Umgang mit dem Tod eines geliebten Menschen

  • Hallo,


    ich habe eine vermeintlich kurze Frage. Meine Mama ist ja vor 4 Monaten gestorben und ich vermisse sie sehr, also die Trauer ist sehr heftig und ich glaube auch nicht, dass sich das gravierend ändern wird mit der Zeit, da sie die letzte in meiner Familie war bzw. die für mich meine Familie dargestellt hat, sie war mir extrem wichtig. Es vergeht wohl kaum Zeit an einem Tag, wo ich nicht an sie denke bzw. sie eben vermisse.


    Meine Frage jetzt, darf ich sie denn in der Form vermissen? Sprich oder mache ich es ihrer Seele bzw. ihrem Geist schwer zu gehen? Wobei ich kann aus meiner Haut auch nicht wirklich heraus, da wie ich schon in anderen Beiträgen schrieb eben kein soziales Netzwerk habe oder ähnliches, auch niemanden mit dem ich über sie sprechen kann.


    Ich fahre oft auf ihr Grab und zünde Kerzen an, auch wenn ich weiß, dass dort nichts ist, ich spreche oft im Rahmen meiner Meditation mit ihr, zu ihr, aber ich weiß nicht ob das im buddhistischen Sinne richtig ist, ich will ja wenigstens nicht nach ihrem Tod auch noch sie belasten. Wie gesagt sie war ein Schlüsselmensch für mich und wieder einen Sinn zu finden ist schwer für mich, zumal sie die 4. wichtige Person in meinem Leben nach 2 Freunden und meinem Vater ist, die mich verlassen hat.


    Danke für Eure Antworten, müssen ja auch nicht lange oder viele sein, ich denke, die Standpunkte hier werden nicht so unterschiedlich sein, vielen Dank, LG Son

  • Ich denke, beides ist wichtig, trauern und loslassen. Vielleicht ist ja jetzt erstmal die Zeit eines intensiven Trauerns. Freilich darfst du sie vermissen. Wie lange das geht und wie intensiv das ist, ist ziemlich verschieden.
    Aber irgendwann wird es dann auch zeit loszulassen. Den Menschen in einem in Gedächtnis zu behalten, aber anzuerkennen, das er jetzt tot ist. Die Vergänglichkeit oder den Wandel alles Seins anzuerkennen und zu würdigen. Das Leben auch wieder auf die Lebenden auszurichten. Zu sehn, daß die Vergangenheit vergangen ist, aber auf eine dankbare Art und Weise.


    Dein Tun und Trachten beeinflusst die Tote nicht. Sie ist ja tot.

  • Son:


    ich habe eine vermeintlich kurze Frage. Meine Mama ist ja vor 4 Monaten gestorben und ich vermisse sie sehr, also die Trauer ist sehr heftig und ich glaube auch nicht, dass sich das gravierend ändern wird mit der Zeit, da sie die letzte in meiner Familie war bzw. die für mich meine Familie dargestellt hat, sie war mir extrem wichtig. Es vergeht wohl kaum Zeit an einem Tag, wo ich nicht an sie denke bzw. sie eben vermisse.


    Ja, lieber Son, auch ich vermisse meine Mutter immer noch, sie ist vor 32 Jahren verstorben, mein Vater vor 37. Wenn ich an sie denke, fühle ich immer noch den Verlust. Aber da liegt eben auch das Problem: DENKEN.
    Dass Du sie heute nach 4 Monaten noch sehr vermisst, ist aus meiner Sicht völlig verständlich. Aber es wird sich mit der Zeit ändern. Wir können uns in alles hineinsteigern und Gefühle produzieren, die eigentlich nicht dem wirklichen Stand der Dinge entsprechen. Insofern ist Disziplin erforderlich.


    Zitat

    Meine Frage jetzt, darf ich sie denn in der Form vermissen? Sprich oder mache ich es ihrer Seele bzw. ihrem Geist schwer zu gehen? Wobei ich kann aus meiner Haut auch nicht wirklich heraus, da wie ich schon in anderen Beiträgen schrieb eben kein soziales Netzwerk habe oder ähnliches, auch niemanden mit dem ich über sie sprechen kann.


    Aus buddhistischer Sicht gibt es keine Seele oder keinen Geist, den jemand gehen lassen müsste. Deine Mutter in der Form wie Du sie kennst, ist erloschen. Sie schwebt auch nirgendwo und schaut auf Dich. Davon bin ich überzeugt.
    Dass Du niemanden hast, mit dem Du darüber sprechen kannst, ist wirklich schwierig. Ich wünschte, ich könnte Dir helfen. Was hältst Du von einem Therapeuten, der Dir bei der Trauer helfen kann?


    Zitat

    Ich fahre oft auf ihr Grab und zünde Kerzen an, auch wenn ich weiß, dass dort nichts ist, ich spreche oft im Rahmen meiner Meditation mit ihr, zu ihr, aber ich weiß nicht ob das im buddhistischen Sinne richtig ist, ich will ja wenigstens nicht nach ihrem Tod auch noch sie belasten. Wie gesagt sie war ein Schlüsselmensch für mich und wieder einen Sinn zu finden ist schwer für mich, zumal sie die 4. wichtige Person in meinem Leben nach 2 Freunden und meinem Vater ist, die mich verlassen hat.


    Wenn es Dir hilft, mit ihr zu sprechen, ist das sicher gut. Aber Dir muss klar sein, dass es nur für Dich ist. Deine Mutter wird nicht belastet. Sie lebt nicht mehr, sie ruht in Frieden. Für Dich ist das natürlich eine große Belastung, dass Du so viele liebe Menschen verloren hast. Aber letztlich geht es uns allen so. Das ist ja auch der Grund für die Suche Siddharthas gewesen, die ihn zum Buddha machte, herauszufinden,


    dass es Leiden gibt,
    dass es eine Ursache für dieses Leiden gibt,
    dass dieses Leiden beendet werden kann und
    dass es einen Weg daraus gibt.


