Was ist das Ego ?

  • Namaste


    vielleicht geht es dem ein oder anderen ähnlich wie mir. Ich habe keine Vorstellung von Ego. Kann mit dem Begriff nichts anfangen.
    Nun habe ich in einem Buch von Pema Chödrön " Den Sprung wagen " heute einen ganz schönen Absatz gefunden, den ich gern mit euch teilen möchte :


    " In den buddhistischen Lehren heißt es, dass die Wurzeln unserer Unzufriedenheit Ichzentriertheit und Furcht vor dem Präsentsein sind.
    Wir geben unsere Offenheit und Empfänglichkeit - diese lebendigen, wachen Gefühle - oft auf und ziehen uns zurück.
    Wieder und wieder laufen wir vor dem Unbehagen weg und suchen nach einer kurzfristigen Symptomlinderung, die niemals das Problem
    an der Wurzel packt. Wie sind wie der Vogel Strauß, der seinen Kopf in den Sand steckt in der Hoffnung, Trost zu finden.
    Dieses Weglaufen vor allem, was unerfreulich ist, dieser ständige Versuch, die Gegenwart zu vermeiden, wird als Ichzentriertheit,
    Selbstsucht oder einfach als Ego bezeichnet."


    Gute Wünsche,
    Karma Pema

  • Ein schöner Text gefällt mir gut. Den Begriff "Ego" verbinde ich in der Regel mit einer sturren Einstellung, meist zum Nachteil anderer Mitmenschen.

  • Was nützt dir der schönste Text, wenn du mit ihm nichts anfangen kannst?
    Oder hast du den Begriff Ego nach dieser Erklärung verstanden, ist er für dich klarer geworden, Karma Pema?

  • Pema:

    Zitat

    Dieses Weglaufen vor allem, was unerfreulich ist, dieser ständige Versuch, die Gegenwart zu vermeiden, wird als Ichzentriertheit,
    Selbstsucht oder einfach als Ego bezeichnet."

    Man könnte das was Pema schreibt auch als Schutzimpuls ( aus Unwissenheit) beschreiben....und: "Die Gegenwart"/volle Achtsamkeit meidet man nicht nur wenn sie unerfreulich ist....Oder ?
    Läufst Du gerade weg oder nach ?
    Beides.
    Ich auch.


    ;)
    _()_

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."

  • Ego ist einfach der lateinische Begriff für ich.


    Hier mein Lieblingszitat zum Thema Ich. Ist von Azendrah.


    "Je häufiger die Formel vom Ich als Konstruktion des Gehirns wiederholt wird, umso nachdrücklicher stellt sich die Frage, was, bitte schön, ein substantiviertes Personalpronomen denn sonst sein soll?"

    Ich bin nicht im Heiligen Geschäft. Ich sing mein eigenes Lied.
    U.G.

  • Das Ego ist mit dem Verstand nicht wirklich zu begreifen. Denn Das Ego benutzt den Verstand und identifiziert sich damit. Das Ego zu beobachten ist der erste Schritt und das beginnt damit zu beobachten, was unsere Stimme im Kopf so ständig von sich gibt. Wenn wir lernen unsere Gedanken zu beobachten, dann können wir auch das Ego erkennen. Das Ego bedient sich aber nicht nur unseres Verstandes sondern auch unserer Emotionen. Sich immer wieder in die Beobachterperspektive zurückzubringen bedeutet früher oder Später die Enttarnung des Egos. Dabei muss man nicht zur Totalüberwachung greifen, sondern es geht um das beobachten ohne es zu bewerten. Das Ego bewertet durch den Verstand ständig die innere und äußere Welt. Wenn wir den Beobachter dahinter als unser wahres Ich, unsere Buddhanatur begreifen, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit bis wir das Ego durchschauen und es sich selbst auflöst. Denn das Ego selbst ist einfacher ein Entwicklungsstadium. Es ist weder gut noch schlecht, es ist einfach so wie es ist. Erwachen bedeutet einen Schritt weiter zu gehen und uns aus der Identifikation mit der Welt der Formen zu lösen. Das ist ein natürlicher Prozess der menschlichen Evolution wir können dies entweder bewusst zulassen oder weiter leiden. Das Leiden ist dabei einfach unser Lehrmeister der uns immer wieder auf den Boden zurückbringt wenn das Ego sich mit dem spirituellen anfängt zu identifizieren. Das passiert schneller als wir glauben und so ist auch immer eine gewisse Wachsamkeit angebracht wenn wir uns zu sehr mit unserem spirituellen Fortschritt identifizieren. Man könnte auch sagen, dass dann einfach ein spirituelles Ego heranwächst, das vorgibt erleuchtet zu sein oder besser als andere die nicht dem "richtigen" Pfad folgen.

