Unterschiede: Soto und Rinzai Zen

  • Das Thema interessiert mich wirklich (*über den Tellerrand schauend*):


    https://de.wikipedia.org/wiki/Rinzai-sh%C5%AB


    Zitat

    Im Rinzai Zen: Zazen, Teezeremonien, Gartenkunst, Kampfkünste, Koanarbeit


    https://de.wikipedia.org/wiki/S%C5%8Dt%C5%8D-sh%C5%AB


    Zitat

    Die Hauptlehre der Sōtō-Schule besteht in der Lehre von der immanenten Buddha-Natur aller Wesen sowie der Identität von Übung und Erleuchtung. Zazen, Zeremonien, Herz -Sutra


    Wie unterscheiden sich Soto und Rinzai Zen ? Welche Rolle spielt Mitgefühl im Zen Buddhismus ?
    Ist der Unterschied ähnlich marginal wie bei den Tibetischen Schulen ?

  • Zitat:

    Zitat

    Im Rinzai Zen: Zazen, Teezeremonien, Gartenkunst, Kampfkünste, Koanarbeit


    LOL- Skuriles Statement.



    Es gibt ( natürlich) viel mehr Gemeinsamkeiten zw. Soto und Rinzai ( und Chan und Seon und Thiền ) als sg. Unterschiede, und die sind eher subtiler Natur. Aber das wird erst verständlich, wenn man zumindest mal Auszüge davon kennen lernt ( kennen lernen möchte & kann )
    - Mitpraktizieren bedeutet das. Zen Buddhismus hat sich nun mal ganz wesentlich gleich, er ist nur sozial-kulturell abhängig eingefärbt.


    Zum sg. `Mitgefühl`( metta/karuna) im Zen- die Praxis setzt völlig auf die Fähigkeit der unmittelbaren Verwirklichung von `Buddhanatur. Insofern steht alles andere etwas „hinten an“. Was nicht bedeutet, dass Zennis wenig Empathie haben müssen. Sie schulen sich nur vorrangig in `Gleichmut`.
    An der Erfüllung, aber auch dem Wunsch & Wille bzgl. dieser`Schulung`erkennst Du ein Mitglied der Zen Sangha.


    Grüße
    Blue_

  • Sherab: Ich könnte mir denken, die Frage beruht auch auf Diskussionen hier. Neben der wohl eher nebensächlichen bevorzugten Sitzweise zur Wand hin bei den Sôtô-Anhängern beziehen sie sich im Wesentlichen auf Dôgen Zenji. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Lektüre von Hongzhi als einem "Vorläufer".
    Die Rinzais dagegen halten Huangpo, Linji und Hakuin in Ehren. Wie Du hier lesen konntest, gibt es einen entscheidenden Unterschied, allerdings nur, wenn man Dôgen so versteht, wie es hier exemplarisch durch bel, Thursday, blue geschieht (Ich behaupte, es geht auch anders): Nach Dôgen ist Zazen zweckfrei (eigentlich müsste es korrekt heißen, es geschieht als Selbstzweck). Die bei den Rinzai beliebte Kôan-Schulung ist jedoch eindeutiger als zielgerichtet zu identifizieren, so gibt es in einigen solcher Schulungen z.B. Abstufungen von Schweregraden der Kôan. Hier ist das Ziel unumwunden das Erwachen. Bei Dôgen "ist erwachen" - um Thursdays Formulierung aufzugreifen -, und das wird durch das Beispiel des Zazen verdeutlicht. Ich halte den Unterschied, wenn man Dôgen so versteht, für wesentlich, und diese Dôgenfraktion ebenfalls, wie Du daran erkennst, wie sie ihn mit Klauen verteidigen. Von Dôgen sind freilich nicht nur Kôan überliefert, sondern aus seinen Versen spricht auch eine Weisheit, wie man sie in denen großer Rinzaimeister findet. In der Vergangenheit hat sich eher das Rinzai-Zen mit der martialischen Samuraikultur verbunden, und auch die Ausbildung in den Klöstern soll (bis heute) rigoroser und auch "gewalttätiger" sein als üblicherweise in Sôtô-Klöstern (Muho hatte in jüngerer Zeit davon berichtet).


