Erfahrungen der letzten 5 Jahre (Kurzfassung)

  • Hallo Freunde. Ich melde mich wieder zurück, nachdem ich lange nichts hab von mir hören lassen.
    Viele Hürden musste ich bewältigen und auch wurde ich oft schlicht überwältigt von Eindrücken negativer wie positiver Art.
    Ich möchte hier kurzfassend einige Erkenntnisse mit euch teilen, die vielleicht in Resonanz stehen mit euren Erlebnissen und dem einen oder anderen eine Hilfe sein könnten.


    Zunächst einmal möchte ich anmerken, dass ich lediglich die Atembetrachtung praktiziert habe. Anfänglich durch sitzen, gegen später habe ich es aus Trägheit vernachlässigt und im liegen (meist vor dem Schlaf) weiter gemacht.
    - Inzwischen jedoch halte ich die Methode im sitzen für am besten geeignet, um die im sitzen geübte Praxis auch im Alltag besser einzusetzen.


    Viele Jahre lang habe ich mich durch den Dschungel an Informationen gewühlt, mich mit vielen Menschen unterhalten, mal dies und mal das ausprobiert, in der Esoterik reingeschaut, dann wieder etwas ernster praktiziert, alles wieder vergessen und von vorn gesucht. Es war ein großes Wirr-warr an "nicht wissen, wo man anfangen soll oder wohin es geht" und "ich mix mir meine eigene Wahrheit aus allen Aspekten gleichzeitig zusammen, denn es scheint ja alles wahr zu sein". (Stichwort: Naivität und Leichtgläubigkeit, sowie fehlende Skepsis und Hinterfragung)


    Im Rückblick empfand ich es (bei mir persönlich) als nötig, denn so konnte ich im nachhinein das aussortieren, was mir nicht entsprochen hat.
    Nachdem ich zwei mal in wahnhafte Zustände geriet und diese auch ärztlich behandelt worden sind, fing bei mir eine knapp 2-jährige schwere Depression an,
    die ich ohne die Atembetrachtung und der buddhistischen Grundlehre der wertefreien Betrachtung seiner Innenwelt kaum überstanden hätte.
    Auch kamen diese Zustände durch Flashbacks immer und immer wieder und es war ein harter Kampf, um diesen Illusionen und Geistesgiften nicht zu erliegen.


    Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte und womit ich zum ersten Punkt komme, ist, dass man darauf achten sollte nicht allzu Zerstreut zu sein. Man kann Zerstreutheit (wenn man vom Charakter her so aufgebaut ist) zwar nutzen, um seinen Weg zu finden (manchmal geht es auch gar nicht anders), doch sollte man nach einer gewissen Zeit fokussiert bei einer Sache bleiben. Und dann kontinuierlich diesen Weg gehen. Wenn man ihn noch nicht für sich selbst entdeckt hat, so wird einem ziemlich schnell und auch mit Druck klar, wohin es geht, sobald man gegen die ersten Wände rennt.
    Was einem nicht gut tut, das lässt man. Und manchmal muss es ziemlich oft nicht gut tun, damit man es schlussendlich lassen kann.
    Was ich außerdem aus Erfahrung sagen kann. Man weiß es (meist durch längere Meditations- bzw. Praxiserfahrungen) sehr genau, wann man richtig ist und wann nicht. Es fühlt sich einfach richtig an, wenn es "soweit" ist.


    Zum zweiten Punkt komme ich nach einem aktuelleren Erlebnis, das mich etwas (für mich) Wichtiges erkennen ließ.
    Oftmals habe ich mich hilflos, nicht verstanden oder schlichtweg fehl am Platz gefühlt. Traurigkeit, Einsamkeit und auch andere Eindrücke und rieselten regelrecht täglich auf mich ein und ich vernachlässigte die Praxis wieder, umhüllt vom Sog der kreisenden Gefühle und Gedanken. Wenn man sich in diesem Sog befindet, passiert es leicht, dass man es nicht bemerkt und man "Opfer" davon wird. Man wird in diese Konstrukte "mit eingespannt" und es ist äußerst schwer zu bemerken, dass man momentan nicht bewusst ist sondern vor sich her träumt.
    Es ist als ob der Fisch im Wasser schwimmt, jedoch ein wenig benommen und gegen jedes Hindernis stößt und somit angeschlagen ist. Ist man bewusst, schwimmt man an den Hindernissen - sie wahrnehmend - vorbei und man erleidet kaum bis gar keinen "Schaden".
    Es geht um Wahrnehmung. Diese erlaubt einem alles wahr zu nehmen. Was jedoch nicht heißt, dass man jedes Phänomen, jeden Eindruck und jeden Impuls anfässt, es fest hält und nicht wieder loslässt - während sich die Phänomene, Eindrücke und Impulse häufen und jene in einem großen Berg resultieren.
    Ich habe eine Art "Ort" entdeckt. Oder einen Zustand. Ich kann es mit Worten nicht fassen. Folge ich der Atmung, als Ganzes. (Ich folge nicht dem Fluss von der Nase zu den Lungen, sondern nehme die Atmung als ein Bildnis wahr). So befinde ich mich in einer guten Position, um alles das drum herum liegt zu betrachten. Macht man das eine Zeit lang, wird einem vieles klar. Es bedarf hier keiner weiteren Worte, denn die Erfahrungen die ich darin verweilend gemacht habe, wären in knappen Sätzen nicht einmal annähernd ausreichend beschrieben.