  • Hallo Karma Pema


    für mich bedeutet das Ego all jenes, was mich hier als Person ausmacht.
    Es ist das, was mich um sich beissen lässt, wenn es angegriffen wird, es ist dass, was mich gegen andere abgrenzen lässt, es ist das, was mich nach Genugtuung, Rache, Erfolg streben lässt, jenes was mich in der Selbsbeweihräucherung der Rechthaberei schwelgen lässt, Tagträumerei, unzählige innere Diskussionen und Gefühle aller Art nicht nur zulässt, sondern sie regelrecht anficht und mich darin immer tiefer schwelgen lässt.
    Letzteres wäre ja nicht sooooooo schlecht, gäbe es da nicht eine Menge Gefühle, die uns den Blick vernebeln und uns in jeder Weise die Weitsicht nehmen.
    Das Ego ist für meine Anhaftung verantwortlich. Und dafür, physisch bestehen zu können.


    Im Gegensatz dazu steht mein friedvolles und grosszügiges Ich, jenes, was den Menschen in mir ausmacht, jenes, was mich achtsam sein lässt, jenes, was mich das Leid und die Freude anderer erfahren lässt ohne auf mir zu lasten. Mein Ich hat angefangen mein Ego zu beobachten und es auch oft zu belächeln.
    Ein Beispiel: ich habe etwas Tolles geleistet. Ich schwelge noch Zeit danach in meiner selbstgefälligen Betrachtung. Da schaltet sich mein Ich ein und betrachtet diese Bauchpinselei mal ganz genau. Was habe ich, wenn ich mich diesem Gefühl hingebe? Was ist es wirklich Wert für mich? Ebenso mit unangenehmen Gefühlen. Es passiert ein Abgleich mit meinem Ich. Das hat zur Folge, dass ich nicht an diesen Gefühlen anhafte. Ich werde dadurch keinesfalls emotionslos, aber erfahre zunehmend einen Zustand der Ausgeglichenheit und es gelingt auch ab und an, aus dem bedingten Kreislauf des Egos auszubrechen und eben jenseits der Eigenreflektion und der Spiegelung der Umwelt auf mich zu sehen.
    Es ist mein Ego, das Menschen und Situationen beurteilt, aber es ist mein Ich, dass sie ehrlich akzeptiert, das erkennt, wie sehr Menschen egogesteuert sind und grosszügig ihnen gegenüber wird, besonders, wenn sie eher unangenehm für mich sind. Das bedeutet keinesfalls, dass ich so ein Verhalten hinnehmen muss, sondern nur, dass es mir durch eine globalere Sichtweise möglich ist, anders zu agieren. Es ist mein Ego, das sich mit ihnen messen will, sie sogar vernichten mag, mein Ich, welches durch Vertrauen mich in Ruhe und Überlegtheit nachhaltig handeln lässt.
    Nicht immer...aber immer öfter. :)

    Der Horizont existiert nur im Auge des Betrachters, nicht in der Wirklichkeit

    • Offizieller Beitrag

    Alles ist vergänglich, aber manche Formen kehren, wenn man sie stört in ihre Ausgangsform zurück. Stupft man einen Luftballon, gibt es eine Delle, aber wenn man den Finger zurückzieht, wird er wieder rund.


    Der Mensch ist eine viel kompliziertere Sache, aber auch er im im Prinzip eine Form, die sich angesichts der Vergänglichkeit aufrecht erhält. Tritt eine Störung auf ( ein Finger der eine Delle in uns macht ) empfinden wir Leiden und versuchen in unsere "Sollform" zurückzukehren.


    Was wir real sind ist der Prozess "Das Anhaften an einen Selbst" der dauernd die Sollform zu bewahren und zu erreichen sucht. Die Sollform selbst, hat ausser als Ziel dieses Prozesses kein Realität. Aber weil sich das Phänomen "Leiden" als Abweichung zur "Sollform" definiert, ist diese als Bezugspunkt sehr wichtig.