    Dieser Weg daraus beginnt aber damit, die Wirklichkeit zu realisieren, inne zu halten und aufzuhören, sich selbst zu bemitleiden. Das ist schwer. Mir geht es im Moment aus gesundheitlichen Gründen meines Mannes und mir selbst genau so.
    Wir können immer klugscheißen, solange wir nicht selbst betroffen sind.
    Dennoch führt kein Weg daran vorbei, die Situation anzunehmen, sich den Umständen, wenn sie sich nicht ändern lassen, hinzugeben und weiterzugehen, raus aus der Verblendung des getrennten ICH's, raus aus dem Gedankenkarussell. Auch mir fällt das sehr schwer, und ich habe jahrelang Achtsamkeit "gepredigt" und geglaubt, mich würde nichts mehr umhauen. Ich fange immer wieder neu an.


    Hab Mut, denn zum Gleich-Mut gehört auch Mut. Beginne mit Achtsamkeit auf Deine Gedanken. Stelle einen Wächter auf, der sie sofort zurückverweist, wenn sie auftauchen. Bei einiger Übung erlahmen sie und bei genügend Ausdauer verschwinden sie.
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo,


    Mein Beileid son, ich würde gerne die richtigen Worte finden, aber vermutlich kennst du sie schon. Ich war meiner Mutter auch innig verbunden, konnte aber den Lauf der Welt akzeptieren. So ist es und man kann es nicht ändern, es bleibt nur übrig an der Loslösung zu arbeiten.


    Son:


    Meine Frage jetzt, darf ich sie denn in der Form vermissen? Sprich oder mache ich es ihrer Seele bzw. ihrem Geist schwer zu gehen?


    Möglich, wer weiß das schon. Mir hat diese Vorstellung jedenfalls geholfen, indem ich ihr, wo immer sie jetzt auch sein möge, von Herzen alles Gute gewünscht, sozusagen soviel Metta geschickt habe wie ich aufbringen konnte, was ich auch jetzt noch manchmal mache wenn ich an sie denke. Aber dieser Lebensabschnitt mit ihr ist irgendwie abgeschlossen.


    Es gibt in manchen buddhistischen Ländern einen Ahnenkult, bei Thich Nhat Hanh habe ich sowas auch gelesen. Vielleicht würde dir so etwas helfen, wenn du dich darüber mal informierst. Kerzen auf dem Grab zu entzünden geht ja schon in diese Richtung, es ist wohl nicht falsch, seine verstorbenen Eltern zu ehren.


    Alles Gute

  • Lieber Son,


    du kannst ihr nichts mehr schwer machen. Sprich mit ihr, so lange es für dich notwendig ist. Und du kannst sicher sein, das du auch, auf die eine oder andere Art, Antworten bekommen wirst.


    Zitat

    ...ich will ja wenigstens nicht nach ihrem Tod auch noch sie belasten....


    Hier lese ich heraus, das euer Verhältnis, zumindest aus deiner Sicht, nicht immer einfach war.


    Sie wird immer wichtig für dich bleiben, auch wenn sich diese Wichtigkeit im Laufe der Jahre ändern wird. Die Trauer wird sich verwandeln. Vielleicht wird sie immer bleiben, aber mit Sicherheit wird sie sich verändern. Und auch du wirst dich verändern. Du wirst lernen los zu lassen; deine Mutter, deine Trauer, dich.....
    Und du wirst lernen zu finden.


    Gib dir die Zeit, die du brauchst, um zu trauern.


    "Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist." (Franz Kafka)
    So sind wir eben.

  • Hallo Son


    Zitat

    Meine Frage jetzt, darf ich sie denn in der Form vermissen? Sprich oder mache ich es ihrer Seele bzw. ihrem Geist schwer zu gehen?


    Aus deiner Frage lese ich die Sorge/ den Gedanken, wie es deiner Mutter geht und ob deine Gedanken/ deine Traurigkeit sie belasten können.


    Natürlich gibt es in einem Forum in dem sich verschiedene "Richtungen" des Buddhismus zusammenfinden auch ganz verschiedene Ansichten und Blickwinkel
    auf deine Frage.
    Was die tibetische Richtung angeht, so wird dort durchaus die Zeit nach dem körperlichen Tod eine besondere Rolle. Der Übergang in die nächste Existenz
    wird Bardo genannt. Gemäß tibetischem Buddhismus ist dies eine Phase, in der durchaus Wahrnehmungen von Seiten des Verstorbenen durch die
    Handlungen und Gefühle der Hinterbliebenen vorhanden sein sollen.
    Daraus ergeben sich dann auch div. Rituale und Empfehlungen die dem Verstorbenen hilfreich sein sollen. Allerdings gilt diese Phase (aus
    Wahrnehmung der Hinterbliebenen) als zeitlich begrenzt und zwar auf maximal 49 Tage.
    Dann wird auf jeden Fall eine neue Existenz erfolgen.


    In diesem Sinne und aus dieser Perspektive kannst du da nichts mehr bewirken was für deine Mutter von Nachteil wäre.


    Sicherlich gibt es auch andere Blickwinkel im und außerhalb des Buddhismus. Und keine läßt sich "beweisen"
    Also scheint mir, das derzeit diejenige für dich eine Rolle spielen sollte, die dir am meisten Trost gibt und die sich für dich am ehesten
    "passend" anfühlt.


    Wichtig finde ich, daß du deine Trauer akzeptierst (es gibt keine Vorschriften wie tief und wie lange eine Trauer erfolgen darf),
    und das du sowohl die weniger guten als auch die schönen/ liebevollen Erinnerungen gleichermassen akzeptierst.


