Liebe und Anhaften!

  • Hallo Community! Da ihr mir bei meinen letzten beiden Fragen sehr geholfen habt, möchte ich auch diesmal wieder was "loswerden" aber erstmal danke an euch, denn ich lese in diesem Forum sehr gerne und finde immer wieder spannende Themen.


    Ich habe immer wieder über Liebe nachgedacht und ich komme zum Entschluss das es zwei große Arten von Liebe gibt. Wobei die eine die andere nicht ausschließt.
    1. Liebe in Form von "Nächstenliebe" (Mitgefühl....)
    2. Liebe in einer Beziehung
    Wobei mich zweiter sehr beschäftigt. Ich sehe diese Art von Liebe mittlerweile mehr als Gier bzw. Begierde. Das Gefühl von Liebe (2. Liebe) kennt glaube ich jeder und die wenigsten können es beschreiben. Auch ich bin In einer solchen Situation, aber je mehr ich darüber mit mir selbst philosophiere desto mehr komme ich zum Entschluss das die Liebe einfach der Schrei der Seele nach einem Objekt (Mensch) ist, den man HABEN WILL! Einen Menschen der etwas besonderes ist, etwas was man "sein" nennen möchte und somit wäre die Hochzeit die offensichtliche Bestätigung das man das hat, was man haben will. Doch nicht jeder Mensch ist für jeden Menschen etwas besonderes, daher verliebt man sich ja nicht in jeden sondern nur in eine handvoll.


    Lässt man den Aspekt von Anhaftung weg, dann unterscheidet sich dich Liebe der ersten und zweiten Form doch gar nicht. Warum heiraten dann Menschen?


    Mir hilft das in meiner jetzigen Situation sehr, jedoch ist das ein sehr einsamer Weg. Ich schreibe hier, weil mich eure Meinungen sehr interessieren würden.


    LG aus Ö

  • Wir haben geheiratet um wenigstens ein ganz klein wenig bürgerliche Rechte zu haben.
    Was Du über Liebe 2. sagst kann ich nicht bestätigen. Ich habe nie gelernt jemanden zu lieben um ihn zu besitzen.
    Sexuelle Gier ist mir bis heute unverständlich.

  • Ich bin seit 27 Jahren verheiratet. Ich habe nie über Liebe philosophiert, weder vor noch nach der Hochzeit.
    Ich liebe. :)


    Dabei habe ich meine Frau nie als mein Eigentum betrachtet.
    Und was die Begierde angeht, hin und wieder bin ich spitz wie Nachbars Lumpi und kann sehr gut damit leben. :lol:

  • Wie man liebt, sagt sehr viel über einen selber aus. Da ist mMn nicht feststehend eine Liebe, die man gültig in so und so unterteilen kann. Das kann man nur für sich tun.
    Wie man liebt, ist ein gutes Studienobjekt über die eigenen Zustände: Ängste und Hoffnungen, Ziele im Leben... All sowas.
    Und diese ganzen Erkenntnisse, die man im Laufe der Zeit so sammelt, zB dass Menschen nicht zu "haben" sind und so, die türmen sich mit der Zeit zu so einem Gebäude auf, wodurch Weisheit oder Lebensklugheit entstehen kann. Alte Liebe ist oft zufriedener, nicht fordernd, gelassener.
    Ich hab gelernt, das Glück nicht im anderen zu suchen. Dadurch wurde Zusammensein erst wirklich möglich.
    Mein Mann ist mein Freund.
    Aber Heiraten hat mit diesen Dingen nichts zu tun, finde ich. Es ist nur eine Legimitation für das Außen. Wenn man alle Verwandten und Freunde zur Hochzeit einlädt, verstehen die erst richtig, dass man zusammen ist, selbst wenn man vorher schon jahrelang zusammenlebte. :lol:
    Und für so praktische Sachen ist das Verheiratetsein toll, zB dass man seine Interessen nicht allein erkämpfen muss, wenn man im Krankenhaus liegt, sondern einen juristisch legitimierten Fürsprecher hat.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Danke für eure Antworten, aber ich glaube ich muss da noch etwas klarstellen: Mit Gier|Begierde beziehe ich mich nicht auf sexuelles. Unter Gier verstehe ich alles: Gemeinsame Ausflüge, Urlaub zu zweit, Essen zu zweit, also einfach eine schöne Zeit zusammen verbringen, ist ja irgendwie eine Form von Gier und ich Begehre den Menschen mit dem ich die Zeit verbringen will. Irgendwie wird es für mich immer Komplizierter.

