Shambhala-Zentren?

  • Hallo!


    Sorry, wenn ich schon wieder um Rat frage ... hoffe, ich nerve euch nicht? Wie viele Neulinge bin ich auf der Suche nach einer Sangha :) . In meiner Wohngegend befindet sich ein Shambhala-Zentrum, das man 2x die Woche abends zu einer freien Meditation besuchen kann. Mir war das Zentrum sehr sympathisch bis auf eine Kleinigkeit - dort gibt es spezielle Ausbildungen, im Zuge derer man den "Pfad des Kriegers" betreten soll bzw. zum "Krieger" ausgebildet werden soll. Ich habe mal schüchtern nachgefragt, wie sich das Bild eines "Kriegers" mit dem an sich friedliebenden Buddhismus verträgt. Die Antwort war, der "Krieger" stünde für "Mut" und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das Hinterfragen dieses Bildes eher unerwünscht war ... hmm ...


    Ich weiß nicht, vielleicht bin ich da ja zu kleinlich? Für mich sind "Krieger" im Grunde Soldaten, die auf grausame Weise instrumentalisiert und desensibilisiert werden, um Menschen zu töten. Also eigentlich fremdgesteuerte Mordwerkzeuge, die aber selbst Opfer sind - ein traurigeres Symbol könnte ich mir also kaum vorstellen. Auch der "Krieger" als Sinnbild für "Mut" ist für mich nicht nachvollziehbar, denn Gewalt ist ja im Grunde oft auch ein Zeichen von Angst oder sogar Feigheit. Der wahrhaft mutige Mensch wählt m.E. den Weg des Friedens und der Gewaltlosigkeit.


    Jetzt meine Frage: kennt jemand diese Shambhala-Zentren? Sie stehen (laut Flyer) in der Tradition der Meister Chögyam Trungpa Rinpoche und Sakyong Mipham Rinpoche. Ist euch diese buddhistische Schule bekannt bzw. was denkt ihr darüber? Und wie denkt ihr über diesen "Krieger"-Heroismus? Mich irritiert das irgendwie - denke ich da vielleicht zu kleinlich?


    Über Antworten würde ich mich sehr freuen! :) Vielen Dank!


    Liebe Grüße
    think

  • Hallo think,
    als ich als eifriger Bücherei-Leser mein erstes Buch von Chögyam Trungpa Rinpoche mit nachhause nahm, da hätte ich mich auch an diesem Begriff gestoßen, wenn ich nicht schon durch längere Praxis einen anderen Umgang mit solchen auf den ersten Blick meiner Meinung und meinem pazifistischen Weltbild - anerkannte Kriegsdienstverweigerer 1969, als es noch die fürchterliche Gewissensprüfung gab - widersprechenden Begriffen gewonnen hätte. Statt mich in meiner eigenen ablehnenden Haltung gegenüber solch militärischer Begrifflichkeit zu verschanzen, versuchte ich herauszubekommen, was er mit diesem Begriff wirklich meint. Wenn die Anhänger, die Du getroffen hast, sich Deiner Frage wegen Deiner ablehnenden Haltung verschlossen haben, dann haben sie ein ähnliches Problem, bloß andersherum. Trungpa Rinpoche meint mit Krieger wirklich etwas ganz anderes, ja im eigentlichen Sinn sogar etwas ganz gegenläufiges zu dem, was man landläufig darunter versteht. Aber wie bei so mancher buddhistischen Tradition ergibt sich so manche Verwirrung aus der Verwendung missverständlicher Begriffe, an denen aber wegen der Tradition festgehalten wird. Um Dir ein genaues Bild zu machen, würde ich Dir das gleiche empfehlen, leih Dir ein Buch, versuch es vorurteilsfrei zu lesen, ersetze beim Lesen, wenn es Dich zu sehr stört, den Begriff Krieger einfach durch Meier, und sieh Dir an was dieser Trungpa Rinpoche bzw. sein Sohn damit meinen.
    Was ich an der Shambala-Tradition positiv finde ist, dass sie einen gesellschaftlich verantwortlichen Buddhismus, eine Kultur des Erwachens pflegen. Ob Du dafür all die von ihnen empfohlenen Ausbildungsstufen durchlaufen willst, das musst Du, nachdem Du Dich kundig gemacht hast, selber entscheiden.
    (Meines Erachtens und meiner Erfahrung nach geht es einfacher und billiger.)

    Traue keiner Erleuchtung, als deiner eigenen.

  • Vielen Dank für Eure Antworten!! :)


    ByangChub:

    Hast dich mal erkundigt, was das bei denen kostet?


    Naja, man kann kostenfrei oder gegen eine kleine Spende an den Meditationsabenden teilnehmen. Die Ausbildungen sind tatsächlich nicht besonders kostengünstig (andererseits aber auch verständlich - immerhin müssen ja auch Miete und laufende Kosten für das Zentrum von irgendwas bezahlt werden).


    nikaya:


    Oh, vielen Dank! Diese Diskussion habe ich völlig übersehen. Da bin ich wohl nicht die einzige, die über diesen Begriff "gestolpert" ist.


    ungläubiger peter:

    und meinem pazifistischen Weltbild - anerkannte Kriegsdienstverweigerer 1969,


    Klingt so, als hätten wir da sehr ähnliche Vorstellungen. ;)


    ungläubiger peter:

    Statt mich in meiner eigenen ablehnenden Haltung gegenüber solch militärischer Begrifflichkeit zu verschanzen, versuchte ich herauszubekommen, was er mit diesem Begriff wirklich meint.