    Die Zeit heilt tatsächlich alle Wunden, es ist nur eine Frage der Dauer...
    (es gibt hier keinen aber hier sollte ein "Umarm-Smiley" stehen)


    LG Rolf

  • Du musst niemanden um Erlaubnis fragen.
    Es ist wie es ist.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Ich habe dazu ein paar Beobachtungen gemacht. Es scheint mir was dran zu sein an der These: Je länger eine Zuneigung/Liebe dauerte, desto länger die Trauerzeit nach ihrem wie auch immer gearteten Ende. Auf der anderen Seite scheinen zwei Umstände die Trauer-Dauer entscheidend zu beeinflussen:


    1) Die Tatsache, ob man mit dem Menschen, von dem man getrennt wurde, ein klärendes oder "abschließendes" Gespräch führen konnte.


    Bevor mein Vater starb (Krebs), hatte ich z.B. die Chance, ihm für alles zu danken. Mein Vater hat nicht mehr erlebt, dass ich "aus meinem Leben was machte", was Väter sicher ganz gern sehen. Zu der Zeit hatte ich weniger als nichts. Aber ich wollte ihm vermitteln, dass ich für die Chancen und meinen Weg dankbar war, und die Freiheiten, die mir gelassen wurden und auch finanziell ermöglicht (Studium). Ich verstehe es kaum, wenn Leute meinen, leider hätten ihre Eltern nicht mehr erlebt, wie sie ... Kinder bekamen ... zu Kohle kamen ... usw. Wenn mein Vater meiner damaligen Realität nicht ins Auge hätte schauen können, wäre das in erster Linie sein Problem gewesen. Ich habe also kein schlechtes Gefühl.


    2) Die Tatsache, ob man mit der Trennung oder dem Tod eines anderen hadert.


    Meine Mutter (deutlich jünger als mein Vater) holt noch heute immer wieder die gleichen Thesen und Anschuldigungen, insbesondere gegen Ärzte hervor. Dieses "Festhalten" insbesondere an der "Warum er?"-Frage etc. verlängert die Trauerzeit. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass das keine Trauer mehr ist, sondern eine Neurose, die jemand unter dem Deckmantel der Trauer pflegt.


    Letztlich berühren mich natürlich auch Geschichten von Menschen, die ihrem verstorbenen Partner über den Tod hinaus treu bleiben. Aber bei genauer Betrachtung kann mich niemand davon überzeugen, dass dahinter nicht eine gehörige Portion Eigennutz steckt. Dies alles hat natürlich mit meiner eigenen Lebensphilosophie zu tun. Tot ist tot. Das wusste schon Jesus, als er rief: "Lass die Toten die Toten begraben." (So verstehe ich das jedenfalls.) Trauern ist eigentlich ähnlich wie heftige Liebe eine Art Wahn, eine Krankheit. Bei der Trauer ist es noch offensichtlicher als bei der heftigen Liebe, weil man sich dabei ja in der Regel scheiße fühlt. Auch wenn sie menschlich ist, sind die damit verbundenen Gedanken und Gefühle von einem recht illusionären Charakter. Wenn man Elefanten oder Hunde hat trauern sehen, kann man - außer der Rührung - auch darauf kommen: Es ist sogar dem Menschen schwer, mit dem Tod vernünftig oder gelassen umzugehen. Eigentlich irritierend, wenn man dagegen sieht, wie Tiere niederer Ordnung, etwa die kleinen Pharao-Ameisen in meinem Zimmer, offenbar damit umgehen. Die räumen die Toten weg und gehen sofort zu ihrem Alltag über.


    3) Angesichts auch der obigen Beiträge will ich noch etwas ergänzen. Wenn die tibetische Totenlehre stimmen würde, könntest du dich ja einfach auf die Suche machen nach der Wiedergeburt deiner Mutter (was die Tibeter mit ihren Lamas und Tulkus machen, kannst du dann sicher auch). Das könnte ich sogar ernsthaft raten, wenn es ein Trost ist - nämlich eine Person zu suchen, in der du etwas von deiner Mutter siehst und ihr Liebe zuzuwenden. Wenn das nicht wahnhaft wird, kann es die Welt vielleicht bereichern.


    Mein Weg ist aber der Zen-Weg. Der Geist meines Vaters, also ein Teil seines Wesens, lebt in mir weiter. Tatsächlich ist alles, was "re-inkarniert", also nirgendwo anders als in mir (mag sein, dass meine Geschwister das auch für sich reklamieren, oder meine Mutter). Das ist nicht anders wie mit dem Geist Deshimarus oder Sasakis oder U.G. Krishnamurtis. Da, wo wir wesensverwandt sind und ich etwas von den anderen angenommen habe und weitertrage, leben sie in mir fort. Also geistig. In Gedanken und den daraus vielleicht folgenden Handlungen. Freilich in Gedanken, die auch irgendwann nicht mehr sind. Das sehe ich also eher spielerisch.

  • Keiner kann Dir vorschreiben was Du fühlst. Deswegen darfst Du natürlich so lange und so viel trauern wie Du willst. Ob Dein Verhalten Auswirkungen auf Deine verstorbene Mutter haben wird? Wie will man das überprüfen oder feststellen? Nach unserem westlich/wissenschaftlichen/materiellem Weltbild gibt es keine sachlich überprüfbare Methode um soetwas nachzuweisen. Da jede Religion, jeder Kult seine eigenen Vorstellungen davon hat wie das alles nach dem Tod aussieht, halte ich alle Theorien darüber für Spekulation bzw Glaubenssache. Ich glaube also, dass Dein Verhalten keine Auswirkung auf Deine Mutter mehr haben wird, auf ihren Geist oder ihre Seele. Aber eines kannst Du auf jeden Fall feststellen. Wie sich Dein Verhalten auf Dich auswirkt. Wenn Du der Meinug bist, dass Deine Trauer und das ganze Verhalten darum herum für Dich OK ist, warum solltest Du dann etwas daran ändern wollen? Die Form wie Du deine Gefühle der Trauer zum Ausdruck bringst, kannst Du doch zu einem hohen Mass selbst bestimmen. Ob Du zum Grab fährst und dort eine Kerze anzündest, ob Du das bei Dir zu Hause machst, wie oft Du das machst, wie oft Du an sie denkst, auf all das hast Du Einfluss.