    Je weniger "Soll" das ist, desto mehr Realitär ist als "ok" zugelassen (desto weniger Leiden). Natürlich sind wir erst mal Säugetiere und haben daher unsere Säugetier-Solls. Es soll genügend Essen, Trinken, Sicherheit usw. da sein. (Die ganze Maslowsche Gedürfnispyramide: Gesundheit, Harmonie, Ansehen, Ruhm, Freundschaft) Weil der Mensch und sein Denken so flexibel ist, ist der Ausprägung der Sollform keine Grenze gesteckt. Für einen Ökoaktivist ist das beherrschende Soll in seinem Lebens, das ökologische Gleichgewicht. Für Che Guevara vieleicht die soziale Geechtigkeit so wichtig, dass er seine Persönlichkeit und sogar sein leben dafür aufopfert. Und es gibt manager, für die der Verkauf irgendwelcher Produkte zu ihrem grossen Lebens-Soll wird.


    Das Ego ist der Sollform. Die Karte all jener Zustände bei dem man unglücklich (Wo Leid, Genevtheit, Unbehagen auftritt ) wird, wenn sie nicht im grünen Bereich sind.


    Karma Pema:


    an der Wurzel packt. Wie sind wie der Vogel Strauß, der seinen Kopf in den Sand steckt in der Hoffnung, Trost zu finden


    Ich finde den Spruch: "Auch wenn man seinen Kopf noch so sehr in den Sand steckt, der Hintern schaut stets hervor", sehr weise.

  • Namaste


    alle bisherigen Erklärungen darüber, was das Ego sein soll waren Beschreibungen für etwas das man lächerlich machen muss, etwas das bäh ist, etwas das man nicht ernst nehmen soll und am besten ignorieren soll. Es war ein Fremdkörper.
    Erst durch die Beschreibung von Pema Chödrön finde ich Einsicht, was dieses Ego sein soll. Sie behandelt es mit Liebe.
    Ein Abschweifen vom Hier und Jetzt, nicht mehr und nicht weniger.
    Damit hab ich etwas in der Hand womit ich umgehen kann. Es sind keine leeren Worte von etwas, das fiktiv irgendwo sein soll.


    Gute Wünsche,
    Karma Pema

  • Hallo Karma Pema,


    so habe ich es gelernt:


    Es gibt drei "Arten" vom Ego:


    1) Das selbstbewusste Ich, d.h. Selbstbewusstsein (strahlt innere Stärke aus, im Tibetischen gibt es dafür allerdings kein Wort, die Tibeter kennen und kannten wohl kein mangelndes Selbstbewusstsein, tendenziell wohl eher ein typisch westliches Phänomen),
    2) Das große illusorische Ego --- weigert sich krampfhaft aus existenziellen Ängsten (Vergänglichkeit) heraus zu akzeptieren, dass es nicht beständig ist. Aus dieser Unwissenheit (Anhaftung) heraus entstehen die Geistesgifte Gier, Hass, Verblendung, die Karma "produzieren",
    3) Das kleine, funktionale Ich.

  • Namaste Frank,


    wenn ich das Wort ICH verwende, so ist es zunehmend etwas das mir vertrauter wird.
    Das Wort Ego hingegen ist mir fremd.
    Besonders dann, wenn mir jemand sagt das Ego macht dies und das Ego macht das.
    Die Beschreibung von Pema Chödrön allerdings lässt offen, was dieses besagt Ego tut. Es ist aus der Situation heraus etwas, dass sich genauso wandelt wie alles andere.
    Keine Art von, das Ego macht dies oder das Ego macht das. Nur etwas was man beobachten kann.



    Gute Wünsche,
    Karma Pema

  • Werter Frank,


    Aber deine Küchen-psychologie hat doch wirklich nichts mit Taoismus zu tun. (Psychologie ist eh ein seltsames Glaubenssystem).
    Ich glaube, du solltest wirklich einmal anfangen dich mit den daoistischen Basics zu beschäftigen. Mit dem Dao de jing und dem Zhuangzi.
    Dann würdest du merken, das du so ziemlich was anderes als deine Vorstellungen findest, Dinge wie Pu (Einfachheit), Ziran (von selbst so, Natürlichkeit), Wu Wei (nicht willentlichem Handeln, Nicht Handeln, doch nichts bleibt ungetan), Wu Ming (Nicht Benennen), Bu Shi Fei (Nicht Unterscheiden), Wu Zhi (Nicht Wissen), Wu Si (Nicht Ich), Wu Xin (Nicht HerzGeist = Bewusstsein), Yao Yi Wu Ji (Wandern in der Einheit und im Grenzenlosen), Zuo Wang (Sitzen und Vergessen), Qing Jing (Klarheit und Stille des Geistes) und sicher Dao (der Weg, der Fluss des Seins) und De (Die Wirkkraft des Dao).
    Was du lehrst, scheint damit wenig zu tun zu haben. Und ganz nebenbei bemerkt ist Daoismus durchaus ein gänzlich anderer Ansatz als Buddhismus.