    Hmmm ... schon klar, dass das symbolisch zu verstehen ist. Hätte ich etwas anderes vermutet, wäre ich sicher schreiend davongerannt :lol: . Was ich nicht nachvollziehen kann ist, wie man im Sinnbild des Kriegers irgendetwas auch nur annähernd Positives sehen kann ... und es ist halt sehr häufig so, dass schon allein die Wortwahl recht aussagekräftig sein kann, obwohl es sich in diesem Fall möglicherweise tatsächlich um ein Übersetzungsproblem handelt, wie in der von nikaya verlinkten Diskussion angedeutet wurde.


    ungläubiger peter:

    Trungpa Rinpoche meint mit Krieger wirklich etwas ganz anderes, ja im eigentlichen Sinn sogar etwas ganz gegenläufiges zu dem, was man landläufig darunter versteht.


    Hmm ... in christlichen Traditionen finden sich ebenfalls sehr häufig militärische Begriffe ... frage mich, wieso die eigentlich so beliebt sind? In Religionen bzw. Philosophien, deren Kernbotschaft der Friede ist, finde ich solche Begriffe halt doch irgendwie deplatziert ...


    ungläubiger peter:

    Um Dir ein genaues Bild zu machen, würde ich Dir das gleiche empfehlen, leih Dir ein Buch, versuch es vorurteilsfrei zu lesen, ersetze beim Lesen, wenn es Dich zu sehr stört, den Begriff Krieger einfach durch Meier, und sieh Dir an was dieser Trungpa Rinpoche bzw. sein Sohn damit meinen.


    Das werde ich sicher tun. Ich möchte ja auch um Himmels Willen nicht behaupten, ich wäre klüger als Trungpa Rinpoche. Diese Wortwahl wird sicher einen tieferen Sinn haben ... werde mich mal einlesen ...


    ungläubiger peter:

    Was ich an der Shambala-Tradition positiv finde ist, dass sie einen gesellschaftlich verantwortlichen Buddhismus, eine Kultur des Erwachens pflegen.


    Das ist gut zu wissen, vielen Dank!


    ungläubiger peter:

    (Meines Erachtens und meiner Erfahrung nach geht es einfacher und billiger.)


    Und wie? :) (Sorry, dass ich so direkt frage, aber ich bin da ziemlich praktisch veranlagt ... wenn es tatsächlich einfacher geht, wäre mir das durchaus sympathisch ...)


    Liebe Grüße
    think

  • Vielleicht informierst du dich zunächst mal über Leben und Wirken des Gründers. Ist vielleicht ratsam das am Anfang zu tun, bevor man irgendwann später mit bestimmten Aussagen konfrontiert wird.

    Es gibt eine Rechte Ansicht. Daneben gibt es Ansichten und Meinungen, die so zahlreich sind wie die Sandkörner am Ufer des Ganges. - Warum lehrt der Tathàgata was er lehrt? "Weil der Tathàgata Mitgefühl für die Wesen hat." MN58

  • ByangChub:

    Vielleicht informierst du dich zunächst mal über Leben und Wirken des Gründers. Ist vielleicht ratsam das am Anfang zu tun, bevor man irgendwann später mit bestimmten Aussagen konfrontiert wird.


    Sorry, ich wollte hier wirklich niemanden verurteilen oder so und auch nicht so tun, als wäre ich klüger als die Gründer eines buddhistischen Zentrums. Mich hat einfach nur die Wortwahl irritiert, nichts weiter. Werde mich aber noch umfassend informieren.


    Vielen Dank und liebe Grüße
    Think

  • think:
    ByangChub:

    Vielleicht informierst du dich zunächst mal über Leben und Wirken des Gründers. Ist vielleicht ratsam das am Anfang zu tun, bevor man irgendwann später mit bestimmten Aussagen konfrontiert wird.


    Sorry, ich wollte hier wirklich niemanden verurteilen oder so und auch nicht so tun, als wäre ich klüger als die Gründer eines buddhistischen Zentrums. Mich hat einfach nur die Wortwahl irritiert, nichts weiter. Werde mich aber noch umfassend informieren.


    Vielen Dank und liebe Grüße
    Think


    Hast du falsch verstanden. Es ging nicht um das, was du vorher geschrieben hast. Nur darum, dass du dich informieren solltest. Wenn du es tust, wirst du vielleicht verstehen. "Leben und Sterben" des Gründers.

    Es gibt eine Rechte Ansicht. Daneben gibt es Ansichten und Meinungen, die so zahlreich sind wie die Sandkörner am Ufer des Ganges. - Warum lehrt der Tathàgata was er lehrt? "Weil der Tathàgata Mitgefühl für die Wesen hat." MN58

  • ByangChub:

    Hast du falsch verstanden. Es ging nicht um das, was du vorher geschrieben hast. Nur darum, dass du dich informieren solltest. Wenn du es tust, wirst du vielleicht verstehen. "Leben und Sterben" des Gründers.


    Ach so. OK, das werde ich dann wohl besser wirklich sehr ausführlich tun, vielen Dank für den Hinweis!


    Liebe Grüße
    Think