    Wenn Herr K jede Minute eine Kerze anzündet, dann ist er damit beschäftigt Kerzen anzuzünden. Wenn ihn das erfüllt, und er damit glücklich ist, dann ist doch alles wunderbar. Wenn Herr K nun aber den Sonnenuntergang beim Spazieren um den See genießen will, oder er auf eine Party gehen will oder er neue Menschen kenne lernen will, dann wird das etwas schwieriger. Das ständige kerzenanzünden kann dabei im Weg sein, bzw in seinem Leben ist dafür kein Platz, weil er ja Kerzen anzündet. Nun wird Herr K aber von niemanden gezwungen Kerzen anzuzünden, wenn er das also ändern will besteht theoretisch die Möglichkeit dazu. Er kann zB Morgends, Mittags und Abends 20 Kerzen anzünden und versuchen andere Dinge zu tun in der Zeit wo er nun keine Kerzen mehr anzündet. Es kann natürlich für Herrn K schwehr sein diese Gewohnheit zu lassen oder den Umgang damit zu ändern. Aber möglich ist es.


    Entschuldige bitte dieses plumpe Bild. Ich habe keine Ahnung wie glücklich Du mit Deinem Leben bist, ich habe keine Ahnung wie Du den Umgang mit Deiner Trauer für Dich empfindest. Ich bin aber davon überzeugt, dass Trauer nicht in Stein gemeisselt ist. Trauer ist ein Gefühl und hat wie alle Gefühle die Eigenschaft, dass sie sich verändert. Sie mag stärker sein, wenn Du an einem Ort bist der Dich an Dein Mutter erinnert, sie mag schwächer sein, wenn Du konzentriert an etwas arbeitest, von der Spannung eines Fussballspiels oder eines Films mitgerissen wirst. Wenn Du willst, kannst Du mit dieser Veränderlichkeit arbeiten, sie nutzen.


    Son:

    ... die mich verlassen hat.


    Da bin ich anderer Meinung. Die 4 wegen denen Du das Gefühl der Trauer empfindest, sie sind doch nicht gestorben, damit sie Dich verlassen konnten. Es gibt sicher Ursachen und Gründe für ihren Tod. Aber dazu wird nicht gehöhren, damit sie Dich verlassen konnten. Mag sein, dass Du Dich verlassen fühlst, aber ihr Tod war nicht auf Dich gemünzt, damit Du Dich so fühlst wie Du Dich fühlst. Das ist schon ein Unterschied.

  • Ich kenne es mit Trauer so, wenn ich sie nicht haben will, (z.B.weil es weh tut), dauert es länger.
    Wenn ich tief durchatme und sie mir angucke, komme ich besser klar. Ich weiß dann, was genau da drückt, wie es ist, mache mich damit bekannt.
    "Wenn man nicht reingeht, kann man nicht rausfinden", hab ich mal irgendwo auf einem Bild gelesen. Hat mir immer sehr geholfen.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Wenn ich trauere, und mein Schmerz mich einfach auch ohnmächtig macht, dann gelingt es mir inzwischen, einen Moment lang innezuhalten.
    Ich denke dann nach, warum ich so traurig bin, erinnere mich an das Leben, welches der Verstorbene hatte.
    Und dann erkenne ich, dass es nur mein eigenes Leid über den Verlust ist, den ich beklage. Auch wenn der Mensch sehr jung gegangen ist, stelle ich fest, dass ich nicht seinen frühen Abgang seinetwegen beklage (..."er war ja noch so jung!"), sondern die Zeit, die uns nicht mehr blieb, die mir nicht mehr gegeben wurde gemeinsam mit diesem Menschen zu verbringen. Ganz früher harderte ich sehr..."warum? Wieso jetzt?" und dachte an so vieles, was ständig unausgesprochen zwischen uns war, an Erlebnisse, die sich nie mehr wiederholen würden, klagte sogar indirekt den Vestorbenen an, mich alleine gelassen zu haben..
    Heute bin ich mir meiner Denkweise eher bewusst und kann den Tod akzeptieren. Ich reflektiere ihn nicht mehr so stark auf mich selbst.
    "Dieser Mensch hat es geschafft, seine Zeit hier ist zu Ende gegangen."
    Und dann überlege ich, in welcher Form er wohl weiterleben wird, und welche Erlebnisse ihn dort, wo immer er auch nun sein mag, erwarten werden.
    edit: das, was mir in diesem Moment selbst guttut, das mache ich. Sei es, dass ich eine Kerze anzünde oder etwas esse/trinke, was der Verstorbene besonders mochte und widme diesen Moment oder Genuss in tiefen Gedanken diesem Menschen. Das mache ich so lange, wie ich es brauche, um ganz loszulassen, mich nicht mehr selbst um die verpassten Momente betrauere und bis ich beginne, wirklich dankbar zu sein, dass ich diesen Menschen in meinem Leben haben durfte.

    Der Horizont existiert nur im Auge des Betrachters, nicht in der Wirklichkeit

  • Nachtrag: komplizierter wird es, wenn ich ein amivalentes Verhältnis zu dem verstorbenen Menschen hatte.
    Wenn ich meine, es nie habe Recht machen zu können, mich ständiger Kritik ausgesetzt sah.
    Dann rumorte es immer noch in mir, sogar Ärger kam auf. Ich schämte mich auch für diese Gedanken, kam mir schuldig vor. Fühlte mich beinahe ertappt, dachte, dass dieser Mensch nun, da er tot sei, vielleicht meine unheilsamen Gedanken erfassen könne....
    Diese andere Seite der Trauer ist langwieriger für mich, und die Trauerarbeit gleicht eher einer Befreiung von einer Schuldgeissel.
    Aber es klappt, wenn ich alles als einen unwiderufliches Geschehen ablegen kann, ohne selbst immer wieder mit der Spitzhacke aus Schuld oder Scham auf meine Seele/meinen Geist einhaue. Auch diese Gefühle kannund sollte man loslassen. Sie sind sehr schädlich, zumindest für mich.

