Umgang mit schwierigen Menschen

  • Hallo,
    ich bin neu hier und habe gleich eine schwierige Frage, auf die ich seit Wochen bzw. Monaten keine Antwort finde...


    Durch das Lesen über den Buddhismus habe ich mich wohl (über-)sensibilisiert für das Leiden meiner Mitmenschen.
    In meinem Freundeskreis gibt es einige, die gerade eine schwierige Zeit durchmachen und sich aus diesem Grund z.B. unglaublich egosistisch verhalten.


    Einer meiner Freunde weiß alles besser, kann alles besser und wenn dann mal was schiefgeht, sind immer die anderen dran schuld. Die Gespräche verlaufen dann meist so, dass mir erklärt wird was schiefgelaufen ist und wer daran schuld war. Anschliessend werde ich dann noch darauf hingewiesen, dass der Verursacher, den ich natürlich kenne und schätze, sowieso ziemlich dämlich sei und dass es nur eine Frage der Zeit war bis ... usw... Wenn ich ihm dann nicht 100%ig beipflichte oder es gar wage Kritik zu äußern ist er tödlich beleidigt.


    Dann sind da noch die ständigen "Verbesserungen". Er kann einfach nicht zusehen, wenn man Dinge auf eine Art erledigt, die er für falsch hält. Mir wird dann immer erklärt was ich falsch mache und wie ich es besser machen kann. Diese Kritik ist nicht immer unberechtigt, das weiß ich. Es ist aber auch schon vorgekommen, das er mir das Werkzeug aus der Hand genommen hat um es selbst zu erledigen.
    An einem kühlen Frühjahrstag kam er zu Besuch und drehte in allen Räumen ungefragt die Heizung auf, kam zu mir ins Wohnzimmer und verkündetet das stolz, um dann noch das Licht zu dimmen, weil es viel zu hell war... Ich war so perplex und musste erstmal lachen, leider kann ich das jetzt aber nicht mehr.


    Ich glaube, dass ich durch den ständigen Kontakt, nicht mehr dazu in der Lage bin, das Positive in ihm zu sehen. Wenn er mich, wie immer ungefragt, besuchen kam und ich ihn nicht abwimmeln konnte, war da immer diese unwohle Gefühl in der Brust, das mir fast die Luft abschnürte. Ich habe dann irgendwann die Dinge angesprochen, die mich störten, was dazu geführt hat, dass er beleidigt war und sich einge Zeit nicht blicken ließ. Jetzt haben wir wieder Kontakt und ich bilde mir ein mit seinen Eigenheiten besser klar zu kommen. Allerdings spüre ich, dass es immer noch mit einem gewissen Unwohlsein verbunden ist, wenn er in meiner Nähe ist.


    Im Vereinsleben gibt es ähnliche Phänomene. Dort gibt es Mitglieder, die sich durch schwierige Lebensphasen zu wahren Cholerikern und Intriganten entwickelt haben. Demokratische Entscheidungen werden nicht mehr akzeptiert. Gegen die Vertreter widersprüchlicher Meinungen wird Stimmung gemacht. Es wird gehetzt und manipuliert - und das in einem ehrenamtlichen Verein...


    Wie würdet ihr damit umgehen?
    Wie schafft man es, sich immer wieder auf das Positive im Menschen zu konzentrieren und ihnen unvoreingenommen zu begegnen?


    Vielen Dank und einen schönen Tag!

  • Zitat

    Dort gibt es Mitglieder, die sich durch schwierige Lebensphasen zu wahren Cholerikern und Intriganten entwickelt haben. Demokratische Entscheidungen werden nicht mehr akzeptiert. Gegen die Vertreter widersprüchlicher Meinungen wird Stimmung gemacht. Es wird gehetzt und manipuliert - und das in einem ehrenamtlichen Verein...


    Kenn ich.
    Die Frage ist erstmal, ob der Wunsch weiter da zu bleiben immer noch sinnvoll ist.