    Einige moderne Zenlehrer hatten das Problem nicht, dass Dôgen eine Weile mit den Rinzai hadern ließ. Kodo Sawaki zum Beispiel verband eine intensive Freundschaft mit dem Rinzaimeister Kozan Kato, wovon dieser biografische Roman erzählt: http://www.amazon.de/Dharma-Br…lish-ebook/dp/B004NBZLOC/

  • `Sitzen zur Wand` und `Sitzen zum Raum hin` ist ein Ausdruck der differenzierten subtil geistigen Haltung von Soto und Rinzai. Dennoch, beide sitzen "zur Wand, in der Höhle" - wenn denn. Und das hat Dogen nicht erfunden. Und auch Rinzai nicht. Es hat niemand "erfunden", auch nicht "speziell für s Kloster". Die Weise der Praxis ist schlicht jeweils (nach)folgerichtig und da gibt s kein Ursprünglich. Das "Ziel" des Koantraining ist denn auch nicht Erwachen, sondern `unerschütterliches Vertrauen`wecken- wie wollte man dies systematisch angehen, wenn doch jeder unterschiedlich ist in seinen Hindernissen ?


    Ah ja, die Frage von Sherab zielt ja auf den "Unterschied der Schulen" ( Schulung ) -oder ?
    Wenn es da um "Tibetische" ginge, würden auch keine Gründerdebatten los getreten. Das ist nur ne schlechte Angewohnheit.

  • Zunächst - bitte vergiss den Wikipedia-Quatsch.

    Sherab Yönten:

    Wie unterscheiden sich Soto und Rinzai Zen ?


    Die Rinzai - Leute sitzen verkehrt herum. Ist aber nicht weiter schlimm.


    Im Ernst: es handelt sich um zwei verschiedene Übertragungslinien, die beide auf Huineng (jap. Daikan Enō, 638 – 713), den sog. 6. Patriarchen zurückgehen. Huinengs Lehren werden im sog. Plattform-Sutra wiedergegeben (der korrekte Titel ist um einiges länger und komplizierter) und sie sind das eigentliche Fundament aller noch existierenden Zenschulen inklusive chinesisches Chan, koreanisches Seon und vietnamesisches Thien. Einen kurzen geschichtlichen Abriss habe ich vor ein paar Jahren mal hier http://archiv.zenforum.de/modules-49091.php.html gepostet - der Text ist allerdings (bei der Knappheit der Darstellung unvermeidlich) stark vereinfachend bzw. vergröbernd.


    Wenig überraschend bevorzugen Rinzai und Sōtō bei ihrem Dharma-Studium bevorzugt historische Lehrer, die ihrer eigenen Linie angehören. Im heutigen Zen spielt für das Dharma-Verständnis bei Sōtō-Leuten vor allem Dōgen Kigen (1200-1253) eine zentrale Rolle. Das war beileibe nicht immer so; Dōgen wurde erst im 18. Jahrhundert 'wiederentdeckt'. Vergleichbar damit im Rinzai-Zen Hakuin (1686 - 1768). Beide Schulen sind in ihrer heutigen Form also ganz wesentlich das Ergebnis einer 'Zen-Renaissance' im 18. Jahrhundert. Wobei es immer Wechselwirkungen gegeben hat und auch heute noch gibt. Entsprechend der langen historischen Trennung der Linien haben sich jedoch unterschiedliche Formen der formalen Praxis entwickelt, wie z.B. das Sitzen mit dem Gesicht zur Wand bzw. in den Raum, unterschiedliche Rezitationstexte (wobei es auch gemeinsam verwendete gibt), formal (nicht notwendig inhaltlich) verschiedene Zeremonien usw.. Schwerpunkt der meditativen Praxis ist im Rinzai die Kōan-Arbeit, im Sōtō das Shikantaza - wobei beide Herangehensweisen dem Vernehmen nach auch in der jeweils anderen Schule praktiziert werden. Kōan im Sōtō-Zen allerdings nicht in Form eines zu durchlaufenden 'Curriculum'.

    Sherab Yönten:

    Welche Rolle spielt Mitgefühl im Zen Buddhismus ?