    Der Horizont existiert nur im Auge des Betrachters, nicht in der Wirklichkeit

  • Hallo Son,
    Deine Mutter hat Dich nicht verlassen. Ihr Lebensweg ist einfach zuende gegangen. Der Tod der Eltern gehört zu jedem glücklichen Menschenleben dazu. Jeder von uns muss da durchgehen.
    Und jede Mutter/Vater ist froh, wenn ihr Kind nicht vor ihr stirbt!!! Doch ein Teil Deiner Eltern lebt in Dir weiter, ganz und gar körperlich. Deine Zellen, Deine Gene, Deine Bakterien, Deine Statur, Deine Macken, Deine Gesundheit stammen von Deinen Eltern und Du gibst sie irgendwann an Deine Kinder weiter. Leidvolle Erfahrungen, Gedanken, Gefühle und Erinnerungen verändern sich im Lauf der Zeit sehr. Da braucht man Geduld. Den Rest behält man von den Eltern.
    Ich wünsche Dir für Deine Trauerzeit Geduld und Nachsicht mit Dir selbst. Alles Gute! solaris

  • Ich bin ganz überwältigt wie viele Antworten ich bekam und wie viel Zeit ihr mir geschenkt habt, um mir eure doch sehr verschiedenen Zugänge zu dem Thema zu erläutern und zu erklären versuchen. Ich schreibe ja nicht umsonst im Anfängerbereich, weil ich auch ein Anfänger im Buddhismus bin. Aber nochmal eure Resonanz hat mich schwer beeindruckt. Ich habe den Beitrag ja glaub ich erst heute früh geschrieben und hatte keine Gelegenheit vorher zum PC zu kommen.


    Ich möchte als Erstes das Wichtigste machen, nämlich zu Danken jeder und jedem Einzelnen von Euch. Zeit ist sehr kostbar und schreiben und lesen kostet auch Kraft und Energie, also ich schätze diese Hilfe sehr, das möchte betonen und auch wertschätzen.


    Eine Antwort auf alle Beiträge zu geben fällt mir schwer, wie gesagt ich bin im positiven Sinne überwältigt, weil so viele verschiedene wertvolle Zugänge zu dem Thema kamen von Euch.


    Ich bin auch immer wieder überrascht, wie unterschiedlich doch die Statements sind, wenn ich hier nach etwas frage, das kenne ich aus keinem meiner anderen Lebensbereich, da gibt es auch verschiedene Meinungen, aber so viele verschiedene wie hier bekam ich noch nie. Das wird vermutlich auch mit den verschiedenen Strömungen im Buddhismus zusammenhängen bzw. natürlich aus Eurer eigenen Lebenserfahrung und Sichtweise.


    Ein paar Fragen sind mir in Erinnerung. Nein, ich hatte mit meiner Mama ein überwiegend liebevolles und ausgezeichnetes Verhältnis und es blieb auch nicht wirklich was unausgesprochen, sie wurde halt für mich nur aus dem Leben gerissen, sie war sehr gesund und hatte viele Pläne, aber ich habe ihr unzählige Male gesagt, wie sehr ich sie lieb habe und wie sehr ich sie schätze und dankbar bin für alles und umgekehrt war das auch so, also in der Richtung ist nichts wirklich offen geblieben. Traurig bin ich trotzdem, auch wenn das jetzt egoistisch sein mag, aber ich kann ja wenigstens als Gegenargument bringen, auch sie hat sehr gerne gelebt, aber sie hatte auch keine Angst vor dem Tod.


    Da meine Wurzeln doch sehr christlich sind, ist es für mich noch ein wenig gewöhnungsbedürftig, dass der Tod im Buddhismus eigentlich nicht so eine Schlüsselrolle spielt, zumindest las ich das aus einigen Beiträgen so heraus.


    Mein geistiger "Lehrer" sagt zwar nicht, dass er Buddhist ist, aber viele seiner Lehren sprechen dafür und er sagt mir immer die Menschen müssen mehr Herztraining machen. Ich bin ein sehr sensibler, emotionaler Mensch und von daher tue ich mir eben schwer, zumal meine Mama meine Familie war, zumindest was man gesellschaftlich als Familie bezeichnet und mit ihr ist bis dato die letzte Person gegangen, zu der ich ein Naheverhältnis hatte und die Einsamkeit ist schon groß, aber ich gebe zu, natürlich ist das egoistisch gedacht.


    Als mein Vater starb war ich nicht traurig, ich war 15 Jahre alt - ich habe nicht verstanden, Jahre später ist mein erster geistiger Lehrer verunglückt auch er wurde aus dem Leben gerissen, da verstand ich, was es heißt tot zu sein. Und fortan natürlich auch, dann kamen viele persönliche Probleme und Krankheiten dazu und meine ganze Sicht über das Leben änderte sich dramatisch. Für mich ist heute gar nichts mehr selbstverständlich, ich kann nicht glauben, wie viele oder die meisten Menschen in den Tag hineinleben können. Also mich hat mein Leben schon sehr geprägt, wobei ich das Leid nicht bedaure, vielleicht wäre ich ein anderer ohne das Leid.


    Ich habe mir oft gedacht, nachdem ich so viele Menschen sterben sah bzw. sie begleitet, die ich liebte, dass die Botschaft sei zu lernen wie man stirbt bzw. das Resultat daraus, dass ich lernen muss alleine leben zu können. Ich denke nach wie dass das wirklich eine meiner Aufgaben ist, weil das ist ja auch jetzt die Realität, keine Familie mehr, keine Freunde, kein soziales Netzwerk, aber noch ein paar wenige gute Menschen, die mir ein Stück helfen.