    Zum dritten Punkt kommend, muss ich sagen, dass ich es exzessiv und auf eine übertriebene, radikal ausartende Art praktiziert habe. Alles drehte sich ums Betrachten und Loslassen. Ums lernen und "weiter kommen". Ich habe einen gewissen (ungesunden) Ehrgeiz entwickelt und unterschwellig, sehr subtil, hat sich eine Art "Wettbewerbseinstellung" entwickelt. Ich habe es anfangs nicht bemerkt. Meine Erfahrung, die daraus entspringt ist, dass man Abwechslung braucht. Sonst wird's zu viel. Einige Erkenntnisse können teilweise ziemlich - sagen wir - beeindruckend sein und manchmal kommen Gefühle auf, die haben es in sich. Anstatt - den Fehler habe ich oft gemacht - weiter zu machen und weiter nach "vorne" zu drängen, sollte man sich Auszeiten gönnen. Meine Erfahrung zeigte, dass es äußerst sinnvoll ist, sich auch mal mit "einfachen" Dingen zu beschäftigen. Ständige Tiefsinnigkeit führt zwangsläufig zur Abstumpfung von Menschlichkeit. Das zumindest ist bei mir eingetreten. Spaziergänge, mal einen Tag nicht meditieren, einen Film schauen oder einfach nur stupides Zeug mit Freunden reden, das total oberflächlich ist kann äußerst erleichternd sein. Man verliert diese Art von Tiefe, die man bei der Meditation erfahren kann nämlich nie. Sie ist quasi gespeichert. So meine Erfahrung.


    Momentan schleicht sich bei mir das Gefühl ein, dass eine Wall of Text unpassend ist und ich gern Raum für Diskussionen und allgemeinen Erfahrungsaustausch einräumen möchte.
    Somit belasse ich es bei diesen drei Punkten, obwohl da natürlich noch so viel mehr zu erzählen wäre.


    Zum Abschluss:
    Es ist als ob man sich eine Art von "Checkpoints" erarbeitet, wenn man es schon so nennen möchte und man immer wieder zu ihnen zurück kehren kann, wenn man bereits die "Basics" verstanden und verinnerlicht hat.
    Auch bin ich der Meinung, dass es gewisse Versenkungs-Stadien und Erfahrungen gibt, die einem vermitteln, dass in jenen keinerlei Störungen mehr auftreten und auch keine unheilsamen Impulse mehr vorhanden sind, weil man sie überwunden hat. Wie seht ihr das?


    Ich würde mich freuen, wenn ihr etwas dazu schreibt und auch eure Erfahrungen mit mir teilt. Dafür ist das Forum ja da. :)

  • Ergänzend wollte ich noch sagen:


    Es ist Übung. Es ist ein Prozess. Es geht nicht in wenigen Jahren. Beim einen schneller, beim anderen langsamer. Es baut aufeinander auf. Es ist wie ein Gebäude.
    Manchmal stagniert die eigene Entwicklung in Hinsicht auf die Praxis. Doch sollte einem immer bewusst sein, dass man jederzeit "bei sich" ankommen und weiter machen kann. Wenn man mal keine Lust hat, oder es gerade nicht so berauschend ist im Privatleben, so kann man mal drauf verzichten. Aber es lohnt sich. Denn es geht verdammt arg tief und weit in einen hinein.. und ja.. ich muss sagen, dass es (für mich) sehr wahrhaftig ist und dass es äußerst wichtig ist, es zu tun.


    Cheers