Wie lerne ich Loszulassen?

  • Hallo bin neu hier und merke grade, dass ich mit meinem Benutzernamen hier wohl ein Exot bin. :doubt:


    Ich habe seit vielen Jahren eine Affinität zum Buddhismus, möchte mich aber dennoch als blutige Anfängerin bezeichnen, da ich mich "theologisch" (sorry für das Wort, mir fällt als ehem. Katholikin kein anderes ein) nie sehr darin vertieft habe. Mir ging es immer mehr um das Praktische, um geeignete Meditationsformen etc. und habe mich daher eher von Büchern wie "Meditation für Skeptiker" etc. angzogen gefühlt. Ob es den historischen Buddha wirklich gab, ist für mich zweitrangig und an Wiedergeburt glaube ich auch nicht.


    Nachdem ich mich nun vielleicht schon so richtig unbeliebt gemacht habe, Näheres zu meinem Problem: Ich habe einen sehr unruhigen Geist und schaffe es nie wirklich, diesen in der Meditation zu beruhigen. Ich habe immer wieder über weite Strecken meines Lebens meditiert bzw. mich sehr zum Meditieren hingezogen gefühlt, aber ich bin darin nie wirklich sehr weit gekommen. Und ich kann nicht loslassen, wenn mich etwas bedrückt.


    Nun befinde ich mich seit etwa zwei Jahren in einer tiefen Lebenskrise, die sich immer mehr zuspitzt und mich dermaßen aus der Bahn geworfen hat, dass ich keine Ruhe mehr finde und aufpassen muss, nicht zu Betäubungsmitteln zu greifen. Ich bewundere es immer, wenn ich von Menschen lese, die in ihren Krisen durch Meditation stets die innere Mitte finden bzw. bewahren. Ich sehen mich danach, meine Ängste, Wünsche und Sehnsüchte, die sich sich so stark zu Wort melden und mich verrückte Dinge tun lassen, loslassen zu können bzw. beobachten zu können, ohne ihnen nachzugeben, aber ich schaffe es nicht. Ich merke genau, wie wenig gut mir die Anhaftungen an bestimmte Gegebenheiten und vor allem Menschen tun und ich weiß, dass ich auf einem falschen Kurs bin, bin aber offenbar zu schwach oder zu dumm oder einfach zu undiszipliniert, um dem Herr zu werden.


    Habt ihr irgendwelche Anregungen oder Tipps für mich? Wie geht ihr damit um, wenn ihr aufgewühlt seid oder gar selbst in existenziellen Krisen steckt? Wie sehr hilft euch da der Buddhimus bzw. diverse Praktiken?


    Sorry, falsch meine Frage dumm ist, aber ich sehne mich nach meinem inneren Frieden, sehne mich danach, wieder "Herrin im eigenen Haus" zu sein...

  • Hallo Elke,


    wie lernt man loszulassen, das ist die Frage mit der sich der Buddhismus beschäftigt, das ist es was der Buddha gelehrt hat mittels vieler Erklärungen und praktischer Übungen. Es ist die vierte edle Wahrheit, der achtfache Pfad, darin können wir uns üben so gut es eben geht.


    Für ein besseres Verständnis gibt es gute Einführungsliteratur und der Besuch von Voträgen und Meditationsveranstaltungen ist auch nützlich. Erstmal klar darüber werden ob man eine bestimmte Richtung bevorzugt, und wenn ja welche. Ich empfehle den Palikanon als die älteste Überlieferung und den Theravada, weil es die Richtung ist die ich am Besten nachvollziehen kann. Einfach mal einiges anschauen und ausprobieren, dann findet man bald seinen Weg und hat die ersten Erfolge.


    Schöne Grüße,
    mukti

  • Hallo Elke,
    lass' Deine Meditation zweck-los sein. Versuche nicht, Dich hinzusetzen mit der Idee, eine halbe Stunde zu meditieren um anschließend xy zu sein.
    Und wenn Dein Geist nicht ruhig wird, dann wird er es eben nicht.
    Mach' weiter, sei Beobachterin Deiner Gedanken.
    Sie ziehen auf wie Wolken, sie ziehen weiter wie Wolke.
    Nicht festhalten, nicht versuchen, sie zu verscheuchen, nicht wegsehen.
    Es sind dunkle Wolken dabei?
    Dann sind dunkle Wolken dabei.
    Sieh' sie Dir an, wie sie durchziehen.
    Sei nicht die dunkle Wolke, verleugne sie aber auch nicht.
    Sie ist da, aber sie ist nicht Du.