  • NoUseForShoes:


    Wie würdet ihr damit umgehen?
    Wie schafft man es, sich immer wieder auf das Positive im Menschen zu konzentrieren und ihnen unvoreingenommen zu begegnen?


    Hi & willkommen NUFS


    ich denke jeder hier hatte so einen einnehmenden Bekannten, nicht wenige waren selbst dieser Mensch


    wie ich damit umgehen würde an deiner Stelle:


    1. was einen wirklich stört sachlich äußern, statt es in sich hineinfressen, anhand von Tatsachen statt „ich“s und „du“s


    2. das damit verbundene Unwohlsein, die Abneigung usw. nicht den „anderen“ anhängen, sondern Verantwortung übernehmen für was immer aufsteigen mag


    es gibt keine Opfer oder Täter im Dhamma, daher ist in Wirklichkeit jeder für sein Wohlsein selbst verantwortlich


    3. Dankbarkeit üben


    NoUseForShoes:


    Wie schafft man es, sich immer wieder auf das Positive im Menschen zu konzentrieren und ihnen unvoreingenommen zu begegnen?


    gute Menschen die sich immer wieder auf das „Positive“ konzentrieren haben es nicht leicht


    der Buddha lehrte in so einem Fall nicht nur Mitgefühl sondern auch edlen Gleichmut (Upekkha)


    das heißt nicht den Rücken zukehren, kann aber im Einzelfall bedeuten, dass man einen ungesunden Kontakt der nur auf Gewohnheit basiert loslässt


    Zitat

    Vielen Dank und einen schönen Tag!


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • So wie Du Deinen Bekannten beschreibst, verletzt er eindeutig Grenzen. Warum macht er das? Macht er das nur bei Dir oder bei anderen auch? Frag Ihn doch mal wie er es finden würde wenn Er sich gerade zum Abendesssen fertig an den Tisch setzen will und Du just in dem Moment bei ihm ankommst und ihm dann erklärst, bei ihm ist es viel zu dunkel in der Wohnung und es ist ausserdem zu heiss, und Du dann bei ihm die Fenster aufreist und die Heizung abstells? Dass ein jeder Mensch das Recht darauf hat, dass seine Grenzen im umgang miteinander respektiert werden, dürfte wohl klar sein, das einzig schwierige ist, dass man nciht immer wissen kann wo die Grenzen des anderen sind. Also muss man das sagen. Wenn andere damit nicht klar kommen. Dann muss man irgendwann Konsequenzen ziehen.

  • NoUseForShoes:

    Durch das Lesen über den Buddhismus habe ich mich wohl (über-)sensibilisiert für das Leiden meiner Mitmenschen. In meinem Freundeskreis gibt es einige, die gerade eine schwierige Zeit durchmachen und sich aus diesem Grund z.B. unglaublich egosistisch verhalten. Einer meiner Freunde weiß alles besser, kann alles besser und wenn dann mal was schiefgeht, sind immer die anderen dran schuld. ...Ich glaube, dass ich durch den ständigen Kontakt, nicht mehr dazu in der Lage bin, das Positive in ihm zu sehen. Wie würdet ihr damit umgehen? Wie schafft man es, sich immer wieder auf das Positive im Menschen zu konzentrieren und ihnen unvoreingenommen zu begegnen?


    Es ist eine Kunst gut mit schwierigen Menschen umzugehen. Für mich hilfreich ist der Bodhisattva Weg. Ich verlange nichts von diesen Menschen, sondern sehe mich vorwiegend als ihr Helfer. Ich grenze mich ausreichend ab, schaffe mir genug eigenen Freiraum und verankere mich ich eigenen inneren Glück. Durch meine spirituellen Übungen baue ich immer wieder das eigene Glück auf.