    Zen ist eine integrale Praxis, die somit auch die brahmavihara allgemein und speziell karuna umfasst. Zen-Praxis ist 'kenshō jōbutsu' (見性成佛) - "die eigene Natur schauen und Buddha werden". Sōtō-Leute würden vielleicht etwas modiziert sagen "die eigene Natur spiegeln und Buddha sein". Und was wäre ein Buddha ohne karuna? Entsprechend genießt Kannon (der japanische Name Avalokiteshvaras) im Zen sicherlich keine geringere Wertschätzung als im tibetischen Buddhismus.


    Es gibt da ein bezeichnendes Kōan mit zwei Meisterschülern von Yaoshan Weiyan (jap. Yakusan Igen, 745–828) - Daowu Yuanzhi (Dōgo Enchi, 769–835) und seinem jüngeren Dharmabruder Yunyan Tansheng (jap. Ungan Donjō, 780–841):


    Ungan Donjō fragte einmal Dōgo Enchi: "Welchen Gebrauch macht der Bodhisattva des Großen Mitgefühls von seinen zahllosen Händen und Augen?"
    Dōgo antwortete: "Er ist wie jemand, der in der Nacht hinter sich greift, mit der Hand nach dem Kissen tastend."
    Ungan bemerkte: "Ich verstehe, ich verstehe."
    Dōgo fragte: "Was hast Du verstanden?"
    Ungan sagte: "Dass sein ganzer Körper Hände und Augen ist."
    Dōgo antwortete: "Was Du sagst, trifft es sehr gut. Trotzdem ist das nur acht bis neun von zehn." [d.h. 80 - 90%]
    Ungan erwiderte: "So bin ich. Was machst Du daraus, älterer Dharmabruder?"
    Dōgo antwortete: "Dass sein ganzes Sein durch und durch Hände und Augen ist."


    Dōgen kommentiert diese Geschichte ausführlich im Kannon-Kapitel des Shōbōgenzō. Daraus nur ein Satz:
    "Wenn du mit Deiner Praxis die zahllosen Hände und Augen von Ungans und Dōgos Kannon studierst, wirst du zusammen mit allen Buddhas acht bis neun von zehn von Kannons Samâdhi realisieren."
    'Studieren' ist bei Dogen immer ein Studium mit ungeteiltem Körper und Geist, ein Wechselbegriff für (Zen-) Praxis. Das findet sich auch schon im "formlosen dreifachen Studium" bei Huineng.


    ()

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  • Zitat

    bitte vergiss den Wikipedia-Quatsch.


    Jeder kann diesen Quatsch umschreiben und zusehen, ob er damit durchkommt ...


    Ich hoffe, Sherab, Deine Frage ist zunächst einmal beantwortet. Darum erlaube ich mir, auf Details einzugehen und Sudhana zu fragen:


    Was genau haben denn Dôgens Mönche aus dieser Vorstellung der "helfenden Hände und Augen" gemacht? Abgesehen vom Klosterleben, meine ich.


    Zitat

    Das findet sich auch schon im "formlosen dreifachen Studium" bei Huineng.


    Wo und in welcher Fassung?


    Zitat

    es handelt sich um zwei verschiedene Übertragungslinien, die beide auf Huineng (jap. Daikan Enō, 638 – 713), den sog. 6. Patriarchen zurückgehen


    Dies ist eine typische Sôtô-Sicht. Dôgen hat durch seine Kritik an Hui-neng (zum Beispiel an seiner Auffassung des Erwachens, jap. kenshô) diese Verbindung im Grunde zunichte gemacht. In den Texten der Tang-Zeit findet sich noch eine orthodoxe Linie, erst in der Sung-Zeit hat man dann mehrere auf Hui-neng zurückgeführt. (siehe Steven Heine: Dogen and the Koan tradition) Für Dôgen ist das wichtig, aber wie ich andernorts ausgiebig darstellte, hat Dôgen eine Kernlehre Hui-nengs entscheidend verändert/umgedeutet. Aus diesem Grunde musste er auch Hui-neng kritisieren, um seine eigene Deutung zu stärken.

  • diamant:
    Zitat

    Das findet sich auch schon im "formlosen dreifachen Studium" bei Huineng.


    Wo und in welcher Fassung?


