Ziele verfolgen vs loslassen

  • Hallo zusammen,


    das hier ist eine Frage, die mich schon länger beschäftigt. Es geht um das Verfolgen von Zielen im Leben und um das Loslassen.


    Wir sind alle in unseren westlichen Kulturkreis hineingeboren worden und darin aufgewachsen. Wir sind ein Teil dieser Gesellschaft, ob wir das wollen oder nicht. Und auch das verfolgen von Zielen ist ein wichtiger Teil in unserer westlichen Gesellschaft. Wir sind dazu angehalten, zur Schule zu gehen und gute Noten zu bekommen. Dann sollen wir eine Ausbildung oder ein Studium machen und einen Beruf ergreifen. Das sind zweifelsfrei elementare und sehr wichtige Bestandteile unserer westlichen Kultur.


    Ich sehe hier jedoch einen ständigen Konflikt zwischen dem verfolgen von Zielen und dem Mantra des "Loslassens". Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Bei der Arbeit sagt mir mein Chef, dass er einen Bericht bis zum nächsten Tag braucht. Dann habe ich diese Anweisung zu befolgen und den Bericht bis zum nächsten Tag zu erledigen. Wenn ich meinem Chef sage, dass ich den Bericht aus irgendwelchen Gründen nicht fertig gemacht habe, und dass er doch mal sein karriereorientiertes und materialistisches Denken "loslassen" soll, wird er mich hochkant rausschmeissen.


    Ausserdem möchte ich selber ja auch eine gute Arbeit machen. Meine Arbeit ist mir wichtig, das gebe ich ganz offen zu und ich möchte natürlich auch nicht gefeuert werden. Ich hafte also meiner Arbeit an. Ich denke auch, dass nichts falsch daran ist, Ziele im Leben zu verfolgen. Möchte ich einen gewissen Beruf erlernen, so mache ich eine entsprechende Ausbildung und setze mich nicht zuhause aufs Meditationskissen und versuche den Wunsch nach diesem Beruf "loszulassen". Wenn ich alles "loslassen" würde, düfte ich mir ja überhaupt keine Ziele im Leben setzen. Denn sobald ich ein Ziel oder einen Wunsch habe, erschaffe ich automatisch Anhaftung. Ich sehe hier also ständige Konflikte in meinem täglichen Leben zwischen Zielen und dem "Loslassen".


    Gruß

  • -Christian-:

    Es geht um das Verfolgen von Zielen im Leben und um das Loslassen.


    Im Buddhadharma geht es um das Ziel "dukkha" zu beenden. Dafür gibt es einen Weg. Der Weg , der zum Ende von dukkha führt ist das Loslassen von der Ich-Ansicht. Was du meinst das sind deine Ziele oder die Ziele der anderen - Chef, Gesellschaft, etc. - und wenn du diese Ziele nicht erreichst fühlst du dich gefrustet, bekommst schlechte Zeugnisse und/oder ein schlechtes Gewissen. Gegen die Zielsetzung an sich, ist nichts einzuwänden. Die Frage ist nur - was macht das mit dir, der Welt und dgl. Am Ende sterben wir ja alle und da ist es doch irgendwie blödsinnig, sich das ganze Leben für Dinge zu engagieren, die letztlich Schaden bedeuten. Man muss also sehr genau die Ziele betrachten, die man so verfolgt. Also frag dich, was du wirklich willst.

  • Hallo,


    -Christian-:

    Denn sobald ich ein Ziel oder einen Wunsch habe, erschaffe ich automatisch Anhaftung. Ich sehe hier also ständige Konflikte in meinem täglichen Leben zwischen Zielen und dem "Loslassen".


    Die Ziele enstehen aufgrund von Anhaftung, nicht umgekehrt würde ich sagen. Wir sind bereits angehaftet und nun suchen wir einen Weg um loszulassen, indem wir uns um den achtfachen Pfad bemühen. Ein guter Lebensunterhalt gehört dazu, im Falle eines Laien eine berufliche Tätigkeit. Ich sehe da überhaupt keinen Widerspruch.

  • Hallo Christian,


    sowas in der Art wie du es hier schreibst ist mir auch schon durch den Kopf gegangen. Um eine Stelle zu bekommen und sie zu behalten braucht man einen gewissen Antrieb und Engagement. Mit Meditieren alleine geht das nicht...


    Ich bin immer froh gewesen, dass ich meinen Beruf mag und so immer einen eigenständigen Antrieb hatte. Meine Ansicht hat sich dazu in den letzten beiden Jahren geändert seitdem ich mich mit Buddhismus beschäftige. Der eigene Antrieb war oft eine Art fieberhafte Gier und kein großer wissenschaftlicher Antrieb oder sowas. Ich glaubte quasi, dass dieser Kram mir meinen Mojo liefern würde. Ich erlebe im Moment Leute im Geschäft, die durch Geltungsdrang quasi wie in Trance sind und für viele wirklich anstrengend sind zu ertragen. Offensichtlich sind sie so übermotiviert, weil sie ein Problem mit dem eigenen Selbstwertgefühl haben. Wenn die Leute eine gewisse Geistesschulung hätten wie durch die Lehre Buddhas, würden sie erst gar nicht auf solche Irrwege geraten.


    Ich habe immer was gespendet, aber selbst kaum was konkret für andere getan. Der Grund war immer, dass die eigene Gier irgendwas zu erreichen oder irgendjemand zu sein mir dazu die Zeit weggenommen hat. Ich bin froh, durch Buddhismus eine gewisse Augenöffnung bekommen zu haben (Gier, Anhaftung, Verblendung sind eine Katastrophe auf der Welt...).


    Buddhismus sehe ich vor allem als Schulung für Geist und Herz. Ich für meinen Teil mache das so, dass ich mein Vorwärts-Denken behalte und Buddhismus als Geistes- und Lebensschulung für mich verwende. Ich halte es für mich für das Beste hier eine geeignete Kombination zu verwenden. Wie diese Kombination genau aussehen soll ist natürlich schwierig. Ich behalte bei, was nicht unheilsam zu sein scheint. Dann nehme ich hinzu was ich noch mittragen kann. Ähnlich wie bei dir gehen mir hier einige Dinge zu weit und bei Wiedergeburt bin ich bis ich besseres Wissen bekommen habe erstmal sehr zurückhaltend.


    Zitat

    Wenn ich meinem Chef sage, dass ich den Bericht aus irgendwelchen Gründen nicht fertig gemacht habe, und dass er doch mal sein karriereorientiertes und materialistisches Denken "loslassen" soll, wird er mich hochkant rausschmeissen.


    Man kann die Leute nur begrenzt ändern, man kann aber sich selbst ändern. Es gibt Chefs, die ihren Leuten sagen warum und weshalb und den Lösungsweg mit ihren Leuten besprechen. Dort bleibe möglichst lange. Es gibt Chefs, die können nunr kommandieren und abstrafen. Dort bleibe möglichst kurz.


    Zitat

    Ich denke auch, dass nichts falsch daran ist, Ziele im Leben zu verfolgen. Möchte ich einen gewissen Beruf erlernen, so mache ich eine entsprechende Ausbildung und setze mich nicht zuhause aufs Meditationskissen und versuche den Wunsch nach diesem Beruf "loszulassen".


    Ziele sind ja nichts schlechtes. Wichtig ist achtsam zu sein, so dass man "saubere Ziele" verfolgt, die nicht aus Gier oder Anhaftung entstanden sind. Warum soll man sich nicht alle Mühe gegeben ein 1a Blutanalysegerät zu bauen? Warum soll man sich nicht alle Mühe geben einfach Daten von a nach b zu schicken? Die Leute wollen ihr Geld schließlich auch auf das richtige Konto überwiesen bekommen. Wichtig ist achtsam zu sein, so dass die Geistesgifte nicht entstehen können.


    Grüße, Oliver

  • -Christian-:


    Ich sehe hier jedoch einen ständigen Konflikt zwischen dem verfolgen von Zielen und dem Mantra des "Loslassens". Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Bei der Arbeit sagt mir mein Chef, dass er einen Bericht bis zum nächsten Tag braucht. Dann habe ich diese Anweisung zu befolgen und den Bericht bis zum nächsten Tag zu erledigen. Wenn ich meinem Chef sage, dass ich den Bericht aus irgendwelchen Gründen nicht fertig gemacht habe, und dass er doch mal sein karriereorientiertes und materialistisches Denken "loslassen" soll, wird er mich hochkant rausschmeissen.


    Hallo Christian,
    für mich ist das ein Verwechseln der Ebenen.
    Denn selbst eines der Silas lautet: Rechter Lebenserwerb.
    Dieses hat nichts mit dem Anhaften im buddhistischen Sinne zu tun. Du musst für Dich sorgen. Du schließt mit Deinem Chef einen Vertrag. Und Du erfüllst ihn und Dein Chef auch, indem er Dich dafür bezahlt.
    Natürlich könntest Du auch hier anhaften, z.B. weil Du Deinen Chef liebst und aus Anhänglichkeit bei ihm bleibst, oder weil Du am Geld hängst und keine andere Arbeit annehmen willst, die geringer bezahlt wird, obwohl es reichen würde, aber nur falls Dir die Arbeit nicht gefällt. Es gibt viele Gründe der Anhaftung. Aber die "normale" Erfüllung von akzeptierten Pflichten hat mit Anhaftung nichts zu tun.


    Zitat

    Ausserdem möchte ich selber ja auch eine gute Arbeit machen. Meine Arbeit ist mir wichtig, das gebe ich ganz offen zu und ich möchte natürlich auch nicht gefeuert werden. Ich hafte also meiner Arbeit an. Ich denke auch, dass nichts falsch daran ist, Ziele im Leben zu verfolgen.


    Nein, daran ist nichts falsch.


    Zitat

    Wenn ich alles "loslassen" würde, düfte ich mir ja überhaupt keine Ziele im Leben setzen. Denn sobald ich ein Ziel oder einen Wunsch habe, erschaffe ich automatisch Anhaftung. Ich sehe hier also ständige Konflikte in meinem täglichen Leben zwischen Zielen und dem "Loslassen".


    Wie Aiko bereits schreibt, hat das Loslassen den Sinn, sich von Leid zu befreien. Wenn Du also darunter nicht leides, warum solltest Du das ändern, Du bist schließlich kein Mönch?


    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo Christian
    Es hört sich tatsächlich wie ein Widerspruch an. Aber wie Monika es schreibt denke auch ich das es eine Frage der Ebene und der Zeit ist.
    Es gibt in der Entwicklung Zeiten in denen das verfolgen von Zielen wichtiger ist (1. Lebenshälfte), aber auch Zeiten in denen es um Umkehr und
    Loslassen geht (2. Lebenshälfte sowie immer wenn ein Ungleichgewicht im Leben entstanden ist).


    Zudem glaube ich, das es auch " zusammen zu bringen" ist obwohl es sich widersprüchlich anhört.
    So kannst du ein Vorhaben mit ganzer Energie und Mühe in Angriff nehmen mit einem bestimmten Ziel.
    (Z.B. kannst du das tun, um anderen zu zeigen wie gut du bist).
    Du kannst aber auch die Arbeit möglichst gut machen, einfach um der Arbeit selbst willen. Einfach weil du deine Arbeit gut machen willst.
    Im 2. Fall hast du das Bemühen das nur deinem Ego dient losgelassen.


    Ein ähnliches Beispiel war kürzlich in einem der Threads. Wenn du dich mit viel Mühe (vielleicht sogar Verbissenheit) an die Meditation machst um etwas bestimmtes zu erreichen
    (zB. die Jhanas) kann es sein, daß du große Schwierigkeiten kriegst und stagnierst.
    Läßt du los und meditierst um des meditierens Willen, kann es sein das es dir viel einfacher zufällt.


    Anderes Beispiel aus eigener Erfahrung: du kannst ein Ziel verfolgen indem du mit Denken, Analysieren, Logik, Wissen, Willenskraft etc. arbeitest, ganz
    viel Energie aufwendest und ein Ergebnis zu erzwingen versuchst (was leider keine Garantie ist, das Ziel auch zu erreichen).
    Du kannst aber auch loslassen und offen sein, im Vertrauen landen mit der Gewissheit das "es" dich schon führen wird..
    In diesem Falle hast du losgelassen, aber dennoch dein Ziel nicht aufgegeben... ;)


    Hoffe das war nicht zu abstrakt, aber es ist schwierig zu beschreiben. Was ich mit meinen unvollkommenen Worten beschreiben will ist,
    ich glaube Ziele verfolgen und Loslassen kann gleichzeitig geschehen und muss kein Widerspruch sein.


    LG Rolf

  • RolfGe:


    Hoffe das war nicht zu abstrakt, aber es ist schwierig zu beschreiben. Was ich mit meinen unvollkommenen Worten beschreiben will ist,
    ich glaube Ziele verfolgen und Loslassen kann gleichzeitig geschehen und muss kein Widerspruch sein.


    Nö, das hast Du prima erklärt. :D Ja, es kann alles gleichzeitig geschehen.
    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Danke für die Erklärungen.


    RolfGe:


    Anderes Beispiel aus eigener Erfahrung: du kannst ein Ziel verfolgen indem du mit Denken, Analysieren, Logik, Wissen, Willenskraft etc. arbeitest, ganz
    viel Energie aufwendest und ein Ergebnis zu erzwingen versuchst (was leider keine Garantie ist, das Ziel auch zu erreichen).
    Du kannst aber auch loslassen und offen sein, im Vertrauen landen mit der Gewissheit das "es" dich schon führen wird..
    In diesem Falle hast du losgelassen, aber dennoch dein Ziel nicht aufgegeben... ;)


    Das ist ein schönes Beispiel. Wie man dieses Vertrauen bekommt, das muss wohl jeder alleine für sich herausfinden. Und mit Enttäuschen muss man wohl lernen, umzugehen.


    Das Loslassen bezieht sich dann also eher auf das, was bei dem Versuch, das Ziel zu erreichen, am Ende rauskommt. Und nicht so sehr auf das Ziel an sich.

  • OlliP:


    Ziele sind ja nichts schlechtes. Wichtig ist achtsam zu sein, so dass man "saubere Ziele" verfolgt, die nicht aus Gier oder Anhaftung entstanden sind.


    Hi Olli, danke für deinen Beitrag. Ich stimme dir vollkommen zu, aber im täglichen Leben finde ich es schwierig, saubere und unsaubere Ziele zu unterscheiden. Oft sind wir uns selbst nicht im klaren darüber, was uns eigentlich antreibt. Interessant ist z.B. zu sehen, wie man Menschen mit Werbung und Marketing manipulieren kann. Ich denke, die meisten Menschen sind sich gar nicht im klaren darüber, wie viel wir von unserer Umwelt beeinflusst werden, ob wir das wollen oder nicht. Es ist auch in der Natur das Menschen nach Anerkennung von Freunden, Familie und Kollegen zu streben. Wenn man es mal durchdenkt, dann ist unsere gesamte Leistungsgesellschaft, mit der Fokussierung auf Einkommen und Status, nur dazu da, um ein gewisses Selbstbild zu erschaffen und um Anerkennung von anderen Menschen zu bekommen.



    Für mich gehen Ziele und Leid irgendwie immer noch Hand in Hand. Je wichtiger ein Ziel für mich ist, je mehr ich mich anstrenge, ein Ziel zu erreichen, desto größer ist für mich auch das Leid, was mit dem Ziel verbunden ist. Das betifft den Prozess der Arbeit an einem Ziel z.B. grüble ich dann oft darüber nach, was wäre, wenn ich das Ziel nicht erreiche, und es betrifft auch das Leid, was mit dem negativen Ausgang eines Ziels verbunden ist. Also die Differenzierung zwischen einem Ziel und dem unsicheren Ausgang des Ziels, fällt mir im alltäglichen Leben schwer. Bisher habe ich es noch nicht geschafft, dieses "Vertrauen" aufzubringen, mich unabhängig vom Endergebnis des Ziels zu betätigen.

  • -Christian-:


    Für mich gehen Ziele und Leid irgendwie immer noch Hand in Hand. Je wichtiger ein Ziel für mich ist, je mehr ich mich anstrenge, ein Ziel zu erreichen, desto größer ist für mich auch das Leid, was mit dem Ziel verbunden ist. Das betifft den Prozess der Arbeit an einem Ziel z.B. grüble ich dann oft darüber nach, was wäre, wenn ich das Ziel nicht erreiche, und es betrifft auch das Leid, was mit dem negativen Ausgang eines Ziels verbunden ist. Also die Differenzierung zwischen einem Ziel und dem unsicheren Ausgang des Ziels, fällt mir im alltäglichen Leben schwer. Bisher habe ich es noch nicht geschafft, dieses "Vertrauen" aufzubringen, mich unabhängig vom Endergebnis des Ziels zu betätigen.


    Aber Du siehst es. Ich finde, das ist der wichtigste Schritt. Alles andere kommt mit der Zeit, wenn Du es denn genug willst oder wenn Du genug gelitten hast.
    Für mich ist durch dieses Vertrauen das Leben unendlich leichter geworden. Geholfen hat mir auch ein Ausspruch eines Lehrers: motivlos gut arbeiten. Der fast neurotische Zwang nach Leistung und Anerkennung war dagegen sehr schmerzhaft.
    Jedesmal, wenn ich an diese Grenze stoße, denn sie taucht ja immer wieder auf, wenn auch immer subtiler, kommt eine große Entspannung, wenn ich die Fixierung loslasse.
    Ich wünsche Dir alles Gute dabei.
    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Zitat

    aber im täglichen Leben finde ich es schwierig, saubere und unsaubere Ziele zu unterscheiden. Oft sind wir uns selbst nicht im klaren darüber, was uns eigentlich antreibt. Interessant ist z.B. zu sehen, wie man Menschen mit Werbung und Marketing manipulieren kann.


    Wenn man zwischen deinen Zeilen liest scheinst du ja am Anfang deines beruflichen Lebensweges zu steht. Da hast du ja noch die Möglichkeit dir etwas zu suchen, was sicher sauber ist. Wie gesagt sehe ich nicht was man dagegen einwenden kann, wenn eine Firma ein Blutanalysegerät entwickelt und verkauft. Das hilft schließlich einen Haufen kranker Menschen bei der Feststellung ihrer Krankheit und Messung des Heilungsfortschritts. Das kann nicht negativ sein. Und so gibt es ein Vielzahl weiterer Betätigungsfelder, die man sich suchen kann :-).


    Zitat

    Für mich gehen Ziele und Leid irgendwie immer noch Hand in Hand. Je wichtiger ein Ziel für mich ist, je mehr ich mich anstrenge, ein Ziel zu erreichen, desto größer ist für mich auch das Leid, was mit dem Ziel verbunden ist. Das betifft den Prozess der Arbeit an einem Ziel z.B. grüble ich dann oft darüber nach, was wäre, wenn ich das Ziel nicht erreiche, und es betrifft auch das Leid, was mit dem negativen Ausgang eines Ziels verbunden ist.


    Mir scheint das Problem liegt nicht in der Sache selbst, sondern im Grübeln, in dem du lange drin zu stecken scheinst. Ich habe früher mal Jahre darüber nachgedacht wie ich es schaffe im Leben nicht alleine zu bleiben. Sowas mitmachen wie meine Mutter will bestimmt keine Frau. Also bleibe ich zwangsläufig allein. Für mich war das ein echtes Zwickmühlenproblem, über das ich viel gegrübelt habe. Irgendwann bemerkte ich, dass Frauen auf mich wütend wurden. Ich hatte ihnen aber gar nichts getan. Sie wurden schlichtweg wütend, weil ich sie immer stehen ließ. Ging bei mir nicht anders, weil ich immer am Grübeln war wie sich dieses Zwickmühlenproblem lösen lässt. Jetzt bin ich schon lange verheiratet. Wenn ich mit dem Zug zur Arbeit fahre denke ich oft, dass es schon ein Elend ist wieviele Singles es heute gibt. Wenn man das Ganze hinter sich hat, sieht man irgendwie sofort ob jemand Single ist. Dann denke ich manchmal bei mir wie ich damals als junger Mann dieses Zwickmühlendenken überhaupt habe haben können. Es ist wohl entstanden, weil Emotionen mich an dem Grübeln festhielt. Als Kind war ich natürlich eng mit meiner Mutter verbunden und dadurch die Emotionen.


    Lass das Leben auf dich zukommen. Man kann nichts durch Grübeln voraussagen. Man wird Fehler machen und daraus dazulernen. Das ist der normale Lauf der Dinge. Schaue vielleicht, ob du auch Emotionen hast, die dich festhalten. Lass sie gehen. Du wirst dadurch nicht aufhören irgendjemand gern zu haben. Du wirst nur von zwanghaftem Denken befreit und kommst aus dem Grübeln damit raus.

  • -Christian-:


    aber im täglichen Leben finde ich es schwierig, saubere und unsaubere Ziele zu unterscheiden.


    Mit jeder Unterscheidung beginnen die Kopfprobleme wie du ja nun siehst ;)
    Regen und Sonne, beidesmal kann man spazieren gehen und beides geniessen.
    Wut ? Energie in Aktion - nichts schlimmes.

  • Ich erachte Ziele als sehr wichtig, egal welche Lebensweise man verfolgt. Denn einfach nur "da sein" wäre doch zu wenig oder?
    Mir kam in den letzten Wochen ein Gedanke dazu und zwar: "Was ist deine Lebensaufgabe?" Also nicht nur einzelne Ziele, sondern das ganz Große dahinter.
    Nur arbeiten, Geld verdienen, funktionieren usw. sollte es doch nicht gewesen sein oder? :)

  • Inuki888:

    Ich erachte Ziele als sehr wichtig, egal welche Lebensweise man verfolgt. Denn einfach nur "da sein" wäre doch zu wenig oder?
    Mir kam in den letzten Wochen ein Gedanke dazu und zwar: "Was ist deine Lebensaufgabe?" Also nicht nur einzelne Ziele, sondern das ganz Große dahinter.
    Nur arbeiten, Geld verdienen, funktionieren usw. sollte es doch nicht gewesen sein oder? :)


    Ist das jetzt ein sinnvoller Beitrag oder Werbung für Deinen Youtube-Kanal? :doubt:

  • Inuki888:


    Nur arbeiten, Geld verdienen, funktionieren usw. sollte es doch nicht gewesen sein oder? :)


    Ich lass das "nur" da mal weg - und Geld verdienen ist ein Zwischenschritt - also arbeiten, essen, einatmen, ausatmen - das ist alles. Alles andere ist Täuschung. Damit - mit Täuschungen, Illusionen und der Gutgläubigkeit der Kunden verdienen andere dann ihr Geld - aber auch das ist Täuschung.

  • Willkommen im Forum, Inuki888! :)


    http://oi61.tinypic.com/2ew08lc.jpg


    ...du hast pinkeln und sowas vergessen, Aiko

    Einmal nur noch möcht ich wandern, in der großen Wanderschaft,
    Einsam, ohne einen andern, bis verhaucht die letzte Kraft.
    Sterbend möcht den Blick ich lenken auf das Schneeland himmelhoch,
    Sterbend noch des Lehrers denken und der Lehre, die nie trog.

  • -Christian-:

    Ausserdem möchte ich selber ja auch eine gute Arbeit machen. Meine Arbeit ist mir wichtig, das gebe ich ganz offen zu und ich möchte natürlich auch nicht gefeuert werden. Ich hafte also meiner Arbeit an. Ich denke auch, dass nichts falsch daran ist, Ziele im Leben zu verfolgen. Möchte ich einen gewissen Beruf erlernen, so mache ich eine entsprechende Ausbildung und setze mich nicht zuhause aufs Meditationskissen und versuche den Wunsch nach diesem Beruf "loszulassen". Wenn ich alles "loslassen" würde, düfte ich mir ja überhaupt keine Ziele im Leben setzen. Denn sobald ich ein Ziel oder einen Wunsch habe, erschaffe ich automatisch Anhaftung. Ich sehe hier also ständige Konflikte in meinem täglichen Leben zwischen Zielen und dem "Loslassen".


    viele Unsicherheiten und Konflikte entstehen meiner Meinung nach dadurch, dass man immer wieder vergisst oder gar nicht zur Kenntnis nehmen will, dass es im Buddhismus zwei verschiedene "Ligen" gibt. Es gibt Ordinierte (Mönch/Nonne, Hauslose) und Laien (Haushälter). Beide haben verschiedene Ziele und Aufgaben die zu den entsprechenden Zielen führen.


    Wer als Haushälter dasselbe wie ein(e) Ordinierte(r) erreichen will muss scheitern. Dabei ist ein bewusstes Haushälter-Dasein keines falls schlechter als ein Dasein als Ordinierte. Man sollte die beiden Lebensstile aber nicht vermischen, sonmst entstehen genau solche Unsicherheiten wie oben zitiert.

  • Inuki888:

    Ich erachte Ziele als sehr wichtig, egal welche Lebensweise man verfolgt. Denn einfach nur "da sein" wäre doch zu wenig oder?
    Mir kam in den letzten Wochen ein Gedanke dazu und zwar: "Was ist deine Lebensaufgabe?" Also nicht nur einzelne Ziele, sondern das ganz Große dahinter.
    Nur arbeiten, Geld verdienen, funktionieren usw. sollte es doch nicht gewesen sein oder? :)

    Danke für den Beitrag! Da kam eine Erinnerung in mir und die war ähnlich deines Beitrages. Das ist schon lange her und ich hatte es vergessen, wie ich dieses Problem gelöst habe. Das was Du sagst ist vollkommen richtig: soll das alles sein?