    Wenn man übersensibel ist, braucht man viel eigenen Raum und Ruhe. Wenn ein Freund alles besser weiß, dann beschränke dich vorwiegend auf das Zuhören. Meine Freundin ist von dieser Art. Ich sage immer Hmmm. Das genügt ihr, weil sie selbst gerne viel redet. Und wir kommen gut miteinander klar. Wenn du genug eigenes Glück hast, kannst du immer das Positive in deinen Mitmenschen sehen.

  • Hallo NoUseForShoes,


    unter Buddhisten hört man mitunter, man solle "vor seiner eigenen Haustür fegen", statt vor der von anderen oder "den eigenen Geist schauen", statt den von anderen, meint: Wenn etwas schief läuft, nicht die Fehler beim anderen suchen, sondern lieber den eigenen Anteil an der Angelegenheit verstehen und auflösen. Auch wenn ich diese Einstellung im Grunde teile, kommt in der Praxis doch häufig eine recht verschrobene und keineswegs besonders hilfreiche Haltung dabei heraus: Statt angemessen Feedback zu geben, wird sich zurückgenommen, wird bescheiden geschwiegen (in Sanghas mit guter Anbindung zum asiatischen Ursprungsland mitunter auch von oben herab geschwiegen) oder das "Gute" im Gegenüber zu sehen versucht usw. Die Auflösung des eigenen Egos ist aber letztlich eine beglückende Befreiung; einen Mitmenschen unkommentiert und unabgegrenzt in seinen egoistischen Verirrungen agieren zu lassen, bedeutet, ihm die Chance der Egoauflösung zu verwehren (zumindest, was meinen Anteil betrifft). Der soziale Tyran ist letztlich selbst sein größtes Opfer - deswegen sollte man ihm auch besonders in seinem eigenen Interesse nicht allzu viel durchgehen lassen.


    Ich kann mich da nibuti, nyalaana und allen anderen nur anschließen, die dir raten, es anzusprechen und dich auf gesunde Weise abzugrenzen. Wenn dein Bekannter damit nicht gut umgehen kann, dann braucht er eben noch viel mehr solcher Feedbacks und Grenzsetzungen. Ihn mit deiner ehrlich empfundenen Kritik zu verschonen, hieße dagegen, ihn aufzugeben.


    @ Nils: Ich glaube nicht, dass ich jemanden mit der von dir beschriebenen Einstellung als jemanden empfinden könnte, der sich wie ein echter Freund verhält. Auch verstehe ich den Bodhisattva-Weg nicht als den eines über den Leiden seiner Mitmenschen erhabenen Helfers oder zu jedem Geplapper "Hmmm" sagenden Therapeuten. Als Überlebensstrategie eines übersensiblen Menschen, finde ich das "Hmmm"-Sagen schon okay, aber mit dem Bodhisattva-Weg hat es dann auch wieder nicht so viel zu tun.


    _()_
    Tai

  • NoUseForShoes:


    Einer meiner Freunde weiß alles besser


    Unio Mystica ;)
    Überleg mal wer da wen ärgert, wenns kapiert hast dann hock dich aufs Sofa und grins blöd vor dich hin :)

  • Tai:

    @ Nils: Ich glaube nicht, dass ich jemanden mit der von dir beschriebenen Einstellung als jemanden empfinden könnte, der sich wie ein echter Freund verhält. Auch verstehe ich den Bodhisattva-Weg nicht als den eines über den Leiden seiner Mitmenschen erhabenen Helfers oder zu jedem Geplapper "Hmmm" sagenden Therapeuten. Als Überlebensstrategie eines übersensiblen Menschen, finde ich das "Hmmm"-Sagen schon okay, aber mit dem Bodhisattva-Weg hat es dann auch wieder nicht so viel zu tun.


    Du hast mich falsch verstanden. Im Grundsätzlichen stimme ich dir zu. Es ist ein schmaler Grat. Man muss genau hinsehen, wie man als Bodhisattva den Menschen am besten helfen kann. Manchmal ist eine klare Ansage notwendig. Ich bin bestimmt kein Mensch, der Konflikte scheut und nicht klar seine Meinung sagt. Aber bei schwierigen Menschen ist diese Haltung oft unproduktiv. Dann ist es der richtige Weg vorwiegend im einfachen liebevollen Dasein zu helfen.