    Mein Glaube bzw. der Buddhismus, denn ich sehr schätze ist eine große Lebenshilfe für mich geworden in den letzten Jahren und ja sicher sehe ich die Dankbarkeit im Vordergrund bei allem Menschen, die mich verlassen haben, dass ich sie einige Zeit bei mir hatte bzw. sie begleiten durfte. Aber ich bin eben auch ein normaler Mensch mit Gefühlen und die überkommen mich schon, das gebe ich zu, da hilft mir auch der Glaube dann nicht, nicht in diesen Momenten.


    Mir geht es wie gesagt gesundheitlich selbst mehr als bescheiden und das macht es auch nicht einfacher, aber ich habe wohl noch viel zu lernen und hoffe ich habe noch ein wenig Zeit um diese Dinge zu lernen. Das Leben ist ja ein stetiges Lernen und Reflektieren und es macht mir auch Freude, wenn mir die Dinge gelingen, die ich mir vornehme, auch wenn es nur ein Stück ist. Ich habe grad vor wenigen Tagen mit einem Priester diskutiert, warum die Menschen so sind wie sie sind, warum sie in seine Kirche gehen und doch gleich wieder herauskommen, sprich sie vielleicht denken, der Besuch reicht um dem "Himmel" näher zu kommen. Die philosophische Frage lautete eigentlich für mich, wie können so gläubige Menschen dann so schlecht handeln, wenn sie die Botschaft Gottes hören oder auch in anderen Religionen, das werde ich nie verstehen oder schwer verstehen, weil ich meine Aufgabe schon darin sehe für andere gut zu sein und da zu sein, eben auch meine Religion zu leben und wie ich schon früher schrieb, seien es "nur" die Basics wie die der 8fache Pfad im Buddhismus, ich denke alleine Dinge wie Achtsamkeit, Mitgefühl, Rechte Rede usw. - wenn man das nur ein Stück weit praktiziert im Alltag hat man alle Hände zu tun und das versuche ich schon sehr. Ich fühle mich ja nicht zufällig mit dem Buddhismus verbunden und ich finde dieses Forum wirklich toll, weil ich im wahren Leben wirklich umgeben bin von Menschen mit denen ich über fast gar nichts sprechen kann, was mir etwas bedeutet.


    Aber zurück zu meiner Mama, ich werde es nach meinem Gefühl versuchen zu machen, bin aber sehr dankbar wie anfangs schon geschrieben für eure Zugänge, über die nachdenke werde, weil dazu muss ich die Beiträge nicht nur überfliegen sondern in der Tiefe lesen und das werde ich morgen und in den nächsten Tagen auch machen, weil ich will ja auch lernen.


    Wie gesagt wirklich schön, mal "anders" denkende Menschen kennenzulernen, ich lebe in einer sehr kleinen Stadt und das Denken der Menschen ist auch sehr auf das weltliche Geschehen ausgerichtet, über Spirituelle Dinge zu sprechen da jemanden zu finden ist schwer, vielen Dank erstmals allen von Herzen, Son

  • Kurzer Nachtrag:
    Hab jetzt nochmals Eure Beiträge mit mehr Ruhe gelesen, wirklich ganz lieb von euch, wie ihr auf jeder individuellen Weise es mir verständlicher zu machen, wobei ich jetzt doch ein kleines Stück mehr Ganzheitlichkeit in den Beiträgen sehe, als ich sie das erste Mal las waren sie alle sehr verschieden, aber jetzt sehe ich die Grundbotschaft doch in einigen Beiträgen ähnlich, aber auch sehr wichtig.


    Da waren so unglaublich viele Anregungen wie ich damit umgehen kann oder soll dabei, das ist wirklich hilfreich, schade, dass es keinen Button "hilfreich" hier gibt, ihr hättet alle ein hilfreich von mir bekommen. Alle Beiträge waren wirklich mit Besonnenheit und Achtsamkeit geschrieben, nach dem ich wie gesagt im wahren Leben leider nicht mit solchen Menschen zusammenkomme tut mir das hier schon sehr gut und es ist mehr als lehrreich für mich. Schönen Abend Euch allen, Son

  • Ureshi i koto mo kanashi i kotomo kusa shigeru.


    Glückbringendes
    und Trauriges auch -
    das Unkraut wuchert.



    (Taneda Santoka: Auch ich bin allein)

  • Danke für dein Zitat, ist sehr gut und sehr wahr. Ich verstehe den Zugang des Buddhismus zum Tod ein kleines Stück, wobei wenn ich sage, dass das im Augenblick hilft, ich weiß nicht, das Traurige ziehe ich wohl an im Augenblick, muss mir dauernd auch um andere Menschen Sorgen machen, auch wenn sich dadurch an den Fakten nichts verändert. Wobei das ist ja ohnedies sinnvolles als über sein eigenes Dasein sich dauernd Gedanken zu machen. Irgendwer hat ja mal gesagt "das wahre Leben ist das Leben für die anderen".


    Ich habe es heute Mittag schon geschrieben, dass viele geliebte Menschen um mich herum gegangen sind, dass das wohl nicht mit mir zu tun hat, war auch eine gute Anregung, die mir jemand von euch gegeben hat.


    Wie gesagt, mir gefällt dieses Forum sehr gut und es sind sehr hilfreiche und wertvolle Antworten oft auf Fragen auf die ich selbst keine Antwort habe dabei von euch.


    Ich werde versuchen an die Trauer mit meiner Mama eben wie auch jemand vorschlug mit mehr Dankbarkeit heranzugehen, dass ich sie doch viele Jahre hatte und nicht dass sie nicht mehr da ist, vielleicht gelingt mir das ein Stück. Jemand hat mir mal gesagt in Bezug auf meine Schmerzen, dass die nicht gelebte Trauer die Schmerzen von Dauer seien. Ich denke das Thema Trauer und Verlust ist ein großes, vielleicht nicht für sehr gläubige Buddhisten, aber für andere Menschen schon.