    Ja da ist noch was das mit diesem "Leben" nichts zu tun hat. Da ist was das wichtiger ist als all DAS.
    Ich will leben, egal wie! War meine (ER)lösung. Damit ich leben kann ist dieses ganze das Du beschreibst Not-wendig. Wenn das nicht wäre würde ich nicht leben, einfach so. Mach deine Arbeit nicht als Arbeit, dann wird sie nicht zur Last.

  • Inuki888:

    Ich erachte Ziele als sehr wichtig, egal welche Lebensweise man verfolgt. Denn einfach nur "da sein" wäre doch zu wenig oder?


    Als Freund " der asiatischen Kampfkünste" solltest Du aber wissen, das es darum geht im langen Übungsweg, die Technik hinter sich zu lassen- sprich ohne an der Technik anzuhaften zu agieren. :P Das Ziel "also zu vergessen, es loszulassen"- um es dann umso intensiver zu erreichen. Nur das "einfach dasein" ist das echte, frische, authentische Leben...
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Ellviral:

    Danke für den Beitrag! Da kam eine Erinnerung in mir und die war ähnlich deines Beitrages. Das ist schon lange her und ich hatte es vergessen, wie ich dieses Problem gelöst habe. Das was Du sagst ist vollkommen richtig: soll das alles sein?


    Ja da ist noch was das mit diesem "Leben" nichts zu tun hat. Da ist was das wichtiger ist als all DAS.
    Ich will leben, egal wie! War meine (ER)lösung. Damit ich leben kann ist dieses ganze das Du beschreibst Not-wendig. Wenn das nicht wäre würde ich nicht leben, einfach so. Mach deine Arbeit nicht als Arbeit, dann wird sie nicht zur Last.


    Na das freut mich, wenn ich dir da mit wenigen Worten so helfen konnte. Richtig, Arbeit muss Spaß machen und zum Leben passen. Das lässt sich nicht immer von heute auf morgen ändern, aber Veränderungen sind jederzeit möglich. :)


    crazy-dragon:

    Als Freund " der asiatischen Kampfkünste" solltest Du aber wissen, das es darum geht im langen Übungsweg, die Technik hinter sich zu lassen- sprich ohne an der Technik anzuhaften zu agieren. :P Das Ziel "also zu vergessen, es loszulassen"- um es dann umso intensiver zu erreichen. Nur das "einfach dasein" ist das echte, frische, authentische Leben...


    Das ist mir durchaus bewusst. :)




  • *reicht ´ne Flasche Zielwasser rüber* cheers und ebenso danke!

    Einmal nur noch möcht ich wandern, in der großen Wanderschaft,
    Einsam, ohne einen andern, bis verhaucht die letzte Kraft.
    Sterbend möcht den Blick ich lenken auf das Schneeland himmelhoch,
    Sterbend noch des Lehrers denken und der Lehre, die nie trog.

  • Wenn Du mit Dir im Reinen bist, gibt es nichts losuzulassen. Wenn Du Zweifel hast, bist Du nicht mit Dir im Reinen. Nimm diese Zweifel zur Kenntnis, mehr nicht. Nimm sie an, damit sie sich auflösen. Bewerte sie nicht sonst musst Du dich damit beschäftigen, also anhaften. Das Loslassen und das Anhaften kann unterschiedlich interpretiert werden. In Grunde kann jeder Vorgang als Anhaftung ausgelegt werden. Aber darauf kommt es nicht an. Es kommt darauf an Loslassen zu können, wenn es gebraucht wird. Liebe ist eine Form der Anhaftung. Wer jedoch loslassen kann, wird nicht leiden wenn diese Liebe schwindet. Jede Situation die eine Entscheidung fordert, ist mit Anhaftung verbunden. Aber wir müssen es nicht jedesmal erneut überprüfen. Erst wenn eine Überprüfung gefordert wird, weil Leid entsteht, muss evtl eine neue Entscheidung getroffen werden. Meinetwegen durch Loslassen.
    So habe ich die Lehre verstanden.


    Gruß Rainer