  • hallo.


    ich hab jetzt nicht alles gelesen.
    es geht um den umgang. ich denke dazu wägt man ab, ob es notwenig ist oder nur ne spielerei, die keinerlei bedarf kennen.


    ich denke auch, jeder befindet sich in einem prozess, der viel ruhe bedarf, anstatt immer nur getrieben sein.
    wie auch schon erkannt wurde, bestehen viele zusammenhänge schon im geiste. bleib deinen miesepeter erstma fern und versuch positiv zu sinnen. wenn man anderen nen leiden erkennt, kann es zwar blockaden befreihen, aber je konfronter das geschieht, je geballter die entladungen und spannungen.
    also lieber nen gebet an ihn sprechen und die bilder und vorstellungen für sich und von ihm/ihr/es eher positiv neutral, bis garnicht gestallten.


    solche entladungen, können echt schwerwiegende folgen haben, vor allem für ältere leute, wenn sie dann auch noch sehr fühlend sind.
    manch mal ist es echt besser, die dinge auf sich beruhen zulassen und erstmal zusich und seine bewusstseinströme kennenlernen bis kennen.


    LG shinchan

  • NoUseForShoes:


    Wie würdet ihr damit umgehen?
    Wie schafft man es, sich immer wieder auf das Positive im Menschen zu konzentrieren und ihnen unvoreingenommen zu begegnen?


    Indem man zu schwierigen Menschen von Herzen alles Gute wünscht und sie nicht mehr kontaktiert. So mache ich es - und siehe da, sie brauchen mich gar nicht.

  • mukti:
    NoUseForShoes:


    Wie würdet ihr damit umgehen?
    Wie schafft man es, sich immer wieder auf das Positive im Menschen zu konzentrieren und ihnen unvoreingenommen zu begegnen?


    Indem man zu schwierigen Menschen von Herzen alles Gute wünscht und sie nicht mehr kontaktiert. So mache ich es - und siehe da, sie brauchen mich gar nicht.

    Du bist also nicht mehr in Netz des normalen Sozialen? Lebst als Einsiedler mitten im Wald mit einem eigenen Kraftwerk und eigenem Sendemast und eigenem Lebensmittelversorgung, somit vollkommen autonom.
    Du nennst dein Wegrennen" von Herzen alles Gute wünschen"? Liest du eigentlich deine Texte bevor Du sie sendest?

  • Ellviral:

    Du bist also nicht mehr in Netz des normalen Sozialen? Lebst als Einsiedler mitten im Wald mit einem eigenen Kraftwerk und eigenem Sendemast und eigenem Lebensmittelversorgung, somit vollkommen autonom.
    Du nennst dein Wegrennen" von Herzen alles Gute wünschen"? Liest du eigentlich deine Texte bevor Du sie sendest?


    Die Antwort bezieht sich auf die Frage von "NoUseForShoes". Da geht es um Freunde und Vereinsmitglieder.

  • mukti:
    Ellviral:

    Du bist also nicht mehr in Netz des normalen Sozialen? Lebst als Einsiedler mitten im Wald mit einem eigenen Kraftwerk und eigenem Sendemast und eigenem Lebensmittelversorgung, somit vollkommen autonom.
    Du nennst dein Wegrennen" von Herzen alles Gute wünschen"? Liest du eigentlich deine Texte bevor Du sie sendest?


    Die Antwort bezieht sich auf die Frage von "NoUseForShoes". Da geht es um Freunde und Vereinsmitglieder.

    Sind da keine Menschen mehr, nur noch irgendwelche "Wesen"?

  • Hallo zusammen,


    da ist man mal ein Wochenende offline....
    Vielen Dank für die vielen Antworten. Ich bin momentan etwas kurz angebunden und muss Eure Beiträge auch erst einmal auf mich wirken lassen.
    Heute Abend werde ich mir die Zeit nehmen und ausführlicher antworten.