    "Sei einfach leer, das genügt."


    "Lass Dein Herz im Ungeteilten wandern
    und den Lebensatem eins werden mit dem Unendlichen.
    Folge der Natur der Dinge,
    lass das Ich nicht erscheinen
    und die Welt wird geordnet sein."


    "Einer der nichts kann
    der sucht nach nichts
    er schlägt sich den Bauch voll
    und wandert umher


    wie ein nichtvertautes Boot
    leer und treibend "


    Zhuangzi


    Zurück zum Ego-Thema. Die Schwierigkeiten mit dem Begriff Ego ist, das es meist als ein Teil des Ichs gesehen wird, was unsinnig ist, so in der Art "Ich und mein Ego" (Ins deutsche übersetzt als "Ich und mein Ich" - man macht aus einem Ich mehrere). Man sollte verstehen, daß beides identisch ist, nur ein anderer Begriff dafür. Ein friedvolles und grosszügiges Ich ist eben genauso Ich/Ego, wie die Teile, die wir als negativ interpretieren.


    Zu der Schaffung von mehreren Ichs hab ich was schönes bei Prof. Peter Pfrommer in seinem Buch "Die Entdeckung der Ichlosigkeit" gefunden:


    Zitat

    All diesen [Selbstverbesserungs-]Konzepten ist gemein, dass willentlich eine unangenehme Seite der eigenen Person eliminiert werden soll. Warum funktioniert das alles nicht? All diesen Strategien zur Selbstverbesserung lastet im Grunde dasselbe Manko an: Da ist zunächst ein Ich, welches das Ich verändern möchte. Da sind also auf einmal zwei Ichs (mindestens). Welches der beiden Ichs ist nun das, auf welches wir uns als »unser persönliches Ich« berufen? Ist es das führende Ich, welches weiß, wo es langgeht, oder ist es das geführte Ich, welches die Hilfestellung benötigt? Und überhaupt: Woher kennt das eine Ich den Weg, wenn das andere nichts davon weiß? Bin ich jetzt eigentlich Subjekt oder Objekt? Oder anders gefragt: Wenn ich doch weiß, wo es hingehen soll (Toleranz, Hingabe etc.), warum bin ich dann nicht schon längst dort? Was hindert mich, wenn ich mich doch als freies Wesen sehe?


    Betrachtet man die Motive der Selbstverbesserung genau, dann erkennt man, dass es hier im Grunde um die Zügelung oder gar Eliminierung des persönlichen Ichs, mithin des Egos geht. Das ist der eigentliche Kern der spirituellen Suche. Durch spirituelle Übungen soll der Störenfried Ich wenn nicht gänzlich überwunden, dann doch wenigstens an die Leine gelegt werden. Das bedeutet, dass das persönliche Ich, welches den Vorgang vom Konzept her betreibt, sich selbst aus dem Weg zu räumen versucht. Im übertragenen Sinn wird der Mörder mit seiner eigenen Hinrichtung betraut.

    Ich bin nicht im Heiligen Geschäft. Ich sing mein eigenes Lied.
    U.G.

  • Ego stellt sich ein, sobald ich an der Soheit (Tathata) etwas ändern will. Die inneren und äusseren Sinnesgrundlagen (ayatana) geben euch die Antwort. Z.B. das Auge (innere Sinnesgrundlage) - sehen (äussere Sinnesgrundlage): Durch das Wahrnehmen eines Objektes mit dem Auge entsteht Kontakt, aus Kontakt entwickelt sich Gefühl und mit dem Gefühl kommt das Ego/Ich ins Spiel welches anfängt zu werten (gut/schlecht) oder anhaftet, das will ich, das will ich nicht. So entsteht Gier und Hass.

  • Hi kudi,


    kudi:

    Ego stellt sich ein, sobald ich an der Soheit (Tathata) etwas ändern will. Die inneren und äusseren Sinnesgrundlagen (ayatana) geben euch die Antwort. Z.B. das Auge (innere Sinnesgrundlage) - sehen (äussere Sinnesgrundlage): Durch das Wahrnehmen eines Objektes mit dem Auge entsteht Kontakt, aus Kontakt entwickelt sich Gefühl und mit dem Gefühl kommt das Ego/Ich ins Spiel welches anfängt zu werten (gut/schlecht) oder anhaftet, das will ich, das will ich nicht. So entsteht Gier und Hass.