    Das findet sich in allen (jedenfalls allen mir bekannten) Versionen. Um mal zeitliche Eckpunkte zu setzen: sowohl in der von Yampolsky übersetzten Dunhuang- bzw. Mogao-Edition wie auch in der späten Ming-Edition (TT.2008), die McRae übersetzt hat. Natürlich auch in Jarands deutscher Übersetzung, die auf kompilierten mittelalterlichen japanischen Editionen basiert, die zeitlich zwischen den schon genannten entstanden sind. Wenig überraschend, weil Huinengs Darlegung des formlosen dreifachen Studiums (無相三學) der Eckpunkt der Dunjiao-Doktrin (頓教, Subitismus) ist und die klassische Abgrenzung zu Yuquan Shenxiu formuliert - bezeichnenderweise im Encounter mit Shenxius Schüler Zhicheng. Damit hast Du dann auch einen Anhaltspunkt, wo Du das findest.


    Ohne diese Kernpassage des Textes präsent zu haben und zu wissen, wo man sie findet, ist man für eine Diskussion des Plattformsutra auf diesem Level mE nicht wirklich qualifiziert. Daher von meiner Seite EOD; ich bin nicht weiter interessiert, mir Deinen Diskussionsstil anzutun.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Zitat

    Ohne diese Kernpassage des Textes präsent zu haben und zu wissen, wo man sie findet, ist man für eine Diskussion des Plattformsutra auf diesem Level mE nicht wirklich qualifiziert.


    Damit hast du dich also selbst disqualifiziert. Denn ich hatte ja gefragt, WO Huineng das genau behauptet, was du hier in schwammigen Ausdrücken von dir gibst.
    Da wären dann Seitenzahlen, Ausgaben, Zitate fällig. Fremdsprachen sollen hier leserfreundlich übersetzt werden. Und die Übersetzungen hast du ja offenbar vorliegen.


    Es wundert mich auch nicht, dass du dich danach gleich verabschiedest. Ich bin ja mit deiner Rhetorik seit Dekaden vertraut. Was mein "Diskussionsstil" ist, kann man in dem bisher recht kurzen Thread oben leicht nachlesen. Ich nagele Leute eben gerne fest, wenn sie Ausdrücke benutzen, die im Forum nur wenige verstehen dürften. Die Frage, die dahinter steht, ist ja, was du damit sagen willst, deshalb sollte man schon verstehen, was Huineng und du damit meinen. Das müsste aber von dir kommen. Einen bel haben wir schon.


    Erkäre doch freundlicherweise Sherab und anderen, die hier mitlesen (nicht mir, davon spreche ich dich frei), was das "formlose dreifache Studium" ist.
    Man kann es ja mal googeln. Dann stößt man auf die Seite von Zensplitter. Offenbar dreht man sich da also im Kreis.


    Ein Beispiel:

    Zitat

    der Eckpunkt der Dunjiao-Doktrin (頓教, Subitismus)


    Subitismus (ein Begriff von Paul Demiéville) steht für den "plötzlichen Durchbruch", für "blitzartige Erleuchtung" im Zen. Das ist also eben genau das, was man sich nach allem, was die nach Dôgen Praktizierenden hier so von sich geben, nicht als Übung nach Dôgen vorstellen wird. Und das war einer der Punkte, die ich in der Huineng-Diskussion als Unterscheidungsmerkmal zum Dôgen-Zen selbst angesprochen hatte (ohne Fachbegriffe).

  • diamant:

    Ich hoffe, Sherab, Deine Frage ist zunächst einmal beantwortet


    Zugegeben, ist es für mich als Nicht Zen Praktizierender sehr verwirrend hier die unterschiedlichen Diskussionen zu verstehen. Die Unterschiede erscheinen mir persönlich doch nicht so groß, um so viel Energie darauf zu verschwenden.


    Trotzdem vielen Dank an Blue, Diamant und Sudhana die alle versucht haben, mir mit ihren Beiträgen zu helfen !


    Mich würde nochmal interessieren warum sich der eine für Soto Zen und
    der andere für Rinzai Zen entschieden hat. Welche persönlichen Gründe sprachen für die eine Schule, welche für die andere Schule ?