    Also, nochmals Danke und bis heute Abend!

  • Erinnert mich an die Feind-Freund "Diskussion".
    Schwieriger Mensch-"normaler" umgänglicher Mensch.
    Trotzdem: im Leben muss man selbstverantwortliche pragmatische Entscheidungen treffen, das wird manchmal von verinnerlichten vermeintlich "buddhistischen Verhaltensnormen" untergraben. Ich finde, die Tendenzen im Handeln oder Nicht-Handeln haben an sich mehr mit der Charakterlage und Prägung zu tun, dem dann "Dharma" als Begründung zurechtgerückt und über geholfen wird.


    @ Nils: "Der Helfer" erhöht sich und erniedrigt dabei andere zu "Schwächeren" gar "Unwissenderen".

  • Hallo zusammen,
    nochmals vielen Dank für Eure Antworten. Ihr habt mir damit schon ein ganzes Stück weitergeholfen!


    Ich bin eigentlich nicht der Typ, der alles in sich hinein frisst, sondern neige eher dazu die Dinge anzusprechen. Ich glaube auch, dass es besser ist ehrlich und vorallem sachlich seine Meinung zu äußern bzw. Dinge anzusprechen, die einen stören.


    Auf der anderen Seite neige ich aber dazu nicht konsequent genug zu sein, wenn ich immer und immer wieder mich störende Dinge angesprochen habe und sich doch nichts ändert.
    Ich habe dann immer "Angst" man könnte mich als unentspannten, permant nörgelnden Menschen sehen, wenn ich sowas zum 3. mal anspreche...


    Aus dem Vereinsleben werde ich mich soweit wie möglich raushalten. Ganz aufgeben möchte ich es aber nicht, schließlich gibt es dort auch Menschen mit denen ich sehr gerne zu tun habe.
    Es tut gut zu lesen, dass ich mit diesem Problem nicht alleine da stehe und wenn es so einfach zu lösen wäre, gäbe es wohl keine Probleme bzw. Konflikte mehr auf diesem Planeten, richtig :idea:


    Eine Frage habe ich aber noch: Wie kultiviere ich Geduld und edlen Gleichmut?


    Danke & gute Nacht!

  • Zitat

    Der Helfer" erhöht sich und erniedrigt dabei andere zu "Schwächeren" gar "Unwissenderen"


    Das ist Unsinn.
    Der helfende Arzt ist nun mal der Wissende. Wenn sich der Patient dadurch erniedrigt fühlt, hat er selbst ein Problem.
    Nicht jeder, der hilft, leidet an Größenphantasien und nicht jeder, der Hilfe in Anspruch nimmt hat Minderwertigkeitskomplexe.
    Und nein, der Arzt ist nicht in Augenhöhe zum Patienten. Das ist auch gut so. Auch ein Lehrer ist nicht in Augenhöhe.
    Wer keine Probleme mit seinem Wertigkeitsgefühl hat, der kann es locker aushalten, dass andere ihm überlegen sind. Das kratzt ihn gar nicht.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    • Offizieller Beitrag
    Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Der Helfer" erhöht sich und erniedrigt dabei andere zu "Schwächeren" gar "Unwissenderen"


    Das ist Unsinn.
    Der helfende Arzt ist nun mal der Wissende. Wenn sich der Patient dadurch erniedrigt fühlt, hat er selbst ein Problem.
    Nicht jeder, der hilft, leidet an Größenphantasien und nicht jeder, der Hilfe in Anspruch nimmt hat Minderwertigkeitskomplexe.
    Und nein, der Arzt ist nicht in Augenhöhe zum Patienten. Das ist auch gut so. Auch ein Lehrer ist nicht in Augenhöhe.
    Wer keine Probleme mit seinem Wertigkeitsgefühl hat, der kann es locker aushalten, dass andere ihm überlegen sind. Das kratzt ihn gar nicht.


