planlos und schafft Verwirrung beim kleinsten nicht bedachten Vorfall. http://www.palikanon.com/majjhima/kurt_schmidt/m131.htm
    Nachdem ich das selber noch mal gelesen habe: Weder das Vergangene, noch das Zukünftige, noch das Gegenwärtige ist ich oder war ich oder wird ich. Es gibt keinerlei Grund sich mit Vergangenem, Gegenwärtigen, Zukünftigen zu identifizieren, das ist nicht mein Ich, das ist nicht Mein, das ist nicht Selbst.

  • Pascal:


    ...denn ich möchte lernen mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, da ich fast immer mit den Gedanken in der Zukunft bin und mich somit nicht auf meine derzeitigen Tätigkeiten konzentrieren kann.


    Aber beim Sex klappts? ;) Oder biste da auch in der Zukunft? Wenn nicht, dann weisst Du ja, wie es geht. :D
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Pascal:

    ich bin durch diese bekannte Geschichte http://www.stephanschwarz.eu/wenn-ich-sitze-dann-sitze-ich/ auf den Buddhismus aufmerksam geworden, denn ich möchte lernen mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, da ich fast immer mit den Gedanken in der Zukunft bin und mich somit nicht auf meine derzeitigen Tätigkeiten konzentrieren kann.


    Hallo Pascal (und alle),


    nach den bisherigen Antworten und einer privaten Unterhaltung zum Thema durfte ich mich an folgendes erinnern:


    Der Buddha hat das, was gerne mit 'Achtsamkeit' übersetzt wird und mit dem, frei vom buddhistischen, geholfen werden soll, (angeblich) nicht getrennt davon gelehrt.


    Wenn es mit der Achtsamkeit also tatsächlich klappen soll, gehört seiner (angeblichen) Aussage nach ein Mindestmaß bestimmter Verhaltensweisen dazu, welche direkten und massiven Einfluss auf das Entstehen von Hindernissen wie z.B. Unruhe haben. Grob, aber treffend, sind das die fünf Silas. Natürlich sind wir Gewohnheitswesen und nach zig Jahren Nicht-Sammlung(Konzentration) wird kaum ein Meister vom Himmel fallen. Andererseits kenne ich Berichte, wo Menschen jahrzehntelang ohne Meditation tugendhaft gelebt hatten und als sie dann damit begannen, war es für sie ein Kinderspiel. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass ich um so größere Schwierigkeiten mit der Sammlung(Konzentration) habe, desto bescheidener mein Verhalten bezüglich der Silas ist. Möchte ich ruhige, klare Sammlung, komme ich um 'gutes Tun im Alltag auf allen Ebenen' nicht herum.


    Herzliche Grüße

  • Danke für die zahlreichen Antworten. Ich habe mich kurzerhand entschlossen das Buch "Achtsamkeit für Dummies" zu erwerben und habe mich damit schon etwas beschäftigt und ein paar Meditationen gemacht. Große Begeisterung kam auch auf als ich in dem Buch las, was die Achtsamkeit alles für Vorteile bietet und das waren zu meiner Freude die Sachen, die ich an mir schon immer verbessern will.


    Das Buch ist besser als alles andere was ich im Internet gelesen habe, denn es geht dort nur um die Achtsamkeit und nicht um den Buddhismus. Das ist ein riesen Vorteil, denn wenn man mit der Achtsamkeit anfängt, erfordert das sehr viel Kraft, da man Dinge tut oder beobachtet die einem völlig neu sind. Da ist man mit Anleitungen die gleich noch etwas über den Buddhismus lernen und die die nicht-deutschen Fachbegriffe verwenden schnell überfordert. Daher kann ich anderen Anfängern das Buch sehr empfehlen und euch ans Herz legen das ich euch am Anfang voll auf das Achtsamkeitstraining konzentriert und danach mehr über den Buddhismus lernt (Falls ihr das wollt). Das hilft dann bestimmt auch die Geschichte des Buddhismus besser zu verstehen (Soweit bin ich noch nicht).

  • Hallo Pascal

    Pascal:

    Danke für die zahlreichen Antworten. Ich habe mich kurzerhand entschlossen das Buch "Achtsamkeit für Dummies" zu erwerben und habe mich damit schon etwas beschäftigt und ein paar Meditationen gemacht. Große Begeisterung kam auch auf als ich in dem Buch las, was die Achtsamkeit alles für Vorteile bietet und das waren zu meiner Freude die Sachen, die ich an mir schon immer verbessern will.


    Das Buch ist besser als alles andere was ich im Internet gelesen habe, denn es geht dort nur um die Achtsamkeit und nicht um den Buddhismus. Das ist ein riesen Vorteil, denn wenn man mit der Achtsamkeit anfängt, erfordert das sehr viel Kraft, da man Dinge tut oder beobachtet die einem völlig neu sind. Da ist man mit Anleitungen die gleich noch etwas über den Buddhismus lernen und die die nicht-deutschen Fachbegriffe verwenden schnell überfordert. Daher kann ich anderen Anfängern das Buch sehr empfehlen und euch ans Herz legen das ich euch am Anfang voll auf das Achtsamkeitstraining konzentriert und danach mehr über den Buddhismus lernt (Falls ihr das wollt). Das hilft dann bestimmt auch die Geschichte des Buddhismus besser zu verstehen (Soweit bin ich noch nicht).


    Buddhismus muss nicht so sein, dass man von Fachbegriffen abgeschreckt wird. Tatsächlich halte ich ihn für falsch gelehrt, wenn das der Fall sein sollte. Er funktioniert sehr gut ohne Fremwörter. Um heutzutage die entsprechenden Lehrer oder Texte zu finden, muss man sich auf die Suche machen. Das ist schade, aber wir leben ja auch in einer Zeit, in welcher der Buddhismus schon lange am verblassen ist und nur noch Reste übrig sind.


    Wenn man das Element Achtsamkeit aus dem achtteiligen Weg heraus zu nimmt, hat sie übrigens nichts buddhistisches mehr an sich :).


    Herzliche Grüße

  • Mirco:

    Wenn man das Element Achtsamkeit aus dem achtteiligen Weg heraus zu nimmt,
    hat sie übrigens nichts buddhistisches mehr an sich :).


    Man kann die vom Buddha gelehrte "rechte Achtsamkeit" aber nicht
    aus dem von ihm gelehrten achtfachen rechten Weg heraus nehmen.
    Ohne diese rechte Achtsamkeit gibt keinen rechten Weg und umgekehrt.