  • diamant:

    Erkäre doch freundlicherweise Sherab und anderen, die hier mitlesen (nicht mir, davon spreche ich dich frei), was das "formlose dreifache Studium" ist.
    Man kann es ja mal googeln. Dann stößt man auf die Seite von Zensplitter. Offenbar dreht man sich da also im Kreis.


    Dir etwas erklären zu wollen ist nach meiner Erfahrung ohnehin Zeitverschwendung. Deine "Freisprechung" insofern überflüssig. Aber der Bitte, Sherab u.a. möglicherweise Interessierten eine Erklärung nachzuliefern, komme ich gerne nach. Wenn man ernsthaft sucht, findet man z.B. dieses Paper von Carl Bielefeldt (der übrigens jedem, der sich heute ernsthaft mit Dogen beschäftigt, das eine oder andere Mal über den Weg gelaufen ist): http://www.jsri.jp/English/BukkyoSymp/Papers/bielefeldt.html.


    Man kann auch hier auf Buddhaland suchen und findet dann vor knapp einem Jahr diese (allerdings sehr viel knappere) Erläuterung von mir:

    Sudhana:

    die für das Zen typische Lehre der 'plötzlichen Erleuchtung' (Subitismus, Dongyo 頓教) wird im Platform-Sutra des 6. Patriarchen Huineng als Verwirklichung des 'formlosen dreifachen Studiums' (muso sangaku 無相三學) definiert. Dies wiederum ist eine spezielle Auffassung und Praxis-Verwirklichung des 'dreifachen Studiums', was wiederum nichts Anderes ist als der edle achtfache Pfad - also das 'Studium' (mit Geist und Körper) von Sila (rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebenserwerb), Prajna (rechte Erkenntnis und rechtes Denken) und Samadhi (rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit und rechte geistige Sammlung).


    Übrigens, falls da Irritationen auftreten sollten: dass Bielefeldt für 學 den Begriff "discipline" verwendet, hat zweifellos einen guten Grund. So wie ich meinen Grund habe, ihn hier mit "Studium" zu übersetzen (vgl. http://www.buddhism-dict.net/cgi-bin/xpr-ddb.pl?q=%E5%AD%B8, hingegen: http://www.buddhism-dict.net/c…b.pl?q=%E4%B8%89%E5%AD%B8). Ich merke dazu an, dass 學 im Chinesischen sowohl (idR) als Verb als auch (vorwiegend in Zusammensetzungen wie eben z.B. 三學) substantivisch gebraucht wird. In Dogens Shobogenzo wird 學 standardmäßig im Sinne von "praktizieren" gebraucht (statt z.B. 行 oder 修). ME in Anspielung auf das 'formlose dreifache Studium'. Als Übersetzung bietet sich daher engl. study / to study bzw. deutsch Studium / studieren an, während discipline / to discipline bzw. Disziplin / disziplinieren sinnwidrig wäre. Zumal discipline / Disziplin hier im Sinn Wissenszweig / Fachrichtung zu verstehen ist. Hinzu kommt der Aspekt, dass sich das 'dreifache Studium' ursprünglich wohl tatsächlich auf das Textstudium von Sutra, Vinaya und Shastra bezog und sich die Bedeutung erst später auf die entsprechenden Praxisbereiche Dhyana, Sila und Prajna verschob.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Sherab Yönten:

    Mich würde nochmal interessieren warum sich der eine für Soto Zen und
    der andere für Rinzai Zen entschieden hat. Welche persönlichen Gründe sprachen für die eine Schule, welche für die andere Schule ?


    Als ich anfing, gab´s in meiner Gegend nur Soto-Zen. Also bin ich da hin. Außerdem wusste ich nichts über Zen und die Schulen.
    Vor zwei Jahren konnte ich am jährlichen 9-Tage-Sesshin aus Termingründen nicht teilnehmen. Also hab ich einen anderen längeren Retreat gesucht, und zeitlich passte der von einem Rinzai-Lehrer.
    Erst bei dem ist mir dann nach und nach klargeworden, was Shikantaza eigentlich bedeutet - das hätte ich ja eigentlich bei dem Soto-Lehrer lernen sollen.
    Trotzdem bleibe ich bei dem Soto-Ding, weil ich da nun mal lokal verankert bin, und weil meine Sangha-Kollegen wirklich ernsthaft üben. Ob die Kutten tragen oder nicht und Räucherstäbchen schwenken oder nicht, ist dann letzlich auch egal.