    Ist es nicht ein grosser Unterschied ob jemand zu einem Therapeuten geht ( also bewusst Hilfe sucht) oder ob er einen als Freund ( also in einer symmeterischen Beziehung) aufsucht und man dann an ihm rumtherapiert.

  • Zitat

    Ist es nicht ein grosser Unterschied ob jemand zu einem Therapeuten geht ( also bewusst Hilfe sucht) oder ob er einen als Freund ( also in einer symmeterischen Beziehung) aufsucht und man dann an ihm rumtherapiert.


    Schon.
    Es soll jedoch Leute geben, die freiwillig zu einem Therapeuten gehen und es nicht ertragen.
    Mir ging es um die Pauschalisierung und die Abwertung von Hilfe allgemein.
    Außerdem kann man doch erkennen, dass ein Freund Probleme hat und sich fragen, wie man ihm helfen kann, auch wenn der nicht selber gefragt hat, ohne dass das komisch ist.
    Ich habe in Nils Haltung jetzt auch nichts Überhebliches finden können.


    Die Lösung mit dem "Hmm" finde ich gut. Manchmal muss man den Anderen einfach so nehmen wie er ist, meine ich jedenfalls. Und gerade wenn man ihn nicht immer mit Ratschlägen vollpumpen möchte, kann man ihn einfach mal unkommentiert lassen statt herumzuerziehen. Wer von uns will schon, dass andere ständig an ihm herumzupfen?
    Der oben beschriebene Freund ist ein Herumzupfer, und das hat er sicher von herumzupfenden Eltern gelernt. Und nun soll der Freund an ihm herumzupfen, damit er sich das Herumzupfen abgewöhnt? Wie soll das funktionieren?

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • doris:

    Zitat

    hat er selbst ein Problem.


    (lakonie an)


    Wie üblich.
    Vermutlich ein "schwieriger Mensch" der dringend eines "Helfers" bedarf.
    Hoffen wir, dass er an den richtigen gerät, der dessen Gefühle und Wahrnehmung nicht in Zweifel zieht.


    ( lakonie aus )


    Ps: Ich "denke" hier ( zum Thema ) eher an psychologisch(-buddhistische,-oder spirituell) genannte Zusammenhänge, weniger an beispielsweise einen Arzt und eine Krankenschwester. Natürlich.

  • @ NoUsefor Shoes:


    Zitat

    Allerdings spüre ich, dass es immer noch mit einem gewissen Unwohlsein verbunden ist, wenn er in meiner Nähe ist.


    Was dieses "Freundchen" betrifft würde ich mich distanzieren; Selbstschutz ist nicht "un buddhistisch". Im Gegenteil.


    Zitat

    Im Vereinsleben gibt es ähnliche Phänomene. Dort gibt es Mitglieder, die sich durch schwierige Lebensphasen zu wahren Cholerikern und Intriganten entwickelt haben. Demokratische Entscheidungen werden nicht mehr akzeptiert. Gegen die Vertreter widersprüchlicher Meinungen wird Stimmung gemacht. Es wird gehetzt und manipuliert - und das in einem ehrenamtlichen Verein...


    A.I.18. Laster und Tugenden III (X,1-16)


    Keine andere innere Ursache, ihr Mönche, führt zu so großem Unsegen, wie


    die Nachlässigkeit -
    die Trägheit -
    die Ungenügsamkeit -
    die Unzufriedenheit -
    das unweise Nachdenken -
    die geistige Unklarheit -
    die Ausübung unheilsamer Dinge und
    die Nichtausübung heilsamer.


    Keine andere äußere Ursache, ihr Mönche, führt zu so großem Unsegen, wie schlechter Umgang.

    Zitat

    Wie würdet ihr damit umgehen?