    Doch ich will nicht zu viel klagen, es ist wie es ist, schauen wir mal was kommt, LG Son

  • Als ich Fahrunterricht nahm, war eines der Argumente meines Fahrlehrers in der 30er-Zone: "Wie willst du denn rechtzeitig bremsen, wenn zwischen den Autos ein Kind hervorläuft?" Es ist nie passiert (eine Gruppe muslimischer Mütter mit Kinderwagen kam uns stattdessen mitten auf der Fahrbahn entgegengelaufen).


    Ich verstand das nur theoretisch. Bis ich eines Tages eine Straße überquerte und zum Abschied mich noch einmal umdrehte, um dem Kind einer Bekannten auf der anderen Seite zu winken. Was dieses missverstand. Und auf die dicht befahrene Straße in meine Richtung lief - zwischen Autos hindurch. Die Mutter bekam es gerade noch zu fassen. Es durchzuckte mich in einem einzigen Augenblick, und ich hatte sofort das Gefühl, dass ich das zu verantworten gehabt hätte - durch einen Fehler, von dem ich nicht gedacht hätte, dass es einer sei. Ich meine, das sind Situationen, an denen man mit einigem Recht dann knabbern würde. Insofern hatte der Fahrlehrer den entscheidenden Punkt angesprochen.


    Das relativiert, finde ich, "gewöhnliche" Todesfälle, die wir nicht zu sehr hochspielen sollten.

  • Nun, es gibt wohl keine Garantien im Leben für niemanden, ob jung oder alt. Was dir dein Fahrlehrer seinerzeit erzählt hast ist richtig, leider passieren mir solche Dinge ständig, meist sind es aber keine Kinder sondern Erwachsene, die telefonieren und davon ausgehen, dass man sie eh sieht auch wenn sie in der Stadt zwischen parkenden Autos im Nirgendwo herauskommen oder auch ältere Leute. Man muss immer achtsam sein und das gilt auch für den Straßenverkehr, ich schaue sogar wenn ich über eine grüne Ampel am Tag fahre, weil ich mich drauf verlasse, ich habe einschlägige Erfahrungen diesbezüglich gemacht, mehrfach, ich habe keine Ahnung was in diesen Menschen vorgeht, einmal hätte mein Auto von der Seite ein Mercedes mit 70 fast gerammt wo ich grün hatte, ich hätte keine Chance gehabt, meine Frau und mein Hund wären tot gewesen und bei mir keine Ahnung, solche Sachen vergisst man nicht.


    Aber um den Kreis zu schließen und zurückzukehren zum Buddhismus, da ist eben wie anfänglich geschrieben Achtsamkeit wichtig, wie Buddha lehrte man soll immer nur eine Sache machen, glaub ich zumindest dass er das mal sagte und selbst wenn er es nicht sagte ist es sinnvoll, weil das Multitasking unserer Zeit macht krank und birgt auch viele Gefahren.


    Um zu meiner Ursprungsfrage zurückzukehren werde ich versuchen einen Mittelweg zu gehen, was die Trauer betrifft, eben weder tot ist eben tot noch sich selbst fertig machen, aber ich denke meine Mutter und auch sonst niemand hat umsonst gelebt, dass er dann gleich wieder vergessen werde sollte und ich gehe von einer Trennung von Körper und Geist nach dem Tod eben aus und in welcher Form der Geist weiterexistiert weiß ich nicht und auch niemand hier. Ich denke schon, dass es eine gewisse Verbindung gibt zwischen dem Geist von Toten und Lebenden, aber wie gesagt auch das ist nur eine Theorie von mir. Es ist ja noch nie jemand wirklich zurückgekommen von den Toten und Nahtoterlebnisse zählen für mich da nicht und rein geschichtlich wäre es Jesus gewesen, aber das ist eben die Religion des Christentums.


    Ich denke, es gibt ja vielleicht auch in diesem Forum einige, die den Buddhismus leben und auch Buddhisten sind und vielleicht trotzdem auch an eine Gottheit glauben, dazu gehöre ich zwar, aber es wird einem nicht leicht gemacht, weil und das habe ich ja schon in anderen Beiträgen geschrieben, zu viele Dinge einfach nicht erklärbar sind, wenn es Gott gibt, da habe ich auch so manchen Priester schon in Verlegenheit gebracht damit mir zu erklären, wo denn Gott ist, wenn dies oder das geschah, wobei ich hier nicht Dinge meine, wo Menschen Fehler machten sondern andere.


    Die katholische Kirche argumentiert ja übrigens dass der Buddhismus keine Religion sei, das war für mich auch spannend zu hören, immerhin ist sie in meinem Land anerkannte Religionsgemeinschaft vom Staat. Argument des Buddhismus fehlt die Gottheit, also keine Religion. Ich denke das werden einige hier sicher anders sehen, ich lasse es so stehen, weil dazu bin ich wirklich zu sehr Anfänger um hier dagegenzuhalten, aber falls jemand das kann, kann er gerne schreiben, dann hab ich wenigstens das nächste Mal ein Gegenargument gegen unserer Pfarrer, wenn er wieder mit so einer Aussage kommt, LG Son



  • Hi & willkommen Son


    ich fühle deinen Schmerz


    es ist schwer einen lieben Menschen zu verlieren


    um so mehr die eigene leibliche Mutter die uns so viel gegeben hat


    Zitat

    Meine Frage jetzt, darf ich sie denn in der Form vermissen? Sprich oder mache ich es ihrer Seele bzw. ihrem Geist schwer zu gehen?


    vermissen oder Trauer ist ein ganz natürlicher Vorgang


    Zitat


    Ich werde versuchen an die Trauer mit meiner Mama eben wie auch jemand vorschlug mit mehr Dankbarkeit heranzugehen, dass ich sie doch viele Jahre hatte und nicht dass sie nicht mehr da ist, vielleicht gelingt mir das ein Stück.


    mit Geduld & Weisheit kann aus aufgestiegener Trauer (Gefühl) tiefste Dankbarkeit werden wie du selbst sagtest


    Dankbarkeit ist nicht nur leichter als Trauer, es ist auch näher an der Wirklichkeit deiner Mama


    Liebe Grüße


    John

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Hallo John, danke für deine verständnisvollen Worte bzw. mitfühlenden Worte. Wie du sagst, ist eine Mutter, wenn man eine gute Beziehung hatte eigentlich nicht ersetzbar, okay, anders formuliert sie ist es nicht und auch andere Menschen, die man liebt sind es nicht oder noch globaler niemand ist in der Form ersetzbar.