    Hier in Deutschland, denke ich mal, ist die Lehrerpersönlichkeit ohnehin wichtiger als die Schule. Habe in den letzten Wochen zwei Rinzai-Retreats mitgemacht. Der eine war ein gutes Training, und der andere war ein Trauerspiel (und somit auch ein gutes Training :().

  • (Spoilerwarnung / erst typisches Forumsgeplaenkel, dann Inhalt ...)


    Zitat

    Carl Bielefeldt (der übrigens jedem, der sich heute ernsthaft mit Dogen beschäftigt, das eine oder andere Mal über den Weg gelaufen ist


    Besonders mir, deshalb hab ich ihn in diesem Forum auch schon erwaehnt ... Wie ich schon sagte, diese elende Herablassung (zumindest zwischen den Zeilen). 30 Jahre oder wie viel Zazen, und das ist immer noch nicht weg. Aber eh der naechste sich in Personendebatten ergeht - meine Frage wurde natuerlich nicht beantwortet. Dafuer haben wir hier den naechsten Chinesischkurs von einem Nichtsinologen. Immerhin mit einem "mE" und einem "wohl" ...


    Und "discipline" heisst im Englischen auch Studienfach und Schulung. Ich sehe da keinen Widerspruch.


    Mehr dann wohl, wenn ich wieder ein Keyboard mit Umlauten habe. Bielefeldt gehoert ausgerechnet zu denen, die man gut heranziehen und zusammenfassen kann, um die von mir vorgebrachte Kritik an Dogens Haltung zu Huineng zu untermauern. Wie man diesen Artikel erwaehnen kann, um die These, auch die Dogenlinie koenne sich auf Huineng zurueckfuehren, zu stuetzen, ist mir ein Raetsel. Deshalb wird es noetig sein, wesentliche Teile daraus zu uebersetzen.

  • Guten Morgen zusammen!

    diamant:

    anderen, die hier mitlesen


    Ich verfolge diese und andere Diskussionen ("Schmuddel"-Thread, erste Sila) mit großem Interesse.
    Ein "buddhistischer" Diskussionsstil, der geprägt ist von gegenseitiger Achtung und Anerkennung der Buddhanatur im Gegenüber, sähe in meiner Vorstellung zwar anders aus, aber die Inhalte sind durchaus interessant.
    Der Diskussionsstil ist es auch, auf seine Art. :D


    Danke für Euer Engagement. :)


    Herzliche Grüße
    Andreas

  • Lieber Sherab Yönten!


    Sherab Yönten:

    Mich würde nochmal interessieren warum sich der eine für Soto Zen und
    der andere für Rinzai Zen entschieden hat. Welche persönlichen Gründe sprachen für die eine Schule, welche für die andere Schule ?


    Persönliche Gründe: gar keine.
    Ich hab irgendwann auf der "Sinnsuche" mit Meditation angefangen, dies und das durchprobiert und bin dann an einem bestimmten Meditationsstil hängen geblieben, der eben eigentlich kein Meditations- sondern eher Lebenstil ist, einfach, weil das am besten auf mich und mein Leben gepasst hat.
    Per Zufall hab ich dann irgendwann erfahren, dass das am ehesten mit Soto beschrieben werden kann. :D
    Von daher lassen mich diese Schulen-Diskussionen auch immmer nur vergnügt lächeln.
    Erinnern mich an "die beste Schule für mein Kind". Dieses Eltern-Gefetze, ob denn nun diese, jene oder doch die andere Schule die "beste" ist.
    Die einzig sinnvolle Antwort darauf ist doch: die Schule ist die beste, die Deinem Kind ermöglicht, glücklich und vergnügt das Beste aus sich zu machen.


    Der Rest sind Hirngespinste.



    Herzliche Grüße
    Andreas

  • Jojo:

    Hier in Deutschland, denke ich mal, ist die Lehrerpersönlichkeit ohnehin wichtiger als die Schule.