    Wenn Du den Weg des Buddha gehen möchtest, dann versuche, Dich so weit es Dir jetzt und hier möglich ist, am Edlen Achtfachen Pfad zu orientieren und die Übungsregeln der Fünf Silas anzunehmen.


    Wenn Du noch was lesen magst:
    http://www.palikanon.com/khuddaka/dhp/dhp4.htm#Magga


    Liebe Grüße
    Andreas

  • Ich danke euch, für eure Antworten!


    So ganz unbedarft bin ich bezüglich Buddhismus nicht, aber irgendwie hapert es an der Umsetzung. Es ist schwer, zu beschreiben. Intellektuell verstehe ich es und denke: „Ja, das ist es!“, aber es macht dann nicht wirklich „Klick“ in mir. Es ist in etwa so, wie wenn man eine Fremdsprache lernt: Man versteht auf einmal sehr viel von dem, was gesagt wird, weil man bestimmte Worte versteht und sich dann den Sinn des Gesagten zusammenreimen kann – aber man kann es selbst (noch) nicht sagen.


    Danke vor allem für die Meditationstipps und den Link zum Palikanon. Diese Texte wie „Kein Ding bleibt immer gleich, wer's eingesehen hat, Kehrt sich vom Leiden ab. Dies ist der Reinheitspfad. Kein Ding befriedigt ganz, wer's eingesehen hat, Kehrt sich von Leiden ab. Dies ist der Reinheitspfad. Und kein Ding ist mein Ich, wer's eingesehen hat, Kehrt sich vom Leiden ab. Dies ist der Reinheitspfad“ sprechen mich sehr an und ich spüre, wie wahr sie sind – aber wie ein kleines Kind klammere ich mich an den Rockzipfel der Mutter, sprich an die Illusionen des Habens und Seins.


    Eines meiner größten Defizite ist die Unkonzentriertheit – ich träume ständig vor mich hin, bin stets gedanklich woanders, als in der Realität und bin der sprichwörtliche „zerstreute Professor“, aber wenn ich das Stichwort „Achtsamkeit“ höre, dann bringt es etwas in mir zu klingen…und dann kommt mein zweites Defizit, die Faulheit ins Spiel und ich gebe mich wieder lieber meinen Phantasien und Trugbildern hin.


    Ich merke schon, während ich das schreibe: Ich muss mich endlich auf die Socken machen.

  • ELKE:

    Zitat

    Wie lerne ich loszulassen?


    Durch los-lassen :)


    Zitat

    Nun befinde ich mich seit etwa zwei Jahren in einer tiefen Lebenskrise, die sich immer mehr zuspitzt und mich dermaßen aus der Bahn geworfen hat, dass ich keine Ruhe mehr finde und aufpassen muss, nicht zu Betäubungsmitteln zu greifen. Ich bewundere es immer, wenn ich von Menschen lese, die in ihren Krisen durch Meditation stets die innere Mitte finden bzw. bewahren.


    Guten Tag!
    Es wird ja viel geschrieben :P zuviele Bücher überall.Da kann man vielleicht auch den Eindruck gewinnen,dass die Leute die wo das schreiben alles Erleuchtete sind und keine Krisen durchleiden.Dem ist ja nicht so.Selbst Ordinierte haben Krisen.bzw:Die "Krise" hat sie.


    Es gibt ganz existenzielle Not und da ist meine Erfahrung dass Körper und Geist derart in Alarmbereitschaft ( angespannt )sind,dass meditation,sich Setzen,unmöglich erscheint. gehmeditation ist dann hilfreich und alle Arten von bewegter Entspannungsmethoden,z.b.HathaYoga um einen "kühlen Kopf" zu bewahren.Irgendwas mit "Holz hacken" oder einfach Laufen,ein paar mal "um den See". Also das was auch Nachbar Müller macht "wenn er am Rad dreht"( im Kopf) Manche backen 5 Bleche Kuchen, andere pflügen den Garten um. :)


    .Tatsächlich klärt sich vieles und beruhigt sich,wenn wir nichts machen ausser die Situation und uns selber zu akzeptieren von Moment zu Moment und uns einfach nur auf die Füße und den Atem zu sammeln,ohne Zwang,rückbesinnen auf ein Objekt und alles lassen,von den Gefühle, Gedanken,Vorstellungen ab-lassen.Dafür muss man gar nichts tun. das ist Nicht-Tun und "die innere Mitte finden und bewahren".