  • kofiX:

    ..... Unter Gier verstehe ich alles: Gemeinsame Ausflüge, Urlaub zu zweit, Essen zu zweit, also einfach eine schöne Zeit zusammen verbringen, ist ja irgendwie eine Form von Gier und ich Begehre den Menschen mit dem ich die Zeit verbringen will. Irgendwie wird es für mich immer Komplizierter.


    Ich liebe meine Gier. Manchmal gebe ich ihr nach, manchmal nicht. :D

  • kofiX:
    Hast du unangenehme Gefühle und Empfindungen bei all dem Zusammensein ?

  • @Jikjisa: In meiner Situation bezieht sich Liebe nicht auf Gegenseitigkeit. Es ist mehr eine "unglücklich verliebt sein Situation" und da kommen natürlich Fragen auf. In Situationen zu zweit fühle ich mich nicht schlecht und ich nehme es nicht als unangenehm war, im Gegenteil. Das Problem ist das ich dann gerne abschweife und ich mir mehr vorstellen als das was es im Moment ist, da denke ich dann an Urlaub, gemeinsame Wohnung, Heiraten und Kinder... Jedoch verursacht das auch Leid (da ich anhafte). Also versuche ich die Wurzel von all das zu finden. Worin unterscheidet sich die Liebe die ich für all die anderen Empfinde von der Liebe die ich für diese Person empfinde. Ich komme dann auf Gier, weil das was ich gerne "mit der Person haben will" ja eindeutig Gier ist. Denn nur ich will es, sie nicht. Würde das auf Gegenseitigkeit beruhen, wäre das ja ganz anders.

  • kofiX:

    ...Ich komme dann auf Gier, weil das was ich gerne "mit der Person haben will" ja eindeutig Gier ist. Denn nur ich will es, sie nicht. Würde das auf Gegenseitigkeit beruhen, wäre das ja ganz anders.


    Und nun? Was heißt das nun für dich? Hilft dir die Suche nach einer Ursache wirklich weiter?


    Was wäre dann die Ursache von Gier? Und dann die Ursache dieser Ursache...usw.


    Ich glaube, du bist doch schon ganz gut davor. Du erkennst dein unglücklich Verliebtsein. Das ist schon mal die halbe Miete.
    Und nun? Lehnst du dich in dieser Situation ab oder kannst du dich annehmen, so wie du bist?

  • kofiX:

    Ich komme dann auf Gier, weil das was ich gerne "mit der Person haben will" ja eindeutig Gier ist. Denn nur ich will es, sie nicht. Würde das auf Gegenseitigkeit beruhen, wäre das ja ganz anders.


    Da war mal meine Oma der hatte ich gesagt das ich Frauen nicht lieben kann und die dumme Kuh sagte nur: Na und glaubst ich hab dich jetzt weniger gern, das wusste ich schon länger als Du.
    Da war ein Mensch der einfach nur liebt. Meine Oma die wusste um meine Einsamkeit und was sagte DIE: Wenn Du den Menschen triffst den Du liebst und der dich liebt dann lässt Du alles stehn und liegen und gehst zu ihm und er zu Dir.
    Nach dreißig Jahren traf ich Arnold. Im Januar habe ich ihn das erste mal angefasst und im September haben wir geheiratet. Von Liebe wissen wir immer noch nichts, wozu auch. Zehn Jahre her.
    Nachtrag:
    Er hatte immer die Angewohnheit mir zu sagen das er mich liebt. Dann haben wir diesen Satz mal durchdacht und sind auf das Ergebnis gekommen das genau dieses Satz Liebe in Frage stellt. Ich liebe Dich hat was mit Gier zu tun. Er trennt das was zusammen ist. Ich liebe Dich. Ich liebe.

  • @ kofix: Mich würde die Tatsache nicht im selben Maße geliebt oder begehrt zu werden sehr schmerzen. Möglicherweise würde ich versuchen durch hoffnungsvolle Vorstellungen und Reflexionen zur Lehre diesen Schmerz zu lindern. Es heißt: getrennt sein von Geliebtem und Begehrten verursacht Dukkha.
    Natürlich gibt es oft so Win-Win Situationen ( oder Patt ) in denen sich Wohl,-und Wehgefühl ungefähr die Waage hält. Ich finde, wir versuchen so lange es irgend möglich ist das Wehgefühl zu kompensieren durch irgendeine Art Aktionismus. Das ist menschlich .