    Hi Jojo,


    Interessant - und danke für Deine persönlichen Erklärungen ! :)


    Andreas:

    Ich hab irgendwann auf der "Sinnsuche" mit Meditation angefangen, dies und das durchprobiert und bin dann an einem bestimmten Meditationsstil hängen geblieben, der eben eigentlich kein Meditations- sondern eher Lebenstil ist, einfach, weil das am besten auf mich und mein Leben gepasst hat.


    Hallo Andreas,


    hast Du diesen Meditations -/ Lebensstil hier im Forum schon irgendwann mal erläutert ?


    Danke auch Dir für Deine Ausführungen :)

  • Hallo Sherab Yönten!


    Sherab Yönten:

    hast Du diesen Meditations -/ Lebensstil hier im Forum schon irgendwann mal erläutert ?


    Nee. Wozu?
    Manche nennen es Zen, andere würden sagen, das sei alles, nur kein Zen.
    Guck' Dir die Streitereien doch an hier. :oops::D


    Herzliche Grüße
    Andreas

  • ich kenn keinen von den drei, vier zennis die hier schon mal ihren med,-und lebensstil erläutert hätten,
    insofern muss man sich nix besonderes drauf einbilden, wenn man es ebenfalls nicht tut.


    lass mich "deins" raten: "iwas mit sawaki", aber auf jeden fall "was ganz eigenes".


    "das streiten ", also bekämpfen, im wahrsten sinne des wortes, geht hier übrigens nur von einem aus.
    wenn du das nicht mit bekommst, empfehle ich etwas weniger vergnüglichkeit und etwas mehr ernsthaftigkeit.


    Grüße
    Blue_

  • Guten Morgen Ihr Lieben!


    @Sherab Yönten: siehste? :D


    blue_aprico:

    lass mich "deins" raten: "iwas mit sawaki", aber auf jeden fall "was ganz eigenes".


    Liebe(r?) blue, ich freue mich, dass Du an mich gedacht hast und Dir sogar Sorgen um meinen Weg machst.
    Deine Diagnose ist zwar völlig falsch (o.k., über Sawaki kann ich herrlich lachen, manchmal), aber das ist nicht schlimm, schließlich kennst Du mich nicht, wir haben uns nie gesehen, nie gehört und nur ein paar hundert Worte im Internet voneinander gelesen. Wie sollte Deine Diagnose da zutreffen können? Also, mach' Dir bitte nichts daraus. :)


    blue_aprico:


    "das streiten ", also bekämpfen, im wahrsten sinne des wortes, geht hier übrigens nur von einem aus.
    wenn du das nicht mit bekommst, empfehle ich etwas weniger vergnüglichkeit und etwas mehr ernsthaftigkeit.


    Dochdoch, das bekomme ich sehr genau mit und stimme Dir voll zu. Es ist nur einer, der immer Recht behalten will, jeden Fehdehandschuh aufnimmt, unnötig Leute angreift, unbelehrbar ist, störrisch und doof wie ein alter Esel.
    Immer der andere.
    Was kann man dagegen bloß tun?


    Einen wunderschönen Tag Euch allen und
    LG


    Andreas

  • andreas:

    Zitat

    Was kann man dagegen bloß tun?


    dagegen im speziellen musst du gar nix tun, auch nicht dich lustig machen, schließlich sind das scheußliche verfehlungen mit unheilsamen karmischen folgen, aber was man durchaus mal tun muss, ist unrechte, abfährtige lehre korrigieren - oder sogar tadeln,
    je nach erfahrung, kenntnis und befähigung - zum wohle aller wesen. :)


    Zitat

    Manche nennen es Zen, andere würden sagen, das sei alles, nur kein Zen.


    Und... Wer sagt denn so und wie begründen die das denn ?

  • Liebe blue!


    Tut mir leid, wenn das bei Dir als "lustig machen" angekommen ist. Das ist ganz ernst gemeint. Wie oft ist "der andere" der Esel? Der Provokateur? Die fiese Möpp, die mich nicht in Frieden leben lässt? Der Depp, der wirklich nix kapiert?
    Und die Frage, was man denn bloß dagegen tun könne, enthielt eigentlich schon die Antwort: den Spiegel polieren.


    blue_aprico:

    aber was man durchaus mal tun muss, ist unrechte, abfährtige lehre korrigieren - oder sogar tadeln,
    je nach erfahrung, kenntnis und befähigung - zum wohle aller wesen


    Hat, wer lobt, tadelt oder beurteilt, für sich selbst nicht beschlossen, die Lehre "richtiger" verstanden zu haben, als sein Gegenüber? Wie geht das mit dem Anfängergeist zusammen? Erhebt er/sie sich damit nicht? Und ist dieses sich-selbst-erheben dann heilsam? Gibt es tatsächlich keine bessere Methode, die Lehre zu leben, als andere zu beurteilen?


    blue_aprico:
    Zitat

    Manche nennen es Zen, andere würden sagen, das sei alles, nur kein Zen.


    Und... Wer sagt denn so und wie begründen die das denn ?


    Wenn Du es denn unbedingt wissen willst, obwohl ich nicht sehe, wozu das gut ist:
    Günther, Michael und Annemarie sagen, dass ist Zen und machen es genau so.
    Corinna, der andere Michael und seine Frau Astrid sagen, das ist Quatsch und machen es ganz anders.
    Simone und Volker sind sich nicht sicher.
    Wie die das jeweils begründen, musst Du sie echt selbst fragen.


    :)


    Viele Grüße
    Andreas

  • andreas:


    Zitat

    Erhebt er/sie sich damit nicht?


    Nö. Insofern derjenige auch weiß, dass er unwissend ist und voller Fehler. Passivität ( an sich ja auch Tat ) halte ich jedoch für einen`grundsätzlichen`Fehler / Unwahrhaftigkeit ( eigensüchtig ). Was nicht bedeutet, in Aktionismus zu verfallen...


    Zitat

    Gibt es tatsächlich keine bessere Methode, die Lehre zu leben, als andere zu beurteilen?


    Nicht andere beurteilen ( nicht sich beurteilen ), sondern Taten - (Dr)unter-lassen eingeschlossen.


    Zitat

    Wenn Du es denn unbedingt wissen willst, obwohl ich nicht sehe, wozu das gut ist:


    Siehste. " sich Verhalten der ( eingeborenen ) Fähigkeit Innezuhalten" ( aus Passivität )
    Hier hättest du einen Punkt setzen sollen ! ;) ( nich persönlich nehmen, bin gerad jeckisch drauf )



    Viele Grüße
    Blue_

  • Hallo blue!


    blue_aprico:

    nich persönlich nehmen, bin gerad jeckisch drauf


    Es gibt schlimmeres als das und nein, ich nehme das nicht persönlich. Ich lerne ja auch nur. :D


    blue_aprico:

    Hier [i.e. Nennung meiner "Dhamma-Brüder und -Schwestern"] hättest du einen Punkt setzen sollen !


    Warum?
    Du wolltest wissen, wer das wie sieht und ich hab Dir nach bestem Wissen geantwortet.
    Dass Dir dieses Wissen nix nutzt, hättest Du Dir meiner Ansicht nach auch beim Fragen schon denken können, also hättest auch Du den Punkt schon vor Deiner Nachfrage setzen können.
    Und so dreht sich das Rad...


    blue_aprico:
    Zitat

    Erhebt er/sie sich damit [i.e. die Beurteilung des Verständnisses der Lehre anderer] nicht?


    Nö. Insofern derjenige auch weiß, dass er unwissend ist und voller Fehler.


    Dann ist es demnach gut und richtig, wenn ich im vollen Bewusstsein meiner eigenen Blödheit hingehe und andere auf ihre Blödheit hinweise? Verdiente ich da nicht eher mit Fug und Recht den Titel "Esel des Jahres?" :)


    Viele Grüße
    Andreas

  • Dummheit und Unwissenheit ( Blindheit ) ist nicht das selbe. Es ist doch dufte im Zen: gerade der sg. Dumme ( & der Ungebildete ) erwacht zuerst. Was sollte ich also hingehen und jemanden wegen seines Verstandes(vermögens) kritisieren; es könnte ihn verletzen und das wäre doch ein Hindernis ( für uns )


    Zitat

    Corinna, der andere Michael und seine Frau Astrid sagen, das ist Quatsch und machen es ganz anders.


    Die würde ich gerne kennen lernen. Schick mal die Nummer rum. :D