    Das mit dem "Bewahren" gerade in Krisen,Krankheit,Verlust ist sehr schwer,auch für Geübte.Ich weiss das von mir.Wenn der schmerz und die Irritation zu heftig sind,greift die Gewohnheit und wir wollen schnelle Ablenkung,schnelle Betäubung. Damit sind die Probleme dann nicht so unerträglich nah.aber sie gehen nicht weg davon,im Gegenteil wir schaffen uns neue Probleme.


    Was mir eine der schlimmstenKrankheiten erscheint, sind die Vergleiche: Etwas hat so und so zu sein oder nicht so oder so zu sein. Daran leiden wir doch ,oder?: "Mit uns stimmt was nicht,an der Situation stimmt was nicht". Sie oder "ich" mag uns nicht stimmmig erscheinen,aber es ist gerade so wie sie ist.In der tiefsten Nacht beginnt die Morgenröte.Die Morgenröte kämpft nicht gegen die Nacht, die Nacht nicht gegen die Sonne,die Sonne nicht gegen die Abendröte.


    Eine Freundin von mir plant ihre Tage schon ein halbes Jahr im vor raus,sie plant sogar wann Familientage,wann Tage für freundschaft sind und wie diese Tage auszusehen haben,damit sie perfekt sind, harmoisch und sinnv-voll( befriedigend)Sie plant wann und wie ihr Junge eine bessere Zensur nach hause bringen könnte.Sie regt sich auf,wenn die Dinge dann nicht so sind,wie sie sich vorgestellt und geplant hat,obwohl sie alles unternommen hat um das sicher zu stellen.Vermutlich meint sie,sie wäre nicht "gut genug" wenn sie nicht perfekt ist.So zu denken ist sehr leidvoll.


    Sie lernt gerade öfters loszulassen, weil ihr Sohn sich wehrt und sie kann nichts dagegen tun.Er ist und will anders als sie.Was kann sie tun? Letztens fragte sie mich am telefon was ich das so mache "im Buddhismus".Es ist sehr schwierig einem "Kontrolltyp" zu vermitteln was Nicht-Tun ist :roll: Glaub mir.Noch sehr viel schwieriger wenn jemand nicht an Karma (Schicksal )glaubt oder noch nie die Erfahrung gemacht hat:ich -bin -ganz -und -gar -nicht -Herr im eigenen Haus.


    Durch diese erfahrungen konnte ich dann immer wieder loslassen bis hin dazu dass ich bereit war, das "alte Leben" loszulassen.Die Dinge sind wie sie sind, sie passieren so oder so. Die Gefühle sind wie sie sind,sie kommen so oder so. wir sind in keinem Moment der,der wir im Vorherigen waren. Und nichts ist in diesem Moment so, wie es im letzten war.Deswegen ist das einzige was wir "tun" können um Erleichterung zu erfahren: Akzeptanz (in Güte) in Achtsamkeit.


    Viele Grüße
    Hotei


    :)

    Zitat

    die Faulheit ins Spiel und ich gebe mich wieder lieber meinen Phantasien und Trugbildern hin.


    na, gib dich ihnen doch hin,aber diesmal schaust du zu.immer öfters.es ist ein "film". wenn du zuschaust,was passiert dann ?

  • Ich denke, zu Beginn ist es erst einmal wichtig, für sich zu klären, was das ist:


    Illusionen des Habens und Seins


    Ich meine jetzt nicht die konkrete Ausprägung - ich meine die Begriffe und wieso, und das ist das Entscheidende, wieso es eine Illusion ist.