    Dein Zugang ist ein sanfter und verständnisvoller Weg, mit dem knallharten Pragmatismus, denn ja auch einige hier leben komme ich weniger zurecht, was jetzt nicht als Kritik verstanden werden soll sondern tot ist eben nicht tot, wenn es auch für viele so sein mag. Meine Mama ist trotzdem Teil meines Lebens und wird es immer sein und auch unvergessen, das heißt jetzt nicht, dass es der Lebensinhalt wird die Trauer, aber sie wird immer einen beonderen Platz für mich haben in meinem Leben, das hat auch nichts mit Selbstmitleid zu tun, ich habe jemanden verloren, der definitiv wichtig war, für jeden der seine Eltern liebt, ehrt und den nötigen Respekt aufbringt.


    Wobei es sehr mühselig ist, da ja neben der Trauer es wirklich eine Megabelastung ist noch mit den Verwandten herumzustreiten, weil die sich nicht mehr jetzt nach ihrem Tod an ihren Willen gebunden fühlen, das ist eine sehr traurige Geschichte, da geht es gar nicht so sehr um Geld sondern ums Prinzip, Prinzip im Sinne achte ich den Willen eines Menschen auch nach seine Tod oder nicht, gelten sämtliche Vereinbarungen nicht mehr mit jemanden wen er Tod ist? LG Son

  • Hallo,


    ich wollte nur mal ein Update geben, mittlerweile hab ich ja einiges zu verschiedenen Themen geschrieben. Der Tod meiner Mutter hat mein Leben dahingehend nachhaltig verändert, dass der letzte "Rückhalt" verloren gegangen ist. Hatte ich früher jemanden zum Sprechen, so ist jetzt niemand mehr da, wobei das ja nichts Neues ist, was ich hier schreibe sondern nur eine Wiederholung.


    Was mir echt Sorgen macht ist, dass ich immer tiefer in eine Lebenssinnkrise reinrutsche. Ja, ich weiß, man ist sowieso in Wirklichkeit alleine im Leben, aber so alleine wie im Augenblick na ja fühlte ich mich mein ganzes Leben nicht. Man kann auch ein soziales Netzwerk nicht herzaubern.


    Die Meditation gelingt mir nur sehr unregelmäßig, weil ich oft innerlich sehr unruhig und ängstlich bin, ich denke das ist wohl der Knackpunkt, wenn man nichts tut passiert wohl nichts.


    Keine Ahnung wie es euch da geht, aber ich denke ein gewisses soziales Netzwerk haben schon die meisten und Verwandte wie Eltern sind eben was besonderes, wenn das Verhältnis gut ist.


    Vielleicht ist auch alles so negativ gekommen, weil so ungefähr es sich alles so entwickelt hat, wie ich es mir dachte, so gesehen ist der Spruch, was du heute denkst wirst du morgen sein wohl mehr als wahr, ich glaub Buddha hat das gesagt. LG Son

  • Son:


    Was mir echt Sorgen macht ist, dass ich immer tiefer in eine Lebenssinnkrise reinrutsche. Ja, ich weiß, man ist sowieso in Wirklichkeit alleine im Leben, aber so alleine wie im Augenblick na ja fühlte ich mich mein ganzes Leben nicht. Man kann auch ein soziales Netzwerk nicht herzaubern.


    Das ist schon mal gut, dass du das siehst. Es gibt in der Trauer einen Prozess, den wohl jeder durchläuft. Ich empfehle dir, dass du dir persönliche Hilfe suchst, es gibt sowas wie Trauerbegleitung. Aber auch eine Phase einer Gesprächstherapie kann hilfreich sein, bis du aus der Talsohle kommst.
    Ich denke auch, dass Gestalttherapie nicht schlecht wäre, da du ja eine neue Lebensgestaltung gewinnen musst.

  • @ Son: Du musst durch diese Trauer- die sich wie alles verändern wird- hindurchgehen. Wie, das entscheidest nur Du und sonst nix und niemand. Ich glaube selbst nicht, daß Deine Mutter noch irgendwas belastet. Und denke nicht soviel, lass einfach Deine Gefühle zu. Dazu sind sie da.
    Alles Gute.
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Son:


    Keine Ahnung wie es euch da geht, aber ich denke ein gewisses soziales Netzwerk haben schon die meisten und Verwandte wie Eltern sind eben was besonderes, wenn das Verhältnis gut ist.


    Beide Eltern und Oma tot, ich bin adoptiert, somit hats da nichts an Verwandtschaft, zumindest keine die ich kenne. 2 Freunde irgendwo am Arsch der Welt, einmal im Jahr treffen ansonsten täglich Skype (chat) ich hasse telefonieren :D ALlerdings habe ich mich nie alleine gefühlt die letzten 8 Jahre seit dem Tot meiner Eltern da ich mir selbst nie davon laufen konnte, fang an dich selbst zu lieben, dann benötigt es keinen anderen mehr. Zwischendurch mal eine Beziehung die aber meist nichts halbes und nichts ganzes ist, die meisten wollen Kinder, am besten noch ein Haus mit einer Kieseinfahrt und einem Auto. Gruselig :roll: