Zusammenhanglose Mischung aus Vorstellung und Anfängerfragen

  • Hallo zusammen!


    Ich würde gerne ein paar Fragen / Probleme loswerden, die mir momentan auf meiner nicht vorhandenen Seele brennen. Ich bin schon einige Zeit mit mir am hadern, wo und wie ich das alles loswerden soll. Heute dachte ich mir: hey, probiers doch mal im großen weiten Internet, und das hat mich dann hierher gebracht. Schaun wir mal was daraus wachsen kann.


    Zuerst ein paar Zeilen zu mir, damit ihr wisst mit was für einem Dussel ihr es zu tun habt. Ich bin knapp 30, lebe im wunderschönen Mainz. Ich prakiziere das Dharma mehr schlecht als recht seit knapp 3 Jahren, habe aber bisher noch nicht offiziell Zuflucht genommen (mehr dazu weiter unten). Tortzdem sehe ich mich als Buddhist. Vor knapp 3 Jahren war ich für 10 Monate in Neuseeland. Dort habe ich in einem Buddhistischen Zentrum der FPMT (Foundation for the Preservation of the Mahayana Tradition, http://fpmt.org/) gewooft, das heißt für Kost und Logie vier Stunden täglich gearbeitet. Ich bin dort das erste mal in meinem Leben ersnthaft mit Buddhismus in berührung gekommen. Ich habe die 4 Wochen dort damit verbracht zu Meditieren, in der hauseigenen Bibliothek zu lesen und die Nonnen / Volunteers mit Fragen zu löchern. Ich hatte das Glück das eine Amerikanische Lehrerin dort über den Sommer sesshaft war (http://ventenzinchogkyi.com) So hatte ich ausreichend liebe und faszinierende Menschen um mich ernstlich neugierig zu machen.


    Als "Altgruftie", wenn ich das mal so nenen dürfte, bin ich jemand dem eine Sache sehr früh im Leben klar geworden ist. Das dicke Auto vor der Tür, das riesige Haus und das bildhübsche Dummchen von Frau sind es nicht, die uns glücklich machen werden. Diese Überzeugung hat mich durch mein Leben getragen. Aber eine Frage blieb immer offen dabei: Wenn es nicht die Materiellen Güter sind, was ist es denn dann? Nach über zehn Jahren der Suche auf die Frage: "Was dann?!" habe ich in diesem Zentrum eine Antwort für mich gefunden. Eine Antwort die allen Versuchen sie "kaputt zu Disskutieren" wiederstanden hat. Eine Antwort die so klar und überzeugend, dabei aber so wenig aufdringlich war, das ich über kurz oder lang wusste: okay. Das ist es!


    Fast forward: 3 3/4 Jahre später.


    Hier sitze ich jetzt, vor meinem Rechener. Heute versuche ich den Buddhismus in meinen Alltag zu integrieren wo immer es machbar ist (also immer). Ich arbeite wieder als Erzieher, etwas das mich sehr glücklich macht, ist es doch eine wundervolle Möglichkeit für andere Menschen (Kindern, Eltern, Kollegen) da zu sein. Mein Beruf ist für mich gelebte Nächstenliebe und ich bin zutiefst dankbar das ich mehr zufällig als absichtsvoll hineingeschlittert bin (aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag). Ich lebe in einer Wohngemeinschaft, was ein wundervolles Training in Geduld ist, für das ich sehr dankbar bin.


    Dort, in meinem Alltag, zwischen WG und Kinderhort, dort ist mein täglich Dharma-Training. Loving kindness zu praktizieren und dabei Geduld und Achtsamkeit zu bewahren findet genau da statt, in meinem täglichen Leben. Das funktioniert, mal mehr, mal weniger. Als Pädagoge ist es erstaunlich für mich, wie viele "neue" westliche Konzepte existieren, welche nahtlos die Lehren Buddas übernehmen, bzw. sich ohne weiteres in eine Buddhistisch geprägte Haltung integieren lassen. Das fängt schon bei dem Grundsatz an, der einem als Erzieher sehr früh in der Ausbildung nahegelegt wird: Beurteile das Verhalten eines Kindes, nie aber das Kind. Das ist nur ein beispiel von vielen bei denen ich denke: Hey, das kenne ich. Und so ist auch das Fortbilden in meinem Beruf gelebtes Dharma für mich.


    Auch meine Ernährung (ich bin Veganer) ist etwas, das für mich gelebtes Dharma darstellt.


    Buddhismus ist für mich nach wie vor DER Weg. Als ich aus Neuseeland zurück kam habe ich mir ein Dharma Wheel tätowieren lassen (vielleicht meine persönliche Form von "das ist es"). Inzwischen sind es mehr Tätowierungen, alle haben mit dem Dharma zu tun. Es sind die einizgen Tätowierungen die ich habe. Ich will damit nur sagen: der Buddhismus erscheint mir so absolut und vollkommen richtig das ich bereit bin ihn mir für den rest dieses Lebens unter die Haut zu stechen.


    Das sind die Bereiche in denen alles gut funktioniert.


    Schwierigkeiten machen mir andere Bereiche. Darum bin ich heute hier und schreibe Romane.


    Ich rauche zu viel. Ich bin Fett. Ich verschleudere mein Geld für unnützen Krempel (Essen, Zigaretten, etc.). Ich Meditiere zu wenig (Phasenweise läuft es mal, aber dann lässt es wieder nach). Ich lese längst nicht so viele Buddhistische Literatur, wie ich müsste. Ich achte mich selbst nicht ausreichend. Und das alles macht mir Sorgen. Alle Versuche etwas daran zu ändern laufen immer wieder ins Leere. Ich starte einen Versuch, suche mir eine Sache raus (meistens das Meditieren, aufgelockert durch gelgentliches "Ich höre auf zu Rauchen" und "Ich mache jetzt mal Diät", seltener auch "Ich mach jetzt Sport!") und scheitere nach 2 bis 5 Tagen kläglich, bin deprimiert und mache mich dann wieder runter.


    Ich glaube das es die Isolation ist, die mir zu schaffen macht. Aber die einzige Shanga, von der ich in Mainz weis, gehört einer anderen Schule an (Vahayana). Ist das überhaupt wichtig? Ausserdem Meditiert man dort auf Deutsch.


    [Das ist ungewohnt, zuhause bevorzuge ich Englisch. Das ist kein Grund, natürlich, aber es ist schon irgendwie merkwürdig. Der Hintergrund ist recht simpel. Englisch ist für mich eine Muttersprache, ich bin Bi-lingual aufgewachsen. Aber viele Worte (Affliction, 4 noble Turhs, 4 seals, nonvirtues actions, attachment, aversion,...) sind in meinem Kopf bisher mit keiner klaren Bedeutung besetzt gewesen. Dadurch das ich in Englisch lese kann bekommen diese Worten einen klar Buddhisitschen Kontext, ein Label. Es klingt einfach merkwürdig von den "Vier edlen Wahrheiten" zu sprechen. Versteht das jemand, oder ist das einfach Schrott was ich hier schreibe?]


    Da, das ist eine klare Frage (zur Abwechslung): Muss eine Sahanga der eigenen Schule angehören? Wie sollte ich damit umgehen wenn es keine geeignete gibt?
    Da wir bei klaren Fragen sind: Habt ihr Tipps für mich wie ich meinen Hintern öfter aufs Kissen bekommen kann?

  • Herzlich Willkommen im Forum :) !


    Walk-the-line:

    Ich rauche zu viel. Ich bin Fett. Ich verschleudere mein Geld für unnützen Krempel (Essen, Zigaretten, etc.). Ich Meditiere zu wenig (Phasenweise läuft es mal, aber dann lässt es wieder nach). Ich lese längst nicht so viele Buddhistische Literatur, wie ich müsste. Ich achte mich selbst nicht ausreichend. Und das alles macht mir Sorgen. Alle Versuche etwas daran zu ändern laufen immer wieder ins Leere. Ich starte einen Versuch, suche mir eine Sache raus (meistens das Meditieren, aufgelockert durch gelgentliches "Ich höre auf zu Rauchen" und "Ich mache jetzt mal Diät", seltener auch "Ich mach jetzt Sport!") und scheitere nach 2 bis 5 Tagen kläglich, bin deprimiert und mache mich dann wieder runter.


    Da wir bei klaren Fragen sind: Habt ihr Tipps für mich wie ich meinen Hintern öfter aufs Kissen bekommen kann?


    Zitat von meinem Lehrer: "One of the problems is, that mind knows where all our weak spots are. And it's gonna attack you at every weak spot you have. It's gonna attack there, because mind doesn't like any discipline. It doesn't like that. It wants to do what it wants to do when it wants to do it."



    Wir sind nicht mehr als Gewohnheitswesen. Also: immer wieder tun. Es sollte einfacher werden, mit der Zeit. Wie lange diese Zeit dauert, darüber kann wohl niemand eine bestimmte Aussage treffen, dass ist bei jedem anders. Ich sage es mal so: Geduld ist die höchste Tugend. Ach ja, nich vergessen: entspannen! See it as a game. Have fun!




    Schöne Grüße

  • @ dear:Walkt the Line


    Ich hab jetzt auf Anhieb ne Zen und eine Theravada Praxis Gruppe neben den Diamantsweg-Tibetern in Mainz gefunden.


  • Dankeschön. Für das Willkommen, aber auch für deine Antwort.


    Ich versuche es ja. Das ist ja das anstengende. Ich scheitere einfach immer wieder. Jetzt, nach 3 Jahren, in denen ich immer wieder Anläufe genommen und doch immer wieder gescheitern bin, fängt es an etwas sehr furstrierend zu sein. Wobei das nicht das richtige Wort ist... erschöpfend? Kräftezehrend? So in etwa.


    Ich tue ja immer wieder. Ich scheitere nur auch immer wieder. Es geht mir ja nicht darum nach Möglichkeit vorgestern Erleuchtung zu erlangen. Das wäre vermessen. Aber wenigsten klar wahrnehmbare Fortschritte wenn es darum geht mehr vermaledeite Selbstdisziplin an den Tag zu legen wären schön. So habe ich das Gefühl immer wieder auf der Stelle zu treten. Das deprimiert natürlich ungemein, zumal ich niemandem Vorwürfe machen kann. Ich bin es ja selbst, der hier das Hindernis ist. Nur dann muss ich aufpassen mich nicht wieder selbst fertig zu machen und mir die Bereiche vor Augen halten in denen ich es gut schaffe. Dann versuche ich mir zu sagen das ich den Rest halt noch nicht hinbekomme. NOCH nicht. Das klappt- selten bis garnicht :|.


    Na, auf jeden Fall vielen Dank deine Worte. Ich werde versuchen es als eine Übung in Geduld zu sehen. Momentan bin ich ja auch wieder recht motiviert. Leider klingen diese Phasen meist dann ab, wenn der all zu hektische Alltag wieder kommt. Was keine Ausrede sein soll, die Kunst ist es ja gerade in diesem Alltag am Ball zu bleiben.

  • Hiho!


    Also ich denke dass die Sachen die du hier Beschreibst eigentlich das beste Beispiel für die Schleier des Geistes sind. Du "solltest" mehr Sport machen, du "solltest" nicht rauchen, du "solltest" mehr meditieren usw und kriegst aber deinen Hinter nicht hoch (oder runter aufs Kissen).


    Gewohnheiten legt man mit anderen Gewohnheiten ab. Was das rauchen angeht: das ist ein "eigenes" Kapitel. Habe auch sehr lange Zeit damit gekämpft. Irgendwann kommt der Punkt wo du sagst: Jetzt nicht mehr. Bis dahin kannst du verschiedene Taktiken ausprobieren: Pflaster und Kaugummis, der Hardcore Entzug mit Ersatzmitteln (iss zb. Karotten stattdessen), Lasertherapie, Hypnose usw usw. Es gibt mittlerweile wirklich sehr viele Mittel aufzuhören, im Mittelpunkt steht aber jedes Mal: Wenn du nicht zur Überzeugung kommst dass du nicht mehr willst, dann wird es umso schwerer. Heute rauch ich immer wieder, habe aber auch kein Problem damit, mal 1 2 Tage keine Zigarette anzugreifen.


    Mit dem Sport ist das das selbe. Zwing dich nicht dazu Joggen zu gehen, wenn du 140 KG hast und dich und deine Gelenke das sowieso mehr kaputt macht (war jetzt natürlich nur mal ein Beispiel). Man muss nur den richtigen Sport finden, dann macht es Spass und man geht gerne sporteln :) Wenn du im Mahayana unterwegs bist kannst du auch Niederwerfungen praktizieren. Man möge nicht glauben wie effektiv das ist.


    Ich finde es wichtig von den Beurteilungen wegzukommen aber ohne Faul und Träge zu werden. Soll heissen: Wenn ich heute nur 10 Zigaretten rauche dann ärgere ich mich nicht darüber dass ich 10 Zigaretten geraucht habe sondern bin froh über die Leistung, dass es nicht meine üblichen 20 waren. Aber wichtig ist es sich immer wieder ein neues Konzept zu basteln um nicht dort stehen zu bleiben. Nimm dir jeden Tag vor wie viele Zigaretten du rauchen willst und teil sie dir im Vorhinein über den Tag ein. Und zwischendurch nimmst du Ersatz (Kaugummis oder Karotten oÄ - bitte keine Nüsse die sind zwar gesund machen aber in grossen Mengen dick).


    Auch bei der Meditation ist es so. Denk mal drüber nach, wann in deinem Tagesablauf es bei dir tendentiell am leichtesten einzurichten ist zu meditieren. Wenn du nun meinst, für dich ist es am leichtesten jeden Tag um 23 Uhr zu meditieren dann richte dir die Zeit ein. Und wenn du dann mal doch einen Heben gehst oder anderwärtig beschäftigt bist um die Uhrzeit dann schau einfach dass dus danach machst oder davor. Und selbst wenn mal ein Tag keine Meditation ist, ist das auch nicht so tragisch. Wichtig ist eine Regelmässigkeit. Zb mal 3 Tage pro Woche. Wenn du die nach einiger Zeit regelmässig schaffst dann nimmst du mal nen 4ten dazu usw.


    Man baut sich irgendwie Konzepte um dann durch die Meditation zu erkennen, dass alle Konzepte nur hinderlich sind :) Lustige Sache wie unser Geist so funktioniert.


    Und anschliessend sollte man die Mediationen nicht bewerten. Wenn du fertig bist oder auch währenddessen ist es wichtig nicht zu denken: puh die Meditation war schlecht weil ich so abgelenkt war und hoffentlich wird die nächste besser. Meditation ist Meditation und nicht mehr. Ohne Bewertung. Bewerten tust du ohnehin schon jeden deiner Schritte über den Tag :)


    Ad Sangha: Ich denke es wäre nicht unwichtig sich eine Sangha zu suchen. Die Reflexion die du dort bekommst auf deinem Entwicklungsweg kann dir wirklich helfen. Eine Sangha kann dich auch gut motivieren ("schau wie entspannt der ist, so möchte ich auch werden", "wow der hat früher 50 Zigaretten am Tag geraucht und is jetzt vollkommen clean das kann ich auch", usw usw)
    Du kannst dir ja auch andere Sanghas anschaun. Schau einfach mal in die Sanghas in deiner Nähe rein und dann wirst du eh bemerken welche Sangha die richtige ist und auch welcher Weg. Egal ob es dann die Diamantwegler sind oder eine Theravada Sangha. Buddha hat einfach für jeden Topf den richtigen Deckel hergezeigt. Du musst ihn einfach mal finden.


    Viel Spass!

    mani-tibetan.jpg

  • Langsam, mach alles extrem langsam. Mach eine Meditation aus dem Rauchen - ent-automatisieren durch Verlangsamung. Du hast es dir antrainiert - jetzt trainiers dir wieder ab. Rauche langsam und aufmerksam, so wie Mönche auch ihren Tee trinken. Rieche an der Packung, rieche an der Zigarette, zünde sie an, inhaliere en Rauch, puste ihn raus und schau den Wölkchen hinterher und alles ... laaangsam :) 1. durch "langsam" rauchst du automatisch weniger 2. du trainierst dir die angelernte Übung wieder ab und du musst 3. dabei nichtmal aufhören zu Rauchen.

  • Zu fett: Weniger essen. Übrigens, als Veganer zu fett, hehehe?
    Rauchen: Einfach aufhören
    Mehr sitzen: Täglich den Hintern aufs Kissen setzen
    Also ganz einfach das alles. Einfach tun.
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

    • Offizieller Beitrag
    Walk-the-line:

    Als "Altgruftie", wenn ich das mal so nenen dürfte, bin ich jemand dem eine Sache sehr früh im Leben klar geworden ist.


    Als auch so eine Art Altgruftie würde ich eine Wette darauf eingehen, dass dein Name "Walk-the-line" sich auf das Lied von Alien Sex Fiend bezieht? Liege ich da richtig?


    Walk-the-line:

    Ich rauche zu viel. Ich bin Fett. Ich verschleudere mein Geld für unnützen Krempel (Essen, Zigaretten, etc.). Ich Meditiere zu wenig (Phasenweise läuft es mal, aber dann lässt es wieder nach). Ich lese längst nicht so viele Buddhistische Literatur, wie ich müsste. Ich achte mich selbst nicht ausreichend. Und das alles macht mir Sorgen. Alle Versuche etwas daran zu ändern laufen immer wieder ins Leere. Ich starte einen Versuch, suche mir eine Sache raus (meistens das Meditieren, aufgelockert durch gelegentliches "Ich höre auf zu Rauchen" und "Ich mache jetzt mal Diät", seltener auch "Ich mach jetzt Sport!") und scheitere nach 2 bis 5 Tagen kläglich, bin deprimiert und mache mich dann wieder runter.


    Wenn man sich selbst im Weg steht rückt man ja quasi in beide Richtungen glechtzeitg und verliert doppelt Kraft. Ich glaube, dass die die Ungeduld, die einen dazu treibt die nächste Zigatette anzuzünden oder die nächste Nougat-Schokolade zu mampfen viel mit der Ungeduld gemeinsam hat, die einen dazu bewegt das Rauchen hinter sich zu lassen und Diäten zu beginnen. Obwohl es was total entgegengesetztes zu sein scheint, ist es vielleicht haargenau das gleiche "sich selbst nicht aushalten ? "Ego aufgeben" könnte in dem Fall überhaupt nicht bedeuten, was zu errichen sondern sich damit abzufinden ein dicker Raucher zu sein und mit diesem diesen dicken Raucher auszukommen. Es gibt ja sehr dicke Hotei und auch Bodhidahrma ist auch eher ein Bud Spencer als ein Terrence Hill.




    Walk-the-line:

    Da, das ist eine klare Frage (zur Abwechslung): Muss eine Sahanga der eigenen Schule angehören? Wie sollte ich damit umgehen wenn es keine geeignete gibt?


    Naja. Ich würde so lange irgendwo hinfahren, bis ich was habe was passt. Und dann kriegst du ein Gefühl dafür, was damit kompatibel ist und was nicht.


    Walk-the-line:

    Da wir bei klaren Fragen sind: Habt ihr Tipps für mich wie ich meinen Hintern öfter aufs Kissen bekommen kann?


    Alles in die Praxis reinwerfen. Auch das was einen daran hindert.

  • Zitat

    Ich rauche zu viel. Ich bin Fett. Ich verschleudere mein Geld für unnützen Krempel (Essen, Zigaretten, etc.). Ich Meditiere zu wenig (Phasenweise läuft es mal, aber dann lässt es wieder nach). Ich lese längst nicht so viele Buddhistische Literatur, wie ich müsste. Ich achte mich selbst nicht ausreichend. Und das alles macht mir Sorgen. Alle Versuche etwas daran zu ändern laufen immer wieder ins Leere. Ich starte einen Versuch, suche mir eine Sache raus (meistens das Meditieren, aufgelockert durch gelgentliches "Ich höre auf zu Rauchen" und "Ich mache jetzt mal Diät", seltener auch "Ich mach jetzt Sport!") und scheitere nach 2 bis 5 Tagen kläglich, bin deprimiert und mache mich dann wieder runter.


    Für mich selber versuch ich das auch zu analysieren. Die Einsicht ist da, es fehlt aber die Entschluss- und Willenskraft. Man spürt nicht 100% die "Dringlichkeit".
    Sport und Ernährung habe ich dieses Jahr aufgrund eines medizinischen Notfalls komplett umgestellt. Ein Signal meines Körpers: Mach wie Du willst, aber wenn Du noch ein paar Jahre haben willst, dann änder Dich und geh mal achtsam mit mir um (dem Körper). Gerade deshalb bin ich dem Horror dem ich da ausgesetzt war dankbar. Das hat rückblickend sehr starke Dringlichkeit und auch Willenskraft in mir erzeugt und erzeugt sie immer noch.


    Mit dem Rauchen bin ich auch noch am hadern. Man sieht ein, dass es falsch ist...aber scheinbar noch nicht genug. Wichtig ist, sich selber keine Vorwürfe zu machen. Ich hab gerade eine Kippe geraucht, dann war mein Geist wohl noch nicht stark genug :)
    Ich geh da aber trotzdem pragmatisch ran und versuche meine Willenskraft zu steigern. Zum Beispiel seit einer Woche gehe ich bewusst nur noch auf dem Balkon rauchen (unüberdacht, war lustig gestern frierend im Schneesturm), ich führe seit einem halben Jahr Strichlisten, drehe langsam und bewusst selbst mit Biofiltern. Das alles dient mir dazu meine Willenskraft zu steigern, bis vielleicht irgendwann der Punkt kommt, wo sie siegt.
    Der Nebeneffekt von diesem "achtsamen" rauchen ist aber schon da. Von über 30 Kippen vor einem halben Jahr bin ich auf im Schnitt 12-15 runter, ich rauch nur noch Biotabak (American Spirit, Organic Blend), durch den Sport spür ich quasi kaum noch Nebenwirkungen und fühl mich generell fitter. In den Zigarettenpausen bin ich achtsam und hab auch oft tolle Erkenntnisse weil ich zur Ruhe komme aus dem Alltagsgeschehen :D Machmal sitz ich da aber auch frierend und denk mir: Bist Du eigentlich lala hier zu frieren? Dann drück ich die Kippe einfach aus und geh rein ohne Selbstvorwurf :)


    Das ist aktuell mein Weg.


    Nochmal zentral: Keine Vorwürfe, Mitgefühl für Dich selber haben und einfach klar erkennen...es fehlt noch an Willenskraft. Dann irgendwie trickreich versuchen die auszubauen :) Kleine Schritte.
    Wenn ich spüren sollte: Heute bzw. Jetzt die letzte, dann renn ich aber auch sofort zum Heilpratiker und lass mir Nadeln in die Ohren stecken für 200 Euro. Ganz realistisch hat der Körper über Jahrzehnte eine Sucht auf das Nikotin aufgebaut. Alles was einem in den ersten schweren Tagen helfen kann, warum nicht? Aber ich spüre....dieses "Jetzt" ist noch nicht wirklich da :)

  • Hallo Walk-the-line,


    mein Rat, wie Du Deinen Allerwertesten öfters auf das Kissen bekommst ist recht simpel. Sich eine feste Zeit dafür aussuchen, die mit den Erfordernissen Deines Alltags am besten vereinbar ist und diese Zeit täglich einhalten. Sich keinen Stress damit zu machen wenn es mal nicht so läuft wie man sich das gewünscht hat, aber hartnäckig weiter sitzen. Sich nicht selbst beurteilen und nach Erfolgen oder Rückschlägen schielen. Nichts davon erwarten, nicht zu viel zu wollen. Das ist keine Olympiade. Sich Zeit zu lassen. Sich weder selbst zu loben noch negativ zu beurteilen sondern einfach nur aufmerksam betrachten.


    Mir hat das am besten geholfen. Dadurch habe ich ein recht entspanntes Verhältnis zu mir selbst und der Welt bekommen. Das wünsche ich Dir auch!

  • Walk-the-line:

    Ich tue ja immer wieder. Ich scheitere nur auch immer wieder. Es geht mir ja nicht darum nach Möglichkeit vorgestern Erleuchtung zu erlangen. Das wäre vermessen. Aber wenigsten klar wahrnehmbare Fortschritte wenn es darum geht mehr vermaledeite Selbstdisziplin an den Tag zu legen wären schön. So habe ich das Gefühl immer wieder auf der Stelle zu treten. Das deprimiert natürlich ungemein, zumal ich niemandem Vorwürfe machen kann.


    Das darfst du wohl!
    Grüß Dich Walk-the-line :->) Wenn jemand einen Weg propagiert der nicht funktioniert, darfst du monieren. Selbstverständlich. Das sollst du sogar.
    Wird Zeit dass du aufhörst alles reinzufressen - und die Fehler ausschließlich bei dir suchst - sondern dich mal ganz klar beschwerst: Die Sache mit dem Erleuchtungsweg funktioniert Nicht.



    Zitat

    Ich bin es ja selbst, der hier das Hindernis ist.


    Nein.

  • Hallo Walk-the-line,


    Walk-the-line:


    Ich rauche zu viel. Ich bin Fett. Ich verschleudere mein Geld für unnützen Krempel (Essen, Zigaretten, etc.). Ich Meditiere zu wenig (Phasenweise läuft es mal, aber dann lässt es wieder nach). Ich lese längst nicht so viele Buddhistische Literatur, wie ich müsste. Ich achte mich selbst nicht ausreichend. Und das alles macht mir Sorgen. Alle Versuche etwas daran zu ändern laufen immer wieder ins Leere. Ich starte einen Versuch, suche mir eine Sache raus (meistens das Meditieren, aufgelockert durch gelgentliches "Ich höre auf zu Rauchen" und "Ich mache jetzt mal Diät", seltener auch "Ich mach jetzt Sport!") und scheitere nach 2 bis 5 Tagen kläglich, bin deprimiert und mache mich dann wieder runter.


    Kenne ich auch, aber es ist besser auf das Heilsame zu sehen das man macht als sich über das Unheilsame zu ärgern. Das braucht alles Zeit und Geduld. Es bringt nichts sich runterzumachen besser man akzeptiert wo man halt gerade steht und macht von da aus langsam und stetig weiter, einfach dranbleiben. Durch Verdrängung löst sich das Unheilsame auch nicht auf, ich lasse es zu und beobachte es im Idealfall wie es entsteht und wieder vergeht, wenn der Geist es ergreift und dem nachgeht sieht man dass da eben noch Unwissenheit und Begehren ist. Das wird langsam schwinden und mag dauern solange es eben dauert.


    Walk-the-line:


    Ich glaube das es die Isolation ist, die mir zu schaffen macht. Aber die einzige Shanga, von der ich in Mainz weis, gehört einer anderen Schule an (Vahayana). Ist das überhaupt wichtig? Ausserdem Meditiert man dort auf Deutsch.


    Das hier schon gesehen?


    http://www.vipassanagruppe-mainz.de/

  • Vielen Dank für eure Antworten!!!


    Bezüglich Shanga:


    Generell bleibt für mich die Frage: macht es überhaupt Sinn sich eine Shanga zu suchen die einen anderen Weg praktiziert?
    Nicht das deren Weg falsch oder schlechter sein soll, aber ich fühle mich mit der MahayanischenTradition sehr wohl. Rein sachlich betrachtet ist er gerade der Loving-kindness Aspekt der mich sehr anspricht. Andererseits weiß ich noch viel zu wenig um zu einer Qualifizierten Aussage auch nur im Ansatz fähig zu sein...
    Reicht es eine Gruppe von Menschen zu finden mit der man sich gnaz allgemein über das Dharma austauschen kann? Und macht man dann halt die Diamantmediatation (z.B.) mit und gut ist, weil Meditieren egal wie nie "falsch" ist?



    Bezüglich dem Rest:


    Danke für eue vielen Anrgungen. Manches davon habe ich in der Vergangenheit erfolgslos probiert, anderes war neu für mich.
    Aber es wird wohl ein weiterer Anlauf notwendig sein. "Ein"...


    Besonders schön fand ich das hier:

    void:

    Alles in die Praxis reinwerfen. Auch das was einen daran hindert.



    Nochmal vielen Dank für eure Zeit und Worte. Auch wenn ich jetzt nicht auf alles eingehe habe ich jeden Beitrag aufmerksam gelesen.

  • boehnchen:

    Die Sache mit dem Erleuchtungsweg funktioniert Nicht.


    sprich für dich selbst, lieber b.

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Hi & willkommen WTL


    den Lösungsweg hast du vor über 3 3/4 Jahren selbst gefunden:


    Walk-the-line:


    Als "Altgruftie", wenn ich das mal so nenen dürfte, bin ich jemand dem eine Sache sehr früh im Leben klar geworden ist. Das dicke Auto vor der Tür, das riesige Haus und das bildhübsche Dummchen von Frau sind es nicht, die uns glücklich machen werden. Diese Überzeugung hat mich durch mein Leben getragen.


    es liegt noch an, das, was bisher nur an der Oberfläche angekratzt wurde, weiter zu vertiefen


    Walk-the-line:

    Wenn es nicht die Materiellen Güter sind, was ist es denn dann?


    nicht nur Lust nach Materiellem, auch die Lust an (Verlangen nach) spirituellen Dingen kann eine Fessel des Geistes sein


    Walk-the-line:

    Ich rauche zu viel. Ich bin Fett. Ich verschleudere mein Geld für unnützen Krempel (Essen, Zigaretten, etc.). Ich Meditiere zu wenig ... Und das alles macht mir Sorgen.


    alles wird durch Nahrung aufrechterhalten


    manchmal hilft es, sich die Nachteile in einer nachteiligen Aktivität bzw. deren Folgen klar zu machen, nicht nur in der Vorstellung davor oder danach, sondern in der Gegenwart


    das geschieht am besten durch Achtsamkeit


    z.B. unmittelbar vor, während & nachdem man sich eine Fluppe anzündet oder den 2. Nachtisch zwischen die Beißer schaufelt


    einer der prominenten Anfängerfehler, oder «buddhistische Volkskrankheit» speziell im Zen und Vipassana, die auch Ordinierte und ehrwürdige „Lehrer“ oder Gurus nicht verschont, ist es, die Meditation oder eine bestimmte Übung isoliert zu begehen


    der erhabene Buddha lehrte die erfolgreiche Meditation (samadhi) ist 1 von 8 Faktoren im ganzheitlichen «noble eightfold path»


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.



  • Was fuer ein anderes Ding sollte denn da brennen
    als die Seele :?

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler

  • Frank1:

    Wenn Du keine Sangha für Dich findest und Du Dich innerlich weigerst, selber deine Entwicklung in die Hand zu nehmen, musst Du warten bis Leid Dich zum Weg zwingt


    Wahr.


    Nicht unbedingt hilfreich, aber nichts desto trotz wahr.

  • Frank1:

    Wenn Du keine Sangha für Dich findest und Du Dich innerlich weigerst,
    selber deine Entwicklung in die Hand zu nehmen, musst Du warten bis Leid Dich zum Weg zwingt


    :oops::!:

  • Walk-the-line:
    Frank1:

    Wenn Du keine Sangha für Dich findest und Du Dich innerlich weigerst, selber deine Entwicklung in die Hand zu nehmen, musst Du warten bis Leid Dich zum Weg zwingt


    Wahr.


    Nicht unbedingt hilfreich, aber nichts desto trotz wahr.



    Wenn das nicht hilfreich ist, dann muss es dir wirklich gut gehen. Herzlichen Glückwunsch. Mach einfach weiter wie bisher und warte bis einer kommt und dich dahin trägt wo du hin möchtest

  • Walk-the-line:

    ...
    Ich rauche zu viel. Ich bin Fett. Ich verschleudere mein Geld für unnützen Krempel (Essen, Zigaretten, etc.). Ich Meditiere zu wenig (Phasenweise läuft es mal, aber dann lässt es wieder nach). Ich lese längst nicht so viele Buddhistische Literatur, wie ich müsste. Ich achte mich selbst nicht ausreichend. Und das alles macht mir Sorgen. Alle Versuche etwas daran zu ändern laufen immer wieder ins Leere. Ich starte einen Versuch, suche mir eine Sache raus (meistens das Meditieren, aufgelockert durch gelgentliches "Ich höre auf zu Rauchen" und "Ich mache jetzt mal Diät", seltener auch "Ich mach jetzt Sport!") und scheitere nach 2 bis 5 Tagen kläglich, bin deprimiert und mache mich dann wieder runter.
    ...


    Ich hab nun ein paar Jahrzehnte mit dieser Art von sich selbst zu denken herumlaboriert. Bin zu dem Schluss gekommen, es nutzt so nichts außer, dass es einen runterzieht.
    Lieber suche ich jetzt nach Ursachen und / oder nach Gegenmitteln zu meiner Faulheit.


    Möchte das jetzt hier nicht groß auswalzen, diese Bücher und Ratgeber sind alle schon auf dem Markt.


    Nur mein Fazit: man muss sich mögen, sich selbst gut behandeln, dann tut man sich auch leichter selber gut und macht dann automatisch das Richtige. Von Tritten in meinen Hintern halte ich gar nichts. Weder von mir noch von anderen lass ich mir das mehr gefallen. :(
    Da denk ich lieber anständig über meine Ursachen nach und suche nach individuellen Lösungen.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Frank1:

    Wenn Du keine Sangha für Dich findest und Du Dich innerlich weigerst, selber deine Entwicklung in die Hand zu nehmen, musst Du warten bis Leid Dich zum Weg zwingt


    Frank, das ist doch genau die (oft noch versteckter dargebrachte) Drohung, mit der man dich . . .
    und jeden


    Die Aufgabe ist nun,
    sich zu überlegen,
    was man wirklich möchte - dann zu schlucken, dass man fehlgegangen ist (und das ein bisserl peinlich ist). und dann weiterzumachen

  • boehnchen:
    Frank1:

    Wenn Du keine Sangha für Dich findest und Du Dich innerlich weigerst, selber deine Entwicklung in die Hand zu nehmen,
    musst Du warten bis Leid Dich zum Weg zwingt


    das ist doch genau die (oft noch versteckter dargebrachte) Drohung, mit der man dich . . . und jeden


    Wo ist da eine Drohung?
    Is doch nur eine Feststellung.


    Schöne Grüße

  • Hallo Böhnchen,


    boehnchen:

    Eine Drohung ist: Wenn nicht. . . dann (wird dich leidvolles ereilen etc.)


    "Wenn ein Du nichts isst, dann wirst Du hungrig werden" Ist das für Dich auch eine Drohung?


    Für mich ist Untenstehendes in der Formulierung bei diesem Thema lediglich eine Feststellung.


    Schöne Grüße



    Sorry, Walk-the-Line, das Dein Thread hier so zumüllt wird.