    Mit unserer Geburt, über die Entwicklung des Säuglings zum Kleinkind, bis zum Erwachsenen unterliegen wir einer steten Konditionierung. Wir sind wie Pawlowsche Hunde, trainiert zu denken und zu handeln, wie "man" es von uns erwartet um zu funktionieren. Der Punkt, an dem man ansetzen kann, ist zu begreifen, dass es nur Konditionierungen sind, und, dass man sie überwinden kann.


    Haben nund Sein machen auch nur im Rahmen dieser Prägung Sinn. Es gibt nichts, was es sich wirklich lohnt zu haben, zu besitzen. Das Sein wird auch von diesem "haben wollen" bestimmt. Wenn du nicht mehr "haben" willst, wird dein Sein sich verändern, erst langsam aber dann immer schneller und dann kommt der "Klick" ganz von allein. Diese Einsicht, nicht mehr haben wollen zu müssen, ist der erste Schritt, die Konditionierung zu verlassen, "loszulassen".


    Grüße

  • Hi Hotei,


    danke für deinen Beitrag und deine Anregungen, die ich sehr hilfreich finde.


    Hotei:


    Es gibt ganz existenzielle Not und da ist meine Erfahrung dass Körper und Geist derart in Alarmbereitschaft ( angespannt )sind,dass meditation,sich Setzen,unmöglich erscheint. gehmeditation ist dann hilfreich und alle Arten von bewegter Entspannungsmethoden,z.b.HathaYoga um einen "kühlen Kopf" zu bewahren.Irgendwas mit "Holz hacken" oder einfach Laufen,ein paar mal "um den See". Also das was auch Nachbar Müller macht "wenn er am Rad dreht"( im Kopf) Manche backen 5 Bleche Kuchen, andere pflügen den Garten um. :)


    Hm, mein "Holz hacken" ist dann wohl das Radeln oder Spazierengehen im Wald. Selbst da wälze ich Probleme und ärgere mich danach, dass ich die Schönheiten der Natur und die Freude an der Bewegung und Kraftanstrengung nicht wirklich registriert oder genossen habe. Vielleicht sollte ich da als Erstes ansetzen.


    Vermutlich stelle ich auch zu hohe Ansprüche an mich selbst und glaube, dass "Erleuchtete" oder ernsthaft Praktizierende über den Dingen stehen und dann neige ich zum Aufgeben. Du hast meine Vorstellung in deinem Beitrag diesbezüglich ja geradegerückt.


    Zitat

    na, gib dich ihnen doch hin,aber diesmal schaust du zu.immer öfters.es ist ein "film". wenn du zuschaust,was passiert dann ?


    Stimmt, das vergesse ich immer wieder, dabei habe ich es natürlich auch erlebt, dass ich Distanz gewinne und sich starke Gefühle wie Wut oder Eifersucht oder Verlangen auflösen, wenn ich sie "von außen" betrachte.

  • Nichts zu Danken.


    Zitat

    Stimmt, das vergesse ich immer wieder, dabei habe ich es natürlich auch erlebt, dass ich Distanz gewinne und sich starke Gefühle wie Wut oder Eifersucht oder Verlangen auflösen, wenn ich sie "von außen" betrachte.


    Auch natürlich Fantasien und Träumereien,lösen sich auf!
    Ich bin nämlich auch so verträumt.
    Ich glaube,also bei mir,war das schon früh ein Geborgenheitsersatz.Das sind so Gewohnheiten dann in der folge und die sind stark,frage einen Ordinierten nach seinen gewohnheitsmäßigen Tendenzen und er wird mit den Augen rollen,so tief und unmerklich fest sitzt das und bestimmt über Handlungen.

  • Zitat

    dass "Erleuchtete" oder ernsthaft Praktizierende über den Dingen stehen


    Mach Ausdauersport oder Yoga als Ausgleich, das lenkt ab, auch viele Mönche betreiben irgendeinen Sport :) und sei es Treppen oder Boden putzen. Da wird dann so intensiv geputzt dass man meinen könnte der Boden hätte ihnen irgendwas getan...

  • Elke:


    1. Vermutlich stelle ich auch zu hohe Ansprüche an mich selbst
    2. und glaube, dass "Erleuchtete" oder ernsthaft Praktizierende über den Dingen stehen
    3. und dann neige ich zum Aufgeben.


    Hi, Elke,
    1. Dann lasse es ab sofort bleiben ... :P
    2. Willst Du als Ex-Katholikin schon wieder etwas anderes "glauben"? :oops: Kennst Du einen dieser Spezies? :D
    3. Aufgeben ist genau das Falsche ... 8) Durchziehen ... ;)
    Und Laufen ist- wie schon empfohlen- überaus effizient, um zur Ruhe und zu sich selber zu kommen. Ich mache das auch und sitzen- sitzen- sitzen. Das ist alles.
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Ich danke euch allen für eure Antworten und die vielen Tipps und Anregungen! Ich hatte schon Angst, dass ich mit meiner Frage nicht ganz ernst genommen werde.


    Heute habe ich bei meiner täglichen Radtrainingsrunde mal bewusst drauf geachtet - beobachtet 8) - was mir so durch den Kopf rumgeht und ob ich mich wieder in meinen Traum- und Gedankenschleifen verfange. Ich merke natürlich, dass mein ruheloser Geist viel "Übung" braucht. Sorry, falls ich ungeschickt formuliere oder mich falsch ausdrücke. Dass das Ganze in meinem Unterbewusstsein zu rumoren anfängt, merke ich auch daran, dass ich letzte Nacht irgendwas über den Buddhismus geträumt habe - weiß leider nicht mehr was, aber das ist auch nicht wichtig.


    crazy-dragon:


    2. Willst Du als Ex-Katholikin schon wieder etwas anderes "glauben"?


    Du hast Recht: Genau das hat mich zum Buddhismus hingezogen, weil er frei von Dogmen ist .

  • Elke:


    Du hast Recht: Genau das hat mich zum Buddhismus hingezogen, weil er frei von Dogmen ist .


    Na der Buddhismus vielleicht nicht, aber Zen ... :P Und frei davon machen kannst Du Dich nur selber. Wenn Du sagst, Du brauchst viel Übung: Ich übe auch täglich vom Aufstehen bis ich die Augen zumache und morgen wieder. 8)
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • crazy-dragon: Von Zen fühle ich mich auch am meisten angesprochen. Und du hältst andere Richtungen für dogmatisch? Beim Tibetischen Buddhismus habe ich auch den Eindruck, aber ich habe mich zu wenig in die Materie vertieft, um da jetzt mitreden zu können. Außerdem hat der Volksglaube in den buddhistisch geprägten Ländern aus der „Reinen Lehre“ wohl auch etwas völlig anderes gemacht.


    Und wenn man das Neue Testament und die Worte Jesu liest und dann in eine Kath. Kirche geht, klatscht man sich auch mit der Hand gegen den Kopf und fragt sich, was das jetzt soll. Offenbar braucht der Mensch Bilder, Rituale und Symbole, an die er sich klammern kann *schulterzuck*


    crazy-dragon:


    Wenn Du sagst, Du brauchst viel Übung: Ich übe auch täglich vom Aufstehen bis ich die Augen zumache und morgen wieder. 8)
    _()_c.d.


    Fleißig... :oops:

  • Zitat

    . Dass das Ganze in meinem Unterbewusstsein zu rumoren anfängt, merke ich auch daran, dass ich letzte Nacht irgendwas über den Buddhismus geträumt habe -


    ....lach, ich denke, die "Veränderung" hat begonnen, und das könnte erst der Anfang sein.


    Viel Erfolg bei Deiner spirituellen Entwicklung und Reise!


    :)

    Der Horizont existiert nur im Auge des Betrachters, nicht in der Wirklichkeit


  • Klingt alles ganz normal.
    Du musst nicht loslassen, wenn Dich was bedrückt. Am ehesten funktioniert, davon loszulassen den unangenehmen und bedrückenden Emotionen aus dem Weg gehen zu wollen.
    Ich vermute, Du willst das unangenehme Gefühl los werden. Das ist nicht Loslassen, das ist Loswerdenwollen.


    Niemand und keine Situation kann Dich dazu zwingen, Drogen zu nehmen. Es ist immer Deine Entscheidung. Mach also was Du willst, aber beklage Dich nicht darüber, wenn es Dir dann schlimmer geht. Die Macht ist bei Dir.


