Das Rad des Lebens

  • Ich habe gerade ein neues Buch von Ayya Khema begonnen:
    "Das Geheimnis von Leben und Tod"


    Darin beschreibt sie (zumindest am Anfang) das Rad des Lebens. Wenn man das erste mal so ein Bild sieht, dann sieht man ja gar nichts. Sie beschreibt das aber so gut, dass man die Zusammenhänge auch als Anfänger "erahnen" kann.


    Der Drache als Sinnbild der Vergänglichkeit. In der Mitte Verblendung, Gier und Ablehnung, etc.


    http://www.exoticindia.com/buddha/tv27.jpg


    Ich bin gerade erst mit dem Karma in äußeren Rad durch, möchte aber die mittleren größten Bereiche und deren Sinn nicht so einfach stehenlassen. Hier besteht bei der Wiedergeburtsthematik nämlich aktuell eine Art "Glaubensblockade".
    Ayya Khema drückt das aber wie folgt aus:
    "Es sind die sechs Daseinsebenen"
    "Die sechs Bewusstseinsebenen sind Möglichkeiten, die wir alle in uns tragen. Wir können eine höllische Bewusstseinsebene erfahren - im Krieg zum Beispiel...."
    "Wir haben auch die Möglichkeit eines tierischen Bewusstseins. Wir haben selbstvertändlich die Möglichkeit des menschlichen Bewusstseins, in dem wir uns im allgemeinen befinden, aber wir haben auch die Möglichkeit, darüber hinauszuwachsen"


    In dieser Denkweise kann ich mich der Thematik nähern. Leider liest sich das zumindest im Internet nirgendwo so. Da wird immer auf das nächste Leben oder vorherige Leben verwiesen. Für sich zu entscheiden, ob es diese 6 Arten gibt als "komplettes Leben" gibt, ist für mich schwer zu glauben. Der Idee eines immer wiederkehrenden Kreislaufs basierend auf Karma, "Ich-Anhaftung", etc kann ich aktuell durchaus akzeptieren.
    Auch die Wiedergeburtstheorie kann ich nachvollziehen. Das Bewusstsein mit seinem Karma zieht weiter, aber keinesfalls die Illusion vom "Ich".
    Ein nächstes Leben als Tier, Gott oder Höllenfürst ist mir aber zu abstrakt, da steckt für mich nichts nachvollziehbares mehr drin. :roll:


    Hölle --> Vorstellbar, ich vermute was ähnliches durchleben wirklich die Isis-Kämpfer, komplett von Wut und Hass getrieben
    Tier --> Instinkthaft, irgendwie auch nachvollziehbar
    Mensch ---> Mehr oder weniger im Gleichgewicht
    Götter ---> Tja...irgendwie ein Art Ziel, achstam nur noch positive Absichten haben (gutes Karma soweit es einem möglich ist)
    Hungrige Geister ---> Gier, Gier und nochmal Gier....ganz weltlich würde ich Geldgier über allem so einordnen. Die Wall-Street als Hauptquartier der hungrigen Geister :badgrin:


    Jetzt aber der letzte Punkt: die Titanen, Wesen im ständigen Kampf...da hab ich noch ein Vorstellungsbrett vorm Kopf :D Kann ich gerade gar nichts mit verbinden.


    Bitte seht mir meine bestimmt naive Art des Herangehens nach. Ist das erste mal, dass ich so ein Bild sehe und beschäftige mich ja noch nicht lange mit der Thematik :)


    Wenn ich Dokumentationen über Tibet schaue und die Menschen dort sehe, dann bilde ich mir ein Urteil. Mir ist bewusst dass es ein Urteil ist. Wenn ich die Menschen sehe, die sich täglich mit Ritualen beschäftigen um positives Karma zu erzeugen, um als Mensch wiedergeboren zu werden, dann spür ich da immer so eine Art Angst bei den Menschen, Angst vor der Hölle, Angst davor etwas schlechtes zu machen, um nicht als Ratte wiedergeboren zu werden. Das missfällt mir beim Buddhismus als "Religion". Die philosophischen Grundsätze begeistern mich, vielleicht finde ich für mich aber ja auch noch einen tieferen Schlüssel.

  • Hallo Andi,


    einige sehen das so dass sich die 6 Daseinsbereiche auf dieses eine Leben beziehen, ist auch schon oft im Forum diskutiert worden. Dazu muss man allerdings einen großen Teil der Überlieferung negieren, wo eindeutig von der fortgesetzten Geburt in den verschiedenen Daseinsbereichen, je nach Karma, die Rede ist.


    Zitat

    24. "Also, Anuruddha, es geschieht nicht, um eine Täuschung der Leute zu planen, oder um ihnen zu schmeicheln, oder um des Gewinns, der Ehre und des Ruhmes willen, oder mit dem Gedanken, 'Die Leute sollen wissen, daß ich so bin', daß der Tathagata, wenn ein Schüler gestorben ist, er sein Wiedererscheinen so erklärt: 'Soundso ist an diesem und jenem Ort wiedererschienen; Soundso ist an diesem und jenem Ort wiedererschienen.' Stattdessen geschieht es, weil es vertrauensvolle Männer aus guter Familie gibt, die von dem, was erhaben ist, inspiriert und erfreut werden, die, wenn sie das hören, ihren Geist auf so einen Zustand ausrichten. Das gereicht lange zu ihrem Wohlergehen und Glück."
    http://palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m068z.html


    In dieser Art gibt es viele Stellen im Palikanon.


    Andi hat geschrieben:

    Zitat

    Auch die Wiedergeburtstheorie kann ich nachvollziehen. Das Bewusstsein mit seinem Karma zieht weiter, aber keinesfalls die Illusion vom "Ich".
    Ein nächstes Leben als Tier, Gott oder Höllenfürst ist mir aber zu abstrakt, da steckt für mich nichts nachvollziehbares mehr drin.


    Gäbe es nicht die Illusion eines Ich, dann gäbe es auch kein Karma. Und wenn es in diesem Leben z.B. tierische Zustände gibt, warum soll es nicht ein Leben z.B. als Tier als Folge von Karma geben.
    Angst vor der Hölle ist durchaus ein Aspekt im Buddhismus, manche denken das wäre die Ursache für die Idee der Wiedergeburt, sozusagen als Druckmittel und Antrieb für ethisches Handeln.
    Ich glaube eher nicht dass die Wanderung durch die 6 Daseinsbereiche eine reine Erfindung ist, auch nicht dass mit dem Tod alles vorbei ist.
    Naja die nächste Diskussion über Wiedergeburt :lol:


    Schöne Grüße

  • Ich möchte hier auch keine Diskussion darüber starten,


    meine Kernfrage ging nur in die Richtung: Wie interpretiert Ihr für Euch diese 6 Daseinsbereiche? Leben wir sie schon im aktuellen Leben? Leben wir sie erst in zukünftigen Leben?


    Darf ja jeder seine eigene Sichtweise haben :)


    Habe mich gestern den ganzen Tag mit meinem "Ich" auseinandergesetzt...aktuell komm ich zu dem Standpunkt: Ja, ich will sein :D Auch wenn es Leid bedeutet, ich fühl mich heute in dem Kreislauf wohl. An die Vorstellung nicht Ich zu sein, kann ich gerade schwer mit Freude, Gelassenheit und Liebe rangehen. Da kommt bei mir zuviel Grübelei auf. Glaub für dieses Erlebnis- und Gedankenkonstrukt bin ich noch nicht bereit :P
    Das Ich kritisch zu hinterfragen und mal beiseite zu schieben, nicht immer darauf zu hören. Geht klar...aber ein Ziel des Nicht-Ich-Seins macht mich doch zu kirre :D


    Mit dieser letzten elementaren Frage gehe ich wie folgt um:
    a) Wiedergeburt (ich will sowieso mein Bestes geben und ein guter Mensch sein, inneren Frieden und Gelassenheit finden). Falls ich dadurch irgendwann aus dem Kreislauf ausbreche, schön, falls nicht, auch kein Drama.
    Da das ganze Universum miteinander in Verbindung steht, ist die Wahrscheinlichkeit auf dem Planeten Krypton in der Galaxis XY in einem Lebewesen welcher Art auch immer wiedergeboren zu werden bestimmt auch im Bereich des höchst wahrscheinlichen ;).
    b) Himmel / Hölle wie im Christentum (auch hier...die christlichen Tugenden decken sich 1 zu 1 mit den buddhistischen. Liebe und Mitgefühl....Himmelreich....kann ich nix mit falsch machen ;)
    c) Aufgehen im Kosmos (Alles fliesst und ist miteinander verbunden. Die Vorstellung mit meiner Energie für immer bestehen zu bleiben, wäre gedanklich auch kein Drama)


    Sind so die 3 Szenarien, alle drei machen mich "jetzt" glücklich :) Wer weiß schon, wie es in Wirklichkeit ist. Das weiß nur ein Erleuchteter. Aber der Punkt ist "ich will es nicht wirklich wissen"....
    Ich brauch auf jeden Fall meinen Humor bei der Thematik, das spüre ich :D

    Zitat

    Dem Räuber Mathias Kneißl wird – im Zusammenhang mit der Verkündung seines Todesurteils, die an einem Montag stattfand – der Ausspruch zugeschrieben: „De Woch fangt scho guat o.“ („Die Woche fängt ja schon gut an.“)


    http://de.wikipedia.org/wiki/Galgenhumor

  • Es Wissen zu wollen finde ich einen guten Ausgangspunkt!


    Viel Freude und gute Erkenntnisse weiterhin!

  • Andi:

    Wie interpretiert Ihr für Euch diese 6 Daseinsbereiche? Leben wir sie schon im aktuellen Leben? Leben wir sie erst in zukünftigen Leben?


    Darf ja jeder seine eigene Sichtweise haben :)


    Teilweise sind die 6 Daseinsbereiche schon in diesem Leben als Mensch erfahrbar, je nach äußeren und inneren Umständen. In zukünftigen Leben gibt es auch den jeweils passenden Körper dazu denke ich.

  • Die Beschäftigung mit der Ich-Illusion lässt mir keine Ruhe :D


    Mit meinem "Ich" und meiner "Ich-Illusion" hab ich nochmal die ganzen Begrifflichkeiten versucht einzuordnen.
    Auch wenn mein "Ich" das ganze natürlich nicht richtig erfassen kann, so ungefähr stelle ich es mir vor....
    Hat für mich ein persönlich gutes Gefühl.


    Die Frage die mir durch den Kopf geht...ist wirklich alles vergänglich? Ich beantworte das mit einem Nein für mich.
    Das "Gute" und Heilsame ist für mich universell und unvergänglich, ebenso auch das Bewusstsein bzw. der Geist. Obs jetzt ein Wiedergeburtskreislauf ist, ein Himmel, das Aufgehen im unveränglichen Kosmos.
    Von meinem Ich werde ich mich trennen müssen, darüber kann ich reflektieren und es nimmt wirklich den Druck aus vielen Bereichen des Lebens :)


    Interessant an dem Punkt: Ayya schreibt der Buddha hat 4 Fragen nie beantwortet, weil er meinte, sie würden uns auf dem Weg zur Erleuchtung nur verwirren.
    Unter anderem die Frage nach der Entstehung des Universums...
    Das finde ich persönlich sehr beruhigend....so bleibt jedem überlassen, was er als Ursache für das ganze Samsara erspürt :P


    Jetzt aber genug Ich-Ich-Ich :D
    Mal achtsam was zu essen machen und den vergänglichen Körper pflegen ;)

  • Andi:

    Die Frage die mir durch den Kopf geht...ist wirklich alles vergänglich? Ich beantworte das mit einem Nein für mich.
    Das "Gute" und Heilsame ist für mich universell und unvergänglich, ebenso auch das Bewusstsein bzw. der Geist.


    Jedenfalls ist alles veränderlich, nichts existiert aus sich selbst heraus ewig in der gleichen Weise. Auch Bewusstsein ändert sich ständig je nach seinem Inhalt.

  • @ Andi:


    Samsara hat erst mal nix mit dem "Universum" zu tun, sondern mit dem Wandern der Wesen im Daseinskreislauf, wobei Unwissenheit die Triebkraft ist, aber nicht die Ursache.


    Zitat

    A.X.61-62 Bedingte Entstehung - 1-2. Avijjā, Bhavataṇhā Sutta


    (61) Nicht läßt sich, ihr Mönche, ein erster Anfang der Unwissenheit (*1) derart er kennen, als ob Unwissenheit vordem nicht dagewesen und erst später entstanden wäre. Wohl aber läßt sich erkennen. daß die Unwissenheit eine bestimmte Bedingung hat (idapaccayā). Auch die Unwissenheit, sage ich, hat eine sie ernährende Bedingung (sāhāram, wtl: mit Nährstoff), ist nicht ohne solche Bedingung. Und was ist die ernährende Bedingung der Unwissenheit? »Die fünf Hemmungen«, hätte man zu antworten.


    Buddha dürfte sich für den Anfang des Universums nicht interessiert haben, zumal er Entstehen und Vergehen immer aufs neue von Universen lehrte, soweit ich mich erinnern kann. Er hat Überwindung, Durchschauen und Loslassen gelehrt. Also immer nur Innewendung:



    S.35.23 Alles - 1. Sabba Sutta


    Spekulative Ansichten, Vorstellungen und Gedanken soll man ablegen und selbst die Weisheit ( Prajna ) ist nicht das "Kernholz", sondern es ist die Erlösung. Man geht also möglichst den kürzesten Weg: Dana, Sila und Sati.


    Den Rest kann man getrost vergessen. Und wenn es heißt, Zazen umfasst die drei Übungsgebiete ( des achtfachen Pfades ), dann ist das korrekt. Es ist aber nicht einfach richtiges Sitzen aufzutun (so ist es besser sich auch in Dana und Sila zu üben )weil das was Intuitives ist und ausklamüserte Konzepte Störfaktoren sind. Ich mag Ayya Khema, weil ich finde, sie hat gut aufgeklärt, aber sie war dabei auch nicht frei davon Konzepte aufzustellen, wenn auch ziemlich klare und aufs Wesentliche hindeutende. Das ist eine Kunst und sie hat sie beherrscht. Leider ist sie gestorben. Ihre Arbeit und Wirken ist vorbildhaft.

  • Andi:

    Ayya Khema drückt das aber wie folgt aus:
    "Es sind die sechs Daseinsebenen"
    "Die sechs Bewusstseinsebenen sind Möglichkeiten, die wir alle in uns tragen.


    Ich sehe das genau so wie Ayya Khema.
    Kann man im Alltag auch schön an sich selbst beobachten.
    Zum Glück kann man im Buddhismus ja glauben, was man will. Muss man sich nur die passende Schule zu aussuchen.


    Zitat

    Jetzt aber der letzte Punkt: die Titanen, Wesen im ständigen Kampf...da hab ich noch ein Vorstellungsbrett vorm Kopf :D Kann ich gerade gar nichts mit verbinden.


    Kennst du Menschen, die schon einiges erreicht haben, durchaus auch im "spirituellen" Bereich, die aber ständig Angst haben, ihre Stellung oder Position zu verlieren? Die es nicht ertragen können, andere Götter neben sich zu sehen, und die dauernd mit ihren Errungenschaften glänzen und prahlen müssen? Das sind für mich Asuras. Die charakteristische Emotion ist die Eifersucht. http://de.wikipedia.org/wiki/Sechs_Daseinsbereiche

  • Ja, stimmt, Eifersucht. Auch im japanischen und koreanischen Kanon gibt es diese eifersüchtigen, sich stets bekriegenden Halb-Götter.

  • Jojo:


    Kennst du Menschen, die schon einiges erreicht haben, durchaus auch im "spirituellen" Bereich, die aber ständig Angst haben, ihre Stellung oder Position zu verlieren? Die es nicht ertragen können, andere Götter neben sich zu sehen, und die dauernd mit ihren Errungenschaften glänzen und prahlen müssen? Das sind für mich Asuras. Die charakteristische Emotion ist die Eifersucht. http://de.wikipedia.org/wiki/Sechs_Daseinsbereiche



    Ging mir auch mal durch den Kopf. Und zwar, dass wenn sich Menschen treffen, die schon recht weit auf dem Weg der Erkenntnis sind, dass sie sich dennoch in die Haare bekommen (können); allerdings nur, wenn sie sich noch nicht bezüglich von Neid und Eifersucht "reingwaschen"/geläutert haben.
    Haben sie es nicht, dann sind sie trotz allem Scheins und allem Schein nicht wirklich weit auf dem Pfad der Erkenntnis.


    Es gibt sie nicht nur in den "himmlischen" Bereichen, sondern wohl auch in Sanghas .. etc .. .

    Suche nicht nach der Wahrheit; höre nur auf, an Meinungen festzuhalten.


    Meister Seng Ts'an


    • Grüß Dich Andi,
      da fragt sich ein ich, ob es ich gibt - und kann das freilich nur irgendwie mit JA beantworten. Aber wenn es Illusion ist, geht kein Ja. Ist klar. Also:
      Andi=Nein.
      Trotzdem reagierst du auf den Namen, etc - damit du in dieser Welt gut funktionierst. Die ich-Illusion bedeutet ja nicht dass du weg und fort bist - sondern dass du bemerkt hast, dass kein Gedanke dein eigener ist. (alle ausnahmslos kulturell/fremd eingesetzt.)

  • boehnchen:


      Grüß Dich Andi,
      da fragt sich ein ich, ob es ich gibt - und kann das freilich nur irgendwie mit JA beantworten. Aber wenn es Illusion ist, geht kein Ja. Ist klar. Also:
      Andi=Nein.
      Trotzdem reagierst du auf den Namen, etc - damit du in dieser Welt gut funktionierst. Die ich-Illusion bedeutet ja nicht dass du weg und fort bist - sondern dass du bemerkt hast, dass kein Gedanke dein eigener ist. (alle ausnahmslos kulturell/fremd eingesetzt.)


    Sei einfach Beobachter/in der Vorgänge.
    Als ob du Anderen zusiehst. So in der Art.
    Es ist anders.
    Die einengenden Berghänge, die die Gedanken und Gefühle sind, sind nicht mehr so nah und hängen dir nicht mehr so sehr auf der Pelle.
    Und du kommst "dir Selber" näher.


    Ohne den "Beobachter/in" in irgendsteiner Weise zu benennen.

    Suche nicht nach der Wahrheit; höre nur auf, an Meinungen festzuhalten.


    Meister Seng Ts'an