    So ist es. Jetzt muss das alles nur noch vollkommen restlos bewusst werden damit der triebhafte Zwang aufhört, an der Soheit etwas ändern zu wollen. Weil halt das Gefühl sofort ergriffen wird und Annehmen/Ablehnen entsteht. Und das ist so existentiell verwurzelt, dass es sehr viel ernsthafte Übung braucht alles loszulassen.

  • kudi:

    Ego stellt sich ein, sobald ich an der Soheit (Tathata) etwas ändern will.


    Also ist "ego" Wille ? -

    Zitat

    »Den Willen (cetanā), ihr Mönche, bezeichne ich als die Tat (cetanāham bhikkhave kammam vadāmi), denn mit dem Willen wirkt man die Tat in Werken, Worten und Gedanken . . .

    .


    Ego stellt sich also auch ein, sobald ich an der Soheit nichts ändern will, oder?


    Kann denn einer, ein Ich, Ego oder puthujjana überhaupt Soheit erkennen?

  • Hallo mukti
    Da hast du recht. Wenn du die Quintessenz der Lehre Buddhas intellektuel verstanden hast, hast du dir eigentlich nur Wissen und Einsicht angeeignet, welche dir aber im Leben sehr hilfreich sein können. Die Schwierigkeit liegt aber in der Umsetzung. Die Doktrin die wir von Geburt bis zum heutigen Tag erhalten haben, ist so fest in uns verankert, dass es schwierig ist sie loszulassen. Aber es ist möglich. Nicht von heute auf morgen. Aber wie sagt man: Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.
    MlG Kudi

  • Das "Ich" ist nicht real, es ist nur eine Vorstellung. Körper und Geist erscheinen im Bewusstsein und der Geist macht die Vorstellung: das bin ich.


    Zitat

    In Abhängigkeit wovon - und nicht ohne Abhängigkeit - besteht nun (die Vorstellung) «Ich bin»? In Abhängigkeit von Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen, Bewußtsein besteht (die Vorstellung) «Ich bin», nicht ohne Abhängigkeit (davon).


    Wie wenn, Bruder Ānanda, ein Weib oder ein Mann oder ein Jüngling, die sich zu schmücken lieben, das Bild ihres Gesichtes in einem Spiegel oder in einer reinen, klaren, durchsichtigen Wasserfläche betrachten, dann sehen sie es in Abhängigkeit (vom Spiegel oder der Wasserfläche), nicht ohne Abhängigkeit. Ebenso auch, Bruder Ānanda, besteht (die Vorstellung) «Ich bin» in Abhängigkeit von Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen, Bewußtsein, nicht ohne Abhängigkeit (davon).


    http://www.palikanon.com/samyutta/sam22_090.html#r157


    Das ist ganz einfach, die Phänomene und Funktionen werden als solche erkannt ohne das ihnen weiter nachgegangen wird, dann entsteht nicht die Vorstellung "das bin ich".


    Zitat

    "Möge mich der Erhabene die Wahrheit lehren, möge mir der Erhabene die Lehre zeigen, dass es mir lange zum Segen und zum Wohl gereiche!" - "Was das angeht, Bāhiyer, kannst du dich so üben: 'Gesehenes gelte dir nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes, sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes.' So kannst du dich üben, Bāhiyer. Wenn dir Gesehenes nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes gelten wird sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes, dann, bist 'du' nicht 'dort' Bāhiyer, dann ist 'das' nicht 'deine' Sache, dann Bāhiyer, bist 'du' weder 'hier' noch 'jenseits' noch 'dazwischen': Das eben ist das Ende des Leidens. "
    Als der Bāhiyer Dāruciriyo vom Erhabenen diese kurze Lehrdarlegung erhalten hatte, wurde sein Herz ohne Anhangen von Beeinflussung frei.


    http://www.palikanon.com/khuddaka/udana/ud_1.htm


    Warum ist es nicht für alle so einfach wie für Dāruciriyo? Weil wir unterschiedliche Voraussetzungen haben, in verschiedenem Maße verblendet oder in Unwissenheit sind. Der Geist ist gewöhnlich so getrübt dass er die Wahrheit nicht sehen kann, auch wenn er sie theoretisch verstanden hat. Ich verstehe: das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst, aber loslassen kann ich es nicht, nur ein wenig, manchmal, solange kein zu großes Leid durch die Entbehrung entsteht. Die Gewohnheiten sind sehr stark und der trickreiche Geist findet tausend Ausreden um ihnen nachgehen zu können. Da hilft das feste Vertrauen: die Fähigkeit zur Erleuchtung ist in mir.