  • im laufe meines bisherigen leben, lernte ich den himmel der leidenschaft, mit all seinen engeln und blumen und wolken und düften und fliegen, kennen.
    ich kenne die hölle des liebeskummer, der kränkung und enttäuschung, so wie ein skorpion es bis ins erdinnere kennen kann.
    und


    ich kenne Liebe.
    von den drei ist die letzte das wunderbarste was ich erlebt habe.


    damit will ich nicht sagen das die jahre des himmlischen glücks nicht schön wahren, oh nein....sie waren eben himmlisch....
    die hölle war eine echte hölle aber ohne die hätte ich vermutlich nie erkannt das sie mein eigenes bauwerk ist, mit allen ausschmückungen....und ich lernte geduld, die bei mir sicher genetisch nicht angelegt ist :D


    Liebe und Anhaften schliessen sich aus.


    _()_
    .

  • Hallo kofiX,


    alles kommt davon, dass Du zwar Mademoiselle Subha Nikita begegnet bist, ihr aber nicht gewachsen bist.


    Du bist einem anziehenden Objekt begegnet.


    Dadurch ist die in Dir hinsichtlich dieses Objektes noch unaufgestiegene Sinnenlust zum Aufsteigen gekommen. Die nunmehr aufgestiegene Sinnelust gelangte weiterhin (weil Du es hast geschehen lassen) zu Wachstum und Entwicklung.


    Und warum? Weil Du über das anziehende Objekt unweise, unmethodisch, nicht gründlich, oberflächlich, abwegig, verkehrt nachgedacht hast. Solcherlei Denken hält Vergängliches für ewig, Leidhaftes für glücksbringend, Unreines für rein, schön und anziehend sowie Anatta (Nicht-Selbst) für Atta. Die Ergebnisse dieses Denkens widersprechen der Wahrheit. Und in der Unwahrheit gibt es kein richtiges Leben.


    Jetzt musst Du aber nicht panisch werden. Finde dich damit ab, dass Du es ohnehin nicht von heute auf morgen wirst ändern wollen.


    Übrigens bist Du in gleicher Weise vergänglich, leidbringend, unrein, hässlich und unatraktiv (siehe oben) wie die, die Du haben willst. Sie will dich aber immerhin nicht. In gewisser Weise ist sie dir Voraus.


    Kongjiazhong

  • Zorița Câmpeanu:

    Liebe und Anhaften schliessen sich aus.


    Mal abgesehen davon, dass der Begriff der Liebe sehr schwammig ist, ist es ziemlich misanthropisch, apodiktisch die Liebesunfähigkeit der gegenwärtig sieben Milliarden Menschen festzustellen (es kommen auch noch die Milliarden Verstorbene hinzu plus die noch nicht Geborenen, die aber wahrscheinlich geboren werden).


    Weder Caritas, noch Agape oder Eros (hier könnten auch Pali/Sanskritbegriffe genannt werden) sind in der menschlichen Sphäre auf die Abwesenheit von „Anhaftung“ angewiesen. Freilich, mit der Anhaftung sollte man es auch nicht übertreiben. Dass man auch an der Nichtanhaftung anhaften kann, ist ein weiser Gedanke.


    Liebe oder Anhaftung. Gegen diesen Dualismus hilft - wie eigentlich immer - eine Prise Dialektik.


    Kongjiazhong

  • kongjiazhong:

    Dass man auch an der Nichtanhaftung anhaften kann, ist ein weiser Gedanke.


    Was ein Weiser natürlich als Torheit durchschaut.
    An Nichtanhaftung kann man nämlich nicht anhaften weil, dann wäre es ja keine Nichtanhaftung.

  • accinca:
    kongjiazhong:

    Dass man auch an der Nichtanhaftung anhaften kann, ist ein weiser Gedanke.


    Was ein Weiser natürlich als Torheit durchschaut.
    An Nichtanhaftung kann man nämlich nicht anhaften weil, dann wäre es ja keine Nichtanhaftung.


    Wer nicht ständig ununterbrochen auf seinen Atem achtet, ihn aber ab und an von der Seite her beäugt handelt weise. Er lernt dadurch nämlich, dass er meditierend nicht erstickt, wenn er aufhört an den Atem zu denken.


    "Ein Schüler sich bei seinem Meister beklagend: Warum muss ich immer diese öde Atemübung machen, nur meinen Atem beobachten?
    Der Meister drückt ihm den Kopf unter Wasser bis dieser prustend und spukend er ihn wieder aus der Umklammerung befreit.
    Der Meister: Findest Du das Atmen immer noch öde?" (frei nach unbekannt)


    prust, prust, prust... Meditation Stille

    5 Mal editiert, zuletzt von gbg ()


  • du kannst noch so viele theorien aufstellen, analysen über liebe schreiben, ich weiss wovon ich spreche denn ich schreibe von dem was ich erlebt habe.
    weisst du es auch?