    Nich involvieren.
    Unrechtes Denken, Reden und Handeln - Lüge , Hinterträgen, `Geschwätz`, grobe Rede , Übelwollen, hat eine unheilsame-verdunkelnde-verstörende-karmische Wirkung ( adinaya ) mit der Folge von Leiden ( Dukkha)


    Zitat

    5. "Töten von Lebewesen ist unheilsam, das Enthalten vom Töten von Lebewesen ist heilsam; Nehmen, was nicht gegeben wurde, ist unheilsam, das Enthalten vom Nehmen, was nicht gegeben wurde, ist heilsam; Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen ist unheilsam, das Enthalten vom Fehlverhalten bei Sinnesvergnügen ist heilsam; falsche Rede ist unheilsam, das Enthalten von falscher Rede ist heilsam; gehässige Rede ist unheilsam, das Enthalten von gehässiger Rede ist unheilsam; grobe Rede ist unheilsam, das Enthalten von grober Rede ist heilsam; Geschwätz ist unheilsam, das Enthalten von Geschwätz ist heilsam; Habgier ist unheilsam, Freiheit von Habgier ist heilsam; Übelwollen ist unheilsam, Nicht-Übelwollen ist heilsam; falsche Ansicht ist unheilsam, richtige Ansicht ist heilsam. Auf diese Weise sind zehn Dinge unheilsam und zehn Dinge sind heilsam."

    MN73


    Zitat

    "Er" verwirft das Lügen, vom Lügen steht er ab. Die Wahrheit spricht er, der Wahrheit ist er verbunden, der Wahrheit ist er getreu, vertrauenswürdig, kein Betrüger der Welt. —Zwischenträgerei verwirft er, von Zwischenträgerei steht er ab. Was er hier gehört hat, erzählt er dort nicht wieder, um jene zu entzweien; und was er dort gehört hat, erzählt er hier nicht wieder, um diese zu entzweien...— Rohe Rede verwirft er, von roher Rede steht er ab. Worte, die frei sind von Bosheit... — Törichtes Geschwätz verwirft er, von törichtem Geschwätz steht er ab.
    Zur rechten Zeit spricht er, den Tatsachen und dem Sinne gemäß, ... ( rechte Gesinnung...Sutta-Nummer vergessen ;) )


    Das ist keine Frage von Moral und Unmoral ( Gut und Böse ), sondern dient dem Schutz für...und dem Enthalten von Schädigen... sich selbst und anderen.


    Zitat

    Wie schafft man es, sich immer wieder auf das Positive im Menschen zu konzentrieren und ihnen unvoreingenommen zu begegnen?


    Anfängergeist ? :)
    Gehen/Ab-lassen von Vorstellungen, Meinungen, Urteilen, Spekulationen und Emotionen. Erwägen der Veränderlichkeit aller "Phänomene", der Wesen ( anatta ) & Sitzen, Sitzen, Sitzen ( Shamatha/Zazen )


    Zitat

    Eine Frage habe ich aber noch: Wie kultiviere ich Geduld und edlen Gleichmut?


    `Geduld und Gleichmut` sind "transzendente Tugenden", Aspekte der "eingeborenen" Buddhanatur, des Heilsamen, nicht unverbrüchlich zu entfalten und kultivieren ohne Achtsamkeit / Samadhi -
    für "den Alltag" : Inneres Lächeln ( Güte ) & Vergegenwärtigung eines Punktes der Sammlung, z.b. den Atem ( Bauchdecke ist da ganz gut/ erdet und beruhigt gleichzeitig )


    `Metta` nich vergessen :)


    Zitat

    Vielen Dank und einen schönen Tag!


    Bitte. Ebenso . ;)

  • Hallo,


    vielen lieben Dank an ALLE für die Fülle an Informationen!
    Ich werde mich langsam durcharbeiten und bei Fragen einfach fragen :)


    Ich bin wirklich froh mich hier angemeldet zu haben und hoffe, dass ich hier oft reinschauen kann.


    Danke & einen schönen, wenn auch verregneten Tag!


    PS:
    Die Blume sehen heisst, zur Blume werden, die Blume sein, als Blume blühen und sich an Sonne und Regen erfreuen