  • @ mukti:

    Zitat

    nur ein wenig, manchmal, solange kein zu großes Leid durch die Entbehrung entsteht.


    Wenn dir die Frage, Antwort nicht zu nahe dringt: was meinst du damit ?
    Ich frage, weil ich `Entsagung`iwie nicht leidhaft empfinde- oder meinst du mit `Entbehrung`was anderes ?

  • blue_apricot:

    @ mukti:

    Zitat

    nur ein wenig, manchmal, solange kein zu großes Leid durch die Entbehrung entsteht.


    Wenn dir die Frage, Antwort nicht zu nahe dringt: was meinst du damit ?
    Ich frage, weil ich `Entsagung`iwie nicht leidhaft empfinde- oder meinst du mit `Entbehrung`was anderes ?


    Also je mehr ich an etwas angehaftet bin, desto mehr leide ich an dieser Entsagung. Ohne jegliche Anhaftung wäre das ja schon die Befreiung/Erleuchtung.

  • Ich seh das so , dass es eine Art Reibung ist, die entsteht, wenn man Gewohnheiten fallen lässt, zum Beispiel das Denken; - das "Leiden der Anstrengung" sozusagen. Da ist eine Art Knarzen wenn das Nivarana Abneigung und Begehren bröckelt.


    Das kann ich dann nur annehmen. Dann gehts schon. Ich vergess das dann mitten drin in der Übung. Dann is es wech.
    Aber möglicherweise braucht man da ein Grundvertrauen zur `gedankenlosen`Hingabe.


    Das

    Zitat

    spricht Shamata/Zazen, Sati im Stehen, Liegen, Sitzen, Gehen.
    Das ist `Entsagung`für mich. Lust und Unlust dauert bischen länger zu entsagen. Knarzt halt. Der Protagonist hier hatte dieses Problem nicht. War vermutlich eh Asket ? Die Gegenwart eines Buddha erleichtert ja: just living in the moment- ungemein.


    Voll der coole `Anfängergeist` der Knabe. :)

  • Reibung, Knarzen und wech - naja Gedanken loszulassen ist nicht so schwer wie Empfindungen loszulassen. Insofern ist das "Ich" nicht nur eine rein gedankliche Vorstellung will mir scheinen, auch eine tief im Herzen wurzelnde Empfindung.


    Vom Dāruciriyo soll es übrigens Berichte geben dass er schon sehr weit fortgeschritten war, auch von vorigen Leben wo er schon eifrig geübt hat, hat mal einer im Forum geschrieben. Ich weiß aber jetzt nicht wo die zu finden sind.

  • @ mukti:

    Zitat

    Insofern ist das "Ich" nicht nur eine rein gedankliche Vorstellung will mir scheinen, auch eine tief im Herzen wurzelnde Empfindung.


    Mag sein, aber das Herz scheint mir ganz nah. Die Wurzel noch näher. Und die Formationen kann man von Bewusstsein, von Geist nicht trennen. Es ist so eine Art Bewusstseins-verblendung oder Verunreinigung des Geistes, wie ein Schatten, ein Gegenbild. Wie auch immer, kein Ding. Für mich ist dieses Ego in den Geistesgiften präsent. Denn je klarer die Mattscheibe, je weniger Unwissenheit, Hass und Gier, desto weniger Ich-Empfinden. Ganz ehrlich: ich vermiss es nicht. Und ich leide auch nicht an Entsagung, nur an Entsüchtung. Eben das "Knarzen". Das wird stärker je länger man in die falsche Richtung läuft. Also wenn man nicht sitzt und nicht präsent bleibt.


  • Das finde ich (das kleine funktionale) sehr gut erklärt.
    Punkt 1 setze ich mit dem Bewusstsein was die Achtsamkeit erzeugt gleich...
    Nr. 1 kann mit viel Achtsamkeit und Übung Nr. 2 von Außen "beobachten" und dadurch zeitweise auflösen. Und um dieses Nr. 1 dreht sich dann auch die Wiedergeburtsdiskussion (in meinen Augen). Nr. 2, die Illusion verschwindet.