    _()_
    .

  • accinca:
    kongjiazhong:

    Dass man auch an der Nichtanhaftung anhaften kann, ist ein weiser Gedanke.

    Was ein Weiser natürlich als Torheit durchschaut.


    Natürlich!


    Dialog eines anhaftungslosen Liebespärchen (frei nach Stefan George)


    Sie:
    Du schlank und rein wie eine anhaftungslose flamme

    Du mein anhaftungsloser wunsch und mein gedanke
    Du bist anhaftungslos wie der morgen zart und licht

    Begleitest mich anhaftungslos auf sonnigen matten

    Ich atme dich anhaftungslos mit jeder luft

    Ich schlürfe dich anhaftungslos mit jedem tranke

    Ich küsse dich mit jedem anhaftungslosen duft


    Er:
    Ich auch

  • Zorița Câmpeanu:

    die hölle war eine echte hölle aber ohne die hätte ich vermutlich nie erkannt das sie mein eigenes bauwerk ist.


    Es ist jedenfalls beruhigend, dass es das, was alle Religionen lehren, tatsächlich gibt: Die Hölle. (Oder Dukkha.)


    INRI. Durch das Feuer wird die Natur wiederhergestellt.


    Zorița Câmpeanu:

    du kannst noch so viele theorien aufstellen, analysen über liebe schreiben, ich weiss wovon ich spreche denn ich schreibe von dem was ich erlebt habe. weisst du es auch?


    Ordinärer (weil´s fast jeden einmal trifft, dümmere Leute sogar mehrmals treffen kann) Liebeskummer ist eine Manifestation, besser gesagt ein Erlebnis von Dukkha. Das ist mir geläufig.


    So viele Theorien und Analysen waren es doch gar nicht. Aus Anschauung, Beobachtung, Betrachtung von mir und anderen und aus Überlegung komme ich dazu, dir zu widersprechen. Auf persönliche "Erlebnisse" würde ich persönlich nicht all zu viel geben. Sie sind aber auch nicht gänzlich wertlos. Ähnliches gilt für Theorien.


    Kongjiazhong

  • kongjiazhong:

    Aus Anschauung, Beobachtung, Betrachtung von mir und anderen und aus Überlegung komme ich dazu, dir zu widersprechen.


    das kannst du gerne, mir tuts nichts....

    kongjiazhong:

    Auf persönliche "Erlebnisse" würde ich persönlich nicht all zu viel geben.


    lebst du das leben der anderen oder warum gibst du nicht so viel auf die nicht ganz nuzlosen persönlichen erfahrungen?
    ich bin kein opfer von "begriffen" "und "gebrauchsanweisungen" die andere aus ihren beobachtung oder und ihren erfahrung zum bessten geben. ich vertraue meinen erfahrungen ...
    entschuldige wenns doch zu direkt war :)


    liebe grüße


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    .

  • Zitat

    Ich war einst mal bei Sinnen, doch Deine Liebe hat mich verrückt gemacht.


    Da kann was nicht stimmen. :) Ist wieder der andere schuld.
    Die Anlage zum Sich-verrückt-machen-lassen muss mindestens schon gegeben gewesen sein...


    Dieser Satz macht eigentlich, als Spitze des Eisbergs, deutlich, wie Wahn und anhaftende Liebe zusammenhängen. Viele Erscheinungen der Verliebtheit/Liebe sind auch im Symptomkatalog der verschiedensten schweren psychischen Störungen zu finden. :) So leid es mir tut.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Ellviral:
    Zorița Câmpeanu:


    Liebe und Anhaften schliessen sich aus.


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    Liebe ist reine Anhaftung.


    Man betrachte einmal die Liebe einer Mutter zum Kind. Eine Mutter würde den Verlust des Lebens anderer willigend in Kauf nehmen, wenn es den eigenen Nachwuchs dadurch retten könnte. Auch das Stillen mit der Brust erfüllt eine Mutter mit einem Gefühl sexueller Befriedigung.


    Oder umgekehrt die Liebe eines Kindes zur Mutter. Es ist die größte Beleidigung, wenn einer die Mutter eines anderen beleidigt, so sehr, dass es zur gesellschaftlichen Satire geworden ist.


    Von dem sich Verzehren und nicht zurückhalten können von Körperflüssigkeiten zweier Liebender ganz zu schweigen.


    _/|\_

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Stillen = sexuelle Befriedigung?


    Die einen sagen so, die anderen sagen so.


    Um ehrlich zu sein sagen die meisten eher, dass es ein absolut unsexuelles Gefühl ist!