    Wenn Du in blöde Beziehungen verstrickt bist, dann löse diese Beziehungen. In den meisten Fällen ist das der einfachste Weg. Hast Du also einen Kerl an der Backe, der Dir nicht gut tut, dann lass ihn, auch wenn es Dir erst mal das Herz zerreisst. Er wird sicher nicht die Erfüllung Deiner Sehnsüchte und Wünsche sein, sonst wäre er es jetzt schon. Ich würde mir anschauen woher es kommt, dass Du Dir Hoffnungen machst, wo keine Hoffnung ist. Erlösungswünsche, und seien sie noch so verrückt, sind meiner Meinung nach tief verwurzelt, und es ist hilfreich, diesem Spiel auf die Schliche zu kommen. Du bist also weder schwach, noch dumm, noch undiszipliniert, sondern kennst einfach Deine Mechanismen nicht, weshalb sie Karussell mir Dir fahren können.
    Die Wünsche und Sehnsüchte loswerden zu wollen halte ich für vergebliche Liebesmühe. Aber hinter jedem Wunsch steckt ein Bedürfnis, das sucht seine Befriedigung. Das ist lebenswichtig. Hast Du also den Wunsch nach Nähe, dann ist das ein normales und gesundes Bedürfnis für das Tier Mensch. Du brauchst also Menschen, die Dir diese Nähe vermitteln können. Hast Du diese, dann beruhigt und normalisiert sich der aus dem Ruder gelaufene Wunsch allmählich. Suchst Du Dir immer Menschen, die das nicht erfüllen können, dann bleibt das so unbefriedigend wie jetzt.
    Eine Frage könntest Du Dir noch stellen: Biete ich selbst Nestwärme oder bin ich nur fordernd und kann deshalb nicht selber geben?


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Wenn Du in blöde Beziehungen verstrickt bist, dann löse diese Beziehungen. (...)
    Eine Frage könntest Du Dir noch stellen: Biete ich selbst Nestwärme oder bin ich nur fordernd und kann deshalb nicht selber geben? (...)


    Ich möchte hierzu etwas ergänzen, weil ich eine Person kenne, die in einer tiefen Lebenskrise steckt, und für die diese Anhaltspunkte noch nicht ausreichen würden.
    Diese Person ist fordernd, und kann selber nicht geben.
    Und sie ist in Beziehungen verstrickt, die sie selbst als unzureichend empfindet.


    Aber sie kann auch sich selbst nichts geben.
    Und sie lehnt im Moment jede Art von Nähe ab.
    Sie würde sich so etwas vielleicht sehr zu Herzen nehmen, und anfangen, sich selbst Vorwürfe zu machen, weil sie nicht geben kann, und vielleicht die letzten Beziehungen auflösen, die sie noch hat.


    Deshalb möchte ich etwas schreiben, als ob ich es für diese Person schreiben würde.


    Zum Loslassen gehört für mich vor allem, alle meine Forderungen an mich selbst loszulassen. Die Forderung, dass ich irgendwie sein soll. Gebend. Kompetent. Andere nicht im Stich lassend. Keine Belastung für andere. Mit einer Partnerschaft, die gut aussieht, oder sich gut anfühlt. Vielleicht ist gerade alles zu Ende, was bisher getragen hat.


    In diesem Moment kann es hilfreich sein, Menschen zu suchen, die so etwas schon erlebt haben, oder die schon viele andere in schweren Zeiten begleitet haben. Sie befragen. Was sie durchlebt haben, was sie gehört haben. Einfach ihre Geschichten hören, viele verschiedene Geschichten. Und das eigene Unglück ganz und gar ausbreiten, ohne um Rat oder Lösung zu suchen. Es loslassen, und die Illusion loslassen, dass man das Problem schon irgendwie lösen kann, oder dass man es lösen muss.


    Das kann eine Selbsthilfegruppe sein, eine Gemeinde, eine Beratungsstelle, ein Pastor - auch wenn man nicht zur Gemeinde gehört - , oder ein einzelner Mensch, dem man vertraut. Es kann auch ein Zenlehrer sein - wenn es ein wirklicher Lehrer ist. Ob es ein wirklicher Lehrer ist, merkst du schon selber. Zertifikate sind nicht wichtig. Wichtig ist, dass man sich selbst prüft, ob man diesem Menschen intuitiv Vertrauen entgegen bringt. Immer wieder, bei jedem Gespräch neu. Wenn nicht oder nicht mehr, kann man nach ein paar höflichen Worten aufstehen und gehen. Es bringt gar nichts, sich jemandem zu öffnen, nur weil man glaubt, das müsse so sein, oder weil er eine Funktion ausfüllt.


    Er sollte ganz ungezwungen die Freundlichkeit aufbringen können, die Du dir selbst gegenüber und anderen gegenüber im Moment vielleicht nicht aufbringen kannst. Das reicht.


    Mir hat in einer tiefen Krise so etwas sehr geholfen. Viele Geschichten von "Gescheiterten" zu hören, die hässlich aussahen, arm waren, alleine waren, und trotzdem ganz offenbar irgendwie Spaß hatten, gab mir die Zuversicht, dass ein Leben auch möglich ist, ohne all die Forderungen, die ich bis dahin an mich und mein Leben gestellt hatte.


    Vorher hatte ich einfach nicht gewusst, dass das geht.


    Das hört sich jetzt sehr dramatisch an, und war es auch. Vielleicht ist es bei dir gar nicht so dramatisch.


    Wenn es nur um die technische Seite ;) des Loslassens in der Praxis geht, kann ich mich nur Andreas anschließen.

  • Ich möchte euch noch mal allen für eure Antworten bzw. Anregungen auf meine Fragen danken!


    Das Ganze ist nicht spurlos an mir vorübergegangen und ich bin nicht mehr so "vergesslich", was die Achtsamkeit betrifft, lasse mich nicht mehr so extrem in meine Grübeleien und Ängste reinfallen. Mal sehen, wie es weitergeht.


    Heute saß ich schon ziemlich früh am Ufer eines Flusses und dabei habe ich mein ganz persönliches Bild fürs "Loslassen" gefunden.

  • Danke Jo-Jo für die verständigen Worte. Erfahrung ist der beste Lehrer :)


    _()_

  • Hallo Elke,


    Deinen Beitrag zu lesen hat mich sehr berührt und Dinge in mir zum Klingen gebracht. Vieles ist bereits gesagt worden und es freut mich, dass es Dir anscheinend hilft. :D Für mich persönlich ist ein Vortag von Rodrigo Gonzalez Zimmerling über Metta sehr hilfreich. Für mich war (und ist :roll: ) es ein sehr wichtiger Schritt, liebende Güte für mich selbst zu entwickeln. Von diesem Punkt aus, klappt für mich Vieles (auch das Meditieren) sehr viel besser. Vielleicht sind sie ja auch etwas für Dich.


    Liebe Grüße,
    chaya

  • Danke für deine Antwort und den Link Chaya!


    Ich habe daran gemerkt, wie streng bzw. hoch meine Maßstäbe sind, denn als Erstes dachte ich: "Warum ist Herr Zimmerling so beleibt?" Sorry. :| In meiner Vorstellung sind ernsthafte Buddhisten irgendwie alle schlank bis hager, natürlich Nichtraucher, Antialkoholiker und Vegetarierer. Das ist natürlich absurd, ich weiß, und vermutlich ein Trick meines Unbewussten, das sich vor Veränderungen schützen will. So nach dem Motto: "Wenn der es nicht mal schafft, beim Essen Maß zu halten, was ist dann dran?"

  • Elke:


    1. Ich habe daran gemerkt, wie streng bzw. hoch meine Maßstäbe sind, denn als Erstes dachte ich: "Warum ist Herr Zimmerling so beleibt?" Sorry. :|
    2. In meiner Vorstellung sind ernsthafte Buddhisten irgendwie alle schlank bis hager, natürlich Nichtraucher, Antialkoholiker und Vegetarierer.
    3. Das ist natürlich absurd...


    1. Weil er zu viel mampft und sich zu wenig bewegt ... :D
    2. Wenn sie gewisse Dinge loslassen, trifft das zu. Sollten sie auch.
    3. Wieso? Finde ich nicht unbedingt. Allerdings haftest Du an Vorstellungen und Wunschdenken an. ;)
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Elke:

    Wie lerne ich Loszulassen?


    ... durch Nichtanhaften.

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.